Die Germanen.
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drängt, und dienten in alter Zeit jedenfalls weder für den schriftlichen
Verkehr, den die alten Germanen nicht kannten, noch für historische
oder andere Aufzeichnungen, welche ihnen gleichfalls fremd waren.
Lebensweise und Sitten der Germanen.
§ 16. Die Germanen waren nach römischem und griechischem Be- Licht- und
griffe Barbaren, aber sie waren Barbaren von edler Anlage. Einfache
Lebensweise und Abhärtung ist allen Barbaren gemeinschaftlich, kriegen- Bolkscharak-
scher Muth den meisten, allein die Germanen zeichnete überdies ein ters.
hohes Ehrgefühl aus, welches die Flucht von dem Schlachtfelde
verbot, Treue bis zum Tod gegen Freunde und Anführer zur Pflicht
machte, und den offenen Zweikampf als Sitte einführte, wenn sich
Landsleute verfeindeten. Ein Vorzug der Germanen war ferner Hoch-
achtung vor dem weiblichen Geschlecht, keusche Strenge der
Sitten bei Vornehm und Gering, i^id was Tacitus ebenfalls betont,
Menschlichkeit gegen die Leibeigenen, Thatendrang und Wiß-
begierde. Als Schattenseite heben die Römer die germanische Trink-
und Spielsucht hervor, Jähzorn und Rauflust, daher blutige
Händel an der Tagesordnung waren.
K 17. Die freien Germanen lebten in ihrer Weise ähnlich den Das Leben
Äsen und Helden in Walhalla. Statt Dämonen und Riesen bekämpfen der freien,
sie die Feinde ihres Stammes, vertheidigen Familie und Eigenthum
oder suchen eine neue Heimat zu erobern, oder sie fechten um Beute
und Sold, jedenfalls immer für den eigenen Ruhm und den ihres
Stammes. Heldenmuth ist daher die erste Tugend des Mannes,
Kampf seine höchste Lust. Vor der Schlacht wurden den Göttern Opfer
und Gelübde dargebracht; die Krieger riefen sie in einem furchtbar
hallenden Gesang herbei zum Feste der Schlacht; denn für sie und die
Helden Walhallas ist die „Mannschlacht" das schönste Schauspiel,
daher eilt Odin mit seinem Gefolge durch die Lüfte herbei (Wuotans
Heer). Die Stärke des Heeres lag im Fußvolk, das sich keilförmig Kampfweift.
aufstellte und durch einen wüthenden Angriff den Feind zu werfen
suchte; gelang der erste Angriff nicht, so war die Kraft gewöhnlich er-
schöpft und die Schlacht verloren. Die germanische Reiterei zeigte
sich der römischen fast durchgehends überlegen, obwohl sie unansehnliche
Pferde hatte; oft sprengte ein germanischer Reiterschwarm an, der mit
erlesenen Fußgängern untermischt war, die sich mit einer Hand an der
Mähne festhaltend mit den Pferden gleichen Schritt hielten und im
Handgemenge die besten Dienste leisteten. Außer dem Kriege beschäf-
tigten den Germanen die Versammlungen der Genossen-
schaften: die Mark-, Gau- und Landsgemeinden, Gelage und be-
sonders die Jagd. Denn in dem Urwalbe, welcher den größten Theil
des Landes bedeckte, hausten neben dem scheuen Wilde der Wolf, Bär
und Luchs, Auer- und Wiesantstier, der Elch (Ellenthier), der wilde
Eber, welche der Germane nur mit Speer und Wurfspieß bekämpfen
konnte.
§ 18. Erreichte den Germanen das gemeinschaftliche Loos der Todtenbe-
Menschen, der Tod, so wurde er von seiner Verwandtschaft feierlich st""ung.
bestattet; die Vornehmen, scheint es, wurden in der Regel verbrannt,
ihre Reste in eine kunstlose Urne gesammelt und dieselbe in einem
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Die Zeit der Kreuzzüge.
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Sicilieu als Erbgut seiner Gemahlin, das ihm von einem Präten-
denten bestritten wurde, zu erobern, er wüthete aber gegen Feinde und
Verdächtige ohne Unterschied des Standes wie ein Türke oder Mon-
gole. Er schleppte einen großen Schatz aus Unteritalien nach der Burg
Trifels (in Rheinbayern), welchen die Engländer namhaft vergrößern
mußten. König Richard wollte nämlich (1192) auf seiner Heimkehr
aus Palästina unerkannt von Aquileja durch Deutschland an die Nord-
see reisen, verrieth stch aber selbst durch unbesonnenes und hochmüthi-
ges Benehmen und wurde von Herzog Leopold V. von Oesterreich, ?ismen^rj
den er vor Ptolemais gröblich beleidigt hatte, gefangen genommen. Der gefangen
Kaiser erzwang dessen Herausgabe, weil kein Herzog einen König ge- (Blondel).
fangen halten dürfe, ließ ihn aber nicht eher frei, bis England die fast
unerschwingliche Summe von 150,000 Mark Silbers bezahlt hatte,
von der sich Herzog Leopold und die vornehmsten deutschen Fürsten
einige tausend zutheilen ließen. Der byzantinische Kaiser bezahlte
Heinrichen den Frieden mit 1600 Pfund Goldes und dieser bereitete
alles vor, um Deutschland zu einem Erbreiche zu machen und
Italien vollständig zu unterwerfen. Seinen Sohn Friedrich (geb.
