Nachher suchten sich die Aegypter oft wieder zu befreien;
Aegypten blieb aber persische Provinz, und ging nachher unter
Alexander in die makedonische Monarchie über.
§- ».
Phönicier.
Erste Erfindung und Vervollkommnung der
Schifffahrt. Ein ausgehöhlter Baumstamm gab den ersten
Kahn — dann Flöße, Ruder, Segel. (Dädalus.)
Entstehung des Handels. Erst Tauschhandel zwi,
schen Nachbarn, welcher sich ausdehnte, dann von Kaufleuten
getrieben wurde, und endlich die ediern Metalle, als allgemein
gültige Waare, in Gebrauch brachte. Man wog diese erst ab;
bezeichnete sie nach dem Werth, und erfand so Münzen.
Das erste handelnde und seefahrende Volk
waren die Phönicier, schon zu Jacobs Zeiten in Canaan,
dann an der Seeküste des südlichen Syriens, wo der Libanon
ihren Schiffen Bauholz gab. •— Sidon muthmaßlich schon
2000 v. Chr. erbaut, dann Aradus, Tripolis, Byblus, Bery-
tus u. a., nachher Tyrus, seit 1000 die Hauptstadt. Ihr
erster Handel war mit Cypern, dann mit bey Küsten von
Klein-Asien, mit den Landern am Schwarzen Meere, mit dem
europäischen Griechenlande (Colonien). Sie wurden von den
Griechen hier verdrängt. Bester ging es an der Nordküste
von Afrika.— Utica seit 1100.— Carth a go von der Dido
hier erbaut, 800 v. Chr. Sie unterwarfen sich von dort aus
einen Theil Siciliens bis 200 v. Chr., segelten nach den
Balearischen Inseln und nach Spanien (vielleicht das
oft erwähnte Tarsis oder Tartessus), reich an Silber.
Durch die Meerenge von Gibraltar (Säulen des Her-
cules) kamen sie nach Britannien (Zinn-Inseln) und viel-
leicht an die Ufer der Ostsee — Bernstein.
Ihr Handel, mit Seeräubern verbunden, ward durch
List verborgen gehalten.
Ihr Landhandel ging durch Karavanen nach Arme-
nien, Babylon, Persien, Arabien (Ophir) und nach-
dem persischen und arabischen Meerb
term hielt der König Hiram mit Salomo
und Ezion-Geber.)
Erfindungen: Buchstabenschrift, Glashpur-
pu r. Ihr Reichthum brachte ihnen den von den Propheten
usen. Auf letz-
S^j-ffe. (Elath
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
12
zum Unglück gerade so viel 'von der deutschen Sprache verstand,
. als der Fragende von der holländischen, nämlich nichts, sagte kurz
und schnauzig: „Kannitverstan!" und schnurrte vorüber. Dies
war nun ein holländisches Wort, oder drei, wenn man's recht be-
trachtet, und heißt ans deutsch so viel als: Ich kann Euch nicht
verstehen. Aber der gute Fremdling glaubte, es sei der Name
des Mannes, nach dem er gefragt hatte. Das muß ein
grundreicher Mann sein, der Herr Kannitverstan, dachte er und
ging weiter. Gaß aus, Gaß ein kam er endlich an den Meer-
busen, der da heißt: Het Eh, oder ans deutsch das Apsilon. Da
stand nun Schiss an 'Schiss und Mastbaum an Mastbaum und
er wußte anfänglich nicht, wie er es mit seinen zwei einzigen Au-
gen durchfechten werde, alle diese Merkwürdigkeiten genau zu sehen
und zu beobachten, bis endlich ein großes Schiff seine Aufmerk-
samkeit an sich zog, das vor kurzem aus Ostindien angelangt war
und jetzt eben ausgeladen wurde.
Schon starchen ganze Reihen von Kisten und Ballen auf-
und nebeneinander am Lande. Noch immer wurden mehrere heraus-
gewälzt und Fässer voll Zucker und Kaffee, voll Reis und Pfeffer.
