Wertag der Wuchhandkung des Waisenhauses in Kasse a. d. S.
Tvhmeyers Wandbilder
zur
Deutschen Götter- und Sagenwelt
Mnterstüht und empfohlen vom König!'. Hörens;. Kutlusminiftcrium.
Empfohlen vom Königl. Württ. Kultusministerium und vom Großh. Bad. Oberschulrat.
Nach Originalen von Artur Dänemold, Woldemar Friedrich, Johannes
Gehrts, Hermann Hendrich und Alexander Zick in Lichtdruck ausgeführt.
Text zu Heft 1 — 3 von Felix und Therese Dahn.
Text zu Heft 4 von Geh. Reg.-Rat Ad. Matthias.
I. Serie. Blatt 1: Edda: Odhin auf dem Weltthron. Blatt 2: Edda: Thor auf
dem Ziegengespann. Blatt 3: Nibelungen: Kriemhild an der Leiche
Siegfrieds. Blatt 4: Edda: Walküren auf dem Schlachtfelde.
Ii. Serie. Blatt 1: Edda: Baldurs und Nanas Begräbnis. Blatt 2: Dietrich-
sage. Wittigs Ende frabenschlacht). Blatt3: Gudrun: Gndruns Ab-
schied von der Heimat. Blatt 4: Edda: Freya auf dem Sonnenwagen.
Iii. Serie. Blatt 1: Edda: Loki bei Thrpm, dem Thursen. Blatt2: Dietrichsage:
Dietrichs Kampf in Lanrins Rosengarten. Blatt 3: Edda: Walhalls
Wonnen. Blatt 4: Nibelungenlied: Markgraf Rüdigers letzter Kampf.
Iv. Serie. Blatt 1: Ein altgermanisches Opferfest. Blatt 2: Edda: Die Nornen.
Blatt 3: Edda: Wieland der Schmied und Bödwild. Blatt4: Walthari-
lied: Der Berjöhnungstrnnk nach dem Kampf am Wasgenstein.
Preis jeder Serie unaufgezogen Ji 20,— ; auf Leinen aufgezogen Jt> 24,—.
Einzelne Blätter unaufgezogen Ji 6,—.
Texthefte zur Serie 1 — 4 mit verkleinerten Abbildungen der Wandbilder je 30 Pf.
Ausführliche Prospekte und das illustrierte Verzeichnis der
Wandbilder stehen aus Verlangen kostenfrei zur Verfügung.
Der ethische und nationale Wert der germanischen Götter- und Heldensage ist
von pädagogischen Autoritäten längst anerkannt. Man betont mit Recht ihre reinigende
und erhebende Wirkung, ihren tiefen sittlichen Kern; sie gebe das Zeugnis einer
Gemütsanlage von seltener Schönheit. Ihre Kenntnis ist jetzt auch eine Forderung
der allgemeinen Bildung wegen ihrer bedeutsamen Stellung in der deutschen Literatur
und Kunst . . . Der um die Förderung des deutschen und geschichtlichen Unterrichts
hochverdiente Verlag hat den Wandbildern eine vorzügliche Ausstattung gegeben. Die
Gegenstände kommen sehr klar und scharf zum Ausdruck, die Blattgröße «64x90 cm)
reicht für den didaktischen Zweck völlig aus. Der Preis ist im Verhältnis zu dem
Gebotenen ein sehr mäßiger. Lehrprobcn und Lehrgänge.
Buchdruckeret des Waisenhauses in Hatte a. d. S.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
Extrahierte Personennamen: Artur_Dänemold Woldemar_Friedrich Friedrich Johannes
Gehrts Hermann_Hendrich Alexander_Zick Alexander Felix Felix Therese_Dahn Matthias Edda Edda Kriemhild Siegfrieds Edda Edda Gudrun Gudrun Edda Freya Edda Edda Rüdigers Edda Edda
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses in Kasse a. d. S.
Deutsches Leben in der Vergangenheit
von
Vrofessor Dr. August Sach.
Zwei Bände. 804 und 875 Seiten. Ji 12,—, geb. Ji 15,50.
