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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 39

1884 - Straßburg : Bull
— 39 — die angesehensten Geschlechter Frankreichs vertreten. Wie schon 80 Jahre vorher den sogen. Engländern, so erschienen auch ihnen die gesegneten Gefilde des Oberrheins als gute Beute und um so mehr, da die kaiserliche Gewalt in Deutschland auf unsicherem Boden stand. Außerdem waren die Ritter im Elsasse dem Einrücken der Armagnacs gar nicht abgeneigt, da auch sie einen Anteil an der reichen Beute zu erlangen hofften. Zn Finsiingen, an der Straße von Lothringen nach Zabern, dort, wo sich die Vogesenpässe nach dem Elsasse offnen, hatte Herr Hans seinen Sitz. Er war es, welcher im I. 1439 den Armagnacs den Wegweiser nach den reichen Fluren des Elsasses abgab. Es war ein Heer von 12 000 gutbewaffneten Reitern, das Volk aber nannte sie spöttisch nur d.ie armen Gecken, da ihr Prunk und Glanz nur ein erstohlener wäre und sie ihre Armut nur durch Raub und Mord verdecken könnten. Aber bitter mußte das Volk diesen Spott bezahlen. Drei Wochen lang zogen die Armagnacs wie Mordbrenner im Lande umher, sengten und plünderten, wohin sie nur kamen und raubten dem Landmanne seine mühsam erworbene Habe. Gleich anfangs hatte sich ihnen ein Straßburgisch es Heer entgegengestellt, es mußte aber der Übermacht weichen. Endlich zogen die bösen Gäste ab, nachdem das ganze Elsaß verwüstet war. Die heimgekehrten Ritter erzählten am französischen Hofe von den reichen Städten am Rhein, und wie wenig Schutz ihnen der Kaiser zu verleihen vermöge. Natürlich wurde der König verlockt, lüsterne Blicke nach dem schonen Elsasse zu werfen, und nur zu bald bot sich ihm eine Gelegenheit, das Land kennen zu lernen. Auf Sigismund war nach der kurzen Regierung Alberts Friedrich von Steiermark als Kaiser gefolgt, ein Mann, der während feiner mehr als 50jährigen Regierung dem Reiche wenig genützt, aber viel geschadet hat. Unter seiner Vormundschaft stand Sigismund von Österreich, Graf von Tirol, Breisgau, Sundgau und Elsaß. Dieser war verlobt mit der Tochter des Königs von Frankreich. Fortwährend lag er im Streite mit der Schweizer Eidgenossenschaft, und da selbst der Kaiser nicht Macht genug besaß, um sie zu bezwingen, so schloß der letztere einen Bund mit Frankreich, wonach er 5—6000 Mann Kriegshülfe erhalten sollte. Aber statt 5000 Mann rückten im I. 1444 gegen 40000 von jenen Armagnacs ein, an deren Thaten sich das Volk noch lebhaft erinnerte. Jetzt bekamen sie gar Namen, wie Kehlabschneider und

