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1. Bd. 2 - S. 88

1873 - Köln : Schwann
die Kosten dieses Gebäudes das ganze Land Bosnien hätte kaufen können. Auch die Wohnungen der Bürger von Wien sind zum großen Theile stattlich und köstlich geschmückt. Dennoch ist damit die Reihe herrlicher Städte nicht erschöpft. An der Oder liegt Breslau, aus Ziegelsteinen erbaut, das nicht minder die Namen der Schönheit, als der Macht beansprucht. Ihren Bischossitz nannte man einst den goldenen. Brünn in Mähren ist wohlhabender als Olmütz, obwohl hier der Bischof seinen Sitz hat. Im Lande der Ruthenen ragt mächtig zu Wasser und zu Lande die Stadt Danzig hervor, die 50,000 bewaffnete Krieger ins Feld zu stellen vermag, und deren Schiffe das baltische Meer erfüllen. Auch der Name von Thorn an der Weichsel ist nicht gering und unbekannt. In Böhmen redet das Volk zwar in slavischer Sprache; allein das Land gehört zum deutschen Reiche, und es gilt dort deutsche Sitte, auch sind die Vornehmen in der Regel beider Sprachen mächtig. In den Kirchen ist es den Priestern gestattet, sich auch der deutschen Sprache zu ihren Predigten zu bedienen, nur auf dem Kirchhofe reden sie czechisch. Mitten in diesem Lande ist Prag die schönste und größte Stadt, die Florenz und Toscana weder an Ausdehnung, noch an Pracht nachsteht. Die Moldau, welche Prag durchschneidet, ist weit größer, als der Arno. Auch viele andere vortreffliche Städte findet man in Böhmen, unter ihnen, um nicht Thabors zu erwähnen, Pilsen und Leitmeritz und Budweis. Vor allen andern Städten des Reiches ragt Lübeck hervor durch seine Gebäude und seinen Reichthum und mehr noch durch seine Macht und sein Ansehen, denn die drei Reiche des Nordens, Schweden, Norwegen und Dänemark, sind gewohnt, nach dem Winken dieser Stadt ihre Könige ein- und abzusetzen. Lüneburg war ehemals reich durch seine Salzwerke; in unseren Tagen sinkt es zur Dürftigkeit herab; denn während es nach den Gütern der Geistlichkeit seine Hände ausstreckte, hat es die eigenen verloren. Rostock und Mecklenburg sind nicht zu verachten,

2. Bd. 2 - S. 87

1873 - Köln : Schwann
— 87 — daselbst auch das Haupt des Kaisers Karl. Trier zumal darf nicht vergessen werden, das, wie man sagt, 1500 Jahre älter ist als Rom. Dorr soll die christliche Religion gepredigt worden sein, als Petrus aus dem päpstlichen Stuhle saß. Auch der Stadt Basel müssen wir gedenken. Auf gleiche Weise sei der Stadt Coustanz gedacht, das zwischen zwei Seen liegt, die der Rheinstrom füllt und deren Uebermaß er abführt. In der Schweiz ist die hochangesehene Stadt Bern, deren Bürgermeister, wenn der Krieg es fordert, 20,000 bewaffnete Kämpfer hervorführen. An einem See liegt Zürich, welches die Limmat bewässert, die um ihre Bäder willen durch das ganze Reich berühmt ist. Dann wandern wir nach Menuningen und nach Augsburg am Lech. Mit dieser kann schwerlich irgend eine andere Stadt sich vergleichen , sei es in Pracht, sei es in Reichthümern der Bürger und der Geistlichen, oder in ihrer Verwaltung. In Bayern ist kaum eine einzige Stadt, deren hübsches Aussehen dich nicht in Verwunderung setzen würde. Dort ist Salzburg, das von dem vorbeiströmenden Flusse den Namen hat, der Sitz eines Erzbischofs. Größer und wichtiger jedoch ist Regensburg, wo eine steinerne Brücke den Donaustrom überspannt. Dorthin pflegen die deutschen Kaiser häufig die Reichsversammlungen zu berusen. Strom abwärts folgt dann Passau, hier vom Inn, und dort von der Donau umflossen. Die Fülle ihrer Gewässer ist so sehr gleich, daß es schwierig ist, zu entscheiden, welchem Strome der Vorrang gebühre; aber die alte Ueberlieferung läßt den Namen der Donau den Sieg behalten. In Oesterreich sind mehre nennenswerthe Städte, aber vor allen ragt in Ruhm und Glanze Wien hervor. Hier war der alte Sitz der Herzöge von Oesterreich, hier prangen ihre königlichen Palläste, hier erheben sich Kirchen, die auch sür Italien Muster seht könnten. Unter ihnen ist der Stephansdom über jegliches Lob der Worte erhaben. Als einst Gesandte aus Bosnien das Prachtwerk dieses Thurmes betrachteten und seinen Schmuck und seinen himmelhohen Bau bewunderten, meinten sie, daß man für

3. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 376

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
376 35. Die verfassunggebenden Versammlungen in Deutschland. den Niederlage des Revolutionsheeres in Ungarn (bei Kapolna, s. Nr. 37) eintrafen, zu benutzen, um den Kremsierer Reichstag, dessen Wirksamkeit auf die Hälfte des Staates beschränkt war, zu besei- tigen und eine Verfassung, datirt vom 4. März, zu octroyiren. Am Mor- gen des 7. März fanden die Reichstags-Abgeordneten den Schloßhof in ein Soldatenlager verwandelt, die Zugänge zu dem Sitzungssaale mit Wachen besetzt, und lasen an den Straßenecken die kaiserlichen Manifeste, welche den Schluß des constituirenden Reichstages aussprachen und eine Verfassung für Gesammt-Oesterreich oc- troyirten. Die Grundrechte, in denen die Mehrheit des Volkes den Hauptgewinn der Revolution erblickte, wurden dem Namen nach beibehalten, aber wesentlich verkürzt. Schärfer noch unterschied sich das Patent vom 4. März von dem Entwürfe des constituirenden Reichstages in den Bestimmungen über die eigentliche Verfassung. Dasselbe erklärte jeden Unterschied der einzelnen Provinzen „der un- theilbaren und unauflöslichen Erbmonarchie" für aufgehoben; die „Kronländer" bildeten von nun an nur Verwaltungsgebiete und hat- ten ihre Provinzial-Landtage. Natürlich hielt die octroyirte Verfas- sung das Zweikammersystem fest, das „Unterhaus" wurde durch di- recte Wahlen gebildet (ein geringer Census der Wähler war erfor- derlich), die Mitglieder des „Oberhauses" wurden von den einzelnen Landtagen gewählt. In Bezug auf Ungarn hieß es im §. 71: „Die Verfassung des Königreiches Ungarn wird aufrecht erhalten", aber mit dem Zusatze: „so weit sie nicht der Reichsversassung und dem Grundsätze der Gleichberechtigung der Nationalitäten widerspricht". Da jene in allen wesentlichen Punkten der octroyirten Charte wider- sprach, da überdies die Bildung einer serbischen Woiwodschaft in Aussicht gestellt, die Unabhängigkeit Kroatiens und Siebenbürgens ausgesprochen war, so fehlte nichts Wesentliches an der Aufhebung der ungarischen Constitution. Das Ministerium traute sich die Kraft zu, den kühnen Anschlag gegen die alte ungarische Constitution durch- führen zu können, verzweifelte aber an der Möglichkeit, die italieni- schen Provinzen dem Staate organisch einzuverleiben; daher sollte nach §. 76 ein besonderes Statut die Verfassung des lombardisch- venetianischen Königreiches und das Verhältniß dieses Kronlandes zum Reiche feststellen. Der aufgelöste Reichstag wagte gegen diesen Staatsstreich nur einen schüchternen Protest, den bloß 33 Mitglieder der Majorität unterschrieben. . Uebrigens wurde die octroyirte Verfassung, die vom Anfang an „ein todter Buchstabe" blieb, schon am Ende des Jahres 1851 auch formell zurückgenommen, als nach vollständiger Unterwerfung Ungarns und Italiens (s. Nr. 37 u. 38) es sich darum handelte, der thatsäch- lichen Rückkehr zum Absolutismus auch die formelle folgen zu lassen, und als Grund der Aufhebung gab Schwarzenberg an, weil die- selbe damals in der Eile den Constitutionen anderer Länder entlehnt und ihre Grundsätze nicht selbständig geprüft worden.

4. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 415

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
37. Die ungarische Revolution. 415 in der Besetzung der Hauptstadt zuvorzukommen. In dem Augen- blicke, in welchem das Dasein der magyarischen Nationalität bedroht war, proclamirte das Parlament in Szegedin noch die Gleichberech- tigung aller ungarischen Volksstämme, verlegte dann aber (28. Juli), von den anrückenden Russen bedroht, seinen Sitz nach der damals eroberten Festung Arad an der Maros, ohne jedoch noch einmal zu- sammenzukommen. Auch das bei Szegedin versammelte ungarische Heer, jetzt unter Dembinski's Führung, zog sich bei Haynau's Her- anrücken auf das linke Theißufer zurück, und wurde durch die Schlacht bei Szöreg (5. August) zu weiterem Rückzuge genöthigt. Eben so wenig gelang es dem General Bem, der einen nutzlosen Einfall in die Moldau gemacht hatte, das Szeklerland, diese kräf- tigste Stütze des Magyarismus in Siebenbürgen, vor der Invasion der Russen zu retten. Er wurde bei Schäßburg (31. Juli) von dem dreifach stärkeren Lüders geschlagen, entging nur wie durch ein Wunder der Gefangenschaft und versuchte noch einmal den unglei- chen Kampf mit Lüders, freilich mit noch ungünstigerem Erfolg (bei Groß-Scheuren), worauf er nach dem Banate entfloh. Görgei stieß bei seinem Rückzuge von Komorn schon bei Waitzen auf die Russen und ein Avantgardengefecht endigte zu seinem Vortheile; doch getraute er sich nicht, mitten durch die russische Hauptmacht sich einen Weg zu bahnen und ging daher nordwärts in weitem Bogen, über die Theiß, dann südlich bis Arad. Hier hätte er sich mit Dembinski vereinigen können, wenn dieser nicht durch seinen Rückzug nach Temesvar Hay- nau Gelegenheit gegeben hätte, sich zwischen die beiden ungarischen Heere zu werfen. Dembinski, der sich, bei seiner fehlerhaften Kriegs- weise, in seinem Hochmuthe auch nicht zum Gehorsam gegen die Re- gierung in Arad verpflichtet hielt, wurde durch Bem ersetzt, und als dieser in einem Treffen bei Temesvar (9. August), das eigentlich nur eine Kanonade war, unterlag, bot die Regierung den Oberbefehl über die Reste des magyarischen Heeres Görgei an, welchen dieser erst annahm, als Kossuth auf das Zureden mehrerer Minister seine Macht und Würde niedergelegt hatte, um den verhängnißvollen Jrr- thum, der ihn seine agitatorischen Talente mit politischer Begabung verwechseln ließ, in ewiger Verbannung (in England, Italien, der Schweiz) zu büßen. Görgei übernahm die Dictatur, um schon am 11. August durch die Capitulation von Vilagos dem Kriege ein Ende zu machen: 23,000 M. streckten die Waffen vor den Russen, die 129 Geschütze u. s. w. als Tropäen erhielten. Man muß es der leidenschaftlichen Stimmung der Magyaren in den folgenden Trauerjahren Nachsehen, wenn sie nicht Kossuth, der vor der Capitulation im Bewußtsein, daß Alles verloren sei, floh, nicht Dembinski, nicht die selbstsüchtigen, zankenden imb nur in der Minderzahl tüchtigen Generäle, nicht die unreife radicale Partei, sondern ausschließlich Görgei als den Urheber des nationalen Unglückes betrachteten und ihm schwarzen Verrath

5. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 404

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
404 37. Die ungarische Revolution. Jeder „patriotische Ungar" verzichtete von nun an auf den Gebrauch ausländischer Jndustrieproducte und begnügte sich freiwillig mit den Erzeugnissen des einheimischen Gewerbfleißes. Man sah jetzt das grobe Tuch, das bisher höchstens Pußtaleute trugen, in dem adeligen Casino, die Frauen und Töchter der Magnaten setzten ihren Stolz in die Nachahmung der Bäuerinnen aus der Theißebene. Die stets leicht entzündbare Phantasie der Magyaren sah bereits das Bild eines großartigen ungarischen Industriestaates vollendet, dessen Pro- ducte in der ganzen Welt gepriesen und gesucht wären, während man in Regierungskreisen diese Continentalsperre im Kleinen verlachte, welche eine Industrie beschirmen sollte, die man in einem Ackerbau- lande ohne flüssiges Capital, ohne Credit und ohne Arbeitskräfte erst aus dem Boden stampfen wollte. Was aber die Regierung dennoch zu leidenschaftlicher Verfolgung des Schutzvereins antrieb, war, daß derselbe das Volk an politische Agitationen zu gewöhnen suchte. Dem Beispiele der Ungarn folgten die Kroaten, und ihre Wortführer entlehnten Mittel und Ziel der Bewegung der ungarischen Opposition. Ihr Ziel war, das dreieinige Königreich Kroatien, Sla- vonien und Dalmatien in ein zweites Ungarn zu verwandeln, eine größere Selbständigkeit zunächst der herrschenden Partei in Ungarn gegenüber, weiterhin aber auch der absoluten Regierung in Oester- reich gegenüber (durch Herstellung einer selbständigen kroatischen Statt- halterei) zu gewinnen. Zu schwach, beide Gegner zugleich zu ent- waffnen, lag es ihnen nahe, zunächst sich mit einem derselben zum Sturze des andern zu verbinden. Natürlich beeilte sich die ungarische Opposition, sobald sie die Bedeutung der nationalen Bestrebungen der Südslawen erkannte, Gegenmaßregeln gegen dieselben zu treffen. Kossuth, „der ungarische O'connell", hatte im Herbste 1845 aus einer Reise durch Kroatien sich von dem allgemein verbreiteten Miß- trauen gegen Ungarn überzeugt, und nach seiner Rückkehr die Ab- sendung einer Deputation nach Wien veranlaßt, um die Beschwerden der Pesther Congregation gegen das verfassungswidrige Verfahren des Agramer Landtages, namentlich die Beseitigung des persönlichen Stimmrechtes des Adels, beim „Könige" vorzubringen. Die Depu- tation ward aus Grund einer Verordnung vom Jahre 1770, welche die Entsendung von Deputirten eines einzelnen Comitates an das Hoflager verbietet, nicht vorgelassen und dadurch der Verdacht einer geheimen Verbindung des Wiener Cabinets mit den Kroaten und einer absichtlichen Verhetzung der verschiedenen Nationalitäten nur bestärkt. Die Krisis wurde noch beschleunigt durch den Tod des Palati- nus, des Erzherzogs Joseph (13. Januar 1847), der wenige Wochen nach seinem fünfzigjährigen Amtsjubiläum erfolgte. Obgleich der magyarischen Sprache nicht mächtig, war er doch durch eine ge- wiffe Vorliebe für das ihm anvertraute Land, das seine zweite Hei- mat geworden, ein geeigneter Vermittler zwischen Ungarn und der

