Karl's Krieg in Spanien.
27
folgte, bis der Druck der fränkischen Herrschaft, namentlich die ge-
zwungene Theilnahme an dem Kriege gegen die Avaren, so wie die
Anhänglichkeit an ihre alte Religion die Sachsen zu neuem Auf-
stande (793) und zur abermaligen Vernichtung der kirchlichen Ein-
richtungen veranlaßte. Karl wiederholte die Feldzüge in's Land der
Sachsen fast jedes Jahr, und gewann zuletzt einen Führer der Obo-
triten jenseits der Elbe, uni die Sachsen von Osten her zu bedrän-
gen, während er zugleich die Häuptlinge des Volkes (durch Ver-
leihung von Lehen, Herrschaft über die gemeinen Freien u. s. w.)
in das fränkische Interesse zu ziehen verstand und eine große Anzahl
Bewohner des östlichen Sachsens in's Innere des fränkischen Reiches
versetzte. Ohne besondern Friedensvertrag verstanden sich die ein-
zelnen Stämme der Sachsen und mit ihnen die östlichen Friesen
(an der untern Ems und Weser) allmälig zur Annahme der christ-
lichen Religion und fränkischer Beamten, wie zur Zahlung des
Zehnten, behielten aber ihre Volksrechte und Gewohnheiten.
Zur Befestigung des Christcnthums unter den Sachsen gründete Karl 8
Bisthümer: Münster und Osnabrück für die nördliche Hälfte van Westphalen
(das südliche Westphalen kam zur Erzdiözese Cölu) , Paderborn und Minden für
die Enger», Bremen, Verden und Hilbeshecm für die Ostphalen und Halbcrstadt
für die thüringischen Sachsen.
e) Krieg in Spanien (778). Als Karl nach seinem dritten
Zuge gegen die Sachseil ein Maifeld zu Paderborn hielt, ward er
von dem vertriebenen Statthalter von Saragossa gegen den Emir
Abderrahman I. zu Hülfe gerufen. Er drang auf zwei Seitell zu-
gleich (durch Septimainen und durch Gascogue) in Spanien ein,
schlug mit beiden vereinigten Heeren ein feindliches in die Flucht,
erstürmte Saragossa, setzte den vertriebenen Statthalter wieder ein
und war schon im Begriffe, den Ebro zu überschreiten, als die
Nachricht von einem neuen Aufstande der Sachsen ihn zurückrief.
Auf dem Rückzuge ward sein Heer in den Thälern von Ronces-
valles voll den Gascognischen Gebirgsvölkern (weil er die Festungs-
werke ihrer Hauptstadt Panlpeluna zerstört hatte) überfallen und
zum großen Theile vernichtet (auch der Ritter Roland fiel). Dadurch
ging das Eroberte meistens wieder verloren, und die Befestigung
der fränkisch-spanischen Mark zwischen den Pyrenäen und dem Ebro
geschah erst durch die längere Anwesenheit von Karl's Sohne Lud-
wig, dem es (812) gelang mit Emir Hakem I. Frieden zu schließen.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl_8
Bisthümer Karl Karl Karl
Wiedertäufer. Zug gegen Tunis.
95
Zugleich machten sich die Protestanten verbindlich, dem Kaiser Hülfe
gegen die Türken zu leisten.
