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1. Bd. 6 - S. 189

1846 - Braunschweig : Westermann
189 Kriegswesen. kommt nicht ein größeres Treffen vor. Doch solche haushälterische Schonung der Krieger verlängerte die Plagen des Volkes. In dieser Lage war das Kriegs- und Heerwesen, als durch die Er- findung des Pulvers eine allgemeine Veränderung, doch nicht plözlich, sondern in langsamen Uebergängcn bewirkt ward. Um das Jahr 1330 soll der Franziskaner-Mönch Berthold Schwarz, aus Freiburg im Breisgau, diese folgenreiche Erfindung gemacht haben. Aber die näheren Umstände davon sind so streitig, als die Zeit der ersten Anwendung des Pulvers im Kriege. Daß schon Roger Baco die chemische Zusammcnsezung desselben gekannt habe, ist aus seinen Schriften klar; daß die Sinesen noch weit früher, daß auch die Araber und Perser vor den Abendländern eine dem Pulver ähnliche Mischung, selbst im Kriege, gebraucht haben, wird aus Gründen behauptet. Mehrere, mit Hoher, meinen, daß solche Mischung auch zum griechischen Feuer gekommen. Aber, wenn nicht erster Erfinder, so ist Schwarz doch wohl Verbesserer und hiedurch Urheber des verbreiteten Gebrauches des Pulvers im Kriege gewesen, von welchem nach den Verzeich- nissen verschiedener Schriftsteller bereits 1342 bei der Belagerung von Alge- ziras durch die Mauren, 1346 bei der Schlacht von Crech*), dann allmälig deutlicher und häufiger die Spuren vorkommen. Wir überlasten den Kricgsgeschichtschreibcrn die Auszählung der stufcnwciscn Fortschritte in Ver- vollkommnung des großen und kleinen Geschüzcs, neben welchem jedoch noch lange die alten Waffen gebraucht wurden; so auch die Darstellung der durch das Gcschüz veranlaßten Abänderung in der Schlachtordnung, zumal aber in der Befestigungs- und Belagerungskunst. Die Italiener gingen den übrigen Nationen in dieser furchtbaren Kunst voran. Die Spanier folgten wetteifernd nach. 8- 17. Folgen davon. Unermeßlich waren die Folgen von der Einführung des Schießpulvers doch meist traurig. Denn wohl hat es manchen herrlichen Dienst theils in friedlicher Anwendung oder in Besiegung feindseliger Naturkrästc, Fels- masten u. s. w., theils auch als Kriegswaffe in Schuz und Truz, zumal *) Welches jedoch Temler (im Istcn Bde. der histor. Abhandl. der Gesch. der Welt tu Kopenhagen) bestreitet: wogegen Hoyer das Pulver schon 1331 gebraucht findet.