Als er aber lange zugesehen hatte, fragte er endlich einen, der
eben eine Kiste auf der Achsel heraustrug, wie der glückliche Mann
heiße, dem daö Meer alle diese Waaren an das Land bringe.
Kannitverstan! war die Antwort. Da dachte er: Haha, schaut's
. da heraus? Kein Wunder! Wem daö Meer solche Reichthümer
ans Land schwemmt, der hat gut solche Häuser in die Welt stellen
und solcherlei Tulipancn vor die Fenster in vergoldeten Scherben.
Jetzt ging er wieder zurück und stellte eine recht traurige Betrach-
tung bei sich selbst an, was er für ein armer Teufel sei unter so
viel reichen Leuten in der Welt. Aber als er eben dachte: Wenn
ich's doch nur auch einmal so gut bekäme, wie dieser Herr Kan-
nitverstan es hat, kam er um eine Ecke und erblickte einen großen
Leichenzug. Bier schwarz vermummte Pferde zogen einen ebenfalls
schwarz überzogenen Leichenwagen langsam und traurig, als ob
sie wüßten, daß sie einen Todten in seine Ruhe führten. Ein
langer Zug von Freunden und Bekannten des Verstorbenen folgte
nach, Paar Und Paar, verhüllt in schwarze Mäntel und stumm.
In der Ferne läutete ein einsames Glöcklein. ..Jetzt ergriff unsern
Fremdling ein wehmüthiges Gefühl, daö an keinem guten Men-
schen vorübergeht, wenn er. eine Leiche sieht, und blieb mit dem
Hut in den Händen andächtig stehen, bis Alles vorüber war.
Doch machte er sich an den Letzten vom Zug, der eben in der
Stille ausrechnete, waö er an seiner Baumwolle gewinnen könne,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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94
und dann und wann ein besonderes Vergnügen, dies alles habe
so viel nicht auf sich; aber merkt euch: Ein Wenig, mehrmal
wiederholt, macht ein Viel. Hütet euch vor den oft wiederholten
Ausgaben. Eine kleine Oeffnung versenkt ein großes Schiff, und
Wohlgeschmack führt zum Bettclsack. — Ihr habt euch hier zu
einer öffentlichen Versteigerung von allerhand Sachen versammelt.
Ihr nennt diese Dinge Güter; aber ihr mögt euch wohl vorsehen,
daß sie nicht Einigen zu Uebeln werden. Ihr denkt, sie werden
wohlfeil, vielleicht weit unter dem Werthe abgehen; allein, wenn
ihr sie nicht nothwendig braucht, so werdet ihr sie auf jeden Fall
zu theuer bezahlen. Richard sagt: »/Kaufe nur, was du nicht
brauchst, so wirst du bald verkaufen müssen, was bit —
Der Weise wird durch fremden Schaden llng, der Narr kaum
durch seinen eigenen. Ich kenne Leute, welche selbst hungern und
ihren eigenen Kindern das Brod entziehen, nm sich das nöthige
Geld für ein unnöthiges schönes Kleid zu ersparen. Seide und
Sammet aber löschen das Feuer in der Küche aus. Dahin ist
es gekommen, daß der erkünstelten Bedürfnisse mehr sind, als der
natürlichen. Durch solche und ähnliche Thorheiten sind reiche und
vornehme Leute an den Bettelstab gekommen und geüwigt wor-
den, die um Hülse anzusprechen, auf welche sic früher hochmüthig
herabgesehen haben, die aber durch Fleiß und Sparsamkeit zu
Vermögen und Ansehen gekommen sind. Mancher, der am mei-
sten klagt, hat ein artiges Vermögen geerbt; er vergaß aber,
wie er dazu gekommen, und dachte: Es ist Tag, es wird niemals