Bald wurde die Ruhe abermals durch die Wiedertäufer gestört. Diese
schon im Anfang der Reformation gestiftete Sekte war von den deutschen Regie-
rungen beiderlei Konfession, besonders aber in den katholischen Ländern, mit aller
Strenge verfolgt worden und schien seit Thomas Münzer's Tode ausgerottet,
als sie plötzlich sich in Münster auf eine furchtbare Weise erhob. Ein Prophet
dieser Secte, der Bäcker Johann Matthys aus Hartem, kam mit seinem eifrigsten
Apostel Jan Dockelsohn (früher Schneider, dann Schenkwirth und Dichter) aus
Leiden (1534) nach Münster, wo kurz vorher die Protestanten sich der Herrschaft
bemächtigt hatten; sie machten sich durch ihren zahlreichen Anhang nach Ver-
treibung der Behörde zu unumschränkten Herren der Stadt, welche nun der
Schauplatz der unsinnigsten Ausschweifungen und Frevel wurde. Nachdem Mat-
thys bei einem verwegenen Ausfälle aus der vom Bischöfe belagerten Stadt um-
gekommen war, wurde Bockelsohn zum Könige des „neuen Zion" ausgerufen,
welcher Apostel nach allen Weltgegenden aussandte und außer der Gütergemein-
schaft auch Vielweiberei einführte. Der Bischof, von einigen Fürsten unterstützt,
eroberte die ausgehungerte Stadt, Bockelsohn nebst seinen Helfern Knipperbolling
und Krechting wurde nach schrecklichen Martern hingerichtet und der Katholicis-
mus hergestellt.
Karl's Zug gegen Tunis 1535. Muley Hassan, König
von Tunis, war von Chaireddin Barbarossa, einem Vasallen Soly-
mans Ii. und Anführer von Seeräubern, der sich schon früher in
Algier festgesetzt hatte, vertrieben worden. Als dieser die Küsten
Spaniens und Süditaliens durch Seeräubereien heimsuchte und den
Johannitern, denen Karl nach dem Verluste von Rhodus bei seiner
Kaiserkrönung 1530 Malta, Gozzo und Tripoli in Afrika unter der
Bedingung eines beständigen Kampfes gegen die Ungläubigen und
Seeräuber als Lehen eingeräumt hatte, überlegen war, landete Karl
mit einer spanisch-italienischen Flotte (von 420 Segeln), erstürmte
Chaireddin's Hauptfestung Goletta, schlug sein Landheer vor Tunis,
eroberte auch dieses, unterstützt durch die in der Stadt aus ihren
Gefängnissen hervorbrechenden Christensclaven, gab das Innere des
Landes dem Muley Hassan zurück und behielt für sich selbst Goletta
und die Küste.
Dritter Krieg mit Franz I. 1536 — 1538. Als 'Franz
Sforza von Mailand kinderlos gestorben war und den Kaiser zum
Erben eingesetzt hatte, erneuerte Franz I. seine Ansprüche auf Mai-
land und verbündete sich mit dem türkischen Sultan zum Krieg ge-
gen den Kaiser. Karl stel in Südfrankreich ein, mußte aber, da
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer's Johann_Matthys Johann Apostel Jan_Dockelsohn Schneider Schenkwirth Bockelsohn Apostel Muley_Hassan Chaireddin_Barbarossa Barbarossa Karl Karl Karl Karl Goletta Hassan Franz_I. Sforza Franz_I. Karl
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Tunis Tunis Algier Spaniens Malta Gozzo Tripoli Afrika Tunis Mailand Südfrankreich
Napoleon's Zug gegen Rußland.
l4o
russischen Handel zu Grunde richte und daß Napoleon keineswegs
geneigt sei, ihm einen wesentlichen Antheil an der Leitung der euro-
päischen Angelegenheiten zu überlassen. Obgleich nun der Krieg in
Spanien noch nicht beendet und die französische Herrschaft dort noch
keineswegs gesichert war, so unternahm Napoleon doch, nachdem Oe-
sterreich und Preußen Hülfe zugesagt hatten, im Juni 1812 einen Feld-
zug gegen Rußland mit einein ans fast allen Völkern des südwestlichen
Europas zusammengesetzten Heere von etwa einer halben Million Streiter.