Die Entwicklung der deutschen Kultur
im Spiegel des deutschen Lehnworts
von
Gymnasialdirektor Vrofessor Dr. Ar. Seiler.
I. Die Zeit bis zur Einführung des Christentums. Zweite Auflage. Ji 2,20.
Ii. Bon der Einführung des Christentums bis zum Beginn der neueren
Zeit. Zweite Auflage. Ji 3,80.
Zusammen in 1 Band gebunden Ji 7,20.
Erzählungen aus der alten deutschen Welt
von
Direktor K. W. Mterivald.
Gesamtausgabe in drei Bänden.
Mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Julius Jmmig und H. Knackfuß.
454, 559 und 590 Seilen, j/i 10,— , in drei Halbleinenbänden Ji 12,—.
Inhalt: Gudrun. Siegfried und Krirmhitde. Walther von Aquitanien.
Dietrich und Gckc. König Kother. Gngelhart. Parpval. Erzählungen aus
dem Kreise der Fangobardischen- und Dietrich-Sage. König Ortnit. Dietrich
und seine Gescur». Atpharts Tod. Die Kavennaschlacht. Drowulf. Awrin.
Wieland der Schmied.
Die Stoffe unserer mittelalterlichen Poesie sind in trefflicher, spannender und
fesselnder Weise behandelt. Die Darstellung ist meisterhaft, plastisch und anschaulich.
Warm zu empfehlen. Bercin. Prüfungsausschuß der Lchrcröercinc.
Lebensbilder aus der neueren Geschichte
Bon
Vrofessor W. Vfeifer.
Mit 4 Holzschnitten, gr. 8. geh. Ji 1,50; geb. Ji 2,—.
Inhalt: Martin Futher, Kurfürst Friedrich L, Der Große Kurfürst und Klücher.
Kceifev Wilhelm I.
Dus seinem Leben
Sextanern erzählt von
Vrofessor W. Vseifer.
Nebst Bildnis des Kaisers. — kart. 1,20.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: August K._W._Mterivald Julius_Jmmig H._Knackfuß Gudrun Gudrun Siegfried Siegfried Walther_von_Aquitanien Bon
Vrofessor_W._Vfeifer Martin_Futher Friedrich_L Friedrich Wilhelm_I. Vrofessor_W._Vseifer
Autor: Sanwürk, S. von, Ehringhaus, Friedrich, List, Heinrich Theodor
Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
19
mals möglich, solange Deutschland durch geheime Abmachung an Ruß-
land gebunden war, und Deutschland konnte mit der russischen Rücken-
deckung nie der Freund der Türkei, die Bismarck nicht die Knochen eines
pommerschen Musketiers wert war, nie der Bulgariens, nie der Be-
freier der Westslawen werden. Da auch 1888 trotz des Geheimvertrags
der Krieg mit Rußland drohte und bei der scharfen Spannung zwischen
England und Rußland Deutschland leicht in Verwicklungen und einen
offenen Gegensatz zu England hineingezogen werden konnte, so näherte
man sich damals England, ohne darum Feindschaft gegen Rußland zu
wollen oder zu pflegen. Wenn es auch übertrieben ist, in der Nicht-
erneuerung die erste große Ursache des Weltkrieges und des Hasses
Rußlands gegen uns zu sehen, so muß man doch den mutwilligen Bruch
mit Rußland bedauern und als folgenschweren Fehler ansehen, der sich
auch sofort in doppelter Beziehung bemerkbar machte.
