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Dom, und zu spät sahen die Unglücklichen, daß sie nur für beit unmenschlichen Feind ihr Gut an einem Ort zusammengebracht hatten.
Nachbem der anfangs bestimmte Termin um 6 Tage hinausgeschoben worben war, würde plötzlich am 31. Mai bekannt gemacht, der Termin sei wieber um 2 Tage verkürzt und es solle Nachmittags nach 12 Uhr kein Einwohner sich mehr blicken lassen, Weber in seinem Hanse noch auf der Straße. Väter, Mütter, Kinder, Greise verlassen jetzt ihre Heimath, um in bett benachbarten Dörfern Schutz und Obbach zu suchen. Um 4 Uhr wirb bett mit Plünbern beschäftigten Grenabiereu das erste Zeichen zum Anzünben gegeben. Dieselben eilen an die überall aufgethürmten Strohhaufen, um sich Fackeln zum bequemen Anzünben zu bereiten. Ein Kanonenschuß giebt das letzte Zeichen, rasch vertheilen sich die Mordbrenner in die verschieben Straßen und Wersen unter Jubelgeschrei bett Brand in die Häuser. Bald wälzen sich die Flammen durch die ganze Stadt und am nächsten Morgen ist von der herrlichen Stadt nichts übrig, als ein rauchender Trümmerhaufen. Nur der Dom hatte der zerstörenben Macht des Feuers wiberstanben. Nur 6 Wochen hausten die Vanbalen auf den Trümmern der Stadt, erbrachen die Gewölbe im Dom, sowie die Gräber, beraubten die Leichname ihrer Kostbarkeiten und Gewänber uttb warfen die Leichen fpottenb auf den Friebhöfen und in den Kirchen umher, dann zogen sie ab nach Mainz.
c) Auch Dannstabt würde zweimal erobert und gebranbschatzt, (1691 uttb 1693) bis ettblich der Friebe von Ryswick (1697) dem Reich bett Frieden brachte.
Nochmals kämpften die hessischen Truppen gegen Ludwig Xiv. in dem sogenannten „spanischen Erfolgekrieg". In diesem Kriege erwarb sich der Bruder des Landgrafen, der kaiserliche Feldmar-fchaßieittrtant Prinz Georg von Hessen, der 1705 vor Barcelona den Heldentod starb, durch die Eroberung von Gibraltar (1704) unsterblichen Kriegsruhm.
d) Abweichend von seinen sparsamen Vorfahren war Ernst Ludwig prachtliebend und führte Bauten aus, die seine Mittel überstiegen und bereu Kosten ihn und seine Nachfolger brückten, so, das neue Schloß, als das alte 1715 theilweise ein Raub der Flammen geworben war, die Jagbschlösser: Jägersburg, Wolfsgarten, Mönchsbruch, das sogenannte Griesheimer Haus, ferner das alte Opernhaus und das Orangeriehaus im Bessnnger Herrengarten. Noch eine anbete Liebhaberei des Lanbgrafen verschlang^ große Summen, nämlich seine Experimente zur Entdeckung des „Steins der Weisen", mit welchem er unedle Metalle in Gold Zu verwandeln hoffte.
Müller. Geschichte von Hessen. 4.
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Extrahierte Personennamen: Weber Ludwig_Xiv Ludwig Georg_von_Hessen Ernst_Ludwig Ernst Ludwig
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3. Georg Ii., der Gelehrte. (1626—1661.)
a) Erst 21 Jahre alt, übernahm Georg nach seines Vaters Tod die Regierung des von den Stürmen des Krieges zerrütteten Landes. Er hatte sich ans seinen Beruf wohl vorbereitet und besaß nicht allein ausgedehnte Kenntnisse, welche ihm den Beinamen „der Gelehrte" verschafften, sondern hatte auch durch größere Reisen ins Ausland sich Erfahrungen gesammelt. Wie sein Vater und Großvater war auch er durch eine große Frömmigkeit ausgezeichnet und las gerne und oft in der Bibel, die er während seines Lebens 28—30 Mal und zwar in deutscher, lateinischer, französischer und spanischer Sprache durchgelesen haben soll.
