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1. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 2

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
2. Hlus der Schule ins Leben. Ojvr Tñg der Entlassung aus der Schule gilt der Jugend als ein ^ Freudentag. Er ist aber auch ein wichtiger Markstein, der den Garten der sorglosen Kindheit von dem Felde ernsten Lebens scheidet. Vielleicht erinnerst du dich noch, junger Leser, der Stunde, wo du an der Hand der lieben Mutter zum ersten Male die Schwelle des Schnl- hauses überschrittest und dem Lehrer entgegengingst, der mit freundlichem Worte dir die Hand zum Willkomm bot. Bald fühltest du dich heimisch in dem neuen Raum und der Kreis neuer Menschen, der dich jetzt um- fing, wurde dir lieb und wert. Außer dem Elternhause gibt es wohl keinen Ort, der dir so unvergeßlich bleiben wird wie die Statte, wo du die ersten Anfänge menschlichen Wissens bemeistern lerntest und wo du nach ernster geistiger Arbeit im frohen Spiele mit den Jugendfreunden soviele Stunden der Freude genießen konntest. Wie köstlich war es an den schulfreien Nachmittagen und in den Ferien, auf Wiese und Anger, in Busch und Wald zu spielen oder uuter Führung des Lehrers einen hohen Berg zu besteigen oder durch das stille Gemäuer einer verfallenen Burg zu schweifen! Diese glückliche Zeit bleibt dir ein unbezahlbarer Schatz, den dir niemand rauben kann und der dich in mancher Stunde des späteren Lebens mit Frohgefühl laben wird. Wem Gott eine heitere Jugend geschenkt hat, der trägt einen Sonnenstrahl im Herzen durchs ganze Leben. Aber der Knabe soll zum Manne reifen, das Mädchen zur Frau. Die Schulzeit hat ihr Ziel erreicht. Mit froher Zuversicht trittst du hinaus in die Welt um dir mit eigener Kraft dein Glück zu schmieden. Wohin auch immer das Leben dich ruft, sei es zu Pflug und Egge, zu Hammer und Zange, zu Dampf und Rad, zu Küche und Kammer, überall begehrt man von dir geschickte Hand, geschärften Verstand, Arbeitsernst und Lebensart. Schule und Kirche haben sich bemüht dir ihr Bestes zu geben: sie schärften deine äußeren Sinne für die Erscheinungen des Lebens, sie übten dein inneres Auge für alles, was gut, schön und wahr ist, sie senkten in dein Herz uneigennützige Nächstenliebe und festes Gottvertrauen, Tugenden, die dir ein sicherer Führer durch alle Stürme und Bedräng- nisse des Lebens sein sollen. Der Gedanke an Gott wird dich nicht bloß in den Tagen des Leids und Unglücks emporrichten, er wird dich auch von Menschenfurcht und den Schwächen deines Herzens befreien, wird dich bescheiden machen in der Schätzung deiner eigenen Kraft und Arbeit und dich heiter und zufrieden erhalten in allen Lagen des Lebens.

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 63

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
63 fast, als habe er niemals ein größeres Glück empfunden als in diesem Augenblicke. Der Fleiß des jungen Gesellen gefiel auch den Ge- fängnisbeamten, und da es Tischlerarbeiten in einem solchen Hause genug gibt, so ließ man ihn in der Gefängniswerkstatt weiter arbeiten nach Herzenslust, bis endlich seine Zeit abgelaufen war. Mit freundlichen Ermahnungen und einem Zeugnis über seine gute Führung wurde Friedrich Breitkopf in seine Heimat entlassen. Er hatte sich im Gefängnis einen hübschen Groschen Geld erspart und hätte damit wohl anderwärts hingehen können als gerade zu den Bekannten des heimatlichen Dorfes, indessen Friedrich Breit- kopf war im Gefängnis ein anderer geworden. Wohl kam es ihm schwer an, den früheren Bekannten wieder unter die Augen zu treten; aber es zog ihn zu seinem alten Mütterchen, das er so bitter gekränkt hatte und dessen Vergebung ihm vor allem anderen am Herzen lag. Der erste, der dem entlassenen Sträfling entgegentrat, als er in das Dorf schritt, war der greise Gemeindediener. Tief beschämt schlug Friedrich die Augen nieder, als er dem alten Manne gegenüber- stand, und kein Wort der Begrüßung wollte über seine Lippen. Da fühlte er, wie der Greis seine Hand ergriff und mild zu ihm sagte: „Bist wieder da, Friedrich? Hast Pech gehabt, armer Junge! Es haben dich alle bedauert im Dorf; laß nur gut sein, das ver- gißt sich wieder; du bist ja nicht schlecht, bloß ein bißchen wild; das kann jedem vorkommen, mein Sohn. Geh jetzt zu deiner Mutter, die wartet schon auf dich!“ O, wie wohl taten dem jungen Manne diese schlichten Worte! — War er wirklich nicht schlecht, sondern nur wild gewesen? — Nein, nein, er hatte sein ehrlich Handwerk aufgegeben; das war nicht recht gewesen; schon darum hatte er seine Strafe verdient. Und doch, es tat ihm so unendlich wohl, daß gerade der greise Gemeindediener sein Vergehen so milde beurteilte. An dem Häuschen seines Mütterchens stand Friedrich einen Augenblick still und blickte durch die Fensterscheiben hindurch in das einzige Wohnstübchen. O Gott, da saß die alte Frau gebeugt in ihrem Lehnstuhl und hatte vor sich ihr altes Gesangbuch mit den großen Buchstaben aufgeschlagen. Leise öffnete Friedrich Haus- und Stubentür; da blickte die alte Frau auf. „Mütterchen, Mütter- chen, vergib mir, daß ich dir so wehe getan habe!“ schrie Friedrich, stürzte zu den Füßen seiner Mutter nieder und begrub sein tränen- überströmtes Antlitz in ihrem Schoße.