Mit seiner gewohnten Raschheit rückte er über den Niemen in Litthauen
ein, trieb die Alles verheerenden Russen, welche eine Hauptschlacht
vermieden und die Franzosen ins Innere zu locken suchten, um sie
dort zu verderben, ohne bedeutenden Widerstand, aber auf sehr an-
strengenden Märschen und unter beständig zunehmendem Mangel an
Lebensmitteln bis Smolensk zurück. Nachdem er sie hier zum er-
sten Male (17. August) und bei Borodino an der Moskwa in
einer Hauptschlacht zum zweiten Male geschlagen chatte, hielt er am
14. Sept. seinen Einzug in die verlassene und verödete Hauptstadt
Moskau, welche in den nächsten Tagen durch eine ungeheure, wahr-
scheinlich von ihrem eigenen Gouverneur (Rostopschin) veranlaßte,
sechstägige Feuersbrunst zum großen Theil unterging. Dennoch ver-
weilte Napoleon 5 Wochen in den Trümmern Moskaus, hingehalten
durch Friedensunterhandlungen, bis er endlich (18. Octbr.) zu spät
seine Täuschung erkennend, den verhängnißvollen Rückzug (mit noch
104,000 M.) antrat, welcher auf einem Wege von 150 Meilen ver-
wüsteten Landes bei dem gänzlichen Mangel an Lebensmitteln, bei
dem zahlreichen Erkranken von Menschen und Pferden, bei dem un-
gewöhnlich früh eintretenden und äußerst strengen Winter (anhaltend
19—20° Kälte) und unter beständigen Angriffen der Russen uudko-
sacken so verderblich wurde, daß nur 30,000 Waffenfähige die Bere-
sina erreichten, wo Ney und Ondinot noch ein Treffen gewannen.
Nach dieser letzten glänzenden Waffenthat des französischen Heeres
artete der Rückzug (bei einer Kälte von 26—27°) in die regelloseste
Flucht aus, besonders seitdem Napoleon, als er Alles verloren sah,
incoguito auf einem Schlitten nach Paris geeilt war, wo aufrühre-
rische Bewegungen seine Gegenwart nothwendig machten.
Der General Jork, welcher das preußische Hülfscorps anführte, trennte sich
von Macdonald (dem Führer des linken Flügels) und schloß mit dem russischen
Generale Diebitsch (und Clausewitz) eine Neutralitäts-Convention ab.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon August Napoleon Napoleon Jork Macdonald
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Europas Smolensk Moskwa Moskau Moskaus Paris
Kriegswesen, Lebensart und Sitten der Germanen. 7
Streithämmer (auch Donnerkeile genannt), später eherne Streitäxte,
Keulen und Schleuder kommen vor. Die Schirm Waffe bestand
in der Regel nur in einem Schilde ans Weidengestecht oder Holz,
mit glänzenden Farben bemalt. Die Waffen und mit ihnen die
Rechte des Staatsbürgers erhielt der Jüngling in: 20. Jahre von:
Vater oder einem nahen Verwandten in öffentlicher Versammlung.
War ein Krieg von der Volksversammlung beschlösset:, so erfolgte
ein Aufgebot sämmtlicher Waffenfähigen oder der Heerbann. Ne-
den diesen: bestand auch das Geleite, inden: eine Anzahl beute-
lustiger junger Männer sich um einen Führer sammelte, um ihr: auf
Streifzügen zu begleiten. Die keilförinige <d. h. aus einer Reihe
nebeneinander aufgestellter Keile bestehende) Schlachtordnung hatte
zuweilen in: Rücken und zu beiden Seitei: die Wagenburg mit den
Weibern und Kindern, welche mitunter eilte wankende oder schoi:
durchbrochene Schlachtordnung herstelltei:.
l). Lebensart und Sitten.
Die alten Deutschen lebten nicht ii: Städten, zum Theil nicht
einmal in zusanm:enhangendei: Dörfern, sondern in lt:at:chei: Gegen-
dei: bildete eine Ai:zahl einzeln liegender Lebmhütten, mit Stroh
oder Rasen gedeckt, nebst den dazu gehörigen Aeckern eine Gemeinde.
