50
Zweites Hauptstück.
Lop- See vordrangen, die hohe Bucharei durchstreiften,
ihre Uebermacht sogar im Reiche Ta man am Japartes
oder Sihun und bei dem Volke der Siyu geltend mach-
ten, und an den Königen der Usun in der Songarci Ver-
bündete fanden, kamen sie dem Feind in die Flanke und
in den Rücken und zwangen ihn, nvrd- und nordwestwärts
zurückzuweichen. Endlich brachen in der Mitte des ge-
schwächten Feindes selbst Uneinigkeiten ans: die Horden
der südlichen Parthei traten um 47 nach Christus unter
den Schuh des Kaisers; der nördliche Theil verlor im
Jahre 87 eine blutige Schlacht gegen die Sianpi,
einen nord - und nordostwärts von China wohnhaften
Mongolenstamm, und 58 Horden der nördlichen Hiong-
uns boten dem Kaiser ihre Unterwerfung au. Allein die
Chinesen zogen die bereits unterworfnen Hiognus an
sich, fielen mit denselben in die Wohnsitze von jenen ein
und brachten ihnen 91 nach Christus eine so große Nie-
derlage bei, daß die nördlichen Hiouguus von da an in
der Geschichte Chinas verschwinden. Die Ueberreste dersel-
den verschmolzen, wie behauptet wird, mit den Sianpis,
welche in die leer gewordnen Steppen nachrückten.
Pantschao, ein großer chinesischer Feldherr, der zu Ende
des ersten Jahrhunderts nach Christus im Laude der
Siyu befehligte, brachte dunkle Nachrichten von Vorder-
asien in seine Heimath zurück, während Südchina von
Indien her besucht wurde, und — vielleicht über den per-
sischen und arabischen Meerbusen — Kunde von dem
großen Reiche am Ostrand der Erde bis ins fernste
Abendland gelangte. Zur selben Zeit also, da Rom unter
den ersten Kaisern auf dem Höhepunkte seiner Macht stand,
da die Boten des Christenthums, bald unbeachtet, bald
verfolgt, am Riesenbau ihrer Kirche arbeiteten, während am
Saume des Horizonts das seidenreiche Serie« zu däm-
mern begann, herrschte der Sohn des Himmels von
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158
Achtes Hauptstück.
daher am Fcstlande einen Thurm und Derschanzungen, und
gegenüber auf der Insel eine Stadt an. Da jenes Voll,
werk von den Barbaren erstürmt und bald die Stadt
selbst bedroht wurde, so entspann stch ein langwieriger
und kostspieliger Krieg mit den Inselbewohnern, der die
Tyrier nicht wenig erschöpfte. Jndeß hatte Jasimon nach
zwanzigjähriger Regierung seinem Nachfolger Sidon viele
im Frieden znsammengesparte Rcichthümer hinterlassen,
von welchen dieser den zweckmäßigsten Gebrauch machte:
indem er die Tyrier solange, bis die Eingebvrncn von
Mazaurisa oder Sicilicn unterjocht waren, mit 30 Kriegs«
schiffen und 3000 Streitern unterstützte, bewog er sie zur
Wiederabtretung der Kolonien in Erstphonia und Tingitana
und zur Erneurung des alten Abhängigkeitsverhältnisses.
Als er aus Verzweiflung über eine qualvolle Krankheit
Gift genommen, oder stch ins Schwert gestürzt hatte, bestieg
um 1670 Ki t y l ba s als Großherr den sidonischen Thron.
Zum Beweise des freiem Geistes, der sich unter den
Bürgern phönizischcr Städte entwickelte, möge Folgendes er-
zählt werden. Um 1643 vor Christus, im 32sten Jahre seiner
Regierung, ward Hierbas von Basanus erschlagen und
sofort der Mörder durch das Volk auf den Thron erho-
den. Weil er im Alter die Willkühr seiner Beamten zu
zügeln unfähig war, verlangte man mit großem Geschrei
den Tod der Schuldigen, und als der König seine Leib-
wache aussandte, um die Empörer zu verscheuchen, er-
grimmte das Volk, erschlug die Trabanten, drang in den
Pallast, stieß die Freunde des Königs nieder, hob die
Königswürde für immer auf und übertrug einer Gerüste,
das heißt, einem Senate der Aeltesten, die Regierung.