In den lutherischen Anschauungen seines Hauses aufgewachsen, konnte er mit der reformirten Lehre, die sein Vetter Moritz und nach diesem sein Sohn Ludwig V. von Hessen-Kassel mit übermäßiger Strenge in ihrem Lande eingeführt hatten, sich nicht befreunden. Hieraus erklärt sich zur Genüge die Erbitterung, mit welcher, in der an sich schon traurigen Zeit des 30jährigen Krieges, die beiden verwandten Staaten sich wegen der Marburgei* Erbschaft bekämpften.
Während dieser Kämpfe war es, wo die Stadt Alsfeld (1646) von den Niederhessen belagert, aber von ihren wackern Bürgern unter Anführung des Bürgermeisters Haas mit Heldenmuth vertheidigt und ihrem rechtmäßigen Herrn erhalten wurde.
b) Zwar hatte Tilly's Sieg über Christian von Braunschweig und Ernst von Mattsfeld bei Höchst deren zügellose Schaaren aus dem Gebiet der oberen Grafschaft verdrängt und den Kriegsschauplatz nach Norddeutschland verlegt, aber Gustav Adolphs Sieg bet Breitenfeld (1631) führte ihn im Sturmschritt zum Rhein und Main. Aschaffenburg, Hanau, Offeubach und Frankfurt öffneten dem Sieger ihre Thore, Höchst a. M. mußte sich ergeben, ebenso die Orte an der Bergstraße: Bensheim, Heppenheim, die Starkenburg it. a. Nun galt es Mainz zu nehmen. Jedoch der Ueber-gang über den Rhein bot scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten dar, denn auf dem linken Ufer standen Baient, Lothringer und Spanier, nachdem sie alle Fahrzeuge auf dem rechten Ufer verbrannt, oder versenkt hatten in festen Stellungen zur Vertheidigung und zum Angriff bereit. Gustav Adolph durchstreifte selbst die Gegend rheinanf- und abwärts, um eine geeignete Stelle zum Uebergang zu finden. Mit einem Nachen, den er in Stockstadt aufgetrieben; fuhr er selbst über den Strom um eine geeignete Stelle zum Landen auszukundschaften. Kaum ans Land gestiegen
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Georg Moritz Ludwig_V. Ludwig_V. Haas Christian_von_Braunschweig Ernst_von_Mattsfeld Ernst Gustav_Adolphs Gustav Gustav_Adolph Gustav
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der von oynhausen'sche Oberschultheis Geiß zu Lindheim, eitt fanatischer, geldsüchtiger und roher Mensch zu einer traurigen Berühmtheit gelangt. In der Zeit von 1661—66 ließ derselbe nicht weniger als 30 Menschen nach furchtbaren Folterqualen in dem „Hexenthurm" zu Lindheim lebendig verbrennen, oder sonst zum Tode führen. Darin, daß derselbe bei dem Ritt über einen Graben, der von da an der „Teufelsgraben" heißt, sich den Hals abstürzte, wollte man ein Gottesurtheil erkennen.
Auch unter diesem Landgrafen hatte sich das Land vergrößert. Die Burg Frankenstein, die andere Hälfte von Eberstadt, die Dörfer Hoxhohl, Ober-, Nieder- und Schmalbeerbach waren gekauft, das Dorf Rodau und die Rheinau bei Ginsheim eingetauscht worden.
5. Ludwig Vii. (1678.)
Er hatte nur 3 Monate regiert, als er auf dem Schlosse zu Friedenstein bei Gotha, während der Reise zu seiner Vermählung, plötzlich erkrankte und starb.
Ihm folgte sein ältester Stiefbruder Ernst Ludwig.
6. Ernst Ludwig. (1678—1739.)
a) Da Ernst Ludwig erst 11 Jahre zählte, als der unerwartete Tod seines Bruders ihn auf den hessischen Thron berief, so führte seine geistes- und willenskräftige Mutter, Elisabeths Dorothea, 10 Jahre lang für ihn mit fester Hand die Regierung. Und wahrlich, einer festen Hand bedurfte es, denn im Osten und Westen Pochte mit harter Hand der Erbfeind an den Thoren des alternden „heiligen römischen Reiches", daß alle Fundamente wankten. Das hessen-darmstädtische Reichscontingent gehörte damals zu den Regimentern des oberrheinischen Kreises und bildete als solches einen Theil des Heeres, welches das Reich dem ehrgeizigen Großwesir Kara Mustafa, der 1683 mit zweimal hunderttausend Türken die Kaiserstadt Wien belagerte, entgegensandte. Unter Leitung des Herzogs Karl von Lothringen halsen auch Hessens Söhne, dem edlen Polenkönig Johann Sobiesky die türkische Armee vernichten und Wien befreien.