Der einfachen Wohnung entsprach die Kleidung und die gewöhnliche
Nahrung. Die Hauptbeschäftigung der Freien war außer dein Kriege
die Jagd; Hand- und Feldarbeiten waren den Weibern, Kindern
und Unfreien überlassen. Bei ihren häufigen Gastn:ahlen und Trink-
gelagen wurden Gesänge mit Begleitung musikalischer Instrumente
so wie der Schwerttanz ausgeführt und oft die wichtigsten Angele-
genheitel: vorberathen. Als Haupttugenden unserer Vorfahren wer-
den gerühmt: Redlichkeit, Biederkeit und Treue, Keuschheit, Groß-
muth gegen besiegte Feinde, zuvorkomn:ende Gastfreundschaft, glü-
hende Vaterlandsliebe, verbunden mit heroischer Tapferkeit; ihre
Hauptfehler waren Trink-, Spiel- und Streitsucht.
8- 3.
Die Deutschen im Kampfe mit den Römern bis zur Völker-
wanderung.
Ii: der frühesten Zeit, von welcher die Geschichte berichtet, er-
scheinen die Deutschen als noch nicht zu festen Wohnsitzen gelangt,
und -im Vordringen gegei: Südwesten begriffen, wodurch sie in Be-
rührung mit dei: Römern kommei:.
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Türkenkrieg.
91
der damaligen Welt, wobei die Spanier sich durch Habsucht, wie
durch Grausamkeit und Frevel jeder Art hervorthaten. Der Papst
wurde in der Engelsburg belagert, bis er sich zur Annahme eines
Vertrages entschloß, der ihm schwere Zahlungen und die Berufung
eines Concils zur Herstellung der Einheit in der Kirche auferlegte.
König Franz I., der im folgenden Jahre das Königreich Neapel
schnell erobert, aber auch, bald wieder verloren hatte, erhielt in dem
(durch Karl's Tante, Margaretha von Oesterreich, und Franzens Mut-
ter, Louise von Savoyen, vermittelten) sog. Damenfrieden zu
Cambrai (1529) Burgund zurück, entsagte aber allen Ansprüchen
auf Italien. Daraus kam Karl selbst nach Italien und empfing zu
Bologna aus den Händen des Papstes die lombardische und die Kai-
serkrone. Seitdem hat Italien keine Kaiserkrönung mehr gesehen.
Wie der Kaiser durch seine lange (8jährige) Entfernung von
Deutschland und die Kriege mit Franz I. und dem Papste, eben
so wurde sein Brnder verhindert der Reformation entgegenzutreten
durch den
Krieg mit den Türken 1529—32.
Nachdem der König Ludwig Ii. von Ungarn und Böhmen in
der Schlacht bei Mohacz (1526) von den Türken geschlagen und
auf der Flucht in einem Moraste unter seinem auf ihu gestürzten
Rosse erstickt war, folgte ihm sein Schwager, Erzherzog Ferdinand,
Karl's V. Bruder, in den beiden Reichen, die auch schon einmal
unter Kaiser Albrecht's Ii. Herrschaft vereinigt gewesen waren. In
Böhmen und den dazu gehörigen Nebeuländern: Schlesien, Mähren
und der Lausitz ward Ferdinand auch durch eine Wahl der Stände
anerkannt, in Ungarn dagegen war ihm Johann von Zapolya,
Woiwode von Siebenbürgen, in der Erwerbung der Krone zuvor-
gekommen. Zwar vertrieb Ferdinand seinen Nebenbuhler (durch eine
Niederlage bei Tokay), aber dieser fand Schutz an Sultan Solyman
Ii., welcher 1529 vor dem Abschlüsse des Friedens zu Cambrai den
Krieg erneuerte, in der Hoffnung, die Gegner Karl's V. noch in
voller Thätigkeit zu finden. Er durchzog (mit 250,000 M.) unter
schrecklichen Verheerungen und fast ohne Widerstand Ungarn und be-
lagerte Wien. Allein die fruchtlosen Anstrengungen bei wiederholten
Stürmen, die Kunde von dem Herannahen eines Entsatzheeres und
die vorgerückte Jahreszeit bewogen ihn nach 3 Wochen die Belage-
rung aufzuheben. Bei seinem Rückzuge nach Ofen übergab er seinem
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Franz_I. Margaretha Franzens Louise_von_Savoyen Karl Karl Franz_I. Franz_I. Ludwig_Ii Ludwig Ferdinand Ferdinand Ferdinand Johann_von_Zapolya Johann Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Engelsburg Neapel Oesterreich Cambrai Burgund Italien Italien Bologna Italien Deutschland Ungarn Ungarn Cambrai Ungarn Wien
Der zweite Krieg mit Frankreich.