Nacht werden. Eine kleine Ausgabe in einem so großen Vermögen
kommt nicht in Betracht; wenn man aber immer aus dem Mehl-
fasse nimmt und nichts wieder hineinfällt, so kommt man bald
auf den Boden. Wenn der Brunnen trocken ist, schätzt man erst
das Wasser. Wollt ihr wissen, was das Geld werth ist, so geht
hin und borgt. Sorgen folgt auf Borgen. Hast du ein schönes
Stück ins Haus gekauft, so mußt du noch zehn dazu kaufen, da-
mit Alles zusammen paßt. Es ist leichter, den: ersten Gelüste zu
widerstehen, als allen folgenden, und der Arme, welcher dem Rei-
chen nachäfft, ist eben so lächerlich, als der Frosch, welcher sich
aufblies, um so groß zu werden, wie der Stier. Große Schiffe
können sich ins weite Meer wagen; kleine Fahrzeuge müssen sich
am Ufer halten. — Welche Thorheit, der entbehrlichsten Dinge
wegen Schulden zu machen! Wer sich in Schulden steckt, giebt
Andern ein Recht über seine Freiheit. Könnt ihr zu gesetzter Frist
nicht bezahlen, so werdet ihr euch schämen, wenn euer Gläubiger
euch begegnet. Ihr werdet ängstlich sein, wenn ihr mit ihm sprecht,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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189
Noch mehrere Küsten sahen sie schwinden, als der Knabe Ikarus,
durch den glücklichen Flug zuversichtlich gemacht, seinen väterlichen
Führer verließ und in verwegenem Uebermuthe mit seinem Flügel-
paar einer höheren Zone zusteuerte. Aber die gedrohte Strafe
blieb nicht aus. Die Nachbarschaft der Sonne erweichte mit all-
znkräftigen Strahlen das Wachs, das die Fittige zusammenhielt,
und ehe es Ikarus bemerkte, waren die Flügel aufgelöst und zu
beiden Seiten den Schultern entsunken. Noch ruderte der un-
glückliche Jüngling und schwang seine nackten Arme; aber er be-
kam keine Luft zu fassen und stürzte in die Tiefe. Er hatte
den Namen seines Vaters als Hülferuf ans den Lippen; doch
ehe er ihn aussprechen konnte, hatte ihn die blaue Mecres-
fluth verschlungen. Das Alles war so schnell geschehen, daß Dä-
dalus, hinter sich nach seinem Sohne, wie er von Zeit zu Zeit
zu thun gewohnt war, blickend, nichts mehr von ihm gewahr
wurde. »Ikarus, Ikarus!" rief er trostlos durch den leeren
Luftraum. »In welchem Bezirke der Luft sott ich dich suchen?"
Endlich sandte er die ängstlich forschenden Blicke nach der Tiefe.
Da sah er im Wasser die Federn schwimmen. Nun senkte er
seinen Flug und ging, die Flügel abgelegt, ohne Trost am Ufer
hin und her, wo bald die Meereswellcn den Leichnam seines un-
glückseligen Kindes ans Gestade spülten. Jetzt war der ermordete
Talos gerächt. Der verzweifelnde Vater sorgte für daö Bcgräb-
niß des Sohnes. Es war eine Insel, wo er sich niedergelassen
und wo der Leichnam ans Ufer geschwemmt worden war. Zum
ewigen Gedächtniß an das jammervolle Ereigniß erhielt daö Ei-
land den Namen Jkaria.
130. Heinrich der Löwe.
Zn Braunschweig stehet aus Erz gegossen das Denkmal eines
Helden, zu dessen Füßen ein Löwe liegt, auch hängt im Dom
daselbst eines Greifen Klaue. Davon lautet folgende Sage. Bor
Zeiten zog Herzog Heinrich, der edle Welf, nach Abentheuern aus.