Ebenso nahmen die Hessen Theil an dem Reichskriege gegen Ludwig Xiv., als dieser die Erbgüter des verstorbenen Kurfürsten Karl von der Pfalz für Frankreich in Anspruch nahm. Auf Vorschlag seines Ministers Louvois beabsichtigte Ludwig Xiv. nichts Geringeres, als zur Sicherung der französischen Grenze einen meilenbreiten Gürtel von Deutschland zur Wüste zu machen. Nicht weniger als 1200 Orten war die Einäscherung zugedacht. Damals war es, als General Melac die gesegneten Fluren der Pfalz
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Vii Ludwig Ernst_Ludwig Ernst Ludwig Ernst_Ludwig Ernst Ludwig Ernst_Ludwig Ernst Ludwig Elisabeths_Dorothea Karl_von_Lothringen Karl Johann_Sobiesky Johann Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Karl Karl Ludwig_Xiv Ludwig Melac
Extrahierte Ortsnamen: Lindheim Lindheim Burg_Frankenstein Rheinau Ginsheim Gotha Hessens Wien Hessen Frankreich Deutschland
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verwüstete, das Heidelberger Schloß und die Städte Mannheim, Gernsheim, Oppenheim, Alzey, Worms, Speyer it. a. zerstörte und die Bergstraße heimsuchte.
b) In welcher Weise man mit Worms verfuhr, sei hier kurz erzählt: Am 1. Oktober erschienen die Franzosen vor Worms und Zwangen die Stadt theils durch Drohungen, theils durch das Versprechen, daß man nur 300 Mann als Garnison in die Stadt legen und die Gerechtsame der Bürger respektiren wolle, die Thore zu öffnen. Statt 300 rückten sosort 1400 ein, deren Zahl sich in kurzer Zeit noch um die Hälste vermehrte. Die Franzosen benahmen sich wie die Herren und behandelten die Bürger mit Hohn und Spott. Um den Magistrat gefügig zu machen, wurden mehrere Rathsherren eingesperrt, andern eine Einquartierung aus der Hefe der Bevölkerung ins Haus gelegt, oder deren Frauen zu den entehrendsten Dienstleistungen gezwungen. Die Einwohner mußten ihre Schulden nach Holland, Köln, Frankfurt und Nürnberg aufs gewissenhafteste angeben und dann dieselben innerhalb 3 Wochen an die französische Kriegskasfe bezahlen. Kurze Zeit darauf traf der Befehl ein, daß alle Festungswerke, ohne Ausnahme geschleift werden sollten. In wenig Wochen wurden so die äußern
Werke, Mauern, Wälle, Thore und über vierzig große und kleine Thürme vernichtet. Die Bürger mußten alles, was sie von Waffen
befaßen, abliefern und wurden, nebst den Landleuten der Um-
gegend, durch Prügel gezwungen an der Zerstörung mit zu arbeiten. Die im Zeughaus vorhandenen Geschütze wurden theils in den Rhein versenkt, theils nach Landau geführt. Alle vorrüthigen Früchte
mußten, bei Androhung der Häuferverbrennung an die französische Garnison zu Mainz abgeliefert werden. Aber das Maß des Schreckens war damals noch nicht erfüllt, noch stand der Stadt das schlimmste bevor! Am 22. Mai 1689, des Abends, ließ der Kommandant den Rath und die vornehmsten Bürger vor sich kommen und eröffnete ihnen, daß nach 6 Tagen die Stadt ein Raub der Flammen werden müßte.
