Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der Reformation - S. 100

1834 - Leipzig : Dürr
' , 100 Die Husslten. Reliquien sogar mitfüßen trat, und die Ablaßbriefe verbrann te. Als ein Bauer eifrig Holz zum Scheiterhaufen trug, sagte Hieronymus: „O heilige Einfalt, wer dich betrügt, hat tau- sendfältige Sünde." Andre behaupten, Huß habe dieß gefügt. ■ Die Böhmen wurden über diese Treulosigkeit äußerst er- bittert, das Concklium wurde verlacht, die Anzahl derjenigen, welche den Kelch bei dem Abendmahl gebrauchten, immer größer, und der König Wenzel, der ausgemächlichker'lölicbe gar nichts für Huß gethan hatte, immer verächtlicher. Nach dessen Tode i4i9 sollte Siegmund König werden, aber da man gegen ihn allgemein aufgebracht war, so begann der schauderhafte Hussitenkrieg (i42o — i456), wo die Hufsitcn die schrecklichste Rache durch Brand und Mord au den Katho- liken verübten, besonders unter dem einäugigen, aber doch scharf sehenden Anführer Ziska, der die kaiserlichen Heere mehrmals schlug. Da aber die Verständigen wohl sahen, daß hier nur allgemeines Sengen und Brennen, Rauben und Morden zu erwarten scy, so vereinigte sich der böh- mische Adel mit den Prager Einwohnern; sie verlangten hauptsächlich den Kelch (Calix) im Abendmahl, da man zu Costnitz dessen Gebrauch nun auch öffentlich untersagt hatte; ferner den Gebrauch der Landessprache beim Gottesdienste, und die Beschränkung und Verbesserung der geistlichen Macht. Diese Hufsitcn hießen Calixtiner, die strengere Partei aber Taboritcn, von einem Berge Tabor in Böhmen, wo sie ihr Lager hatten. Die Taboritcn waren tapfer, begingen aber die größten Grausamkeiten. Jede Partei handelte für sich, oft auch eine wider die andre, und nur der gemeinsame Feind vereinigte sie. Ziska starb il24, aber sein Nachfolger Proco- pius war eben so siegreich. Böhmen, Mähren, Schlesien, Oe- sterreich, vorzüglich auch Sachsen wurden furchtbar verheert; die Städte Dresden, Meißen, Altenburg, Gera und viele andre von den wilden Hufsitcn verbrannt. Auf dem Conci- lium zu Basel 1455, wohin auch Prokopius mit Zoo Krie- gern zog, gab man endlich den Calixtinern die Freiheit den Kelch zu gebrauchen, und suchte die Parteien zu vereinigen. Aber die Taboritcn waren nicht damit zufrieden, die Calixtiner

2. Geschichte der Reformation - S. 127

1834 - Leipzig : Dürr
Der Anfang dcr Reformation. 12 7 einem gar viel höher» Schutze als wie der Kurfürst gebe» kann. Und wenn cs neun Tage eitel Herzoge George regnete und jeder wäre noch neunfach wüthender als dieser, so wollte ich doch nach Leipzig hinein reiten." In Wittenberg predigte er nun sieben Tage hinter einander, aber mit ungemeiner Mäßigung, und man sieht daraus, wie schonend er war, wo er mehr Jrrthum, als Bosheit sähe. Diese Vorträge und sein persönliches Ansehen stellten die Ruhe bald her, was Melanchthons sanfter Geist nicht vermocht hatte. 1622 vollendete Luther die Uebersetzung des neuen Te- staments, die begierig gelesen wurde und womit nun auch oft Ungelehrte den katholischen Priestern zu schaffen machten, wenn diese die' päpstlichen Satzungen vertheidigen wollten. Seit dem Jahr i6o4 fugte er die Uebersetzung des Alten Te- staments stückweise hinzu, und im I. »534^wurde die ganze Bibel in deutscher Sprache gedruckt. Gab es auch vorher schon deutsche Bibeln, so waren sie doch theils höchst fehler- haft, theils in dem schlechtesten Deutsch, theils sehr selten vorhanden. Ist man nun gleich nach 5oo Jahren in der Kenntniß der alten Sprachen und der Länder, wo die Bibel niedergeschrieben wurde, ungemein fortgeschritten; hat auch unsre Muttersprache eine weit höhere Ausbildung erhalten, so hält man doch mit allem Recht Luthers Bibelübersetzung noch immer für ein großes Meisterwerk; und man muß er- staunen, wie ein Mann, der die Bibel erst in-seinem zwan- zigsten Jahre kennen lernte, unfern Unterricht und unsre Hülfsmittel noch nicht hatte, der durch eine unermeßliche Menge von Arbeiten, Sorgen und Lasten beschwert war, dennoch in den allermeisten Stellen so richtig und kräftig übersetzte, daß noch jetzt Millionen Christen diese Uebersetzung zu ihrer Erbauung und zur Belehrung in dem, was Allen zu wissen nothwendig ist, lesen können und sie daher mit Recht ihr Ansehen in unserer Kirche erhält. Es ist lehrreich, die Uebersctzungen, welche besonders in neuerer Zeit gelehrte Männer, theils mit einzelnen Büchern, theils nu't der gan- zen heiligen Schrift versucht haben, zu vergleichen und zu H finden, daß sie in den Hauptsachen immer mit einander und

