Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
'
, 100 Die Husslten.
Reliquien sogar mitfüßen trat, und die Ablaßbriefe verbrann
te. Als ein Bauer eifrig Holz zum Scheiterhaufen trug, sagte
Hieronymus: „O heilige Einfalt, wer dich betrügt, hat tau-
sendfältige Sünde." Andre behaupten, Huß habe dieß gefügt.
■ Die Böhmen wurden über diese Treulosigkeit äußerst er-
bittert, das Concklium wurde verlacht, die Anzahl derjenigen,
welche den Kelch bei dem Abendmahl gebrauchten, immer
größer, und der König Wenzel, der ausgemächlichker'lölicbe
gar nichts für Huß gethan hatte, immer verächtlicher. Nach
dessen Tode i4i9 sollte Siegmund König werden, aber da
man gegen ihn allgemein aufgebracht war, so begann der
schauderhafte Hussitenkrieg (i42o — i456), wo die Hufsitcn
die schrecklichste Rache durch Brand und Mord au den Katho-
liken verübten, besonders unter dem einäugigen, aber doch
scharf sehenden Anführer Ziska, der die kaiserlichen Heere
mehrmals schlug. Da aber die Verständigen wohl sahen,
daß hier nur allgemeines Sengen und Brennen, Rauben
und Morden zu erwarten scy, so vereinigte sich der böh-
mische Adel mit den Prager Einwohnern; sie verlangten
hauptsächlich den Kelch (Calix) im Abendmahl, da man zu
Costnitz dessen Gebrauch nun auch öffentlich untersagt hatte;
ferner den Gebrauch der Landessprache beim Gottesdienste,
und die Beschränkung und Verbesserung der geistlichen Macht.
Diese Hufsitcn hießen Calixtiner, die strengere Partei aber
Taboritcn, von einem Berge Tabor in Böhmen, wo sie ihr
Lager hatten. Die Taboritcn waren tapfer, begingen aber
die größten Grausamkeiten. Jede Partei handelte für sich,
oft auch eine wider die andre, und nur der gemeinsame Feind
vereinigte sie. Ziska starb il24, aber sein Nachfolger Proco-
pius war eben so siegreich. Böhmen, Mähren, Schlesien, Oe-
sterreich, vorzüglich auch Sachsen wurden furchtbar verheert;
die Städte Dresden, Meißen, Altenburg, Gera und viele
andre von den wilden Hufsitcn verbrannt. Auf dem Conci-
lium zu Basel 1455, wohin auch Prokopius mit Zoo Krie-
gern zog, gab man endlich den Calixtinern die Freiheit den
Kelch zu gebrauchen, und suchte die Parteien zu vereinigen.
Aber die Taboritcn waren nicht damit zufrieden, die Calixtiner
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
Der Anfang dcr Reformation. 12 7
einem gar viel höher» Schutze als wie der Kurfürst gebe»
kann. Und wenn cs neun Tage eitel Herzoge George regnete
und jeder wäre noch neunfach wüthender als dieser, so wollte
ich doch nach Leipzig hinein reiten." In Wittenberg predigte
er nun sieben Tage hinter einander, aber mit ungemeiner
Mäßigung, und man sieht daraus, wie schonend er war, wo
er mehr Jrrthum, als Bosheit sähe. Diese Vorträge und
sein persönliches Ansehen stellten die Ruhe bald her, was
Melanchthons sanfter Geist nicht vermocht hatte.
1622 vollendete Luther die Uebersetzung des neuen Te-
staments, die begierig gelesen wurde und womit nun auch
oft Ungelehrte den katholischen Priestern zu schaffen machten,
wenn diese die' päpstlichen Satzungen vertheidigen wollten.