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 7

1884 - Straßburg : Bull
- 7 — Bodensee bis an den Main erstreckte, gegen die römische Oberherrschaft am Ober-Rhein. Obgleich oft geschlagen von den Römern, griffen doch immer neue Scharen an und die Niederlagen stachelten ihren Mut nur noch mehr. Die römischen Kaiser mußten ihre tüchtigsten Feldherren in diese Provinz schicken, ja manche Kaiser traten selbst an die Spitze der hier stehenden Truppen, alles war vergeblich — im Laufe des dritten Jahrhunderts setzten sich die Alemannen am rechten Rheinufer fest und machten verheerende Raubzüge in das Elsaß. 45 blühende Städte, darunter Straßburg, Brumath, Zabern, wurden von ihnen geplündert und in Asche gelegt. Schon war ein großer Teil des Landes in ihrer Gewalt, als die Römer sich noch einmal erhoben zum Schutze des Rheines. Julian, von den Christen der Abtrünnige genannt, rückte mit einem gewaltigen Heere gegen die alemannischen Fürsten, die sich unter ihrem Könige Chnodomar bei Straßburg gelagert hatten. Ein blutiger Kampf entspann sich, hin und her wogte das Schlachtgewühl, bis endlich die alemannischen Reihen zu weichen begannen. Die Fluten des Rheines färbten sich mit dem Blute von Tausenden. König Chnodomar wurde umzingelt und gefangen. Aber 200 edle Jünglinge hatten sich verschworen, mit dem Könige jedes Schicksal zu teilen und so boten sie sich freiwillig den Römern zu Gefangenen; dies geschah i. I. 357 nach Christus. — Trotz dieser blutigen Niederlage begannen bald neue alemannische Heere dem zusammenbrechenden Römerreiche furchtbar zu werden. Zn Anfang des fünften Jahrhunderts wurden die römischen Truppen aus dem Elsasfe abgerufen und in der Mitte des Jahrhunderts waren die Alemannen im dauernden Besitze des Landes. Die Alemannen. Seitdem die Römer von den Alemannen über die Vogesen gedrängt sind, herrscht alemannische Sitte und Sprache im Elsasfe und hat sich feit 14 Jahrhunderten durch alle Stürme hindurch bis auf den heutigen Tag bewahrt. Die Bewohner wurden von ihren Stammesgenossen, die aus der rechten Seite des Rheines zurückgeblieben waren, Alisazes oder Elisazes, d. h. die in der Fremde Wohnenden, genannt, ihr Land Elifaza, Elsaß. Die Alemannen waren ein kräftiger deutscher Volksstamm von hoher, starker Gestalt, tiefblauen Augen, blonden, etwas rötlichen

3. Elsässische Geschichtsbilder - S. 9

1884 - Straßburg : Bull
— 9 — Urteil. Wer durch ein schweres Berbrechen das Recht bricht, kann von der Familie des Verletzten straflos verfolgt werden. Der Verletzte kann entweder durch Bermittelung des Volkes Sühne fordern oder selbst Rache nehmen. Landesverrat, Empörung beim Heere, Mordanschlag gegen den Herzog werden mit dem Tode bestraft. Von dem wahren Gott wußten die Alemannen nichts; sie hatten viele Götter und Göttinnen, die sie aber nicht in Tempeln verehrten. Wälder und Haine waren die Stätten ihres Gottesdienstes. Hier, im Brausen der Bäume, im Rauschen der Quellen und Bäche, glaubten sie den Himmlischen näher zu sein. Ihre Hauptgottheit war Ziu, später Donar, der Donnergott, von dem ein Wochentag, der Donnerstag, seinen Namen hat. Später trat Wodan, Wnotan mit seiner Gemahlin Freia in den Vordergrund. Wnotan ist der König der Götter und Ahnherr der deutschen Stämme, der Gott der Luft und des Himmels. Von ihm kommen die höchsten Güter und Gaben, Fruchtbarkeit der Felder, Sieg und Ruhm, Schönheit und Glück. Er hat nur ein Auge, die Sonne, einen breiten, niederhängenden Hut, das schattende Gewölk, einen weiten, blauen Mautel, die weite blaue Luft; sein schnaubendes weißes Roß ist der Wind. Zu ihm kommen die Seelen der gefallenen Helden, welche er in seinen himmlischen Königssaal, die Walhalla, als Gäste und Dienstmannen aufnimmt. Mit ihnen, den Helden Walhallas, und den Schicksalsgöttmnen, den Walküren, jagt er in unersättlicher Streitlust durch die Lüfte. Zahlreiche Sagen haben sich im elsässischen Volksglauben von ihm erhalten, ebenso von seiner ebenbürtigen Gemahlin Freia. Nach ihr ist der Freitag genannt. Sie war die oberste Göttin und vereinigte in sich die Eigenschaften aller übrigen Wasser-, Licht- und Erbgöttinnen. Außer den Göttern gab es eine Menge halbgöttlicher Wesen: Riesen und Zwerge, Elfen, Feen, Nixen u. a., die ebenfalls in den Sagen fortleben. So die bekannte Erzählung vom Riesenspielzeug: In einem Seitenthale der Brensch ragen die Trümmer der Burg Niebeck auf einem hohen Felsen empor. In den Zeiten, ba noch die Riesen auf den Bergen hausten, stieg einst ein Riesenfräulein von der Burg herab in das Thal, wo gerade das Feld bestellt wurde. Verwundert erblickte sie das Bäuerlein mit den Pferden, den Acker pflügend, und dachte: Welch’