2. Bd. 6 - S. 190

1846 - Braunschweig : Westermann
190 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. in der Beziehung geleistet, daß es — als in seinem vervollkommneten Ge- brauche von den Fortschritten der Wissenschaft abhängig — die Ueber- legenheit kleiner civilisirtcr Nationen gegen die größten Barbarenhorden bewirkt, daß es Europa vor der Wiederkehr einer hunnischen Verwüstung gesichert, ja selbst zur Lenkerin der Weltschicksale erhoben hat. Dabei mag auch dankbar erkannt werden, daß die Feuerrohre, als gleich kräftig in der Hand des Geringsten, wie des Größten, zur Schwächung jener tyrannischen — aus Waffenrüstung und Fechtkunst pochenden — Aristokratie des Nittcradels nicht wenig beigetragen, Mensch gegen Mensch in das Verhältniß natürlicher Gleichheit gebracht haben; man mag cingestehen, daß, weil die Regel der Ausnahme, das Allgemeine dem Besonderen in der Schäzung vor- geht, dieser Vortheil, der Gleichstellung des Schwachen mit dem Starken, des Friedfertigen mit dem Kampflustigen, immer kostbar bleibe, ob auch jene des Feigen mit dem Muthigen, des Vcrräthers mit dem redlichen Kämpfer damit verbunden sey; man mag endlich (mit Cond ore et) bemerken, daß, ungeachtet der ferntödtenden Kraft des Geschüzcs, gleichwohl die Schlachten durch dasselbe nicht blutiger, als ehedem, ja, eben durch die Trennung der Kämpfenden und durch Verhinderung des Handgemenges als des grauscn- haftcstcn Mordfpicles, weniger schaudervoll, weniger wuthcrrcgend für die Streiter, weniger empörend für den menschlich fühlenden Beobachter geworden sind. Aber eine unselige Wirkung des Pulvers, als welche weiteren tausend- fältigen Unheils fluchwürdige Mutter ist, bringt unseres Urtheils Wage zum entschiedenen Ausschlag. Das Pulver hat •— ob Gleichheit begünstigend im Verhältnisse der Einzelnen — die Freiheit der Völker im Ganzen umge- stürzt. Welches die Konstitution eines Reiches, welches das gesezlich bestimmte Verhältniß der Gewalten sey: die Inhaberin der Kriegsmacht, so wie diese nach Erfindung des Pulvers an Zahl und Uebung verstärkt, durch Artillcrie- Vorräthe furchtbar gemacht, durch Festungen drohend und selbst unangreifbar wurde, die Inhaberin der Kriegsmacht hat als solche ein entschiedenes Uebcr- gcwicht über die ganze Nation. Die Nation steht wehrlos — weil gegen Artillerie und Festungen die gewöhnlichen Waffen Nichts vermögen — der Negierung gegenüber, und hat keine andere Garantie ihrer Rechte mehr, als die Gnade des Fürsten. Unausweichlich wäre die trostloseste Despotie durch das Schießpulver über Europa — demnach unheilbar über die ganze Mensch- heit — gekommen, hätte nicht eine himmlische Fügung den Donner der

3. Bd. 6 - S. 45

1846 - Braunschweig : Westermann
45 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. men*), und forderte drohend die Fürsten aus, sich loszusagen von dem Der-' fluchten, und ein anderes Ncichshaupt zu wählen. Als aber der Kurfürst von Mainz, Heinrich von Virneburg, solche Wahl zu veranlassen sich wei- gerte, so entsczte der Papst ihn des Erzbisthums und ernannte statt seiner den Grafen Gerl ach von Nassau, welcher sofort die Kurfürsten versam- melte (Pfalz und Brandenburg, als des Kaisers Haus angchörig, wur- den ausgeschlossen), und die Erwählung des Markgrafen Karl von Mähren zu Stande brachte. Aber das Werk der Bosheit scheiterte an Ludwig's männlicher Entschlos- senheit und der besseren Bürger Treue. Von den Grenzen Italiens, wo der Kaiser, große Unternehmungen bereitend, weilte, führte er rasch seine Kriegsvölkcr gegen Frankfurt und zerstäubte der Feinde Schaar. Als Flüchtling eilte der Gcgenkönig — die Nähe der Städte, welche insgesammt wider ihn aufstanden, meidend — nach Frankreich, wo sein Vater in dem Kriege Philipp's wider England stritt, aber in demselben Jahre bei Crecy in der großen Schlacht seinen Tod fand. Von da über Bonn, wo der Erz- bischof von Köln ihn krönte, gelangte Karl auf weiten Umwegen in sein vä- terliches Reich, dann verstohlen über die Gebirge nach Italien, wo er die Freunde des Papstes gerüstet fand und an ihrer Svize in Tyrvl einfiel. Zu- gleich sollte von Böhmen aus und von dem aufrührerischen Adel Schwa- bens der Angriff auf Baiern geschehen. Diese Anschläge vereitelte Ludwig in k-urzer Frist. Auf einem Reichstage zu Spcier vernahm er den treuen Zuruf vieler Fürsten und aller Städte. Bis auf einige Pöbelhaufcn, welche die Pfaffen für den Papst gewannen, war dort Alles für den Kaiser, als in dessen rechtmäßiger Gewalt jene fried- liebenden Gemeinwesen die alleinige Schuzwehr wider den gcsezloscn Troz des Adels und die Eigenmacht der Fürsten erkannten. Freudigen Muthes für Recht und Ordnung stritten die guten Bürger, und wer von den Großen treu ge- blieben, wider die Feinde des Vaterlandes, und beugten unter Ludwig's Pa- nier den Ucbermuth der stolzen Verschwörer. Doch nicht lange mehr genoß der vielgeprüfte Kaiser seines Triumphes. Im nächstfolgenden Jahre, unter muthig erneuten Planen für des Reiches und für Wittclsbach's Hoheit, traf ihn der Tod, im 63stcn Jahre seines Al- *) Ihre Ansdrücke sind schauderhaft zu lesen, und grenzen an Wahnwiz.

