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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 234

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 234 — Tocha slafes sliumo, weinon sar lazzes Püppchen, schlaf bald! Weinen gleich laß! Triwa werit kraftlicho, themo wolfa wurgiantemo Treue wehret kräftiglich, daß kein Wolf kann würgen Dich> Liafes unra morgane, maiies trut sunilo Schlafe bis zum Morgen, Mannes trautes Kind! Ostara stellet chinde honak, egir, suozzin Ostara bringt dem Kinde Honig, Eier, Süßigkeiten. Hera stellst chinde pluomun, plobun, rotiu. Hera pflückt dem Kinde Blumen, blaue, rote. Zanfana sentit morgane, feizin scaf, kleiniu Tanfana fchickt morgen friste Schafe, kleine, Unta Einouga, herra hurt, horsca, asca harta. Und Einange, herra hurt, Pferde, Spere viele. Die feinere Übersetzung, die jetzt im Gebrauche ist, hat folgend? Fassung: Herra, hurt! Mein kleiner Mann, Gieb nur gleich das Weinen dran! Triwa wehrt in treuer Hut Von dir bösen Wolfes Wut. Bis zu Sünnas gold'nem Schein Schlafe, herzig Bnbelein. Honig, Zucker, Ei'r geschwind Bringt Ostara unserm Kind, Blümelein auch, rot und blau, Holt dir Hera von der An'; Tanfana bringt nach dem Schlaf Manches runde Lockenschaf, Und Wodan dem kleinen Mann Pferde, Pfeil und Bogen dann. Herra hurt! Das Heiligtum der Tanfana, templum Tanfanae, wie Tacitus sagt, kann übrigens verschieden gedeutet werden, als ein heiliger Hain, ein Heiliges Gebäude, ein heiliges Bild.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 63

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 63 — Antwort des Täuflings: Ec forsachu diobole. Ich entsage dem Teufel. Frage: End allum diobol gelde? Und aller Teufelsgilde? Antwort: End ec forsachu allum diobol gelde. Und ich ent- sage aller Teufelsgilde. Frage: End allum dioboles uercum? Und allen Teufels- werken? Antwort: End ec forsachu allum dioboles uercum end uor- dom. Thuner end Wodan end Saxenöte ende allum them unhol- dum the hiro genötas sint. Und ich entsage allen Teufelswerken und Worten, Thuner (Thor) und Wodan und allen Unholden, die ihre Genossen sind. Frage: Gelobistu in Got almechtigun fadaer? Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater? Antwort: Ec gelobu in Got almechtigun fadaer. Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater. Frage: Gelobistu in Christ, Godes suno? Glaubst du an Christ, Gottes Sohn. Antwort: Ec gelobu in Christ, Godes suno. Ich glaube an Christ, Gottes Sohn? Frage: Gelobistu in halogan Gast? Glaubst du an den hei- ligen Geist? Antwort: Ec gelobu in halogan Gast. Ich glaube an den Heiligen Geist. Von Wittekind werden wir Lokalsagen in den einzelnen Teilen Westfalens vernehmen. Im allgemeinen aber sind folgende Erzäh- lungen hier zu erwähnen. Das weiße Sachsenroß. Es jagt der Sturm im grünen Wald; Er reitet und zwängt der Eichen Wucht. Tie alte Weser muß ihre Wellen Vor Zorn und Äugst am Fels zerschellen, Und vom Gebirg' und aus der Schlucht Des Donners Siegesrufeu hallt.