Da Basanus auf der Flucht an seinen Wunden starb,
sperrten die Söhne des Königs, deren Rachsucht sich also
immerhin noch auf beträchtliche Streitkräfte stützen konnte,
den Hafen durch eine eiserne Kette, wodurch die größten-
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162
Achtes Hauptstück.
Aethiopier als Urheber des leicht gewonnenen Sieges. Flotte
und Streitmacht des Ob da lins, Beherrschers von My-
iita, hatte ebenfalls am Kampfe Theil genommen: an
der Freude über das Gelingen Theil zu nehmen, war
ihm jedoch nicht vergönnt. Sein Tochtermann Plusa-
kon, ein Fürst von Tenga, hatte die von Vertheidigern
entblößte Insel überfallen, den Obdalius erschlagen und
die geplünderte Stadt verbrannt. Joramus aber, um
vollständige Kenntniß vom Zustande des ihm zugefallnen
Reiches zu erlangen, gebot allen Befehlshabern in Städ-
ten und Inseln, sie sollten Verzeichnisse machen von der
Menge der Einwohner, der Zahl der Schiffe und Waf-
fen, der Pferde und Streitwagen, und von den Schätzen;
sollten auch in die benachbarten Lande Schreiber schicken
und solches Alles in ein Buch verzeichnen. Bei dem vorhin er-
wähnten Anlasse machten die Aethiopier auf ihre Heimath und
den Handelsgewinn aufmerksam, welchen Bekanntschaft und
Verkehr mit derselben darbieten würde. Selbst über Ba-
bylon gekommen, schlugen sie dem Könige den gleichen
Weg nach Aethiopien vor. Daher des Joramus Bot-
schaft an König Natambalus in Babylon: "Ich höre,
daß die Länder der Aethiopier groß und volkreich seyen,
und daß man von dir aus leicht dahin gelangen könne,
nicht aber von Tyrus. Wirst dl» nun meinen Leuten die
nöthigen Schiffe dazu geben, so werde ich dir 100 Pur-
purkleider senden." Allein äthiopische Kaufleute drohten
die Stadt zu verlassen, wenn Natambalus den Tyriern
Schiffe gäbe. Joramus benützte also die mit dem Ju-
däerkönige Jrenius, das heißt, Salomo geschlvßne
Verbindung, um auf anderm Wege sein Ziel zu errei-
chen : er bat sich gegen das nach Jerusalem zu einem großen
Bauwerk gelieferte Cedernholz Stadt und Hafen Elath am
rothen Meere aus, ließ durch 8000 Kamele Bauholz dort-
hin schaffen und acht Schiffe ausrüsten, worüber Keda-
\
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Die Phönizier und Karthaginenser. 165
zählige Lastschiffe; ausserdem hat er tausend ganz in Gold
gekleidete Lanzenträgcr und achtzig Streitwagen. Den
Meukertestempel und die ganze Stadt erbauten die Be-
gleiter des Gottes auf ihrer Heimkehr von Tartessus. In
der Umgegend liegen die Städte Hysora, Maene, Sily-
phe, Bethobarkas, welche auch Bethataba-genannt wird,
und Namase. Auch die Stadt der Sidvnier ist volkreich.
