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1. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 281

1864 - Leipzig : Teubner
Die Angelsachsen. 281 erloschen war, führten auf einander folgende Thronrevolutionen schrecklichen Verfall herbei. 7. Aus den zahlreichen auf besondere Gemeinden hiudeutendenstammes- naruen erkennen wir, daß wol längere Zeit vergieng, ehe die einzelnen vom Trentfluß allmählich nach Westen sich vorschiebenden Ansiedlungen in ein größeres Ganzes, das Königreich Mer eia, vereinigt wurden. Hätte Penda, Cridda's Enkel, seine ungemeine Kraft nicht für das Heidentum und zur Zer- trümmerung der andern Reiche, die an sich zu nehmen der von Achtung für die Volksfreiheit und das Geschlechtsrecht erfüllte angelsächsische Geist ihn hinderte, angewandt, er würde den gefeiertsten Helden beigezählt werden. Sein Tod verschaffte den Sieg dem Christentum, das fein nicht minder kräf- tiger Sohn Wulphere (654—675) mit begeistertem Eifer bei feinem Volk einführte. Nachdem innere Unruhen das Reich heruntergebracht hatten, kräf- tigte es wieder Clito Äthelbald (716 — 757), indem er Ostanglien, Esser und Kent sich unterwarf, bis Cuth red von Messer 652 seiner Machtausbrei- tung ein Ziel setzte. Den Ruhm der Gerechtigkeit und Wolthätigkeit verdarb er durch die Hingabe an sinnliche Ausschweifungen. Ofsa (757 — 796), von unbekannter, aber gewis edler Herkunft, bändigte zuerst sich erhebende Un- ruhen^) und wandte 769 feine Waffen gegen die Briten. Er entriß ihnen den Besitz der Ebnen und indem er diese durch Wall und Graben und die Ansied- lung angelsächsischer Markgenossen sicherte, drängte er sie für immer in die westlichen Gebirge zurück. Kent war von ihm abhängig und auch Ostanglien ward es burcc) die seinen Ruhm befleckende treulose Ermordung des Königs Äthelbyrth (792). Die Aufzeichnung der Gesetze und seine Stiftungen für die Kirche-), unter denen freilich die Gründung des Erzbistum Litchfield zu vielen Streitigkeiten Veranlassung gab, machten sein Verdienst unsterblich und wie sein Zeitgenosse Karl der Große, mit dem er vielfach in Verbindung stand, ward er Gegenstand des Preises in Liedern und Sagen. Sein Geschlecht gieng durch Nnsittlichkeit rasch zu Grunde. Zwar wirkte Ceouwulf, Penda's Nachkomme, in seinem Geiste und kettete durch Aufhebung des Erzbistums Litchfield Kent fester an sich, doch als er 819 in einer Schlacht gegen die Ostangeln gefallen war, verlor das Reich schnell seine Selbständigkeit. 8. Weil Messer fortwäreud mit den Briten zu kämpfen hatte, warte es in sich feste Kriegszucht und zog aus den andern Stämmen immer kriegs- lustige Männer au sich, die für den Dienst zu belohnen an Land kein Mangel war. Cerdies Enkel Ceawlin (560 — 591) gewann durch Siege über die Briten solche Macht, daß er Bretwalda wurde und Kent sich ihm unterorduete, doch Gewaltthätigkeit machte ihn bei dem eignen Volke so verhaßt, daß er in die Verbannung zu gehn genötigt ward. Sein zweiter Nachfolger Cynegisel (Cynegild), ließ sich 635 taufen (st 643). Cenwealh (643—672) versuchte eine heidnische Reaction, doch als er von Penda vertrieben flüchtig umherirrte, beugte er sich in Ostanglien demütig unter das Kreuz Christi, erlangte sein Reich wieder, erweiterte es durch gewaltige Siege über die Briten und führte ln den eroberten Gebieten neue kirchliche Einrichtungen durchs). Nach seinem Tod führte feine Gemalin Searburg in ausgezeichneter Weise die Regie- rung, starb jedoch nach einem Jahr. Schwerlich hat Äscwine, welcher Wulfhere von Mercia besiegte, das ganze Reich besessen, erst Centwin 1 1) Lappenb. 1 225. — 2) s. den folgenden §. — 3) Die Achtung vor dem großen Gegner seines Volkes bewärte er, indem er die Mönche von Glastonbnry nicht'allein als Wächter von Artus Grab ungestört ließ, sondern auch Gebete für sich selbst stiftete.

2. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 15

1864 - Leipzig : Teubner
Die Germanen. 15 Die Religion der Germanen. 4. Ueber unsrer Altvordern Götterglaulen würden wir ganz im un- klaren sein, wären wir nur aus die Nachrichten der Römer und Griechen be- schränkt; aber unzählige aus dem Heidentum von dem Volk in die christliche Zeit mit herübergenommene Sagen und abergläubische Vorstellungen und Ge- bräuche geben bedeutsame Fingerzeige rückwärts und beweisen uns namentlich die völlige Uebereinstimmung der Grundlagen mit den Vorstellungen, welche unsre nordischen (skandinavischen) Brüder, da sie länger im Heidentum ver- harrten, weiter ausbildeten und zu einem System und zur Götterfamilie ent- wickelten H. Bestimmter, deutlicher und vollständiger, als bei andren Völ- kern erkennen wir hier, daß die ursprünglichen Götter der Germanen dieselben waren, wie die der ältesten indischen Vedas, Himmels- und Lichtgötter, Personificationen der Naturkräfte und Erscheinungen, welche dem menschlichen Leben, besonders dem Hirten- und Ackerbauerleben fördernd sind, deutsch Vancn, d. i. leuchtendes. Aber die Umwandlungen, welche bei allen geistiger Freiheit cntgegenstrebenden Völkern die Mythen erfuhren, hatten auch bei den Germanen bereits begonnen. Wärend das niedere Volk noch lange die ur- sprünglichen Vorstellungen bewarte, lernten die höhernh die Götter als individuelle, persönlich freie Wesen, als die Lenker ihrer wichtigsten und liebsten Tätigkeiten, namentlich des Kriegs und der Schlachten, als die ver- körperten höchsten und besten Eigenschaften und Tugenden der Menschen, als die Ordner, Träger und Stützen der Weltordnung fassen, aus den Bauen wurden die Ansen (nordisch Äsen)4). Zwar haben sic sich diese Götter in Menschengestalt gedacht und ihnen in ihrer Phantasie viele Symbole und menschliche Geräte und Schmuck gegeben, aber so weit waren sie nicht vorge- schritten, daß sie Bilder der Götter verehrt hätten, mag es nun sein daß sie die Kunst nicht verstanden oder ihre Herlichkeit als für Menschen unnachbildbar betrachteten. Für das letztere spricht, daß sie nicht Tempelge- bäude errichteten, weil die Gottheit nicht an einem Orte verweilen könneh. 5. Als der höchste der,Götter erscheint nun Wodan (Wuotan, Woda, Guüdan, Gudan; nord. Odhinn). Ursprünglich war er der Sturmesgott („der stürmisch schreitende") und man dachte ihn mit laut schreienden und tobenden Genossen wie ein Jäger die Lüfte durchziehend und durchreitend H. Der Glaube, daß mit dem Tod die Seele in die Luft verhaucht werde, ließ bald in seinem Gefolge abgeschiedne Menschen sehn, und da dem Toben der Schlacht nichts so natürlich sich vergleicht, als das Getöse des Sturms, so ward er zunr Lenker der Schlachten, der die Kraft und den Sieg verleiht und der gefallenen Helden Seele mit sich führt in sein himmlisches 1 1) Kein Volk kann sich eines solchen Aufhellers seiner Sprache imb seiner Al- tertümer rühmen, wie wir Deutsche in Jakob Grimm besitzen. Ihm gehört das Verdienst, jene Quellen der Erkenntnis erkannt und ans ihrer liefen und sichtenden Erforschung die deutsche Mythologie erbaut zu haben (Berlin 1835). Trefflich, auch von den: großen Meister anerkannt ist Mann har dt: die Götterwelt der deut- schen und nordischen Völker, von welchem Werke mir bis jetzt leider nur der. erste Baud (die Götter. Berlin 1860) bekannt geworden ist. — 2) Dies ist die Stufe, welche Cäsar bezeichnet (d. b. g. Vi 21): deorum numero eos colunt, quos cernunt et quorum aperte opibus iuvantur, Solem et Volcatium et Lunam, reliquos ne fama quidem acceperunt. Vgl. Mannh. 67. 69. 70. — 3) Mauuh. S. 73. — 4) Mannh. 73. Schon 130—140 Jahre nach Cäsar ist bei Tacitus diese Umwandlung erkennt- lich. Mannh. 70. — 5) Tue. 6. 9. Mannh. 72. — 6) Sage von der wilden Jagd und dem wütenden Heer. Mannhardt S. 108.

3. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 17

1864 - Leipzig : Teubner
Die Germanen. 17 (Jugu) und ihm die Herschaft zugewiesen im Reiche der Alben oder Al- fen (Elfen), welche als freundliche heitere, aber auch kränkbare Geister in Luft, Wasser und Hans walteten^), wie in der Erde die gespenstigen Zwerge, die Hüter der Metalle und Schätze^). Skrof oder Skildn (die Sonne als Schild gefaßt) wurde als der hehre Gott gedacht, welcher zuerst als Mensch auf die Erde herniederstieg4). Eine der schönsten Göttergestalten ist in der Nordländer Mythologie B ald er, der Sommersonnengott, weshalb er von Hödhr, dem Gott der Finsternis, getödet wird, der liebe und sanfte Gott der Unschuld und Freudigkeit. Man hält Vol für einen andern Namen des- selben und kann seine Verehrung bei den alten Deutschen gewis behaupten, obgleich man von der Ausbildung seines Begriffs keine deutlichen Spuren i)at5). Für einen Wintersonnengott hat man den angelsächsischen Ullr (Vnldor) zu halten0); der fränkische Frühlingssonnengott Sigfrit lebte im Nibelungenliede, freilich zum menschlichen Helden geworden, forw). In dem Brüderpaar Alkeis (die leuchtenden), deren Heiligtum bei den suebi- schen Nalharvalen stund, muß man einen Nachhall der vedischen Ayvinen (der Sonnenstrahlen), die ja auch der Ursprung des Diosknrenglanbens bei den Griechen sind, erkennen^). Das Vorherschen der Kriegslust, welches Wnotan zum Schlachtengott machte, hatte zur Folge, daß der ursprünglich höchste Gott, der Himmelsgott Tins (Zio, nord. Tyr), als Verwalter des Schwerts (Sahsnot, d. i. der des Schwerts genießende oder waltende) angebetet wurde0). $011 seinem Beinamen Ern (Arhuus, got. hairu d. i. das Schwert) hat die Eresbnrg den Namen"). Auch Jrmin oder J rinc muß ursprünglich als ein lichtes Himmelswesen betrachtet worden sein, da die Milchstraße am Himmel sein Pfad heißt, doch die spätere Zeit hat ihn zum Beschirmer und Hort der Nationalität gemacht; daher die Säule, an der gedingt wurde, sein Symbol war (Erminsul)"). 6. Bei einemvolke, welches vor den Frauen so tiefe Achtung hegte, wie die Germanen, kann man nicht anders erwarten, als daß sie auch Gö tter frauen in ihre Neligionsvorstellnngen aufgenommen haben. Gerade hier aber vcr- anlaßten die verschiednen Seiten des Wirkens, daß verschiedne Namen demselben göttlichen Wesen beigelegt wurden. So ward die Segen spendende Wolke früh- zeitig als Friia (Fria, Fr 6 a) verehrt ltub ihr als Schwester Volln zugesellt, die durch den Regen erzeugte Fülle des Fruchtsegens repräsentierend. Die Wolke wird vom sanften Winde getragen aber auch vom Sturm gejagt. Kein Wun- der also, daß Friia Wnotans Gattin ward und als solche an allen dessen Wirkungskreisen Anteil nahm, endlich aud) als Schaffnerin des Himmels sein höchstes Regiment und seinen Göttersitz teilte"). Fast dieselben Eigen- schaften und fast dasselbe Walten finden wir bei Gode (Gauden, Gaue), bei Holda, Perahta (Bertha, Berchta) und der fränkischen Hrodsä. Sie er- scheinen noch jetzt im Volksaberglauben als die das Wasser beherschenden und * mit ihm die Erde tränkenden, der Frauen Werke im Hanse beaufsichtigenden, Fleiß belohnenden und Faulheit strafenden, die Seelen der Kinder, welche ent- weder verstorben oder ins Leben zu treten bestimmt sind, behütenden und 1 1) Von ihm Ingaevones. Mannh. 247. — 2) Mannh. 70. — 3) Mannh. 70. — 4) Mannh. 250 f. — 5) Mannh. 253 f. — 6) Mannh. 258. — 7) Mannh. 33. — 8) Tac. G. 43. Mannh. 256 f. — 9) Mannh. 41. 58. 263. Jsv ist jedenfalls der von Tac. G. 9 erwähnte Mars. Der Name Sahsnot oder Sarnot kommt nur in einem.taufgelübde (Mackern. Altd. Leseb. S. 19 u. 20) vor. S. über seine Be- deutung Mannh. 264. — 10) Mannh. 263. — 11) Mannh. 265 — 268. — 12) Mannh. 269—274. Di et sch. Lehrbuch d. Geschichte. Ii. Dd. 1. Abth. 2. Aufl. 2

4. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 20

1864 - Leipzig : Teubner
20 Die Germanen. Thaten der Vorfahren x), und begeisterten Zur Schlacht. Suchte mandochausdcr letztern durch das Vorhalten der Schilde verstärkten Klang (barditus) selbst Orakel über den Ausgangs). Aber auch fröhliche Scherzlieder können nicht gefehlt haben und die Tiersage hat im germanischen Heidentum ihren Ursprungs). 2) Schriftzeichen waren ihnen bekannt, und zwar dem alten semitisch- griechischen Alphabet entsprechende. Zwar wurden sie in der ältesten Zeit nur zu den geheimnisvollen Orakelloosen gebraucht (daher Runen, nma = Geheimnis), aber bald auch zu Briefen^). 9. Wenn wir über die wichtigsten staatlichen Einrichtungen bei den alten Deutschen im Unklaren sind, so ist die Ursache nicht allein in Flüchtigkeit und Ungenauigkeit der von den römischen Schriftstellern gegebnen Notizen, sondern auch in der Unbestimmtheit der noch in natürlicher Entwicklung begriffnen Verhältnisse zu suchen. Zwei Thatsachen aber stehu fest und geben die Richt- schnur der Beurteilung: l) daß unsere Vorfahren bereits Ackerbauer waren und 2) daß ihr Charakter sich zu dem Wesen kriegerischer Nationen umgestaltet hatte. Es wäre eine Abweichung von der Entwicklung aller Völker, wenn nicht die Familie auch bei ihnen die Grundlage und die Quelle aller staatlichen Gestaltungen gewesen wäre. Und in der That nichts macht sie ehrwürdiger als die Heiligkeit und Innigkeit ihres Familienlebens. Vielweiberei stund im völligen Widerspruch mit der heischenden Sitte^). Durch Geschenke warb der Mann in Gegenwart ihrer Altern und Verwandten um die Frau. Indem ihr Rinder, ein aufgezäumtes Pferd und Waffen dargebracht wurden und auch sie Waffen dem Manne bot, wurde angedeutet, daß sie die treuste Ge- nossin in aller: Arbeiten und Gefahren des Mannes sein solle6), und wie ein heiliges unentweihbares Symbol erbte solche Morgengabe in der Familie fort. Ehebruch kam selten vor und wurde vom Mann sofort mit Verstoßung bestraft, deren Folge Entehrung bei allen war^). Dagegen wurde aber die Hausfrau als Nährerin der Kinder8) und als Schaffnerin und Verwalterin des Hauswesens und der Wirtschaft in hohen Ehren gehalten, und auch die Töchter waren Gegenstand der treusten Fürsorge, namentlich in Betreff ihrer Verheiratung. Glaubte man doch kein besseres Unterpfand der Treue in Hän- den zu haben, als mannbare Mädchen zu Geiseln gestellt9). Die Frauen vergalten die Liebe durch den treusten Dienst. Sie zogen mit in den Krieg, feuerten von der Wagenburg herab die Männer zum Kampf für die teuersten Unterpfänder au, empfiengeu die verwundeten Krieger zur Pflege und trugen 1 * * * 5 1) Die Lieder auf Armin Tac. ab exc. Ii 88. — 2) Tac. G. 3. Die Ansichten von der Existenz eines Bardenstandes fiub als leere Träume erkannt worden. Trotz- dem hat cs wol Sänger zeitig gegeben. Vgl. Manul). 79. — 3) S. über alles „hier einschlägige die gründlichen Nachweisungcn in Wackerst, d. Litt. S. 8 — 11. Uber die Tiersage anch Mannh. 26. ■— 4) Zu Tacitns Zeit waren sie bekannt, aber der Gebrauch der Orakelloosc in Ariovist's Heer (Caes. b. g. 1 50) läßt schon in jener Zeit sie voraussetzen und jedenfalls sind sie schon vor der Eroberung der Römer ans Gallien zu ihnen gebracht worden. Den Gebrauch bei den Orakeln s. Tao. G. 10. Der fruchttragende Baum war die Breche und von den ihm entnommenen Stäbchen, ans welche die Runen eingeritzt wurden, kommt unser Buch stab. Vgl. Wackernagel a. a. O. S. 11 —14, wo auch die Nachweisungcn darüber daß sie vorzugsweise Frauen kannten, und die, S. 19 Note 3 erwähnte Albrnna. Außerdem Mannh. '71 und 178. — 5) Eine Ausnahme Ariovistus, Caes. b. g. I 53. Auch Tac. Germ. 18 erwähnt solche Männer als admoclum pauci, und I. Grimm Gesch. d. deutschen Spr. 188 macht auf den Unterschied zwischen den schon gebildetern und edlerir und den noch rohern und ungesittetcrn Stämmen des Ostens aufmerksam. — 6) Tac. Germ. 18. — 7) Tac. G. 19. — 8) Tac. G. 20. — 9) Tac. G. 8.

5. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 37

1864 - Leipzig : Teubner
Germanicus' Feldzüge in Deutschland 14 — 17. 37 zugerichteten Schiffen ausrüsten und in die Rheininsel zusammenbringen. Wärenddem sandte er im Frühjahr 16 den Legaten Silius in das Land der Chatten; dieser aber richtete wenig aus. Er selbst zog auf die Nachricht, daß das Castell an der Lippe (Aliso) belagert werde und der Altar seines Vaters Drusus und der im vorigen Jahr für die Legionen des Varus errichtete^''-^7 ' ^ Grabhügel zerstört worden seien, uiit sechs Legionen aus. Die Belagrer wichen dem Kampfe aus und Germanicus kehrte, nachdem er nur den Altar st'" - des Drusus wieder aufgerichtet, zurück, indem er das Land zwischen Aliso nnb dem Rhein durch die Anlage igmer Befestigungen sicherte. Darauf segelte er mit der Flotte über die Nordsee und die Ems hinauf. Die in seinem Rücken aufgestandnen Angrivarier wurden von Silius geschlagen. Durch die Weser ■ getrennt standen sich die beiden Heere gegenüber. Armin hielt 'ein Zwie- gespräch mit seinem bei den Römern dienenden Bruder Flavus. Dieser ver- mochte eben so wenig jenes glühende Liebe zur Freiheit des Vaterlandes zu fassen, wie jener das Wertlegen auf die Ehren und Gnadengaben der Römer. In heftiger Erbittrung trennten sich beide. Wenn auch mit Mühe und nicht ohne Verlust gewann die römische Reiterei auf dem rechten Ufer festen Fuß '). Auf dem Felde Jdisiavisv') kam es zu einer blutigen Schlacht, in welcher end- lich die römische Kriegskunst (Armin verwundet) den Sieg davon trug. Aber die Deutschen waren weit entfernt, wie die Römer wähnten, sich hinter die Elbe zurückzuziehn; sie griffen noch einmal die Feinde in einer sumpfigen von.wäldern eingeschlossnen Niederung, wo die Angrivarier^) eine Land- wehr gegen die Cherusker errichtet hatten, an. Wiederum fand eine heiße Schlacht statt und, wenn auch die Legionen das Feld behaupteten, die Reiterei hatte nur mit zweideutigem Erfolg gestritten. Die Angrivarier unterwarfen sich von neuem. Ein Teil des Heeres ward auf dem Laudwege nach dem Rhein gesandt, aber eine schreckliche Not erwartete die Flotte, welche mit Ger- manicus selbst die Ems hinabfuhr. Ein fürchterlicher Herbststurm zerstreute sie gänzlich, zahlreiche Schiffe und Mannschaften giengen zu Grunde und Ger- manicus verzweifelte fast, in dem er sich als den Urheber so schweren Ver- lusts betrachtete. Indes suchte er doch den Germanen die daraus zu schöpfende Hoffnung zu benehmen. Er sandte G. Silius gegen die Chatten und zog selbst gegen die Mar ser, deren Häuptling Mallovendus den Adler einer Varianischen Legion den Römern in die Hände spielte. Aber sollte es wirk- lich die Furcht vor dem auch durch die schwersten Anfälle nicht zu brechenden Kriegsmut der Römer gewesen sein, welche die Germanen von einer Schlacht abhielt, sollten sie wirklich daran gedacht haben den Frieden zu suchen? Lern- ten sie doch mit jedem Feldzug mehr von der römischen Kriegskunst H. Beide Teile scheinen erschöpft gewesen zu sein und Tiberius drang auf Germanicus' Rückkehr nach Rom: für die Ehre sei genug gethan; der Deutschen Zwietracht werde mehr wirken, als die Waffengewalt. Vergeblich erbat sich Germanicus noch ein Jahr, um sein Unternehmen zchfende zu bringen: er muste von sei- - nem Heere scheiden^). 1 1) Daß Armin nicht mehr mit den Waffen allein die Römer zu besiegen suchte, sondern auch die Kunst der Überredung anzuwenden bedacht war, beweist außer der Unterredung mit Flavus noch feine Botschaft nach dem römischen Lager. — 2) Die Lesart Ulistavisns hat I. Grimm in Idisiavisus emeudiert und so statt eines nicht zu deutenden Namens einen von schönem deutschem Klang: „die Feen- oder Bal- kyrenwiese" gewonnen. — 3) Es scheint nach Tacitus, daß Germanicus entweder durch einen erneuerten Aufstand der Angrivarier nach jenen Gegenden zu zichn be- wogen ward, oder bereits auf dem Rückwege nach der Ems war. — 4) Tac. ab exc. U 45. - 5) Tac. ab exc. Ii 5 — 26. Der Triumph Ii 41. 42.

6. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 105

1864 - Leipzig : Teubner
Marcus Aurelius 161 — 180. 105 den ihm noch unbekannten Krieg zu eilen und er riß auch L. Berns, der lieber in Noin fortgeschwelgt hätte, mit sich fort. So wurden denn 167 die Feinde zurückgedrängt und nach einem glänzenden Siege Mare Aurels 168 die Siche- rungsmittel wieder hergestellt. Die beiden Kaiser konnten nach Rom heimkeh- ren, aber im Jan. 169 starb L. Berus an der Seite seines Mitkaisers unweit Altinum (östl. von Patavium), vom Schlage getroffen l). Doch der Sieg war ein scheinbarer gewesen. Mit größrer Kraft und von mehr Seiten brachen die Feinde in das Reich ein, stürzten die Castelle um und vernichteten die Be- satzungen. Der Schatz war leer; Steuererhöhung berechtigt, aber bei den Leiden durch Hungersnot, Pest und Krieg hart. M. Aurelius bringt die von den Kaisern aufgehänften Kostbarkeiten unter den Hammer und gewinnt die Geld- mittel zum Kampfs). Die Ungeheuern Verluste an Kriegern nötigten Ger- manen in Sold zu nehmen, Hausen von Gladiatoren und Sklaven ins Feld zu führen, ja Straßenräuber den Soldaten einzureihn. Von seinen Thaten im Kriege wissen wir mit Sicherheit nur, Haß er Carnuntum^) zum Mit- telpunkte nahm und es ihm gelang, die Feinde einzeln zu besiegen, zuerst die Markmannen (170?), dann die Jazygen (172), zuletzt die Quaden (174) H. Noch fehlte den Deutschen die Ausdauer bei erlittnen Unfällen. Die Völker schlossen einzeln Frieden, zuerst die Quaden, dann die Markmannen 174. Den- selben nachanfänglicherweigernng auch den Jazygen zugewärenward derkaiser durch anderwärts drohende Gefahr 175 bewogen. Eine fast unerhörte Menge von Gefangnen wurden in die Hände der Römer zurückgegeben 5); das Land am Nordufer der Donau, gegen Markmannen und Quaden von einer, gegen die Jazygen von zwei Meilen Breite, wurde ein limes, auf dem die Römer Castelle und Schanzen errichten, jene Völker aber nur unter strengen Uber- wachungsmaßregeln verkehren durften. Eine Menge deutscher Heerhaufen (jedenfalls Gefolgschaften), von denen einige noch nach jenen Friedens- schlüssen gekämpft zu haben scheinen, erhielten in verschiednen Ländern des Reichs Ansiedlungen. Aus gefährlichen Feinden sollten sie streitbare Unter- thanen werden; nur durch Germanen kann das Römerreich noch eine Zeitlang gegen die Germanen sein Bestehn fristen. 4. Was M. Aurelius bewogen den Jazygen den Frieden zu gewären, war die Kunde daß Avidius Cassins sich im Oriente zum Imperator auf- geworfen und von Syrien und Ägypten die Huldigung erlangt hatte 6). Noch war das Heer, welches der Kaiser nach dem Orient zu führen gedachte, und 1) Das aus Münzen von Eckhel bestimmte Datum paßt am besten in den Ver- lauf der Begebenheiten, wie er sich aus Quellenschriftstellern ergibt. — 2) Das Er- standne durfte später jeder um den gezahlten Preis zurückgeben, ward aber nicht dazu gezwungen. — 3) Auf dem rechten Douauufer westwärts von der Einmündung der March. — 4) Bei dieser Gelegenheit hofften die Feinde; das römische Heer werde durch Wassermangel bei driickender Hitze zu Grunde gehn. Ein unerwartetes plötzliches Gewitter brachte Rettung. Die christlichen Schriftsteller (Tertull. apol. 5. Euseb. h. e. V 5) schreiben dies dem Gebet der Christen in einer Legion zu. Gewis ist, daß die Heiden davon keine Notiz nahmen, sondern das Wunder dem von einem Zauberer beschwornen Mercnrius, M. Aurelius selbst ans seiner Lenksäule dem Jupiter Pluvins zuschrieb. Falsch ist auch, daß die Legion davon den Namen ful- miuea oder fulminatrix erhalten habe, weil die Geschichte darthut, daß es eine legio fulminata (dies die rechte Schreibung) schon unter Augustns, eine zweite dieses Namens aber niemals gab. — 5) Die Quaden lieferten zuerst 13000, dann 50000, die Jazvgen 100000 zuruck. Den König, welchen sich die Quaden gesetzt, Ariogäsns, erhielt M. Anr., nachdenr er ans seinem Kopf einen hohen Preis gesetzt hatte, lebendig in seine Gewalt, strafte ihn aber nur durch Relegation nach Alexandrien. — 6) Man erzählt, die Kaiserin Faustina habe jenen dazu. anfgefordert, und vielleicht hat sie auch

7. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 109

1864 - Leipzig : Teubner
Julianus 193. — Septimius Severus 193 — 211. 109 Iuümms 193. 3. Weheruf über den Tod des Kaisers, in dem alle Bessern einen Vater geliebt hatten, durchdrang die Stadt. Die Prätorianer, vom erbitterten Volk einen Angriff besorgend, schlossen die Thore ihres Lagers; jedoch es fehlte ein Führer gegen sie und sie faßten Mut, der sich bald zum Übermut steigerte. Der im Lager anwesende Stadtpräsect Sulpicianus, der Vater von Per- tinar' Gattin, sucht sie durch Versprechungen zu bewegen ihm das Diadem aufzusehen, aber vor den Thoren erscheint, vom Gastmal herbeigeeilt, der reiche Schlemmer M. Didius Salv ius Julianus und bietet ebenfalls große Geschenke für den Thron. Die Soldaten berichten die Gebote bald nach innen, bald nach außen, bis durch das Gebot von 6250 Drachmen für den Mann und die Furcht, Sulpicianus werde Pertinar Tod rächen, für Julianus enschieden wird. In geschlossnen Gliedern führen die Prätorianer ihren Kaiser in den Palast, erschrocken eilt der Senat herbei ihm zu huldigen; das Volk verspottet laut den unwürdigen, der nichts als schlemmen und nicht einmal die versprochnen Summen zahlen kann, es ruft nach den Feldherrn der Le- gionen, besonders Niger, aber die Waffen, zum Schutz des Despotismus ge- schaffen, halten es in Zaum. G. Pescennius feiger hat den Ruf des Volks vernommen und seine Legionen erheben ihn zum Kaiser, aber eben so rufen die Soldaten in Britannien ihren Feldherrn D. Clodius Albinu s, in Pannonien die Legionen ihren Führer L. Septimius Severus aus. Der letztre, der energischste von allen, erkennt, daß der Kaiserthron demjenigen zufallen wird, welcher Nom hat, und ununterbrochen marschierend, durch eigne Unermüdlichteit die Soldaten befeuernd eilt er nach Italien. Lächerlich waren die Rüstungen, welche Julianus in Rom machte; die, welche ihn er- hoben, hatten im Schwelgen den Kriegsdienst vergessen I. Vergeblich ließ er Commodus Mörder töden, vergeblich sandte er Banditen gegen den Gegner. Den Mut verlierend ließ er jenem durch den Senat die Mitregentschast an- bieten, dieser aber sandte Schreiben an die Soldaten mit dem Erbieten der Straflosigkeit, wenn sie die Mörder des Pertinar anslieferten und sich ruhig verhielten. Sie ergreifen dieselben und übergeben sie dem Cos. Silius Messala. Da beschließt der Senat Julians Tod und Severus' Erhebung zum Kaisertum. Am l. Jun. wird der Kaiser von 66 Tagen unwürdig klagend im Palast getödet. Septimins Severus 193—211. 8 26. 1. Den Militärdespotismus, von vornherein die Form und den Kern der römischen Monarchie, hat kein Kaiser so entschieden gehandhabt, wie Septimius Severus. Eine eiserne Faust, bewaffnet mit Verstellung und Klug- heit, hielt die Einheit des Reichs zusammen und die Alleingewalt des Herschers aufrecht. An die Formen, mit welchen der Despotismus verhüllt war, band er sich nur,, so lang es ihm nützte. Was ihn über die srühern Tyrannen Roms erhebt, ist Lust und Kraft zu Thaten und Freiheit von den Leiden- schaften für das Nichtige und Weichliche. — Noch ehe er Rom betrat, ließ er Pertinar' Mörder hinrichten und die Prätorianer waffenlos aus einer Ebene herauskommen. Umstellt von zum Angriff gerüsteten Truppen, mußten sie 1 1) vio Lxxiii 16.

8. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 120

1864 - Leipzig : Teubner
120 Alexander Severus' Ende und Mariminus Thrar 235—238. heit. Wenn auch die blutige Strenge, mit welcher alle andern Kulte, die griechischen, der jüdische und vor allen der christliche verfolgt wurden, nach- weisbar/erst später in Ausübung trat, so beweist doch auch sie den Fanatismus, Welcher das neue Reich schuf und trug, für dessen Macht übrigens nichts deutlicher spricht, als daß nicht allein die parthischen Denkmäler umgestürzt wurden, sondern auch die srühern Großthaten gegen die Römer aus Sageu und Erinnerung verschwanden. 3. Das alte Perserreich sollte verjüngt aus Dunkel und Nacht sich neu erheben, das war die Tendenz von Ardschiir, der sich übrigens nach seinem Vater (oder Stammvater?) den Sassaniden nannte, worin die Nachfolger ihm treu blieben; eine natürliche Consequenz davon war, daß er die Reichsgrenzen unter Dareivs Hystaspes herzustellen sich vornahm und deshalb von den Rö- mern unter Androhung von Krieg alle die Länder, welche unter jenen begriffen gewesen, forderte. Da zog Alerander Severus 231 selbst ins Feld und ein heißer und blutiger Krieg entbrannte, in dem sich beide Teile den Sieg zuschreiben, beide aber auch durch die Verluste die Waffen ohne Frieden längere Zeit ruhn zu lassen sich gezwungen sahnh. Die Zeiten greulichster Verwirrung int Nömerreich. 8 30. Alexander Severns' Ende und Mariminus Thrar 235—238. 1. Alexander Severus hatte das verlorne Vertrauen der Trupen durch die großen Geschenke, welche er als Belohnungen verteilte, nicht wieder ge- winnen können. Sie deuteten seine Bedächtigkeit, welche der Mangel an Erfahrung ihm empfahl, als schwache Abhängkeit von seiner Mutter, und weil er nicht wie Septimius Severus und Caracalla mit ihnen verkehrte, so gaben sie ihm Feigheit schuld. Der Triumph, welchen er im Jahre 233 feierte, ward nicht der Anfang friedlicher Ruhe. Denn die Germanen, die für den Krieg im Oriente vorgenommene Schwächung der Heere und die Verluste der heimkehrenden sich zu Nutzen machend, brachen in Hellen Haufen über die Rhein- und Donaugrenze. Zwar kam die nächste' Kunde davon aus Rhätien, Italien, ja Rom selbst schien von dieser Seite bedroht, indes begnügte sich der Kaiser durch Trnppenaufstellungen und Befestigung hier für Sicherheit zu sorgen und gieng selbst in der richtigen Erkenntnis, daß das Land zwischen den beiden Flußgrenzen für den Kampf nach beiden Seiten das entscheidende Terrain sei, nach dem Rhein gegen die Alemannen. Er schlug Schiffbrücken über den Fluß, indes bestand sein Heer außer maurischen, osroenischen und selbst parthischen Bogenschützen, zum großen Teil aus Rekruten. Es war da- 1 1) Bekanntlich weichen die Berichte Herod. Vi 5 n. 6 und Lampr. c. 55 n. 57 von einander gänzlich ab. Wollen wir zngeben, daß der letztre dein Bericht an den Senat, welchen er selbst mitteilt, die Farbe der Vertuschung itub Ruhm- redigkeit nicht abzuwischen wüste, so müssen wir dagegen annerkennen, daß der erstre, welcher in Alexander den Regenten des Friedens bewunderte, sich bnvci) die Er- zählungen von jenes Gegnern täuschen ließ. Übrigens bezeugt er selbst 6, 4 ff., daß die Römer ovx avccvögwg gestritten und die Perser nur einen Schein des Siegs durch die Übermacht davon getragen (ex tov xqelztovos vueqzsqol sdoxovv ysys- vija&ai), so wie daß die trockne Hitze den Rückzug des Hauptheers ans Mesopota- mien erwirkt und den des in Armenien operierenden Corps nach sich gezogen habe. Vgl. Wietersh. Ii 222 f. Nützlich ist mir gewesen die Doctordissertation (Bonn 1847) von 108. Ilrebs: de Alexandri Severi bello contra Persas 'gesto.

9. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 182

1864 - Leipzig : Teubner
182 Stilicho's Ende. Manch in Italien. deutschen Völkern vertrug er sich; sie lagerten ruhig im Westen, wärend er ganz Gallien in seinen Gehorsam brachte. Zwar sandte Honorins den Goten Sarus gegen ihn, derselbe muste aber von Arelate (Arles) mit großem Ver- lust nach Italien zurückkehren. Durch diesen Sieg ermutigt, sandte Constan- tiuus seinen S. Constans, den er zum Cäsar ernannt hatte, nach Spanien. Die Verteidiger der Pyrenäenpässe !) wurden besiegt und säst eben so schnell wie Gallien huldigte auch diese Provinz dem neuen Herscher, so daß der junge Cäsar zum Vater zurückkehrte und die Verwaltung Gerontius übertrug. Zwar sind wir nicht im Stande in den verwirrten Verhältnissen ganz klar zu sehn, doch ist es uicht unwahrscheinlich, daß der letztere den deutschen Völkern die Veranlassung zum Zuge nach Spanien gegeben haben. 409 überschreiten sie, die noch vor drei Jahren an der untern Donau gehaust hatten, die Pässe der Pyrenäen, um in dem westlichsten Lande Europa's, welches, seit unter Augustus seine trotzigen Bewohner unter das römische Joch gebeugt worden waren, keinen Feind gesehn hatte, sich Wohnsitze zu suchen. Die Su eb en sie- delten sich im Nordwesten (Gallaecia) an, die Vandalen nahmen den Süden eiro), Alaneio) setzten sich in der Mitte zwischen beiden. Stilicho's Ende» Atorich in Italien. 8 49. 1. Honorius war seinem großen Vater Theodosius ganz unähnlich. Nie ist er aus den Kinderschuhn herausgekommen, nie hat er das Schwert gegen den Feind gezückt, nie aus eignem Willen einen männlichen Entschluß gefaßt. Spielereien (Hühnerzucht) bildeten seine Hauptbeschäftigungen. Die Traurigkeit des Despotismus, wie er seit Diocletianus und Constautinus dem Großen im Nömerreich errichtet dastand, zeigt sich jetzt. Der Kaiser ist allmächtig — sein Wink stürzt Tausende ins Verderben, und doch ist er nur eine Puppe in den Händen der Partein. Ihn kümmert das Wolergehn der Unterthanen nicht, glücklich diese, wenn ein tüchtiger Mann sich des Ein- flusses bemächtigt und darin behauptet. Die Parteiung beruht aber auf einem doppelten Gegensatz: dem der eifrigen und entschiednen Christen gegen die lauen und schwankenden und die noch offnen Anhänger des Heidentums^), und dem der eingebildeten Römer gegen die Barbaren. Beide vereinigen sich oft, obgleich sie in wesentlichen Dingen auseinandergehn. Die Römer konnten es nicht vertragen, daß die wichtigsten Ämter, ja die Verteidigung ihrer Existenz in den Händen von Fremden ruhn sollten und doch waren sie selbst sie zu übernehmen mit wenigen Ausnahmen unfähig und wiederum gebot die Klug- heit Schonung des Heidentums derer, in denen man die Kraft zur Warung des Reichs allein fand. Ein Opfer dieser Parteiung ward Stilicho, der bis jetzt allein Honorius' wankenden Thron gestützt und erhalten hatte. 1 1) Die Verwandten des Honorins, die Brüder Verinianus und Didpmns. — 2)_ Vandalicia, daraus Andalusien. — 3) Der Teil, welcher sich dem römischen Dienst ergeben, blieb in Gallien. — 4) 398 wurde das Gesetz, daß die heidnischen Tempel geschlossen und die Bilder zerstört werden sollten, eingeschärft und doch muste es zurück genommen werden. Als Ratiger Rom bedrohte, griffen viele wieder zu den heidnischen Opfern und als Alarich die Weltstadt plünderte, geschah dasselbe und viele erklärten laut, die Aufgabe der altheimischen Götzenverehrung sei am Unglück schuld, weshalb Augustinus sein Werk de civitate Dei zu schreiben unternahm. Nach Stilicho's Tod ward die Entfernung von Heiden aus allen Ämtern beschlossen und doch hätte man sofort eine Ausnahme zu Gunsten des Generidus, der Räticn dein Throne zurückgewonnen, machen müßen — und mau ließ auch dies Gesetz wieder fallen.

10. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 230

1864 - Leipzig : Teubner
230 Chlodovcch, der Gründer des Frankenreichs. des Großen Gebiet Aufnahme fanden (§ 59, 4), unterwarf sich das ganze Volk Chlodovcch. Da das nördliche Gebiet der Unterworfnen zwischen Main und Neckar später durchaus fränkisch erscheint, so ist jedenfalls eine völlige Abtretung und Besiedlung damals erfolgt, wärend dem übrigen Volk nach seinem Recht in seinen Sitzen unter fränkischer Hohheit zu wohnen gewärt wardj. Als in jener Schlacht Chlodovcch feine Franken fliehen sah, da rief er zu Jesu Christo, von dem ihm Chrotechilde gesagt, daß er der Sohn des lebendigen Gottes sei, Hülfe den Bedrängten sende und Sieg gebe denen, die auf ihn hoffen, und gelobte ihm, da die Götter, zu denen er gebetet, ihn ver- lassen, wenn er ihm den Sieg über die Feinde gewäre und so feine Macht erfahren lasse, an ihn zu glauben und sich taufen zu lassen. Willig nahm er nach dem Sieg den Unterricht des Bischofs Remigius von Rheims an und am Weihnachtsfeste 496 empfieng er durch dessen Hand die heilige Taufe, mit ihm seine Schwestern Alboflede und die vorher arianisch getaufte Lan- techild und dreitausend Franken. Daß seine Bekehrung sofort die aller seiner, geschweige denn sämtlicher Franken nach sich gezogen habe, wird durch Zeug- nisse widerlegt, aber die Kirche hat seit dieser Zeit ohne Kampf das ganze Volk zu ihren Bekennern gewonnen. Schien die katholische Kirche im Westen schutzlos den Arianern erliegen zu müßen, so hatte sie nun einen festen Hort, zugleich einen Haltpunkt den östlichen und nördlichen Völkern ihre Arbeit zu Teil werden zu lassen, ihre Erhaltung und Weiterentwicklung ist wesentlich eine Folge des Übertritts von Chlodovech. Er selbst ist durch denselben nicht von hinterlistigen und blutigen Gewaltthaten abgehalten worden; nur seine Lust zum Kampf erhielt eine Glaubensstärkung und den Vorteil, welcher ihm die katholischen Untertanen der Arianer gewirrten, hat er reichlich ausgebcu- tct. Gleichwol ist zu viel behauptet, daß eine bewuste kluge Politik ihn ge- leitet, den Bekehrungsversuchen, welche Arianer machten, zu widerstehn und die katholische Kirche zu wählen. Auf diese wies ihn seine ganze Umgebung hin, sein Entschluß konnte nicht anders fein2). 4. Der Gedanke, daß Chrotechilde ihrem Gatten Rache an dem Mörder ihres Vaters und Mutter Guudob ald zu nehmen angelegen habe, ist nicht abzuweisen, obgleich Chlodovech gewis auch andre Beweggründe hatte und der Ausgang den Erwartungen jener nicht entspracht). Schon im Jahre 499 hatte Chlodovech Gundobald Krieg angekündigt und dieser wnste, daß eine starke Partei in seinem Lande, jedenfalls die katholischen Romanen, für die Franken bearbeitet sei, schwerlich aber war ihm bekannt, daß sein Bruder- Gode gi sil, w-lcher von Genf aus einen Teil des Burgunderlands beherschte, entweder selbst Chlodovech zum Krieg aufgesordert oder ihm im geheimen sei- nen Beistand versprochen habe. Bei Dijon kommt es 500 zur Schlacht und da Godegisil mit seinem Heer und den Romanen zu Chlodovech übergeht, wird Gundobald dergestalt geschlagen, daß er in die südlichste Gegend seines Reichs, nach Avignon (Avenio) sich zurückzieht. Hier hat ihn Chlodovech belagert, dann aber gegen Zahlung eines Schossesh freigelassen. Ünterdes hat Godegisil, wahrscheinlich als Preis seines Verrats, das Burgunderland unter seine Herschast genommen, aber nachdem er neue Kräfte gesammelt, 1) Die Kritik der Quellen und die Vherlegnng der frühern Ansicht, die Ent- scheidungsschlacht sei bei Tolbiacum (Zülpich) erfolgt, s. bei Innghans S. 38—47. — 2) Innghans S. 52 — 65. — 3) Greg. v. Tours erwähnt Ii 32 nichts von Chro- techilde, aber Im 6 ist sie diejenige, welche ihre Sohne zum Kriege treibt. — 4) Gregor erwähnt die Bedingung eines jährlichen Tributs, gibt aber selbst an, daß Gundobald ihn bald zu zahlen aufgehort habe.
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