4. Bd. 6 - S. 50

1846 - Braunschweig : Westermann
80 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. gesellschaftliche Zustand jener Zeit wußte Nichts von den künstlichen Anstalten, wodurch heut zu Tage dem Fortgange des unsichtbaren Giftes Einhalt ge- than und der gewaltige Würgengel durch Linien und Kontumaz in bezeichnete Schranken gebannt wird. Ohne Vorsicht und Hinderung trug der Handel den Todcskcim von Land zu Land, und entwickelten ihn tausendfältig die im Krieg und Frieden unter einander gemischten Völker. Daher wurden zu Florenz 60,000, zu Lübeck 90,000, zu Basel 140,000 Menschen be- graben. An einem Tage wurden aus den Thoren von Passau 300, aus jenen--von Wien 1200 Leichen getragen. Es glaubten die Zeitgenossen, daß die Hälfte des menschlichen Geschlechtes gestorben. Zum mindesten nahm man den vierten Theil an; und es ist eine Rechnung vorhanden, wvrnach blos in den Klöstern des heiligen Franziskus 124,434 Pestopfer gezählt wurden*). Bald gesellten sich zu diesen Schrecken der Natur die noch größeren der Wuth der Menschen. In die verzweifelnden Gemüther kam plözlich — durch priestcrliche Unholde angefacht — fanatischer Grimm wieder die Juden, als welche durch Brunnen-Vergiftung die Pest verursacht hätten; worauf der Pöbel in den meisten Städten Teutschlands, in den Rhein- und Donau-Ländern und bis zur Ostsee die Unglücklichen angriff und, unter schaudervollcn Scenen, viele tausend Männer, Weiber, Kinder qualvoll törtcte. Ihre Wohnungen sanken in Asche. Sie Selbst, in verzwciflungsvollcr Noth, zündeten dieselben an, stürzten ihre Kinder in die Flammen, sich selbst in Dolch und Schwert. Vergebens drohten Häupter und Gerichte. Den reißenden Thieren gleich er- kannten die Wüthenden weder Gcsez noch Recht. §. 18. Wenzeslaw. Karl Iv. folgte (1378) sein Sohn Wenzeslaw, dessen Erwählung zum römischen König mit italischem Golde erkauft war. Auch erhielt derselbe Böhmen und Schlesien. Sein Bruder Sigismund bekam die brand-en- burgischcn Marken, Johann, der dritte Sobn. einige Ncbenlande. Noch besaß ein Bruder Karl's Iv. das Stammgut Luxemburg und sein Neffe, I v d o k u s, die Markgrafschaft Mähren. König Wenzel ist leidenschaftlich von Vielen geschmäht, von Anderen wohlwollend vertheidigt worden; aber sehr wenig gehört zu einem guten Für- ') Eine zweite — in Symptome» seltsame — Pest, die im 2. 1374 anhol', lind der Veitstanz genannt ward, war minder verwüstend.