1. Rußland stand jetzt ohne Bündnis allein, und da es den deutsch-
englischen Vertrag als eine Drohung empfand, so näherte es sich Frank-
reich, um nicht allein zu stehen. Fm Fahre 1891 besuchte eine französische
Flotte den russischen Hafen Kronstadt, und dort hörte der selbstherrliche
Zar stehend und entblößten Hauptes die Marseillaise, das Lied der
französischen Revolution, an. Zwar wollte er noch kein Bündnis mit
der Republik schließen, aber die Annäherung war doch vollzogen und
führte bald den Abschluß des Bündnisses herbei. Wie diese Tatsache
wirkte, beweist am besten eine Stelle aus einem französischen Geschicht-
schreiber: „Diese öffentliche Huldigung des Zaren tat mehr als zehn
Verträge, um unser Volk zu überzeugen, daß die russische Allianz ge-
schlosien war. Bei der Nachricht hiervon verbreitete sich ein ungeheurer
Fubel im ganzen Land. Nirgends sprach man von etwas anderem als
vom heiligen Rußland, und die russische Nationalhymne wurde bis in
unsere Dörfer eine unzertrennliche Begleiterin der eigenen." Frank-
reich wollte Rußland hauptsächlich für seine Rachepläne gebrauchen,
dieses aber hielt sich zunächst, solange es in Asien beschäftigt war, zum
großen Leidwesen der Franzosen zurück und betrachtete den „Zweibund"
mehr als Schreck- und Druckmittel gegen den Dreibund. Daher trat
zwar keine dauernde Entfremdung zwischen Deutschland und Rußland
ein, wie man anfangs befürchtet hatte, aber die Annäherung an England
brachte uns doch nicht die gewünschten Früchte.
2. Durch die Aufgabe des Rückversicherungsvertrages war England
aus langer Vereinzelung erlöst und konnte nun nach altem Muster
je nach Wahl den einen Bund gegen den andern ausspielen. Da
Deutschland nun keine wirksame Rückendeckung an Rußland mehr hatte,
zeigte England, daß es jetzt keine Ursache mehr habe, auf deutsche
Wünsche besondere Rücksicht zu nehmen. Die Rückwirkung der bald
eintretenden deutsch-englischen Mißstimmung brachte gleichsam von selbst
auch eine Lockerung des Bandes zu Ftalien.
Da England Deutschland nur im englischen Fnteresie als Deckung
gegen seine im Zweibund geeinigten Feinde, Frankreich und Rußland,
betrachtete, so begannen sich die Wege Deutschlands und Englands
2*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Bulgariens England Rußland_Deutschland England England Kronstadt Asien Deutschland England England Deutschland England England_Deutschland Frankreich Deutschlands Englands
133
[§ 24]
sterben war. Praktisch hat sich allerdings das Christentum schon
längst bewährt, seitdem aus dem Wittenberger Kirchentage 1848 von
Wichern (1808—1881) die Innere Mission begründet worden war,
die nicht bloß selbst Außerordentliches geschaffen hat, sondern auch zu
humanitärem Wirken angeregt hat. Immer mehr bricht sich jetzt der
Gedanke des Pädagogen Dörpseld (1824—1893) „von der allgemeinen
kirchlichen Arbeits- und Wehrpflicht" Bahn. Wenn nun noch er-
wogen wird, wie Deutschland auf dem Gebiete der Wissenschaft un-
bestritten das erste Land der Welt ist, so kann festgestellt werden,
daß es der gewaltigen realen Kultur, die es gegenwärtig ausweist,
eine ideale als gleichwertig an die Seite zu stellen hat. Der uner-
müdliche Fleiß, die treue Hingabe an die übernommenen Ausgaben,
die sich anpassende Fügsamkeit des deutschen Charakters gewähr-
leisten, daß die gesellschaftliche Entwicklung weiter vorwärts geht.
Der Kulturmensch hat, so ist von Schmoller dargelegt worden, die
Brutalität des körperlichen Kraftmenschen überwunden, seine Auf-
gabe ist es, die menschliche Habsucht, wie sie in gewinnsüchtiger
Selbstsucht, sozialer Hartherzigkeit und politischer Korruption sich
zeigt, zu vernichten, dafür „einen anständigen Erwerbssinn und das
Streben nach Individualität, Selbstbehauptung, Jchbejahung zu
verbinden mit vollendeter Gerechtigkeit und höchstem Gemeinsinn."
Als größtes Glied in der Kette der auf dieses Ziel gerichteten Be-
strebungen bezeichnet Schmoller mit Recht das Christentum. So
gilt denn auch das Wort des eben genannten Prinzen Schönaich-
Carolath:
Des hohen Erbteils walte frei.