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 233

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 233 - aue; im übrigen ist viel Sandgrund, der aber häufig fruchtbar gemacht ist, z. B. in Bockhorst mit 1206 Bewohnern und einer sehr alten Kirche. Die Stadt und der Amtssitz Borgholzhausen mit 1281 Einwohnern liegt im Norden des Kreises, zwischen zwei Zügen des Teutoburger Waldes in herrlichen Wäldern. Der Name kommt offenbar von diesen, wie denn auch dort früher eine Burg „Holthusen" gestanden haben soll. Im Mittelalter hatte die Stadt ein Femgericht, sie erhielt 1719 städtische Rechte. Die Kirche ist alt; schon 1319 wird von der Stiftung eines neuen Altars berichtet. Auf dem fruchtbaren Lehmboden im Thale und an den Abhängen gedeiht Ackerbau und Viehzucht vorzüglich. Tie früher bedeutende Handweberei des Segeltuches hat auch hier der Dampfweberei weichen müssen. Tie dortige Honigkuchenbäckerei ist weit und breit bekannt. Zum Kirchspiel Borgholzhausen gehören die das Amt füllenden Bauernschaften: Barnhausen, Berghausen, Casum, Cleve, Kleekamp, Holzfeld, Oldendorf, Hamlingdorf, Wichlinghausen, Winkelshütten, während Ost- und Westbarthausen zum Osuabrückscheu Kirchspiel Tissen eingepsarrt sind. Der Boden ist auf der nordöstlichen Seite schwer und fruchtbar, auf der Südwestseite mehr sandig. Auf dein Bärenberge oberhalb der Stadt erheben sich die Überbleibsel der Ravensburg, von der schon die Rede war. Wenn man annehmen konnte, daß der Wohnsitz des germanischen Stammes der Marsen, den man sonst an der Lippe sucht, sich bis hierhin erstreckt hat, ist es nicht unmöglich, nach Borgholzhausen das Heiligtum der Göttin Tansana, das Germanicns zerstört har, zu ver- legen. Denn dort hat man einen Stadtteil „Tenfanne"; Gefäße, Opferschalen und Waffen aus römischer Zeit sind ausgegraben, namentlich hat man 1836 zwei selten schöne Opferschalen gefunden. Auch ist eine feste Tenne aufgedeckt, die früher als fester Heerd, vielleicht als Opferheerd der Tanfana gedient hat. Eigentümlich ist es, daß gerade in dortiger Gegend noch ein uraltes germanisches Kinderlied, in dem unter andern germanischen Göttern auch Tanfana Erwähnung findet, gesungen wird. Es lautet in wörtlicher Über- setzung:

4. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 194

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 194 — „Hensken spring aver, dann krigs dn 'n spint Häver, springs du nich aver, dann freien mi nn di de raven." Glücklich wurde Wiltekind errettet und entfloh zu deu Dänen. 2. Wittekind wird Körist. a) Einst ritt Wittekind über das Gebirge. In sein Herz hatten sich bange Zweifel eingeschlichen, welcher Glaube wohl der rechte sei. Da flehte er um ein Zeichen. Anf einmal fing sein Roß an zu scharren, und siehe da! aus dem Felsen sprudelte ein heller Quell. Das Wunder be- stimmte Wittekind, Christ zu werden. Noch heute zeigt mau iu Berg- kircheu die Quelle. b) Nach einer andern Sage soll sich Wittekiud einst um die Weih- uachtszeit als Bettler verkleidet in das Hoflager Karls des Großen ge- schlichen haben, um zu erforschen, wie die Christen ihren Gott verehrteu. Unerkannt drängte er sich unter die Schar der andächtigen Krieger. Die tiefinnige Frömmigkeit Karls des Großen und seiner Fürsten, das ge- gewaltige Gotteshaus und die Feier der Messe machte» eiueu gewaltigen Eindruck auf das Herz des trotzigen Sachsen: Der Sachse steht betäubt, er faltet Hiu eilt er, wo der Haufe die Hände fromm, sein Aug' ist naß; mit frohem Blick ihn mißt: das hohe Wunder spaltet „Gieb, Karl, dem Wittekind die Taufe, den heidnisch argen Haß. daß er umarme dich als Christ." Karl der Große erfüllte seinen Wunsch und war bei der Taufe selbst Wittekinds Taufpate. Nach der Taufformel: End ec forsachn allum diaboles uertura end uordum. Thuner ende Wodan ende Saxnote ende allum them unholdum the hiro genostas sind, d. h. Ich entsage allen Tenselswerken und Worten, Donar und Wodan und Saxnot (Zin) und allen Unholden, die ihre Genossen sind, gelobte er, an den dreieinigen Gott zu glauben. Seiu Volk folgte ihm bald iu seinem Glauben nach. 3. Wittekinds spätere Jahre. Karl der Große hatte Wittekind sein Land belassen. Seine Residenz- stadt war Enger. Die Stadt soll damals aber viel größer gewesen sein als heute; sie hatte sieben Thore. Um die feste Herzogsburg im Innern der Stadt siedelte sich das Gefolge Wittekinds an. Die Nachkommen derselben, die Sattelmeier, leben heute uoch dort und genießen einzelne Vor- rechte und Ehren. Beim Tode wird hinter dem mit sechs Pserden be- spannten Leichenwagen ein gesatteltes Pferd geführt. Wittekinds Sorge war nach seiner Taufe darauf gerichtet, im Laude viele Kircheu zu baueu. Um den Bau derselben zu fördern, erklärte er, er wolle in der Kirche begraben sein, die zuerst fertig sei. An drei Orten