5. Bd. 6 - S. 143

1846 - Braunschweig : Westermann
143 Von den südöstlichen Reichen rc. Sohn Suleiman's gewesen, eines turkomanischen Häuptlings, welcher, von den Mongolen gedrängt, mit 30,000 Menschen vom Oxus durch Mittel-Asien nach Syrien gezogen und in der Gegend von Haleb seinen Tod gefunden; oder ob unter den eilf Emiren der Ghozz (Uzen, Koma- neu), welche vor dem Schwerte der Mongolen aus Chowaresm entflohen und hierauf Dienste bei den Seldschuken nahmen, Einer Ertogrul geheißen und den Osman gezeugt habe, oder ob endlich — wie die Türken Selbst behaupten — die Horde, welcher Osman gebot, eine mongolische ge- wesen, lasten wir billig dahin gestellt, da cs nimmer auszumitteln und im Grunde auch von geringer Bedeutung ist. Uns genügt zu wissen, daß, nach dem Umstürze des Thrones von Je onium oder der seldschukischen Herrschaft, und nachdem der Hauptstrom der mongolischen Ueberschwcmmung verlobt hatte, aus den Gebirgen, wohin sich vereinzelte Kriegsschaaren zurückgezogen, verschiedene Haufen oder Räuberhorden hervorgingen, welche, die Zerrüttung bcnüzend, Beute oder Eroberung in dem preisgegebenen Lande suchten, und daß unter den Häuptern solcher Horden auch Osman der Urheber einer durch die Folge der Ereignisse weitgcbietcnden Macht war. Er jedoch oder seine Horde, ob sie einheimisch, ob sie fremd gewesen, ist nur der Anlaß, nicht der eigentliche Grundstoff der erneuerten tür- kischen Macht gewesen. Die Trümmer desselben seldschukischen Reiches, welches zwei Jahrhunderte hindurch wider die byzantinischen Kaiser und wider die abendländischen Kreuzfahrer furchtbar gestritten hatte, aber dem mongolischen Sturme erlegen war, bedurften nur einer frischen Belebung, um abermals furchtbar zu seyn. Diese Wiederbelebung, dieser Anstoß zur Wiedervereinigung ging von Osman's Horde aus. 8- 9. Ihre Erhebung. Murat I. Von den Bergen des alten trojanischen Landes stürzte Osman herab (um 1300) in die Fluren Bithyniens, und entriß dem alternden byzan- tinischen Reiche einen großen Theil dieser kostbaren Provinz (s. B. V. S. 166). Prusa ward Residenz. Von nah und fern strömten die Mos- lems dem Eiferer für den mohammedanischen Glauben zu. O r ch a n, der Sohn Osman's (1326), sezte die Eroberungen gleich glor- reich fort. Nicäa, Nikomedien wurden gewonnen, viele Länder Klein- Asiens unter seinen Scepter vereint. Das griechische Reich, durch Bürger-

6. Bd. 6 - S. 145

1846 - Braunschweig : Westermann
145 Don den südöstlichen Neichen rc. ruhmgekrönt immer einhcrziehen!" Also rief der einsegnende Derwisch wie in prophetischer Begeisterung. Zweihundert Jahre hindurch sind die Janit- scharen als treffliches Fußvolk, welchem die Abendländer so lange Zeit kein ähnliches entgegenstellten, fast immer siegreich gewesen, und sie blieben auch in ihrem späteren Verfalle der Kern der türkischen Heere. Von Adrianopcl aus, wo Murat seinen von Pracht strahlenden Herr- schersiz genommen, verwaltete er sein täglich sich erweiterndes Ncich. Hier, wie in seinem Lager, empfing er die Huldigungen der Nationen so wie die demü- thigen Friedcnsbitten des griechischen Kaisers. Sein lezter Sieg war bei Kossova (1389), allwo er die Servier entscheidend niedertrat, aber Selbst, im Augenblicke des Triumphs, durch den Arm eines servischen Jünglings fiel. §. 10. Basazeth L Die Schlachten von Nikopolis und Ancyra. Von Bajazeth Jlderim (der Bliz), welcher Murat folgte, gingen noch größere Schrecken aus. Die Eroberungen im Süden der Donau wur- den fortgesezt und im Norden dieses Stromes begonnen; während auch in Klein-Asien wider die unabhängigen Emire der übrigen Türkenstämmc glor- reicher Krieg geführt und die osmanische Hoheit in der ganzen Halbinsel befestigt ward. Wider diesen furchtbaren Krieger, dessen schwellende Macht die ganze Christenheit zu bedrohen schien, sammelten sich unter Sigmund's, des Kö- nigs von Ungarn, Fahne die abendländischen Heerschaaren zum schwe- ren Streite. Hundert tausend wohlbewaffncte Krieger zogen aus von Ofen. Sigismund Selbst voran an der Ungarn Spize; nach ihm unter Herzog Johann die Mannschaft von Burgund, in stolzer Rüstung, siegberühmt; dann die gedrängten Schaaren der Teutschen und der Böhmen, mit ihnen auch die edle Hilfsmannschaft der Franzosen und Engländer, der kriegs- erfahrene Enguerand de Couch und viele gefeierte Helden der Zeit. Wenn der Himmel einfiele, also prahlten die Stolzen, so würden sie ihn aushalten mit ihren Speeren. Bei Nikopolis trafen sie zusammen mit Bajazeth's Macht, welche, gleich muthig, aber in mehr als gedoppelter Zahl, mit den Hörnern ihres weiten Halbmondes sic zu umzingeln drohte. Der Ungestüm der Franzosen eröffnete unzeitig das Treffen und brachte Verder- den über daö Heer der Christen (1396). Viele Tausende der Lezten bedeckten die Wahlstatt, die edelsten Häupter, unter ihnen der Prinz von Burgund, v. Rotteck, allgcm. Geschichte. Vi 10