Vergebens waren alle Versuche der Unglücklichen, das furchtbare Geschick abzuwenden. Das Einzige, was sie erlangten, war das Versprechen, die Habe der Bürger auf 500 Wagen wegführen zu lassen. Bis diese kämen, sollten ihr im Dom, im Bischofshofe und in dem Nonnenkloster Marienmünster, welche Gebäude verschont bleiben sollten, eine sichere Aufbewahrungsstätte gewährt fein. Viele brachten ihre Habe auch wirklich nach dem Dom. Zu ihrem Schrecken hörten sie kurz darauf, daß nur das Kloster verschont bleiben solle. Aber die Wachen ließen jetzt niemand mehr zum
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— so —
Die versprochene Hülfe des Markgrafen von Brandenburg, sowie ein erwirktes Stillstandsgebot des Kaisers, kamen zu spät. Den jungen Landgrafen selber hatte seine Mutter nach Spangenberg in Sicherheit gebracht. Als Sickingen mit seinen dreitausend Reitern und zehntausend Fußgängern an der Grenze des Landes brennend und plündernd erschien, stand ihm die ganze Grafschaft Katzenellenbogen offen. Das „Gerauer Ländchen" und die Bergstraße wurden mit Plünderung heimgesucht und durch Feuer und Schwert verwüstet; nur ein kleines befestigtes Schloß, Stein, welches an der „Mainspitze" lag, wurde von einigen Rittern tapfer vertheidigt. Plötzlich umzingelte Sickingen Darmstadt, in welchem sich die Blüthe des hessischen Adels befand. Statt sich zu vertheidigen und auf die von Brandenburg zugesagte Hülfe zu warten, schloß man in der Bestürzung mit Sickingen einen Vertrag, in welchem ihm alle Forderungen zugestanden wurden. 80 hessische Ritter übernahmen die Bürgschaft, da der Landgraf nicht zugegen war. Dem Hauptartikel kam Philipp nach, indem er 35000 Gulden (in lauter Hellern) nach Mainz abführen ließ; für die übrigen Artikel dieses schimpflichen und übereilten Vertrags, den auch Kaiser Maximilian für nichtig erklärte, hielt er weder sich, noch seine Ritter verpflichtet.
Sickingen verlangte die Ausführung des Vertrags und drohte „er werde bald die alten Herbergen wieder aufsuchen." Als man ihm den stolzen, hochstrebenden Sinn des jungen Fürsten schilderte, sagte er lächelnd: „Ein Kind versöhnt man mit einem Apfel." Von allen Seiten im Stiche gelassen, wurde Philipp Mitglied des „schwäbischen Bundes." Dieses Bündniß legte ihm zwar schwere ilpfer auf, aber es bot ihm doch wirksamen Schutz, denn selbst Sickingen scheute sich einer solchen Macht die Stirne zu bieten und ließ teilte Drohungen unerfüllt.
Das höhnende Wort aber konnte ihm der junge Landgraf nicht vergessen; er wartete auf eine günstige Gelegenheit um ihm die wohlverdiente Züchtigung geben zu können. Diese fand sich bald, als Sickingen den Erzbischof von Trier überfiel. Philipp verband sich mit dem Kurfürsten von der Pfalz, um dem bedrohten Standesgenoffen zu Hülfe zu kommen. Sickingen zog vor, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen, nicht ohne das Trierer Land seinen Zorn fühlen zu lassen. Die verbündeten Fürsten wollten jedoch nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sondern die „böse Wurzel" ausrotten. Nachdem sie einige Verbündete Sickingens gezüchtigt hatten, rückten sie vor dessen Burg Nannstuhl in der Pfalz, um sie zu belagern. Sickingen wurde durch einen Splitter tödtlich
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Extrahierte Personennamen: Spangenberg Philipp Philipp Maximilian Maximilian Philipp Philipp Philipp Philipp
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Ausdruck evangelischer Ueberzeugung und Gewissensfreiheit angesehen werden muß.
f) Um Luther und Zwingli, welche namentlich in der Auf->asiung der Lehre vom heiligen Abendmahl von einander abwichen, zu vereinigen, veranlaßte er 1529 in Marburg ein Religionsgespräch, das leider bei dem unbeugsamen Widerstand der Wittenberger Theologen nicht zum Ziele führte.