26. Dezember 1194) ließ er 1196 zum deutschen König wählen, wüthete
hierauf in Sicilien gegen Aufständische, starb aber schon den 26. Sep-
tember 1197, erst 32 Jahre alt (er liegt in Palermo begraben).
§ 228. Heinrich hatte nach dem Tode des Herzogs Ottokar von
Steyermark dessen Verwandten Herzog Leopold Vi. von Oesterreich mit
dem erledigten Herzogthume belehnt (1192); dasselbe hat seinen Na-
men von Steyer an der Enns, einer Gründung der Grafen des Traun-
gaus (890), welche ihre Besitzungen bis an die Raab erweitert und
1180 den Herzogstitel erhalten hatten.
Philipp (1198—1208) und Vtto Iv. (1198—1215).
§ 229. Auf die Nachricht von Heinrichs Tode wählte die Partei
der Hohenstaufen dessen Bruder Philipp zum Könige, der erst zusagte, März 1198.
als er seinem Neffen Friedrich die Krone nicht erhalten konnte, die
Gegner aber wählten Heinrichs des Löwen Sohn Otto. Otto hatte Mai 1198.
den Papst für sich, Philipp die Schätze Heinrichs Vi. und gewann deß-
wegen allmälig die Oberhand, wurde aber 21. Juli 1208 auf der
Pfalz zu Bamberg aus Privathaß von einem Otto von Wittels-
bach ermordet. Dadurch hob sich Otto, verlobte sich mit Philipps
Tochter Beatrix, zog nach Rom, ließ sich krönen und verfuhr dem
Papste gegenüber wie Friedrich I. und Heinrich Vi. Otto griff N e a-
pel an, dessen unmündigen König Friedrich Papst Innocenz Iii.
gegen die ungehorsamen Vasallen geschützt hatte und jetzt auch gegen
Otto vertrat, denn der Papst wollte sich von einem Welfenkaiser so
wenig umklammern und erdrücken lassen, als von einem Hohenstaufen,
daher bannte er nach mancher vergeblichen Warnung Otto Iv., der bald 1210.
nach Deutschland zurückkehrte.
Der sogenannte vierte oder lateinische Kreuzzug (1202-1204).
§ 230. Während Deutschland durch den Krieg der Gegenkönige
Philipp und Otto verwüstet wurde, bewirkte der Kreuzprediger Fulko
von Neuilly in Frankreich einen neuen Kreuzzug. Die französischen
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Extrahierte Personennamen: Leopold_V._von_Oesterreich Leopold_V. Blondel Leopold Leopold Friedrich_( Friedrich Heinrich Heinrich Ottokar_von
Steyermark Ottokar Leopold_Vi Leopold Steyer Philipp_( Philipp Heinrichs Heinrichs Philipp Philipp Friedrich Friedrich Heinrichs Otto Otto Philipp_die_Schätze_Heinrichs Philipp Heinrichs Otto Otto Philipps Friedrich_I. Friedrich_I. Heinrich_Vi Heinrich Otto Friedrich_Papst_Innocenz_Iii Friedrich Innocenz Otto Otto_Iv. Otto_Iv. Philipp Philipp Otto Fulko
von_Neuilly
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Rheinbayern Palästina Deutschland England Deutschland Italien Sicilien Palermo Oesterreich Rom Deutschland Deutschland Frankreich
Die Zeit der Kreuzzüge.
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Ketzerei überwiesen und habe alle seine Kronen verwirkt; weil sein
Stamm schon im dritten Gliede die Kirche verfolge und Friedrich seine
Söhne in der gleichen Gesinnung erziehe, so seien auch sie und ihre
Nachkommenschaft von der Herrschaft ausgeschlossen (14. Zuli 1245).
8 246. Von jetzt an führte der Kaiser den Krieg ingrimmiger als
je und ließ Kirchen und Klöster verwüsten, während Ezzelino von
Romano, sein Schwiegersohn, in Oberitalien wie Sulla wüthete. Vor
Parma wurde 1248 das Heer Friedrichs in seiner Abwesenheit
geschlagen, bei Bologna sein Sohn, der schöne Enzio (Heinz, Hein-
rich), 1249 gefangen (derselbe wurde nicht frei gegeben und starb nach
23jähriger Gefangenschaft), der Kaiser selbst, der seinen Gegnern
immer furchtbar blieb, starb 13. Dezember 1250 zu Fiorentino bei
Luceria.
Die Kaisersöhne Konrad und Manfred.