tlo
Der zweite Krieg mit Frankreich 1688—97.
Als die kaiserlichen Feldherren die Türken aus Ungarn
vertrieben hatten, brach Ludwig Xiv. unter den nichtigsten Vor-
wänden den Waffenstillstand, überfiel ohne vorherige Kriegser-
klärung das, im Vertrauen auf den Stillstand unvorbereitete, Reich
und besetzte ohne Widerstand die Residenzen der ihm halb befreun-
deten drei geistlichen Kurfürsten (Mainz, Trier, Bonn). Bald folgte
eine schreckliche Verwüstung der Pfalz, welche, nachdem die Einwoh-
ner Monate lang die übermüthigsten Forderungen der Franzosen be-
friedigt hatten, zur völligen Wüste umgeschaffen wurde, indeni Mann-
heim, Speier, Worms und alle Orte bis zur elsassischen Grenze in
Asche sanken; die Einwohner wurden mit kaltblütiger Unmenschlich-
keit ausgeplündert und mißhandelt, und nicht einmal die Flucht war
gestattet außer auf französisches Gebiet. Der Hauptschauplatz des
weitern Krieges wurden die Niederlande, wo der französische Marschall
von Luxemburg widerholte Siege erfocht. Die Aufgabe des „Neichs-
krieges" beschränkte sich meist darauf, den Rhein zu bewachen und
die Hauptmacht war gegen die Türken beschäftigt. Die Erschöpfung
der französischen Finanzen und die Entwürfe Ludwig's Xiv. auf
Spanien bei dem nahen Tode des kinderlosen Königs Karl Ii. einer-
seits, das Mißtrauen unter den Verbündeten andererseits beschleunig-
ten den Frieden zu Ryswick, (beim Haag) 1697, worin Deutsch-
land Straßburg und alles auf ähnliche Weise im Elsaß Reu-
nirte verlor.
Standeserhöhungen deutscher Fürsten.
Zur Belohnung für die im Kriege gegen Frankreich geleistete
Hülfe und in der Absicht zu ferneren Diensten im bevorstehenden
spanischen Erbfolgekriege zu verpflichten, verlieh der Kaiser dem
Herzoge von Hannover die neunte Kurwürde (1692)
und gestattete dem Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Hi.
die Annahme des Titels eines Königes in Preußen 1701.
Der Kurfürst von Sachsen August Ii. wurde nach Johann
Sobiesky's Tode zum Könige von Polen gewählt (1697) und
trat deshalb zur katholischen Kirche über.
8- 23.
Der spanische Erbfolgekrieg 1701—1714.
Da Karl Ii., König von Spanien, Sohn Philipp's Iv. und
Pütz deutsche Gcsch. 5. Aufl. g
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Karl_Ii Karl Friedrich_Hi Friedrich August Johann
Sobiesky's Johann Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Ungarn Mainz Trier Bonn Worms Niederlande Luxemburg Rhein Spanien Elsaß_Reu- Frankreich Hannover Brandenburg Sachsen Polen Spanien
Napoleou's Feldzug in Italien.