7. Bd. 6 - S. 151

1846 - Braunschweig : Westermann
lot Don dcn südöstlichen Neichen re. Am drei und fünfzigsten Tage der Belagerung wurde gestürmt. Der Kaiser und seine Freunde hatten in der Nacht zuvor sich zugcschworcn, rühm- lich zu sterben. Constantin, so religiös als tapfer, genoß in der So- phienkirche das heilige Abendmahl und eilte zum Streite. Glorreich, der Lobpreisung aller Zeiten werth, kämpften die lcztcn Vertheidiger des ehrwür- digen gleiches. Viele Tausende der Stürmenden sielen. Aber die kleberzahl entschied. Die ermattenden Griechen wurden gedrängt. Giustiniani, ver- wundet, floh in die Stadt durch eine Ocffnung der Mauer; die Türken Ihm nach drangen ein; Constantin, nach dem heldenmüthigsten Widerstande, ward getödtct; die Kaiserstadt fiel, mit ihr das Reich (29. Mai 1433). Ueber die eroberte Stadt aber ergingen alle Schrecken barbarischer Fcindcswuth. Mohammed, zur Ermunterung seiner Streiter, hatte ihnen die Plünderung verheißen. Dürstend nach Blut und nach Beute stürzten die Türken in die Straßen, in die Häuser, in die Kirchen; keine Zufluchtstätte war für die zitternden Bürger. Weder Geschlecht, noch Alter, noch Stand wurden geschont. Ucberall floß das Blut, große Schaarcn der Einwohner schleppte man fort in ferne Sklaverei, alles bewegliche Gut wurde zerstört oder geraubt, unermeßliche Schäze kamen in der Siegtrunkenen Hände. Am dritten Tage endlich vcrtobte der Sturm, und hielt Mohammed dcn feierlichen Einzug, eine eiserne Keule in der Faust, mit wildem Blicke die Verwüstnngsscenen überschauend. Doch als er in den Kaiscrpalast trat und dessen Verödung sah, die Wohnung so vieler Gewaltigen leer von den Denkmalen ihrer Herrlichkeit, dcn Spott des Feindes: da drang in sein Ge- müth die ernste Betrachtung des Schicksales, das über den menschlichen Dingen waltet. Erschüttert rief er die Worte des alten persischen Dichters: „Die Spinne hat ihr Gewebe aufgehangen in dem kaiserlichen Palaste, und der Eule Nachtgesang tönt durch die Thürme Afra si abs." Hierauf wurde Gnade verkündet für dcn Nest des Gricchcnvolkcs, die Stadt Constantin's zum Herrschersize des Sultans bestimmt, die kleinen Neste der paläologischen Herrschaft ohne Mühe gewonnen, auch das Kaiserthum Tra pe zu nt durch die dcmuthsvolle Unterwerfung David Komnenus geendet (1461)*). *) S. Geschichte des Kaiserthums von Trapczunt, von Fallmerayer.