Phl^pp ivar es auch, der auf dem Reichstag zu Augsburg 1o30 darauf drang, daß die von Melanchthon verfaßte „Augsburgische Confession", das Bekenntniß des evangelischen Glaubens, nicht bloß lateinisch, sondern auch deutsch verlesen wurde.
g) Für Aufrechthaltung der gesetzlichen Ordnung im Reiche trat der Landgraf überall freudig und mit allem Nachdruck in die Schranken. Um 1525 brachen in dem größeren Theile von Deutschland Unruhen unter den Bauern aus. Dieselben hatten die Pre-bi9lüd.n der „evangelischen Freiheit" falsch aufgefaßt und standen nt Masse auf, um die wirklichen oder vermeintlichen Lasten, welche sie drückten, abzuschütteln. Sie schritten bald zu ruchlosen Widersetzlichkeiten und frevelhaften Gräuelthaten fort, plünderten Schlösser und Klöster, zerstörten die Gotteshäuser, sengten und mordeten. Es waren mitunter Schaaren von 20000 beisammen. Bei Heil-bronn wurden 80 Ritter ohne Erbarmen in die Spieße der blutdürstigen verwilderten Bauern getrieben. In 12 Artikeln stellten sie ihre Forderungen zusammen. Philipp war feinen Augenblick im Zweifel, was er zu thun habe und schickte einige Hundert Mann dem schwäbischen Bunde zu, der sich anschickte, die Bauern zu bekämpfen. Kaum waren die Hessen auf dem Marsche, als sich die Kunde verbreitete, daß auch an den Grenzen seines Landes die Empörung ausgebrochen sei. Von Thüringen waren mehrere Hau-feit von 5, 7 und 8000 Mann im Anzuge, in Fulda standen 10000 und gegen Hersseld waren 5000 in Bewegung.
Vorerst wollte der Landgraf, um Blutvergießen zu vermeiden, unterhandeln. Man verlangte, er solle die 12 Artikel annehmen. Aus solche Bedingungen konnte der Landgraf unmöglich eingehen. Er befchied daher feine treuen Hessen nach Alsfeld zu einer Berathung und sprach den Versammelten das Vertrauen ans, daß sie ihren angestammten Regenten in dieser gefahrvollen Zeit nicht im Stiche lassen würden; wer auf seiner Seite stehen wollte, solle die Finger erheben. Alle erhoben gleichzeitig unter lauter Versicherung ihrer Anhänglichkeit ihre Hände, die Hessentreue hatte sich abermals bewährt. Schon am nächsten Morgen brachen die Gerüsteten auf, um die Grenze zu sichern. Die Rebellen in
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Melanchthon Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Marburg Augsburg Deutschland Hessen Fulda Hessen Alsfeld
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„weißen Berg" Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig für Friedrich, den „Winterkönig" eintraten und den Krieg auf eigene Faust fortsetzten. Ernst von Mansfeld überfiel auf seinen Zügen auch Hessen, berannte die festen Schlösser, plünderte die Dörfer und brannte sie nieder. Er zerstörte die Ernten und schonte selbst nicht der evangelischen Gotteshäuser. Auch Darmstadt wurde von Mansfeld eingenommen und geplündert, der Landgraf jedoch, mit seinem Sohne Johaunes auf der Flucht vom Herrngarten nach Büttelborn gefangen genommen. Erst der Sieg Tilly's bei Höchst (1622) verschaffte denselben die Freiheit. Was die Schaaren Mansfelds übrig gelassen, das zerstörten nun die nachfolgenden kaiserlichen Heere, deren geworbene Söldner einen Unterschied zwischen Freund und Feind nicht machten.