151
zwischen den Alpen und Apenninen in Italien ein, besiegte die zahl-
reicheren und nlit Allem reichlich versehenen Oesterreicher (unter dem
Oberbefehl des 72 jährigen Beaulieu) bei Montenotte, trennte durch-
den Sieg bei Millesimo (ein Collectivuame für die Gefechte vom
13. — 15. April) die sardinische Armee von der österreichischen und
zwang (durch den Sieg bei Moudovi) den König von Sardinien
(Victor Amadeus) im Frieden Savoyen und Nizza der Republik
abzutreteu und die wichtigsten Festungen Piemonts den Franzosen
zur Besetzung zu überlassen.
Rastlos verfolgte er darauf die sich zurückziehenden Oesterreicher
über den Po, erstürmte bei Lodi den Uebergang über die Addabrücke,
und wandte sich (weil zur Belagerung Mantua's, des einzigen, noch
übrigen festen Punktes der Oesterreicher in Italien, erst zahlreicheres
Geschütz herbeigeschafft werden niußte) nach Mittelitalien, wodurch
der in seiner Hauptstadt bedrohte Papst außer bedeutenden Geld-
summen und Kunstschätzen die voll der: Franzosen besetzten Legationen
Ferrara und Bologna einstweilen in ihrem Besitz lassen mußte.
Darauf begann Napoleon die Belagerung des durch seine Lage (in
einem vom Miucio gebildeten See und von weitreichenden Morästen
umgebenen) festen Mantua. Viermal versuchten die Oesterreicher
den Entsatz der wichtigen Festung, ehe Wurmser dieselbe in Folge
einer ehrenvollen Capitulation übergab.
<Sct)Dii während der Belagerung Mantua's hatte Napoleon den Herzog von
Modena beschuldigt, jene Festung mit Lebensmitteln versehen zu haben, ihn seines
Landes verlustig erklärt und daraus mit den beiden päpstlichen Legationen eine
cispadanische Republik gebildet. Nach Mantua's Fall mußte der Papst wegen
seiner fortgesetzten Rüstungen auch noch Avignon und die Nomagna abtrcten.
So im Rückeu gesichert, drang Napoleon, als der Erzherzog
Karl mit einem neuen Heere lrach Italien aufbrach, diesen zurücktrei-
bend durch Kärnthen und Steiermark bis Judenburg (18 Meilen
von Wien) vor, worauf er, durch einen in Tirol und im venetiani-
schen Gebiete ausgebrochenen Aufstand von Italien abgeschnitten, den
Frieden zu Campo Formio 1797 einging. Der Kaiser trat die
österreichischen Niederlande an Frankreich und die Lombardei an die
(aus der Lombardei, einigen venetianischen Besitzungen, dem Herzog-
thum Modena und den drei Legationen) neu gebildete cisalpi-
nische Republik ab, wofür er Venedig und dessen Gebiet auf dem
Festlande (bis zur Etsch) nebst den dalmatischen Inseln erhielt; die
jonischen Inseln nahm Frankreich. Der Herzog von Modena erhielt
9 *
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Victor_Amadeus Napoleon Napoleon Napoleon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Sardinien Nizza Italien Mittelitalien Ferrara Bologna Mantua Modena Italien Judenburg Wien Italien Frankreich Lombardei Modena Venedig Frankreich Modena
— 26 —
bestanden einige glückliche Kämpfe mit der weit überlegenen feindlichen Flotte, und zogen sich dann, als sie Kunde von den Vorgängen bei Thermopylä erhalten hatten, in die Bucht von Salamis zurück.