§ 247. Die deutschen Fürsten gaben 1246 dem Sohne Friedrichs,
Konrad Iv., einen Gegenkönig in dem thüringischen Landgrafen
Heinrich Raspe, und als dieser schon 1247 starb, in dem Grafen
Wilhelm von Holland, der aber 1256 von den friesischen Bauern
erschlagen wurde. Der von Verrätherei umlagerte Konrad Iv. war nach
seines Vaters Tod 1251 nach Italien gezogen, um sein italienisches
Königreich zu unterwerfen, er starb jedoch schon 1254, worauf Friedrichs
Sohn Manfred, in jeder Hinsicht das getreue Ebenbild seines Va-
ters, das ganze Königreich behauptete und dem Papste neue Gefahr
bereitete. Darauf belehnte Klemens Iv. den Bruder des französi-
schen Königs, den tückischen Karl von Anjou, mit der Krone
Neapels, gegen welchen der verrathene Manfred bei Benevent am
26. Februar 1266 Schlacht und Leben verlor, worauf Karl als kluger
und kräftiger Tyrann regierte.
§ 248. Ezzelino da Romano war 1259 unterlegen. Er be-Ezzelino da
herrschte Padua, Vicenza, Verona, Feltre, Bassano und Belluno, hatte Romano,
den Ruhm eines großen Feldherrn und war dadurch und noch mehr
durch seine unmenschliche Rachsucht der Schrecken der Guelphen in
Oberitalien; er soll 40,000 Menschen durch Heukershand oder durch
Gefängnißqual umgebracht haben! Zuletzt siel er verwundet in die
Hände seiner Feinde, wies die Tröstungen der Religion mit Hohn
zurück und verblutete. Die Guelphen, deren Haupt der Markgraf 1259.
Azzo von Este war, ließen vor den Augen Alberichs, des gefange-
nen Bruders Ezzelinos, dessen sechs Söhne in Stücke zerreißen, dessen
Weib und Töchter an Pfähle binden und lebendig verbrennen, darauf
ihn selbst mit glühenden Zangen zwicken und zuletzt an ein Roß gebun-
den zu Tode schleifen.
Konrad in (1268).
§ 249. Die Ghibellinen luden nach Manfreds Untergang Kon-
rads Iv. jungen Sohn Konrad (Conradino, der junge Konrad, von
den Italienern genannt) nach Italien, und er folgte ihnen trotz der
Abmahnungen seiner Mutter, verkaufte oder verpfändete den Rest
seiner Güter, warb ein kleines Heer und zog über die Alpen. Unter
glücklichen Gefechten drang er durch Ober- und Mittelitalien vor,
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TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Sulla Friedrichs Heinz Konrad Konrad Manfred Friedrichs Konrad_Iv. Konrad_Iv. Heinrich_Raspe Heinrich Wilhelm Konrad_Iv Konrad Friedrichs Manfred Klemens_Iv Karl_von_Anjou Karl Manfred_bei_Benevent Karl Karl Bassano Konrad Manfreds Konrad_(Conradino Konrad Konrad Konrad
Die Normannen.
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Sachsen, Angeln und Jüten, die Eroberung Britanniens durch diesel-
den, ihre nördlichen Nachbarn zu gleichen Unternehmungen reizte. Ueber-
dies waren die Normannenländer übervölkert, daher Auswanderung ^iachen^der
nothwendig und diese konnte nur eine kriegerische sein. Das väterliche ° *
Gut erbte immer der erstgeborne Sohn, ein nachgeborner erhielt eine
Waffenrüstung, und war sein Vater reich, ein Schiff dazu, auf welches
er Seinesgleichen zu Raubfahrten einlud. Dies geschah im Frühjahr;
im Herbste kehrte man mit der Beute heim, feierte das Jul fest Julfcst.
(Wintersonnenwende) mit, freute sich beim Gelage der bestandenen
Abenteuer und fuhr im Frühjahre zu neuen aus. Auch Hungersnoth
veranlaßte Auswanderungen; bei einheimischen Kriegen retteten sich die
Besiegten auf das Meer und die Sachsenkriege Karls des Großen
scheinen auch den Religionshaß der Normannen entflammt zu haben.
Z 157. Schon 808 griffen sie Karls Bundesgenossen, die Obo- Raubfahrtcn
triten an, 810 Friesland, zogen sich aber zurück, als sie des Kai- „^^*808^
fers Anwesenheit vernahmen (die Sage läßt ihn beim Anblicke der
normannischen Schiffe in der Ahnung des kommenden Unheils Thränen
vergießen). Ein Schwarm Wikinger (d. h. Seefahrer) erschien 836
in der Schelde und verbrannte Antwerpen; das gleiche Schicksal
traf Bremen 843, Hamburg 845; die Sachsen wiesen 846 die
Räuber blutig zurück, doch kamen sie 848 nach Geldern, 850 nach
Friesland und überhaupt vergingen von 840—911 wenige Jahre, in
welchen die Küstenländer von der Esbe bis zur Garonne von Ver-
heerungszügen und Brandschatzungen verschont blieben; selbst die Mo-
hammedaner in Spanien wurden von den Normannen heimge-
sucht, Italien geschreckt, ja bis an die syrische Küste fanden die
Wikinger den Weg.