e) Bezüglich der Flucht des Landgrafen hat sich eine Sage gebildet, die Folgendes erzählt:
Auf der Flucht kamen dem Landgrafen und seinem Sohne die Verfolger immer näher. Ihre Kräfte waren erschöpft. In höchster Noth suchten sie in einer Köhlerhütte Schutz, der ihnen auch, als man den Landgrafen erkannte, bereitwilligst gewährt wurde. Rasch wurden beide in unscheinbare Kleider gehüllt und die fürstlichen verborgen. Kaum war dies geschehen, als schon die Verfolger die Hütte betraten. Obgleich man dein Landgrasen und seinem Sohn Gesicht und Hände geschwärzt hatte, so erregte doch ihre Haltung Verdacht. Man fragte den Köhler und seine Frau, wer die Beiden wären, doch sie gaben ausweichende Antworten. Als man aber begann dieselben durch Mißhandlungen zum Geständnis zu bringen, da trat der Landgraf vor und sprach: „Laßt diese, ich bin der Landgraf, den ihr suchet!" Der Mansselder führte hierauf den Landgrafen und sein Kind auf seinen Streifzügen als Gefangene mit herum und ließ sie scharf bewachen. Einst, indem der Landgraf mit betrübtem Herzeu seiner fernen Lieben gedachte, hörte er ein leises Klopfen an dem Fenster seines Gefängnisses. Als er öffnete, bemerkte er den Köhler, welcher ihm mittheilte, daß seine Wächter schliefen und alles zur Flucht bereit sei. Das schlafende Kind wurde rasch geweckt und ohne Anstand gelangten sie in den nahen Wald, wo 2 Pferde ihrer harrten. Aber kaum hatten sie dieselben bestiegen, als die Flucht bemerkt wurde. Schon hörten sie den Hufschlag der sie verfolgenden Rosse. Das Pferd des Landgrafen, der sein Kind vor sich genommen hatte, fing an von der doppelten Last zu ermatten, der Zwischenraum zwischen ihm und seinen Verfolgern wurde immer kleiner, da, in einer Schlucht, sprang der wackere Köhler vom Pferde und erwartete die heran-stürmenden Feinte. Es gelang ihm dieselben einige Zeit aufzuhalten, doch mußte er schließlich der liebermacht erliegen und wurde ein Opfer seiner Treue. Der Landgraf aber, der dadurch einen Vorsprung gewann, kam glücklich in Sicherheit.
f) Landgraf Ludwig Iv. war 1604 in Marburg ohne Erben gestorben. In feinem Testament hatte er seine beiden Vettern, Moritz, den Gelehrten, von Kassel und Ludwig V. von Darmstadt, zu seinen Erben eingesetzt, dabei jedoch bestimmt: „wer in seinen
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Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Mansfeld Ernst Christian_von_Braunschweig Friedrich Friedrich Ernst Johaunes Ludwig_Iv Ludwig Moritz Ludwig_V._von_Darmstadt Ludwig_V.
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den und irrte schutzlos umher, da sie in Eisenach, aus Furcht vor dem Landgrafen, niemand aufzunehmen wagte. Endlich gewährte ihr der Bischof von Bamberg, ihr mütterlicher Oheim, einen anständigen Aufenthalt auf dem Schlosse Bottenstein. Heinrich Raspe, der später fein Unrecht einsah, söhnte sich zwar mit ihr ans und berief sie nach der Wartburg zurück, Elisabeth aber, die sich schon zu Lebzeiten ihres Gemahls die strengsten geistlichen Uebungen auferlegt und alle Bequemlichkeiten des Lebens versagt hatte, trennte sich bald darauf von ihren Kindern und zog sich auf ihren Witt-wenfitz Marburg zurück, wo sie bis zu ihrem Tode (1231) ganz andächtigen Uebungen, Werken der Barmherzigkeit und dem Gehorsam gegen ihren despotischen Beichtvater Konrad von Marburg hingegeben, lebte. Die vielen Wunder, welche ihre Gebeine bewirkt haben sollen, veranlaßten schon 1236 ihre Heiligsprechung. Ueber ihrem Grabe wurde durch Landgraf Konrad die prachtvolle Elisabethenkirche erbaut.
Elisabeth hatte einen Sohn, Hermann und 2 Töchter, von denen die älteste, Sophie, mit Heinrich dem Großmüthigen von Brabant vermählt war.
6. Hermann Ii. (1216 -42) Heinrich Raspe (1242-1247.)
Hermann Ii., der heiligen Elisabeth Sohn, während dessen Minderjährigkeit seine beiden Oheime, Heinrich Raspe und Konrad die Regierung geführt hatten, starb 1242 ohne Erben, woraus Heinrich Raspe die Regierung ganz an sich nahm. Lange sollte er sich jedoch seines Besitzes nicht freuen. Aus Wunsch des Papstes trat er (1246) als Gegenkaiser gegen Friedrich Ii. auf. Er besiegte zwar dessen ^ohn, Konrad Iv., in einer mörderischen Schlacht bei Frankfurt a. M., kehrte jedoch nach der vergeblichen Belagerung von Reutlingen und Ulm krank auf die Wartburg zurück, und starb kinderlos 1247.