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 406

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
406 37. Die ungarische Revolution. mit constitutionellen Einrichtungen umgeben, allen Ländern Oester- reichs eine Verfassung verleihen zu wollen." Auf die Nachricht von dem Siege der Revolution in Wien (s. S. 347) begab sich eine Deputation des Preßburger Reichstages nach Wien, überreichte dem Kaiser in feierlicher Audienz eine im letz- ten Augenblicke noch schärfer gefaßte Adresse und kehrte mit der Zu- sicherung eines verantwortlichen Ministeriums für Ungarn zurück. Auch wurde der Palatinus mit allen wesentlichen Rechten eines Sou- verains ausgestattet, so daß Ungarn fortan als ein Staat neben dem Staate Oesterreich erscheint. Doch gerade die Selbständigkeit des Reichstages fiel der Revolution als erstes Opfer, denn er gerieth ganz in Abhängigkeit von den Radicalen; nicht nur war die Mag- natentafel zu vollständiger Nichtigkeit herabgesunken und registrirte nur noch die ständischen Beschlüsse, sondern auch die Ständetafel fand, aus Furcht vor der Pesther Jugend, die hinter den Wiener Studen- ten nicht Zurückbleiben wollte, und vor dem dortigen Oppositionsclub, weder Zeit noch Muth zur Debatte. Kossuth stellte die Anträge, er motivirte ihre Annahme, er lenkte die Stimmen, er proclamirte die Beschlüsse. Der Sieg der separatistischen Tendenzen reizte die Czechen in Böhmen und die Polen in Galizien zu dem Versuche, das Beispiel Ungarns nachzuahmen. Auch-die Czechen erhielten nach einer zwei- maligen Deputation nach Wien ihre Verfassung (die Charte vom 8. April) und Böhmen ward aus einer österreichischen Provinz in ei- nen mit Oesterreich locker verbundenen Staat verwandelt, dem slawi- schen Elemente das Uebergewicht eingeräumt und hier ein zweites Ungarn geschaffen. Der nächste böhmische Landtag sollte ein consti- tuirender sein. Dagegen hinderte in Galizien das tiefe sociale Zer- würfniß zwischen dem Adel und den Bauern, denen ersterer die Auf- hebung der Robot ohne alle Bedingung (Entschädigung) nicht bewil- ligen wollte, daß hier das Schauspiel des Abfalls sich wiederholte, welches auch in der Lombardei (18. März) in Scene ging (s. Nr. 38). Am 10. April schloß Kaiser Ferdinand persönlich den Reichstag und bestätigte alle von demselben beschlossenen Gesetze: unabhängiges Ministerium, jährliche Sitzungen des Reichstages, Deputirtenwahl auf Grundlage des allgemeinen Stimmrechtes, Vereinigung Ungarns mit Siebenbürgen, gemeinsame Besteuerung, Aufhebung der unter- thänigen Lasten und der grundherrlichen Gerichtsbarkeit u. s. w. Die ungarischen Minister eilten, um die neue Verwaltung des Landes einzurichten, nach Pesth, welches jetzt erst zum vollen Range der Hauptstadt emporstieg. e. Der Reichstag in Pesth, 1848. Erzherzog Stephan, der „plenipotentiäre Stellvertreter des Kai- sers in Ungarn,- Siebenbürgen und den ungarischen Nebenländern"