§ 158. Bei ihren Einfällen hausten sie schonungslos; schweren Charakter
Raub konnten sie nicht mitschleppen, daher zerstörten sie, was brennen
und brechen mochte und erschlugen die Gefangenen ohne Unterschied des
Geschlechts; besonders hatten sie es auf die Klöster und Kirchen abge-
sehen, welche zu Ehren der Äsen in Flammen aufgehen mußten. Zuletzt
vereinigten sie sich zu großen Geschwadern unter Seekönigen, setzten
sich am untern Laufe der Flüsse fest und zogen im Winter nicht mehr
heim, wie sonst, denn sie suchten jetzt nicht mehr bloß Raub, sondern
feste Wohnsitze. Aus ihren Lagern brachen sie unter Heerkönigen in
das Binnenland ein und bestiegen die erbeuteten Kriegsroffe; so zog
z. B. 881 ein Normannenschwarm die Maas auswärts, verbrannte
Utrecht, Mastricht, Tongern, wandte sich über Aachen und
Jülich an den Rhein, zerstörte Köln und Bonn, erschlug bei Prüm
viele tausend Bauern, welche sich als Landsturm zusammengeschaart
hatten, verwandelte Trier in einen Schutthaufen und kehrte über die
Ardennen an die untere Maas zurück. Arnulfs Sieg an der Dyle
verschaffte Deutschland Ruhe, Frankreich schützte Karl der Kahle durch
die Abtretung der Normandie, und überdies wandte sich der Haupt-
strom der normannischen Auswanderung nach den britischen Inseln.
Äie Uormänner auf Man, Irland, Island, Grönland, in Nordamerika.
§ 159. Norwegen, das von ungefähr 30 Häuptlingen oder
sogenannten Königen beherrscht wurde, unterwarf von 863—875 König
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Britanniens Sachsenkriege_Karls Karls Friesland Bremen Hamburg Sachsen Friesland Spanien Italien Rhein Bonn Deutschland Frankreich Irland Island Grönland Nordamerika Norwegen
Die Dänen in England.
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daher zwang er den furchtbarsten Wikinger Hastings (Haddin) nach
harten Kämpfen zu Land und See England zu verlassen und sein Glück 893—897.
anderswo zu suchen.
§ 163. Wie Karl der Große war Alfred nicht nur Krieger und Alfreds
Staatswirth, sondern auch Gesetzgeber und Förderer höherer Staatsre-
Bildung. Er stellte die altgermavische Eintheilung in Gaue (Shires),
Hunderte und Zehnten wieder her, und während die Adeligen (die
Thane und Carle) die höchsten Aemter begleiteten und den Reichstag
(Witenagemot) bildeten, gab er den gemeinen Freien (Keorlen) in den
Gauen und Hunderten die alte Gerichtsverfassung zurück; er machte
auch die Bewohner eines Bezirks für die in seinem Umfange begange-
nen Verbrechen verantwortlich und dadurch wachsam. Er stellte die
zerstörten Kirchen und Klöster wieder her, beschäftigte sich mit den da-
mals betriebenen Wissenschaften, sammelte alte Heldenlieder, dichtete
selbst, übersetzte des Bosthius Schrift über den Trost der Philosophie,
die Weltgeschichte des Orosius, des ehrwürdigen Beda Kirchengeschichte
vop England, das Hirtenbuch Papst Gregors I., die Psalmen rc. in das
Angelsächsische, beschrieb die Fahrten, welche englische Seemänner auf
seinen Befehl nach Archangel und Danzig unternahmen und verlangte
von den Edlen, daß sie ihren Söhnen eine ihrer Stellung angemessene
Bildung geben ließen. Er starb 901.
England von einer dänischen Dynastie beherrscht (1013—1043).
§ 164. Ueber ein halbes Jahrhundert regierten Alfreds Nachfolger
nach seinem Beispiele, daher blieben sie auch Sieger in ihren Kämpfen
mit Normannen, rebellischen Briten, Dänen, mit den Schotten (um
850 war das Königreich der Pikten mit dem der Schotten vereinigt
worden) und den Walisern. Aber König Ethelred Ii. war des Ethelred h.
Thrones in jeder Beziehung unwürdig; er erkaufte von dänischen und
norwegischen Seekönigen den Frieden und ließ dennoch am 13. Novem-
der 1002 die in England längst angesessenen Dänen meuchlerisch
überfallen. Mehrere tausend wurden umgebracht, die in Ostanglien
und Northhumberland setzten sich aber zur Wehre und riefen den
König Sueno (den Glücklichen) zu Hilfe, welcher Ethelred zur Flucht
in die Normandie, zu seinem Schwager, dem Herzoge Richard Ii.
nöthigte. 1013.
§ 165. Sueno starb zwar schon 1014, sein Sohn Kanut gewann Kanut der
jedoch 1017 die Oberhand, und da er auch Dänemark erbte und Norwe- Große,
gen eroberte, da ferner Irland und Schottland seine Oberherrlichkeit an-
erkannten, so war dieser nordische König einer der mächtigsten Herrscher
seiner Zeit, daher er sich auch „Kaiser" nennen wollte. Seine Herr-
schaft durch Krieg und Meuchelmord zu sichern hatte er nicht verschmäht;
nachdem es ihm aber gelungen war, waltete er gerecht, weise, kräftig
und unparteiisch über seine Völker und verschaffte dem Christeuthum den
vollständigen Sieg über Odins Religion im europäischen Norden und
auf Island; unter ihm hörten auch die Fahrten der Wikinger auf.
Seine Dynastie starb in England mit seinem Sohne Hardikuut
schon 1043 aus und die angelsächsische gelangte noch einmal auf den
Thron, erlosch aber 1066, worauf die Großen den Grafen Harald,
von dänischer Abkunft, zum Könige wählten.