Seit dem Jahr i6o4 fugte er die Uebersetzung des Alten Te-
staments stückweise hinzu, und im I. »534^wurde die ganze
Bibel in deutscher Sprache gedruckt. Gab es auch vorher
schon deutsche Bibeln, so waren sie doch theils höchst fehler-
haft, theils in dem schlechtesten Deutsch, theils sehr selten
vorhanden. Ist man nun gleich nach 5oo Jahren in der
Kenntniß der alten Sprachen und der Länder, wo die Bibel
niedergeschrieben wurde, ungemein fortgeschritten; hat auch
unsre Muttersprache eine weit höhere Ausbildung erhalten,
so hält man doch mit allem Recht Luthers Bibelübersetzung
noch immer für ein großes Meisterwerk; und man muß er-
staunen, wie ein Mann, der die Bibel erst in-seinem zwan-
zigsten Jahre kennen lernte, unfern Unterricht und unsre
Hülfsmittel noch nicht hatte, der durch eine unermeßliche
Menge von Arbeiten, Sorgen und Lasten beschwert war,
dennoch in den allermeisten Stellen so richtig und kräftig
übersetzte, daß noch jetzt Millionen Christen diese Uebersetzung
zu ihrer Erbauung und zur Belehrung in dem, was Allen zu
wissen nothwendig ist, lesen können und sie daher mit Recht
ihr Ansehen in unserer Kirche erhält. Es ist lehrreich, die
Uebersctzungen, welche besonders in neuerer Zeit gelehrte
Männer, theils mit einzelnen Büchern, theils nu't der gan-
zen heiligen Schrift versucht haben, zu vergleichen und zu H
finden, daß sie in den Hauptsachen immer mit einander und
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Hess«'’
158 Der s chmalkaldische Krieg.
Städte. Man hatte ein Heer von <ov,ooomann beisam-
men, wodurch man, wäre es geschickt zur rechten Zeit ge-
braucht worden, sich wohl Religionsfreiheit hätte erkämpfen
können. Aber die beiden Häupter, Johann Friedrich, ein
guter Fürst, persönlich tapfer, aber kein Feldherr, und der
lebhaftere Philipp von Hessen konnten sich nicht über den
Hauptplan vereinigen und ließen darüber den Kaiser seine
Macht verstärken. Sie gingen nun zwar dem feindlichen
Heere bis an die Donau entgegen; allein da der Kurfürst
erfuhr, daß sein Vetter Herzog Moritz von Sachsen, der
Sohn des verstorbenen Herzogs Heinrich, ein junger, leb-
hafter Fürst, der zwar der Reformation ergeben, aber auch
vom Ehrgeiz beseelt war, welchen er bei dem thätigen Kaiser
mehr als bei seinem Vetter Johann Friedrich, an dessen stil-
lem Hofe er erzogen war, befriedigen zu können hoffte, und
daher auf Karls V. Seite trat, die Reichsacht vollziehen
sollte, und in sein Land eingefallen wäre, so war er darüber
ganz bestürzt und eilte zurück. Moritz mußte zwar weichen,
aber mehre Bundesgenossen der Protestanten fielen ab, als
der Kaiser immer mehr an die Elbe vorrückte. Der Kurfürst,
wohl nicht von lauter treuen Räthen umgeben, hielt sich noch
für sicher bei Mühlberg jenseit der Elbe; er wartete einen
Gottesdienst ab, als unterdessen ein Bauer aus Rache, daß
ihm ein paar Pferde waren genommen worden, dem kaiser-
lichen Anführer, Herzog von Alba, eine sichere Stelle zum
Uebergange zeigte. Nun kam es auf der Lochauer Haide bei
Mühlberg zu einer Schlacht, ehe noch der Kurfürst gerüstet
war. Er vertheidigte sich tapfer, wurde aber au dem linken
Backen verwundet, und ergab sich einem feindlichen Offizier,
der ihn zu dem Herzog von Alba, einem eifrigen, gefühllosen
Katholiken brachte, und dieser führte ihn zu dem Kaiser.
