Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 360

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
360 Leiber der h. Blutzeugen von den Christen beigesetzt wurden. Wir wollen hier noch an einige derselben erinnern, die in der Kirche besonders berühmt geworden. Der 12ojährige Simeon, Bischof von Jerusalem, starb wie sein göttlicher Lehrmeister am Kreuze. Der heil. Ig- natius, Bischof von Antiochia, ein Jünger der Apostel, sehnte sich mit so heißem Verlangen nach der Marter, daß er die Christen zu Rom flehentlich bat, ihn nicht etwa vom Tode befreien zu wollen. Er wurde, wie er wünschte, den wilden Tieren vorgeworfen. (I. 107.) Als der heil. Po- lykarp, Bischof zu Smyrna, aufgefordert wurde, Christum zu lästern, erwiderte er lebhaft: „Sechs und achtzig Jahre diene ich ihm, wie könnte ich lästern meinen König, der mich erlöset hat." Er sollte lebendig verbrannt werden; das Feuer beschädigte ihn nicht; endlich wurde er mit dem Schwerte durchbohrt. Zwei edle Frauen, die heil. Sympho- rosa und die heil. Felicitas, jede mit sieben Söhnen, die durch sie zum standhaften Bekenntnisse waren ermuntert worden, starben zu Rom, ähnlich der frühern Machabäerin, eines glorreichen Todes. Ebenda verherrlichte der Philo- soph Justinus, welcher das Christentum durch zwei gelehrte Schutzschriften verteidigt hatte, Christum den Herrn mit dem Opfer seines Lebens. (I. 167.) Zu Lyon in Frankreich, wo das Christenblut in Strömen vergossen wurde, glänzten die Bischöfe Pothiuus und Jrenäus, die Jünglinge Epipodius und Alexander und die Sklavin Blandina durch unerschütter- lichen Heldenmut in den Qualen. Bekannt ist die ruhm- würdige Marter des heil. Laurentius zu Rom und des groß- ßen Bischofes zu Carthago, Cyprian, von denen der erstere auf einem glühenden Roste gebraten, der andere nach vielen Leiden enthauptet worden. (I. 258.) Von jeher wurden in der Kirche gefeiert die erst vierzehnjährige Agnes, die heil. Agatha, Lucia, Katharina und unzählige andere christliche Heldinnen, welche für ihren Glauben und teils auch für die Erhaltung ihrer Keuschheit gekämpft und über Qual und Tod gesiegt haben. Das glorreiche Martertum der heil. Ursula und ihrer Gefährtinnen fällt in die Zeit des Kaisers Maxi- minus, des Thraziers. (I. 235 — 238.)

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 361

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
361 3. Die Zerstörung Jerusalems. Die Synagoge des alten Bundes war nur eine Vorberei- tungsanstalt für die Kirche Jesu; sie konnte und mußte des- halb, da die Kirche gegründet war, aufhören, so wie man ein Gerüst abbricht, wenn das Gebäude vollendet ist. Die Mit- glieder der Synagoge sollten nach Jesu Willen auch die ersten Mitglieder seiner Kirche werden; weil sie aber den Messias verwarfen, so brach Gottes Strafgericht über sie herein. Bald nach dem Tode des heil. Bischofs zu Jerusalem, des Apostels Jakobus, ungefähr um die Zeit des Martertodes der hh. Apostel Petrus und Paulus, empörten sich die Juden von neuem gegen die Römer, welche sie beherrschten, und der rö- mische Feldherr Vespasian, der gegen sie abgesandt war, be- schloß, sie mit aller Strenge zu demütigen. Die Christen ver- ließen, eingedenk der Weissagung unsers Heilandes, Jerusalem und flüchteten in die Gebirge. Durch manche Vorzeichen wurden auch die Juden aus das ihnen drohende Strafgericht aufmerksam gemacht. Es entstand am Pfingstseste ein furcht- bares Getöse im Tempel, und deutlich hörte man aus dein Heiligtume die Worte kommen: „Lasset uns von hinnen ziehen! Lasset uns von hinnen ziehen!" Ein Mann, Namens Jesus, fing vier Jahre vor Jerusalems Zerstörung an, Tag und Nacht durch die Stadt zu wandern, laut rufend: „Wehe Jerusalem! Wehe dem Tempel!" Mau zog ihn zum Verhör; man geißelte ihn; aber er antwortete nicht, klagte nicht, ries nur: „Wehe Jerusalem! Wehe dem Tempel!" bis er, bei der letzten Belagerung auf den Wällen der Stadt gehend, hinzu- setzte: „Wehe auch mir!" und, von einem schweren Stein ge- troffen, tot niedersank. Nachdem Vespasian das ganze Land verwüstet hatte, rückte er vor Jerusalem zur Belagerung. Weil er aber zum Kaiser ausgerufen wurde, mußte er dies Geschäft seinem Sohne Titus übergeben. Titus ließ die Einwohner Jerusalems zur Über- gabe auffordern; diese aber wollten davon nichts wissen, ob sich gleich ihr Elend von Tag zu Tag mehrte. Von außen wurde die Stadt hart bedrängt, und alle Lebensmittel wurden ihr abgeschnitten; im Innern herrschte furchtbare Zwietracht unter den Parteien, so daß dadurch mehr Blut vergossen wurde, als durch das Schwert der Feinde. Die Hungersnot wurde so groß, daß eine Mutter ihr eigenes Kind schlachtete, briet und verzehrte. Als die Soldaten auf der Straße den Geruch des Bratens wahrnahmen, drangen sie ins Haus hin- ein, um ihren Teil davon zu bekommen. Die Frau zeigte ihnen den Rest des gebratenen Kindes, und als jene sich da- vor entsetzten, sprach sie zu ihnen: „Esset nur! oder seid ihr