Mein Volk, daß deinem Schwert, dem scharfen.
Geeint des Friedens Pflugschar sei
Und Liederfrühling deinen Harfen,
Ein tiefes Lied, ein heller Schlag
Und ein Gebet voran den beiden —
So darfst du, grüßend neuen Tag,
Pom stürzenden Jahrhundert scheiden.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
129
[§24]
der Bundesakte vom 8. Juni 1815 erfolgte der Zusammenschluß
von 34 deutschen Fürsten und 4 freien Städten zum Deutschen
Bund; als 39. Glieb trat 1817 Hessen-Homburg ein, zuletzt besaß
er 34 Teilnehmer. Es war ein Staatenbund, bessen Organ die
Bundesversammlung, gewöhnlich Bunbestag genannt, bildete. Gesetz-
gebungsrecht besaß er nicht. Die Bundestagsbeschlüsse mußten in-
des von den Bundesstaaten bei Vermeibung der Bundesexekution
beachtet und eventuell als Lanbesgesetze proklamiert werben.
d) Die Verfassungskämpse und die Erfüllung des
deutschen Einheitstraums. Bereits währenb der Befreiungs-
kriege erscholl der Ruf nach einem deutschen Kaisertum. Trotz aller
Zwistigkeit und Feinbschast, trotz Uneinigkeit und Zersplitterung war
der Einheitsgebanke nie ganz verschwunden. Jene Zeiten äußeren
Glanzes der Staufer blieben dem Volke unauslöschlich eingeprägt,
man glaubte den Kaiser Friedrich Ii. nicht gestorben, hoffte viel-
mehr, er werbe wiederkommen. Von ihm wurde diese Hoffnung aus
seinen Vater Friedrich Barbarossa übertragen, — die deutsche
Jugend, welche gegen Napoleon gefochten, griff diese Sage aus, um
sich fortan für die angeblich alten deutschen Reichssarben Schwarz-
Not-Gold zu begeistern. Aber neben dem Sehnen nach Kaiser und
Reich geht der Kamps um Weitersührung der gesellschaftlichen Re-
formen. Mitbeteiligung des Volkes an der Staatsleitung und Ver-
leihung einer Verfassung werden gefordert. Das große Verdienst
der klassischen Dichter ist es, die geistige Einheit geschaffen zu haben,
sie wird jetzt Vorbedingung für den Kamps um die politische. Aber
ausschlaggebend für Gestaltung des politischen und sozialen Lebens
werden neben den durch Geburt und Besitz Bevorzugten mehr und
mehr die Gebildeten der Nation.
Die Befreiungskriege hatten zunächst ein Ausleben des fürst-
lichen Absolutismus zur Folge. Teilweise wurden Verfassungen ge-
währt und zwar aus ständischer Grundlage. In Preußen war eine
solche 1815 zugesagt, aber 1833 vorläufig nur Provinzialstände mit
beratender Stimme eingeführt worden. Von Preußen sollte indes
die Schaffung der wirtschaftlichen Einheit ausgehen. Hier erfolgte
1816 die Aushebung aller Binnenzölle und damit der endgültige
Übergang von der Territorial- zur Volkswirtschaft. Drei Jahre
später schloß es dann mit Schwarzburg-Sondershausen für die
Enklave Gondershausen einen Zollvertrag zur Aushebung der gegen-
seitigen Zölle und Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsgebietes.
Wenngleich der 1828 zwischen Bayern und Württemberg geschlossene
Süddeutsche Zollverein, sowie der Mitteldeutsche Handelsverein
(Sachsen, Thüringen, Hannover, Kurhessen, Hessen-Homburg, Olden-
burg, Braunschweig, Nassau, Frankfurt a. Main) im Gegensatz zu
Preußen zustande kamen, schloß sich gleichfalls 1828 Hessen-Darm-
stadt an die preußisch-sondershausensche Zollgemeinschast an. Jene
Zollvereinigungen vermochten sich indes nicht zu halten. Am
Clausnitzer. Staats- und Volkswirtschaftslehre. 9
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Napoleon
Das Deutsche Reich.