Ihre Landmacht besteht aus vierzigtausend Streitern, tau^
send Lanzenträgern und zwanzig Wagen, ihre Seemacht
aus sechzig Schiffen. Zum Gebiete der Sidvnier gehören
noch die Städte Monychus, Jauphc, Moyra, Dibon, wo
die Kinder des Königs wohnen, Nebra und Soate. Das
Heer der Byblier besteht aus zwanzigtausend Kriegern,
wozu noch zweitausend Lanzenträger kommen und zwanzig
Wagen. Zur See haben sie fünf und achtzig Kriegs-
schiffe. In der Stadt ist der Tempel des Kronus, wel-
cher die Stadt erbaute, der Baaltis und Andrer. In
der Nähe liegen Asmunia, Jasude, Nebite Und Nebra der
Byblier. Die Aradier haben ein Heer von achttausend
Mann, ausser tausend Lanzenträgern und fünfhundert Bo-
genschützen. Kriegsmagen haben sie zwanzig, und ihre
Flotte besteht aus fünfzig Trieren. Ihre übrigen Städte
sind Arboze, Kasauron, Jtynna, Delibas und Asypotia.
Zwischen Delibas und Jtynna liegen die Orakelsteine ^)?i-
sybata, welche der Gott Uranus errichtet hat. Die Be-
rytier stellen zehntausend Mann ins Feld und tausend
Lanzenträger, wie auch vierzig Streitwageu. Zur See
haben sie dreissig Trieren. Ihre Stadt ist von Eliun
erbaut, welcher sie nach seinem Weibe Beryte be-
nannte. Wundervoll sind die dortigen Tempel des Pon-
tus und der Astarte. Die übrigen von den Berytiern
bewohnten Städte sind Arbe, Jsbas, Sydrobal und Be-
thastarothe. Auf dem Wege nach Byblus, bei der Stadt
Sydrobal, steht der Thurm der Acgyptier, welche unter
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166
Achtes Hauptstück.
Anführung des Pasnrgns die Umgegend sich unterwerfen
wollten. Sie wurden von einer Jungfrau Adramot be-
siegt und der Thurm zerstört. Die Macht der Bergbe-
wohner beläuft sich auf dreißigtaulcnd Mann, wozu noch
zweitausend Bogenschützen kommen. Sie haben we-
der Städte, noch Schiffe, noch Wagen, und wohnen
in vielen Dörfern. In ihrem Lande sind die Bätylien,
nämlich in den Dörfern Gabara, Oryx und Gadra; auch
diese Orakel sind von Uranus errichtet. Die berühmte-
sten aber liegen auf der Spitze des Berges Zetunus, wel-
cher ganz mit Oelbanmen bewachsen ist, und zwar über
dem Wege, welcher aus dem Gebirge nach der Stadt
Tyrns hinunterführt. Auf dem gegenüberliegenden Berge
ist eine Feste mit Verschanzungen und einer Besatzung,
in dem Gränzdprfe Momigura. Alle diese Städte, Dör,
fer und Berge sind dem Könige.joramus zinsbar, und
wenn sich derselbe zum Kriege rüstet, so versammelt sich
die Kriegsmacht sämmtlicher Städte in Tyrns, nämlich
sechzehn Myriaden und achttausend Mann und hundert
und achtzig Streitwagen. Dazu kommen noch sechstau-
send Lanzcnträgcr und zweitausend fünfhundert Bogen-
schützen und eine Flotte von dreihundert und fünf und
zwanzig Kriegsschiffen. Entsteht aber ein Krieg zur Sec,
so schicken die Insulaner und Kolonisten ihre Kriegsmacht,
über sieben Myriaden Streiter betragend, womit sich noch
zweitausend sechshundert Bogenschützen vereinigen und eine
Flotte von dreihundert und achtzehn Kriegsfahrzeugen."
Um das Jahr 950 bricht die Erzählung ab, weil
schon ein gewisser Kaukabas die Geschichte derjenigen Dy-
nastie beschrieben habe, welche noch zu Sanchuniathons
Zeit in Byblus herrschte. Nichtsdestoweniger würde sie,
falls ihre Aechtheit sich erweisen ließe, gerade über die
interessantesten Epochen ein Helles Licht verbreiten, indem
sie nicht nur das Emporkommen der sidonischen Macht,
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174
Achtes Hauptstück.