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 362

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
362 empfindsamer als ein Weib, zärtlicher als eine Mutter?" Die Kunde dieses Greuels verbreitete sich bald ins römische Lager; Titus schauderte, und nachdem er den Juden noch einmal, aber vergebens, Gnade angeboten hatte, beschloß er, diese Missethat mit den Trümmern Jerusalems zu bedecken. Er ließ die Stadt bestürmen und eroberte sie nach fünfmonatlicher Belagerung. Viele Juden hatten sich indes in das gewaltig feste Gebäude des Tempels geflüchtet. Titus wünschte sehn- lichst, diesen prachtvollen Tempel zu erhalten und verbot strenge, daß jemand sich daran vergreife. Aber, von höherem Antriebe geleitet, ergriff einer der Soldaten eine Fackel und warf sie in den Tempel; das Feuer griff um sich, und unge- achtet aller Bemtihungen, den Brand zu löschen, ging der Tempel in Flammen auf. Ein entsetzliches Blutbad ward in der Stadt angerichtet. Mehr als eine Million Juden sollen in diesem Kriege umgekommen sein, und so viele wurden, wie sie unserm Heilande gethan hatten, von den Römern ans Kreuz geheftet, daß es in der Gegend an Pfählen zu Kreuzen mangelte. Die Gefangenen (97000 an der Zahl) wurden entweder getötet, oder zum Kampfe mit wilden Tieren be- stimmt, oder in die Sklaverei verkauft. Solches Ende hatte Jerusalem im Jahre 70, und es er- schien so auffallend als ein Strafgericht des Herrn, daß Titus selbst gestand, er sei nur das Werkzeug der göttlichen Rache gewesen. Er hielt in Rom einen prächtigen Triumph über die Juden, und auf dem marmornen Triumphbogen, der da- mals errichtet wurde und zum Teil stehen geblieben ist, er- blickt man jetzt noch mehrere Abbildungen der erbeuteten jüdischen Tempelgeräte. Die Juden wurden, den Weissagungen gemäß, über die ganze Welt zerstreut und werden, wie ebenfalls die Propheten vorhersagten, ohne Opfer und Altar, ohne Tempel und Hohe- priester, erhalten als ein ewiges Denkmal der Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit Gottes, bis sie am Ende der Tage Jesum als ihren Messias erkennen und bekennen werden. 4. Kaiser Constantin der Große. Es giebt Begebenheiten in der Geschichte, die teils da- durch, daß sie den Charakter eines Zeitalters beurkunden, teils dadurch, daß andere wichtige Thatsachen an sie geknüpft sind, eine überaus hohe Bedeutung erlangen. Zu solchen Begebenheiten gehört auch die wundervolle Erscheinung, die sich dem Kaiser Constantin dem Großen gezeigt und seinen Übertritt zum Christentum und die Erhebung desselben zur