3. Geschichte der Reformation - S. 158

1834 - Leipzig : Dürr
Hess«'’ 158 Der s chmalkaldische Krieg. Städte. Man hatte ein Heer von <ov,ooomann beisam- men, wodurch man, wäre es geschickt zur rechten Zeit ge- braucht worden, sich wohl Religionsfreiheit hätte erkämpfen können. Aber die beiden Häupter, Johann Friedrich, ein guter Fürst, persönlich tapfer, aber kein Feldherr, und der lebhaftere Philipp von Hessen konnten sich nicht über den Hauptplan vereinigen und ließen darüber den Kaiser seine Macht verstärken. Sie gingen nun zwar dem feindlichen Heere bis an die Donau entgegen; allein da der Kurfürst erfuhr, daß sein Vetter Herzog Moritz von Sachsen, der Sohn des verstorbenen Herzogs Heinrich, ein junger, leb- hafter Fürst, der zwar der Reformation ergeben, aber auch vom Ehrgeiz beseelt war, welchen er bei dem thätigen Kaiser mehr als bei seinem Vetter Johann Friedrich, an dessen stil- lem Hofe er erzogen war, befriedigen zu können hoffte, und daher auf Karls V. Seite trat, die Reichsacht vollziehen sollte, und in sein Land eingefallen wäre, so war er darüber ganz bestürzt und eilte zurück. Moritz mußte zwar weichen, aber mehre Bundesgenossen der Protestanten fielen ab, als der Kaiser immer mehr an die Elbe vorrückte. Der Kurfürst, wohl nicht von lauter treuen Räthen umgeben, hielt sich noch für sicher bei Mühlberg jenseit der Elbe; er wartete einen Gottesdienst ab, als unterdessen ein Bauer aus Rache, daß ihm ein paar Pferde waren genommen worden, dem kaiser- lichen Anführer, Herzog von Alba, eine sichere Stelle zum Uebergange zeigte. Nun kam es auf der Lochauer Haide bei Mühlberg zu einer Schlacht, ehe noch der Kurfürst gerüstet war. Er vertheidigte sich tapfer, wurde aber au dem linken Backen verwundet, und ergab sich einem feindlichen Offizier, der ihn zu dem Herzog von Alba, einem eifrigen, gefühllosen Katholiken brachte, und dieser führte ihn zu dem Kaiser. Der kriegerische Schmuck des Kurfürsten war mit Blut und Staube bedeckt; demütbig nahte sich der Besiegte dem Kaiser und sprach mit gesenktem Blicke: Allergnädigster Kaiser — Ha! fiel der Kaiser ihm ins Wort, „bin ich nun ein gnädig- ster Kaiser und nicht mehr Karl von Gent, wie Ihr mich sonst genannt habt?" Eine Wache von rohen Spaniern führte