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 15

1884 - Straßburg : Bull
— 15 — ließ der König aufknüpfen. Richarbis jeboch trennte sich von ihrem geistig und körperlich verkommenen Gemahl und beschloß ihr Leben in dem Nonnenkloster Anblau bei Barr, das sie 7 Jahre zuvor gestiftet hatte. — In die Regierungszeit der Karolinger fällt auch die Wirksamkeit des Mönches Otfrieb von Weißenburg, des Dichters der berühmten Evangelienharmonie „Christ" (868). — Im I. 911 starb mit Ludwig dem Kinbe die karolingische Lime in Dentschlanb aus. Trotz der Gegenbemühungen Lubwigs des Einfältigen von Frankreich wählten sich die Deutschen einen König aus ihrer Nation, und zwar Konrab, den Herzog von Franken. Dieser erhob 916 Schwaben zum Herzogtum und verlaub Elsaß damit. Seitbem regierten durch beinahe 350 Jahre Herzoge von Schwaben und Elsaß. Heinrich I., auch Heinrich der Finkler oder Vogelsteller genannt. (910-936.) Heinrich war Herzog von Sachsen und würde nach dem Tode Konrads, mit dem er öfter in Fehbe gelebt hatte, auf besseu Wunsch zum König gewählt. Die Boten, welche ihm die Nachricht seiner Wahl überbrachten, sollen ihn beim Finkenfang angetroffen haben, daher sein Beiname. Im Jahre 919 kam er zur Regierung; von den Herzögen im Elsaß würde er jeboch erst i. I. 925 anerkannt. Seit biesem Jahre blieb Elsaß 7 Jahrhnnberte lang bauernb mit Deutschland vereinigt. Unter Heinrichs Regierung würde das Elsaß hart mitgenommen durch die Ungarn ober Hunnen. Sie sengten und plünberten, wohin sie nur kamen und trieben den Bauern das Vieh weg. Bis an den Rhein brangen ihre zügellosen Scharen vor und legten Basel vollstanbig in Trümmer. Dann überschritten sie den Rhein bei Hüningen, das von ihnen den Namen haben soll. Ihnen warf sich ein Nachkomme des alten Herzogs Eticho entgegen, aber er, der letzte seines Geschlechtes, sanb den Tod. Nun verwüsteten die Hunnen grausam das ganze ^anb, bls enblich der Vertrag mit Heinrich sie zum Abzüge brachte. — Zur Zeit Heinrichs lebte auch im Elfaffe in der alten Stadt 4nei]ach ein alter Recke, Kuno. Er war klein von Wuchs und bekam daher den Namen Kurzebolb) aber es war ein gar tapferer und mutiger Held. Einst faß er mit König Heinrich zu-