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Extrahierte Personennamen: Hastings Karl_der_Große Karl Alfred Alfreds
Staatswirth Carle Beda_Kirchengeschichte Gregors_I. Gregors_I. Sueno Kanut Harald
Extrahierte Ortsnamen: England England England Danzig England Ostanglien Irland Schottland Christeuthum Odins Island England
Die Griechen.
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der Träger uralter Ueberlieferung für das griechische Volk, sondern es
erblickte sich selbst in den homerischen Gedichten in idealer Gestalt. Vor
Troja erscheint es als ein geeinigtes Volk, als eine Nation, welche das
einem Griechen zugefügte Unrecht als ein allen widerfahrenes straft; die
Stämme und deren Führer haben die hergebrachte Eifersucht und manche
blutige Fehde vergessen und wetteifern nur die meiste Ehre zu erkäm-
pfen; später versuchte es der edle Kimon vergebens den einheimischen
Krieg dadurch zu verhindern, daß er alle Griechen zum Nationalkriege
gegen den gemeinschaftlichen Feind, die Perser, zum Kampfe aufrief;
griechische Einigkeit blieb ein Ideal, das nur in der alten Dichtung ver-
wirklicht erschien.
§ 162. Aus der Volksmasse treten die einzelnen Heldenbilder her-
vor, jedes vollkommen in seiner Art und in jeder Lage seinem Charakter
getreu: auf dem Schlachtfelde, im Rathe der Könige, bei dem Mahle,
als Gatte, Vater, Freund und Herr; denn obwohl Waffenkunde und
Heldenkrast den höchsten Ruhm gewähren, so wird doch erfinderischer
Verstand, Wohlredenheit und Selbstbeherrschung auch an einem Heros
hochgeprieseu, das Glück des Friedens gewürdigt und häusliche Tugend
und deren Segen mit Liebe geschildert. Die Griechen des Homer sind
keine Barbaren, die herrliche Blüte der griechischen Kultur öffnet sich
bereits, wir erkennen schon das Volk mit allen Vorzügen und Gebre-
chen, die es später vor allen anderen Völkern auszeichnen.
§ 163. Anführer der griechischen Schaaren vor Troja sind die Kö-Dieältesten
nige, welche auch im Frieden an der Spitze der griechischen Staaten Staates"
stehen. Letztere waren durchgängig von geringem Umfange, begriffen
meistens einen natürlich abgegränzten Gau, eine Insel, oft nur eine
einzige Stadt mit ihrer Markung in sich. Jede griechische Gemeinde hieß
nämlich Polis, d. h. Stadt, auch wenn sie nicht mit einer Mauer um-
schlossen war, obwohl dies regelmäßig geschah, da die häufigen Fehden
mit den Nachbarn, die Angriffe wandernder Schaaren, an der Küste
oder in deren Nähe die Landung von Seeräubern die größte Vor-
sicht gebot.
§ 164. Jeder Bürger'besaß, scheint es, sein Stück Ackerfeld und
trieb einiges Vieh auf die gemeinschaftliche Weide; man pflanzte Ge-
treide, fast ausschließlich Gerste, Lein, Weinreben, Obstbäume; doch be-
stand der Hauptreichthum in den Heerden. Der König besaß das Das König-
größte Grundstück; er war der reichste Mann, darum auch zum größten tf)m'
Aufwande als Vertreter des Staates verpflichtet. Der Fremde von
Ansehen wandte sich dem königlichen Hause zu, deßgleichen der vor-
nehme Flüchtling und nahm die königliche Gastfreundschaft in Anspruch;
Gesandte und Herolde waren ohnehin an sie gewiesen. Der König
brachte auch den Göttern die öffentlichen Opfer und bereitete den Edlen
das damit verbundene Festmahl. Dieses gewissermaßen priesterliche
Amt gab dem Königthum eine religiöse Weihe; überdies leiteten die
meisten Könige ihr Geschlecht von einem Gotte ab und standen in dem
Volksglauben unter dem besondern Schutze des Götterkönigs Zeus.
§ 165. Dem Könige zunächst hatten die Edlen ihren Platz, in der
Schlacht wie beim Mahle, im Rathe wie im Gerichte, daher wurden
sie wohl auch manchmal Könige genannt. Ueber Krieg und Frieden und
wichtige Angelegenheiten beriethen sie mit dem Könige; das Volk hörte
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Die Griechen.
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§ 170. Mit dem Opfer war meistens ein festlicher Schmaus
verbunden; die Heroen liebten überhaupt die Freuden des Mahles, denn
der ganze Charakter der Nation ist ein heiterer, aber Unmäßigkeit, Trun-
kenheit rc. wurden verabscheut und als Kennzeichen von Wilden, z. B.
der Kentauren, des Kyklopen Polyphem, bezeichnet.