Der kriegerische Schmuck des Kurfürsten war mit Blut und
Staube bedeckt; demütbig nahte sich der Besiegte dem Kaiser
und sprach mit gesenktem Blicke: Allergnädigster Kaiser —
Ha! fiel der Kaiser ihm ins Wort, „bin ich nun ein gnädig-
ster Kaiser und nicht mehr Karl von Gent, wie Ihr mich
sonst genannt habt?" Eine Wache von rohen Spaniern führte
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174 Die Reformation in andern Ländern.
aus seinem Schlosse auf seine Unterthanen, die bei ihm Schutz
suchten. So rühmte sich ein Fleischer, mit eigner Hand i5o
Menschen getödtet zu haben, und dieses ganze Ereigniß, das
mau die Pariser Bluthochzeit nennt, gehört zu den größten
Abscheulichkeiten in der Geschichte. In Paris sollen auföooo,
im ganzen Reiche gegen 3o,ooo Menschen umgekommen seyn.
In Rom freuete man sich über diese Nachricht außerordent-
lich, es wurden die Kanonen abgefcucrt und ein großes Ju-
beljahr ausgeschrieben. Was würde wohl Christus zu sei-
nem angeblichen Statthalter gesagt haben? Doch fehlte cs
auch nicht an Besserdenkenden, welche die greuelvolle That
verabscheuten; selbst manche katholische Befehlshaber in den
Städten hatten den Muth, an den König zu schreiben, als
auch sie zu gleicher Grausamkeit aufgefordert wurden: Sie
waren bereit seinen Willen in Allem zu erfüllen, aber zu
Meuchelmördern ließen sie sich nicht gebrauchen. Es ent-
standen dennoch neue Kriege nach Karls Tode, der durch
schreckliche Bilder und Vorwürfe des Gewissens gequält die
Erde verließ, und es wurde unter Heinrich Iii. den wieder
mächtigen Protestanten fast unbeschränkte Religionsfreiheit
und selbst Antheil an weltlichen Acmtern zugestanden. Allein
dagegen errichteten die Katholiken einen Bund, den sie den
heiligen nannten, und der träge, ausschweifende König
mußte zu Heinrich von Navarra fliehen, wo er auch Bei-
stand fand, aber durch einen von dem heiligen Bund erkauf-
ten Mönch ermordet wurde; denn so lohnt häufig der blinde
Religionseifer den Mächtigen, wenn sie nicht nach seinem
Verlangen verfolgen und tödten. Nun kam Heinrich von
Navarra unter dem Namen Heinrich Iv. und durch ihn das
Haus Bourbon zur Regierung 1z09. Er hatte sich nach der
Bluthochzcit noch durch die Flucht retten müssen, und sah
sich jetzt genöthiget, sein Reich erst zu erobern, darr ein Ketzer
hieß, viele Große auf eigne Besitzungen dachten und Spa-
nien seine Gegner unterstützte. Jedoch Heinrich, ein wahr-
haft ausgezeichneter Mann, besiegte einen Theil durch Ta-
pferkeit, einen andern durch Klugheit, Güte und Großmuth.
Bekam er Unterthancn gefangen, so behandelte er sie mit
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Extrahierte Personennamen: Christus Karls Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_von_Navarra Heinrich Heinrich_von
Navarra Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
G u st a v Adolp ^ 205
hatte ihn schon beleidigt durch die Hülfe, die er den Polen,
Gustavs Feinden, zuschickte, so wie er auch Schweden ge-
fährlich wurde durch die Macht, welche er an der Ostse-
gründen wollte. Aber den König bestimmte zu seinem Unter-
nehmen vorzüglich die Noth seiner Glaubensgenossen in
Deutschland; denn er war ein helldenkender und dabei sehr
frommer Mann. Er sicherte sich vor andern ihn bedrohen-
den Feinden, setzte einen Rcichsrath zur Regierung ein und
bestimmte seine Tochter Christine aus seinen Todesfall zur
Nachfolge. Nachdem er mit Thronen, wie im Vorgefühl,
daß er nicht in die geliebte Heimath zurückkehren werde, ge-
schieden war, landete er i65o in Pommern nur mit etwa
i5,ooo Mann, denn er wollte Schweden nicht von allen
Kriegern entblößen; aber es waren Soldaten, die durch
Tapferkeit, Kricgsübung, religiösen Sinn und Mannszucht
sich auszeichneten, und Gustav gehörte zu den ersten Feld-
herren seines Jahrhunderts. Er fiel nach der glücklichen
Landung mit seinem Heere auf die Kniee und dankte Gott.