183
3. Die Flußtäler bilden in ihrer Natur einen freundlichen Gegensatz
zu den rauhen Gebirgen. Bei ihrer tiefen, geschützten Lage zeichnen sie sich
durch ein mildes Klima aus, und da sie im Regenschatten liegen, so sind
sie sonniger und wärmer als die Umgebung. Daher gedeihen die
edelsten Obstbäume; der Weinbau wird in großem Maßstabe betrieben; in
den trockensten Talstellen wachsen die besten Weinsorten. Durch ihre Wein-
sorten wie auch durch ihre landschaftlichen Reize sind insonderheit das
Rheintal und das vielgewundene Moseltal berühmt.
Das Rheinlal ist nicht nur länderkundlich, sondern auch in Hinsicht
auf landschaftliche Schönheiten, Bodenbau, Handel und Verkehr das wichtigste
Rolandsbogen - Drachenfels Wolkenburg.
Rolandseck.
Der Rhein mit dem Siebengebirge bei Rolandseck.
Auf einer Rheinfahrt von Koblenz nach Bonn entfaltet sich bei Rolandseck
ein Landschaftsbild, dem an Erhabenheit und Mannigfaltigkeit am Rheine ein
zweites nicht gleich kommt. Auf dem linken Ufer erhebt sich auf hohem Basalt-
felsen der Ro land s b o g en, der letzte Rest einer Burg, die der Sage nach
Held Roland, der berühmte Paladin Karls des Großen, erbaut haben soll.
Rechts steigt schroff der Dra ch enfels empor, an dessen Südwestabhange eine
Höhle liegt, in welcher der von Siegfried überwundene Drachen gehaust haben
soll. Drachenfels und die rechts von ihm auftauchende Wolkenburg gehören
mit den sich rechts anschließenden Kegel- und Kuppenbergen zum Sieben-
gebirge, dessen Rückenprofil infolge seiner vulkanischen Entstehung einen
wesentlich anderen landschaftlichen Eindruck bewirkt als die Schiefergesteine
der übrigen Glieder des rheinischen Gebirges (vergl. Abbild, auf S. 183).
Die im Rhein sichtbare langgestreckte Flußinsel ist Nonnenwerth mit einem
ehemaligen Frauenkloster.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Roland Karls Siegfried Siegfried Nonnenwerth
— 28
einmal einem zu einem ganzen Menschenleben helfen mag. Daruin habe
ich m meinem Testament meine verlobte Braut, die Jungfrau Hansen, zu
meiner Universalerbin eingesetzt. Du wirst mir das nicht übelnehmen,
Meta, wir haben es doch 'mal so im Sinne gehabt." Und als meine
Tränen auf seine Hand fielen, nahm er einen goldnen Ring aus einem
Kästchen und steckte mir ihn an. „Der ist für dich allein," sagte er, „es
schickt sich besser vor den Leuten, und," setzte er leise hinzu, „trag ihn
auch zu meinem Gedächtnis."
Die alte Jungfrau schwieg und faßte wie liebkosend den schmalen
Reif, den sie am Goldfinger trug. — — Es war jetzt fast dunkel in
dem kleinen Zimmer, nur ein schwacher Abendschein drang durch die be-
schlagnen Fensterscheiben.
Der alte Lehrer war aufgestanden. „Wenn ich den Spruch auf meines
armen Knaben Stein gelesen," sagte er, „so hab' ich bisher nur seiner dabei
gedacht; aber," setzte er hinzu, und seine Stimme zitterte, „Gottes Wort
ist überall lebendig." Theodor Storm.