5. Westfälische Heimatgeschichte - S. 23

1913 - Münster (Westf.) : Coppenrath
— 23 — gern noch viel Ähnlichkeit mit den Franken Luxemburgs und der Eifel entdecken. Ebenso verrät der Sauerländer seine fränkische Abstammung noch deutlich in seiner Muttersprache. Das Taufbekennlms der Sachsen. Der Täufling mußte seinen heidnischen Göttern in folgender Tauf-formel entsagen: Der Priester fragte: Forsachistu diobole? Entsagst du dem Teufel? Der Täufling antwortete: Ec forsachu diobole. Ich entsage dem Teufel. Bestattung im.tokenbaum. P.: End allum diobol gelde? Und aller Teufelsgilde? T.: End ec forsachu allum diobol gelde. Und ich entsage aller Teufelsgilde. P.: End allum dioboles nercum? Und allen Teufelswerken? T.: End ec forsachu allum dioboles nercum end nordorn. Thuner end Wodan end Saxenöte ende allum them unholdum the hiro genötas sint. Und ich entsage allen Teufelswerken und Worten, Thuner (Thor) und Wodan und allen Unholden, die ihre Genossen sind. P.: Gelöbistu in Qot almechtigun fadaer? Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater? T.: Ec gelöbus usw.--------- Um bei unseren Vorfahren das Verständnis der christlichen Lehre zu fördern, bestimmte Karl, daß deren Hauptstücke den Neuchristen erklärt und ausgelegt würden. Das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis mußte jedem Laien geläufig sein, und zwar in deutscher Sprache.

