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1. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 24

1901 - Langensalza : Beyer
2 4 Erster Teil. Die deutschen Landschaften. b) schriftliche: dieselben wie bei I. Schliefse mit wenigen Strichen die vorige Landschaft an und setze die Eisenbahnlinien in Verbindung! Anhang: Kulturbild. Die Flachsgewinnung und die Leinenindustrie. Die Gewinnung des Flachses aus der Leinpflanze war schon den alten Ägyptern bekannt, welche die daraus verfertigten Gewebe ihrer angenehmen Kühle wegen gern trugen. Noch heute findet man in den Mumiengräbern ungeheure Mengen von Leinwand, die von den Papierfabrikanten gerne gekauft wird. Auch in Palästina stand der Flachsbau schon vor der Einwanderung der Israeliten in hoher Blüte. In unserm Vaterlande betrachtete man im Mittelalter das Spinnen und Weben als eine lohnende Beschäftigung, der sich auch Fürstentöchter widmeten. Von der hohen Blüte, in welcher die Weberei in Deutschland stand, zeugt die Geschichte der Familie Fugger. Der Flachs ist unsere bedeutendste einheimische Gespinst- pflanze; wo sich darum sein Anbau lohnt, wird er auch von vielen Landwirten aufs eifrigste betrieben. Die Saat des Frühflachses fällt in die Zeit von Ende März bis Anfang April. Der Spätflachs wird erst Ende Mai ausgestreut. Zu seiner Entwicklung bedarf er etwa einer Zeit von 100 Tagen; dann wird er ausgerauft und vor dem Einfahren getrocknet. Mittels eiserner Kämme streift man die Samen- kapseln ab, deren Inhalt zur Leinölgewinnung dient. Hierauf wird der Flachs geröstet, indem man ihn solange dem Tau, dem Wasser oder heifsem Dampfe aussetzt, bis die dadurch eintretende Gärung die leimartigen Bestandteile des Bastes zerstört hat. Die Feuchtig- keit, welche die Pflanzen durch das Rösten eingesogen haben, wird durch Erwärmung in geheizten Räumen wieder verflüchtigt. Um die Fasern blofszulegen, wird die holzige Umhüllung durch Brech- maschinen in kleine Stücke gebrochen, die man »Seheben« nennt. Diese Scheben zu entfernen, ist Sache der Schwingmaschinen, die den Flachs gegen scharfkantige Bretter schlagen. Um auch die etwa noch zurückgebliebenen kleinen Holzsplitter von den Fasern zu trennen und diese selbst in parallele Lage zu bringen, zieht man den Flachs über Bretter, die kammartig mit spitzen Nägeln beschlagen sind. Hierauf werden die Fasern nach ihrer Länge sortiert, und die Vor- arbeiten zum Spinnen sind beendet. Das Spinnen beginnt mit dem Hechelprozefs. Ein Flachs- büschel wird gleichmäfsig auf ein horizontales Zuführtuch gebracht

2. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 25

1901 - Langensalza : Beyer
Ii. Das hessische und das Weser-Bergland. 25 und gewalzt. Hechelstäbe ergreifen es dann und führen es einem zweiten Walzenpaare zu, während gleichzeitig eine sinnreiche Vor- richtung zur Wirkung kommt, die das von den Stäben ausgehechelte Werg abnimmt. Der Flachs verläfst dieses Walzenpaar als ein schmales Band und fällt durch einen Trichter in eine blecherne Kanne. Solcher Bänder werden nun mehrere zusammengefafst ünd auf der Streckmaschine gleichmäfsiger und schöner geordnet, worauf sie mittels Spindeln, die durch ein Räderwerk in Bewegung gesetzt werden, gedreht und auf Spulen aufgewickelt werden. Gröbere Garne werden trocken gesponnen. Zur Bereitung von feineren Sorten leitet man die Bänder vor dem Spinnen durch heifses Wasser, wodurch der Klebstoff der Faser gelöst wird. Auf der Feinspinnmaschine erhalten die Garne durch stärkeres Ziehen und Drehen die gewünschte Feinheit. Um eine recht glatte Ware zu erhalten und hervorstehende Härchen zu entfernen, wird der Faden durch eine nicht rufsende Gasflamme gezogen und zwar mit einer solchen Schnelligkeit, dafs ein Anbrennen dabei unmöglich wird. Der so zubereitete Faden kann nun auf dem Webstuhl verarbeitet werden. Bei einem Gewebe unterscheidet man Längsfäden oder Ketten und Querfäden oder den Schufs. Jene werden, nach bestimmten Regeln geordnet, parallel auf den Webstuhl gespannt, wohingegen diese im »Schützen« auf einer Spule aufgewickelt werden. Beim Weben hebt sich ein Teil der Kettfäden, während der andere Teil sich senkt. Durch den Zwischenraum jagt nun der Schütze, wobei sich die Schufsfäden nach Bedürfnis abwickeln. In ähnlicher Weise folgt das Rückschlagen des Schützens. Der mechanische Web- stuhl (Kraftstuhl) arbeitet bedeutend schneller als der Handwebstuhl; dafür erfordern die Garne aber auch eine viel sorgfältigere Vor- bereitung, da sie bedeutend stärkere Angriffe auszuhalten haben. Die so erhaltenen Gewebe sind keineswegs marktfähig, da ihr silbergraues Aussehen ihren Handelswert sehr beeinflufst; sie müssen daher vor ihrem Verkaufe erst gebleicht werden. Der Vor- gang des Bleichens ist jedoch durchaus nicht so einfach, wie man annehmen sollte. Er gehört vielmehr zu den langwierigsten Arbeiten. Nachdem man durch Klopfen oder Stampfen die mechanisch beige- mengten Schmutzteilchen entfernt hat, weicht man die Gewebe in Sodalösung und spült sie in fliefsendem Wasser tüchtig aus. Vor der Anwendung der Rasenbleiche behandelt man die Gewebe mit kochender Lauge aus Alkalien. Auch die künstliche Bleiche, z. B. die Chlorbleiche, gelangt vielfach zur Anwendung. Nach dem Bleichen kommen die Gewebe unter die „Seifenhobel", gekerbte, aufeinander passende Bretter, zwischen denen sie solange mit grüner Kaliseife behandelt werden, bis auch die letzten Flecken verschwunden sind. Alsdann setzt man sie einem Säurebad aus, wäscht sie in Seifen- lösung und spült sie in fliefsendem Wasser rein aus. Um sie wieder trocken zu machen, entfernt man durch Wringmaschinen den

3. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 27

1901 - Langensalza : Beyer
Iii. Die oberrheinische Tiefebene. 27 Niederschläge und ausreichende Bewässerung nicht mangeln, sehr reiche Ernten an wertvollen Kulturgewächsen: Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Hülsenfrüchte und Kartoffeln gedeihen überall, Hopfen und Tabak in der Pfalz und Unter-Elsafs, Hanf bei Hanau, Obst und Wein in reicher Fülle, besonders an den nach 0. und S. gelegenen Abhängen (Grund!). Ganz besonders stark wird die Landwirtschaft in der Pfalz betrieben. b) Mit einer in solch reichem Mafse blühenden Landwirtschaft geht naturgemäis eine gleich hoch entwickelte Viehzucht Hand in Hand, die nicht nur auf die Ebene beschränkt ist, sondern ganz be- sonders auch die wellenförmigen Höhen der Vogesen und des Schwarz- waldes mit ihren Vorlagerungen in ihren Bereich zieht, Gegenden, die durch die verwitterten Granit- und Gneismassen eine hohe Boden- fruchtbarkeit aufweisen. Ganz besonders stark ist die Rind Vieh- zucht vertreten, die in ihrem Betriebe an die Alpen Wirtschaft erinnert und am lebhaftesten in den Bezirken Karlsruhe, Strafsburg und Mainz hervortritt. Auch an Pferden hat die Landschaft einen großen Bestand. c) An nutzbaren Mineralen ist die Gegend aber recht arm. Nur im Pfälzer Berglande finden sich Eisen und Kohlen. Ferner sind erwähnenswert der Syenit und Buntsandstein des Oden- waldes, der Porphyr am Donnersberge und der Basalt des Kaiser- stuhles. 4. Erwerbsverhältnisse. a) Infolge des vorwiegend landwirtschaftlichen Charakters sind die Gewerbe, die sich auf die Bodenschätze stützen, sehr mannig- faltig und bedeutungsvoll. In der Ebene hat die Weinbereitung (Obst- und Schaumweine) allgemeine Verbreitung gefunden. Mainz allein zählt über 200 Fabriken dieser Art. In den Städten Pirmasens, Worms, Mainz und Offenbach blüht die Lederverarbeitung, in Strafsburg das Tabakgewerbe und in Speyer die Papier Ver- fertigung. Eigenartig sind zum Teil die Industrien des Schwarz- waldes, die fast alle in dem Holzreichtum ihre Grundlage haben. An erster Stelle steht die weltberühmte Uhrenindustrie (siehe Kultur- bild), die von der hohen Kunstsinnigkeit der Bevölkerung ein beredtes Zeugnis ablegt. Nahe verwandt mit ihr ist die Spieluhren- und Musikwerkfabrikation (Orchestrions). Hier und da erblickt man eine Terpentinschwelerei oder eine Pechhütte, während die Holzsägewerke, welche die ungeheure Wasserkraft der reifsenden Gebirgswasser ausnutzen, sehr zahlreich vertreten sind. Hoch entwickelt sind endlich die Holzdrehereien, sowie auch die Betriebe, in denen Holz schuhe und andere Holzwaren herge- stellt werden. b) In der Metallindustrie sind nur die Städte Frankfurt, Karls- ruhe, Mannheim, Strafsburg, Speyer, Zweibrücken und Kaiserslautern

4. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 29

1901 - Langensalza : Beyer
Iii. Die oberrheinische Tiefebene. 2 9 allein ihrer Zugehörigkeit zum deutschen Vaterlande, ihrer alten Heimat, zu verdanken haben! 5. Güteraustausch. Wegen der großen Ungleichartigkeit der Erwerbsverhältnisse findet ein ungemein reger Austausch der Erzeug- nisse zwischen den einzelnen Gebietsteilen statt, sodafs der Binnen- handel bedeutend ist. Das gleiche gilt von dem Aufsenhandel, der für die heimische Industrie an Rohprodukten Baumwolle aus Ägypten, Ostindien und den Vereinigten Staaten, Farbstoffe über Frankreich, sowie Kolonialwaren über Holland und Frankreich einführt. Aufserdem kommen zur Einfuhr: Eisen und andere Me- talle, Steinkohlen, Häute und Salz. Die Ausfuhr erstreckt sich auf alle Industrieerzeugnisse, nament- lich aber auf Baum wollen waren, die nach allen europäischen und aufsereuropäischen Staaten gehen, dann auf Schwarzwälder Uhren, Bijouteriewaren, chemische Erzeugnisse, Lederwaren, Gerste, Hopfen, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Obst, Wein, Tabak, Hanf und Holz. Als wichtigste Handelsstädte sind zu nennen: Frankfurt, Mannheim und Strafsburg. 6. Verkehrsmittel. Dem Handel und Verkehr dienen gute Wasserstrafsen. Zunächst ist hier der Rhein mit seinen schiff- baren Gewässern Main und Neckar zu nennen. An wichtigen Kanälen, für deren Herstellung Frankreich große Opfer nicht ge- scheut hat, merken wir: 1. den Rhein-Rhone-Kanal, der Iii und Doubs verbindet und 2. den Rhein-Marne-Kanal. Aufserdem kommt noch der Iii-Kanal und der von Sulzbad bis Stralsburg führende Breuschkanal in Betracht. Das Strafsen- netz ist ausgedehnt und gut. An wichtigen Eisenbahnstrecken sind nur zwei Hauptlinien zu nennen: 1. Basel — Mülhausen — Kolmar — Schlettstadt — Strafsburg und von Strafsburg Í Speyer-Ludwigshafen - Worms - Mainz. ^ Neustadt — Kreuznach — Bingen. 2. Basel — Freiburg — Rastatt — Karlsruhe — Heidelberg — Mannheim — Darmstadt — Frankfurt. Zu merken sind ferner: 3. Strafsburg — Trier, 4. „ — Metz, 5. Strafsburg j 6. Karlsruhe > — Stuttgart, 7. Mannheim J 8. Mainz j ^ M' J - Aschaffenburg _ Würzburg.

5. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 31

1901 - Langensalza : Beyer
Iii. Die oberrheinische Tiefebene. 31 liehen Höhe von etwa 400 m. Manchen schönen Wasserfall bildend, eilen muntere Bäche und Flüsse den Strömen zu. Üppige Feldfluren wechseln mit Obst- und Weingeländen, zahlreiche Dörfer und kleine Städte einschliefsend. Überall treten altersgraue, Sagenreiche Burgen und Schlofstrümmer dem Wanderer entgegen. Das Gebirge hat nicht nur einen ausgedehnten Bestand an Nadelholz, sondern besitzt auch manchen herrlichen Laubwald. Die Hügelkette des Schwarzwaldes wird in drei Gruppen eingeteilt: Das Rheinthal begrenzen die Vor- berge, die mit Laubwald bestanden sind und in Obstgärten und Rebenhainen prangen. Edle Kastanien und Wallnüsse gedeihen hier in vorzüglicher Güte. Hinter diesen Vorbergen zieht sich die Mittel- region hin, deren Hauptzier in prächtigen Tannenforsten besteht. In den Thälern wachsen Ahorn, Buche, Esche und Birke, und die Wiesen sind mit dem üppigsten Graswuchse bedeckt. In der höchsten Region findet man nur noch etwas Hafer und Dinkel. Das Holz bildet den Hauptschatz, den der Schwarzwälder besitzt. Die marktfähigen Tannenstämme, die ein vortreffliches Material für den Häuser- und Schifibau gewähren, werden von den Holzarbeitern gefällt und zum Teil durch die Bäche dem Rheine zu- geflöfst. Hier werden sie meist zu großen Flöfsen vereinigt, die dann den verschiedenen deutschen Rheinhäfen, oder aber dem holzarmen Holland zutreiben. Der gröfsere Teil wird im Lande selbst ver- arbeitet. Große Sägemühlen, die sich die ungeheure Wasserkraft der Bäche und Flüsse zu nutze machen, schneiden die Stämme zu Brettern und Balken, die den vielen Dörfern und Städten als Bauholz zugehen. Sehr entwickelt ist das H olz-Kleingewerbe, dessen wichtigste Erzeugnisse in Kübeln, Küchengeräten, Schachteln, Bürsten und pracht- voll geschnitzten Figuren bestehen. Weltbekannt ist die seit dem 17. Jahrhundert dort heimische Uhrenindustrie. Die ersten Uhren, die man verfertigte, waren die höchst unvollkommenen Waaguhren. Erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich dieses Gewerbe zu einer wahren Volksindustrie, als man begann, statt der Waag- uhren die besseren Pendeluhren zu verfertigen. Auch sie wurden später dadurch vervollkommnet, dafs man die hölzernen Räder durch messingene mit eisernen Betriebswellen ersetzte; zudem stattete man sie von aufsen geschmackvoller aus und baute sie in allen Gröfsen. Die Blütezeit der Uhrenfabrikation fällt in die Jahre von 1810 bis 1830. Eine gewaltige Förderung brachte die vom Staate gegründete Uhrmacherschule zu Furtwangen, die namentlich zu einer voll- kommeneren Bauart antrieb. Zahlreich sind die Arten von Uhren, die im Schwarzwalde erzeugt werden : Wand-, Stand-, Gewicht- und Federuhren, kunstvoll gearbeitete Stutzuhren ünd Regulatoren, die sich durch ihre pünktliche Genauigkeit besonders auszeichnen. Aus den kleinen Bergdörfern gehen Kisten auf Kisten mit Uhren gefüllt in alle Lande. In diesem Orte werden Zifferblätter in allen Gröfsen geschnitzt, dann lackiert und zum Schlufs bemalt, in jenem werden

6. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 33

1901 - Langensalza : Beyer
Iii. Die oberrheinische Tiefebene. 33 „Korbweide". Durch ihren Anbau wird von manchem, anderweitig nicht nutzbaren Stück Land oft ein annehmlicher Gewinn gezogen. Die Ruten werden im April oder Mai abgeschnitten und entweder samt der Schale zu groben Sachen verarbeitet, oder zu weifsen Waren in frischem Zustande geschält. Zu diesem Zwecke werden sie durch eine Art Zange gezogen, wobei die Rinde platzt, die dann mit den Fingern leicht entfernt werden kann. Die geschälten Ruten werden nun so schnell wie möglich an Luft und Sonne getrocknet, da sie, feucht aufbewahrt, nur zu leicht der Gefahr unterliegen, ihre Zähig- keit und weifse Farbe einzubüfsen. Vor der Bearbeitung werden sie wieder eingeweicht und, falls sie zu feineren Waren dienen sollen, noch einer ganzen Reihe von Veränderungen unterworfen. Zunächst werden sie in Streifen oder sogenannte Schienen gespalten, wobei man sich des Reifsers bedient, eines kegelförmigen Werkzeugs aus hartem Holz oder Metall, das auf seiner oberen Seite drei oder vier radiale Schneiden besitzt. Nachdem man am dickeren Ende der Rute tiefe Kerben eingeschnitten hat, setzt man den Reifser ein und schiebt ihn der ganzen Länge nach die Rute hindurch, die somit in drei oder vier dreiseitige Schienen zerfällt. Dann beginnt die Arbeit des Hobels, der aus zwei Stahlplatten besteht, die durch Schrauben näher oder entfernter gestellt werden können, und von denen die eine die Zuspitzung eines Hobeleisens hat. Zwischen die Platten dieses kleinen, nur etwa 7 cm hohen Werkzeuges steckt man die einzelnen Schienen und zieht sie rasch hindurch. Sie verlieren dabei die eine Kante, welche aus der Mitte der Rute stammt und teil- weise aus Mark besteht. Durch wiederholtes Hindurchziehen lassen sich die Schienen noch beliebig verflachen, die darauf durch ein anderes Instrument, den Schmaler, eine Bearbeitung von den Seiten erfahren. Dieser besteht aus zwei nebeneinander aufrecht stehenden Schneidemessern oder gar aus mehreren solcher Klingen, welche die Schienen beim Durchziehen in ihrer ganzen Länge auf gleiche Breite bringen und gleichzeitig die Seitenränder glatt und gerade machen. Die feinere Korbflechterei hat in Deutschland ihren Haupt- sitz in Oberfranken, wo sie seit langer Zeit betrieben wird. Nament- lich erfreut sich das kleine Gebirgsdorf Michelau eines besonderen Rufes, der die Bedeutung von Lichtenfels und Koburg weit in den Schatten stellt. Ungefähr für 5 Millionen Mark Korbwaren werden jährlich von hier aus dem Weltmarkte zugeführt. Selbst Frankreich steht weit darin zurück und bezieht beträchtliche Mengen der feinsten Phantasieartikel aus jener Gegend, jährlich etwa für 1 Million Mark. Auch nach England, Spanien, Amerika, kurz, in die ganze Welt gehen die fränkischen Flechtereien. In neuerer Zeit hat in Michelau auch die sogenannte Rohrbrennerei Bedeutung erlangt, die Herstellung von Phantasiewaren aus spanischem Rohr, das Grundscheidj Handels- u, Verkehrsgeographie. 3

7. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 35

1901 - Langensalza : Beyer
Iv. Das schwäbisch-fränkische Stufenland. 35 Iv. Das schwäbisch-fränkische Stufenland. l. Lage und Grenzen. Das schwäbisch - fränkische Stufenland liegt im S.-W. Deutschlands und gehört fast ganz dem Stromgebiet des Rheines an. Es grenzt im S. und O. an den schwäbisch- fränkischen Jura und an das Fichtelgebirge, im N. an den Franken- wald, die Röhn und den Spessart, im W. an den Oden- und an den Schwarzwald. Mit welcher geometrischen Figur läfst sich das Gebiet seiner Gestalt nach vergleichen? Nenne die angrenzenden Land- schaften ! 2- Physische Grundlage. Äufsere dich über Lage, Richtung und Ausdehnung der Randgebirge! Lies das für uns Wichtige von der Höhenschichtenkarte ab ! Schliefse aus dem Lauf der Gewässer auf die Abdachung! Wo liegen große Ebenen? Welche Gewässer sind schiffbar? Die Landschaft gehört ganz und gar der Trias an. Sprich über diese Formation! Zu welcher Bildung gehören die s. und s.-ö. Randgebirge? Was weifst du von ihr? Schliefse auf das Klima ! 3. Schätze auf und in der Erde. a) Die Kulturverhältnisse der Landschaft finden in Bodenart und Klima die günstigsten Vorbedingungen. Der Buntsandstein, der die obere Schicht der meisten Randgebirge bildet, bietet bei seiner schnellen Verwitterung einen sehr geeigneten Waldboden, sodafs sich darauf eine ausgedehnte und bedeutende Forstwirtschaft stützt; nur die hohe Rhön und der ganze Jurazug sind ausgeschlossen. (Grund!) In den milden Lagen herrscht der Laub-, in den rauhen der Nadelwald vor. Für den Ackerbau kommen die Muschelkalk- gebiete weit weniger als die den gröfsten Teil des Gebietes ein- nehmenden Keupergegenden in Betracht, die durch ihren Kalkgehalt leicht erwärmbar sind und eine ungemein reiche Verwitterungskrume (Löfs) besitzen. So entfaltet sich denn hier, da auch das Klima meist recht günstig ist (g° C.), ein üppiger Pflanzenwuchs: Getreide und Gemüse aller Art, Obst und Wein (Neckar und Untermain), Hopfen, Tabak und etwas Flachs in den milderen Gegenden der Rhön. b) Die Viehzucht ist unbedeutend; nur im Neckargebiete tritt eine starke Rindviehzucht hervor, die sich auf ausgedehnte, er- tragsreiche Wiesen und Felder stützt. c) Während die Kohle gar nicht vorkommt, finden sich Eisen- erze in geringer Menge am Nordrande des schwäbischen Jura, sowie im Frankenwalde vor. Große Salz lager enthält der Muschelkalk bei Hall, Heilbronn und Jagstfeid, deren Ausbeute mit denjenigen anderer, weniger wichtigen Orte zusammen ein Drittel der gesamten Gewinnung Deutschlands beträgt. Der Buntsandstein des Spessart 3 *

8. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 36

1901 - Langensalza : Beyer
36 Erster Teil. Die deutschen Landschaften. und der Keupersandstein des inneren Gebietes liefern den großen und kleinen Städten ein wertvolles Baumaterial. Reiche Thonlager befinden sich im Spessart; auch der feine Thonschiefer des Frankenwaldes, sowie das kalkhaltige Schiefergestein im mittleren Jura (Solnhofen und Eichstädt) und der Granit des Fichtelgebirges sind von Bedeutung. 7. Erwerbsverhältnisse. Die Entwicklung einer grofsartigen Gewerbthätigkeit, die durch das gänzliche Fehlen der Steinkohle (Grund!) sehr stark beeinträchtigt wurde, fand eine mächtige Förderung in den günstigen Verkehrsverhältnissen. Drei Bezirke treten darum besonders hervor, in denen weniger einheimische Rohstoffe, als viel- mehr fremde eine grofsgewerbliche Verarbeitung finden; es sind: a) der Neckaikreis mit seinen industriereichen Städten Stuttgart, Heilbronn, Eislingen, Cannstadt, Ludwigsburg, Reutlingen und Ge- münd, in denen vornehmlich Maschinen und M e tall war en, Woll- und Baumwollgewebe, Papier- und Lederwaren ver- fertigt werden, b) das obere Maingebiet mit Bamberg, Bayreuth, Kulmbach und Hof für Woll- und Baumwollgewebe, Michelau und Lichten- fels für Korbwaren, c) das Gebiet der unteren Rednitz mit Nürnberg, Fürth und Erlangen, das sich infolge seiner günstigen Lage von jeher als Mittel- und Kreuzungspunkt der Handelsstrafsen erwies. Metall- schlägereien nebst Herstellung von mathematisch-physikalischen Instrumenten und M e ssing waren, Spielwaren (Nürnberger Tand) und die Bereitung von Bleistiften (Fabrik von Faber in dem Dörfchen Stein) und Farbwaren, sowie endlich eine aus- gedehnte Möbelfabrikation sind hier zuhause. Aber auch auf die einheimischen Rohstoffe gründen sich wichtige Gewerbe. In den Thälern des Frankenwaldes liegen Getreide-, Säge- und Papiermühlen, während in seinen zahlreichen Schiefer- brüchen, z. B. bei Sonneberg, Gräfenberg und Lehesten, eine Massen- verfertigung von Schiefertafeln sich entwickelt hat. Auch die Solnhofener Steinbrüche, die Platten zu Fu fsböden, Tafeln für den Dachdecker und ausgezeichnete, in der ganzen Welt in gleicher Reinheit nicht wieder anzutreffende Platten für den Steindruck liefern, sowie die Granitindustrie des Fichtelgebirges, die hier an die Stelle des erloschenen Erzbergbauses getreten ist, sind von grofser Bedeutung. Für die Bierbereitung sind Nürnberg, Erlangen und Kulmbach weithin bekannt. 5. Güteraustausch. Welcher Grund spricht für den grofsartigen Umfang des Binnenhandels? Aber auch mit den urnliegenden Land- schaften und fremden Ländern steht das Gebiet in lebhaftem Aus- tausche. Der Einfuhr unterliegen besonders: Steinkohlen, Rohbaum- wolle, Metalle (besonders Eisen; und Kolonialwaren. Zur Ausfuhr

9. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 37

1901 - Langensalza : Beyer
Iv. Das schwäbisch-fränkische Stufenland. 37 gelangen in erster Linie Salz, Bier, Holz, Hopfen, Obst und Wein, dann aber auch die heimischen Industrieerzeugnisse (nennen!). Die bedeutendsten Handelsstädte sind: Nürnberg für Hopfen und Spielwaren, Stuttgart, Heil- bronn und Bamberg für'obst und Gemüse und Würz- burg. Handelskammern: Bayreuth, Heidenheim, Heilbronn, Nürnberg, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Stuttgart und Würzburg. 6. Verkehrsmittel. Wie schon oben hervorgehoben wurde, sind die Verkehrsmittel überaus günstige. Durch die beiden schiffbaren Wasserstrafsen von Neckar und Main und den die Rednitz entlang laufenden Ludwigskanal werden die großen Gewerbe- bezirke in den Rheinverkehr gezogen; zudem dienen genannte Ge- wässer, besonders der Main mit seinen mannigfaltigen Windungen, dem Lokalverkehr. Das sehr verzweigte Eisenbahnnetz, das als wichtigste Knoten- punkte Nürnberg und Stuttgart aufweist, setzt alle wichtigen Bezirke in Verbindung. Namentlich sind zu merken: 1. Nürnberg — Donauwörth — Augsburg, 2. ,, — Regensburg, 3. „ - Bayreuth _ Hof — { 4. „ — Fürth — Erlangen — Bamberg — Mainbahn, ^ Heilbronn, 5. „ — Ansbach — Hall { Ludwigsburg, [ Stuttgart, 6. „ — Würzburg, 7. Stuttgart — Ulm, 8. ,, — Tübingen — Schwarzwaldbahn, 9. „ — Karlsruhe und 10. „ — Mannheim. Aufgaben. a) mündliche: 1. Was folgerst du aus der Porosität, der leichten Löslichkeit und der reichen Verwitterungskrume des Jurakalkes? 2. W oher rühren die klimatischen Verschiedenheiten des schwäbischen und fränkischen Juras? 3. W odurch sind die Wendungen des Main veranlaßt? 4. Welche Gründe sind für die Anpflanzung von Laub- oder Nadelholz entscheidend ? 5. Begründe den ausgedehnten Hopfenbau! 6. Sprich dich über die Wichtigkeit der Hinterländer aus! 7. Gründe für die Gröfse und Handelsbedeutung Nürnbergs.

10. Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie - S. 39

1901 - Langensalza : Beyer
Iv. Das schwäbisch-fränkische Stufenland. 39 für i kg sich immerhin auf 21 M stellte, so war doch jetzt in der Güte der Massen die Voraussetzung gegeben, um den gewerblichen Wettkampf mit vorgenannten Völkern bestehen zu können: das Ge- werbe nahm einen ungeahnten Aufschwung. Die Herstellung der Bleistifte aus dem englischen Graphit war sehr einfach. Man zerschnitt die natürlichen Blöcke mit Hilfe kleiner Sägen in passende Stäbchen und leimte diese in die Holz- fassung ein. Fast dieselbe Arbeit hatte man mit den aus den Ab- fällen geprefsten Platten zu verrichten. Wesentlich anders mufste sich die bayerische Fabrikation gestalten, die ihren Hauptsitz in dem Dörfchen Stein bei Nürnberg hatte. Da sich der heimische Graphit nur in erdiger oder staubiger Form vorfindet, bedurfte es eines geeigneten Bindemittels, um ihn zu einer festen Masse zu gestalten. Anfänglich benutzte man hierzu den Schwefel und Schwefelantimon, später Leim und Gummi, jedoch erwies sich im ersten Falle die Masse zu spröde, im letzten als zu wenig widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit. Endlich wurde die wichtige Frage durch den Franzosen Condé gelöst, der nachwies, dafs Thon das beste Mittel sei. Nun erst wurde es mög- lich, Sorten von verschiedener Härte oder Weichheit zu verfertigen und vor allem, gute und billige Ware zu liefern. Man stampft den gröberen Graphit unter Wasser zu Pulver. Naturgemäfs schwimmt dann das feinere und leichtere Pulver oben, dagegen hält sich das mittelfeine in den mittleren und das gröbere in den unteren Wasser- schichten auf. Die so getrennten Sorten werden nun mit Thon und Wasser zu einem Brei vermengt und solange gerührt und gerieben, bis das Ganze eine einheitliche Masse bildet. Um das Wasser aus ihr wieder zu entfernen, wird sie durch grobe Leinwandsäcke geprefst und dann in cylindrische Formen gedrückt. Die schmalen Streifen, die durch die engen Löcher der Formen austreten, werden in Blei- stiftlänge abgeschnitten, getrocknet und in die Hülsen eingeleimt, zu deren Herstellung man jetzt erfreulicherweise fast überall einheimisches Holz verwendet. Die wichtigste deutsche Anlage in der Bleistiftfabrikation ist die im Jahre 1761 von Kaspar Faber gegründete Fabrik, die heute, dank dem rührigen Streben der jeweiligen Besitzer, welt- berühmt ist und ihren Fabrikaten in allen civilisierten Ländern, nament- lich in Amerika, Eingang verschafft hat. Über 500 Männer und Frauen werden durch dieses Unternehmen beschäftigt, das eine Leistungsfähigkeit von 30000 Dutzend wöchentlich besitzt. Fast eben- so wichtig ist die Fabrik der Gebrüder Rehbach in Regensburg, die 1816 von der bayerischen Regierung angelegt wurde und es jährlich auf i Y2 Millionen Dutzend bringt. Aber auch in Nürnberg selbst bestehen noch einige 20 Fabriken, wovon die von Grofsberger und Kurz die berühmtesten sind. Etwa 5 500 Arbeiter verfertigen in einem einzigen Jahre 250 Millionen Bleistifte im Werte von 8 Millionen M.
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