5. Elsässische Geschichtsbilder - S. 18

1884 - Straßburg : Bull
— 18 — Fenster aus die hellen Haufen sah, glaubte er sich schon verraten. Da trat Ratbod zu ihm hin und sprach: „Sage, lieber Bruder, hätte mich wohl die stärkste Feste gegen diese Menge schützen können ? Nimmermehr, deshalb habe ich mir nur eine kleine Burg gebaut und mir mit dem übrigen Gelde viele edle und tapfere Bundesgenossen gewonnen. Sie bilden einen sicherern Schutz mit ihrer Freundschaft, als dicke Mauern." Werner mußte dem Bruder recht geben. Mit lautem Jubel wurde er von den Gästen begrüßt und verweilte mehrere Tage, bis das fröhliche Einweihungsfest zu Ende war. — Werner und Ratbod waren ein kühnes, streitbares Paar. Das bischöfliche Kleid hinderte Werner nicht, das Schlachtroß zu besteigen und mit seinem Bruder zusammen unter dem Banner des Kaisers zu streiten. Bis an den Genfersee trug er seine siegreiche Fahne. Aber auch in den innern Angelegenheiten des Elsasses war er thätig. Er sprach Recht, schlichtete ausgebrochene Streitigkeiten und sorgte für gute Verwaltung der Güter des Bistums. Er war es auch, welcher i. I. 1015 den Grund zum heutigen Straßburger Münster legte; daher erhielt er den Beinamen „der Erbauer". Er wurde vom Kaiser mit einer Gesandtschaft nach Eonstantinopel betraut; doch als er zurückkehrte, fiel er in Ungnade und starb 1029. Papst Leo Ix. (1002—1054.) Heinrich Ii., der Heilige, war der letzte der sächsischen Kaiser; ihm folgte Konrad Ii. von Franken. Er hatte oft gegen aufständische Fürsten zu kämpfen, ebenso sein Nachfolger Heinrich Iii. Währen d dieser regierte, bestieg ein Elsässer unter dem Namen Leo Ix. den päpstlichen Thron. Bruno, Graf von Egisheim und Dagsbu rg, wurde i. I. 1002 geboren. Seiuer Mutter war durch ein Traumgesicht oder> wie eine andere Überlieferung berichtet, durch eine fromme Frau seiue künftige Bedeutung vorherverkündet worden. Dem Vater aber, dem Grasen Hugo, hatte eine alte Frau geweiffagt, daß er einst seinem Sohne den Stanb von den Füßen küssen werde. Um dies unmöglich zu machen, übergab er das neugeborene Kind einem Jäger, damit er es töte. Dieser schonte jedoch das Knäbleiu und täuschte deu Grafen dadurch, daß er ihm das durchschossene Herz eines Rehbocks brachte. Bruno wnchs

6. Elsässische Geschichtsbilder - S. 20

1884 - Straßburg : Bull
— 20 — Streichen der erbitterten Rnfacher und Heinrich selbst rettete sich nur mit knapper Not. unter Zurücklassung der Reichskleinodien nach Colmar. Die Frauen brachten Krone, Scepter und Mantel im Triumph nach der Kirche und legten alles auf dem Altar der hl. Jungfrau nieder. Seitdem hatten die Frauen in Rufach bei allen festlichen Gelegenheiten den Vorrang; selbst heute noch stehen ihre Kirchenstühle zur rechten Seite des Altars. Friedrich I., Barbarossa. (1152—1190.) Auf Heinrich V. folgte Lothar von Sachsen; auch er kam nach dem Elfasfe, da die Herzöge des Landes, Friedrich und Kon< rad, ihn nicht als Kaiser anerkennen wollten. Bald zwang sie jedoch ihre Niederlage dazu. Als Lothar 1137 starb, wurde Konrad zum deutschen Kaiser gewählt. Er war der erste aus dem Hanse Hohenstaufen, das ein Jahrhundert lang Deutschland groß und mächtig gemacht hat. Konrads Nachfolger war sein Neffe Friedrich, der gewaltige Rotbart, von den Italienern Barbarossa genannt. Sein Lieblingssitz war Hagenau. Einst, erzählt die Sage, zog ein ritterlicher Herr in den Ha-genaner Forst, um zu jagen. Da entdeckte er tief ich Walde eine Insel, von der Moder umflossen, bewachsen mit dichtem Gestrüpp oder Hag, wohin sich das Wild geflüchtet hatte. Dieser Platz, dachte er sogleich bei sich, paßt herrlich für ein Schloß. Er baute also eine stattliche Burg und nach dem Hag nannte er sie Hagenau. Dieser ritterliche Herr war Friedrich der Einäugige, der Vater Friedrich des Rotbarts. Kaiser Konrad gründete hier eine Niederlassung und legte den Grundstein zur Sankt Georgskirche. Barbarossa vergrößerte das Schloß und machte es zur kaiserlichen Burg. Es war ein gewaltiger Ban, an jeder der vier Ecken ein Turm, in der Mitte ein fünfter. Auf dessen Spitze saß eine goldene Taube, die weithin sichtbar war und später auch aus die Münzen der Stadt geprägt wurde. In dem mittleren Turme lagen drei Kapellen übereinander, die unterste Gott dem Vater, die in der Mitte Gott dem Sohne, und die oberste dem hl. Geiste geweiht. Hier wurden die Reichsinsignien aufbewahrt: zwei Schwerter, der goldene Reichsapfel mit dem Kreuze, der kaiserliche Mantel, ein Gewand von weißem Sammet, zwei scharlach-