Vierter Abschnitt.
Kessen unter eigenen Arirsten.
1. Heinrich das Kind. (1247—1308.)
a) Einhundert und siebenzehn Jahre war Hessen ein Erbtheil , thüringischen Hauses gewesen, als der Tod Heinrichs Raspe eine große Veränderung ankündigte.
Vier Nachkommenhermanns I. machten Ansprüche auf dessen Erbe»
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Raspe Heinrich Konrad_von_Marburg Konrad Konrad Konrad Elisabeth Hermann Sophie Heinrich_dem_Großmüthigen_von_Brabant Heinrich Hermann_Ii Heinrich_Raspe Heinrich Hermann_Ii Elisabeth_Sohn Heinrich_Raspe Heinrich Konrad Konrad Heinrich_Raspe Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Konrad_Iv. Konrad_Iv. Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs
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genhain, aus dessen Wappen man auch das Bundeszeichen — einen Stern — der an den Steigbügeln oder an Kappen getragen wurde, wählte.
Man erzählt, daß selbst die Hofdiener des Landgrafen sich mit dem Stern versehen hätten, um im Augenblick der Gefahr sich Sicherheit zu verschaffen.
Die^ beiden Landgrafen erließen zwar eine schriftliche Abmahnung an ihre Basallen und Burgmannen, dem Bunde nicht beizutreten, oder auszutreten, falls sie Glieder wären, aber ohne Erfolg. Bei einer außerordentlichen „Tagsatzung" zu Marburg, schilderte Hermann den Abgeordneten der oberhessischen Städte die Lage des Landes und die Treulosigkeit seiner Vasallen. Als er unter Thränen erklärte, daß er alle ihm treuen Ritter mit einem Brode speisen könne, erhoben sich die Vertreter der Städte und vergießen dem Landgrafen Leib und Gut. Landgraf Hermann, hierdurch er-muthigt und gestärkt, verwarf nun selbst den Vorschlag seines Oheims, durch eine Gebietsabtretung an Braunschweig die Ruhe seines Landes zu erkaufen und beschloß auszuharren in dem aufgedrungenen Kampfe.
d) Die Städte hatten in der Folge schwere Drangsale zu erdulden, doch waren ihre Bürger von einem tapferen Geiste beseelt. Es gelang ihnen nicht selten, die Anstürmenden zurückzuwerfen und ihnen empfindlichen Schaden zuzufügen. Bei Wetzlar gelang es den mit Hermann verbündeten Grafen von Solms, Otto und Johann Ii., nach einem siegreichen Treffen die Häupter des feindlichen Heerhaufens gefangen zu nehmen. Graf Otto ließ leine Gefangenen als treubrüchige Vasallen hinrichten, Johann dagegen, vielleicht durch ein Lösegeld bestochen, vielleicht auch entschlossen von Hermann abzufallen, entließ die seinigen heimlich. Hierüber entrüstet, überfiel ihn Landgraf Hermann, behandelte ihn als offenen Feind und begann, um die Stadt Wetzlar zu schützen, ihn selbst aber zu bezwingen, auf einer Anhöhe <xn der Dill eine Feste zu bauen, die nach ihm Hermannstein genannt wurde.
Auf diese Weise wurde die Kraft der Stern er getheilt und ihr Name fiel bald der Verachtung anheim. Auch mit Thüringen und Mainz hatte Hermann zu kämpfen und seine Hauptstadt Kassel hatte zwei Belagerungen auszuhalten. Das letzte mal rettete ihn der Muth seiner zweiten Gemahlin, 'einer Tochter des Burgrafen Friedrich V. von Nürnberg. Dieselbe wagte sich nämlich in das feindliche Lager und bewog durch ihre Beredsamkeit den Landgrafen Balthasar v. Thüringen zum Abzug.
