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1. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 10

1902 - Berlin : Schultze
— 10 — Zählung zu überspringen und gleich nach dem 4. Oktober den 15. Oktober zu schreiben. Die verbesserte Zeitrechnung heißt die gregoria- nische oder der neue Stil, wogegen die julianische auch der alte Stil genannt wird. Da das Jahr 1700 nach dem alten Stil ein Schaltjahr, nach dem neuen aber ein gemeines Jahr war, so wuchs der Unter- schied im Jahre 1700 um 1 Tag, betrug daher von 1700—1800 — 11 Tage. Aus demselben Grunde beträgt der Unterschied von 1800—1900 — 12 Tage, von 1900—2000 — 13 Tage. Die Russen rechnen noch nach dem alten julianischen Kalender und schreiben also den 1. Januar, wenn wir den 13. Januar schreiben; darum pflegt man, wenn von Begebenheiten in Rußland die Rede ist, hinzuzufügen, ob die Rechnung des alten oder neuen Stils gemeint ist. Den Tag teilt man in 24 Stunden, die Stunde in 60 Minuten und die Minute in 60 Sekunden. Die Stunden des Tags zählt man von mitternachts bis mittags (1 Uhr — 12 Uhr) und ebenso von mittags wiederum bis mitternachts. Die Krdzonen. Durch die Wende- und Polarkreise wird die Erdoberfläche in 5 Zonen (Erdgürtel) eingeteilt. 1. Die heiße oder tropische Zone liegt zu beiden Seiten des Äquators zwischen den beiden Wendekreisen. Sie nimmt eine Breite von 2 x 23l/2° — 47° oder 705 geographische Meilen ein. Ihr Areal beträgt etwa 3,7 Millionen Ouadratmeilen; sie nimmt demnach etwa 0,4 der ganzen Erdoberfläche ein. In dieser Zone sind die Tage nahezu von gleicher Dauer; genau gilt dies nur für den Äquator. An den Wendekreisen ist der längste Tag — 13 Stunden 28 Minuten. Alle Bewohner dieser Zone sehen die Sonne zweimal im Jahre im Zenith. Der Wechsel der Jahreszeiten ist hier weniger bemerkbar als in den übrigen Zonen. Gewöhnlich unterscheidet man eine trockene oder heiße und eine nasse und kühlere Jahreszeit. Die Regenzeit tritt meist einige Wochen nach dem Durchgange der Sonne durch den Zenith ein, weil sich dann erst die Wirkungen der senkrechten Sonnenstrahlen geltend machen. Was den allgemeinen Anblick des Himmels in dieser Zone an- belangt, so ist der Tropenbewohner vor allen Erdbewohnern bevorzugt. Mc Gestirne steigen unter dem Äquator senkrecht empor und da die beiden Pole im Horizonte liegen, so kommen alle Sterne des süd-

2. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 13

1902 - Berlin : Schultze
— 13 — Winternächte, so daß das Quecksilber gefriert und die Glieder der Menschen in wenigen Augenblicken erstarren. Die meisten dieser Gegenden sind daher entweder gar nicht oder nur spärlich bewohnt und die Tiere, welche daselbst leben, vermögen dies nur dadurch, weil die Natur sie durch den Pelz geschützt hat. Die Länge und das Schreckliche der Polarnächte wird indessen durch verschiedene Umstände beträchtlich gemildert. Zuerst dauert hier die Abenddämmerung sehr lange. An den Polen selbst dauert sie 2 X 50 = 100 Tage. Weiter ist die Brechung der Lichtstrahlen wegen der großen Schiefe des Winkels so beträchtlich, daß das Bild der Sonne schon lange vorher in und über dem Horizonte wahr- genommen wird, ehe noch die Sonne selbst zu ihm gelangt. Hierzu kommt noch die große Anzahl der prachtvollen Nordlichter, welche in wunderbarem Glänze oft lange Zeit leuchten und der helle Schimmer des immerwährenden Schnees. Durch alle diese Umstände wird die Dunkelheit der Polarnächte so abgekürzt und gemildert, daß sie sehr viel von ihrem Schrecken verliert. Daher wird auch diese Zeit von den Bewohnern nicht etwa im Schlaf zugebracht, sondern zum Fischfang und Jagen. Daß die kalten Zonen der körperlichen und geistigen Entwicklung nicht günstig find, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Die mitteleuropäische Einheitszeit. Die Sonne durchläuft die 360 Längengrade in 24 Stunden (= 1440 Minuten) einmal. Sie gebraucht also zur Durchschreitung eines Grades immer 1440 : 360 — 4 Minuten. Wenn also die Sonne augenblicklich in unserm Meridian steht (bei uns kulminiert), so hat sie 4 Minuten zuvor die östlich von nns gelegene Mittags- linie durchschritten und kulminiert 4 Minuten später im Meridian westlich von uns. Der 1° östlich von uns gelegene Ort hat somit 4 Minuten früher, der 1° westlich gelegene 4 Minuten später Mittag (12 Uhr) als wir. Bei einer Reise von unserm Heimatsort nach Osten bleibt unsere Uhr also mit jedem zurückgelegten Grad um 4 Minuten gegen, die Ortszeit zurück, und wir müssen sie, um mit der Ortszeit in Übereinstimmung zu bleiben, soviel mal 4 Minuten vorstellen, als wir Grade zurückgelegt haben. Reisen wir nach W., so zeigt unsere Uhr mit jedem durchreisten Grad 4 Minuten mehr als die Ortszeit. Auf der örtlich verschiedenen Kulmination der Sonne beruht es, daß alle Orte in einem Lande verschiedene Ortszeiten haben, aus- genommen die unter denselben Meridianen gelegenen. Die Ver-

3. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 16

1902 - Berlin : Schultze
— 16 — Sonne besteht wahrscheinlich aus denselben Stoffen, aus welchen die Erde zusammengesetzt ist. Wenn man die Sonnenscheibe durch ein gefärbtes Glas betrachtet, so sieht man auf der Oberfläche dunkle Stellen (Sonnenflecke), die in etwa 123/< Tagen von dem östlichen nach dem westlichen Rande wandern. An dem letzteren verschwinden sie und tauchen nach 12% Tagen am Ostrande wieder auf. Man schließt aus dieser Erscheinung, daß die Sonne eine Kugel ist, die sich in 25 y2 Tagen einmal von Westen nach Osten um ihre Achse dreht. Bei totalen Sonnenfinsternissen sieht man am Umfange der Sonne leuchtende, unregelmäßig geformte Flammen; sie erscheinen in rötlich-violettem Licht bald größer, bald kleiner. Man nennt diese Erscheinungen Protuberanzen und schätzt ihre Höhe bis auf 300000 km. Außerdem umgiebt den Sonnenkörper ein prächtiger Strahlenkranz, die Korona, man glaubt, daß dieselbe sich durch die Äußere Sonnenatmosphäre bildet. Von der Sonne erhalten alle Planeten und Nebenplaneten, welche zu ihrem System gehören, Licht und Wärme. Das Planetensystem. Es giebt eine Anzahl Sterne, welche in näherer Beziehung zu unserer Sonne stehen. Sie befinden sich in ihrer Nähe, empfangen von ihr Licht und Wärme, und umkreisen sie. Diese Sterne nennt man Planeten und ihre Gesamtheit das Planetensystem. Alle Planeten stimmen darin überein, daß sie kugelförmige Gestalt haben, deren Achsen schief gegen ihre elliptischen Bahnen geneigt sind, und daß sie sich um ihre Achsen drehen. Einige Planeten sind von Nebenplaneten oder Monden umgeben. Keppler hat die Gesetze entdeckt, nach denen sich die Planeten um die Sonne bewegen. Sie lauten: Die Bahnen aller Planeten sind Ellipsen, in deren einem gemeinschaftlichen Brennpunkte die Sonne steht. Die Planeten durchlaufen diese Bahnen nicht in gleichmäßiger Ge- schwindigkeit, sondern rascher in der Sonnennähe, langsamer in der Sonnenferne. Die Ouadratzahlen der Umlaufszeiten der Planeten verhalten sich, wie die Kubikzahlen ihrer mittleren Entfernungen von der Sonne. Der Sonne zunächst laufen innerhalb der Erdbahn die inneren Planeten (Merkur und Venus). Dann folgen in immer weiteren Abständen die äußeren Planeten (Mars, die kleinen Planeten oder Asteroiden, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun). Letztere (mit Ausnahme der Asteroiden) sind gleich der Erde von einem oder mehreren Monden, Saturn außerdem von Ringen begleitet. Alle Planeten empfangen ihr Licht von der Sonne.

4. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 18

1902 - Berlin : Schultze
— 18 — lausszeit hat berechnen können; wohl die größere Anzahl kehrt nie wieder zur Sonne zurück. k) Die Sternschnuppen, auch Meteoriten genannt, sind kleine Körperchen, die entweder vereinzelt oder zu Scharen vereinigt, die Sonne umkreisen und der Erde öfter so nahe kommen, daß sie durch die Atmosphäre hindurchgehen und sich durch die Reibung an der Lust entzünden. Dringen sie tief ein, so verflüchtigen sie sich ganz, oder es fallen Bruchstücke von ihnen auf die Erde (Meteorsteine, meist aus Eisen und Nickel bestehend). Besonders viel Sternschnuppen sieht man am 10. August und vom 12. bis 14. November. Der Mond. Der Mond ist ein Nebenplanet der Erde, seine mittlere Ent- fernung von derselben beträgt 384420 km, sein Durchmesser 3480 km. 60 Mondkugeln haben zusammen genommen die Größe des Erdballs. Die Gesamtoberfläche des Mondes ist etwa der von Amerika gleich. Bei jedem Umlauf um die Erde muß der Mond einmal zwischen Sonne und Erde, und ebenso einmal die Erde zwischen Sonne und Mond zu stehen kommen; im ersteren Falle wendet der Mond seine dunkle Seite der Erde zu, steht mit der Sonne zugleich am Himmel, und ist nur unter besonderen Lichtverhältnissen für uns sichtbar (Neumond); im zweiten Falle zeigt er uns seine von der Sonne vollbeleuchtete Kugelfläche (Vollmond). Zu jeder anderen Zeit sehen wir einen Teil der beleuchteten Mondfläche; sie erscheint sichelförmig, vergrößert sich bis zum Vollmond und nimmt dann wieder gleich- mäßig ab. Der zunehmende Mond richtet die Sichelspitzen nach Osten (v-Bogen); der abnehmende Mond nach Westen (O-Bogen); ist die Lichtgrenze eine gerade Linie, so sehen wir ein Mondviertel (erstes, letztes Viertel). Die Oberfläche des Mondes zeigt uns Berge und Thäler mit schroffen Abhängen. Die Berge haben meistens rundliche Form mit kraterförmiger Spitze. Wegen der geringen Größe des Mondes hat seine Oberfläche eine viel stärkere Biegung, der Horizont ist also ent- sprechend kleiner. Aus dem Monde befindet sich weder Wasser noch Luft, die Wirkungen des Sonnen- und Erdlichts werden also weder durch Wolken noch Dunstkreis abgeschwächt. Der Mangel einer Atmosphäre hat für jeden Ort des Mondes den unmittelbaren Wechsel von Tag und Nacht zur Folge, Dämmerungserscheinungen fehlen also gänzlich. Die Mondlandschaft ist öde und leblos, kein Tier kann nach unserer Vorstellung dort leben und keine Pflanzen- welt mildert die starren Formen des Bodens. u

5. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 19

1902 - Berlin : Schultze
— 19 — Der Mond gebraucht zu einem Umlauf um die Erde ca. 29% Tag; dieser Zeitraum wird synodischer Monat genannt. Zwölf solcher Monate geben das Mondjahr, welches etwa 354 Tage umfaßt. Die scheinbare Bewegung des Mondes von Osten nach Westen wird durch die Rotation der Erde in entgegengesetzter Richtung veranlaßt. Die Bahn des Mondes ist eine Ellipse, in deren einem Brennpunkte die Erde steht. Weil der Mond bei seinem Umlauf um die Erde auch zugleich ihrer Fortbewegung folgt, so hat seine Bahn bedeutende Abweichung von der einfachen Ellipse. Bei seinem Umlauf um die Erde kehrt der Mond der Erde immer dieselbe Seite zu, die abgewendete Halbkugel sehen wir also nie. Aus dieser Stellung des Mondes zur Erde ergiebt sich, daß derselbe während seines Umlaufes um die Erde sich auch einmal um seine Achse drehen muß. Im ganzen hat er also eine dreifache Be- wegung: um die Erde, um die eigne Achse, und mit der Erde um die Sonne. Sonnen- und Mondfinsternis. Jeder dunkle Körper, der von einem leuchtenden erhellt wird, wirft nach der dem Lichte entgegengesetzten Seite einen Schatten. Dies ist also auch beim Monde und der Erde der Fall, denn beide sind dunkle Körper und werden von der Sonne erleuchtet. Ein Schatten ist an und für sich unsichtbar, man bemerkt ihn erst, wenn er auf einen erleuchteten Körper fällt. Tritt der Mond zwischen Sonne und Erde, so entzieht er der letzteren das Sonnenlicht, und so weit das geschieht, muß der Mondschatten die Erde treffen und sie verdunkeln. Solches Ereignis wird eine Sonnenfinsternis genannt, obwohl es in Wirklichkeit eine Erdverfinsterung ist. Tritt die Erde zwischen Sonne und Mond, so entzieht sie dem Monde das Sonnenlicht, bedeckt ihn mit ihrem Schatten und bewirkt dadurch eine Mondfinsternis. Weil der Mond nur zur Zeit des Neumonds zwischen Erde und Sonne stehen kann, so ist auch nur zur Zeit des Neumondes eine Sonnenfinsternis möglich, eine Mondfinsternis aber nur zur Zeit des Vollmondes, weil nur dann die Erde zwischen dem Monde und der Sonne stehen kann. Eine Mondfinsternis kann total oder partiell sein. Bedeckt der Kernschatten der Erde die ganze Mondfläche, so daß sie völlig ver- dunkelt wird, so entsteht eine totale Mondfinsternis', wird aber nur ein Teil der Mondscheibe vom Erdschatten verfinstert, so entsteht die partielle Mondfinsternis. 2*

6. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 22

1902 - Berlin : Schultze
— 22 — Riff, Kalkriff oder Korallenriff. Durch die Bewegung des Meeres entstehen an manchen Stellen Sandberge, sie bilden sich be- sonders häufig an den Nußmündungen und werden Sandbänke genannt. Klippen, Riffe und Sandbänke sind für die Schiffahrt gefährlich. Das Meerwasser. Die Farbe des Meerwassers ist auf hoher See tiefblau', diese Grundfarbe wechselt aber je nach der Beleuchtung und Tiefe in allen Stufen von grün, grau und gelb. Die Durch- sichtigkeit des Meerwassers ist im allgemeinen viel größer, als die des Flußwassers' an einigen Stellen sieht man noch den Meeresboden bei 150 in Tiefe. In stillen, warmen Nächten leuchtet das Meer prachtvoll, be- sonders in äquatorialen Breiten. Die Ursache dieser Erscheinung sind niedere Tiere, die zu den Medusen, Salven und Jnsektenkrebsen gehören. Das Meerwasser ist bittersalzig, der Salzgehalt aber sehr verschieden. Das offene Meer enthält durchschnittlich 3,5 % Salz- gehalt; Binnenmeere, in welche sich viele Ströme ergießen, enthalten dagegen manchmal weniger als l°/0 dieser Stoffe. Der Salzgehalt erhöht das spezifische Gewicht des Wassers und damit seine Trag- fähigkeit; auch ist Salzwasser gegen Kälte widerstandsfähiger, als süßes Wasser. Seewasser gefriert im allgemeinen erst bei —3 Grad 0. Die Temperatur des Ozeans ist gleichförmiger, als die des Fest- landes. Unter den: Äquator besitzt das Meer stetig eine Wärme von 25 bis 27 Grad. In den gemäßigten Klimaten ist die Temperatur des Meeres der des Landes ziemlich gleich, jedoch im Winter wärmer, im Sommer kälter als das Land. Nach der Tiefe zu nimmt der Unterschied in der Temperatur des Meerwassers ab. Der Ozean hat durchweg gleiches Niveau, doch sind Binnenmeere in der Regel höher als offenes Meer; so steht z. B. die Ostsee bei Kiel 32 cm höher, als die Nordsee an der Eidermündung. Bewegungen des Meeres. Das Meer hat dreierlei Bewegungen', a) die W ellen, b) Ebbe und Flut, c) die Strömungen. a) Die Wellenbewegung, eine Wirkung des Windes, ist ein Aus- und Abwogen der Meeresfläche. Durch den Druck und die Bewegung, welche jener auf den Meeresspiegel ausübt, bilden sich Wellenberge und Wellenthäler, in denen das Wasser hoch empor- getrieben wird und wieder zurückweicht. Treffen diese Wellen auf Felsen oder Küsten, so wird ihre Gewalt gebrochen; es entsteht die

7. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 23

1902 - Berlin : Schultze
— 23 — Brandung. Die Wellen erreichen nicht selten eine Höhe von 3 m über dein gewöhnlichen Meeresspiegel; Stürme steigern sie bis zu 13 m. In einer Tiefe von 30 m ist das Meer vollkommen ruhig, selbst beim größten Sturme. d) Ebbe und Flut. Es ist bekannt, daß alle Himmelskörper sich gegenseitig anziehen und somit eine Wirkung auf einander aus- üben. So zieht die Sonne die Erde an, daß diese in der fast kreis- förmigen Bahn um dieselbe verbleibt; so hält die Erde den Mond fest, wird aber auch zugleich vom Monde wieder teilweise angezogen. Diese letzte Wirkung, daß der Mond die Erde anzieht, verspüren wir nicht, da die Erde einen festen Körper bildet. Wo die Erde aber mit einer weichen Hülle umkleidet ist, wird diese letztere durch die Anziehungskraft des Mondes um einiges aus ihrer ebenen Lage gebracht und nach dem Monde emporgehoben. Da nun die Erde in etwa 24 Stunden, wegen ihrer Umdrehung um sich selbst, sich mit allen ihren Punkten einmal unter dem Monde herumbewegt, so ist auch die Stelle, an welchem derselbe die weiche Hülle emporhebt, in jedem Augenblick eine andere; das heißt, eine mit dem Monde fort- schreitende, oder da die Hauptwirkung jedesmal erst eintritt, wenn der Mond schon an der senkrecht unter ihm liegenden Stelle vorüber ist, eine demselben nachfolgende. Die Erde besitzt in der That eine solche weiche Hülle, nämlich, außer der Luft, das Wasser. Auf kleinen Flächen, in Seen, Flüssen, Strömen, ist jedoch das Emporheben des Wassers durch den Mond nicht bemerkbar, da die Flächen viel zu klein sind und der Mond viel zu schnell über sie hinweghuscht; dann auch, weil sie die für einen Wellenberg notwendige Wassermenge nicht besitzen, und weil ihre scheinbar oft ansehnlichen Wassermassen im Vergleich zu den großen Ozeanen kaum nennenswerte Pfützen sind. Anders bei dem Waffer des Ozeans. Dasselbe wird ganz be- deutend von dem Monde angezogen und emporgehoben. Solange freilich der Mond über die ungeheure, unermeßliche Fläche des Ozeans sich hinbewegt, ist der entstandene, hinter dem Mond fortschreitende Wellenberg, seiner gewaltigen Ausdehnung wegen, nicht bemerkbar. Sobald aber der Mond die Küste senkrecht überschritten hat, findet der ihm folgende Wellenberg ein Hindernis, an welchem er anstößt. Ist die Küste flach, so breitet sich der Wellenberg, der ja über den weiten Ozean herüber einen mächtigen Anlauf genommen hat, über dieselbe aus und läuft auf flachen Meeresufern meilenweit mit einer Schnelligkeit den Strand empor, daß selbst das schnellste Roß nicht im stände ist, dieser Flut zu entrinnen. Oft fchon sind Menschen von der Flut überrascht worden und meist rettungslos in den Wogen er-

8. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 24

1902 - Berlin : Schultze
— 24 — trunken. An solchen flachen Stellen, wie sie beispielsweise die Küste der Normandie in Frankreich darbietet, hat man zur Salzgewinnung niedrige Mauern längs der Küste gezogen, welche das andringende Meerwasser ein- aber nicht zurücklassen. Die so gefangene seichte Wasserfläche verdampft unter den Strahlen der Sonne schnell, und es bleibt eine aus Seesalz bestehende Kruste zurück, welche von den Leuten fleißig eingesammelt wird. Rückt der Mond dann weiter, so verliert er seine anziehende Kraft auf die betreffende Stelle wieder, und das Wasser läuft zurück, bis es seinen tiefsten Stand erreicht, den man „Ebbe" nennt. Prallt die Flutwelle gegen eine steile Küste, so erhebt sie sich an dieser, da sie nicht augenblicklich verlaufen kann, oft bis zu einer erstaunlichen Höhe. Bei St. Malo an der Küste der Bretagne ist zur Ebbezeit die auf der Insel Aaron erbaute Stadt von grausigen, zerklüfteten Felsmassen umgeben, welche turmhoch vom Meeresgrunde emporragen. Sobald aber die Flut steigt, umgiebt die Stadt eine wirbelnde, kochende Wasserfläche, welche sie von jeglicher Verbindung mit dem Festlande abschneidet. Der Verkehr ist dann nur noch auf einem riesigen, aus ungeheuren Ouaderblöcken erbauten Damme mög- lich, der zum Lande hinüberführt, und an welchem die Fluten 10—14 m emporzischen. Zur Ebbezeit liegt der Hafen ganz trocken; während der Flutzeit vermag er Tausende von Schiffen zu fassen. Es scheint also einleuchtend, daß innerhalb 24 Stunden stets einmal Flut und einmal Ebbe sein müsse. Allein innerhalb 24 Stunden ist zweimal Flut und zweimal Ebbe; und der Grund hierfür ist folgender: Wenn der Mond gerade am höchsten steht, zieht er nicht nur das Wasser an, sondern auch die Erde selbst. Durch dieses Anziehen des Mondes wird aber ein Teil der Anziehungskrast der Erde ge- schwächt, oder etwas aufgehoben, und zwar eben der, welcher senkrecht unter dem Monde liegt. An dieser Stelle vermag daher die Erde das auf ihr befindliche Wasser nicht so fest zu halten als an den übrigen Orten ihrer Oberfläche. Da die Abschwächung der Anziehungs- kraft sich senkrecht durch die Erde hindurch fortpflanzt, so wird das der Flutwelle gerade entgegengesetzte Wasser weniger angezogen und hebt sich infolgedessen ebenfalls zu einer Flutwelle empor, welche auf der, der Mondflutwelle gerade entgegengesetzten Seite der Erde um diese läuft, das heißt, etwa 12 Stunden hinter jener kommt. c) Die Strömungen sind flußartige Bewegungen des Meerwassers und werden veranlaßt durch den Temperaturunterschied zwischen den verschiedenen Meeren und durch die Achsendrehung der Erde. Die mächtigsten Strömungen sind die Äquatorialströmungen von Osten

9. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 26

1902 - Berlin : Schultze
— 26 — ganzen Erde überall gleich, und wirkte die Rotation der Erde nicht störend ein, so müßten ganz regelmäßig auf der nördlichen Halbkugel in den niedrigen Luftregionen Nordwinde, in höheren Re- gionen Südwinde wehen, und auf der südlichen Halbkugel umgekehrt. In der That sind solche dauemde Windströme auch vorhanden, namentlich über große Meeresflächen; ihre Hauptströmung erleidet aber durch die Bewegung der Erde eine östliche Ablenkung. Über dem Festlande sind diese sogenannten Passatwinde nicht so be° merkbar, weil hier die Vodenbeschasfenheit auf die Richtung und Stärke der Winde einen großen Einfluß ausübt. Festland und Wasser verhalten sich gegen Wärme sehr verschieden. Der feste Boden nimmt leichter Wärme aus, giebt sie aber auch schneller wieder her. Daraus folgt, daß die Luft über dem Festlande größerem Temperaturwechsel unterworfen ist, als die Luft über dem Meere. Wird also während der Tageszeit das Festland mit der um- gebenden Luft rascher und stärker erwärmt, so sindet ein Aufstrom statt, und die Luftverdünnung findet ihren Ausgleich durch folche vom Meere her. Nachts findet das Gegenteil statt. In der heißen Zone haben daher Küstenländer am Tage Seewinde, während der Nacht Landwinde. Auch in unseren Breiten sind diese regelmäßigen Luftströmungen während der Sommerzeit schon bemerkbar. Ähnliche Erscheinungen zeigen die großen Sandflächen der Sahara. Der Erdboden nimmt hier während der Tageszeit eine Gluthitze an, kühlt sich während der Nacht aber rasch ab, und so entstehen während der Tages- und Nachtzeit entgegengesetzte Luft- strömungen. Die heißen Wüstenwinde, welche nach Norden wehen, nennt man Sirokko. Stoßen zwei Stürme aufeinander, so ent- stehen Sturmwirbelwinde oder Cyklonen (in chinesischen Ge° wässern Taifun genannt), welche auf ihrem Wege die furchtbarsten Verheerungen anrichten. „Die heftigsten Stürme wehen während der Tag- und Nachtgleiche (Äquinoktialstürme). Die Geschwindigkeit der Luftbewegung steigt beim Orkan bis auf 40 m in der Sekunde. Stoßen starke Winde plötzlich auf ruhige Luftsäulen, so entstehen Wirbelwinde, Tromben, die auf dem Wasser die wunderbare Erscheinung der Wasserhosen erzeugen können. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf entsteht durch Ver- dunstung des Wassers. Die Niederschläge erfolgen entweder als Regen oder als Schnee. Die Menge des jährlich fallenden Regens, sowie die Verteilung desselben auf die Jahreszeiten ist für die Be- wohnbarkeit einer Gegend und die Fruchtbarkeit derselben entscheidend. Die Wärme, die Niederschläge und die Winde eines Landes machen zusammen sein Klima aus.

10. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 29

1902 - Berlin : Schultze
— 29 — letzteren sind der Brahmanismus und der Buddhismus am ver- breitesten. Die Bekenner dieser Religionen wohnen in Asien und zählen 740 Millionen Menschen. Die niedrigste Stufe des Heidentums, der Fetischismus, betet Gegenstände der belebten und unbelebten Natur an, darunter selbst- gefertigte Kulturgegenstände wie Puppen und Holzklötze. Unter den monotheistischen Religionen ist das Judentum die älteste' sie zählt noch etwa 7 Millionen Bekenner. Die Christen verzweigen sich in zahlreiche Sekten, unter denen die Katholiken und evangelischen Christen die hervorragendsten bilden; man zählt im ganzen etwa 500 Millionen Christen auf der Erde. Sehr verbreitet ist auch der Mohammedanismus; er findet unter den Bewohnern Asiens, Ost- und Nordafrikas und in der Europäischen Türkei etwa 170 Millionen Bekenner. Einteilung der Staaten nach ihrer Aegiernngs- form. Nach ihrer Regierungsform werden die Staaten eingeteilt in Monarchien und Republiken. Bei den Monarchien unterscheidet man: 1. Die Despotie, d. h. die Unterthanen werden nach der Willkür des Oberhauptes beherrscht und sind rechtlos (Negerstämme). 2. Die unumschränkte oder absolute Monarchie oder Autokratie, d. h. der Fürst giebt die Gesetze, denen er sich selbst unterordnet (Rußland). 3. Die konstitutionelle Monarchie, d. h. die Staats- Verwaltung ist durch eine Verfassung zwischen dem Fürsten und den Vertretern einzelner Stände oder des ganzen Volkes geteilt (Deutsch- land). Bei den Republiken unterscheidet man: 1. aristokratische, in denen von einzelnen Familien die Re- gierungsgewalt gehandhabt wird (die italienischen Republiken des Mittelalters); 2. demokratische, in denen das ganze Volk durch gewählte Vertreter die Regierungsgewalt ausübt (Frankreich, Schweiz).
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