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 410

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
410 37. Die ungarische Revolution. Dynastie und der Monarchie abzurechnen, wenig Anklang, und die Erklärung, daß Ungarn nach wie vor an seinem gekrönten Könige in unwandelbarer Treue festhalte, fesselte viele Conservative an die aufständischen Fahnen. Erst am 15. December überschritt Windischgräz mit der Donau- armee die Leitha; die Magyaren wurden, zum Theil durch die Un- einigkeit ihrer Feldherren Görgei und Perczel, nach kleinen Gefechten vor Raab und bei Moor, bis unter die Mauern von Ofen zurückge- trieben. Eine Deputation des Pesther Reichstages an Windischgräz wegen Abschluß eines Waffenstillstandes erhlelt die Antwort: „Mit Rebellen unterhandle ich nicht." Sofort verlegte der Reichstag mit dem Landesvertheidigungs-Ausschusse seinen Sitz jenseit der Theiß nach Debreczin (1. Januar 1849); das Heer sollte die beiden Haupt- städte Preis geben, sich durch einen rechtzeitigen Rückzug retten und durch seine Theilung Windischgräz an einem raschen Vorrücken auf Debreczin hindern. Am 5. Januar zog die österreichische Armee in Ofen und von da über die neu erbaute Kettenbrücke in Pesth ein, wo die Communalbehörden dem Kaiser huldigten, und schon verkün- dete die offizielle Wiener Zeitung (22. Januar) den „glorreichen Schluß des Feldzuges, der sog. Kofsuthffche Reichstag habe die Auflösung der ganzen ungarischen Armee decretirt und man erwarte stündlich die Waffenstreckung des Rebellenchefs Görgei". Dieser letztere aber hatte, nachdem Schlick von Norden her siegreich bis Kaschau vorgedrungen war und die Debrecziner Regierung be- drohte, von Kossuth den Auftrag erhalten, Schlick in den Rücken zu fallen und ihn am Uebergange über die Theiß zu hindern. Schlick sah sich, da er auch in der Fronte von Georg Klapka, dem glücklich- sten und gediegensten aller Revolutionsgeneräle, bedroht wurde und Gefahr lief, zwischen zwei Feuer zu gerathen, genöthigt, auf seine bis- her mit Eifersucht gewahrte Selbständigkeit zu verzichten und, um sein Corps für die Hauptarmee zu erhalten, gab er Kaschau auf, suchte Görgei und Klapka, deren Vereinigung er nicht hindern konnte, auszuweichen und sich dem Feldmarschall zu nähern. Schlickes Ar- meecorps war verloren, wenn die Gegner aus ihrer Vereinigung den rechten Nutzen zogen und durch eine energische Verfolgung jenem den ohnehin wankenden Muth raubten. Dieses verhinderten aber die Mißhelligkeiten, welche sich bald unter den ungarischen Führern reg- ten durch die Anstellung des Polen Dembinski als Oberbefehls- haber, wozu sich die Debrecziner Regierung aus Mangel an tüchti- gen einheimischen Feldherrn, trotz der Abneigung zwischen Polen und Magyaren, entschlossen hatte. Sein Alter, seine Kriegserfahrung, sein Ruhm (s. S. 227) mochte ihn in Kossuth's Augen gegen die Eifersucht der jüngern, improvisirten Generäle sicherstellen: dennoch blieb seine Wahl ein großer politischer Fehler. Mit ihr kamen Ziel- punkte in die ungarische Revolution, welche derselben ursprünglich fern lagen, sogar der Mehrheit der Nation widerstrebten. Denn das Ziel

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 460

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
460 48. Preußen seit der Verleihung der Verfassung. Die Machtlosigkeit einer Versammlung, welche nicht viel mehr als das halbe Reich vertrat und nur durch einen Machtspruch der Regierung zum Vertreter des ganzen befördert war, mußte die Noth- wendigkeit der Aussöhnung mit der andern Reichshälfte immer dringlicher erscheinen lassen. Die Lösung der ungarischen Frage wurde sowohl diesseit der Leitha vom Reichsrathe als Lebensbedürf- niß des Staates betont, als jenseit der Leitha durch freundlicheres Entgegenkommen der Ungarn eingeleitet. Anfangs Juni 1865 that der Kaiser selbst durch eine Reise nach Pesth den ersten Schritt, um die Ungarn zu gewinnen. Dem glänzenden Empfange in Pesth folgte bald nach der Rückkehr des Kaisers die Entlassung des ungarischen Hofkanzlers (Zichy) und mit der Berufung des Grafen v. Mailäth, dem alle ungarischen Parteien ihr Vertrauen schenkten, der Sturz des Schmerling'schen Centralisations-Systems, welches ein stetes Hin- derniß des Ausgleichs mit den Ungarn gewesen war. Nach einer vierwöchentlichen Krisis trat Graf Belcredi an die Spitze des öster- reichischen Ministeriums, in welchem Graf Mensdorff-Pouilly (für das Aeußere) verblieb. Am 27. Juli 1865 erfolgte der Schluß des Reichsrathes, am 20. Septbr. die „Sistirung" der Februar-Verfassung und die Ankündigung der bevorstehenden Landtagsberufungen Behufs Vereinbarung eines neuen Verfassungswerkes auf Grundlage einer Modificirung der verschiedenen Grundgesetze, d. h. der unga- rischen Gesetze von 1848, des October-Diploms und des Februar- patentes. So hat denn derjenige Staat, welcher seit Menschengedenken als die verkörperte Stabilität galt, in der jüngsten Zeit nur die bestän- digen Verfassungs-Veränderungen als das Bleibende und regelmäßig Wiederkehrende aufzuweisen*). 48. Preußen seit der Verleihung der Verfassung, 1848. (Nach William Pierson, Preußische Geschichte, und N. Haym's „Preußischejahr- bücher", bearbeitet vorn Herausgeber.) a. Unter Friedrich Wilhelm Iv. Als König Friedrich Wilhelm Iv. am 5. December 1848 die „Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Verfassung" schloß, verlieh er zugleich seinem Staate eine Verfastung, welche von dem *) Vgl. A. Springer in den Prcuß. Jahrbüchern, 1865, S. 595 ff.