§ 171. In den homerischen Epen waltet überhaupt ein wunder-Aclteste Kul-
barer Sinn für das Schöne und Widerwille gegen das Häßliche.' Dietuc-
Kunst des Sängers ist hochgeehrt; er ist entweder zugleich der
Dichter der Lieder, welche er Göttern und Menschen singt, oder er singt
erlernte Lieder, wie z. B. die Rhapsoden homerische Gesänge von Stadt
zu Stadt wandernd vortrugen. Noch hat sich eine bildende Kunst
in Griechenland nicht entwickelt, denn selbst die nothwendige technische
Fertigkeit ist noch nicht ausgebildet (;. B. Bergbau ist unbekannt, Ar-
beiter in Metall sind sehr selten, aber hoch geschätzt), phönikische Erz-
arbeiten sind allgemein verbreitet; aber was die bildenden Künste in
voller Entfaltung Schönes und Herrliches zu schaffen vermögen, ahnt
Homer mit prophetischer Sicherheit. Dies bezeugt z. B. die Beschrei-
bung des Schildes des Achilleus; schon dieses einzige Lied beweist ge-
nügend, daß die Griechen von Aegypu'ern «md Phönikiern wohl technische
Fertigkeit erlernen konnten, an künstlerischen Ideen ihnen aber unendlich
überlegen waren.
§ 172. Diesem Volkscharakter entsprechen auch die Götter des Religion der
heroischen Zeitalters; die wilden Mächte der Vorzeit sind gebän- Heroenzett.
digt, die seligen Götter walten vom Olymp herab über eine beruhigte
Welt. Sie bilden einen Staat, an dessen Spitze der Götterkönig Zeus
steht, dem zahlreiche Götter höheren und niederen Ranges beigesellt
sind, wie die Edlen und Bürger dem Könige. Es sind hehre Hellenen,
nicht nur an Wissen und Macht, sondern auch an körperlicher Schön-
heit; so erschienen sie im Homer, und er war es namentlich, der den
späteren Künstlern jene Ideale gab, die unveränderlich für die grie-
chische Kunst fortdauerten (typisch wurden, wie z. B. der Zeus des
Phidias rc.).
§ 173. Ein dunkler Schatten streift aber über die sonnenhelle grie-
chische Welt. Er entsteigt dem Reiche des Hades, d. h. der Unter-
welt; alle Menschen („die armen", „die unglücklichen", wie das ganze
Geschlecht oft heißt und mit den Baumblättern verglichen wird) müssen
hinabsteigen in dessen freudenloses Dunkel, daher sind seine Thore ihnen
verhaßt. Doch auch die Olympier sind nicht bloß für Frevler furcht-
bare Mächte; sie lieben den Menschen als solchen nicht, sondern bevor-
zugen willkürlich den einen oder andern; sie sind leidenschaftlich und
rachsüchtig, und lassen es auch Unschuldige entgelten; sie bethören manch-
mal den Menschen, versuchen ihn und strafen ihn dann als Schuldigen.
Unbefriedigt sucht der Grieche nach einer über diesen Göttern walten-
den Macht, stndet sie aber nicht, denn „das Schicksal" wird doch wieder
in die Hand des Zeus gelegt; es stößt als eine unpersönliche Macht,
die doch Alles regieren soll, den denkenden Menschen zurück, und bleibt
deßwegen von Homer an bis in die letzten Zeiten der griechischen Re-
ligion der undurchdringliche dunkle Hintergrund, welcher den traurigen
Ersatz für den Glauben an eine göttliche Allmacht und Vorsehung bildet.
Daher entwickelte sich der für die Griechen jedes Zeitalters geltende
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Innere Zustände und Untergang der römischen Republik. 161
Triumphe ausgeführt, dann in ein feuchtes Verließ geworfen, in wel-
chem er nach einigen Tagen vor Hunger und Kalte starb. Den west-
lichen Theil Numidiens erhielt Bochus zum Lohne, den Rest Iugurthas
Halbbruder Gauda als Königreich.
Der Cimbernkrieg (113—102 v. Chr.).
§ 489. Während Metellus und Marius die numidischen und mau-
rischen Reiterschwarme am Rande der afrikanischen Wüste verfolgten,
ein anderes römisches Heer am Hämus illyrische und thrakische Stamme
bekämpfte und 112 bis an die untere Donau vordrang, erschienen plötzlich
in den östlichen Alpen die wandernden Völker der Cimbcrn und Teu-
tonen, wahrscheinlich germanischen Stammes, die aus unbekannten Ur-
sachen ihre Heimath an den Gestaden der Nord- und Ostsee verlassen hatten.
Z 490. Damals hausten auf der Nordseite der Alpen die Helve-
tier vom Genfersee bis über die obere Donau hinaus, in der östlichen
Schweiz und im Tyrol die Rhàter, in Bayern und Böhmen die
Böser, in Steiermark und Kärnthen die Taurisker oder Nori-
ker, lauter keltische Völker (vielleicht mit Ausnahme der Rhäter), die
alle durch die Cimbern aufgeschreckt wurden. Diese führten auf Kar-
ren Weib und Kind sowie ihre wenige Habe mit, waren hohen, kräfti-
gen Wuchses, wohlbewaffnet, voll wilden Muthes. Sie standen im Lande
der Taurisker, als sie von dem Konsul Karbo verräterisch bei Ño-
res a (wahrscheinlich an der Drau in Kärnthen) angegriffen wurden.