5. Ludwig I., der Friedfertige. (1413—1458.)
a) Das Leben und Wirken dieses Fürsten, eines Sohnes Hermanns des Gelehrten, bilden in den unerquicklichen Wirren und Fehden seiner Zeit einen angenehmen Ruhepunkt. Er verstand es einerseits seine Feinde zu züchtigen, aber andrerseits auch wieder mild und versöhnlich zu sein. Um seinem Volke Ruhe und Frieden zu sichern, verzichtete er auf seine Erbausprüche in Brabant und schlug selbst die ihm nach Albrechts Ii. Tod (1440) angebotene Kaiserkrone aus. Da er in seiner Jugend schwächlich war, so hatte er weder Lesen noch Schreiben gelernt; trotzdem wurde er vielfach als Schiedsrichter angerufen. Sehr gottesfürchtig, war er in seiner Jugend mit seinem Freuude, dem Grasen Johann von
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Extrahierte Personennamen: Hermann Hermann Hermann Otto Johann_Ii Johann Otto Johann Hermann Hermann Hermann Friedrich_V._von_Nürnberg Friedrich_V. Balthasar_v Ludwig_I. Ludwig_I. Albrechts Albrechts Johann
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Hersfeld baten um Gnade und erhielten großmüthig Verzeihung; nur zwei ihrer Anführer mürben mit Verbannung gestraft. Fulda leistete zwar Widerstand, mußte sich aber bald ergeben. Hier wurden die Rädelsführer enthauptet. Die Bauern wurden in den Stadtgraben getrieben und mußten daselbst zur Strafe 3 Tage ohne Nahrung bleiben.
h) In Thüringen Hatte ein Geistlicher, Thomas Münzer, die Köpfe verrückt. Er predigte gegen den Papst und gegen Luther, verwarf die Kindertaufe, rühmte sich göttlicher Offenbarungen und verhieß den Armen Gütergemeinschaft. Ein Gehülfe von ihm durchzog die Gegend von Mühlhausen und verbreitete durch Plünderung und Brand Angst mb Schrecken. Philipps Schwiegervater, Herzog Georg von Sachsen, beschloß durch Waffengewalt den Aufruhr zu stillen. Philipp, zur Hülfe aufgefordert, war rasch zur Hand. Bei Frankenhausen wurden die Meuterer geschlagen. Man zählte 5000 Leichen in der Stadt und Umgegend. Münzer selbst wurde vou einem Soldaten aus einem Speicher, wohin er geflohen, entdeckt und unter furchtbaren Dualen mit feinem Gehülfen Pfeifer Hingerichtet. Der Papst sandte dem Landgrafen wegen dieses Sieges ein schmeichelhaftes Danksagungsschreiben. —
i) Herzog Ulrich von Württemberg Hatte durch eine verschwen-berische, prachtliebenbe Regierung sein Land in Schulden gestürzt, was einen gefährlichen, schwer zu unterdrückenden Ausstand veranlaßte. Als er gar seinen früheren Günstling Hans von Hutten aus Eifersucht erstach und die Reichsstadt Reutlingen überfiel um sie mit seinem Lande zu vereinigen, da erhob sich der Württembergische Adel und der schwäbische Bund gegen ihn und verjagte ihn aus seinem Lande. Der schwäbische Bund, der nicht wnßte, was er mit Württemberg ansangen sollte, verkaufte das Laub an den Bruder des Kaisers, den König Ferdinand. Ulrich wurde in die Acht erklärt und irrte heimathlos umher. Das Unglück jedoch gewann dem vertriebenen Herzog manches Herz. Philipp gab demselben sicheren Aufenthalt auf feinen Schlössern an der Bergstraße, auch legten mehrere deutsche Fürsten Fürsprache für den hinlänglich Gestraften bei dem Kaiser ein. Die Bitte war umsonst. Aus dem Reichstag zu Augsburg beugte Philipp sogar sein Knie vor dem Kaiser um Gnade für seinen Verwandten zu erhalten. Da der Kaiser einer Antwort auswich, jo beschloß Philipp hierauf den Herzog mit Waffengewalt wieder in sein Land einzusetzen. Weil er aber von deutschen Fürsten keine Unterstützung erhalten konnte, so wandte er sich an Frankreich, das ihm gegen Verpfändung einiger württembergischer Besitzungen eine bedeutende Geldunterstützung verwilligte. Mit einem wohlgerüsteten Heer von 16000 Fußgängern
Müller. Geschichte von Hessen. S
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Philipps_Schwiegervater Philipps Georg_von_Sachsen Philipp Philipp Ulrich_von_Württemberg Hans_von_Hutten Ferdinand Ulrich Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Fulda Thüringen Mühlhausen Frankreich Hessen