Dann verband er sich auch mit Frankreich, das ihm Geld
zukommen ließ, gegen den Kaiser, der ihm ein Heer von
70 — 80,000 Mann unter Tilly entgegcnstcllte, der durch
Tapferkeit und Kriegsglück berühmt, aber auch schon wegen
seiner unansehnlichen Gestalt und sonderbaren Kleidung aus-
gezeichnet, und wegen seiner Strenge und Grausamkeit höchst
berüchtigt und gefürchtet war. Ob sich schon Gustavs Heer
bald vermehrte, so rückte er doch langsam vor, da die Kur-
fürsten von Brandenburg und Sachsen ihm nicht mit vollem
Vertrauen entgegen kamen, und er große Ursache hatte, sich
seinen Rückzug zu sichern. Bald wäre, er in Stettin, wo er
sich'festsetzte, durch einen treulosen Officier, welchem er sich
anvertraute und der ihn nebst 70 Mann unter 5oo Feinde
brachte, gefangen worden; nur feine tapfern Reiter befreie«
ten ihn; auch suchte ihn ein deutscher Mönch zu vergiften,
was aber mißlang. Gustav vertrieb die Kaiserlichen aus
Pommern und Meklenburg, und erhielt willig Unterstützung
durch Geld und Mannschaft. Hingegen bewilligte der Kur»
fürst von Brandenburg erst nach langem Widerstreben den
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Extrahierte Personennamen: Gustavs Christine Gustav Gustav Tilly Gustavs Gustav Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Polen Schweden Deutschland Pommern Schweden Frankreich Brandenburg Sachsen Stettin Pommern Meklenburg Brandenburg
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Gustav Adolph.
207
den Kopf. Es wurden dem Tilly Vorstellungen gemacht,
daß er dem Rauben und Morden Einhalt thun möchte: er
antwortete: „Kommt nach drei Tagen wieder." Die Elbe
flammte sich von den vielen tausend Leichen, die sie empfing
und der Wütherich Tilly verglich die Stadt selbst mit dem
zerstörten Jerusalem. Das Feuer, das in der Stadt aus-
gebrochen war, hatte bei einem heftigen Sturmwinde so ver-
heeret, daß nach 12 Stunden nur zwei Kirchen und -5g kleine
Hauser übrig blieben. Tadelt man Gustavs zu große Vor.
sicht, so sind die andern protestantischen Fürsten, die so un-
thatig zusahen, weit mehr anzuklagen. Die Katholiken
frohlockten über dieses Strafexempel, die Protestanten zit-
terten, was auch Tilly so benutzte, daß er selbst den Leipzi-
ger Bund nicht mehr schonte. Dieser sähe sich daher endlich
genöthigt Gustavs Beistand zu suchen und Hcssenkassel trat
zuerst öffentlich mit 10,000 Mann zu Gustav; Tilly rückte
unter Plündern und Verheeren gegen Leipzig. Johann
Georg I., der von seinem dem Kaiser ergebenen Minister und
selbst durch seinen Hofprcdigcr irregeleitet worden war, bat,
da die Gefahr immer dringender wurde, nun selbst den König
um Hülfe; doch ließ ihn dieser noch einige Zeit in der Angst;
der Kurfürst sollte erst Wittenberg cinraumcn, den Kurprin-
zen als Geißel übergeben und der schwedischen Armee einen
dreimonatlichen Sold bezahlen. Der bedrängte Kurfürst
ging alle Bedingungen ein, allein der großmüthige Gustav
erließ sie ihm, außer daß er den Sold eines Monats an-
nahm. Dieser einsichtsvolle Feldherr vermied lange eine
Schlacht, wo, wie er sagte, eine Königskrone und zwei
Kurhüte (von Sachsen und Brandenburg) verloren werden
könnten. Doch Tillys Greuelthaten bestimmten ihn zu einem
Angriff bei Leipzig. Tilly war als 7ojahriger Greis weniger
muthvoll, aber Pappcnhcim und andere Generale befeuerten
das Heer. Gustav leitete das Treffen mit großer Klugheit,
aber die ungeübten nicht gut geführten Sachsen flohen beim
ersten Angriff von Tilly, sehr bald auch der Kurfürst und
schon wurden Sicgesboten fortgeschickt. Allein die wackern
Schweden hielten standhaft gegen Pappcnheim und dann
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Georg_I. Johann Gustav Gustav Tilly Gustav Gustav Tilly
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Gustav Adolph.
