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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 157

1858 - Leipzig : Engelmann
Mittelalterliche Zustände. 157 ster Gottfried von Straß bürg. Die Zierde der deutschen Heldendichtung aber ist das Nibelungenlied, dessen Stoff aus der Völkerwanderung herrührt, das aber am Anfang des 13. Jahrh. von einem unbekannten Dichter in seine jetzige Gestalt gebracht wurde. Die Sagen vom „gehörnten" Helden Siegfried, der durch Verrath am Lindenbrunnen im Odenwald ermordet ward, die blutige Rache seiner treuen Gattin Chriemhilde von Worms und der Untergang des burgundischen Kö- nigshauses durch Dietrich von Bern im fernen Ungarland an Etzels (Attila's) Hof, bilden den Inhalt dieser großartigen Helvendichtung aus der deutschen Vorzeit. Auch das andere deutsche Volksepos „Gudrun", das die unerschütterliche Treue einer geraubten Braut unter Leiden und Trübsal zum Inhalte hat, rührt aus dieser Zeit. — Die lyrischen Dichter, die in Deutschland Minnesänger, in Frankreich Troubadours genannt wurden, machten die zarten Regungen des Herzens, die Gefühle der Liebe, vie Empfindungen und Stimmungen bei dem Wech- sel des Naturlebens zum Gegenstand ihrer Dichtungen, oder sie geißelten in satiri- schen Rügeliedern (Sirventes) den Verfall der Sitten und die Entartung der Geistlichkeit. In Deutschland war der berühmteste Minnedichter Walther von der Vogelweide, der am Hofe Hermanns von Thüringen lebte. Da- mals bildete die Wartburg bei Eisenach in Thüringen den Sammelplatz der berühmtesten und begabtesten Sänger. — Die größten Dichter des Mittelalters hat jedoch Italien aufzuweisen. Nachdem der strenge Ghibelline Dante Alig- hieri von Florenz (ff 1321) in seinem großen (epischen) Gedichte: die gött- liche Komödie, die italienische Dichtersprache geschaffen, führte Petrarca (ff 1374) in seinen Sonnetten an Laura dieselbe auf den Höhepunkt des Wohlklangs, während fein Zeitgenosse Boccaccio durch seine Erzählungen und Novellen (Decamerone) der Schöpfer der italienischen Prosasprache wurde. Dante's großartiges Gedicht, das aus drei Theilen: Hölle, Fegefeuer und Paradies besteht, trägt in feinen melodischen Versen die ganze Weisheit des Mittelalters, den ganzen Schatz der damals gewonnenen Wissenschaft, so daß man mit Recht davon sagte, Himmel und Erde hätten Hand an Dante's Gedicht gelegt. Petrarca's übrige Werke find lateinisch abgefaßt. Er wie Boccaccio hatten große Verdienste um Wiederbel ebung der alten Literatur und Bildung. 4) Im Mittelalter war die Kunst gänzlich im Dienste der Religion und alle Zweige derselben vereinigten sich in den erhabenen Domkirchen, wovon die älte- sten im byzantinischen Rundbvgenstyl, die jünger» im gothischen Spitzbogenstyl aufgeführt sind. Die Bauwerke im gothischen Styl, der im 13. und 14. Jahrhundert zu seiner völligen Ausbildung kam, haben einen leich- ten, freien, luftigen Charakter und streben nach Oben, wie der Glaube, der sie her- vorgerufen. Die Hauptzierde derselben besteht in den schlanken Thürmen, deren Spitze eine majestätische Blume in Kreuzesform bildet, welche, ihre Blätter gegen den Himmel emporbreitend, auf das Ziel deutet, das die menschliche Sehnsucht nicht zu erreichen vermag. Der Grundriß trägt die Figur des Kreuzes; das Halbdun- kel, das durch die b emalten Fenster bewirkt wird, füllt die Seele des Betenden mit den Schauern der Ehrfurcht vor der Nähe des Allmächtigen. Die Domkirchen bestehen aus einem etwas erhöhten Chor, das nur der Geistliche betritt und wo sich der Hochaltar befindet, aus einem Mittelschiff mit höherer Decke und aus zwei durch luftige Säulen getrennten Seitenschiffen. — Auch die übrigen Künste, Sculptur, Musik, Malerei standen im Dienste der Kirche. Die Bild- und Steinhauerwerke, die das Schwerfällige und Mühselige der Maurerarbeit verbergen sollten, waren mit der Architectur auf's Innigste verbun- den; sie pnd nur als Theile der großen Idee, die der gothischen Bauart zum Grunde liegt, zu betrachten; die Bildnisse von Christus und seinen Jüngern und Angehö- Die heiligen Künste.,

2. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 150

1858 - Leipzig : Engelmann
150 Das Mittelalter. 1254. 1266. 1268. den Armen seines geliebtesten Sohnes Manfred in Unteritalien. — Friedrich Ii. vereinigte hohe Bildung und Sinn für Wissenschaft und Dichtkunst mit Tapfer- keit, Helbenmuth und Schönheit des Körpers. Umgeben von Pracht, Herr- lichkeit und Freuden jeder Art, hatte er alle Ansprüche auf Glück, hätte nicht sein freier Geist der Kirche widerstrebt und hätte er besser gelernt, seine Leiden- schaften zu zähmen und seine Begierden zu mäßigen. Er hatte in Denkart, Sitten und Leben vielfach gegen die Ideen der Zeit und gegen die Satzungen der Kirche verstoßen und sich rückhaltlos der Sinnlichkeit und der Zweifelsucht hingegeben. Darum erscheint er in Dante's Hölle (§. 249.) unter der Zahl der kühnen himmelstürmenden Zweifler, die zur Strafe in feurigen Gräbern ruhen. §. 239. Aus die Kunde von Friedrichs Tod kehrte Innocenz Iv. froh- lockend nach Rom zurück. Er erklärte Neapel und S i c i l i e n für ein erledig- tes Lehen des päpstlichen Stuhlsund sprach über Friedrichs Söhne, Konrad Iv. und Manfred, die sich im Besitze des väterlichen Erbes behaup- ten wollten, den Bannfluch aus. Bald sank Konrad in ein frühes Grab. Aber sein ritterlicher Halbbruder Manfred vertheidigte mit deutschen und saraceni- schen Kriegern Unteritalien so erfolgreich und tapfer, daß die meisten Städte ihm huldigten und die guelfischen Truppen sich in den Kirchenstaat zurückziehen mußten. Der Kummer darüber beschleunigte den Tod des Papstes Innocenz Iv. Seine Nachfolger verfolgten jedoch dieselbe Bahn. Entschlossen, den Hohen- staufen um jeden Preis Neapel und Sicilien zu entreißen, bot Urban Iv. das schöne Königreich dem thatkräftigen, aber harten Karl von Anjou, Bruder des französischen Königs Ludwigs Ix., als päpstliches Lehn an, mit der Bedin- gung , daß er es unter guelfischem Beistände mit französischen Truppen erobere und einen jährlichen Tribut an den römischen Hof entrichte. Tapfer widerstand Manfred dem übermüthigen Gegner. Als aber die Schlacht von Bene- vent durch italienischen Verrath gegen ihn entschied, stürzte er sich in den dich- testen Schwarm der Feinde und starb den Heldentod. Ein kunstloses Grab, zu dem jeder Krieger einen Stein trug, umschloß seine Leiche. §. 240. Nach der Schlacht von Benevent war die Macht der Ghihellinen gebrochen; Neapel und Sicilien fielen in die Hände des harten Siegers, der das unglückliche Land alle Schrecknisse der Eroberung fühlen ließ. Die An- hänger der Hohenstaufen wurden mit Tod, Gefängniß und Verbannung be- straft; in ihre Güter theilten sich französische und guelfische Krieger. Da riefen die Bedrängten Konrad's Iv. jugendlichen Sohn Konradin aus Deutschland nach Italien. Konradin, in dem der hohe Sinn und Heldengeist der Ahnen wohnte, verließ die Heimath, um mit seinem Jugendfreunde Friedrich von Baden und wenigen Getreuen das Erbe der Hohenstaufen wieder zu erobern. Von den Ghibellinen mit Jubel empfangen, durchzog er siegreich das obere und mittlere Italien, empfing auf dem Capitol die Huldigung der ewigen Stadt als Weihe des Todes, brachte den Papst zur Flucht und überschritt die Grenze von Neapel. Das Treffen bei Scurcola fiel günstig für ihn aus; aber sein zu rasches Vordringen verschaffte dem in einem Hinterhalt lauernden Feinde den Sieg. Seine Truppen wurden theils getödtet, theils zersprengt; er selbst fiel durch Verrath in die Gewalt seines Gegners Karl von Anjou und wurde nebst seinem Busenfreunde Friedrich zu Neapel enthauptet. So sank der letzte Sprößling eines glorreichen Heldengeschlechts seiner Ehre beraubt in ein frü- hes Grab. Die noch übrigen Glieder des hohenstaufischen Hauses traf gleich- falls ein hartes Geschick. König Enz io starb in der Haft zu Bologna (§. 236); Manfreds Söhne ließ der unbarmherzige Karl bis an ihren Tod im

3. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 172

1858 - Leipzig : Engelmann
172 Das Mittelalter. 1377. einer zehrenden Krankheit erlag und Eduard Hl. ihm bald in die Gruft nach- folgte, den Engländern von allen Eroberungen nur Calais verblieb. Allein is- unter seinem Nachfolger Karl Vl., der bald nach seiner Volljährigkeit in Gei- 1*22. fteszerrüttung fiel, gerieth Frankreich abermals in einen Zustand von Verwir- rung und Gesetzlosigkeit. Zwei mächtige Hofparteien, den Oheim des Königs (Herzog von Burgund) und den Bruder desselben (Herzog von Orleans) an der Spitze, stritten sich um die Regentschaft, indeß der Bürgerstand sich gegen die harte Besteuerung auflehnte und Erweiterung seiner Rechte verlangte. Um dieselbe Zeit, wo in Deutschland die Städte im Kampf mit der Ritterschaft lagen (§. 261.), die helvetischen Landleute gegen den Herrenstand stritten, und in England ein gefährlicher Volksaufstand unter Wat Tyler und andern Füh- rern reißende Fortschritte machte, erhob sich auch in Flandern und Frankreich der Bürger- und Bauernstand gegen Adel und Hof. Aber Mangel an Ein- heit unter den Empörern verschaffte den letztem den Sieg und der Aufstand hatte eine Verminderung der Volksrechte zur Folge. Die burgundische Par- 1383. tei begünstigte den Bürgerstand, die orleanische den Adel. §. 273. Diese Umstände benutzte der ritterliche König Heinrich V. von England zur Erneuerung des Kriegs wider Frankreich. Er forderte die frühern Besitzungen zurück, und als ihm dieselben verweigert wurden, rückte er über Calais in Frankreich ein und wiederholte bei Azincourt an der Somme die 141°' Tage von Creep und Poitiers. Das viermal stärkere Heer der Franzosen wurde besiegt, die Blüthe der französischen Ritterschaft fiel in der Schlacht oder ge- rieth in die Gewalt der Feinde; dem Sieger stand der Weg nach Paris offen, wo die Parteiwuth jetzt den höchsten Grad erreichte und Volksaufstände und Mordthaten an der Tagesordnung waren. Die Orleanische Partei schloß sich an den Dauphin an, indeß die burgundische Partei nebst der Königin Jsa- bella, sich mit England verbanden und Heinrich V. und seine Nachkommen als Erben des französischen Throns anerkannten. Bald war alles Land nord- wärts der Loire in der Gewalt der Engländer. Aber mitten in seiner Helden- 1422. laufbahn wurde Heinrich V. durch einen frühen Tod dahingerafft, in demsel- ^1422— den Jahr, wo auch der geisteskranke Karl Vi. ins Grab sank und der Dauphin "6i- als Karl Vii. den Königstitel annahm. Dies änderte jedoch wenig an seiner Lage. Die Engländer und ihr Anhang erklärten den kaum einjährigen König Heinrich Vi. zum rechtmäßigen Herrscher von Frankreich und behaupteten das Uebergewicht im Felde, so daß sie bereits Orleans belagert hielten. 1429. §.274. In dieser Bedrängniß weckte die Jungfrau von Orleans, ein Landmädchen von Dom Remp in Lothringen, die vorgab, durch eine himm- lische Erscheinung zur Rettung Frankreichs berufen zu sein, den gesunkenen Muth des Königs und seiner Streiter. Unter ihrem Banner wurde die Stadt Orleans befreit, Karl nach Rheims zur Krönung geführt und den Englän- dern ihre meisten Eroberungen entrissen. Der Glaube an ihre höhere Sendung flößte den Franzosen Muth und Selbstvertrauen, den Feinden Furcht und Za- gen ein. Diese Wirkung blieb auch, nachdem Johanna (Je an ne d'arc) in die Hände der Engländer gefallen und in Rouen wegen angeblicher Gottes- 1431. lästerung und Zauberei den Flammen übergeben worden. Die Engländer ver- loren eine Provinz um die andere und als auch Philipp der Gute von 143». Burgund sich mit dem König aussöhnte, war bald Calais ihre letzte und einzige Besitzung auf französischem Boden. Paris öffnete seine Thore und em- "36. pfing Karl mit Jubel. 25 Jahre regierte derselbe noch in Frieden über Frank- xi"i46i ; allein er war ein schwacher Mann, der sich von Frauen und Günstlingen -1483. leiten ließ. Ihm folgte Ludwig Xi., ein tückischer und grausamer aber staats-

4. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 174

1858 - Leipzig : Engelmann
174 Das Mittelalter. Johann Tapferkeit und ritterlichen Helvenmuth auszeichnete, für England war seine oh^Landregierung nicht heilbringend; und was den letztem betrifft, so ist er in allen i2i6. Kämpfen unterlegen. Er verlor zuerst an den klugen und unternehmenden P h i l i p p A u g u st von Frankreich die N o r m a nd i e und alle Erbländer sei- nes Hauses an der Loire und Garonne; und als er mit dem Papste wegen Besetzung des erzbischöflichen Stuhls von Canterbury in einen Streit gerieth, in Folge dessen der heilige Vater Bann und Interdikt über England aussprach, die Unterthanen ihres Eides entband und den König von Frankreich zur Er- oberung des Landes aufforderte — da demüthigte sich Johanu, indem er durch einen feierlichen Akt die Krone von England dem Papste schenkte und sie gegen einen jährlichen Tribut von 1000 Mark aus den Händen des Legaten als päpstliches Lehn wieder anuahm. Nun wurde Johann von dem Banne losgesprochen und dem französischen König der Kriegszug wider ihn untersagt. Empört über diese entehrende Handlung eines Königs, der ohnedies durch seine Härte, Willkür und Grausamkeit alle Stände gegen sich erbittert hatte, griff das englische Volk nunmehr zu den Waffen und zwang Johann, durch 1215. Ertheilung des großen Freibriefs (Magna Charta) auf einer Wiese bei Windsor, die Grundlage zur freien Verfassung Englands zu le- gen. Dieser Freibrief sicherte dem Klerus das Wahlrecht seiner Bischöfe, dem Adel Befreiung von lästigen Lehusverhältnissen und dem Bürgerstand freien Handel und Schutz gegen drückende und ungerechte Zölle. — Die lange iu"i2?6 Regierung von Johanns Sohn Heinrich Hi. war der Erstarkung der Freiheit -1272. förderlich, so traurig auch im Ganzen der Zustand des Landes unter ihm war. Seine verschwenderische Freigebigkeit gegen Günstlinge und die Erpressungen der päpstlichen Legaten und italienischen Geistlichen schlugen dem Wohlstand des Landes tiefe Wunden und trieben zuletzt das Volk zur Empörung und Ge- fangennehmung des Königs und seiner Familie, bis die Mißstände etwas ge- hoben und neue Freiheiten gewährt wurden. Heinrichs Hl. Liebe für die schö- nen Künste, die sich besonders in dem Bau der W e ft m i n st e r a b t e i bewährte, und sein Hang zu Pracht und Glanz war der Entwickelung der Gewerbthätig- keit und Kunst sehr förderlich. Eduard I. §• 277. Auf Heinrich Iii. folgte sein ritterlicher Sohn Eduard I., dessen 1272-' Regierung durch eine Reihe blutiger Kriege denkwürdig ist. Er fügte das bis- 1307' her unabhängige Wales seinem Reiche bei, führte Englands Verfassung und Gerichtswesen daselbst ein und legte zuerst dem Thronerben den Titel eines 1283. Prinzen von Wales zu. — Als bald darauf in Schottland ein Thron- streit zwischen Robert Brure und John Baliol ausbrach, wobei er zum Schiedsrichter gewählt ward, benutzte er die Gelegenheit, um die viel bestrit- tene Lehnsherrlichkeit der englischen Könige über Schottland fest zu begründen, und entschied sich für Baliol, der die Huldigung zu leisten bereit war. Dies empörte die auf ihre Unabhängigkeit stolzen Schotten. Sie griffen zum Schwert und fochten unter der Leitung heldenmüthiger Ritter, wie William Wallace, die in der Sage wie im Lied viel gefeierten Freiheitskämpfe wider die Engländer. Heiße Schlachten tränkten die Ebenen des südlichen Schott- lands mit dem Blute der Helden; Wallace starb als Gefangener durch das Beil des Henkers; der Krönungsstein der schottischen Könige zu Scone wurde nach London gebracht, wo er noch jetzt die Westmin ster-Abtei ziert; ganz Schottland bis in die Berge der Hochlande wurde von Eduards siegreichen Heeren durchschritten, und dennoch behaupteten die Schotten ihre Unabhängig- keit. Robertbruce, der Enkel des erwähnten Thronbewerbers, erlangte nach mancherlei Wechselfällen die schottische Krone, die in seinem Hause erb-

5. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 184

1858 - Leipzig : Engelmann
184 Das Mittelalter. nannte vor ihrem kinderlosen Ableben zuerst einen aragonischen und dann einen französischen Fürsten zum Erben und bewirkte dadurch, daß bis zu Ende des 15. Jahrhunderts zwei Parteien, eine französische und eine ara- gonische, mit großer Erbitterung und mit abwechselndem Erfolg um den Besitz von Neapel kämpften, bis endlich Ferdinand d er K a t h o lis ch e von i'v't Aragonien durch List und Waffenglück dasselbe an sich brachte und mit Si- cilien wieder vereinigte. Zwei Jahrhunderte blieb das Königreich Neapel und Sicilien dem spanischen Scepter unterworfen und wurde von Vicekö- nigen regiert. Zunehmender Steuerdruck und Vernichtung der ständischen Rechte führten allmählich Verarmung und einen unfreien Zustand herbei. 5. Das neuburgundische Reich. Philivv §• 202. Philipp derkühne hatte von seinem Vater, König Johann d. Kühne von Frankreich, vas Herzogt hum Burgund zu Lehn bekommen. Er ver- band damit durch Heirath und Erbschaft die früher dem deutschen Reiche ^hann zugehörige burgundische Freigrafschaft (franche Comté) und die reichen sch rock! ne' flandrischen Lande nebst Artois, Mecheln, Antwerpen U. a. O. Sein Sohn Johann der Unerschrockene und sein Enkel Philipp der Gute dehnten Philipp ihre Besitzungen noch über die übrigen niederländischen Staaten aus und gründeten ein Reich, das an Bildung, Kunstsinn, Gewerbfleiß und Wohlstand na-, mit Italien wetteifern konnte. Philipp der Gute war einer der mächtigsten und reichsten Fürsten seiner Zeit und seine niederländische Ritterschaft durch Glanz, Gewandtheit und feines Benehmen ausgezeichnet. Die reichen Handels - und Fabrikstädte Gent, Brüssel, Antwerpen, Brügge, Löwen u. a. be- saßen große Rechte und Freiheiten und eine streitbare Bürgermacht. ^Kühne §* 203. Philipps Sohn Karl der Kühne erweiterte das Herzogthum 1467— und trieb den Glanz des ritterlichen Hofs auf die Spitze. Er war ein Mann Vl“' von Kraft, Tapferkeit und Kriegsmuth, aber Herrschbegierde und Leidenschaft- lichkeit machten ihn unbesonnen, übermüthig und hartnäckig. Sein Bestreben ging auf Erweiterung seines Herzogthums zu einem gallisch-belgischen König- reich mit dem Rhein als Ostgrenze. Seine Unternehmungen wurden jedoch vereitelt durch den arglistigen, treulosen König Ludwig Xi. von Frankreich. Als nämlich Karl der Kühne den Herzog von Lothringen, nach dessen Land und Hauptstadt Nancy er Gelüsten trug, mit Krieg bedrohte, brachte Ludwig ein Bündniß zwischen Lothringen und den Schweizern zu Stande. Da zog Karl mit einem stattlichen, trefflich gerüsteten Heer von Reisigen über den Jura 1476. wider die Schweizer, erlitt aber in der Schlacht von Granson eine solche Niederlage, daß die Ueberlebenden sich in wilder Flucht zerstreuten und die treff- liche Artillerie, so wie das prächtige mit kostbaren Stoffen, Gold, Silber und Edelsteinen gefüllte Lager in die Hände der Feinde gerieth, die den Werth nicht zu schätzen wußten. Wüthend über diese Schmach zog Karl nach einigen Mo- naten mit einem neuen Heer gegen die Eidgenossen. Allein die Schlacht von Murten endete auf gleiche Weise; abermals bereicherten sich die Sieger mit unermeßlicher Beute; Bern entriß dem mit Burgund verbündeten Savoyi- sch en Regentenhause das Waadtland und der Herzog von Lo th ring en bemächtigte sich wieder seines Landes, das Karl in Besitz genommen hatte. Das Unglück verwirrte den Geist des burgundischen Herzogs; in blinder Wuth und nur auf Rache sinnend verwarf er jede Vermittelung und zog zum drittenmal gegen den kampfgerüsteten Feind. Aber im Januar 1477 erlitt sein Heer auf 1477. den eisigen Feldern vor Nancy die dritte schreckliche Niederlage theils durch das