9. Oer Tod Lucias, der Gattin des Jürg Jenatsch.
Aus „Jürg Jenatsch.“
Zur Einführung. In dem Yeltlindorfe Berbenn ist Jürg Jenatsch reformierter
Pfarrer geworden; die Bevölkerung der Landschaft ist in zwei religiöse Parteien, Katho-
liken und Protestanten, gespalten, die sich gegenseitig hassen und verfolgen. Die des-
seren und einsichtigeren unter ihnen halten allerdings Frieden und verkehren freund-
schaftlich miteinander. Seine jugendliche G-attin, die wunderschöne Lucia, hat um ihrer
Ehe willen von ihren katholischen Anverwandten viel zu leiden.
Jenatsch wird von seinem Jugend- und Studienfreund Waser, Beamter des Züricher
Magistrats, besucht; bei dem Freunde lernt Waser die beiden protestantischen Geist-
lichen Blasius Alexander und Fausch, sowie den Kapuzinerpater Pankratius kennen.
Die vier Männer sind durch treue Freundschaft verbunden, unbekümmert um den Haß
und das Gezänk der Menge. Pankratius ist gekommen, um die Freunde vor einem ge-
planten Überfall der erregten katholischen Menge zu warnen.
Jürg Jenatsch umschlang die eben eintretende Lucia und küßte sie
mit überströmender Zärtlichkeit: „Sei getrost, mein Herz, und freue
dich! Eben hat dein Georg den schwarzen geistlichen Rock abgeworfen,
der dich mit den Deinen verfeindet hat. Wir ziehn hier weg, es wird
dir wohlergehn, und du erlebst an deinem Manne Ehre die Fülle."
Lucia errötete von Freude und blickte mit seliger Bewunderung
in Jürgs übermütiges Angesicht, aus dem eine wilde Freude sprühte.
Noch nie hatte sie ihn so glücklich gesehn. Offenbar wich eine dunkle
Furcht von ihrem Herzen, an der sie von Tage zu Tage schwerer ge-
tragen, und die ihr das Leben in der Heimat verleidet hatte.
„Hier, Jürg, mein Bruder," sagte jetzt Fausch, der mit seiner
Rechnung fertig war, „hier mein Eingebinde zu deinem Tauftage als
Ritter Georg! Für Gaul und Harnisch. Das Kapital ist gut angelegt.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Hansen Theodor_Storm Jenatsch Jenatsch Jürg_Jenatsch Jenatsch Waser Waser Alexander Alexander Pankratius Jürg_Jenatsch Georg Lucia
30
Darauf warf ihm der Alte einen etwas verächtlichen Blick zu, ant-
wortete aber gelassen und ungekränkt: „Ich vermag alles in dem Herrn,
der mich stark macht."
„Das ist ein christlich Wort!" rief der Kapuziner, ließ die Gläser
klingen und reichte dem greisen Prädikanten über den Tisch die Hand.
Unterdessen war der Mond aufgegangen und überrieselte draußen
die Krone der Ulme und die schwere Blätterdecke der Feigenbäume
mit hellem Licht; aber nur eine spärliche Helle drang durch die kleinen
Fenster in das breite, tiefe Gemach und schattete ihre massiven Gitter-
kreuze auf dem steinernen Fußboden ab.
Lucia stellte die italienische eiserne Öllampe auf den Tisch und
entfachte, die Dochte in die Höhe ziehend, drei helle Flämmchen,
die auf ihr über das Gerät gebeugtes liebliches Antlitz einen roten
Widerschein werfen.
Der unschuldige Mund lächelte, denn die junge Veltlinerin war
freudig bereit, mit ihrem Manne, auf dessen starken Schutz sie un-
bedingt baute, aus der Heimat wegzuziehen. Was er, dessen Blick von
der warm beleuchteten Erscheinung gefesselt war, betrachtete mit
Rührung diesen Ausdruck kindlichen Vertrauens.
Da stürzte plötzlich die Ampel klirrend auf den Boden und ver-
glomm. Ein Schuß war durch das Fenster gefallen. Die Männer
sprangen allesamt auf und zugleich sank das junge Weib ohne Laut zu-
sammen. Eine tödliche Kugel hatte die sanfte Lucia in die Brust getroffen.
Schaudernd sah Waser das schöne sterbende Haupt, auf welches das
Mondlicht fiel und das Jenatsch, auf den Knien liegend, im Arme hielt.