7. Elsässische Geschichtsbilder - S. 25

1884 - Straßburg : Bull
— 25 - der Bischof die Stadt zur Übergabe zu überrede». Klugheit und List scheiterten an dem Unabhängigkeitssinn der Straßburger. So ging das Jahr 1261 hin. Endlich am Anfang des nächsten kam es zu einem entscheidenden Schlage. Am 8. März rückten die Straßburger, verstärkt durch reichlichen Zuzug vou befreundeten Städten, aus. Es galt dem festen Turme zu Mundolsheim, der die Straße nach Hagenau und Zabern beherrschte. Der Turm wurde erstürmt und abgebrochen. Die Bischöflichen läuteten aber schon Sturm von Dorf zu Dorf. Walther sammelte sein Heer, 5000 Mann Fußvolk und 300 schwerbewaffnete Reiter, und rückte gegen Straßburg heran, welches er leicht zu nehmen hoffte, da er die Bürger in Mundolsheim glaubte. Doch diese bekamen rechtzeitig Kunde. Die Glocken Straßburgs riefen alles, was Waffen tragen konnte, zum Kampfe. Bei Oberhausbergen auf der Straße nach Zabern trafen die Heere zusammen. Die Bürger waren überlegen an Zahl, doch besaßen sie keine schwere Kavallerie und von den Fußsoldaten waren viele kampfungeübt. Es war eine heiße Schlacht, welche die Bürger für ihre Freiheit kämpften, an derselben Stelle, wo vor 900 Jahren der Alemannenkönig Chnodomar dem Römerheere unterlegen war. Walther selbst kämpfte mutig; zwei Pferde wurden unter ihm erschossen. Endlich erlag des Bischofs Heer; wer nicht tot oder schwer verwundet auf dem Schlachtfelde blieb, wandte sich zur* Flucht. Der Bruder Walthers war gefallen, mit ihm 70 Edle. Triumphierend zogen die Bürger in die Stadt und führten die Gefangenen mit sich, gefesselt mit denselben Stricken, welche der Bischof für seine Gegner bereit gehalten hatte. — Bald darauf schloß der Bischof mit der Stadt einen Waffenstillstand und begann Friedensunterhandlungen. Doch zogen sich diese so in die Länge, daß Walther darüber starb. Erst sein Nachfolger versöhnte sich mit der Stadt und schloß Frieden, in welchem derselben die Unabhängigkeit vom bischöflichen Regiment zugesichert wurde. Dadurch ward Straßburgs Ansehen nicht nur im Elsasse bedeutend, sondern auch über seine Grenzen hinaus. Rudolf von Habsburg blieb mit der Stadt, deren Bannerherr er gewesen war, immer in guten Beziehungen, auch nach seiner Wahl zum Kaiser. Rudolf von Habsburg. (1273—1291.) Siebzehn Jahre lang, von 1256—73, herrschte in ganz