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 196

1858 - Leipzig : Engelmann
198 Die neue Zeit. den indischen Ocean nach der malabarischen Küste segelte und Ln den Ha- fen von Calicut einfuhr. Hier gründeten die Portugiesen, unter schweren Kämpfen mit den Eingebornen, die ersten europäischen Handels-Niederlassun- gen, ein Unternehmen, das sie mit Ausdauer und Heldenmuth vollführten. Auf Vasco de Gama und Cab ral (der bei der Ueberfahrt Brasilien entdeckt und fürportugal in Besitz genommen hatte) folgte der tapfere Almei- d a, der mehrere indische Fürsten zinspflichtig machte und sie zwang, die Anle- gung von Factoreien in ihren Hauptstädten zu dulden; und als dieser auf der Heimkehr von wilden Hottentotten erschlagen ward, erhielt Albuguerque, bei 1310 welchem Heldensinn mit Weisheit gepaart war, die indische Statthalterschaft. Dieser eroberte Goa und machte es zum Hauptsitz der indischen Niederlassun- gen; er erstürmte Malacca, den Stapelplatz des hinterindischen Handels, brachte den Beherrscher von Ormuz im persischen Meerbusen zur Unterwerfung und machte Emannels Namen geachtet und gefürchtet. Aber dieser lohnte dem Isis treuen Diener mit Undank; der Kummer darüber brach dem Helden das Herz. In den nächsten Jahrzehnten gründeten die Portugiesen Niederlassungen und Factoreien auf der Insel Ceylon und der Küste Koromandel und unter- warfen sich die gewürzreichen Moluk ken und Sundainseln; Lissabon wurde der Sitz des Welthandels; aber Eigennutz und Gewinnsucht erstickten bald in den Herzen der Portugiesen die edlern Regungen. §. 310. Der Entdeckungseifer, den die portugiesischen Unternehmungen geweckt, führte den kühnen Genuesen Christoph Colombo (Colon) aus den Gedanken, durch eine westliche Fahrt einen andern Weg nach dem geprie- senen Indien aufzufinden. Er theilte sein Vorhaben seiner Vaterstadt Genua mit und bat um Unterstützung; aber sowohl hier als bei den Portugiesen und Engländern wurde er abgewiesen. Zuletzt ließ sich Jsabella von Castilien in der Freude ihres Herzens über die glückliche Eroberung Gr an ad a 's (§.283.) bewegen, drei Schiffe auszurüsten und dem kühnen Seefahrer anzuvertrauen. Die Würde eines Groß-Admirals und Unterkönigs über alle zu entdeckenden Länder und Inseln nebst dem zehnten Theil der daraus zu hoffenden Einkünfte für sich und seine Nachkommen wurden ihm als Preis des Gelingens zugesagt. 1492. Am 3. August verließ die kleine Flotte den andalusischen Seehafen Palos und fuhr an den can arischen Inseln vorbei immer westwärts. Die Furcht und Besorgniß der Schiffsmannschaft wuchs mit der Entfernung und ging end- lich in Murren und offene Empörung über. Schon drohte die Rotte dem hoch- herzigen Führer Tod und Verderben, wenn er nicht umkehre, als am 12. Oc- tober die Entdeckung der Insel Guanahani (fortan San Salvador genannt) ihn rettete. Sie fanden ein schönes fruchtbares und baumreiches Land mit nackten Wilden von kupferbrauner Farbe, die ohne allen Argwohn der Besitz- nahme ihres Landes im Namen des spanischen Herrscherpaares zusahen und ihre besten Güter gegen Flitter, Schellen und Spielwerk vertauschten; aber die erwarteten Schätze an Gold, Edelgestein und Perlen waren weder hiernach auf den beiden größerninseln Cuba und Hayti(Hispaniola, St.domingo), die bald nachher entdeckt wurden, in der gehofften Fülle vorhanden. Dagegen waren sie entzückt über den üppigen Pflanzen- und Baumwuchs und das rei- zende Klima dieser Tropenländer, über den balsamischen Duft der Gewürzhaine und Blumenfelder, über die Pracht des nächtlichen Sternenhimmels in seiner leuchtenden Klarheit. Nachdem Columbus auf Hispa ni ola eine Colonie ge- gründet, kehrte er nach Spanien zurück und überbrachte nach einer gefahrvollen Ueberfahrt dem erstaunten Europa die Kunde von der fernen Wunderwelt, die in Folge des ursprünglichen Jrrthmns den Namen West in dien erhielt. —

7. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 359

1858 - Leipzig : Engelmann
359 Napoleons Ausgang und die Restauration. geschwächte französische Heer neue Vortheile erlangt hatte. Nun wurden die Verhandlungen abgebrochen und die Entthronung Napoleons, die von Eng- 30 21 land am eifrigsten verlangt ward, beschlossen. Das Treffen bei Arcis an März.' der Aube überzeugte den französischen Kaiser bald, daß sein vermindertes und erschöpftes Heer nichts mehr gegen die stahlfesten Reihen der Feinde vermöchte, und diese Ueberzeugung machte ihn unschlüssig. Während die Verbündeten auf Paris losrückten und seine Anwesenheit in der Hauptstadt höchst nothwendig gewesen wäre, vergeudete er seine Zeit mit kühnen aber fruchtlosen Märschen. Der heldenmütige Kampf einiger tausend Nationalgarden bei Fere-Ch am-2^^ penoise war die letzte Aeußerung volksthümlicher Kraft. Wenige Tage nach-" ' her erstürmten die feindlichen Heere den Montmartre. Da legte Joseph, dem Napoleon die Verteidigung der Hauptstadt anvertraut hatte, seine Vollmacht in die Hände Mortier's und Marmont's nieder und begab sich mit der Kaiserin und der Regentschaft nach Blois. Die beiden Marschälle mußten bald der Uebermacht weichen und die Stadt vertragsweise übergeben. Hierauf erfolgte der Einzug der Verbündeten in Paris und die Einsetzung »i.märz. einer provisorischenregierung untertalleyrandsvorsitz. Dieser kluge Diplomat, Meister in allen Ränken und Jntriguen, wirkte nunmehr im In- teresse der alten Königsfamilie und suchte durch Geltendmachung des Grund- satzes der Legitimität die Ausschließung Napoleons und die Wieder ein- setzungderbourbons herbeizuführen. 2. Napoleons Ausgang und die Restauration. §. 532. Unterdessen weilte Napoleon mit seiner Garde und seinen Ge- treuen, deren Zahl sich täglich verminderte, in Fontainebleau. Rathlos schwankte er in seinen Vorsätzen hin und her, bis ihn die Nachricht von Mar- mont's Abfall zu dem Entschluß brachte, dem Throne zu Gunsten sei- * April, nessohnes zu entsagen. Aber die bedingte Entsagung wurde von den alliirten Mächten nicht angenommen; den Kampf konnte er nicht sortsetzen, da selbst seine nächsten Freunde, wie Berthier, Ney, Oudinot u. A. ihn verließen und sich der neuen Sonne zuwandten. Da Unterzeichnete Napoleon die unbedingte Entsagungsakte, wie die Verbündeten sie entworfen.april. Er erhielt die Insel Elba zum Eigenthum mit einem jährlichen Einkommen von 2 Mill. Fr. und der Vergünstigung, 400 Mann seiner treuen Garde um sich zu haben. Seinegemahlinmarie Luise bekam dasherzogthumparma. Am 20. April ließ Napoleon die Grenadiere seiner Garde im S ch l o ß h o f von Fontainebleau aufstellen und nahm mit gebrochenem Herzen unter dem Schluchzen der alten Helden rührenden Abschied. Am 4. Mai landete er auf Elba. Bald nachher wurde zum Jubel der kriegsmatten Völker der erste Pa- riser Friede abgeschlossen, worin Frankreich Ludwig Xviii. zum König, 30. Mai. eine neue constituti onelle V ersassung und die Grenzen von 1792 erhielt. Die fremden Heere verließen den französischen Boden und der Congreß von Wien sollte die neue Ordnung der Dinge in Europa fest begründen. §• 533. Es war eine glänzende Versammlung, dieser Wiener Congrest! Kaiser und Könige, Fürsten und Edelleute und die berühmtesten Staatsmänner aller Nationen waren dort vereinigt und freuten sich ihres Sieges. Die Herr- lichkeit und Bildung von ganz Europa zeigte sich daselbst im vollsten Glanze und die prunkenden Feste, schwelgerischen Mahlzeiten und glänzenden Bälle und Abendgesellschaften nahmen kein Ende. Aber die Begründung der neuen Ordnung war kein leichtes Werk, und unter Glanz und Freudenfesten regten sich die Leivenschaften mit heftiger Gewalt und drohten das Friedenswerk vor