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 540

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
540 60. Der Krieg in Deutschland und Italien. brechen der Dunkelheit fortgesetzt wurde; 11 Fahnen, 174 Geschütze, etwa 18,000 Gefangene fielen in die Hände der Sieger, die ihren Verlust auf 10,000 Mann, den der Oesterreicher auf 40,000 Mann berechnen. Eine solche Niederlage hatte die österreichische Armee bis- her nie erlitten, einen solchen Sieg einer einzelnen Macht, ohne alle Mitwirkung von Bundesgenossen, hat kaum die ganze Welt- geschichte aufzuweisen. Eine einzige Woche (26. Juni — 3. Juli) hatte hingereicht, um den Krieg aus seinem Hauptschauplatze zur Entscheidung zu bringen, von jetzt an verfolgten die Sieger die fliehende, aufgelöste Armee, ohne kaum irgendwo ernsten Widerstand zu finden, in der Richtung gegen Wien, bis in die Nähe der Donau. Die 1. Armee unter dem Könige und dem Prinzen Friedrich Karl zog nach Brünn, die 2. Ar- mee unter dem Kronprinzen auf Olmütz und das Elbcorps unter Herwarth v. Bittenfeld über die mährische Grenzstadt Jglau und Znaym auf denl geradesten Wege gegen Wien, während der General- Major v. Rosenberg - Grusczynski Prag besetzte (8. Juli). Die 1. Armee hatte in Mähren unbedeutende Gefechte bei Sa ar (10. Juli) und Tischnowitz (11. Juli) zu bestehen; die 2. Armee erbeutetein einem ernsteren Gefechte bei Tobits chau südlich von Olmütz (15. Juli) 18 Geschütze und gelangte durch ihren Sieg in den Besitz der Eisen- bahn von Prerau bis Lundenburg, so daß die noch bei Olmütz stehen- den österreichischen Truppen von Wien abgeschnitten wurden. Das königliche Hauptquartier ward von Brünn nach Lundenburg und zu- letzt nach Nikolsburg (12 Meilen von Wien) verlegt, wo die Unterhandlungen über einen Waffenstillstand und über die Friedens- Präliminarien gepflogen wurden. In dem Augenblicke, wo eine vor- läufige 5 tägige Waffenruhe zum Abschluß gelangte (22. Juli), ent- spann sich noch ein letzter Kampf bei dem Dorfe Blumen au, unweit Preßburg. Prinz Friedrich Karl war nämlich schon am 16. Juli über die March auf deren linkes oder ungarisches Ufer gegangen. Dort traf man am 21. Juli einige Bataillone Oesterreicher nebst 10 — 12 Escadrons und 2 — 3 Batterieen. General-Lieutenant v. Fransecky unternahm es am 22. mit 3 Divisionen, den Gegner in der Fronte so lange festzuhalten, bis General v. Bose mit seiner Brigade denselben auf wenig betretenen Gebirgswegen (in den kleinen Karpathen) umgangen habe und in der rechten Flanke oder im Rücken angreifen könnte. Gelang dies bis 12 Uhr Mittags, wo die Waffen- ruhe beginnen sollte, so war eine der Hauptstädte Ungarns in den Händen der Preußen. Doch ehe das Ziel erreicht war, wurde das Eintreten der Waffenruhe verkündet; um aber zu constatiren, daß die Preußen nur in Folge höherer Anordnung ihren Rückzug von den Thoren Preßburgs in die festgesetzte Demarcations-Linie nahmen, blieb die Brigade Bose, welche nach lebhaftem Gefecht die Oesterrei- cher wirklich umgangen hatte, für die Nacht auf demjenigen Punkte stehen, den sie eingenommen hatte und erlebte das eigenthümliche

10. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 365

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
35. Die verfassunggebenden Versammlungen in Dentschland. 365 besuchte er alljährlich Tirol und Vorarlberg, wobei er nicht nur zuerst die militärische Wichtigkeit dieses Landes als des Schlüssels zu Italien und der Schweiz erkannte, sondern auck wissenschaftliche Sammlungen zusammenbrachte, die später, auf die norischen, julischen und karnischen Alpen ausgedehnt, seinem Johanneum in Gratz zuge- wendet wurden. Im Jahre 1804 erstieg er den Orteles. Auch das Interesse für die Landesgeschichte wurde durch Hormayr und andere patriotische Freunde von Neuem in ihm angeregt, und die durch ihn veranlaßten Darstellungen vaterländischer Geschichte mittelst der re- denden und bildenden Künste überstiegen fast seine beschränkten Mittel. Diese friedlichen Beschäftigungen sollten wiederholt durch neue Kriegs- stürme unterbrochen werden. Sowohl 1805 als 1809 befehligte er nicht ohne Glück in Tirol, in Kärnthen, in Oberitalien. Dagegen verlor er die Schlacht bei Raab (14. Juni 1809) gegen den Vice- könig von Italien durch die Schuld der ungarischen sog. Jnsurrec- tion, und in der Schlacht bei Wagram konnte er den erhaltenen Befehl, sich mit dem Erzherzoge Karl zu vereinigen, nicht ausführen. Im Jahre 1815 erzwang er die Uebergabe von Hünningen und ließ die Festung zerstören. Nach einem Besuche Frankreichs und Eng- lands/ wo er den großen industriellen Anlagen besondere Aufmerk- samkeit widmete, wählte er, da die Eifersucht des Kaisers Franz auf seine Popularität ihn von den Tiroler Bergen fern hielt, seinen blei- benden Aufenthalt auf der Grenze Oesterreichs und Steiermarks; in der Nähe von Mariazell entstand der Brandhof, wo er, wenn nicht Geschäfte in Wien oder Reisen ihn hinderten, verweilte und fortfuhr, die Landescultur (namentlich auch die steierische Eiseu-Jndustrie) zu fördern und durch sein stilles Glück den Neid seiner Gegner an der Donau erregte, die, wie früher (1813) einen „König von Rhätien", so jetzt d^n König eines „norischen Reiches" tu ihm erblickten. Im Jahre 1828 wählte er sich eine Lebensgefährtin aus dem Volke, die ihm einen Sohn, den Grafen von Meran, gebar. So dem Volke nahestehend, lernte er dessen Zustände mehr als andere Fürsten ken- nen und erkannte die Gefahr, welche die Verwaltung Metternich's in sich berge, ließ auch wohl gelegentlich in der Form von guten Wün- schen mancherlei Andeutungen darüber in die Oeffentlichkeit gelangen. Als er im September 1842 den Festen des Königs von Preußen am Rheine beiwohnte, begeisterte sein Trinkspruch: „Kein Preußen und kein Oesterreich! Ein einiges, großes Deutschland, fest wie seine Berge!" — in welcher Form er freilich erst nachträglich redigirt wurde — die Gemüther der Vaterlandsfreunde. Im Jahre 1843 nahm er Theil an der Versammlung der deutschen Aerzte und Na- turforscher in Gratz und tröstete die österreichischen Mitglieder beim Abschiede mit der Verkündigung, daß auch für sie das Morgenroth eines bessern Tages aufgehen werde. Im September 1846 übernahm er auf der Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe zu Gratz das Präsidium und betonte auch hier, daß man in jedem Wir-
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TM Hauptwörter (200)200

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