Zölle in die Staastkasse geleitet. Freilich, ein nicht ge-
ringer Theil des öffentlichen Einkommens mußte für das
Kriegswesen verwendet werden. Die Hauptstadt selbst
schirmte eine Besatzung von Bürgerssöhnen, die aus
20,000 Fußgängern und 4000 Reitern bestand, und de-
ren Kasernen nebst den Ställen für 300 Elephanten in
den Ringmauern Karthagos angebracht waren. Der eine
Suffet stand an ihrer Spitze. Die Fußgänger trugen
Panzer von Eisen, kupferne Helme, große glänzend weiße
Schilde von Elefantenhaut mit eisernem Rande, Schwer-
ter und Lanzen. Mehr als einmal hat ihre Tapferkeit
Karthago gerettet; aber nur im äussersten Nothfallc setzte
man das kostbare Leben der Bürger aufs Spiel. Ucbri-
gcns umgaben sich auch im Ausland befehligende Feldherrn,
um sicher zu seyn, mit einer heiligen Schaar von manch-
mal 2000 Puniern. Sodann waren die Bewohner des
karthagischen Gebietes zum Kriegsdienste verpflichtet, und
bildeten als schwerbewaffnete Reiter und Fußgänger den
Kern der Heere. Die größte Masse aber bestand aus
überall her zusammengeworbnen Söldnern, aus Nasamo-
neu und Lotophagen, Bewohnern des jetzigen Tripolis
und Fezzan, die wahrscheinlich zur leichten Infanterie
gehörten, aus Numidiern und Maurusi'ern, die als leichte
Reiter in theils regulären, thcils irregulären Schaaren
vortreffliche Dienste leisteten, aus balearischcn Schlcude-
rern, die in weite Entfernung unfehlbar trafen, aus Hi-
spaniern, die durch Kühnheit und Ausdauer hervorstachen,
und deren Schwerter zu Hieb und Stoß gleich brauchbar
waren, aus Galliern. Die mit zwei Händen gewaltige
Säbel schwangen. Die strengste Zucht wurde erfordert,
um alle diese Horden im Zaume zu halten, und der Feld-
herr mußte den rohen Gemüthern zugleich als Oberprie-
sier Achtung gebieten. Dafür schlug man es aber auch
nicht hoch an, wenn Tausende von Miethlingen zu Grunde
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254
Erstes Hauptstück.
je von einem Wagenlenker geführt; ihre planlosen Zwei-
kämpfe entschieden den Rückzug, oder das Vordringen der
Menge: Alles athmete rohe, aber unverdorbne Kraft der
Natur. 1200 Schiffe, nach des Thucydides Berechnung
mit etwas mehr als 86,000 Menschen, kamen unter Aga-
memnons Oberbefehl zur Unternehmung wider Troja zusam-
men. Da widrige Winde die Ausfarth vom böotischen Hafen
Aulis hinderten, wurde dem Seherausspruche des Kalchas ge-
mäß Jp higenia, die Tochter Agamcmnvns, zum Opfer
bestimmt, von der mitleidigen Diana aber nach Tauris
geflüchtet. Endlich auf trojanischem Boden angelangt,
fanden die Griechen vor den Mauern der Stadt neue und
größre Schwierigkeiten: indem das Heer durch Raubzüge
und Ackerbau auf dem thracischen Chersvnes Lebensmittel
zu gewinnen suchte, konnte Troja nicht eingeschlossen wer-
den; der tapferste Krieger, Achilles, zog sich, von
Agamemnon beleidigt, geraume Zeit vom Kampfe zurück,
und schon gicng das zehnte Jahr zu Ende, und der tro-
janische Hektor war durch Achilles besiegt, und Achil-
les durch einen hinterlistigen Pfeilschuß des Paris nieder-
gestreckt worden, als wenige Griechen mittelst eines höl-
zernen Rosses, worein sie sich versteckt hatten, in die
Stadt kamen, bei Nacht die Thore öffneten, und so das
heilige Jlium der Plünderung und dem Untergange Preis
gaben, 1184. Hierauf wiederholten sich Mühseligkeiten
und Gefahren während der Heimfarth: noch einmal zehn
Jahre irrte der schlaue Ulysses, König von Jthaka, um-
her, bis er der treuen Penelope am heimischen Heerd
sich entdecken konnte; Agamemnon aber wurde, da er zum
ersteumale wieder in seiner Wohnung aus dem Bade
stieg, von dem ehebrecherischen Aegisthus mit einer Axt
erschlagen, und als Orestes d>-,s Blut seines Vaters
nicht nur am Mörder, sondern auch an der mit diesem
einverstandnen Klytämnestra rächte, verfolgten ihn um des
Muttcrmordes willen die Erinnyen.