4. Geschichte der Reformation - S. 174

1834 - Leipzig : Dürr
174 Die Reformation in andern Ländern. aus seinem Schlosse auf seine Unterthanen, die bei ihm Schutz suchten. So rühmte sich ein Fleischer, mit eigner Hand i5o Menschen getödtet zu haben, und dieses ganze Ereigniß, das mau die Pariser Bluthochzeit nennt, gehört zu den größten Abscheulichkeiten in der Geschichte. In Paris sollen auföooo, im ganzen Reiche gegen 3o,ooo Menschen umgekommen seyn. In Rom freuete man sich über diese Nachricht außerordent- lich, es wurden die Kanonen abgefcucrt und ein großes Ju- beljahr ausgeschrieben. Was würde wohl Christus zu sei- nem angeblichen Statthalter gesagt haben? Doch fehlte cs auch nicht an Besserdenkenden, welche die greuelvolle That verabscheuten; selbst manche katholische Befehlshaber in den Städten hatten den Muth, an den König zu schreiben, als auch sie zu gleicher Grausamkeit aufgefordert wurden: Sie waren bereit seinen Willen in Allem zu erfüllen, aber zu Meuchelmördern ließen sie sich nicht gebrauchen. Es ent- standen dennoch neue Kriege nach Karls Tode, der durch schreckliche Bilder und Vorwürfe des Gewissens gequält die Erde verließ, und es wurde unter Heinrich Iii. den wieder mächtigen Protestanten fast unbeschränkte Religionsfreiheit und selbst Antheil an weltlichen Acmtern zugestanden. Allein dagegen errichteten die Katholiken einen Bund, den sie den heiligen nannten, und der träge, ausschweifende König mußte zu Heinrich von Navarra fliehen, wo er auch Bei- stand fand, aber durch einen von dem heiligen Bund erkauf- ten Mönch ermordet wurde; denn so lohnt häufig der blinde Religionseifer den Mächtigen, wenn sie nicht nach seinem Verlangen verfolgen und tödten. Nun kam Heinrich von Navarra unter dem Namen Heinrich Iv. und durch ihn das Haus Bourbon zur Regierung 1z09. Er hatte sich nach der Bluthochzcit noch durch die Flucht retten müssen, und sah sich jetzt genöthiget, sein Reich erst zu erobern, darr ein Ketzer hieß, viele Große auf eigne Besitzungen dachten und Spa- nien seine Gegner unterstützte. Jedoch Heinrich, ein wahr- haft ausgezeichneter Mann, besiegte einen Theil durch Ta- pferkeit, einen andern durch Klugheit, Güte und Großmuth. Bekam er Unterthancn gefangen, so behandelte er sie mit

5. Geschichte der Reformation - S. 205

1834 - Leipzig : Dürr
G u st a v Adolp ^ 205 hatte ihn schon beleidigt durch die Hülfe, die er den Polen, Gustavs Feinden, zuschickte, so wie er auch Schweden ge- fährlich wurde durch die Macht, welche er an der Ostse- gründen wollte. Aber den König bestimmte zu seinem Unter- nehmen vorzüglich die Noth seiner Glaubensgenossen in Deutschland; denn er war ein helldenkender und dabei sehr frommer Mann. Er sicherte sich vor andern ihn bedrohen- den Feinden, setzte einen Rcichsrath zur Regierung ein und bestimmte seine Tochter Christine aus seinen Todesfall zur Nachfolge. Nachdem er mit Thronen, wie im Vorgefühl, daß er nicht in die geliebte Heimath zurückkehren werde, ge- schieden war, landete er i65o in Pommern nur mit etwa i5,ooo Mann, denn er wollte Schweden nicht von allen Kriegern entblößen; aber es waren Soldaten, die durch Tapferkeit, Kricgsübung, religiösen Sinn und Mannszucht sich auszeichneten, und Gustav gehörte zu den ersten Feld- herren seines Jahrhunderts. Er fiel nach der glücklichen Landung mit seinem Heere auf die Kniee und dankte Gott. Dann verband er sich auch mit Frankreich, das ihm Geld zukommen ließ, gegen den Kaiser, der ihm ein Heer von 70 — 80,000 Mann unter Tilly entgegcnstcllte, der durch Tapferkeit und Kriegsglück berühmt, aber auch schon wegen seiner unansehnlichen Gestalt und sonderbaren Kleidung aus- gezeichnet, und wegen seiner Strenge und Grausamkeit höchst berüchtigt und gefürchtet war. Ob sich schon Gustavs Heer bald vermehrte, so rückte er doch langsam vor, da die Kur- fürsten von Brandenburg und Sachsen ihm nicht mit vollem Vertrauen entgegen kamen, und er große Ursache hatte, sich seinen Rückzug zu sichern. Bald wäre, er in Stettin, wo er sich'festsetzte, durch einen treulosen Officier, welchem er sich anvertraute und der ihn nebst 70 Mann unter 5oo Feinde brachte, gefangen worden; nur feine tapfern Reiter befreie« ten ihn; auch suchte ihn ein deutscher Mönch zu vergiften, was aber mißlang. Gustav vertrieb die Kaiserlichen aus Pommern und Meklenburg, und erhielt willig Unterstützung durch Geld und Mannschaft. Hingegen bewilligte der Kur» fürst von Brandenburg erst nach langem Widerstreben den