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 363

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
363 herrschenden Religion bewirkt hat. Wir wollen hören, wag- davon erzählt wird. Als Constantin der Große im Jahre 311 von Gallien aus gegen Rom zog, wo sich der Sohn des Maximian,. Maxentius, zum Kaiser aufgeworfen hatte, überlegte er lange bei sich selbst, welchen Gott er zu seinem Führer und Be- schützer erwählen sollte. Er erwog, daß die meisten seiner Vorgänger, die auf eine Menge Götter gebaut und sie durch Opfer und Gaben verehrt hatten, erst durch betrügliche Weis- sagungen und Orakelsprüche getäuscht worden und zuletzt ohne Schutz und Rettung elendig umgekommen seien, und daß dagegen sein Vater, der den einzigen und höchsten Gott ver- ehrt hatte, stets glücklich gewesen sei. Besonders aber, meinte er, hätten die, welche von jenen Göttern Schutz gegen den Maxentius erwartet, sich arg betrogen gefunden. Er schloß hieraus, daß es thöricht und gefährlich sei, solchen Göttern zu dienen und nahm sich vor, den Gott seines Vaters zu verehren. Hierauf wendete er sich an diesen Gott und bat ihn demütigst, er möge sich ihm zu erkennen geben und ihm. bei dem gegenwärtigen Unternehmen beistehen. Und Gott er- hörte sein Gebet und offenbarte sich ihm, wie einst dem betenden Moyses, durch eine himmlische Erscheinung. Als Constantin noch in Gallien an der Spitze seines- Heeres hinzog, zeigte sich nachmittags, da sich die Sonnt schon gegen Abend neigte, über derselben das Siegeszeichen des Äreuzes, aus Lichtstrahlen gebildet, mit der Aufschrift: „Hierdurch siege!" Diese Erscheinung setzte ihn und sein ganzes Heer, das Zeuge derselben war, in außerordentliches Erstaunen. Jedoch wußte er noch nicht, wie er sie zu deuten habe, und die Nacht überraschte ihn bei seinem Nachsinnen und Zweifeln. Da bot sich ihm eine andere Erscheinung dar. Jesus Christus trat zu ihm im Traume mit demselben Zei- chen, das er wachend am Himmel gesehen hatte, und befahl ihm, eine Fahne, ähnlich der himmlischen Erscheinung, ver- fertigen und sie als Zeichen des Sieges in seinen Kriegen vor sich her tragen zu lassen. Mit Anbruch des folgenden Tages benachrichtigte Constantin seine Freunde von diesem Traum- gesichte, ließ dann Künstler, die in Gold und Edelsteinen

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 364

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
364 arbeiteten, zu sich kommen und befahl ihnen, eine Fahne, ganz der Beschreibung gemäß, die er ihnen davon machte, zu verfertigen. So entstand die Fahne des Kreuzes, Labaumi genannt, eine große, mit Goldblech bedeckte Stange, durch die ein Querbalken in Gestalt eines Kreuzes ging. An der Spitze war ein Kranz von Gold und Edelsteinen befestigt, welcher die beiden ineinander geschlungenen griechischen An- fangsbuchstaben des Namens Christus in sich schloß. An dem Querbalken hing ein viereckiges, seidenes Fahnentuch, purpurfarbig, mit Gold durchwirkt und mit Edelsteinen be- setzt. Auf demselben, gleich unter dem Zeichen des Kreuzes, sah man die Bilder des Kaisers und seiner Söhne. Diese eben so kostbare als glänzende Fahne gebrauchte Constantin in allen seinen Kriegen als ein Beförderungsmittel der Sicher- heit und des Sieges. Fünfzig Soldaten der Leibwache, ausgezeichnet durch Körperkraft und Frömmigkeit, hatten kein -anderes Geschäft, als sie zu bewachen und einander im Tragen derselben abzulösen. Und wer sie trug oder nur mit ihrem Dienste beschäftigt war, hatte, wie Constantin selbst versicherte, mitten unter den Pfeilen der Feinde keine Gefahr- oder Verwundung zu befürchten. Indessen genügte es dem Kaiser Constantin keineswegs, die Verfertigung dieser Fahne anbesohlen zu haben. Er ließ auch Bischöfe zu sich kommen und befragte sie über die ge- habte Erscheinung. Als er nun hörte, daß das Kreuz ein Sinnbild der Unsterblichkeit und ein Denkzeichen des Sieges sei, den der Sohn Gottes, da er auf Erden wandelte, über die Schrecken des Todes erhalten hätte, so verlangte er, hierüber näher unterrichtet zu werden. Da erklärten ihm die Lehrer der Kirche, warum der Sohn Gottes Mensch ge- worden und gestorben wäre. Er aber hörte ihnen aufmerksam zu und nahm sich vor, den einzigen und wahren Gott mit aller Andacht zu verehren. Und nun erst stritt er gegen den Mapentius. Siegreich zog er nach dessen Vernichtung in Nom ein, gestattete den Christen in seinem Reiche freie Aus- übung ihrer Religion und stellte sie auch in anderen Dingen seinen übrigen Unterthanen gleich.