Als er in einem Schiff das wilde Meer befuhr, erhub sich ein
heftiger Sturm und verschlug den Herzog; lange Tage und Nächte
irrte er, ohne Land zu finden. Bald sing den Reisenden die Speise
an auszugehen und der Hunger quälte sie schrecklich. In dieser
Noth wurde beschlossen, Loose in einen Hut zu werfen, und wessen
Loos gezogen ward, der verlor das Leben und mußte der andern
Mannschaft mit seinem Fleische zur Nahrung dienen; willig unter-
warfen sich die Unglücklichen und ließen sich für den geliebten Herrn
und ihre Gefährten schlachten. . So wurde das Leben der Uebrigen
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Welf Loose
191
baute er sich eine Horde aus zusammengelegtem Holz mit Reisern
durchflochten und setzte sie auf's Meer. Als nun einmal der Löwe
in den Wald zu jagen gegangen war, bestieg Heinrich sein Fahr-
zeug und stieß vom Ufer ab. Der Löwe aber, welcher zurückkehrte
und seinen Herrn nicht mehr fand, kam zum Gestade und erblickte
ihn in weiter Ferne; alsobald sprang er in die Wogen und schwamm
so lange, bis er auf dem Floß bei dem Herzog war, zu dessen
Füßen er sich ruhig niederlegte. Hierauf fuhren sie eine Zeit
lang auf den Meereswellen, bald überkam sie Hunger und Elend.
Der Held betete und wachte, hatte Tag und Nacht keine Ruh';
da erschien ihm der Teufel und sprach: "Herzog, ich bringe
dir Botschaft; du schwebst hier in Pein und Noth auf offenem
Meere und daheim zu Braunschweig ist lauter Freude und Hoch-
zeit; heute, an diesem Abend, hält ein Fürst aus fremden Landen
Hochzeit mit deinem Weibe; denn die gesetzten sieben Jahre nach
deiner Ausfahrt sind verstrichen." Traurig versetzte Heinrich: das
möge wahr sein, doch wolle er sich zu Gott lenken, der Alles wohl
mache. „Du redest noch viel von Gott," sprach der Bersucher,
„der hilft dir nicht aus diesen Wasscrwogcn, ich aber will dich
noch heute zu deiner Gemahlin führen, wofern du mein sein willst."
Sie hatten ein lang Gespräche, der Herr wollte sein Gelübde ge-
gen Gott nicht brechen; da schlug ihm der Teufel vor: er wolle
ihn ohne Schaden sammt dem Löwen noch heute Abend auf den
Giersberg vor Braunschweig tragen und hinlegen, da solle er
seiner warten; fände er ihn nach seiner Zurückkunft schlafend, so
sei er ihm und seinem Reiche verfallen. Der Herzog, welcher
von heißer Sehnsucht nach seiner geliebten Gemahlin gequält
wurde, ging dieses ein und hoffte auf des Himmels Beistand
wider alle Künste des Bösen. Alsbald ergriff ihn der Teufel,
führte ihn schnell durch die Lüfte bis vor Braunschweig, legte ihn
auf dem Giersberge nieder und rief: „Nun wache, Herr! ich
kehre bald wieder." Heinrich aber war auf's Höchste ermüdet
und der Schlaf setzte ihm mächtig zu. Nun fuhr der Teufel zu-
rück und wollte den Löwen, wie er verheißen hatte, auch abholen;
es währte nicht lange, so kam er mit dem treuen Thiere daher
geflogen. Als nun der Teufel, noch aus der Luft herunter, den
Herzog in Müdigkeit versenkt auf dem Giersberge ruhen sah,
freute er sich schon im voraus; allein der Löwe, der seinen Herrn
für todt hielt, hub laut zu schreien an, daß Heinrich in demselben
Augenblicke erwachte. Der böse Feind sah nun sein Spiel ver-
loren und bereuete es zu spat, das wilde Thier herbeigeholt zu
haben; er warf den Löwen ans der Luft herab zu Boden, daß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gott Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
187
Die Mutter war nur wie verwirrt; Nun hab' ich wieder meinen Jungen
Ich hab'« dem Burschen angesehen, Gesund daheim; deß Lin ich froh!»