8. Elsässische Geschichtsbilder - S. 26

1884 - Straßburg : Bull
— 26 — Deutschland die höchste Unordnung. Kein deutscher Fürst mochte die Kaiserkrone annehmen. Ein jeder suchte sich nur auf Kosten des andern zu erheben und zu bereichern. Gewalt ging überall vor Recht. Es war die schreckliche Zeit des Faustrechts, wo Sieger der war, welcher die stärkste Faust führte. Diese traurigen Zustände riefen die Sehnsucht nach einem tüchtigen Kaiser wach. So wählten i. I. 1273 die deutschen Fürsten den Grasen Rudolf von Habsburg zum Kaiser. Rudolf belagerte gerade die Stadt Basel, als ihm die Gesandten die Botschaft brachten, daß ihn die zu Frankfurt versammelten Fürsten einstimmig gewählt hätten. Die Nachricht kam auch bald in die Stadt Basel. Sogleich öffneten die Bürger die Thore, der Bischof söhnte sich mit seinem neuen Herrn ans, die Gefangenen wurden zurückgegeben und Rudolf hielt unter dem Jubel der Einwohner seinen Einzug in die Stadt. Die Baseler leisteten ihm den Eib der Treue und brachten eine große Summe Gelbes als Ehrengeschenk bar. Nach-bent Rubolf in Aachen gekrönt worben war, kam er auch nach Straßburg, wo er glänzenb empfangen würde. Häufig verweilte er in biefer Stadt, ebenso in Hagenau, Rappoltsweiler und Ensis-heim. Er kannte sehr wohl die Bebeutung, welche das Elsaß für Deutschland hatte und versäumte beshalb nichts, um die Provinz fest mit dem Reiche zu verketten. Mehrmals kam er in das Laub, um ausgebrochene Streitigkeiten zwischen Städten und eblen Herren zu schlichten. In der Zeit des Faustrechts hatten sich viele Ritter feste Burgen gebaut, von benen aus sie die Städter arg plagten und ihren Hanbet störten. Rubolf gab beshalb vielen Städten bebeutenbe Vorrechte und stellte sie unmittelbar unter das beutfche Reich. Manche bekamen sogar das Münzrecht und das Recht über Leben und Tod. Da aber die einzelnen Stabte zu schwach waren, um sich mit Erfolg gegen die Übergriffe der Burgherren zu verteibigen, so verbanben sie sich und der Kaiser gab ihnen einen gemeinsamen Schutz in der Person des Laubvogts. Dieser hatte später seinen festen Sitz zu Hagenau. Außer Hagenau gehörten zu dem Bunbe: Colmar, Schlettstabt, Weißenburg, Mülhansen, Oberehnheim, Rosheim, Münster, Kaysersberg und Türkheim. Straßburg staub für sich allein und wußte sich selbst zu schützen. Noch kurz vor seinem Ende besuchte Rubolf die Stadt Straßburg und als er aus dem Thore ritt, rief er noch: „Lebe wohl, Stadt! Lebt wohl, meine lieben Bürger!" In bemfelben

9. Elsässische Geschichtsbilder - S. 31

1884 - Straßburg : Bull
— 31 — Streit kam, dann weiter, um ihre Genossen herbeizurufen. Wichtige Folgen hatte eine Schlägerei im Jahr 1332. Es war am Mittwoch der vierten Woche nach Ostern, an welchem alljährlich große Festlichkeiten stattfanden. Der ganze Adel war versammelt zum festlichen Mahle; abends wurde getanzt. Als sich die Franen nach Hause begeben hatten und ein Teil der Edelleute auf ihre Trinkstube gegangen war, entspann sich unter den Zurückgebliebenen, welche dem Weine am meisten zugesprochen hatten, ein heftiger Wortwechsel. Die Zorn, wie wenn sie schon darauf vorbereitet gewesen wären, waren in dicken Wämsern, teils mit, teils ohne Waffen erschienen. Bald gingen sie zu Thätlichkeiten über, so daß es zum Handgemenge kam. Da trat Meister Johannes Sicke mit mehreren Bewaffneten herein und gebot Frieden bei harter Strafe der zehnjährigen Verbannung ans der Stadt. Vergebens! Die Anwesenden waren zu erhitzt, um auf ihn zu hören. Auf beiben Seiten blitzten die blanken Schwerter; bewaffnete Knechte brachten ihren Herren Schilb und Dolch. Der Meister selbst wurde am Kragen gefaßt. Hinüber und herüber flogen Beleidigungen und Schimpfwörter. Der Saal war nicht allein mehr Kampfplatz, auch der anstoßende Markt und die Straßen wurden von dem Getümmel erfüllt. Hier wurde mit Faust und Knittel darein geschlagen, hier mit Lanze und Spieß zugestoßen, hier mit scharfen Schwertern gefochten. Dazwischen hörte man schwere Flüche und das Ächzen der Verwundeten. In den Kamps der Herren mischten sich auch die Knechte. Endlich legte sich die Hitze und die Edelleute kehrten mit geröteten Schwerten in ihre Trinkstube zurück. Auf den Straßen aber lag eine große Menge Toter und Verwundeter; von den Edelleuten waren neun erschlagen, und zwar zwei von den Mülnheün, sieben von den Zorn. Jede der beiden Parteien benutzte die Waffenruhe, um befreundete Ritter von den benachbarten Burgen zu Hülfe zu rufen. Da erhob sich Burfard Zwinger, ein Bäcker, aber ein entschlossener und kluger Mann, und rief feine Mitbürger zur Abwehr solcher Pläne auf. Die Zünfte nahmen Schlüssel, Siegel und Banner der Stadt an sich und setzten einen neuen Stadtrat ein. Zu den Mitgliedern ans dem Adel und den alten Bürgergeschlechtern trat aus jeder der 25 Zünfte ein Mitglied. Den bisherigen vier Stettmeistern trat ein Ammeister zur Seite, der die Zünfte vertrat. Der neue Rat verbannte die Adeligen, welche an den blutigen Händeln beteiligt waren. Die Trinkstuben