Sie schlugen ihn, wandten stch aber nach Gallien und besiegten den Konsul
Silanus; ein anderes römisches Heer unterlag den Helvetiern, die
gleichfalls in Gallien eingebrochen waren; ein drittes unter S kau rus
bald darauf den Cimbern; 105 wurden zwei konsularische Heere bei A r a u-
sio (Orange an der Rhone) vernichtet, so daß Rom wie zu Hannibals
Zeit erschrack und verfassungswidrig den aus Afrika heimgekehr-
ten Marius auch für das nächste Jahr zum Konsul wählte und dies so
lange (viermal) wiederholte, bis der Cimbernkrieg zu Ende war.
§ 491. Die Barbaren zogen nämlich verheerend durch Gallien bis
Spanien und Belgien und ließen dadurch dem Marius Zeit, sein Heer
zu üben; erst 102 erschienen die Teutonen mit den Ambronen (einem
keltischen Stamme) an der untern Rhone und gedachten über die Meer-
alpen in Italien einzubrechen. Sie fanden aber bei Aquae Sextiae (Aix)
durch Marius den Untergang, zum Beweise, daß ein gut geführtes
römisches Heer durch seine Taktik und Bewaffnung auch den streitbar-
sten Barbaren überlegen war.
Unterdessen waren die Cimbern durch die Tyrolerpäffe in Ober-
italien eingedrungen, hatten das Heer des Katuluö von der Etsch
weggescheucht und thaten sich in der weiten fruchtbaren Poebene gütlich.
Im Frühsahr 101 rückte Marius herbei, zog das Heer des Katulus an
sich und bereitete den Cimbern auf der raudischen Ebene (bei Ver-
celli) das Schicksal der Teutonen. Marius feierte einen glänzenden
Triumph, der Plebeser wurde als Netter des Vaterlandes gepriesen,
das gemeine Volk subelte um so lauter, als Marius sein Heer größ-
tenteils aus der untersten Volköklasse, besonders aus den capite
censi, ausgehoben hatte.
Schlacht bei
Noreja.
109 v. Chr.
107 v. Chr.
Schlacht bei
Aransio.
Schlackt bei
Air 102.
101 v. Chr.
Bumiiller, Weltg.
11
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Extrahierte Personennamen: Bochus Iugurthas
Halbbruder_Gauda Marius Marius Hannibals Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Donau Tyrol Bayern Gallien Gallien Rom Afrika Gallien Spanien Belgien Italien Noreja Weltg
56 Die Griechen.
Böotien. Jetzt leuchtete den Thebanern und Athenern ein, was König
Philipp beabsichtige; daher verbündeten sie sich und bewogen auch die Ko-
rinther und Achäer zur Theilnahme an dem Kriege. Im Sommer kam
es bei Chäronea zur entscheidenden Schlacht und Philipp siegte
nach hartem Kampfe. Von den Athenern blieben über 1000 auf dem
Platze, 2000 wurden gefangen; die von Pelopidas gestiftete heilige Schaar
der Thebaner, 300 ans Leben und Tod verbrüderte Jünglinge, lag Leiche
an Leiche auf dem Schlachtfelde.
An längern Widerstand war mcht zu denken; Philipp hatte die
Hegemonie errungen, er war aber klug genug, die Griechen nicht
als Besiegte, sondern als Verbündete zu behandeln. Er berief ihre Ab-
geordneten nach Korinth und ließ einstimmig den Krieg gegen die Perser
beschließen und sich zum Oberfeldherrn ernennen. Schon hatte er alle
Vorbereitungen zum großen Feldzuge nach Asien getroffen, als er bei einer
Festfeier von einem makedonischen Edelmanne ans Privatrache erstochen
wurde.
2uerandtr drr Große.
(336 v. Chr.)
Zerstörung Thebens. (336 v. Chr.)
§. 45. Philipps Sohn und Nachfolger, Alexander, war erst 20
Jahre alt, aber ein Held und Feldherr erster Größe und für groß-
artige Werke des Friedens ebenso begeistert wie für Kriegs-
ruhm. Auch er ließ sich sogleich zu Korinth zum Oberfeldherrn der
Griechen gegen die Perser ernennen und züchtigte darauf einige thrakische
und illyrische Völkerschaften, welche sich bei der Nachricht von Philipps
Ermordung empört hatten. Da durchflog urplötzlich die Botschaft die
griechischen Städte, Alexander sei in einer Schlacht umgekommen; darüber
entstand allgenreiner Jubel und die Thebaner belagerten sogleich die
makedonische Besatzung, die in der Kadmea lag. Aber Alexander
stand vor Theben, bevor nur bekannt war, daß er noch lebe; er bot
den Thebanern Verzeihung an, allein sie machten einen Ausfall, wurden
zurückgeschlagen, und mit den Flüchtigen drangen die Makedonier stürmend
in die Stadt ein. Bei 6000 Thebaner fielen im Kampfe, 30,000 wurden
als Sklaven verkauft, die Häuser niedergerissen, nur die Tempel und das
Haus des Dichters Pindar verschont. Das Strafgericht that feine Wir-
kung; Athen bat um Verzeihung und alles fügte sich für einstweilen
wieder.
Perserkrieg. (334—328 v. Chr.)
Schlacht am Eranikus. (334 v. Chr.)