Jürg weinte laut. Während der Pater bemüht war, die Lampe wieder
anzuzünden, hatte Blasius Alexander seine Büchse ergriffen und schritt
ruhig in den mondhellen Garten hinaus.
Er mußte den Mörder nicht lange suchen. Da kauerte zwischen
den Stämmen der Bäume ein langer Mensch, dessen vorgebeugtes Ge-
sicht dunkle darüber fallende Lockenhaare verbargen, den Rosenkranz
in der Hand, stöhnend und betend. Neben ihm lag ein noch rauschendes,
schwerfälliges Pistol.
Ohne weiteres legte Blasius sein Gewehr auf ihn an und streckte
ihn mit einem Schusse durch die Schläfe nieder. Dann trat er neben
den auf das Angesicht Hingesunkenen, drehte ihn um, betrachtete ihn
und murmelte: „Dacht’ ich mir’s doch — ihr Bruder, der tolle Ago-
stino!" — Eine Weile stand er horchend. Nun schlich er über die
Gartenmauer spähend wieder dem Hause zu. Durch die Stille der
Nacht drang ein ungewisser Lärm an sein Ohr. „Zwei Vögelchen
haben gepfiffen," sagte er vor sich hin, „bald fliegt uns der ganze
Schwarm aufs Dach.“
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Lucia Waser Jürg Blasius_Alexander Alexander
49
sagen, du bist meine Freude und mein Stolz. Gott wird dir auch
noch alles Glück, was du brauchst im Leben, geben — aber deine
Mutter und deine Schwester darfst du nie verlassen. Stelle dir auch
drei solche Bretter in den Winkel und schlag stellenweise mit der
Hand darauf; es ist ein Klang, der tief in die Seele geht. Da kommt
die Alte schon wieder; ruhig Blut, Mann, wisch die Tränen ab, die
Weiber werden sonst wunder denken, was wir miteinander vorgehabt
haben."
5. Mit ganz fröhlicher Stimme rief der tapfre Greis der Frau
Anna und der jetzt so bleichen Luise entgegen und verkündete ihnen,
wie er sich augenblicklich recht wohl fühle. Die alte Frau küßte
die blinden Augen ihres Ehemannes und dankte dem Himmel für den
guten Mut, den ihr Johannes hatte. Luise aber suchte fragend das
Gesicht des Bruders, und dieser war lange nicht genug Meister in
der Verstellungskunst, um ihr alles zu verbergen, was seine Seele
bewegte.
Hart mußte Ludwig jetzt arbeiten, jetzt, wo Hammer und Hobel
dem Vater durch die Flammen aus den alten, bis dahin so rüstigen
Händen gerissen waren. Selten durfte der Sohn sich einen Augen-
blick Ruhe gönnen, wenn er den Mangel von dem kleinen Haushalt
fernhalten wollte, zumal da der Stolz der Familie jede Hilfsleistung,
welche die Freunde boten, fest zurückwies. „Wir danken Ihnen aus
vollem Herzen, Fräulein," sagte der Meister Johannes zu dem Frei-
fräulein von Poppen, „aber lassen Sie den Jungen nur, ’s wird eine
gute Schule für ihn sein und ihm nützlich fürs ganze Leben. Lassen
Sie ihn sich rühren; er hat tüchtige Knochen. Wenn’s nicht weiter
geht, sollen Sie die erste sein, die uns zur Hilfe kommen soll."
„Ihr seid ein hartnäckiger Gesell, Tellering," antwortete das Frei-
fräulein, ihren Krückstock auf den Boden stoßend.