10. Elsässische Geschichtsbilder - S. 34

1884 - Straßburg : Bull
Erkrankten bedeckte sich mit schwarzen Beulen und nach wenigen Minuten fiel er tot nieder. Überall fast, wo die Pest auftrat, starb der vierte Teil der Bevölkerung, in manchen Gegenden selbst der dritte. In Straßburg raffte sie 16000 Menschen dahin und in demselben Verhältnisse wurden die übrigen Städte des Landes verheert. Diese Pest erzeugte die Sekte der Geißler oder Flagellanten. Leute jeden Alters zogen zwei und zwei mit entblößten Schultern unter Gesang und Gebet in die Städte ein und stellten sich auf dem Marktplatze auf. Hier geißelten sie sich bis aufs Blut, um die göttliche Barmherzigkeit herabzuflehen. In Straßburg sangen sie, während sie sich peitschten: „Nun hebet auf die starken Hände, Daß Gott dies große Sterben wende." Einer las mit lauter Stimme einen Brief vor, den ihm ein Engel gebracht habe, worin Gott allen denen Gnade versprach, die 34 Tage lang unterwanderten und ihren Leib durch Geißeln straften. Im Elsasse war ihre Schar so groß, daß sie sich in zwei Teile trennten. Der eine Haufe zog den Rhein hinab, der andere hinauf. Unter dem Deckmantel geistlicher Übungen begingen sie große Ausschweifungen und wurden der öffentlichen Ruhe und Sicherheit gefährlich. Deshalb ergriffen Papst und Kaiser gemeinschaftlich Maßregeln gegen ihr Treiben. Die sogenannten Engländer. (1365 und 1375.) Auf Ludwig den Bayern folgte im Jahre 1348 Karl Iv. von Böhmen als deutscher König und römischer Kaiser. Ludwig von Bayern hatte während seiner Regierung im Streite mit dem Papste gelegen. Die elsässischen Städte standen aber immer treu aus Seiten des Kaisers, selbst Baun und Interdikt machte sie in ihrer Treue nicht wankend. Ebenso fest hielten sie nach Ludwigs Tode zu Karl. Es war ein feierlicher Angenblick, als Straßburgs Stadtrat dem neuen Kaiser vor dem Münster huldigte und das Volk ein tausendstimmiges Hoch ausbrachte. In die Regiernngs-. zeit Karls fällt der zweimalige Einfall der sogenannten Engländer in das Elsaß. Eine Tochter des habsburgischen Herzogs Leopold war einem Herrn Engnerrand von Concy vermählt. Ihr Sohn, Enguerrand Vii., beklagte sich schon seit dem Tode seiner Mutter
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