6. Geschichte der Reformation - S. 207

1834 - Leipzig : Dürr
Gustav Adolph. 207 den Kopf. Es wurden dem Tilly Vorstellungen gemacht, daß er dem Rauben und Morden Einhalt thun möchte: er antwortete: „Kommt nach drei Tagen wieder." Die Elbe flammte sich von den vielen tausend Leichen, die sie empfing und der Wütherich Tilly verglich die Stadt selbst mit dem zerstörten Jerusalem. Das Feuer, das in der Stadt aus- gebrochen war, hatte bei einem heftigen Sturmwinde so ver- heeret, daß nach 12 Stunden nur zwei Kirchen und -5g kleine Hauser übrig blieben. Tadelt man Gustavs zu große Vor. sicht, so sind die andern protestantischen Fürsten, die so un- thatig zusahen, weit mehr anzuklagen. Die Katholiken frohlockten über dieses Strafexempel, die Protestanten zit- terten, was auch Tilly so benutzte, daß er selbst den Leipzi- ger Bund nicht mehr schonte. Dieser sähe sich daher endlich genöthigt Gustavs Beistand zu suchen und Hcssenkassel trat zuerst öffentlich mit 10,000 Mann zu Gustav; Tilly rückte unter Plündern und Verheeren gegen Leipzig. Johann Georg I., der von seinem dem Kaiser ergebenen Minister und selbst durch seinen Hofprcdigcr irregeleitet worden war, bat, da die Gefahr immer dringender wurde, nun selbst den König um Hülfe; doch ließ ihn dieser noch einige Zeit in der Angst; der Kurfürst sollte erst Wittenberg cinraumcn, den Kurprin- zen als Geißel übergeben und der schwedischen Armee einen dreimonatlichen Sold bezahlen. Der bedrängte Kurfürst ging alle Bedingungen ein, allein der großmüthige Gustav erließ sie ihm, außer daß er den Sold eines Monats an- nahm. Dieser einsichtsvolle Feldherr vermied lange eine Schlacht, wo, wie er sagte, eine Königskrone und zwei Kurhüte (von Sachsen und Brandenburg) verloren werden könnten. Doch Tillys Greuelthaten bestimmten ihn zu einem Angriff bei Leipzig. Tilly war als 7ojahriger Greis weniger muthvoll, aber Pappcnhcim und andere Generale befeuerten das Heer. Gustav leitete das Treffen mit großer Klugheit, aber die ungeübten nicht gut geführten Sachsen flohen beim ersten Angriff von Tilly, sehr bald auch der Kurfürst und schon wurden Sicgesboten fortgeschickt. Allein die wackern Schweden hielten standhaft gegen Pappcnheim und dann