209
Gustav sein Hauptmagazin; dahin wendete sich nun Wal«
lenstein und bezog ein verschanztes Lager. Gustav griff
es tapfer an, mußte aber mit 2000 Mann Verlust abzie-
hen, und die Gegend verlassen, indem seine sonst gemäßig-
ten Soldaten doch, wegen Mangel an Unterhalt, Unordnun-
gen zu begehen anfingen. Wallenstein verfolgte ihn nicht
und verlängerte überhaupt um seiner besonder» Entwürfe
willen den Krieg absichtlich, brannte nach seinem Abzüge
noch 100 Dörfer weg, wodurch das Elend weit schrecklicher
wurde, da schon vorher i4o,ooo Mann 11 Monate einander
gegenüber gestanden hatten. Gustav Adolph rückte nun nach
verschiedenen Marschen in Sachsen, wo Wallenstein den Kur-
fürsten zum Abfall von Schweden zu bringen suchte, Gustav
aber von den Einwohnern mit inniger Liebe ausgenommen
wurde, nach Weißenfels, und traf den 6. November 16.12 bel
Lützen auf Wallenstein. Er führte den rechten, Herzog Bern-
hard von Weimar den linken Flügel. Am Morgen war Ne-
bel. " Gustav fiel auf seine Kniee zum Gebet und seine Sol-
daten stimmten vor der ernsten Stunde ein rührendes Mor-
genlied an. Die Schweden drangen um zehn Uhr vor und
hatten schon einen Theil der Wa^llensteincr in Unordnung ge-
bracht, als sie der Fürst durch seine Reiterei zurück drängte.
Gustav eilte mit einem Kürassierregimente dem weichenden
Fußvolke zu Hülfe und kam den Kaiserlichen so nahe, daß
ihm eine Flintenkugcl den Arm zerschmetterte. Seine Küras-
siere sahen seinen Zustand, aber errief: „Es ist nichts, folgt
mir nur." Jedoch von Schmerz und Schwachheit überwälti-
get, bat er seinen Begleiter, den Herzog von Lauenburg,
ihn, ohne Aufsehen zu erregen, wegzuschaffen Dieser
brachte ihn auf Umwegen zu dem siegreichen rechten Flügel,
aber hier bekam der König noch unvermuthet einen Schuß in
den Rücken, worauf er sprach: „Ich habe genug, Bruder!
suche du nur dein Leben zu retten." Er wurde noch von meh-
rern Kugeln getroffen, sank vom Pferde, seine Begleiter ver-
ließen ihn alle, und er starb unter den Händen räuberischer
Kroaten. Sein ausgezeichnet schönes Pferd kam mit Blut
besprizt zu dem Heere, welches sogleich des geliebten Königs
14
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Gustav Gustav Gustav Gustav Gustav_Adolph Gustav Gustav Gustav Gustav Gustav Gustav Gustav
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
206
Gustav Adolp h.
Schweden den Durchzug durch sein Land, da er sich vor
dem Kaiser fürchtete, sich auch durch kaiserlichgesinnte Mi-
nister mißtrauisch gegen Gustav machen ließ; doch räumte
er ihm endlich die Festung Spandau ein.