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350
Fünftes Hauptftück.
kris, sowie durch Schiffe von Megara, Korinth, Sicyon,
Elis, Petlene, Ambracia, Leukadia unterstützt wurde, und
zwischen dem atheniensischen Seestaate, der einen überfiüsstg
gefüllten Schatz, 300 große, von geschickten Bürgern ge-
steuerte, mit 50,000 Seeleuten bemannte Schiffe, eine
Besatzung von 4.6,090 Mann, 13,000 Schwerbewaffnete,
1600 Bogenschützen und 1200 Reiter zum Angriffe, die
Thessalier, Akarnanier, Corcyräer und Zantier zu Bundes-
genossen, und auf Insel- und Küstenstrichen eine große
Anzahl Unterthanen hatte. Sobald vom Anzuge der Pe-
lopvnnesier verlautete, flüchteten die Grundbesitzer und
Laudleute ihre Heerden auf benachbarte Inseln, ihre Wei-
der, Kinder und Geräthschaften nach Athen. Als aber
König Archidamus der Hauptstadt mit 60,000 Mann bis
auf drei Stunden verwüstend nahe kam, entstand ein
Murren unter der Einwohnerschaft, und damals, wie es
nach Plutarch scheint, wurden aus Unwillen über Perikles
die ihm theuersten Personen angefeindet: Phidias, weil
er irreligiöserweise sein und des Perikles Bild an der Mi-
nervastatue angebracht — er soll im Gefängnisse gestorben
seyn; Anaxagoras, weil er die Himmelserscheinungen na-
türlich erkläre und dadurch den Göttern Eintrag thue —
er entwich nach Lampsakns, wo er 428 starb; Aspasta,
weil ihr Beispiel den Sitten schade — Perikles selbst
rettete sie durch seine ergreifende Beredtsamkeit. Doch
wie stch dieß verhalten möge, jedenfalls wurde dem Feind
durch Plünderungen der Flotte im Peloponnes reichlich
vergolten, was er den Atheniensern Schlimmes zugefügt
hatte. Da brach während des folgenden Jahres die Pest
aus: sie war aus Afrika oder Asien eingeschleppt worden,
und richtete um so größere Verheerungen an, weil die
Flucht der Landleute, welche theils bei Bekannten,
theils in schlechten Hütten auf öffentlichen Platzen oder
zwischen den langen Mauern untergebracht waren, Athen
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Extrahierte Personennamen: Elis
Extrahierte Ortsnamen: Megara Korinth Ambracia Leukadia Athen Lampsakns Afrika
3130
Fünftes Hauptstnck.