8. Bd. 6 - S. 158

1846 - Braunschweig : Westermann
158 Fünftes Kap. Asien. Flüsse, durch den Schnee der Steppen seinem fernen Ziele zu: aber unweit O t rar starb der siebenzigjährige Weltstürmer an einem Fieber (19. März 1405). Auch Er ist gepriesen worden, und nicht blos von kriechenden Asiaten, sondern von europäischen Schriftstellern und in einem philosophischen Zeit- alter! Man hat den hellen Geist und die Staatskunst Desjenigen gerühmt, welcher Asien mit Verwüstung füllte und sein heimathliches Land unverwahrt gegen innere und äußere Stürme zurückließ; man hat ob dem Weltreiche ge- staunt, das er zusammenbrachte, und das gleich nach seinem Tode in die schrecklichste Zertrümmernng ging; Liebe zur Wissenschaft und Kunst ward ihm zugeschrieben, weil er gern die Schmeicheleien der Dichter hörte und weil auf seinen Befehl eine hohe Schule zu K e sch erstand. Aber man vergaß, daß seine Zerstörungskriege weithin die Musen verscheuchten, ja den schönsten Theil Asiens für immer in Barbarei stürzten. Selbst Leutseligkeit, Humanität war man geneigt an Demjenigen zu erkennen, welcher mitunter wohlgelaunt einen glücklichen Scherz ertrug oder einzelne Wohlthaten spendete, indeß er mit schwe- rem Tritte ganze Nationen zermalmte und im Siegesräusche Myriaden wehrloser Menschen schlachtete. Also wurden — selbst nach des Schmeichlers Schere- feddin Angabe — vor Delhi hunderttausend Gefangene gemordet, weil sie bei Annäherung des befreundeten Heeres gelächelt hatten. Die Siegessäulen in Jspahan kosteten 70,060, jene in Bagdad 90,000 Menschenschädel. Als Schach Mansur, Fürst von Fars, Timur's Macht hcldenmüthig ge- trozt hatte, so wurden alle männliche Sprößlinge seines Hauses grausam geschlachtet; und aus fanatischem — oder verstelltem — Eifer für Alis und Hussein's längst vermoderte Gebeine' ließ der blutgierige Mogul ganze Schaaren von Weibern, Kindern und Greisen in den syrischen Städten würgen. Der große Timur— ! §. 3. Zertrümmerung seines Reiches. In einer Rücksicht ist der mongolische Kaiser dem großen Alexander zu vergleichen, in der schnellen Zertrümmerung seines Reiches. So wie nach dem Tode des macedoirischen Helden einzelne Gewaltsräubcr die blut- triefenden Stücke seines Erbes an sich rissen: also ward Timur's weites Reich kn kurzer Frist zersplittert durch den Hader in seinem eigenen Hause, durch die Herrschsucht der untergeordneten Häupter und durch den Abfall der Be- siegten

9. Bd. 6 - S. 32

1846 - Braunschweig : Westermann
32 Erstes Kap. Von Lein Reiche der Teutschen. durch die bluttriefenden Straßen bis zum Kapitol und erstürmte dieses; aber den Vatikan und die Peterskirche mußte er den Feinden lassen und die Kaiserkrönung von den hiezu abgeordneten Cardinälen im Lateran empfangen (1312). Geschwächt durch den Abzug mehrerer teutschen und burgundischen Va- sallen zog Heinrich bald darauf nach Tuscien zurück, belagerte Florenz, wo die Guelfen herrschten, vergebens; erneuerte jedoch, uuerschüttcrt durch die Macht der Feinde, und verstärkte seine Rüstung durch Aufgebot und Bündnisse, um Rache zu nehmen an Robert, und die Majestät des Reiches entscheidend herzustellen. Schon war der siei lisch e König, dem ge- schlossenen Bunde gemäß, in Neapel eingebrochen, schon rückte Johann von Böhmen mit dem Hilfshcere heran, als Hcinrich's plözlichcr Tod den bedrängten Robert und dessen Freunde, die zagenden Guelfen, rettete (1313). Dieser unerwartete — darum auch der Bosheit der Feinde Hcinrich's zu- geschriebene — Tod befestigte die Verhältnisse Italiens. Die Guelfen, und welche überhaupt die Macht des Ausländers haßten, feierten jubelnd den Tag der Befreiung. Die Gibellinen wehklagten über den verlorenen Hoff- nungsstrahl. Ungehindert durch äußere Einmischung mochte jezt der Krieg der Parteien wüthen, ungehindert Tyrannei und Freiheit ihren wechsclvollcn Kampf auskämpf n, und zwischen den schon bestehenden oder noch sich bilden- den Staaten nach einheimischen Verhältnissen ein System der Macht sich fcstsezen. Von nun trennt sich, einige vorübergehende Einflüsse abgerechnet, die italische Geschichte von der teutschen, bis gegen das Ende des Zeitraumes die unglückliche, der Selbstständigkeit durch Zwietracht unwerthe, Halbinsel von Neuem der Tummelplaz des Ausländers wird, und nicht nur Teutsche, sondern auch Franzosen, Spanier, Schweizer u. A. im bunten Wechsel dem Lande Krieg, den Einzebornen Schmach und Fesseln bringen. §. 7. Ludwig Iv. der Baier*). Zu dem erledigten Thron des Reiches hatten, da Hcinrich's Sohn, Jo- hann, zu jung schien, die Bürde solcher Krone zu übernehmen, vor allen an- *) Dgl. Männert's Kaiser Ludwig Iv. oder der Baier, eine von der königl. bair. Akademie der Wissenschaften zu München gekrönte Preisschrift. Landshut1811. F. Schlett's Biographie von Ñ. Ludwig dem Baier, Salzb. 1822., und ganz vorzüglich den Ii. Bd. von