Das Landheer der Perser zog indeß ungehindert durch die Thermopyleu und siel in Hellas ein; das nächste Ziel war Athen. Den Athenern war vom Orakel gesagt worden, sie sollten Schutz hinter den hölzernen Mauern suchen. Themistokles überredete sie leicht, damit seien die Schiffe gemeint; so verließen sie ihre Stadt bis auf Wenige und schafften Weiber, Kinder und Greise theils nach Salamis, theils nach dem Peloponnes, während die waffenfähige Mannschaft die Schiffe bestieg. Athen wurde von den Persern erobert und theil-weise zerstört; ihre Flotte war der griechischen nachgesegelt und ankerte in der Nähe derselben in der Bucht vou Salamis. Von beiden Seiten wurde der Kampf dort beschlossen; dennoch herrschte unter den Griechen Uneinigkeit und Verzagtheit und einzelne Anführer dachten schon an Flucht. Da nun Gefahr da war, daß die Griechen sich zerstreuten, so schickte Themistokles heimlich an den Xerxes einen treuen Diener und ließ ihn auffordern, die Griechen anzugreifen; unter dem Scheine, als halte er es insgeheim mit dem Könige, spiegelte er ihm vor, es würde sich sobald keine so günstige Gelegenheit, wie jetzt, darbieten, die ganze griechische Flotte ans einmal zu vernichten. So kam es im Jahre 480 v. Chr. Geb. bei Salamis zum Kampfe, in welchem die Perser-wegen'der Enge der Bucht vou ihrer ganzen Macht keinen Gebrauch machen konnten, vielmehr sich selbst Hinderlich waren, indem die vorderen Schiffe beim Zurückweichen die Hinteren in Verwirrung brachten. So erlitten sie eine vollständige Niederlage, und eine unermeßliche Beute fiel in die Hände der Griechen. Am Kampfe nahm auch Aristides Theil, der kurz vor Beginn des persischen Angriffs zu den Griechen gekommen war und ihnen das Heransegeln der feindlichen Flotte gemeldet hatte. Nach dem Siege sandte Themistokles einen Boten an den persischen König mit der Meldung, die Griechen hätten vorgehabt, den Sieg weiter zu verfolgen' und die Brücke über den Hellefpont abzubrechen; sie seien aber durch ihn davon abgehalten worden. Xerxes, der sein Landheer in dem ausgeplünderten Lande nicht länger unterhalten konnte und dessen Flotte theils vernichtet, theils zerstreut war, zog sich durch Thessalien, Makedonien und Thracien nach Asien zurück, ließ aber seinen Feldherrn Mardonius mit 300,000
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TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Xerxes Xerxes
Extrahierte Ortsnamen: Salamis Athen Salamis Salamis Salamis Thessalien Makedonien Asien
— 37 —
Des Pelopidas spätere Thätigkeit zeigte sich namentlich in Thessalien, der nördlichsten Provinz Griechenlands. Hier hatte sich damals ein Tyrann, mit Namen Alexander von Pherä, der Regierung bemächtigt und herrschte willkürlich und grausam; die bedrängten Thessalier wandten sich zuerst nach Macedonien, dessen König ihnen auch zur Hilfe kam, aber dann einen Theil des Landes selbst in Besitz nahm. Nun suchten sie Hilfe bei Theben, das ihnen auch ein Heer unter Anfiihruug des Pelopidas schickten. Bei dieser Gelegenheit wurde er von dem Tyrannen, der ihn unter dem Vorwande einer freundlichen Besprechung zu sich gelockt hatte, gefangen genommen und in's Gefängniß gesetzt. Als die Thebaner, um ihn zu befreien, ein Heer unter Epaminondas nach Thessalien schickten, fand der Tyrann es für gerathen, den Gefangenen loszugeben. Später wandten sich die Thessalier, bei denen nun allgemeine Erbitterung gegen Alexander entstanden war, noch einmal nach Theben; man schickte den Pelopidas mit einem starken Heere dorthin ab. Als dieser in der Schlacht den Tyrannen erblickte, spornte er sein Pferd gegen ihn und fiel, von Pfeilen durchbohrt, indem er sich tapfer gegen die Leibwache des Tyrannen, die ihn umzingelte, vertheidigte.
Sein Heer erfocht einen vollständigen Sieg; die Leiche wurde nach - Theben gebracht, und die Thessalier ehrten sein Andenken durch eherne Statuen, die sie ihm errichteten, und durch Schenkung von Ackerland an seine Kinder. (364.)