6. Westfälische Heimatgeschichte - S. 14

1913 - Münster (Westf.) : Coppenrath
— 14 — Eresburg, Jrminsul, Dornberg und Donnersberg beziehen sich auf den heidnischen Götterdienst, auch Ermsinghausen und Ermelinghof. Bei allen Orts-und Flurnamen auf bram, dorn, efebe, ftebe, stein und webe, bei vielen Quellennamen als Sitter (Ziu) liegt diese Vermutung sehr nahe. Das Dorf Nottuln (Nuitlon) hält noch die Beziehung zu Woban fest; bertn biesem Gotte war die Nußstaube geheiligt. In der Nähe bieses Ortes liegt noch die Donner (Donar) -kühle, worin der Grinkenschmieb haust, und der Bucken-, b. i. Bockskamp, der auf die dem Thor geheiligte Ziege hinweist. Eggenrobe läßt in „eggia" (Schwert) an eine alte Tiustätte benken, ba dem Tiu das Schwert geheiligt war. Auch lebt bort ein Flurname Tie-Tiu (Ziu). Die Einhöfe im Flachlanbe waren mit Gräben und Wällen wohl bewehrt. Benachbarte größere Bauernhöfe in günstiger Lage und mit befonberem Volksoerkehr würden auch Mittelpunkte der Völkerschaften, sie waren oft Malftatt') und Opferftätte zugleich. Das verbürgt uns Münster. Der Karnpworbesbecker-Hof umfaßte Mauritz- und Martini-Pfarre. Die Brockworbe nennt sich heute Lamberti, ßubgeri und Aegibii. An den Bispinghof erinnert die gleichnamige Straße; der Gasselhof besteht noch heute. — Einzelne Bauernhöfe vereinigten sich zu einer Bauerschaft, diese zur Markgenossenschaft. In der Beerlage am Abhange der Baumberge besteht noch die Mark Risau, die Aulenborfer Mark. Seber Marfgenoffe befaß ein Eigentum, das Allob. Am Markwalb hatten alle Ansiebler gleiches Recht. Dieses gemeinsame Besitztum nannte man Allmenbe, heute Gemeinbegrunb, den man noch in jüngster Zeit an manchen Orten unserer Provinz (Haltern, Marburg, Brilon, Recklinghausen) wohl zu schätzen wußte. Der Kuhhirt in Bochum erinnert an Gemeinbeweibe und -Hirt, die im Sauerlanbe noch weiter bestehen. Rechtswegen. Übergriffe und Freveltaten blieben den (Bemeinben nicht erspart. Qrbnung mußte auch bamals herrschen. Für die Mark würden Gesetze und Vorschriften auf dem Thie (Versammlungsplatz)2) gegeben. Thie-felber sinb bei uns nicht selten. Schon in germanischer Zeit mochten Richter, Schöffen und viel Volk aus den Nachbargauen nach Mimigernaforb eilen, dem Laerbrock ober nach Laer, wo heute ein Heibekreuz auf einer kleinen Anhöhe im Schatten einer uralten Linbe uns von heibnifcher Rechtsprechung melbet. Der Richter setzte sich aus die Steinbank unter der Linbe. Vor ihm lagen Strick und Schwert als Zeichen seiner Macht. Im Halbkreis stauben um ihn wetterharte, ernste Männer, bewehrt mit schweren Waffen. Des Gaugrafen Schilb hing am Linbenbaum, und keiner wagte, den Frieden der Malftatt zu stören. Der x) Malstatt = Gerichtsstätte für den Gau. 2) Thie — Gerichtsstätte für die Mark.

7. Westfälische Heimatgeschichte - S. 15

1913 - Münster (Westf.) : Coppenrath
— 15 — Wald- oder Flurfrevler, der freche Mörder war gefaßt, und um ihn standen Männer seiner Sippe, die seine Schuld oder Unschuld beteuerten. Es wurde geschworen und um Leben und Tod das Glück gefragt, Zweikämpfe forderten hier ihr vermeintliches Recht, mit schnödem Wergeld wurde schwere Blutschuld leicht getilgt; nicht selten wurde der Unschuldige gehängt oder geächtet. Opferstätte und Opferfeier. Im heiligen Haine, an der rauschenden Quelle wurde den heidnischen Göttern geopfert. Opferplätze finden wir in unserem Heimatland gar viele. Minden, Herdecke, Hohensyburg, Hattingen, Münster und andere Westfalenorte lassen noch in lieben, alten Wahrzeichen (Steinen, Bäumen, Namen usw.) die Götterwelt unserer heidnischen Vorfahren wieder lebendig werden. — So war in Mimigernaford (Münster) Mimirs Quelle, des heidnischen Weisheitsgottes Brunnen. Aus ihm trank der Allvater Wodan und mußte dafür ein Auge lassen. Auf dem ansteigenden Horsteberg, dem heutigen Domplatze, stand der blutige Opferstein. Ihn traf später die päpstliche Verordnung: „Verbrennet mit Feuer ihre Haine, und die Götzen ihrer Götter tuet ab, vertilget ihre Namen aus demselben Ort." In germanischer Zeit, während der zwölf heiligen Nächte und im Frühling und Sommer, versammelten sich um ihn die Gaugenossen. An den uralten Bäumen klapperten alsdann die Schädel der Opfertiere, hoch loderten die Opferfeuer, und beim festlichen Schmause erdröhnte ein unbändiges Lachen. Das Blut der Opfer klebte an der heiligen Eiche. Wodan war dann zu Gaste. In Ehrfurcht und Andacht erkannten die Recken in dem Spruch der edlen Priesterin den Willen der Götter. Sie lauschten mit Spannung dem Wiehern der stampfenden Rosse und dem Wehen des Windes, um den dunklen Schleier der Zukunft zu lüften. Erft der erwachende Morgen hieß die Mannen — mit glühendem Holzscheit in der nervigen Faust — ihre heimatlichen Wohnstätten wieder aufsuchen. — Spuren dieser Opferfeste entdecken wir noch in unserem Osterfeuer, der Lambertusfeier in Münster, dempalmstocksuchen,dermar-tinsfeier in Bocholt, der Trense^) in Borken und in den bekannten Frühlings- und Erntefesten (Ostern). Die 12 heiligen Nächte der Wintersonnenwende mögen noch gefeiert werden in den Kuchenfesten unserer Münsterländer, die von Weihnachten bis zum Feste der hl. Dreikönige währen. Das Loswerfen am Opferstein klingt noch an im Bleigießen, Bretzelnbrechen und in vielen anderen Gebräuchen. Die Römer in Westfalen und die Schlacht im Teutoburger Walde (9 nach Chr.). Nach den Galliern im heutigen Frankreich sollten auch die freien Germanen sich der Knechtschaft der vordrängenden Römer beugen. Doch ihr *) Trense — ein Lichtfest.

8. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 7

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
I. Aus den ältesten Zeiten. 7 Und den weiten Opfermantel trägt sie wie im Heimatland, aber ach, die goldne Fessel schlingt sich um die weiße Hand. — „Bin ich7§ denn? Bin ich Velleda," — seufzt der schöne bleiche Mund — „die mit Göttern Zwiefpruch tauschte auf des heiligen Berges Rund, die in hoher Eichen Wipfel hohe Weissagung belauscht, welcher laut des Rheines Wirbel Siegverheißung zugerauscht? Bin ich% der mein Volk mit Jauchzen deinen Feldherrn, stolzes Rom, zugeführt als Ehrenbeute auf befreitem Lippestrom? Denn ich hatte Sieg verheißen, Sieg in Land und Wasserschlacht, und auf seiner Prunktriere ward der Prätor mir gebracht. Doch ein Tag kam — feine Schrecken kündete kein Götterwort. Weh! da scholl im heiligen Haine Waffenlärm und wilder Mord, Römerhelme — rote Fackeln — Priesterblut und Waldesbrand, und sie schleppten mich gefangen aus dem grünen Bruktrerland. — Wer vom Vaterland genommen, dem ist Licht und Luft geraubt. Wie die ausgeriffue Blume neig ich hoffnungslos das Haupt; ach, an dieser heißen Sonne welkt verdorrt mein Leben bald: wo bist du, mein dunkelkühler, ferner, schöner Buchenwald?" Sprach's und sah vom hohen Felsen sehnend in das Land hinaus. Sieh, da schritten zwei Liktoren auf sie her vom Marmorhaus. Purpur brachten sie und Goldstaub, und es folgt ein Kriegerschwarm, laut ihr winkend: doch die Jungfrau hebet streng den weißen Arm. „Komm, Velleda, steige nieder," — ruft ihr der Centurio — „heut erfüll sich deine Wahrheit, du Prophetin siegesfroh! Zögre nicht: — der Imperator harrt: — es murrt die Menge schon. — Schon vom Palatums nieder steigt Legion auf Legion; Tuben schmettern, Opfer rauchen — nur Velleda fehlet noch." „Sprecht, was wollt ihr?" rief sie ahnend und trat an das Felsenjoch. „Wie, du fragst noch? Im Triumphe ziehet heut der Feldherr ein, du in seiner Siegeskrone bist der schönste Edelstein: Du, vor Eerialis*) Wagen, bist Germaniens Symbol." „Auf, Velleda," rufen alle, „fort, hinauf zum Kapitol!" Und zum Felsen, sie zu greifen, schreitet schon der Römer vor. — Sieh, da richtet die Prophetin majestätisch sich empor; blaue Blitze sprüht ihr Auge, und im Sturm ihr Busen wallt, und die Feuerlocken fliegen um die dräuende Gestalt; und zum Himmel mit der Fessel hebt sich hoch die zornige Hand, und zertrümmert an den Felsen schleudert sie den goldnen Tand. Und die Römer sehn's mit Grauen, und sie ruft hinab ins Tal: „Ha! ich fühl% die Götter steigen zu mir nieder noch einmal! Ja sie nahn in diesem Schauer, der mich zorneskalt durchrinnt, wie daheim durch Eichenwipfel weht mit Weissagung der Wind, Nicht in meinen Ketten kehrten hohe Götter bei mir ein, aber jetzt, aus freier Seele, darf ich nochmals prophezein; *) Der römische Feldherr Cerialis brachte die unter dem tapferen Claudius Civilis aufgestandenen, von Velleda begeisterten Bataver wieder zum Gehorsam zurück.

9. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 50

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
50 Ii. Die Unterwerfung der Sachsen durch die Karolinger. Auch in St. Martin, St. Nikolaus oder St. Hubertus, die volkstümlichsten Schutzheiligen der ältesten christlichen Kirche, wurde Wodan umgewandelt. Der hl. Martin, der Apostel Galliens, galt als das Musterbild eines demütigen und menschenfreundlichen Sinnes und als großer Wundertäter. Sein Ruhm verbreitete sich auch außerhalb Frankreichs, und er wurde bei uns zum wahren Volksheiligen. Er wurde um 320 zu Sabaria, dem heutigen Stein am Anger in Ungarn, als Sohn eines Soldaten geboren und tat als Jüngling unter Konstantin und Julian Kriegsdienste. Später zog er nach Gallien, wo er sich taufen ließ und bald in den Ruf musterhafter Frömmigkeit kam. Die Sage erzählt, daß er seinen Mantel mit einem Bettler teilte, der ihm an den Toren von Amiens begegnete. In der folgenden Nacht erschien ihm Christus, mit der Hälfte des Mantels bekleidet. 375 wurde er gegen seinen Willen zum Bischof von Tours gewählt. Aus Demut versteckte er sich vor der Gesandtschaft, die ihn holen sollte, in einem Gänsestall; sein Aufenthalt wurde aber durch das auffallende Geschnatter der Gänse verraten. Weil er auf einem Schimmel reitend dargestellt wurde, erwählten ihn die Reiter zu ihrem Schutzpatron; das taten auch die Weintrinker, da der Kaiser Maximus dem Heiligen bei einem Gastmahl den Becher zuerst reichen ließ, um diesen von ihm weihen zu lassen. Der hl. Martin trat an die Stelle des Schimmelreiters Wodan, und auf ihn wurden die Martinsgänse und der Martinswein zurückgeführt. Beides waren die Hauptreize des Martinsschmauses am 10. November, wie es früher das Hauptopfer für Wodan war. Was man sonst den Göttern opferte, aß man nun selber. Auch Martini galt als Erntefest wie Michaelis, der Tag wurde nach der früheren oder späteren Beendigung der Ernte gewählt. In protestantischen Gegenden trat Martin Luther, dessen Namenstag bekanntlich der 10. November ist, an die Stelle des hl. Martin. Der hl. Nikolaus, der sich als Bischof von Myra durch große Mildtätigkeit auszeichnete, war Patron der Fischer und Kinder. An seinem Jahrestage (6. Dezember) erscheint der kinderfteundliche Heilige vermummt mit einem inhaltsschweren Korbe oder Sacke für die artigen Kinder. Der 3. November ist dem hl. Hubertus geweiht. Er ist der Schutzheilige der Jagd. Seine Darstellung mit Speer und Hundemeute erinnert an den Führer des Wodanheeres, aus dem dann das wütende Heer wurde. Der Kriegsgott Ziu wurde zum Teufel (tiufal). An die Stelle der Erdenmutter Frigga (Hulda), der Beschützerin des häuslichen Herdes, des Flachsbaues, des Spinnens und Webens, in Medersachsen „lewe Frouwen" genannt, trat unter demselben Namen die Mutter Gottes. Hulda aber wurde zu einem unheimlichen, gespensterhaften Wesen gestempelt, zur wilden Jägerin an der Spitze der schrecklichen Uuholdinnen. Sie jagt wie Odin ans weißem Rosse durch die Lüfte und reißt auch Lebende, die sich nicht auf den Boden werfen, mit sich fort. Ihr vorauf zieht die Eule Turtusel, die im Leben als Nonne durch ihr Geplärr die heiligen Chöre störte. Sogar auf Nebensächliches dehnten die christlichen Priester die Umwandlung aus. Der Rabe Wodans wurde zum Unglücksvogel, und.der rote Bart Thors, so echt deutsch er war, kam in Verruf: Rot Hör un Erlenholt waffet up ninem gauden Grund. An die Stelle der sog. Donnerbesen, die aus neuen Kräutern zusammengesetzt waren und den Blitz abhalten sollten, traten die Palmen

10. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 52

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
52 Ii- Die Unterwerfung der Sachsen durch die Karolinger. In der heiligen Zeit der 12 Nächte hielten Wodan und seine Gemahlin Frigga, die Erdenmutter, ihre feierlichen Umzüge unter den Menschen; die Priester aber verlegten in die frohe Zeit den Umzug des wilden Heeres. Der 1. Mai wurde als Hochzeitstag von Wodan und Frigga gefeiert, auf diesen Tag fiel das fröhliche Maireiten und das Anzünden des heiligen Maifeuers. Der 1. Mai wurde nun der Gedächtnistag der hl. Walpurgis, der Schwester der deutschen Apostelbrüder Willibald und Wnmibald, die ihnen aus ihrem Vaterlande England gefolgt war, um mit ihnen das Evangelium zu verbreiten. Die Walpurgisnacht war die Zeit des Hexensabbats auf dem Blocksberge. Dahin begaben sich die Sachsen, die ihrem alten Glauben treu geblieben waren. Nur im geheimen konnten sie wagen, den Göttern ihrer Väter zu dienen, da Karl der Große schwere Strafen dafür festgesetzt hatte. Die prophezeienden, helfenden und heilenden Frauen, die heidnischen Priesterinnen (Jdisen) hielten am zähesten am alten Glauben fest. Sie zogen sich in Haine, in waldige, schwer zugängliche Einöden zurück, weshalb sie Hagedisen oder Hägäsen, d. i. Haindiesen genannt wurden. Um Uneingeweihte oder Späher von den heiligen Hainen fortzuschrecken, griffen sie zu allerlei Teufelsspuk. Das brachte sie in den Verdacht, mit dem Teufel Umgang zu haben. Sie wurden als Teufelsdienerinnen, als Hexen erklärt, die den Menschen mit ihren teuflischen Zaubereien Böses zufügten und am 1. Mai auf dem Blocksberge mit dem Vater der Lüge ihren Hexensabbat abhielten. Bei Gelage, Tanz und Spiel raste der tolle Spuk bis zum Morgengrauen. Auf einem mit Schnüren bespannten Pferdeschädel wurde zum Tanz aufgespielt. (Das Roß war das dem Wodan heilige Opfertier. Haupt und Haut wurden an der heiligen Eiche aufgehängt, bei Umzügen wurde ersteres auf einer Stange getragen. Das Fleisch wurde bei der Opfermahlzeit im heiligen Hain gemeinsam verzehrt. Mit der Einführung des Christentums wurde der Genuß des Pferdefleisches mit dem Tode bestraft. Den Schimmel des Wodan, den schnellen Sleipnir, machten die Sachsen zu ihrem Wappentier. Auch die auf den Firsten der westfälischen Bauernhäuser emporragenden Pferdeköpfe sind ein heidnisches Heiligtum; sie sollten das Haus vor Wetterschaden und Krankheiten bewahren.) f. Ludgerus. Unter den Missionaren, die sich um die Bekehrung der Sachsen verdient gemacht haben, ist besonders der hl. Ludgerus (liud-ger = des Volkes Ger) zu nennen, der erste Bischof des von Karl dem Großen gegründeten Bistums Münster, damals noch Mimigardevord genannt?) Er wurde im Jahre 743 in Friesland als Sohn vornehmer christlicher Eltern geboren. Schon sein Groß- !) Mimigardeford = Mimirs Quelle. Der Göttervater Odin suchte den ur-weisen Riesen Mimir (Erinnerung) auf und verpfändete ihm ein Auge, um aus dem Quell einen Trunk urweltlicher Weisheit und dadurch Kunde von allen ur-weltlichen, gegenwärtigen und zukünftigen Dingen zu erhalten.
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