Ludwigs Augen schossen nach solchen Worten seines Vaters stolze
Blitze, und das Handwerksgerät schien in seinen Händen ein eignes
Leben zu gewinnen. Glücklich der Mann, der im Kampfe gegen das
Elend, in jedem Kampfe des Lebens auf solche Zauberwaffen vertraut,
sie zerbrechen zu allerletzt.--------------
6. Wochen waren vergangen; Johannes sollte nun nicht lange
mehr leiden. Nun lag der wackre Kämpfer ausgestreckt, still auf
seinem Lager; er hatte Ruhe; es war, als spiele ein Lächeln des
Triumphes um die bleichen Lippen. In ihrer Kammer weinten Mutter
und Tochter. Aus der Werkstatt erschallte kraftvoll der Hammer-
schlag Ludwigs, der Sohn vollendete eben den Sarg des Vaters; er
machte meisterliche Arbeit, es mußte der trefflichste Sarg werden,
den er jemals angefertigt hatte. So maß er denn und behobelte die
Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Iiib. 1912. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Anna Johannes Luise Ludwig Ludwig Johannes Ludwigs Ludwigs Johannes Ludwigs
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6. Endlich sind die Trauben völlig reif. Der Beginn der Lese wird
öffentlich bekannt gemacht. Böllerschüsse künden den bedeutungsvollen Tag
an, und Glockenklang läutet ihn feierlich ein. So ist es wenigstens noch
in vielen Rheinorten.
Mit Jubel im Herzen steigt das Winzervölkchen hinauf in die Wein-
berge. Die Sonne hat die Herbstnebel zerstreut, und herrlich blickt sich's
hinab in das liebliche Rheintal. Dort unten liegt das Heimatörtcheu,
so traut gebettet am Ufer des blinkenden Stromes und umgeben von den
Gruppen der Obstbäume. Dort das Kirchlein mit dem alten, moosigen
Schieferdache! Selbst das eigne Wohnhäuschen ist zu sehen. Bald sind schon
die ersten Tragkörbe voll Trauben gepflückt. Die starken Burschen tragen
sie hinab. Dort unten hält auf dem Wege ein Ochsengespann. Große
Bottiche stehen auf dem Wagen, die die süße Last aufnehmen sollen.
Wie flink springen die Burschen die vielen Stufen des Bergpfades binab!
Voll Lust schwenken sie die Müßen, nach oben und nach unten grüßend.
Dort oben aber, bei der Lese, sind die Mädchen bald in fröhlicher Stim-
mung. Das Tal erklingt von frohen Weisen, bis ein Scherzwort alle
zum Lachen bringt und den Gesang verstummen macht.
7. Auch in dem Kellerraume der Winzerhäuser herrscht geschäftiges
Leben. Die ankommenden Bottiche werden in die Presse geleert. Schon
fließt der Traubensaft, der süße Most, heraus. Wie herrlich er schmeckt!
Das gibt ein Weinchen! so schmunzelt der Alte, der von vielen guten
Weinjahren, doch auch von schlechten zu erzählen weiß.
Nach etwa acht Tagen fängt der Most an zu gären. Er verliert seinen
süßen Geschmack und nimmt einen bittern an. Zugleich wird seine Farbe
milchig trübe. Der erfahrene Winzer weiß schon am Federweißen, wie
der Most jetzt heißt, h er auszu schm ecken, wie der spätere Wein wird. Mit
der fortschreitenden Gärung entsteht aus dem Federweißen der junge Wein.
Erst nachdem dieser geklärt ist und genug gelagert hat, kommt er in den
Handel. Im Frühjahre beginnen die Weinhändler, die Wirte, die Ka-
sinos ihre Weineinkäufe zu machen, und in manchen Weinorten, wie in
Bingen, Mainz, Rüdesheim, Kloster Eberbach, Kreuznach, Koblenz und
namentlich in Trier finden dann öffentliche Weinversteigerungen statt. Dann
klingen die Taler in des Winzers Tasche fast noch Heller als vorher das
Jauchzen in seiner Brust. H. Kerp.
40. Die Liegnitzer Goldfelder.
Die Dörfer in der Umgegend von Liegnitz zeichnen sich durchweg durch
gute, oft stattliche Gebäude aus und legen so Zeugnis ab von dem
blühenden Wohlstand, der in dieser- ganzen Gegend herrscht. Eins aber
fällt uns auf, der Mangel an Obstbäumen. „Halb im Obstbaumwald
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TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]