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 41

1858 - Leipzig : Engelmann
4l ß. Die griechische Welt. langt. Verwandt damit ist die gnomische Poesie oder Spruch-Dichtung, die in kurzen Denksprüchen Lehren und Lebensregeln einzuprägen sucht. Darin ^ fteht Theognis aus Megara, der feurige Widersacher der Demokraten, die ihn zur Flucht aus der Heimath getrieben, als Vorbild va. Ii. Griechenlands Blüthezeit. 1. Oie Pcrscrkriege. §. 50. Die griechischen Pflanzstädte auf der Küste von Kleinasien waren durch Cyrus unter die Herrschaft der Perser gekommen. Gewohnt an ein freies Leben trugen sie das fremde Joch mit großem Widerstreben, konnten das- selbe aber nicht abschütteln, weil die vornehmen Griechen, die von den Persern zu Fürsten oder Tyrannen in den verschiedenen Städten eingesetzt worden und daher dem Hof von Susa ergeben waren, ihre Landsleute im Gehorsam zu erhalten wußten. Einerder mächtigsten unter ihnen war Histiäus, Fürst von Milet. Dieser hatte den Feldzug des Darius gegen die Scythen mitge- macht (§. 30.) und den Auftrag erhalten, mit einigen andern Griechen die Brücke, die über die Donau geschlagen worden, zu bewachen. Als nun die Nachricht von den Unfällen der Perser erscholl, rieth Miltiades von Athen, der als Besitzer großer Güter auf der thraeischen Halbinsel den Persern kriegs- pflichtig war, man solle die Brücke zerstören und dadurch den König mit seinem ganzen Heer dem Verderben preisgeben. Aber Histiäus verhinderte das Vor- haben. Darum wurde er später, theils zum Lohne seiner Verdienste, theils aus Mißtrauen in seine Treue, das einige neidische Griechen in Darius zu wecken gewußt, nach der persischen Hauptstadt berufen, um sein Leben in Freu- den und Herrlichkeit, aber überwacht von dem Argwohn des Königs, zuzubrin- gen. Diese mit Genuß und Zwang verbundene Lage wurde ihm auf die Länge unerträglich; die Sehnsucht nach der Heimath erwachte in seiner Brust; und da man ihn aus Mißtrauen nicht fortließ, so bewog er heimlich seinen Ver- wandten Aristagoras von Milet, einen Aufstand unter den unzufriedenen Griechen zu veranstalten, wodurch er Gelegenheit zur Rückkehr zu finden hoffte. Der Plan gelang. In Kurzem standen Milet und die übrigen griechischen Pflanzstädte unter den Waffen. Sparta und andere Staaten des Mutterlandes wurden um Hülfe angegangen; aber nur Athen, welches besorgte, Darius möchte den an seinem Hose weilenden Hippias (§. 47.) wieder einsetzen, und die kleine Stadt Eretria auf Euböa schickten eine geringe Anzahl Schiffe. An- fangs hatte der Aufstand einen guten Fortgang. Die Griechen eroberten und verbrannten Sardes, die Hauptstadt von Kleinasien, worauf sich die Empö- rung über ganz Jonien verbreitete. Bald wendete sich jedoch das Glück. Ihre eigene Uneinigkeit und die Uebermacht der Feinde führte den Verlust einer Seeschlacht und die Eroberung und Zerst örung von Milet herbei. Die Milesier wurden theils getödtet, theils in Knechtschaft geführt; Aristagoras floh zu den Thraciern, wo er erschlagen ward; Histiäus, der, nach Jonien ent- sandt, sich den Aufständischen angeschlossen hatte, starb als Gefangener am Kreuz; Jonien gerieth aufs Neue unter die persische Herrschaft und Darius schwur den Athenern und Eretriern, weil sie den Ausstand gefördert hatten, blutige Rache. §. 51. Mardonius, des Darius Schwiegersohn, zog zuerst mit einer Flotte und einem Heer längs der thraeischen Küste gegen Griechenland, indcß Herolde von sämmtlichen griechischen Staaten Wasser und Erde, die Zeichen

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 52

1858 - Leipzig : Engelmann
52 Geschichte der alten Welt. Frieden des Antalcidas willigten, in Folge dessen die Westküste von Klein- asien an Persien fiel und dadurch für Hellas und für die Freiheit auf immer verloren ging. §. 68. Der Friede des Antalcidas enthielt noch die weitere Bestimmung, daß alle griechischen Staaten frei sein sollten. Davon nahmen die Spartaner, die als Hüter und Vollstrecker des Friedens aufgestellt waren, Gelegenheit, alle Staatenbündnisse aufzulösen und ihre eigene Macht zu erhöhen. Aber ihrem Uebermuth folgte balv die Strafe. Die griechische Stadt Olynth in Mace- donien hatte einige benachbarte Städte zu einer Eidgenossenschaft vereinigt, über die sie als Vorort die Oberherrschaft übte. Dies untersagten die Sparta- ner, weil es dem antalcidischen Frieden zuwider sei und rückten, als die Olyn- thier den Bund nicht auflös'ten, mit einem Heer in ihr Land ein, belagerten ihre Stadt und zwangen sie zur Unterwerfung. Auf dem Durchzug durch B ö o - tien ließ sich der spartanische Anführer von der Aristokratenpartei in Theben bereden, die Burg zu besetzen und die demokratische Verfassung umzustürzen. Das Unternehmen gelang. Die Führer der Volkspartei wurden theils hinge- richtet, theils verbannt, theils in Haft gebracht: die Aristokraten bemächtigten sich der Regierung und herrschten im Vertrauen auf den spartanischen Schutz übermüthig und gewaltthätig. §. 69. Doch die Rache ereilte sie bald. Die geflüchteten Demokraten sam- melten sich in Athen, von wo aus sie mit ihren Meinungsgenossen in Theben Verbindungen unterhielten. Von diesen aufgefordert, kehrten sie nach einiger Zeit in Bauerntracht heimlich zurück, versammelten sich in dem Hause eines Freundes und überfielen in später Nacht die bei einem schwelgerischen Mahle vereinigten Aristokraten. Nach ihrer Ermordung riefen sie das Volk zur Frei- heit auf, stellten die demokratische Verfassung wieder her und zwangen die spar- tanische Besatzung zum Abzug aus der Burg. Dies führte einen Krieg zwischen den Thebanern und Lacedämoniern herbei. Thebens Gemeinwesen wurde da- mals von zwei Männern geleitet, die Vaterlandsliebe und Tugend mit Muth und kriegerischen Talenten vereinigten und durch innige Freundschaft verbun- den waren — Epaminondas und Pelopidas. Mit vereinten Kräften such- ten sie ihr Vaterland zu heben. Epaminondas führte eine neue Kriegsweise ein, „die schiefe Schlachtordnung", und Pelopidas stiftete die h e i l i g e S ch a a r, bestehend aus einer Anzahl befreundeter und für Ehre und Freiheit begeisterter Jünglinge, die den Spartanern siegreich widerstanden. Anfangs leisteten die Athener den Thebanern Beistand und fügten durch ihre Feldherrn Jphikra- tes, Chabrias und Timotheus den Lacedämoniern zu Wasser und zu Land großen Schaden zu. Als aber Theben die kleineren Städte Böotiens sei- ner Herrschaft unterwarf und sowohl T hesp iä als das mit Athen befreundete Platää, das nach dem antalcidischen Frieden wieder aufgebaut worden war, von Neuem zerstörte, da erwachte die alte Eifersucht wieder. Zwischen Athen und Sparta kam ein Friede zu Stande und als die Thebaner sich weigerten, die Bedingungen desselben anzunehmen, rückten die Lacedämonier abermals mit Heeresmacht in ihr Land ein, erlitten aber in der Schlacht bei Leuktra durch Epaminondas und Pelopidas eine so furchtbare Niederlage, daß seitdem ihre Macht dahin war. Vierhundert spartanische Vollbürger und sechshundert Periöken deckten die Wahlstatt und die Zahl derer, die besiegt vom Schlacht- felde flohen, war so groß, daß König Agesilans rieth, das altspartanische Ge- setz, welches Flüchtlinge für ehrlos erklärte, „für diesmal schlafen zu lassen". §. 70. Balv nachher zog Epaminondas in den Peloponnes und nahte sich Lakoniens mauerloser Hauptstadt, die seit 5 Jahrhunderten keinen Feind

10. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 61

1858 - Leipzig : Engelmann
61 B. Die griechische Welt. düng zu vereinigen. Er behandelte die Perser mit Milde, um sie sich und seiner Herrschaft geneigt zu machen. Er umgab sich nach Art ihrer Könige mit einem Hofstaate, legte das Königsgewand und die Kopfbinde (Diadem) an und be- diente sich persischer Trabanten und Hosbedienten. Er beförderte durch Ge- schenke Heirathen seiner Feldherren und Krieger mit Jungfrauen des Landes und vermählte sich selbst mit einer Tochter des Darius. Durch dieses Verfah- ren beleidigte Alexander die Maredonier und Griechen, die über die Besiegten herrschen wollten. Schon auf dem baktrischen Feldzuge gaben die Soldaten ihre Unzufriedenheit und Mißstimmung in murrenden Reden zu erkennen. Dies bewog Alexander, seinen Jugendgespielen Philötas, das Haupt der Unzufrie- denen, von dem Heere steinigen, und dessen greisen Vater Parmenio, der in Persien zurückgeblieben war, ermorden zu lassen. — Anfangs ahmte Alexan- der die persische Königssitte nur deshalb nach, um die besiegten Völker zu ge- winnen; bald aber fand er Gefallen an der morgenländischen Pracht. Sein Hof zu Babylon, das zum Herrschersitz seines Weltreichs bestimmt war, strahlte im höchsten Glanze; schwelgerische Gelage und Feste drängten einan- der; und im Taumel der Sinnenlust beging er zuweilen Thaten, die ihm nach- her bittere Reue bereiteten. Dahin gehört die Ermordung des berühmten Feld- herrn Klitus, der ihm am Granieus das Leben gerettet, später aber durch Spottreden beim Wein seinen Zorn gereizt hatte. Schmeichler verdarben sein Herz und verdrängten wohlmeinende und aufrichtige Rathgeber aus seiner Nähe. Der übermäßige Genuß feuriger Weine untergrub seine Gesundheit und stürzte ihn in ein frühes Grab. Die glänzende Leichenfeier, die er seinem frühverstorbenen Freunde Hephästio veranstaltete, war eine der letzten Hand- lungen des Helden. Noch war seine Trauer um den Jugendfreund nicht vorü- der, als eine Krankheit ihn mitten unter neuen Eroberungsplänen ins Grab stürzte, ehe er eine genaue Bestimmung über die Nachfolge getroffen. Auf die Frage, wem er sein Reich hinterlasse, soll er geantwortet haben: „Dem Wür- digsten." Seine Leiche wurde von Babylon nach Alexandria gebracht und dort beigesetzt. Alexander blieb der Held der Dichtung und Sage im Morgenlande und Abendlande. Der Zauber eines Jugendlebens voll ununterbrochener Hel- denthaten und großartiger Unternehmungen erfüllte die Mit- und Nachwelt mit staunender Bewunderung, und je rascher das glänzende Gestirn vor- überging, in desto verklärterem Lichte erschien den späteren Geschlechtern die Heldengestalt. 3. Oie alexandrinischc Leit, a) Alexanders Nachfolger. §. 86. Da Alexander keinen regierungsfähigen Erben hintcrließ, sondern nur einen blödsinnigen Bruder und zwei unmündige Kinder, so zerfiel sein Weltreich eben so schnell wieder, als es erobert worden war. Seine Feldherren ritzen nach vielen blutigen und gräuelvollen Kriegen, in denen Alexanders ganzes Haus zu Grunde ging, die einzelnen Länder an sich und erhoben sie zu selbständigen Königreichen. Anfangs hatte Perdikkas, welchem Alexander seinen Siegelring übergeben, das höchste Ansehen und übernahm die Würde eines Reichsverwesers. Als er aber den Statthalter von Aegypten, Ptole- mäus, bekriegte, wurde er von seinen eigenen Soldaten ermordet, worauf Antigönus die größte Macht erlangte. Dieser bemächtigte sich der Schatzkam- mer in Susa und vermehrte die Zahl seiner Miethtruppen so sehr, daß er 329 323 321 316
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