Wie weit die Reise gehen wird.» — Doch Peter sagte ganz beklommen:
«»Hätt ich nur nicht geglaubt es schneit,
Die Mutter jnbelte, durchdrungen Und wär der Kreuzweg nicht gekommen,
Bon frommem Dank: «'s ist besser so! Ich wäre jetzt, wer weiß, wieweit!».,
128. Dädalus und Ikarus«
Dädalus aus Athen war der kunstreichste Mann seiner Zeit,
Gaumeister, Bildhauer und Arbeiter in Stein. In den verschieb
dcnsten Gegenden der Welt wurden Werke seiner Kunst bewundert
und von seinen Bildsäulen sagte man, sie leben, gehen und sehen
und seien für kein Bild, sondern für beseelte Geschöpfe zu hal-
ten. Aber wegen der Ermordung seines Schülers Talos wurde
er vor dem Gerichte angeklagt und schuldig befunden. Er entwich
nun und irrte anfangs flüchtig in Attika umher, bis er weiter
nach der Insel Kreta floh. Hier fand er bei dem Könige Minos
eine Freistätte, ward dessen Freund und als berühmter Künstler
hoch angesehen. Er wurde von ihnr ausgewählt, um dem Mino-
taurus, einem Ungeheuer von abscheulicher Abkunft, der ein Dop-
pelwesen war, das vom Kopfe bis an die Schultern die Gestalt
eines Stieres hatte, im Uebrigcn aber einem Menschen glich, einen
Aufenthalt zu schaffen, wo das Ungethüm den Augen der Men-
schen ganz entrückt würde. Der erfindsamc Geist des Dädalus
erbaute zu dem Ende das Labyrinth, ein Gebäude voll gewunde-
ner Krümmungen, welche Augen und Füße des Betretenden ver-
wirrten. Die unzähligen Gänge schlangen sich ineinander, wie
der verworrene Lauf des geschlängelten phrygischen Flusses Mäan-
der, der in zweifelndem Gauge bald vorwärts, bald zurück fließt
und oft seinen eigenen Wellen entgegenkommt. Als der Bau
vollendet war und Dädalus ihn durchmusterte, fand sich der Er-
finder selbst mit Mühe zur Schwelle zurück, ein so trügerisches
Jrrsal hatte er gegründet. Im Innersten dieses Labyrinthes wurde
der Minotaurus gehegt und seine Speise waren 7 Jünglinge und
7 Jungfrauen, die, vermöge alter Zinsbarkeit, alle Jahre von
Athen dem Könige Kreta's zugesandt werden mußten.
Indessen wurde dem Dädalus die lange Verbannung aus
der geliebten Heimath doch allmälig zur Last und es quälte ihn,
bei einem tyrannischen und selbst gegen seinen Freund mißtrauischen
Könige sein ganzes Leben auf einem vom Meere rings umschlos-
senen Eilande zubringen zu sollen. Sein erfindender Geist sann
auf Rettung. . Nachdem er lange gebrütet, rief er endlich ganz
freudig aus: ,r Die Rettung ist gefunden! Mag mich Minos
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
320
tistc Flut war es denn hauptsächlich, welche die Landmassen zerriß
und umgestaltete und ungefähr so herstellte, wie wir sic jetzt auf den
Karten vor uns sehen. Die südliche Flut war es auch, welche die
Länder der einen Halbkugel unten zuspitzte. Und das soll so zu-
gegangen sein. Der südliche Polarstrom prallte, nach Norden
schießend, zuerst am Konggebirge an, dem laugen mächtigen Felsen-
damm im westlichen Theil von Mittelafrika. So wurde der Meer-
busen von Guinea ausgehöhlt. Nun stürzte sich die Flut, hier
abgewiesen, mit desto stärkerer Gewalt hinüber nach Amerika und
riß den Mexicanischen Golf in das Festland ein. Da aber auch
hier die Cordillerenkette Widerstand leistete, so wurde der Strom
wieder nach der alten Welt hinüber gewiesen. Hier hemmte nun
nichts weiter seinen Lauf und er setzte seinen Weg fort bis in
die Eisregionen des Nordpols. Die 800 Meilen (so weit ist's
von der alten Welt in die neue) breite Wasserkluft ist aber noch
vorhanden und heißt das Atlantische Meer. Seine Ufer sind
Afrika und Europa einerseits und Amerika andrerseits. Durch
die Borsprünge und Einbiegungen auf beiden Seiten gleicht dieses
Meer einem gekrümmten Strem und erinnert durch die Form
seiner Gestade an die Art seiner Entstehung.