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 365

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
365 5. Die alten Deutschen. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen, wurden von den Rö- mern Germanen, d. i. Kriegsmänner, genannt. Zu diesen rech- neten sie aber nicht bloß die Bewohner des jetzigen Deutschlands zwischen der Donau, dem Rhein, dem nördlichen Ozean und den Weichsel, sondern auch die Völker in dem heutigen Belgien, Hol- land, Dänemark, Schweden, Finnland, Livland und Preußen, weil sie alle in Gestalt, Sitten und Sprache einen gemeinsamen Ursprung ankündigten. In uralter Zeit war unser Vaterland, das jetzt zu den schön- sten Ländern der Erde gehört, noch ein recht unfreundlichc-s, wüstes Land. Ungeheuere Wälder durchzogen es von einem Ende zum andern, so daß es fast wie eine einzige große Wildnis erschien. Häufiger Nebel umzog den Himmel und verdunkelte das Licht des Tages. Daher war auch der Boden weit feuchter, kälter und unfruchtbarer als jetzt, wo die Wälder gelichtet sind, und so der Boden frei und offen unler der erwärmenden und alles belebenden Sonne liegt. Getreide wurde nur wenig angebaut. Grasreich und schön aber waren die Weiden, und daher das Rindvieh so- wie die Pferde, wenngleich klein und unansehnlich, doch stark und ausdauernd. Die verweichlichten Römer hatten einen solchen Schauder vor Deutschland, daß sie es für unmöglich hielten, je- mand könne Italien verlassen, um in jener Wildnis zu leben. Die Deutschen aber liebten dieses Land über alles, weil es ihnen ihre Freiheit beschützen half. Die rauhe Luft und die Jagd stärk- ten ihre Glieder und ließen ihre Körper bei einfacher Nahrung zu einer riesenhaften Größe und Kraft aufblühn. Schon vor ihrem wilden Blicke und ihrer Donnerstimme erschraken selbst die kriegerischen Römer und mußten erst ihr Auge an den Anblick dieser fürchterlichen Menschen gewöhnen, bevor sie mit ihnen zu. streiten wagten. Sie legten weder Städte noch zusammenhangende Dörfer an.. Jeder banete seine einfache Wohnung in der Mitte seiner Felder und umzäunte den Hofraum mit einem Gehege. Mehrere solche Höfe bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeiden einen Gau. Da- her noch die Namen: Rheingau, Thurgau, Breisgau, Aargan.