7. Geschichte der Reformation - S. 209

1834 - Leipzig : Dürr
Gustav Adolph. 209 Gustav sein Hauptmagazin; dahin wendete sich nun Wal« lenstein und bezog ein verschanztes Lager. Gustav griff es tapfer an, mußte aber mit 2000 Mann Verlust abzie- hen, und die Gegend verlassen, indem seine sonst gemäßig- ten Soldaten doch, wegen Mangel an Unterhalt, Unordnun- gen zu begehen anfingen. Wallenstein verfolgte ihn nicht und verlängerte überhaupt um seiner besonder» Entwürfe willen den Krieg absichtlich, brannte nach seinem Abzüge noch 100 Dörfer weg, wodurch das Elend weit schrecklicher wurde, da schon vorher i4o,ooo Mann 11 Monate einander gegenüber gestanden hatten. Gustav Adolph rückte nun nach verschiedenen Marschen in Sachsen, wo Wallenstein den Kur- fürsten zum Abfall von Schweden zu bringen suchte, Gustav aber von den Einwohnern mit inniger Liebe ausgenommen wurde, nach Weißenfels, und traf den 6. November 16.12 bel Lützen auf Wallenstein. Er führte den rechten, Herzog Bern- hard von Weimar den linken Flügel. Am Morgen war Ne- bel. " Gustav fiel auf seine Kniee zum Gebet und seine Sol- daten stimmten vor der ernsten Stunde ein rührendes Mor- genlied an. Die Schweden drangen um zehn Uhr vor und hatten schon einen Theil der Wa^llensteincr in Unordnung ge- bracht, als sie der Fürst durch seine Reiterei zurück drängte. Gustav eilte mit einem Kürassierregimente dem weichenden Fußvolke zu Hülfe und kam den Kaiserlichen so nahe, daß ihm eine Flintenkugcl den Arm zerschmetterte. Seine Küras- siere sahen seinen Zustand, aber errief: „Es ist nichts, folgt mir nur." Jedoch von Schmerz und Schwachheit überwälti- get, bat er seinen Begleiter, den Herzog von Lauenburg, ihn, ohne Aufsehen zu erregen, wegzuschaffen Dieser brachte ihn auf Umwegen zu dem siegreichen rechten Flügel, aber hier bekam der König noch unvermuthet einen Schuß in den Rücken, worauf er sprach: „Ich habe genug, Bruder! suche du nur dein Leben zu retten." Er wurde noch von meh- rern Kugeln getroffen, sank vom Pferde, seine Begleiter ver- ließen ihn alle, und er starb unter den Händen räuberischer Kroaten. Sein ausgezeichnet schönes Pferd kam mit Blut besprizt zu dem Heere, welches sogleich des geliebten Königs 14

8. Geschichte der Reformation - S. 206

1834 - Leipzig : Dürr
206 Gustav Adolp h. Schweden den Durchzug durch sein Land, da er sich vor dem Kaiser fürchtete, sich auch durch kaiserlichgesinnte Mi- nister mißtrauisch gegen Gustav machen ließ; doch räumte er ihm endlich die Festung Spandau ein. Eben solche Bedenklichkeiten hegte auch derkurfürst von Sachsen, Johann Georg!. Die Protestanten in Obersachftn beschlossen in Leipzig, sich durch ein Heer von <10,000 Mann vor beiden Parteien zu verwahren, was aber der Kaiser mißbil- ligte, unter dem Vorgcben, daß es gegen die Reichsgcsetze wäre. Uebcr Sachsens Zögern ging das unglückliche Mag- deburg zu Grunde. Diese Stadt weigerte sich des Kaisers Sohn zum Erzbischoffe anzunehmen und verlangte dafür den Sohn Johann Georgs. Darüber siel es in die Rcichsacht. Tilly belagerte es; die Besatzung war schwach, die Stadt auf eine Belagerung nicht vorbereitet, und die Bürger wa- ren auch zu wenig muthvoll und thätig. Gustav rückte zwar näher, aber doch behutsam, da die protestantischen Stande gar nichts für die Belagerten thaten. Tilly wagte nun einen Sturm, da die Bürger eben am sichersten waren und aus- ruhcn wollten. Es weckte sie das Krachen des mörderischen Geschützes und die schrecklichen Töne der Sturmglocken, sie eilten schlaftrunken dem wilden Feinde entgegen, der aber schon einige Thorc inne hatte. Die schwach besetzten Wälle wurden bestürmt, der wackere Befehlshaber der Stadt stürzte zuerst; nach fünf Stunden war die Stadt am 10. Mai ibüi. erobert*) und erfuhr nun alle Greuel eines erstürmten Ortes. Die unbarmherzigen Soldaten hieben Greise, Kinder, Schwan- gere, kurz alles darnieder und manches Weib starb unter den Händen wilder Wollüstlinge. Mehrere junge Frauenzimmer stürzten sich in die Elbe, um Mißhandlungen zu entgehen; auch in den Kirchen war keine Rettung. Man füllte Un- glücklichen den Mund mit Pulver und zersprengte ihnen dann *) Daher feierte man am 10. Mai 1831 wehmutbsvoll, doch aber auch mit Dank für die Wiederherstellung und den jetzigen Wohlstand der Stadt das zweihundertjahrige Andenken an jene Schreckenszeir in rührenden kirchlichen Andachtsüduiigeu.