Eben solche Bedenklichkeiten hegte auch derkurfürst von
Sachsen, Johann Georg!. Die Protestanten in Obersachftn
beschlossen in Leipzig, sich durch ein Heer von <10,000 Mann vor
beiden Parteien zu verwahren, was aber der Kaiser mißbil-
ligte, unter dem Vorgcben, daß es gegen die Reichsgcsetze
wäre. Uebcr Sachsens Zögern ging das unglückliche Mag-
deburg zu Grunde. Diese Stadt weigerte sich des Kaisers
Sohn zum Erzbischoffe anzunehmen und verlangte dafür den
Sohn Johann Georgs. Darüber siel es in die Rcichsacht.
Tilly belagerte es; die Besatzung war schwach, die Stadt
auf eine Belagerung nicht vorbereitet, und die Bürger wa-
ren auch zu wenig muthvoll und thätig. Gustav rückte zwar
näher, aber doch behutsam, da die protestantischen Stande
gar nichts für die Belagerten thaten. Tilly wagte nun einen
Sturm, da die Bürger eben am sichersten waren und aus-
ruhcn wollten. Es weckte sie das Krachen des mörderischen
Geschützes und die schrecklichen Töne der Sturmglocken, sie
eilten schlaftrunken dem wilden Feinde entgegen, der aber
schon einige Thorc inne hatte. Die schwach besetzten Wälle
wurden bestürmt, der wackere Befehlshaber der Stadt stürzte
zuerst; nach fünf Stunden war die Stadt am 10. Mai ibüi.
erobert*) und erfuhr nun alle Greuel eines erstürmten Ortes.
Die unbarmherzigen Soldaten hieben Greise, Kinder, Schwan-
gere, kurz alles darnieder und manches Weib starb unter den
Händen wilder Wollüstlinge. Mehrere junge Frauenzimmer
stürzten sich in die Elbe, um Mißhandlungen zu entgehen;
auch in den Kirchen war keine Rettung. Man füllte Un-
glücklichen den Mund mit Pulver und zersprengte ihnen dann
*) Daher feierte man am 10. Mai 1831 wehmutbsvoll, doch aber
auch mit Dank für die Wiederherstellung und den jetzigen Wohlstand
der Stadt das zweihundertjahrige Andenken an jene Schreckenszeir in
rührenden kirchlichen Andachtsüduiigeu.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolp Gustav Gustav Gustav Johann_Georg! Johann Johann_Georgs Johann Tilly Gustav Gustav Tilly
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208
Gustav Adolph.
auch gegen Tilly aus. Die Kaiserlichen wurden geschlagen
verloren 7000 Todte und 5ooo Verwundete; die Sachsen
und Schweden etwa tausend. Tilly verwundet, entkam nur
mit Mühe, und fühlte sich durch die Verdunkelung seines
Feldherrnruhms tief gekrankt und beschämt. Gustav be-
frciete bald einen großen Thcil von Deutschland, und die
Protestanten freuten sich der wieder erhaltenen Kirchen und
Güter, ja auch viele Katholiken rühmten den Schweden nach,
daß sie ihnen nicht so viel Leid zufügten, als die kaiserlichen
befreundeten Heere.
Gustav wollte hierauf dem Pfalzgrafcn Friedrich seine
Länder wieder erobern, versäumte aber darüber die günstige
Gelegenheit in die kaiserlichen Erblander einzudringen, und
die Feinde sammelten neue Kräfte; jedoch schlug er die Ge-
nerale Tilly und Maximilian von Baiern am Lech; Tilly
starb bald darauf in Ingolstadt. Der König zog in Mün-
chen ein, fand viele Kanonen und in einer 5o,ooo Dukaten.