10. Bd. 6 - S. 49

1846 - Braunschweig : Westermann
49 G ♦ Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. ja er ermunterte durch eigenes Beispiel wie durch die Kraftlosigkeit seiner Gcgenvcrftigungcn die Keckheit der Bösen. Während er sich des Schau- gepränges der kaiserlichen Majestät erfreute und die Großen des Reiches zu knechtischen Dienstverrichtungen um seine Person erniedrigte, befestigte er durch Zulassung und Geseze die selbstständige Hoheit der Fürsten, und beförderte die Auflösung des Reichsverbandcs. In Burgund ließ er zwar sich zum Könige krönen (1363); aber er verwahrloste oder vergeudete dort, was noch von Reichsrcchtcn übrig war, und machte ihre Wiedererwerbung dadurch fast unmöglich, daß er den Dauphin Karl zum beständigenrcichsvikar in Arelat ernannte. Noch unrühmlicher benahm er sich in Italien, dem Schauplaze so vie- ler Großthaten seiner Vorfahren im Reiche. Er ging dahin (1334) mit einem Heere von 30,000 Mann, empfing in Mailand — durch Vergünstigung der Vis conti's, die ihn als Werkzeug eigener Größe brauchten — die lombardische und in Nom die Kaiserkrone. Aber — gemäß geheimen Vertrages mit dem Papste — nicht Eine Nacht durfte er in den Mauern dieser Stadt der Cäsarn weilen, und der Spott des Volkes begleitete ihn bis an die Alpen. Was er an Ehre verlor, das suchte er durch Geld zu er- sezcn, und er verkaufte Freiheit an Städte, Gewalt an Tyrannen, Titel und Ehren an Jedermann um baares Geld. Berühmte Schriftsteller haben die Klugheit dieses Verfahrens gepriesen; wir können es nicht anders als schändlich nennen. §. 17. Verschiedene Merkwürdigkeiten. In den Zeiten dieses Kaisers erlitt Europa, außer den gehäuften liebeln des Krieges und der neu einrcißenden Barbarei, noch vielfältige na- türliche Bedrängniß. Die Geschichtschreiber jener unglücklichen Tage erzählen uns von lang anhaltenden zerstörenden Erdbeben, von Hungers noth, zumal aber von einer über dem ganzen Erdtheil wüthenden, unerhört schreck- lichen Pest (1347 ff.). Es scheint, daß dieselbe, wie die meisten großen Sterblichkeiten, welche die Geschichte uns aufbewahret, aus Aegypten ge- kommen und, auf einem doppelten Wege gegen Aufgang und Niedergang sich ausbreitend, bis an's morgenländische wie bis an's atlantische Meer tödtend geschritten sey. Ihre Symptome waren furchtbar. Der Mensch be- kam eine Beule und starb binnen drei Tagen in großer Qual. Der rohe v. Rvtteck, allgcm. Geschichte. Vi. 4
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