9. Geschichte der Reformation - S. 208

1834 - Leipzig : Dürr
208 Gustav Adolph. auch gegen Tilly aus. Die Kaiserlichen wurden geschlagen verloren 7000 Todte und 5ooo Verwundete; die Sachsen und Schweden etwa tausend. Tilly verwundet, entkam nur mit Mühe, und fühlte sich durch die Verdunkelung seines Feldherrnruhms tief gekrankt und beschämt. Gustav be- frciete bald einen großen Thcil von Deutschland, und die Protestanten freuten sich der wieder erhaltenen Kirchen und Güter, ja auch viele Katholiken rühmten den Schweden nach, daß sie ihnen nicht so viel Leid zufügten, als die kaiserlichen befreundeten Heere. Gustav wollte hierauf dem Pfalzgrafcn Friedrich seine Länder wieder erobern, versäumte aber darüber die günstige Gelegenheit in die kaiserlichen Erblander einzudringen, und die Feinde sammelten neue Kräfte; jedoch schlug er die Ge- nerale Tilly und Maximilian von Baiern am Lech; Tilly starb bald darauf in Ingolstadt. Der König zog in Mün- chen ein, fand viele Kanonen und in einer 5o,ooo Dukaten. Da nun Johann Georg auch bis Prag drang, so war man in Wien wegen des Schneeköniges, wie man spöttisch den schwedischen König nannte, doch sehr besorgt. Man mußte sich zu der Demüthigung verstehen, den entlassenen Wallen- sicin zurück zu rufen, der in Prag fürstlich lebte, aber doch, im Innern von Ehrsucht genüget, erbleichte. Er hatte schon dem Könige Gustav seine Dienste angeboren, der aber Bedenken trug dem zweideutigen Manne zu trauen, daher es dem Fürsten erfreulich war, als der Kaiser selbst an ihn schrieb. Er lehnte erst den Oberbefehl ab, brachte aber auf wiederholte Vorstellungen bald 3o,ooo Mann zusammen und wurde nun Oberfeldherr mit den Bedingungen, daß er nach seinem Gefallen den Krieg endigen oder fortsetzen könnte, daß er mit den eroberten Ländern belehnt und das Herzog- thum Meklenburg sein Eigenthum würde. Schnell nahm er Böhmen wieder ein, das der sächsische treulose Feldherr, sein heimlicher Freund, schlecht vertyeidigte, und bald war sein Heer 60,000 Mann stark. Maximilian hatte sein Heer dazu geben müssen und wurde überdieß von dem übermüthkgen Wallcnstein sehr schnöde behandelt. In Nürnberg hatte

10. Geschichte der Reformation - S. 210

1834 - Leipzig : Dürr
2 10 Eu si a y Adolph. Schicksal vermulhete, aber mit desto größerer Wuth den Feind angriff und nach einem tapfern Widerstande überwäl- tigte. Der muthvolle Pappenheim starb an seinen Wunden, was die Kaiserlichen sehr darnieder schlug. Die Feinde hat- ten 6ooo Tobte und sehr viele Verwundete, die Schweden etwa halb so viel Verlust; aber mit Mühe wurde der von Blut und Wunden ganz entstellte Leichnam des Königs gefunden und seiner trauernden Gemahlin, die ihn zuletzt in Erfurt ge- sprochen hatte, übergeben. Ein Granitstein von Pappeln umgeben, bezeichnet den Ort, wo er siel*). Gustavs Be- gleiter, der Herzog von Lauenburg, ist in den Verdacht des Meuchelmords gekommen, weil er früherhin von Gustav beleidigt worden war, der ihn aber jetzt als vertrauten Freund, trotz mancher Warnung, bei sich hatte. Auch ging der Herzog nach der Schlacht zu den Kaiserlichen über, indeß ist nichts gegen ihn erwiesen. Gustav Adolph muß jedem Protestanten in dankbarem Andenken seyn, denn zunächst bestimmte ihn die Anhänglichkeit an die protestantische Kirche, mit welcher allerdings auch seine und seines Reiches Erhaltung und Wohlfarth in Verbindung stand, nach Deutschland zu gehen. Wie weit aber nach- her seine Wünsche gingen, hier Lander zu erwerben oder selbst Kaiser zu werden, da ihn das Glück begünstigte, auch Tausende von Protestanten auf ihn sahen und ihn zum Be- schützer wünschten, das laßt sich nicht angcben. Er hat mancherlei in der Kriegskunst verändert und hatte alle Ei- genschaften eines großen Feldherrn: ruhige Ueberlegung, schnelle Entschlossenheit, tiefe Einsicht und festen Muth. Er wußte selbst in eroberten Städten die Kriegszucht unter seinen Soldaten zu erhalten. Besonders hielt er die Religion für ein kräftiges Mittel den Muth zu beleben und die Zügel- losigkeit der Leidenschaften zu zähmen. Es wurde in seinem Lager täglich zweimal öffentlich gebetet, so wie er auch vor und *) Man hat 1832 den 6. November das Andenken an diesen Glaubenshelden feierlich erneuert und wird noch ein besonderes Denk- mal errichten.
   bis 10 von 704 weiter»  »»
704 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 704 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 99
3 12
4 19
5 42
6 27
7 103
8 10
9 4
10 293
11 54
12 20
13 5
14 27
15 4
16 34
17 2
18 1
19 19
20 15
21 3
22 13
23 48
24 18
25 7
26 7
27 15
28 149
29 3
30 17
31 14
32 2
33 4
34 40
35 4
36 176
37 311
38 9
39 13
40 18
41 12
42 15
43 18
44 2
45 17
46 39
47 21
48 47
49 4