seine Mitbürger überflügeln mußte, so war der von Eft
mons Sohne Thessalns geleitete Klubb neidischer Feinde
des Alcibiades nie thätiger gewesen als jetzt. Da man
nun eines Morgens die vielen Mcrkursbilder, welche in
Athen überall vor den Häusern standen, mnthwillig ver-
stümmelt fand, lief das Gerücht umher, Alcibiades habe
den Frevel verübt, und wer dieß und die Nachäffung der
Mysterien von Eleusis gewagt habe, sey ohne Zweifel ebenso
fähig als lüstern, das Bestehende, folglich die Demokratie
umzustürzen. Doch wurde die Untersuchung, weil das Heer
dem Feldherr« hätte bcistchen können, angeblich bis auf die
Zurückkunft desselben verschoben. Doch sobald die Flotte abge-
segelt war, steigerten Demagogen wie Androkles durch
aufgerührte Gerüchte, vorgespiegelte Gefahren, boshafte
Anklagen die Angst des Volkes zur Wuth : Pisa n der
machte im Rath den gesetzwidrigen Vorschlag, die Ange-
gebnen zu foltern; dieß geschah zwar nicht, aber die Stadt
war unter Waffen, der Rath schlief auf der Burg, Nie-
mand wagte sich aus den Markt, die Menge tobte gegen
Freund und Feind, die Kerker wurden voll, die Gefangnen
sahen dem Tode entgegen, die Blutgier wuchs mit der
Zahl ihrer Schlachtopfer, und endlich stach die Salaminia
ins Meer, um den Alcibiades als Hvchverräther und Nc-
ligionsverächter vor ein unerbittliches Gericht zu holen.
Kanin hatte daher Alcibiades im Kriegsrathe den Be-
schluß durchgesetzt, mit der Seestadt Messina zuerst, dann
mit den übrigen griechischen Städten eine Verbindung
gegen Syrakus einzulciten, und die untcrworfnen Urbe-
wohner der Insel gegen ihre stolze Gebieterin aufzuwiegeln,
so wurde er abberufen. Erst im Sommer 414 gelang es
dem Feld Herrn Nicias, die Anhöhen zu besetzen, welche
das ungeheure Syrakus beherrschten; von da aus führte
er mit großer Anstrengung eine die Stadt absperrendc
Doppelmauer, siegte, während der feurige Lamachus um»
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Pe-loponnesischer Meg.
561
kam, in mehreren Gefechten, und zwang die belagerte
und erschreckte Stadt zu Unterhandlungen. Allein Alci-
biades war in der Nahe von Thurii ans dem Schiffe
entstehen, hatte sich, als er vernahm, daß man ihn
abwesend zum Tvde vernrtheilt und verflucht habe, nach
Cyllcne in Elis und dann, auf Einladung der Spartaner,
nach Sparta begeben, wv er, durch einflußreiche Frauen
unterstützt, den bisher nur glimmenden Krieg gegen seine
Vaterstadt, trotz der religiösen Bedenklichkeit wegen des
Friedensschlusses, die man ihm noch entgegenhielt, wieder
zu vollen Flammen anblies und im Einklänge mit den Ko-
riuthiern darauf drang, Syrakus vom Untergänge zu retten.
Ein kleines Hnlfscorps landete ungehindert, weil Nicias auf
die begonnenen Unterhandlungen baute; der spartanische
Befehlshaber Gylippus brachte Einheit in die Verthei-
diguugsmaßregcln, verdrängte den Feind von den Anhöhen
und entkräftete durch eine Gegenmauer den wcitgediehnen
Versuch, die Stadt einzuschließen, so daß Nicias in einem
dringenden Schreiben um Unterstützung an Geld, Truppen
und Schiffen bitten mußte. Obgleich Ausfälle der Spar-
taners welche nach dem Rathe des Atcibiadcs 8 Stunden
von Athen an der böotifchen Gränze Decelia befestigt hat-
ten , das attische Gebiet selbst unsicher machten, sendeten
die Atheuicnser dennoch eine bedeutende Verstärkung unter
Demo st h e n e 6 und Eurymedon nach Sicilicn ab.
Jndeß hatte das erste Heer neue Verluste erlitten; auch
dem Feinde kam Verstärkung aus dem Pelvponuese zu;
Nicias, wie seine Soldaten durch eine Mondsfinsterniß
geäugstigt, ließ, weil es die Wahrsager so wollten, drei-
mal neun Tage in Unthätigkeit hingehen; zwei Seeschlach-
ten giengen nach einander verloren; das Schiffsvolk wollte
nicht mehr fechten; auf dem Rückzug zu Lande ward man
umringt: Demosthenes mit 6000 Mann mußte sich erge-
den, Ricias nach blutigem Kampfe endlich ebenfalls. Um-
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