Wir wenden uns jetzt zu seinem Freunde Epaminondas. Dieser stammte aus einem vornehmen Geschlechte, das aber schon seit längerer Zeit verarmt war; er suchte daher durch Bildung zu ersetzen, was » ihm an äußerer Stellung abging. Er konnte, was damals zur griechischen Bildung gehörte, Cither spielen und singen, ebenso Flöte blasen und tanzen; zum Lehrer der Philosophie hatte er den Pytha-goräer Lysis aus Tarent, dem er mit inniger Liebe zugethan war.
Auch aus den Turnplätzen übte er sich fleißig und erlangte eine große körperliche Gewandtheit. Seine sittlichen Grundsätze werden von Len alten Schriftstellern mit größtem Lobe erhoben, und namentlich wird von ihm gerühmt, daß er niemals, auch nicht im Scherze, log. Auch strebte er nie darnach, sich Reichthümer zu erwerben, und nahm selbst angebotene Geschenke nicht an; dagegen verwandte er alle Mittel, die ihm zu Gebote standen, dazu, Andere zu unterstützen.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Pherä Alexander Alexander Alexander
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tiglen Marius zum Consul, weil er der einzige Mauu zu sein schien, der den Staat retten konnte, obschon ein Gesetz bestand, daß Niemand in seiner Abwesenheit und eher, als zehn Jahre nach dem ersten Consnlat, zu dieser Würde erhoben werden konnte. Ja, als es sich so fügte, daß der Krieg erst nach mehreren Jahren beendigt werden konnte, so übertrug man während dieser ganzen Zeit (104—101 t>. Chr.) das Cousulat immer wieder dem Marius. Sobald er beim römischen Heere in Gallien erschien, stellte er die tiefgesunkene Kriegs-zucht wieder her, beschäftigte die Soldaten mit nützlichen Arbeiten und übte sie tüchtig ein. Nachdem die Feinde das Land in verschiedenen Richtungen durchzogen hatten, traten sie ihren Marsch nach Italien in zwei Heereszügen an. Die Cimbern setzten über den Rhein und zogen dann die Donau hinab, um über die tridentinischen Alpen dorthin zu gelangen; die Teutonen aber, denen sie noch die Ambronen zugesellt hatten, zogen höhnend am Lager des Marius an der Rhone vorbei, fragten die Römer spöttisch, ob sie etwas an ihre Weiber und Kinder zu bestellen hätten, und wollten durch die jetzige Provence von der Westseite her in Italien einfallen.
Marius, der nur mit Mühe seine Soldaten hatte zurückhalten können, sogleich über die Feinde herzufallen, folgte ihnen nach und holte sie bei Aqnä Sextiä (Ai£ in der Provence) ein, vernichtete am ersten Tage die Ambronen und am zweiten die weit vorauszieheuden Teutonen. Hunderttausend derselben sollen gefallen sein, viele wurden gefangen und unter ihnen ihr riesenhafter Anführer Tentoboch. Die Cimbern waren bereits bis zur Etsch vorgedrungen und kämpften hier mit dem Consul Lutatius Catulus, der ihnen den Uebergang wehren wollte; als sie sich denselben dennoch erzwangen, zog sich Catulus allmählich zurück, um die Vereinigung mit seinem Collegen Marius zu bewirken. Nachdem dieselbe zu Stande gekommen war, erwarteten sie den nachrückenden Feind. Die Cimbern wandten sich an Marius mit der Forderung von Land für sich und ihre Brüder, die Teutonen, deren Schicksal sie nicht kannten; Marius zeigte ihnen höhnend die Gefangenen und setzte hinzu, den Teutonen habe er bereits Wohnsitze für immer angewiesen. So kam es denn zur
Schlacht, die nach Einigen bei Verona, nach Anderen mehr westlich bei Vercellä in den randischen Feldern (Vercelli in Piemont) vorfiel. Die Feinde kämpften mit ungemeiner Tapferkeit; das erste Glied soll
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