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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 6

1909 - Regensburg : Manz
6 Woher das bel der Welt? Das Protoevangelium. irdischen Schnheit der heiligmachenden Gnade, war von keiner schlimmen Leidenschaft bewegt, sein Leib stand in der Blte der Jugend, die immer whren sollte. Aber dem Menschen war die Aufgabe gestellt, seine Freiheit an dem Gebote zu erproben, das ihm Gott gegeben. Er bestand die Probe nicht, sondern fiel aus jener hohen, bernatrlichen, ge-heimnisvollen Gnadenwelt, in welche sein Schpfer ihn erhoben hatte, herab. Und da er nicht ein nur fr sich bestehendes Einzelwesen, sondern der Vertreter und das Haupt des ganzen Menschengeschlechtes war, so wurden in seinen Fall alle seine Nachkommen hinein-gezogen. Der Schuld folgte die Strafe, Gottes Zorn, Begierlichkeit, Sterblichkeit des Leibes, Herrschaft des Satans, Leiden an Leib und Seele. Der Mensch hatte sich gegen Gott erhoben; darum erhob sich nun die ganze Schpfung gegen ihn. Auch die Natur teilte den Fluch, der der ihren Herrn und König ergangen. Schn schildert Friedrich v. Schlegel das Seufzen aller Geschpfe: Noch deckt ein trber Witwenschleier Der knftigen Bollendung Feier Und Trauer hllt die Schpfung ein; Bis einst der Schleier wird gehoben, Mu ew'ger Klaggesang erhoben Bon allein, was da atmet, sein. Es geht ein allgemeines Weinen, Soweit die stillen Sterne scheinen, Durch alle Adern der Natur; Es ringt und seufzt nach der Verklrung, Entgegenschmachtend der Gewhrung, In Liebesangst die Kreatur." Damit ist auch die Frage woher das bel tu der Welt?" gelst. 3. Aber der die Ruinen des goldenen Zeitalters der Menschheit tnte ein zweites Es werde" hin; es ist das Proto-Evangelium: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen, er wird dir den Kopf zertreten und du wirst seiner Ferse nachstellen" (so die Lxx). Gott verhie den kommenden Erlser, den zweiten Adam, den Erstgebornen und das Haupt des neuen Geschlechtes, den Mittelpunkt der Weltgeschichte, die Krone der ganzen sichtbaren Schpfung. Das ganze Heidentum in der Alten und Neuen Welt," sagt Lkeu, hatte die Prophezeiung und fhrte den Ursprung derselben auf die Zeit des ersten Stammvaters des Menschengeschlechtes zurck, da am Ende eines langen Zeitraumes, nachdem die Bosheit ihren hchsten Grad wrde erreicht haben, das jetzige, eiserne Weltalter der Snde und des Elends aufhren werde und da selbst die Götter dieses Weltalters, die während desselben das Menschengeschlecht wie bse und neidische D-monen mit tyrannischer Gewalt beherrschten, werden gestrzt werden. Zu dem Ende werde am Schlsse dieses Zeitraumes ein mchtiger, weiser Held und König, entsprossen aus dem Samen des ersten Weibes, aber zugleich von himmlischer Abkunft, erscheinen, um dem Dmon das Haupt zu zertreten und aufs neue ein Zeitalter des Glckes und der Unschuld, gleich dem ersten Alter der Welt, zu begrnden." Unter den alten Kulturvlkern finden wir vor allem bei den Persern die Schilderung einer Wiederherstellung de^r Menschheit. Dann kommt die Zeit, wo sie sagen, Ahriman werde ganz vernichtet, die Erde gleich und eben und ein gemeinschaftliches Reich, von glcklichen Menschen einer Zunge bewohnt, begrndet werden," berichtet Plutarch. Nach der Anschauung der Inder erscheint am Ende des jetzigen Weltalters der Snde Vischnu unter dem Namen Kalki, alles Bse niederzubrechen und das glckliche Zeitalter wiederherzustellen,

2. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 7

1909 - Regensburg : Manz
Alter der Welt. 7 wie es am Anfang der Welt war. Bei den Chinesen ist die Idee von der Ankunft eines Heiligen seit dem 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung allgemein. Die Libyer kennen die Erzhlung, Amon habe, als er aus seinem Reiche vertrieben wurde, seinem Volke vor-ausgesagt, nach einem bestimmten Zeitrume wrde sein Sohn (Osiris) zur Welt kommen, seine vterliche Herrschaft wiederherstellen, sich zum Herrn der ganzen bewohnten Erde er-heben und fr einen Gott erklrt werden. Der griechische Prometheus spricht das Orakel aus, da einst die Herrschaft des falschen Gottes Zeus aufhren werde, und erblickt seinen Befreier Herakles in ferner Zukunft. Hermes verkndet ihm, er werde nur Erlsung, finden, wenn ein Gott freiwillig fr ihn sterbe, und dies geschieht, indem der Sohn des Chronos, Chiron, der gerechteste und weiseste der Centauren fr ihn sich opfert. Die Deutschen sehen Odin als den gefallenen, ersten Menschen an, der mit seinem Weibe tief unter der Erde verzaubert ist; aber auch er soll am Ende der Welt erlst werden. Die Mexikaner glaubten, da ihr Stammvater und wohlttiger Gott, Quetzalkoatl, einst wieder kommen werde, sie zu trsten und das frhere Glck ihnen zurckzubringen. Alle diese Sagen sind Klnge aus der Heimat des Menschengeschlechtes, die steh zu allen Nationen fortpflanzten. Alter der Welt. Wie weit liegt sie wohl zurck diese Heimat unseres Geschlechts? Man hat diese Frage durch die Fludeltas, die Dnen, Hebungen und Senkungen einzelner Lnder, das Wachsen der Torfmoore berhaupt durch Vernderungen an der Erdoberflche, die sich noch fortwhrend vollziehen, zu lsen und daraus annhernd das Alter der Menschheit zu berechnen versucht. Ihre erste Anwendung fand diese Rechnung an den Mndungen des Nil, der Rhone, des Po. Die verhltnismig sehr merkliche Zunahme der Schlammablagerungen veranlat mehrere franzsische Forscher zu der Annahme, die Bildung jener Fludeltas mge vor etwa sechstausend Jahren ihren Anfang genommen haben. Ein genaues Studium der Dnen an den Ksten Frankreichs und Hollands fhrte zu dem Schlnffe, da die Ttig' feit dieser wandernden Sandhaufen nur etwa viertausend Jahre zurckzudatieren und der gegenwrtige Zustand unserer Kontinente nicht sehr alt sei. Dagegen erhob sich in Deutsch-land und England eine mchtige Opposition, welche den franzsischen Gelehrten Parteinahme zugunsten der biblischen Zeitrechnung zum Vorwurfe machte und in ihren Berechnungen zu sehr abweichenden Resultaten gelangte. Lyell berechnet nach Angaben, die er der die Anschwemmungen des Missisippi erhielt, die Dauer der Deltabildung auf 100.000 Jahre. Sptere Beobachtungen und Messungen bewogen ihn, diese Zahl auf die Hlfte zu reduzieren und nur 50.000 anzunehmen. Als unter der Regierung des Kaisers Franz Ii. ein verstei-nerter Baumstamm aufgefunden wurde und der Kaiser zu wissen wnschte, wie lange Zeit wohl dazu gehre, um Holz in Stein zu verwandeln, erinnerte man sich an die Brcke, welche Trojan bei Belgrad der die Donau schlagen lie. Ein Holzpsahl wurde ausgegraben und es ergab sich, da in den verflossenen siebzehnhundert Jahren ungefhr V/2 cm in Achat bergegangen seien. Fr den der 2 m langen Durchmesser des ganzen Stammes wrden somit 2300.000 Jahre anzunehmen sein. So richtig die Rechnung unter sich stets gleich bleibenden Verhltnissen wre, so falsch ist sie als allgemeine Basis. In Amerika fand man versteinerte Baumstmme, an denen noch die Spuren europischer Beile zu erkennen waren. Derselbe Versteinerungsproze hatte hier nur Jahrhunderte in Anspruch genommen. ^ An hnlichen Fllen ist kein Mangel. Sie geben uns das Recht, aus der Gegenwart auf die

3. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 15

1909 - Regensburg : Manz
15 Mischen Studien" die Behauptung auf, da das Zarathustrische System dem mosaischen Monotheismus nher stand als irgend eine der vorchristlichen Religion. In der Tat werden dem Ahura-Mazda nicht blo in dem ziemlich spt geschriebenen Zend Avesta, sondern auch in den weit lteren Keilinschriften des Darius, Xerxes und Artaxerxes alle Prdikate des einen, wahren Gottes beigelegt. Da der Homerische Gott er Himmel nur einen Abfall von einer reineren Gottesidee darstellt, geht schon aus dem Mythus von der frheren Herrschaft des Chronos und seiner Entthronung durch Zeus hervor. In dieser frheren Periode ist das Gtterwesen hchst einfach, ein Gott des Himmels und der Erde und seine Gemahlin Rhea. Aber auch das Heer der olympischen Götter verdrngte Sie Idee des wahren Gottes nicht gnzlich. Zwar sind diese Götter nur idealisierte Menschen, mit allen menschlichen Leiden-schaften ausgestattet; daneben wird aber an zahlreichen Stellen ihre Allmacht, Allwissenheit usw. ausgesprochen. In entscheidenden Augenblicken, wo das menschliche Herz bis in seine Tiefen erregt wird, scheinen die Griechen Homers pltzlich alle mythologischen Metaphern wegzuwerfen und in die wahre Religion zurckzufallen. Selbst die Stellung, welche die olympischen Götter alle zu Zeus einnehmen, weist auf eine monotheistische Gottesidee hin. Er ist der Vater der Götter und Menschen". An den Gott im innersten Grunde des Herzens knpfen denn auch alle Bestrebungen zur Verkndigung oder Gewinnung einer reinen Gottesidee an, die orphischen Snger, die Tragiker mit ihrer unvershnlichen Gerechtigkeitsidee, die Philo-sophen der Somatischen Schule. Die Rmer schlieen sich in ihrer Gtterlehre aufs engste an die Griechen an, nur da die Oberherrlichkeit des Jupiter Optimus Maximus, des eigentlichen Staatsgottes, noch deutlicher hervortritt als die des Zeus. Auch die klassischen Schriftsteller wissen nur ^von einem numen coeleste. Von der grten Wichtigkeit ist eilblich das bekannte Zeugnis Ter-tnllians der seine heidnischen Zeitgenossen betreffs der allgemeinen berzeugung von der Einheit Gottes. Wenn sie in Not. sind," sagt er, rufen sie nicht ihre Götter, sondern Gott an und beweisen somit die anima naturaliter christiana." Den Germanen ist Gott ein geheimnisvolles Etwas" secretum illud, quod sola reverentia vident, wie Tacitus sagt. Die Heiligkeit seines Namens geht aus der Auwen-dnng desselben als heilige Rune hervor; beim Einritzen der Runen auf das Schwert mute sein Name zweimal geschrieben werden. Auch in der ausgebilbeten gtterreichen Mythologie der Germanen ist das Bewutsein der einheitlichen Gottesibee nicht untergegangen, ba Woban nicht blo der oberste Gott ist, sonbern ihm auch solche Attribute beigelegt werben, welche nur dem einen, wahren Gott zukommen, wie schaffenbe, segenspenbenbe Macht, Obhut der die natrliche und menschliche Ordnung. Von den Chinesen kann Heute als sicheres Resultat der neueren Forschungen angesehen werden, was der bedeutende Sinologe Viktor v. Strau in den Worten ausspricht: Immer haben die Chinesen nur eine' weltbeherrschenbe hchste Macht verehrt, immer waren sie Mono' theisten und der Polytheismus war ihnen bis in die ltesten Zeiten hinauf gnzlich unbekannt." Bei den semitischen Volksstmmen knnen wir ans der bereinstimmung des Gottes-narnens auf eine ursprngliche Gleichheit der Religion, speziell auf deren monotheistische Gestalt, wie sie sich rein nur in den Israeliten erhatten hat, einen Schlu ziehen. Dieser Name ist El, der Mchtige, babylonisch Jlu, arabisch Allah. Auf die neuesten Forschungen gesttzt, erklrt Delitzsch, ba die lteste Namensform bei Assyriern, Kanaanern und Arabern gewi das bnrch anbetthall) Jahrtausenbe v. Chr. zu verfolgenbe babylonisch-assyrische Jlu ist, welches nur in ganz besonderen Fllen als Eigenname eines speziellen Gottes gebraucht wird, sonst stets, wie das hebrische El, allgemein Gott bedeutet. Bei den alten gyptern

4. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 29

1909 - Regensburg : Manz
Die Pyramiden. 29 3. Etwa zwei Meilen westlich von Memphis erhebt sich ein des und einsames Felsplatean gegen 33 m der dem blhenden Tale. In diesem Felsenboden, welcher das fruchtbare Land von der Wste scheidet, bargen die Memphiten ihre Toten. Hier waren sie in Grabkammern, welche in das Gestein gehauen oder, wo der Boden lockerer war, ausgemauert wurden, vor den berflutungen des Nils sicher. Die Toten im Westen der bewohnten Orte zu bestatten, war Sitte der gypter. Der Westen, wo die Sonne sinkt, wo sich jenseits der libyschen Berge die unendliche, von undurchdringlichen Sandmassen bedeckte Wste ausdehnt, gehrte nach ihrer Anschauung den Gttern des Todes und der Unterwelt. Auch die Könige suchten auf dieser Felsplatte ihren Ruheplatz; sie vor allen nahmen aus die Festigkeit und Dauer ihrer Grber Bedacht. Die Sttte, wo ein Kuig ruhte, sollte kniglich bezeichnet und weithin sichtbar, seine Grabkammer schwerer zu erffnen, seiu Grabmal vor allen andern aus-gezeichnet sein. Als groartige Form fr ihre Grber whlten sie die Pyramide. Zwei geometrische Figuren bestimmen den ganzen Krper der Pyramide, das Viereck und das Dreieck. Schon bei den gyptern war das Visreck das Symbol der Welt, die Signatur alles Geschaffenen. Die vier Weltgegenden, die vier Winde, die vier Elemente legen diese Symbolik so nahe, da sicher nicht erst Pythagoras ihr Erfinder ist. Die Dreizahl aber ist die uralte Signatur der Gottheit. Plutarch berichtet ausdrcklich, da das Dreieck die gra-phische Darstellung der Gttertrias Osiris, Isis und Horus gewesen sei. So treten denn in der Pyramide Menschliches und Gttliches, Irdisches und Himmlisches in Konjunktur oder strebt vielmehr das Irdische und Menschliche zur Gottheit empor. Fest, breit und schwer lagert das nach den vier Himmelsgegenden orientierte Viereck auf der Erde, aber die Spitze, vom Sonnenglcinze umflossen, strebt wie eine zum Himmel aufsteigende Feuerflamme zu Gott. Die Schpfung, emporstrebend zum Schpfer und in ihm ihr Ziel und ihren Endpunkt fin-dend, das Menschliche, durch Gottes Hilfe emporwachsend zum Himmel und einmndend in gttliches Leben, das ist die groe Idee, welche in' der Pyramide ihre unvergngliche Ver-krperuug gefunden hat. Die Pyramiden sind Erzeugnisse des Todesgedankens, ja, aber auch der Lebenshoffnung; sie sind Werke von sterblichen Menschen, ja, aber unsterblich, weil aus dem Gauben an die Unsterblichkeit, aus glubigem Anschlu an die Gottheit hervorgegangen. Es ist ein schnes Wort von Schubert: Die Kraft der Eindrcke der Pyramiden kommt nicht aus dem Gewicht und dem Umfang der hier aufgehuften Werkstcke, sondern sie beruht auf dem Gedanken, den der Geist des Menschen verstndlich in das Werk der leiblichen Hnde gelegt hat; dieser Gedanke heit Ewigkeit." In ihrer Art ist die Pyramide ein so krftiges Sursum corda wie die christlichen Trme, eine Mahnung der Menschheit der Urzeit an die spteren Generationen. Etwa siebzig Pyramiden liegen in langer Reihe von Sden nack) Norden auf dem kahlen Plateau; von einigen sind nur noch die Fundamente und wenige Trmmer vorhanden; aud) von den grten und dauerhaftesten sind die Spitzen und mindestens ein Teil der Be-kleidnng verwittert, herabgefallen oder herabgebrochen, da die Araber spterhin diese Denkmler als Steinbrche bentzt haben. Drei von diesen Pyramiden sind im Kern wie in den Gngen aus rohen Steinblcken gebildet; ihre verwitterte Bekleidung bestand aus Kalksteinquadern. Die zweite dieser Pyramiden steht auf etwas hherem Felsboden, das Mauerwerk ist schlechter gearbeitet als an der grten, die Grabkammer liegt unmittelbar unter der Grund-flche des Baues. In deu Bodeu dieser Kammer war ein einfacher Sarkophag von Granit eingelassen ohne Inschrift. Aber in den umgebenden Grbern ist wiederholt der Name des Knigs Cha'fre gelesen worden. Die Griechen nennen den Erbauer dieser Pyramide Chefren; sie war ohne Zweifel das Grabmal, welches sich König Ehafre erbaut hatte.

5. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 33

1909 - Regensburg : Manz
Ein hchstes Wesen. Emanationen. Tierdienst. 33 verzweigten. In einer Handschrift, die 20 Jahrhunderte jnger ist als die Sprche der Weisheit des Prinzen Ptahhotep, tritt uns dasselbe hchste Wesen entgegen: Erhalte dir die Scheuer, welche dein Gott dir geschenkt hat"; Gott offenbart die Wahrheit"; erzrne nicht deine Mutter, damit sie nicht ihre Hand erhebe zu Gott, auf da er erhre ihre Klage"; dein Auge schaut die Werke Gottes". Eine beraus merkwrdige Inschrift auf einer der Tren in der Auenmauer des Tempels von Edfu fordert die eintretenden Priester auf, in leiblicher und geistiger Reinheit der Gottheit zu nahen; ein jeder, welcher einzieht in dieses Tor, bewahre sich davor, einzuziehen in Unsauberfett, darum weil Gott die Reinheit lieber hat als Millionen von Reichtmern und als Hunderttausende von Goldstcken. Seine Genugtuung findet er in der Wahrheit, er ist durch sie befriedigt und er findet sein Wohlgefallen an der vollendetsten Reinheit". Diese Blumenlese aus den Inschriften, welche sich der das Wesen des einen Gottes aussprechen und ihm eine Reihe von Eigenschaften zuschreiben, wie sie des allmchtigen Schpfers des Himmels und der Erde wrdig sind, lieen sich um ein Erhebliches vermehren. Allein allmhlich setzten die gypter dieses eine geistige und ewige gttliche Wesen, das von Anfang an bestand und die endliche Schpfung durch seinen Willen und sein Wort ins Leben rief, als eine Weltseele in die Welt und lieen davon alle Teile derselben wie die Glieder des kosmischen Leibes durchdrungen werden. Die schaffende und erhaltende Kraft dieser Weltseele lste sich in eine Reihe von Emanationen hheren und niederen'grades auf, welche als Götter bezeichnet wurden und den eigentlichen Inhalt der Mythologie in sich fate. Aus der Wurzel und dem Stamme einer reinen Gottesidee entsprossen, bildeten sich die ste und Zweige eines mythologischen Baumes, dessen Bltterwerk, eine formelreiche, mythische Sprache, sie in ppiger, fast undurchdringlicher Flle verhllte. Der Gottesname Nuter" bezeichnete die ttige Kraft, welche in periodischer Wiederkehr die Dinge erschafft und erzeugt, ihnen neues Leben verleiht und die Jugendfrische zurckgibt. Der Inbegriff dieses Wortes deckt sich daher vollstndig mit der ursprnglichen Bedeutung des lateinischen natura. In diesem Sinne gewinnen die Gtternamen der gyptischen Mythologie ihr klares und deutliches Verstndnis. Amon, von dem Stamme ama verborgen, versteckt sein", bezeichnete die im verborgenen unsichtbar wirkende Kraft der Natur, Chnun und Ptah die bildende oder formende Kraft im ewigen Kreislauf der Dinge, Usiris (Osiris) die periodisch ttige Kraft der Sonne. Die lteste und unterste Stufe der Religionsgestaltung gyptens bildete der Tierdienst. Als Augenzeuge erzhlt Diodor der die Pflege der heiligen Tiere: Man hlt diese Tiere in heiligen Gehegen und viele vornehme Männer pflegen sie und reichen ihnen die kstlichste Nahrung. Sie versorgen sie bestndig mit Brei, ans Semmelmehl oder Weizengraupen und aus Milch mit allerlei Backwerk und Honig bereitet, mit bald gesottenem bald gebratenem Gnsefleisch. Den fleischfressenden Tieren fangen sie Vgel, die sie ihnen in Menge vor-werfen. berhaupt verwenden sie auf die Wartung derselben viel Geld und Mhe. Immer sind sie beschftigt, ihnen warme Bder zu geben, sie mit den herrlichsten Salben einzureiben und mit allerlei Rucherwerk sie zu beruchern. Mit groen Kosten bereiten sie ihnen prchtig geschmckte Lager. Stirbt ein solches Tier, so gebrden sie sich, als ob sie ein ge-liebtes Kind verloren htten, und veranstalten ein bermiges Leichengeprnge." Die Tiere wurden einbalsamiert. Zahllose Tiermumien werden heute noch in gypten gefunden, das Museum zu Leyden besitzt Mumien von Hundsaffen, Hunden, Katzen, Hasen, Ibissen, Kroko-dileu, Schlangen und Fischen. Die hchste Verehrung geno der Apisstier. Apis war eine Inkarnation des Ptah, Schppner-Knig, Charakterbilder. I. 4 Aufl. Z

6. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 34

1909 - Regensburg : Manz
34 Grund der Tierverehrung. Unsterblichkeitsglaube. der im Memphis als Hchster galt. Er war auch Osorapis, d. h. Osiris-Apis. Da nmlich in Memphis der alte lokale Gott Ptah als das urschpferische Wesen den Sonnengott Ra erzeugt hatte, Osiris aber als die vorzugsweise der unteren Welt zugekehrte Seele des Ra im Grunde mit diesem identisch war, so konnten die Priester behaupten, ihr Apis sei das entsprechende, schne Bild der Seele des Osiris. Darum war tiefe Trauer im Lande, wenn er vor der bestimmten Zeit starb. Die Priester suchten nun emsig ein Kalb, das am Leibe ausgezeichnete Merkmale hatte; es mute ganz schwarz sein, ein Bild des zunehmenden Mondes auf der rechten Seite, einen viereckigen, weien Fleck auf der Stinte, zweifache Haare am Schweife und ein Kferbild auf der Zunge haben. Hatten die Priester einen Apis gesunden, so wurde er erst nach Nilopolis gebracht, wo er 40 Tage seinen Aufenthalt hatte. Dann ward er auf einer Gondel eingeschifft, die ein vergoldetes Zimmer fr ihn hatte, und als Gott nach Memphis in das Heiligtum des Ptah geleitet. An groen Festen wurde er in feierlichem Aufzug umhergefhrt, Diener machten ihm Platz/ Knaben sangen Loblieder auf ihn. Sein Geburtsfest wurde jhrlich sieben Tage hindurch gefeiert und während desselben an einer gewissen Stelle eine goldene und silberne Schale in den Nil versenkt. Hatte der Apis sein 25. Jahr erreicht, so wurde er in den Nil gestrzt. Worin der eigentliche Grund der Tierverehrung lag, lt sich schwer nachweisen; schon die Alten haben darber verschiedene Vermutungen aufgestellt. Herodot fhrt die Vor-teile an, welche die Tiere den Menschen bieten. Auch Plutarch und Cicero leiten daraus die Sitte des gyptischen Tierknltns ab. Andere versuchten dieselbe astronomisch zu deuten; die gypter htten nmlich die Teile der Sonnenbahn durch Bilder verschiedener Tiere bezeichnet und so sei der Zodiakos entstanden. Der Stier Apis sei ein Bild des himmlischen Stieres, der Widder in Theben ein Bild des Widders am Himmel. Da einzelne Tiere nur in ge-wissen Bezirken fr heilig galten, in andern nicht, mag sich daraus erklären, da jeder Nomos und jede grere Stadt ihre besondern Tempel und Gottheiten besaen. Dieser partikulari-sttsche Zug prgte sich auch im Tierknltns aus. Ob auch die Priesterschaft den Glauben an den verehrungswrdigen Charakter der Tiere teilte, wer mchte es bestimmt behaupten? Merkwrdig wenigstens wrde nach dieser Ansicht der Bericht Plutarchs klingen, die Priester htten bei dem Ausbruch von Seuchen und sonstigen Landplagen, die sie gttlichem Einflsse zuschrieben, die heiligen Tiere an einen dunklen Ort gefhrt und ihnen dort Schrecken eingeflt; habe aber dieses nichts gentzt, so htten sie dieselben geschlachtet und geopfert, was man jedoch wohlweislich der Menge verheimlicht habe. Dem Bewutsein eines Zusammenhanges mit der bersinnlichen Welt entsprach der Glaube der gypter an die Unsterblichkeit der Seele. Der Glaube, da die mensch-liche Seele nach dem Tode, wenn sie als bse erfunden werde, während einer Sothisperiode von 3000 Jahren durch die Krper von Tieren wandeln msse, um dann wieder in einen menschlichen Leib einzugehen, lag den Hadesvorstellungen der gypter und ihrem Verfahren mit den Toten zugrunde. In den Abbildungen des Totengerichts, die sich in Rollen finden, welche man den Verstorbenen mit in das Grab gab, erscheint Osiris als Mumie, mit Binden umwickelt, und mit Krone, Geiel und Krummstab, den Zeichen seiner Wrde. Drei andere Götter sind bei dem Gerichte beschftigt; der erste von ihnen ist der schakalkpsige Anubis, der zugleich Grabeshter ist. Er ist an der einen Schale der Wage, auf der die Handlungen des Verstorbenen gewogen werden, ttig, während der sperberkpfige Horus das Richtlot ein der Wage reguliert und Thot mit dem Jbiskops, der gyptische Hermes Psychopompos, das Ergebnis aufzeichnet. An ihn wird in den Totenbchern die Bitte gerichtet, da er die Verstorbenen rechtfertigen mge. Osiris hat 42 gttliche Beisitzer, vor deren jedem der Verstorbene

7. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 55

1909 - Regensburg : Manz
Die Götter der Vedalieder. Da die Sprache dieser Bcher eine feinere, gebildetere ist als die gewhnliche Volkssprache, versteht der sechsjhrige Knabe gar nicht den Inhalt dessen, was er lernt. Die Erklrung wird ihm erst nach einigen Jahren gegeben. Um die Buchstaben zu schreiben, gebraucht man einen kleinen, spitzen Pinsel. Anfangs werden die Buchstaben nach Vorlagen durchgepaust, spter macht man freie Schreibbungen. Es gibt Buchstaben, wie z. B. das Wort tscho = geschwtzig, die der 60 kleine Strichlein haben. Chinesen, die schn schreiben, sind selten und werden darum viel bewundert. Die Religion der Inder. 1. Die Religion der Vedalieder. In der Religion der Inder sind vier Formen zu unterscheiden: die Religion der Beda-lieber, der ltere Brahmanismus, der Buddhismus und der neuere Brahmanismus. Unter den Vedaliedern versteht der Hindu Sammlungen von Liedern fr seinen gottes-dienstlichen Gebrauch. Der Name Beda kommt wahrscheinlich daher, da in den Erklrungen der Opferzeremonien ein stehender Ausdruck ist ya evam veda d. h. wer solche Erkenntnis hat (der tut das und das). In diesen Liedern erscheint Jndra, der Herr des Himmels und der Erde, als der gewaltigste Gott; allein auch Varuna, dessen Name dem griechischen Uranos entspricht, geniet neben ihm groe Verehrung und beide gehen auf Djaus zurck. Jndra wird Djaus' Sohn genannt und Varuna ist eine jngere Nebenform des Djaus. Dieser ist die letzte Potenz", hinter der nichts Hheres, allgemeiner Umfassendes zu denken ist, das Alpha und Omega der Gtterwelt. Doch kennen die Vedalieder noch eine aller-hchste vor- und berweltliche Gottheit, zu deren Bezeichnung alle Namen unzulnglich sind. So heit es in einem Hymnus des Rigweda: Jndra, Mythra, Varuna, Agni (Gott des Feuers) haben sie es genannt . . was nur Eines ist, haben die Weisen vielfach benannt." Als den Einen, Jenseitigen, Seienden, Ungebornen, Geheimnisvollen preist ihn das-selbe Lied, der als unser Vater, Erzeuger, als Weltordner alle Schpfungen und Wesen kennt, von dem allein die Götter ihre Namen haben, den alle andern fragen." In einem andern Hymnus wird die verborgene Gottheit als Tat" d. h. dieses, als Tapas, heilige Inbrunst, und als tman, Geist, bezeichnet. Nicht das Nichtseiende war, nicht das Seiende damals, nicht war der Raum noch der Himmel jenseits des Raumes. Was hat all dies so mchtig eingehllt? Wo, in wessen Hut war das Wasser, das unergrndliche, tiefe? Nicht der Tod war da noch auch Unsterblichkeit damals noch war ein Kennzeichen des Tages und der Nacht; von keinem Winde bewegt atmete einzig das Tat in gttlicher Wesenheit; ein anderes auer ihm gab es nicht." Von den elf Gttern des Himmels stehen Srya und Savitri in der Herrlich-keit und im majesttischen Glnze der Sonne vor den ehrfurchtsvollen Augen der alten Hindus, während sie in Pschan die wohlttige Wirkung der Sonnenstrahlen sich vergttert dachten, hnlich wie Uschas, welche die Nacht vertreibt und das Tor des Himmels ffnet, die Farbenpracht, die Agtnn Hinwiederum die Heilkraft des anbrechenden Tages in gttlicher Gestalt darstellten. An der Spitze der elf Götter der Luft steht Jndra. Zwei rote Rosse mit goldenen Mhnen und Haaren mit Pfaufedern tragen ihn im goldenen Wagen wie den Habicht seine Flgel. Seinen Donnerkeil hat ihm der Knstler des Himmels Tvaschtri gefertigt, golden oder eisern, viereckig oder hunderteckig, hartknollig. Zu allen seinen groen

8. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 139

1909 - Regensburg : Manz
Doppelsinnige Antworten. Die Olympiaden. 139 dem delphischen Gott unterschoben worden sind, so geschah dies eben, weil hier Tuschung so so leicht war und weil solche doppelsinnige Antworten in der Tat hufig gegeben wurden. Solange die glubige Stimmung in der Nation vorherrschte, pflegte ohnehin griechischer Witz und Scharfsinn immer noch zum Schlsse eine Deutung auszuklgeln, welche die Wahrhaf-tigkeit des Orakels in Sicherheit stellte, wie z. B. als die Pythia den Athenern verheien, da sie alle Syrakusaner gefangen nehmen wrden; nun fiel ihnen zwar nur eine Namens-liste des syrakusanischen Heeres in die Hnde, damit war aber doch das Orakel erfllt. Eben-so gutmtig legten die Phoker, als ihre auf den Spruch des Orakels nach Korsika unter-nommene Wanderung unglcklich ausgefallen, die Schuld der Tuschung nicht dem Gott, sondern sich selbst zur Last, weil sie den Namen eines Heros (Kyrnos) fr den einer Insel genommen htten. Oft machte sich auch die Pythia die Sache leicht, wie wenn sie den Spar-tanern in einem Kriege den Sieg unter der Bedingung verhie, da sie ihn mit allen Krften fhrten. Welchen Ausgang auch der Krieg nehmen mochte, das Orakel blieb unantastbar. Die olympischen Spiele. Das bedeutendste unter den Gesamtfesten des hellenischen Volkes waren die olympischen Spiele, die auf der kleinen Ebene von Olympia im heiligen Haine Altis gefeiert wurden. Die ganze Landschaft schien ein Garten der Götter und heit mit Recht bei Pindar ein Hain des Zeus. Dichte Wlder umschatteten helle Bche und blumenreiche Ufer, wo berall Tem-pel und Hermen und Statuen emporragten. Olympia selbst schien der Mittelpunkt alles Heiligen zu sein wie der Tempel des Zeus der Mittelpunkt von Olympia. Strabos Mei-nnng zufolge begrndete ein spter verstummtes Orakel den Ruhm des Heiligtums. Die Ein-tichtimg der Spiele, wie sie in historischer Zeit bestand, wird auf Jphitos von Elis zurck-gefhrt. Etwa ein Jahrhundert spter, 777, war Koroibos von Elis Sieger im Stadion und seit diesem Jahre fhrte man ein ununterbrochenes Verzeichnis der Sieger in den olym-pischen Spielen, was zur Zeitrechnung nach Olympiaden Veranlassung gab. Diese Olympiadenrechnung blieb aber trotz ihrer Vorteile fr die Feststellung der Epo-chen rein literarisch. Sie wurde weder auf Mnzen gebraucht noch im brgerlichen Leben und kam erst in Aufnahme, als Griechenland lngst seinen Herodot und Thukydides gehabt hatte. Erst der Geschichtschreiber Timus aus Tauromenium in Sizilien schuf im Anfange des 3. Jahrhunderts v. Chr. eine fr die Chronologie brauchbare ra, welche mit 776 beginnt und so weiter gefhrt wurde, da nach je vier Jahren eine neue Olympiade anfing und innerhalb einer jeden Olympiade die vier Jahre gezhlt wurden. Der lteste der uns erhaltenen Geschichtschreiber, welcher die Olympiadenrechnung angenommen hat, ist Polybins. Will man das Jahr der christlichen Zeitrechnung 'finden, welches der ersten Hlfte eines ge-gebenen Olympiadenjahres entspricht (denn die Olympiadenjahre beginnen im Sommer), so vermindert man die Zahl der gegebenen Olympiade um 1, multipliziert den Rest mit 4, addiert dazu die um 1 verminderte Anzahl der Jahre der laufenden Olympiade und zieht die Summe von 776 ab. Die Schlacht bei Plat ist z. B. im Boedromion der Ol. 75, 2 geschlagen; also 74 X 4 = 296; 296 -f 1 = 297; 776297 = 479. In der Zeit der hchsten Blte standen die olympischen Spiele unter der Leitung der Eleier. Elis bestimmte die Zeit und ordnete die Kampfweisen an; Priester des Zeus verkndeten zur Zeit der be-vorstehenden heiligen Spiele die Ruhe von den Waffen und die Spenden; sie waren die Herolde des Festes und entsprachen vllig den lateinischen Fetialen. Aus jeder eleischen Phyle

9. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 142

1909 - Regensburg : Manz
142 Der Wettlauf. Das Pentathlon. Die musischen Kmpfe. Der Sieger. und ebenso von dieser auf die oberste Flche des Altars, der von Frauen nicht betreten werden durfte. Bis Mitternacht dauerten die Opfer, von denen sich die Menge gleich zu den Spielen begab, die mit dem frhen Tage begannen. Diese waren weder der Ordnung noch der Zahl nach immer gleich. Sie wurden erweitert und beschrnkt je nach den Um-stnden. An dem bestimmten Tage erschienen die Hellanodiken, im Purpurgewand und mit Lorbeerkrnzen geschmckt, an der Spitze der Kmpfer auf dem Platze. Jeder der Athleten war vorher genau geprft worden und hatte geschworen, da er sich mindestens 10 Monate vorher gehrig vorbereitet habe. In Elis selbst waren noch 30tgige Vor--bungen vorausgegangen. Am Altar des Zeus Horkios schwuren sie, sich keine Unredlich-keiten zuschulden kommen zu lassen. Alle Anhhen rings waren mit Zuschauern besetzt; anfangs standen diese, spter saen sie auf amphitheatralisch sich erhebenden Sitzen. Zuerst fing der Wettlauf an. Die Herolde fhrten die Kmpfer in die Bahn, riefen die Namen der einzelnen und ihrer Gemeinden aus und fragten, ob einer der Anwesenden gegen irgend einen von ihnen eine Anklage vorbringen knne. Wurde eine Anschuldigung laut, so eut-schieb der Hellenenrichter sogleich der Zulassung oder Ausschlieung. Dann wurde eine silberne Urne mit den Losen gebracht; jeder betete, ehe er sein Los zog. Die gleichen Buchstaben bestimmten die Reihen der Kmpfer. Nun mahnt der Hellanodikes: Der Kampf beginnt! stellt euch zur Entscheidung! des Sieges Ziel wird Zeus verleihen." Die Trompete ertnt, das ausgespannte Seil fllt, 35 Wettlufer, bei grerer Teilnehmerzahl wohl je 4, durcheilen das Stadion, die Arme entweder fest mit den Ellenbogen an hie Brust geschlossen oder stark und beinahe taktmig schwingend. Jeder strebt, die gestellte Aufgabe zu bewltigen. Je nach der Lnge des zu durchmessenden Weges unterschied man 4 Arten, den einfachen Lauf (Stadion), den Doppellauf (Diaulos), den Rolauf (Htpptos Dromos) und den Dauer-lauf (Dolichos). Der einfache Lauf betrug die Lnge der Rennbahn. Die neuesten Unter-suchungen in Olympia, bei denen wenigstens die Ablauf- und Zielschranken freigelegt wurden, ergeben den Abstand beider zu 192,27 m. Beim Doppellauf wurde dieselbe Strecke wieder zurck, also zweimal durchlaufen. Beim Rolaus lief man zweimal hin und zurck, was die Lnge des Wettrennens zu Pferd ausmachte; daher auch der Name. Wie groß die Strecke des Dauerlaufes war, darber lauten die Nachrichten verschieden, indem 7, 12, 20 und selbst 24 Stadien dafr angegeben werden. Die Sieger muten wieder miteinander Wettlaufen, bis einer alle besiegt und als Stadionikes ausgerufen wird. Die Einfhrung des Pankration und Pentathlon, des Fnfkampfes (Sprung, Lauf, Diskos-, Speerwurf, Ringen) brachte die einzelnen Preise fr die einzelnen Kampfarten in Vergessenheit. Am reichsten und prchtigsten waren die Wettkmpfe zu Wagen und zu Pferde, an denen Könige mit ihren Gespannen von Pferden und Maultieren Anteil nahmen; aber durch viele Beispiele ist auch bekannt, welche Gefahren gerade dieser Wettkampf mit sich brachte. Wettkmpfe zu Wagen gingen denen zu Pferde voraus. An diese gymnastischen Agonen schlssen sich die musischen an, Kmpfe der Flten-spieler. Marmorinschriften erwhnen auch Sieger im Spiel der Kithara. Da noch andere Wettkmpfe, durch Darstellung szenischer und Vorlesung geschichtlicher Werke, aufgefhrt wurden, ist ans Enripides und aus Herodots Leben bekannt. Jedem Sieger siel eine Palme zu, doch erst am sechsten Tage der wahre Preis, der Olkranz vom heiligen Baume, um den man mit eiferschtiger ngstlichkeit sich beneidete, um welchen Fürsten buhlten und der reichlich die wertvolleren Preise der altem heroischen Zeit, die Dreife, Kessel, Kleider usw. durch den Ruhm ersetzte, den er einem Geschlechte, einer Stadt und einem Lande brachte. Denn war der heilige Sieger laut ausgerufen und mit

10. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 143

1909 - Regensburg : Manz
Nationalliteratur. 143 dem lzweige durch einen der Hellanobiken geschmckt, in prchtigen Gewnbern durch das Volk gefhrt toorben und von ganz Griechenland zu unvergleichlicher Ehre erhoben, so feierten feine Genoffen zu Olympia und anberwrts im Bezirke des Heiligtums noch am Abenbe des gewonnenen Sieges mit Aufzug und Gesang beim Gelage das allen geworbene Gluck. Skolien und anbere leichtere Weisen, wie sie der Augenblick den Freunden des Gefeierten eingeben mochte, oder stehende Siegeslieder verherrlichten diese Abendfeier nach beendeten Kampfspielen. Feierlicher noch waren die Feste, womit der Sieger bei der Ankunft in der Heimat empfangen ward. Städte, die durch feine Vorfahren auf ihn Anspruch hatten, wetteiferten mit seinem wirklichen Wohnorte und Festgesnge begrten ihn, wo er, bekleidet mit dem Pnrpurgewanbe, auf einem von vier weien Roffeu gezogenen Wagen mitten durch eine jubelnde Volksmenge feinen Einzug hielt. Ja, es war alter Brauch, vorher ein Stck der Stadtmauer niederzureien, weil eine Stadt, die solche Kmpfer erzogen, keiner Mauern be-drfe. Kehrte die Zeit der Spiele zurck, wo der Kranz gewonnen worden war, so wieder-holte man in der Heimat die Siegesfeier oder lie bei groen einheimischen Festen den Ruhm des Siegers auch noch nach langer Zeit durch den Chor darstellen. Auer diesen Triumphen, welche Piudars Siegesgesnge verherrlichten, brachte der Kranz noch andere zeitliche Vorteile, Freiheit von allen ffentlichen Abgaben, Geldbelohnungen, die in Athen schon Solons Gesetzgebung festsetzte, Speisung im Prytaneum, Statuen, die, wenn ein Kmpfer dreimal gesiegt hatte, ihn dem Volke vor Augen hielten usw. Die Freube der Griechen an Festen sicherte den olympischen Spielen auch bei allem Wechsel der uern Verfassung eine ehrenvolle Fortbauer. Noch zu Neros Zeit war der Ruhm, den ein Sieg bort verschaffte, dem Weltgebieter eine wnschenswerte Ehre und zu Kaiser Juliaus Zeiten waren sie hochgefeiert. Athen und Perikles. 1. Die griechische Literatur war anfangs gemeinschaftliches Eigentum der verschiedenen Stmme; bald dieser bald jener bildete sich je nach seinen Naturanlagen und Neigungen in der einen ober andern Gattung mit besonderem Gefallen aus. Auf diese Art gingen von Milet in Jonien, von den olerrt auf der Insel Lesbos, von den Kolonien in Grogriechenland und Sizilien ebenso wie von den Griechen des Mutterlandes mchtige Impulse aus, wodurch neue Weisen der Poesie und Redekunst geschaffen, Phantasie und Erfindungsgabe auf neue Bahnen gelenkt wurden. Was aber Gelungenes und in seiner Art Vortreffliches daraus erwuchs, blieb von den Zeiten der homerischen Poesie an kein ausschlielicher Besitz des einzelnen Stammes, wie etwa Volkslieder in einem bestimmten Dialekt bei alten und neuen Vlkern nur dem Volksstamme, welchem dieser Dialekt angehrt, bekannt geworden sind; bei den Griechen hatte sich zeitig eine Nationalliteratur in dem Sinne gebildet, da alles, was irgend ein Teil der griechischen Nation, in welchem Dialekt auch immer, Schnes geschaffen hatte, mit lebhafter Begierde und neidloser Freude von allen Griechen genossen wurde. Die sen Lieder der lesbischen Sappho regten ungeachtet ihrer fremben, olifchen Munbart das Herz des attischen Solon noch in seinem hhern Alter tief auf; die Philosophen der Forscher zu Elea in notrien erregten balb die Aufmerksamkeit des in Milet und Athen lebenben Anaxagoras, woraus man abnehmen kann, ba hervorragenbe Schriftwerke sich bamals schnell durch Griechenland verbreiteten. Auch pflegten schon frher die Dichter und Weisen gewisse Städte in Griechenland aufzusuchen, welche beinahe wie ein Theater angesehen wurden, wo
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