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 518
1 498
2 145
3 582
4 530
5 291
6 918
7 193
8 184
9 494
10 276
11 948
12 695
13 259
14 223
15 211
16 1630
17 5093
18 309
19 279
20 274
21 1657
22 100
23 704
24 813
25 500
26 673
27 315
28 708
29 223
30 185
31 123
32 233
33 341
34 232
35 148
36 631
37 331
38 325
39 809
40 654
41 362
42 1883
43 248
44 336
45 1457
46 346
47 429
48 465
49 332
50 542
51 92
52 665
53 68
54 683
55 169
56 253
57 332
58 169
59 265
60 141
61 298
62 423
63 54
64 801
65 320
66 195
67 184
68 435
69 543
70 638
71 564
72 332
73 371
74 301
75 522
76 1602
77 1873
78 289
79 982
80 158
81 567
82 497
83 286
84 1179
85 348
86 381
87 516
88 130
89 287
90 540
91 616
92 3769
93 193
94 2282
95 839
96 184
97 581
98 2243
99 109

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 0
2 59
3 2
4 16
5 1
6 13
7 2
8 0
9 33
10 41
11 3
12 21
13 4
14 2
15 3
16 15
17 13
18 17
19 17
20 1
21 32
22 7
23 2
24 9
25 6
26 23
27 30
28 2
29 2
30 44
31 6
32 2
33 77
34 9
35 2
36 0
37 18
38 4
39 7
40 24
41 0
42 6
43 14
44 9
45 6
46 8
47 2
48 18
49 6
50 26
51 20
52 0
53 5
54 4
55 18
56 20
57 3
58 5
59 193
60 3
61 6
62 1
63 0
64 6
65 15
66 4
67 2
68 9
69 0
70 2
71 12
72 2
73 13
74 2
75 23
76 1
77 5
78 3
79 10
80 12
81 143
82 1
83 5
84 8
85 19
86 0
87 11
88 26
89 8
90 0
91 9
92 0
93 5
94 7
95 3
96 0
97 22
98 5
99 0
100 101
101 2
102 24
103 12
104 0
105 0
106 0
107 9
108 6
109 4
110 6
111 6
112 17
113 5
114 7
115 0
116 10
117 2
118 6
119 2
120 2
121 123
122 2
123 11
124 19
125 11
126 7
127 16
128 18
129 14
130 3
131 65
132 5
133 6
134 5
135 2
136 7
137 1
138 2
139 1
140 112
141 13
142 69
143 167
144 5
145 12
146 24
147 6
148 0
149 1
150 5
151 8
152 47
153 4
154 5
155 89
156 117
157 7
158 4
159 8
160 9
161 5
162 1
163 5
164 5
165 4
166 22
167 5
168 1
169 5
170 19
171 23
172 1
173 20
174 2
175 103
176 7
177 109
178 7
179 26
180 3
181 12
182 54
183 28
184 17
185 2
186 16
187 15
188 3
189 13
190 4
191 4
192 19
193 1
194 1
195 8
196 13
197 9
198 34
199 4