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 366

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
366 Die Lieblingsbeschäftigung der alten Deutschen war nebst dem -Kriege die Jagd. Und selbst diese glich einem Kriege. Denn in ihren Wäldern hauseten damals noch die größten wilden Tiere, als Bären, Auerochsen, Elen- und Renntiere rc. Ackerbau und häusliche Arbeiten blieben den Weibern und Knechten überlassen. Die Deutschen bestanden aus gemeinen Freien, oder dem freien Volke, und edelen Freien, welche den Adel bildeten. Aus diesen wurden die Könige gewählt. Doch nicht alle deutschen Stämme hatten Könige. Manche wählten bei Kriegsunternehmungen aus den Edeln einen Herzog. Dieser hatte für die Zeit des Kriegs die höchste Gewalt; im Frieden dagegen regierte die Volksgemeinde. Jeder freie Mann hatte Anteil an der Leitung der öffentlichen Angelegenheiten; denn er war Mitglied der Volksversammlung, welche in allen wichtigen Angelegenheiten die Entscheidung gab. Zur Zeit des Neu- und Vollmondes kamen gewöhnlich die Ge- meinden bewaffnet zusammen; bei außerordentlichen Ereignissen aber wurden sie von den Ältesten der Gemeinden zusammenberu- fen. Das Zusammenschlagen der Waffen oder dumpfes Gemurmel kündigte die Annahme oder Verwerfung eines Vorschlages an. Der Gemeinde standen Priester vor; diese genossen als Vertraute der Götter und als Vollstrecker ihrer Befehle das höchste Ansehen. Auch im Felde übten sie die höchste richterliche Gewalt. Sie allein vermochten Ruhe und Ordnung unter den rohen Männern zu erhalten, die bei ihrem wilden Freiheitssinne aus keinen Befehl eines Anführers hören wollten. Von ihnen ließen sie sich, wie -aus Befehl der Götter, willig binden und schlagen. Die Religion der alten Deutschen war ein sehr einfacher Naturdienst. Alle großartigen Erscheinungen in der Natur waren Gegenstände ihrer Verehrung. Sie verehrten die Sonne, den Mond, den Frühling; als den höchsten Gott aber den Wodan oder Guodan; er verlieh den Sieg in den Schlachten. Als den Gott des Donners und Blitzes verehrten sie den Thor oder Tunar; als Göttin der Liebe und Freundschaft Freja. Als gemeinschaft- licher Stammvater aller Deutschen galt Tuisko oder Teut und wurde ebenfalls göttlich verehrt. Den Gottheiten waren auch die Wochentage geheiligt und nach ihnen benannt. Übrigens verehrten sie ihre Götter nicht in umschließenden Tempelmaueru. Aus den Höhen der Berge, im Dunkel heiliger

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 367

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
367 » Haine, an den rauschenden Quellen und Wasserfällen versammelten sie sich zu ihrem Dienste. Im sanften Lichte des Mondes unter ihrem Lieblingsbaume, der Eiche, brachten sie gewöhnlich ihre Opfer und feiertem ihre Feste und Mahle. Was ihnen hier aus Erden als das Wünschenswerteste galt, glaubten sie dereinst auch im Himmel, den sie Walhalla nannten, wiederzufinden. Bei Tage ergötzten sich dort die Seligen an der Jagd und an Kämpfen aller Art. So wie der Tag zum Abende sich neigt, werden die Wunden wie durch Zauberkraft wieder ge- heilt. Versöhnt setzen sich die Helden zum festlichen Mahle nieder und trinken im Kreise köstlichen Met aus den mächtigen Hörnern der Auerochsen. Dann stehen sie neugestärkt wieder zum blutigen Spiele aus. Bei einem solchen Glauben an künftige Fortdauer wurden mit den Toten auch wohl dessen Waffen und Pferde auf den Scheiterhaufen gelegt, damit er bei seiner Ankunft in Wal- halla sich ihrer bedienen könne. Die große deutsche Nation bestand wohl aus fünfzig kleinen Völkerschaften. In Sitten und Einrichtungen wichen sie wenig von einander ab. Sie führten viele Kriege mit einander. Die Schwächeren wurden von den Mächtigeren überwunden und ver- drängt. Daher entstand ein häufiger Wechsel der Wohnsitze. Auch traten zu gemeinsamen Angriffen und zu vereinter Verteidigung wohl mehrere Volksstämme zusammen und führten dann gewöhn- lich den Namen des Hanptvolkes gemeinschaftlich. Der Stamm der Cherusker wurde vorzüglich berühmt durch Armiuius oder Hermann, welcher als Heerführer seines Stammes und der verbündeten anderen Stämme, wozu auch die Brukterer im nördlichen und die Marsen im südlichen Westfalen gehörten, die Römer in einer furchtbaren Schlacht schlug. 6. Hermann, der Befreier Deutschlands. Zur Zeit des Kaisers Augustus war Hermann, der Sohn eines Cheruskerfürsten, als Geisel nach Rom gekommen und lernte dort die römische Kriegskunst, zugleich aber auch den Haß gegen die Unterdrücker seines Vaterlandes. Als Jüngling von vierundzwanzig Jahren, tapfer und beredt, von schlanker Gestalt und edlem Gesichte, kam er zurück nach Deutschland und vereinigte bald alle, die das Schmachvolle des römischen Joches fllhlren, zu