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 65

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
65 2. Und tausend Stimmen werden laut: „Das ist der Lindwurm, kommt und schaut, Der Hirt und Herden uns verschlungen! Das ist der Held, der ihn bezwungen! l)iel andre zogen vor ihm aus Zu wagen den gewalt'gen Strauß, Doch keinen sah man wiederkehren,- Den kühnen Ritter soll man ehren!" Und nach dem Kloster geht der Zug, U)o Zankt Johanns des Täufers Orden, Die Ritter des Spitals, im Flug Zu Uate sind versammelt worden. 3. Und vor den edlen Meister tritt Der Jüngling mit bescheidnem Schritts Nachdrängt das Volk mit wildem Kufen, Erfüllend des Geländers Stufen. Und jener nimmt das Wort und spricht: „Ich hab' erfüllt die Kitterpflicht. Der Drache, der das Land verödet, Er liegt von meiner Hand getötet, Frei ist dem Wanderer der Weg,- Der Hirte treibe ins Gefilde, Froh walle auf dem Felsensteg Der Pilgrim zu dem Gnadenbilde!" 4. Doch strenge blickt der Fürst ihn an Und fpricht: „Du hast als Held getan - Der Mut ist's, der den Ritter ehret, Du hast den kühnen Geist bewähret. Doch sprich, was ist die erste Pflicht Des Ritters, der für Ehristum ficht, Sich schmücket mit des Kreuzes Zeichen?" Und alle ringsherum erbleichen. Doch er mit edlem Unstand spricht, Indem er sich errötend neiget: „Gehorsam ist die erste Pflicht, Die ihn des Schmuckes würdig zeiget." 5. „Und diese Pflicht, mein Sohn," versetzt Der Meister, „hast du frech verletzt. Den Kampf, den das Gesetz versaget, hast du mit frevlem Mut gewaget!" — „Herr, richte, wenn du alles weißt," Spricht jener mit gesetztem Geist, „Denn des Gesetzes Sinn und Willen Permeint' ich treulich zu erfüllen. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz. 5

4. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 25

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
2 r> Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber fast ebenso selten gelang es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen. „Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich; „die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So. kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend noch einer herbei. Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen hinter sich her und — sollte man’s glauben! — es ist sein leiblicher Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat. „Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger. Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt- mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“ herrscht ihn der Hauptmann an; „packt’s dich an deiner Seele, du Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast?“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu- biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten. Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — — Halten’s zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber erraten.“ Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs- mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit vorläufig noch keine Eile. ’Ich will den Fall dem König melden.“

5. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 27

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
27 das in Sicherheit bringen, was schon gehauen ist." Er kehrt in un- schlüssiger Stimmung in den fjof zurück und ist angenehm berührt, als er den Schwiegervater hinter einem stattlichen Haufen Strohseile erblickt. von der Stunde an haben sich die beiden verstanden. Der Schwie- gersohn hat den alten Dauer stets zu Date gezogen und ihn vor den Dienstboten ehrerbietig behandelt und der ctlte schwört nicht höher als auf seinen Schwiegersohn. Cr geht oft durch die Fluren und betrachtet die Saaten und die schonen Kleeäcker mit größerem Stolze als ehedem die eigenen. Uuch die Dienstboten haben es bald gemerkt, daß zwischen den beiden die größte Eintracht herrscht, und nicht mehr gelacht, wenn der Alte etwas tadelte, denn sie wußten, daß sie bei dem Jungen übel ankommen würden. Und als nach Jahr und Tag ein Kindlein in der lviege schrie, wurde der Großvater die fleißigste und besorgteste Kindsmagd,- denn er sah hier den alten Daum neue Sprossen treiben und das ist fröhliche Hoffnung, die selbst über das Grab hinaus grünt. Wir können ihn an manchen Sommer- tagen beobachten, wie er daheim, die Fliegenklatsche in der Hand, an der Wiege eingenickt sitzt, während die anderen draußen auf dem Felde arbeiten, oder wie er stolz dareinschaut, wenn der Erstgeborene an seiner Hand die ersten Schritte macht. U)ie schon ist es, wenn so das Ulter mit dem Nat und die Jugend mit der Tat froh zum gemeinschaftlichen Werke schreiten, wenn die alten Leute im Kreise der Kinder und Enkel leben, teilnehmend an all ihren Freuden und Leiden! Leider ist es nicht überall so und in manchem Uuszugstübchen ertönen Seufzer und Klagen. Der sogenannte Uuszug, die Bezüge an Mehl, Schmalz, Eiern, Fleisch u. s. w., die die alten Leute ver- tragsmäßig von ihren Kindern zu erhalten haben, geben nur zu oft Unlaß zu Unzufriedenheiten. Uuf der einen Seite zeigen sich Neid und Geiz, auf der anderen Mißtrauen und Klagen. Wie bitter muß das Stück Drot den Uuszüglern im Munde aufquellen, wenn sie denken müssen, daß es ihnen von ihren Kindern nicht gegönnt sei. Es ist darum nicht gut, wenn die Eltern den Kindern die Übernahme des Gutes zu leicht machen, alles aus den Händen geben und in eine zu große Ubhängigkeit von ihren Kindern geraten. Die Kinder werden ihnen viel mehr Liebe erweisen, wenn sie wissen, daß die Eltern unabhängig von ihnen sind und daß sie noch einmal etwas zu erwarten haben. Nach Fritz Möhrliu.

6. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 86

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
86 nod]mai auf (Enkel und Urenkel bist du, Haus meiner Detter, oererbr worden, vererbt, nie verkauft und nie hat jemand in dir zur Miete gewohnt. Ein frei Geschlecht von deutschen Bauern hast du beherbergt — dreihundert Bahre. Du kennst meine Lebensgeschichte vom „ersten Weinen" bis zu dieser Stunde. Du kennst alle die heißen Seufzer und Gebete meiner Mutter und hast das laute Lachen der Meinen ge- hört, als der Vater den Hampelmann schnitzte und auf dem Gfensims aufstellte. Du hast auch dem Großvater im alten Lehnsessel seine Buhe gegönnt und gesehen, wie die Großmutter den Ubendsegen aus dem Gebetbuch las. Du hast das Weinen gehört, als Gnkel Hansjakob 1812 mit Napoleons Heer ziehen mußte um auf den Eisfeldern Nußlands sein Grab zu finden. Die Geschichte deiner Bewohner ist die Ge- schichte des Dorfes und auch die Geschichte des Vaterlandes. Deine Näume find geweiht von Mühe und Schweiß, von Tränen und Gebeten — in schweren Zeiten, sind geweiht von Freude und Glück, von hoffen und heiterem Gesang — in guten Tagen. Da ist kein Zimmer im Haus, in dem nicht ein Nind meines Stammes geboren, und ist kein Zimmer, darin nicht ein Sarg gestanden hat. Wie viele Särge sind in dreihundert Bahren über diese Schwelle getragen worden! Glieder einer Familie — alle haben denselben Weg genommen nach dem Friedhof im Tale beim Nirchlein der Heimat. Da sind auch Kinder hinausgezogen um anderswo ein heim zu finden, aber innige Bande haben sie lebenslang mit dem Vaterhaus verbunden, — dahin ist auch mancher heimwehkranke zurückgekehrt. Unter deinem Dache haben auch „Schultheißen" und „Schöffen" gewohnt und ernste Männer haben über das Wohl der Gemeinde beraten. Da haben in den Stürmen der Nevolution auch treue Männer dem Landesvater die Liebe und Treue gehalten und haben als die „Stillen im Lande" auch dem König aller Könige Glauben und Gottesfurcht bewahrt. So stehest du da, du Haus meiner Väter, feit dreihundert Bahren. Du bist nicht gemalt für die bildergeschmückten Blätter,' auch gibt es von dir keine Nnsichtskarte. Schlicht wie dein Bau sind auch stets deine Bewohner gewesen. Da ist kein Name von irgend einem in den Nanglisten der Großen zu finden, da sind keine vergnügungs- reisenden gekommen und haben dich als Sehenswürdigkeit bewundert und auch keine Tafel zeugt von einem Gelehrten, der in dir „das Licht der Welt erblickt". Still und einsam, traut wie deine Umgebung, so sind auch die Pfade deiner Bewohner gewesen, durch Mühe und Nrbeit, durch Liebe und Leid — zur Grabesstille und seligen Heimat.

7. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 147

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
147 dem fremdklingenden Namen gewehrt hast, so mußt du doch auch gestehen, daß du seitdem den schönsten Klee und das schwerste Korn baust, und wenn du sagst: „Das ist gut, ich muß es selber sagen,“ so hältst du damit dem großen Liebig eine Lobrede, so gut als einer. Wie so manchem Deutschen erging es auch Liebig: seine Ent- deckungen wurden zuerst im Auslande beachtet und befolgt, und während man sich noch in der Heimat herumstritt und sagte: „Du wirst wohl nicht gescheiter sein wollen als andere Leute,“ wurden in den Jahren 1853—56 315 300 Zentner Knochen aus Deutschland nach England geführt und wohl noch mehr aus Amerika, bis endlich die Deutschen erkannten, welche ungeheuren Verluste ihnen dadurch zugefügt wurden. Nun blieb aber Liebig nicht bei den Knochen stehen. Er sagte: „Es kommt nicht darauf an, daß es ein Knochen ist, sondern daß wir dem Acker Phosphorsäure zuführen,“ und er fand, daß dieser Stoff in reichlicher Menge in den angesammelten Überresten tierischer Auswürfe, den Ouanosorten auf fernen Inseln der Südsee, enthalten sei sowie in den versteinerten Tierknochen ur- weltlicher Zeiten und in gewissen Gesteinsarten, woran auch unser Deutschland reich ist. Sein Geist beflügelte Schiffe, die uns aus jenen entfernten Gegenden ihre Düngerschätze zuführen, er regte dazu an, daß die heimatlichen Schätze ausgebeutet und der Landwirt- schaft nutzbar gemacht wurden. Ebenso hatte man bisher nur die Asche als Mittel anerkannt dem Boden das entzogene Kali wieder zu ersetzen; aber die Wissenschaft ruhte nicht, bis sie in den Staßfurter Kalisalzen eine unendlich reiche Quelle dieses wertvollen Düngerstoffes entdeckt hatte, und der Anbau des Tabaks und der Zuckerrübe würde unsere fruchtbarsten Länderstriche verwüsten, wenn das durch diese Pflanzen entzogene Kali nicht wieder durch Düngesalze ersetzt werden könnte. Liebig hat der Menschheit noch weitere höchst wichtige Ge- schenke gemacht; denn er hat ihr neue, bisher unentdeckte Nahrungs- quellen eröffnet. So wurde auf seine Veranlassung das Fleisch von Hunderttausenden von Rindern, die auf den reichen Weiden Südamerikas ernährt werden, zur nutzbringenden Verwendung ge- bracht, während es früher einfach zugrunde gehen mußte, da jene Tiere nur der Häute wegen gehalten und geschlachtet werden konn- ten. Er hat uns ferner in seinem Kindernahrungsmittel Ersatz der Muttermilch geschaffen und uns gelehrt die Kuhmilch einzudampfen und für lange Zeit haltbar zu machen, was für Seereisende von 10*

8. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 278

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
278 sagte der höfliche Hannoveraner; „reisen Sie glücklich!“ fügte er hinzu. Ohne Anstand ging die Reise weiter. Anderen Tages standen die Reisenden vor einem Schlagbaum von Bückeburg. Dort spielte sich eine ähnliche Untersuchung ab, die ebenso glücklich ablief. Mit unendlicher Seelenruhe stieg der Herr Professor wieder zu Wagen, während um die Lippen seiner Frau ein triumphierendes Lächeln spielte. Es dauerte nicht zwei Stunden, so hielten die Reisenden vor einem Zollhause von Lippe-Detmold. Der herantretende Zollwächter machte ein höllisch grobes Gesicht und verlangte, daß die Reisenden ausstiegen, obwohl der Herr Professor auf Ehrenwort versicherte, daß sie etwas Zollbares nicht besäßen. Der Zollbeamte trat in den Wagen, hob das Sitzkissen auf und sah in den Kutschkasten. „Was ist in dem Sacke da?“ rief der Beamte, indem er den verhängnisvollen Kaffeesack dem erstaun- ten Herrn Professor vor die Augen hielt. Die Frau Professor wurde leichenblaß und fand es für das zweckmäßigste sofort in eine tiefe Ohnmacht zu sinken. Ihr Gatte war durch diese Vorgänge entsetzlich erregt und trug zunächst seine teure Gattin in das Zoll- haus. Während der Gatte die Gattin ins Leben zurückzurufen be- müht war, waren die Zollbeamten beflissen den Sack Kaffee, den die Frau Professor gegen Wissen und Willen ihres Gatten heim- lich mitgenommen hatte, zu wiegen, den Zoll und die Strafe dafür zu berechnen. Als dies alles fertig war, erwachte die Frau Professor wieder. Der Gatte war darüber glückselig, vergaß dabei die Er- leichterung, die seinem Geldbeutel soeben zuteil geworden, und war schonungsvoll genug der angegriffenen Gattin jeden Vorwurf wegen des Kaffees zu ersparen. Als sie sich aber wieder erholt hatte, be- stand sie darauf, daß der kontreband gemachte Kaffee eingelöst, verzollt und als zollpflichtiges Gut mit nach Hause genommen werde. So ungern der Herr Professor darein willigte, so wollte er doch die liebe Gattin nicht aufregen und löste deshalb den Kaffee ein. Ohne weiter viel zu fragen nahm die Frau Professor ihren Kaffeesack, steckte denselben wieder in den Kutschkasten und hurtig ging die Reise weiter. Der Schmerz der Reisenden war noch nicht überwunden, so hielt ihr Wagen vor einem preußischen Zollhause. Die Fragen nach dem „Zollbaren“ wurden gewissenhaft mit Ja beantwortet, der Kaffeesack hervorgeholt und die erhaltene Quit- tung vorgelegt. Der Beamte sah die Belege wiederholt durch und sagte dann: „Ich bitte um die Quittung über den gezahlten Zoll.“ „Quittung, Zoll?“ entgegnete befremdet der Herr Professor. „Ja,

9. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 291

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
291 magst bu dich nun auf die Ebene beschränken oder es vorziehen die herr- lichen Aussichtspunkte unserer Berge zu besuchen und das Auge weit hinein in das Land schweifen zu lassen über Tal und Höhen. In dem ebenen, gartengleichen Talgrund erfreuen vornehmlich wogende Saatfelder, blumenreiche Wiesenflächen oder herrliche Obsthaine das Auge des Wanderers. Am Ostabhange des Wasgaues und der Haardt aber ist das Land, „wo aus den sanften Höh'n die Traube reist im Sonnenglanz". Die Vorhügel der genannten Gebirgszüge bilden das rheinpfälzische „Weingebirg", das nebst den weinbautreibenden Gegenden der westlichen Pfalz zu den hervorragenden Weinbaugebieten Deutschlands gehört und mit Recht Deutschlands größtes Weinland genannt wird. Vom mildesten Klima beglückt, zeitigt es vorzügliche Trauben und treffliche Weine. Diese bergen in ihrer Mannigfaltigkeit die edelsten deutschen Gewächse in sich und haben sich ihrer vorzüglichen Eigenschaften wegen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus einen glänzenden Ruf erworben. Das rheinpfälzische Weingebiet umfaßt mehr als 16 000 Hektar. Diese Fläche ist unübertroffen an Weinsülle, welche die üppige Natur in diesem wunderbaren Rebenlunde seit alters hervorzaubert; sie ist aber auch, wenn wir die 15 000 Hektar der östlichen Pfalz in Betracht ziehen, einzig in ihrer Geschlossenheit. Weite Rebenfelder bedecken hier vom letzten Hügel der südlichen Rheinpfalz bei Schweigen bis zum Zeller Wingertsberg an der hessischen Grenze ununterbrochen den lieblichen Gebirgssaum, Mandel- und Pfirsich- bäume schmücken die malerischen Bergabhänge, üppige Kastanienwälder umrauschen die aussichtsreichen Höhen, die nicht selten romantisch ver- klärt werden von altersgrauen, eseuumrankten Burgen, wo einst die Lieder des ritterlichen Sängers oder des fahrenden Spielmanns erklangen. Und aus diesem weit ausgedehnten pfälzischen Rebenmeere grüßen dich die zahlreichen Kirchtürme altehrwürdiger Städte und schmucker Dörfer und der Glocken metallener Mund lädt dich ein dem zu danken, der diese Fluren in paradiesischer Schönheit erschaffen und so reichlich gesegnet hat wie kaum ein anderes Gebiet im deutschen Vaterlande. Und bewohnt wird dieser anmutreiche und segensvolle Streifen Landes von heiteren und gemütlichen Menschen. „Die Heiterkeit und Zutraulichkeit, das offene und biedere Wesen des Weinpsälzers und seine Umgänglichkeit," rühmt August Becker, „machen ihn zu einem liebenswerten Menschen." Wenn auch an der Mittelhaardt sich größere Weingüter finden, so ist doch in: allgemeinen der kleine und mittlere Besitzer vorherrschend. Ter Winzer erscheint zwar als Bauer äußerlich rauh, aber unter der rauhen Hülle schlägt ein braves, biederes Herz, schlägt warm und treu für das engere und weitere Vaterland. Edle Gastfreundschaft ziert selbst die be- scheidenste Winzerhütte, von den größeren Besitzern wird sie in geradezu glänzender Weise ausgeübt. „In keinem Lande der Erde wird sich der Fremde, wenn er nur einigermaßen empfohlen ist oder sich selbst empfiehlt, so freudig und freundlich aufgenommen, so gut aufgehoben und trefflich unterhalten fühlen als in dex schönen Pfalz am Rhein und vor allem hier im Weinland am Abhange des Gebirges." 19

10. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 319

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
319 steuerten Nachen diese Wogen hinabgefahren. Rauschen ja doch die Fluten der beiden Ströme, des Rheines und der Donau, in dem Hohenlied der Deutschen, in dem Lied der Nibelungen: im Rheine liegt der Nibe- lungen Hort begraben und auf der Donau zogen die Burgunder zum Tag der Rache und der Klage ins Hunnenland. Nur eines geht der Donau ab und das ist freilich viel: das freudige, sanges- und liebesfrohe Leben, das den Rhein durchglüht; es prägt sich ein ernsterer, gereifterer Charakter auf ihrem Angesicht aus. Man bleibt, wenn man von ihr geschieden, leichter von dem Heimweh befreit, das einen so oft und so unwiderstehlich nach dem Rheine ge- fangen nimmt, nach der Lorelei, die einem ihr nie zu vergessendes Lied so süß und lockend in die Seele singt. Aber beide einen sich gleichberechtigt, gleich herrlich in dem Gemüt und in der Erinnerung des Wanderers. Und nur wer sie beide zusammen gesehen, wer neben der lieblichen Poesie des Rheines die majestätische Schönheit der Donau in sich aufgenommen hat, der allein vermag Deutsch- lands Schönheitssülle ganz zu verstehen und zu würdigen. Fr. Lamport. 161. An Deutschland. Teaterland, du starkes, wo blüh’n im Sonnenschein " Vom Elbstrom hundert Städte bis an den grünen Rhein, Wo von den Alpenhängen bis an den Nordseestrand Viel tausend Brüder wohnen — Gott segne dich, du starkes Land! 2. Vaterland, du schönes, wo stolz die Ströme gehn, Wo hoch die Dome ragen und ernst die Burgen stehn, Wo sich in zwei Meeren spiegelt der Ufer Rand, Und grün die Hügel glänzen — Gott segne dich, du schönes Land! 3. Vaterland, du kühnes, wo eichenlaub-umkränzt Noch Hermanns Schild nicht rostet, wo neu geschärft erglänzt Das Heldenschwert der Väter und wo die deutsche Hand Weiß beides noch zu führen — Gott segne dich, du kühnes Land! 4. Vaterland, du hehres, wo jedem dunklen Trug Kühn und stolz begegnet lichten Geistes Flug, Indes doch Lieb' und Treue, rein wie Opferbrand, Glühet in den Seelen — Gott segne dich, du hehres Land! 5. Vaterland, du teures, das wie ein holder Stern Erglänzet lieben Brüdern auch in weiter Fern’, An welches treu gebunden hält ein festes Band Alle deutschen Herzen — Gott segne dich, du teures Land!
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