§. 46. Im Frühjahr 334 setzte Alexander mit seinem 45,000
Mann starker?Heere über den Hellespont und opferte an den Grab-
hügeln auf der Ebene vor Troja den Helden, welche bei dem ersten Heer-
zug der Griechen nach Asien den Tod gefunden hatten. An dem Granikus,
der von dem troischen Gebirge in die Propoutis herabfließt, hatten die
persischen Satrapen Stellung genommen. Alexander griff augenblick-
lich an, die persische Reiterei wurde von der makedonischen und thessali-
schen geworfen, das persische Fußvolk stob auseinander und die griechischen
Söldner,' die wacker Stand hielten, wurden größteutheils niedergemacht.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Chäronea Philipp Philipp Philipp Philipp Philipps Philipps Alexander Alexander Philipps Philipps Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Korinth Asien Thebens Kadmea Theben Eranikus Troja Asien
110 Das römische Kaiserthum. Von Augustus bis Romulus Augustulus.
gedeckt mit goldenen Schilden; durch 450 Thore ziehen die in der Schlacht
gefallenen Helden (die Walen) ein. Hier trinken sie mit Wuotan und
den Asen Meth, schmausen vom Eber, der immer wieder nachwächst, lau-
schen den Heldenliedern, ziehen aus zum Kampfe und vom Kampfe wieder
zurück zum Schmause, denn die Erschlagenen leben nach dem Kampfe wieder
auf, ruhen die Nacht über, bis sie Walhallas goldkammiger Hahn durch
seinen Morgenruf wieder zu neuer Lust weckt. Die Feiglinge und Böse-
wichter versammelt Hela in ihre schauerlichen Räume.
Es kommt aber eine Zeit, wo die ganze Welt unter geht. Voraus
gehen^Jahre voll einheimischen. Krieges, Verwandtenmordes und Meineids,
voll Stürme und Unwetters. Darm werden die feindlichen Götter und
Ungeheuer los und ziehen gegen Asgard; Wuotan mit den Asen und den
Helden der Walhalla gehen ihnen entgegen, es erfolgt ein Kampf, in wel-
chem sich alle gegenseitig vernichten; die Welt ist von Surturs Flammen
ergriffen und versinkt brennend im Meere. Doch schafft eine höhere Macht
eine neue schönere Welt.
Die Germanen brachten ihren Göttern Opfer und Verehrung dar
in heiligen Wäldern, doch gab es auch einzelne hölzerne Tempel und
Bilder. Die Feste wurden mit Opferflammen, Reigen, Gesang und Schmaus
gefeiert (daran erinnern noch Funkensonntag, Ostereier, Hahnentanz, Jo-
hannisfeuer u. s. w.). Die Opfer bei den großen Festen wurden von den
Priestern, welche den edelsten Familien angehörten, dargebracht; diese
erforschten auch den Willen der Götter z. B. aus dem Wiehern heiliger
Rosse, aus dem Opferblute u. s. w. Geopfert wurden Früchte und Thiere,
aber auch Menschen, besonders dem Wuotan, meistens gefangene Feinde.
Uebrigens konnte jeder Hausvater mit den Seinigen opfern und die Zukunft
erforschen. Die Germanen glaubten, daß die Götter dem weiblichen Ge-
schlechts vorzugsweise die Gabe der Weissagung verleihen, daher gab es
bei allen Stämmen weissagende Frauen und Jungfrauen. Auch manche
Thiere sollten Vorzeichen geben, z. B. Wolf, Rabe, Adler, Kukuk, Elster rc.
Kriegsweise.
§. 10. Die Religion der Germanen war die eines kriegerischen Volkes;
Heldenmuth ist die erste Tugend des Mannes, Kampf seine höchste Lust,
der Tod aus dem Schlachtfelde der schönste, denn er führt geraden Wegs
in die Walhalla; daraus entsprang die den Römern ebenso unbegreifliche
als furchtbare Lust, mit welcher sich die Germanen in die Schlacht und in
den Tod stürzten. Vor der Schlacht riefen sie mit einem schauerlich hallenden
Gesänge die Götter an, denn auch für diese ist die Schlacht das schönste Fest,
daher eilen sie, Wuotan voran (Wuotans Heer, der wilde Jäger), durch
die Lüfte herbei und sehen den Thaten der Krieger zu.
Die Stärke des Heeres lag in dem Fußvolke, das sich, nach Ver-
wandtschaften geordnet, keilförmig ausstellte und dann gegen den Feind
Sturm lief; gelang der erste Angriff nicht, so war meistens die Kraft
gebrochen und die Schlacht verloren, weil ein germanisches Heer, einmal in
Unordnung gebracht, nicht wieder geordnet werden konnte, denn es war
nicht in kleinen und größern Abtheilungen unter eigenen Anführern gegliedert.
Als Schutzwasfe hatten die Germanen den Schild, der meistens aus
Weidenzweigen geflochten und mit verschiedenen Farben bemalt war; Helm
und Panzer waren selten. Als Hauptwaffe zum Angriff diente der Spieß;
Schwerter hatten nur wenige und ein großer Theil mußte nüt Keulen und
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Extrahierte Personennamen: Augustus Romulus_Augustulus Surturs Schmaus B._Wolf