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 368

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
368 <» einem Bündnisse gegen die Fremdlinge. Qnintilins Barns, der römische Statthalter, der sich gegen die armen Deutschen die här- testen Bedrückungen erlaubte, schenkte dem Hermann unbegrenztes Vertrauen; er ahnete nicht, welch ein Löwe hier schlummerte, der ihn zu vernichten nur die Gelegenheit erwartete. Segest, Fürst der Cherusker, der mit Hermann in Feindschaft lebte, bemühte sich umsonst, dem Qnintilins Barns die Augen zu öffnen; er verlangte vergebens, daß Barns den Hermann und die andern Häuptlinge gefangen nehmen sollte; der Jüngling hatte sich zu fest in sein Vertrauen gesetzt, und in vermessener Sicherheit lebte Barns dahin. Da brach an der Ems eine Empörung gegen die Römer aus, und Varus zog eiligst mit seinen Legionen dorthin, um die Ruhe wieder herzustellen. Hermann führte mit den deutschen Hülfs- völkern die Nachhut. Als Barns in dem jetzigen Fürstentnme Lippe in ein Thal, mit waldigen Bergen umgeben, vorgerückt war, wurden die Römer von den Deutschen plötzlich von allen Seiten angegriffen; denn Hermann mit seinem Nachtrabe fiel auch von hinten über sie her und richtete eine schreckliche und schmach- volle Niederlage unter ihnen an. Die ganze Natur schien sich mit den Deutschen gegen die Römer verschworen zu haben; der Regen goß in Strömen, alle Gewässer waren angeschwollen; aus dem sumpfigen Boden sanken die schwerbepackten Römer ein; Bogen und Pfeile wurden von dem drei Tage lang anhaltenden Regen unbrauchbar; der dichteste Wald mit seinen uralten Stämmen und seinem mächtigen Gestrüpp versperrte den Flüch- tigen den Weg. Barns ließ alles überflüssige Gepäck verbrennen, er ließ seine Soldaten sich verschanzen, sie wehrten sich drei Tage wie Verzweifelte; aber vergebens, der Vertilgungskamps wurde von den Deutschen mit allzugroßer Entschlossenheit und Begeiste- rung geführt, von allen Gauen strömten sie in Waffen herbei. Endlich am dritten Tage war den Römern jeder Ausweg ver- sperrt. Mit dem Rauschen des Regens und dem Geheul des Sturmes mischte sich der erneuerte Schlachtruf der Deutschen; dort Weheruf und Jammergeschrei, hier Schlachtgesang und Siegesruf. Die Römer warfen die Waffen weg oder gaben sich mit eigener Hand den Tod, und auch Barns, der die Gefangenschaft mehr fürchtete, als den Tod, stürzte sich in sein Schwert. Nur

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 369

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
369 wenige entkamen, um die Trauerbotschaft nach Rom zu bringen. Als der Kaiser Augustus diese vernahm, ries er händeringend ans- „Varus, Barns, gieb mir meine Legionen wieder!" Zum Zeichen der äußersten Bekümmernis ließ er sich mehrere Monate lang Haupthaar und Bart wachsen, und das sonst so stolze Rom teilte den Kummer seines Herrschers, denn es glaubte schon die ge- fürchteten Deutschen vor seinen Thoren. Das ist die berühmte Hermannsschlacht int Teutoburger Walde im Jahre 9 nach Christi Geburt. Ohne Hermanns Mut und Hingebung hätten wir fremde Sitten, fremde Sprache, und „Deutschland" wäre vielleicht in der Zahl der europäischen Länder nicht mehr genannt worden. 7. Der heilige Bonifacius. Die deutschen Völkerstämme westlich vom Rheinstrom und an der Donau hatten bereits das Christentum angenommen, und es äußerte schon seine segensreichen Wirkungen aus die Entwilderung der Sitten. Dagegen waren ihre Brüder im eigentlichen Deutschland vom Rhein bis zur Elbe, von der Nord- und Ostsee bis zur Donau, noch dem Heidentume ergeben. Ihren Göttern brachten sie sogar grausame Men- schenopfer. Da erweckte Gott fromme Männer in Irland und England, wo das Christentum bereits tiefe Wurzel ge- faßt hatte, um auch den heidnischen Deutschen das Evange- lium des Heils zu verkündigen. Es ist rührend zu lesen, wie diese Männer, allen Bequemlichkeiten des Lebens entsa- gend, mitten int kriegerischen Getvühle der Völker, still und friedlich, das Kruzifix und das Evangelium in der Hand, durch die deutschen Wälder wanderten, die Lehre des Ge- kreuzigten verkündeten und im Vertrauen auf Gott den größ- ten Gefahren mutig entgegen gingen. Der merkwürdigste unter allen Bekehrern jener Zeit war der fromme englische Mönch Winfried, der ivegen seiner außer- ordentlichen Verdienste um die Bekehrung der Deutschen nach- her den Namen Bonifacius, d. i. Wohlthäter, und den gleich ehrenvollen Beinamen „Apostel der Deutschett" erhielt. Schon von Jugend aus war seine Seele von dem feurigen Wunsche erfüllt, in dem Weinberge des Herrn ztt arbeiten und den Heiden die Worte des Lebens zu verkünden. In der Einsam- keit des Klosters bereitete er sich zu seinem heiligen Berufe vor. Dann verließ er es mit Genehmigung seines Abtes und ging nach Rom, um sich vom Papste zu seinem edlen Werke Lesebuch für Ober-Klassen. 24
   bis 10 von 609 weiter»  »»
609 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 609 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 73
1 5
2 6
3 18
4 5
5 130
6 6
7 129
8 29
9 11
10 47
11 8
12 6
13 33
14 0
15 8
16 38
17 10
18 6
19 65
20 1
21 19
22 8
23 0
24 17
25 6
26 15
27 27
28 29
29 9
30 70
31 4
32 0
33 34
34 11
35 11
36 18
37 327
38 30
39 18
40 3
41 9
42 18
43 6
44 0
45 25
46 11
47 2
48 5
49 12