Da nun Johann Georg auch bis Prag drang, so war man
in Wien wegen des Schneeköniges, wie man spöttisch den
schwedischen König nannte, doch sehr besorgt. Man mußte
sich zu der Demüthigung verstehen, den entlassenen Wallen-
sicin zurück zu rufen, der in Prag fürstlich lebte, aber doch,
im Innern von Ehrsucht genüget, erbleichte. Er hatte
schon dem Könige Gustav seine Dienste angeboren, der aber
Bedenken trug dem zweideutigen Manne zu trauen, daher
es dem Fürsten erfreulich war, als der Kaiser selbst an ihn
schrieb. Er lehnte erst den Oberbefehl ab, brachte aber auf
wiederholte Vorstellungen bald 3o,ooo Mann zusammen und
wurde nun Oberfeldherr mit den Bedingungen, daß er nach
seinem Gefallen den Krieg endigen oder fortsetzen könnte,
daß er mit den eroberten Ländern belehnt und das Herzog-
thum Meklenburg sein Eigenthum würde. Schnell nahm er
Böhmen wieder ein, das der sächsische treulose Feldherr, sein
heimlicher Freund, schlecht vertyeidigte, und bald war sein
Heer 60,000 Mann stark. Maximilian hatte sein Heer dazu
geben müssen und wurde überdieß von dem übermüthkgen
Wallcnstein sehr schnöde behandelt. In Nürnberg hatte
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Tilly Tilly Gustav Gustav Gustav Gustav Friedrich Friedrich Tilly Maximilian_von_Baiern Maximilian Tilly Johann_Georg Johann Gustav Gustav Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schweden Deutschland Schweden Ingolstadt Mün- Wien Prag Herzog-
thum_Meklenburg Wallcnstein Nürnberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
2 10 Eu si a y Adolph.
Schicksal vermulhete, aber mit desto größerer Wuth den
Feind angriff und nach einem tapfern Widerstande überwäl-
tigte. Der muthvolle Pappenheim starb an seinen Wunden,
was die Kaiserlichen sehr darnieder schlug. Die Feinde hat-
ten 6ooo Tobte und sehr viele Verwundete, die Schweden
etwa halb so viel Verlust; aber mit Mühe wurde der von Blut
und Wunden ganz entstellte Leichnam des Königs gefunden
und seiner trauernden Gemahlin, die ihn zuletzt in Erfurt ge-
sprochen hatte, übergeben. Ein Granitstein von Pappeln
umgeben, bezeichnet den Ort, wo er siel*). Gustavs Be-
gleiter, der Herzog von Lauenburg, ist in den Verdacht des
Meuchelmords gekommen, weil er früherhin von Gustav
beleidigt worden war, der ihn aber jetzt als vertrauten
Freund, trotz mancher Warnung, bei sich hatte. Auch ging
der Herzog nach der Schlacht zu den Kaiserlichen über, indeß
ist nichts gegen ihn erwiesen.
Gustav Adolph muß jedem Protestanten in dankbarem
Andenken seyn, denn zunächst bestimmte ihn die Anhänglichkeit
an die protestantische Kirche, mit welcher allerdings auch seine
und seines Reiches Erhaltung und Wohlfarth in Verbindung
stand, nach Deutschland zu gehen. Wie weit aber nach-
her seine Wünsche gingen, hier Lander zu erwerben oder
selbst Kaiser zu werden, da ihn das Glück begünstigte, auch
Tausende von Protestanten auf ihn sahen und ihn zum Be-
schützer wünschten, das laßt sich nicht angcben. Er hat
mancherlei in der Kriegskunst verändert und hatte alle Ei-
genschaften eines großen Feldherrn: ruhige Ueberlegung,
schnelle Entschlossenheit, tiefe Einsicht und festen Muth.
Er wußte selbst in eroberten Städten die Kriegszucht unter
seinen Soldaten zu erhalten. Besonders hielt er die Religion
für ein kräftiges Mittel den Muth zu beleben und die Zügel-
losigkeit der Leidenschaften zu zähmen. Es wurde in seinem
Lager täglich zweimal öffentlich gebetet, so wie er auch vor und
*) Man hat 1832 den 6. November das Andenken an diesen
Glaubenshelden feierlich erneuert und wird noch ein besonderes Denk-
mal errichten.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Adolph Gustavs Gustav Gustav Gustav_Adolph Gustav Wohlfarth
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Erfurt Lauenburg Deutschland