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 12
1 64
2 0
3 5
4 11
5 10
6 27
7 6
8 5
9 17
10 6
11 15
12 51
13 17
14 1
15 2
16 83
17 269
18 3
19 15
20 7
21 89
22 3
23 39
24 63
25 5
26 36
27 10
28 40
29 15
30 3
31 0
32 15
33 1
34 9
35 1
36 9
37 2
38 8
39 82
40 12
41 12
42 85
43 3
44 22
45 38
46 7
47 4
48 11
49 7
50 10
51 15
52 17
53 1
54 26
55 0
56 15
57 44
58 9
59 5
60 10
61 14
62 2
63 0
64 10
65 6
66 2
67 8
68 12
69 39
70 19
71 15
72 14
73 15
74 4
75 25
76 34
77 273
78 0
79 16
80 9
81 31
82 53
83 9
84 67
85 4
86 4
87 37
88 3
89 0
90 3
91 37
92 125
93 2
94 146
95 10
96 6
97 2
98 32
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 17
1 6
2 17
3 19
4 2
5 8
6 16
7 6
8 1
9 12
10 2
11 3
12 37
13 39
14 3
15 0
16 1
17 3
18 0
19 3
20 2
21 5
22 0
23 0
24 53
25 13
26 6
27 0
28 58
29 3
30 6
31 0
32 13
33 86
34 22
35 2
36 8
37 0
38 34
39 13
40 10
41 1
42 54
43 32
44 1
45 1
46 30
47 5
48 3
49 2
50 47
51 122
52 5
53 0
54 1
55 1
56 3
57 0
58 11
59 86
60 2
61 6
62 6
63 1
64 2
65 12
66 20
67 4
68 3
69 0
70 3
71 10
72 11
73 1
74 0
75 13
76 4
77 10
78 11
79 1
80 2
81 218
82 1
83 6
84 35
85 0
86 3
87 2
88 1
89 17
90 1
91 3
92 0
93 3
94 4
95 7
96 2
97 11
98 3
99 11
100 140
101 2
102 52
103 1
104 3
105 3
106 20
107 15
108 0
109 8
110 21
111 24
112 6
113 6
114 21
115 2
116 27
117 3
118 0
119 9
120 2
121 23
122 2
123 3
124 43
125 26
126 3
127 5
128 5
129 10
130 2
131 77
132 1
133 15
134 2
135 2
136 19
137 11
138 1
139 1
140 10
141 10
142 17
143 33
144 14
145 2
146 0
147 4
148 1
149 0
150 1
151 9
152 54
153 3
154 14
155 9
156 11
157 2
158 8
159 8
160 0
161 2
162 0
163 0
164 16
165 4
166 7
167 18
168 12
169 13
170 1
171 5
172 1
173 13
174 16
175 102
176 9
177 19
178 3
179 36
180 7
181 3
182 9
183 27
184 7
185 6
186 1
187 8
188 8
189 3
190 1
191 3
192 0
193 10
194 9
195 29
196 50
197 4
198 1
199 6