Auf ähnliche Weise denkt man sich auch das zweite Hanptmeer
entstanden, den stillen Ocean, zwischen Asien und Amerika.
Hier stellte sich aber der andrängenden Flut weniger Festland ent-
gegen, daher sie mit ungehinderter Gewalt die Länder — Australien
und Südamerika — auseinander riß. Weiter nach Norden fand
das Gegentheil statt: cs war überwiegend viel Land da, weßwegen
das Wasser nichts ausrichten konnte und zwischen seinen beiden
Ufern eingekeilt wurde. Dadurch entstand die trichterförmige Ge-
stalt des stillen Oceans, (unten breit und oben spitz); nur noch
an der 12 Meilen breiten Behringsstraße ließ der Strom seine
letzte Wuth aus und riß die Erdtheile Asien und Amerika aus-
einander.
Am besten thut man, wenn man die Erdtheile auf ein Blatt
gezeichnet vor sich legt; da wird einem die Gestaltung der beiden
Hauptmeere bald deutlich werden. Eine solche Karte wird nie
ganz richtig sein. ' Denn die Erde ist eine Kugel und ihre Obcr-
siäche muß wie eine Haut betrachtet werden, die man der Kugel
abzieht und in ein Viereck auseinander breitet. Hierdurch wird
die Mitte zwar richtig, aber oben und unten (an den Polen)
wird Alles in die Breite gezogen. Man nennt solche Karten in
der Projektion gezeichnet.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Ortsnamen: Guinea Amerika Afrika Europa Amerika Asien Amerika Asien Amerika Polen
340
Durch ihren Gesang und ihre Schönheit bezaubert, sollen Biele
ihr Schiff außer Acht gelassen haben, so daß es am Felsen schei-
tern mußte. " . „
Der Lauf des Rheins ist ruhig und der Schifffahrt günstig;
es gehen Dampfschiffe und Segelschiffe in Menge den Rhein auf
und ab, Flöße aus dem Odenwald und Schwarzwald schwimmen
nach den Niederlanden. Der auf den Hügeln an den Ufern des
Flusses wachsende Rheinwein hat großen Ruf und die Rhein-
Gegenden gehören zu den schönsten in Deutschland. Durch welche
gesegneten Länder spült der Rhein seine grünen Wellen! Blühende
belebte Städte, herrliche Dome, schöne Hügel, mit Schloßruinen
gekrönt, bewaldete Bergknppen spiegeln sich in seinen Fluchen.
Rechts den Main und links die Mosel aufnehmend, verbindet der
Rhein Franken mit Lothringen; durch seinen eignen Lauf vereint
er den Norden mit dem Süden: Holland mit der Schweiz, Eng-
land mit Italien.
Daö Rheingau wird das Paradies Deutschlands genannnt,
und verdient diesen Rainen sowohl wegen seiner Schönheit als
wegen seiner Fruchtbarkeit. Den Namen Rheingau führt die Ge-
gend von Mainz bis Bingen. Der große Strom mit seinen vielen
Inseln trägt am meisten zur Belebung der Gegend bei. Dazu
kommt seine schöne Begrenzung: auf beiden Ufern mit Hellem
Rebengrün bekleidete Höhen gehen als sanfte Thäler, oder als
enge Schluchten und Felsspalten zum Flusse herab; wohlhabende
Städte und Dörfer schmücken die Ufer, zahlreiche Schiffe und
Dampfer fahren auf und ab. Auf dem Boß bei Hattenheim,
unterhalb Mainz, hat man eine prachtvolle Aussicht über das ganze
Rheingau. In N i e d e r i n g c l h e i m besaß Kaiser Karl der Große
eine Pfalz (Palast). Auf der Stelle, wo sie gestanden, ist jetzt der
Hof eines Laudwirths; von der alten Pracht zeugt nur noch ein
runder Thorbogen und ein Stück von einer weißgrauen Marmor-
säule. Solcher Säulen soll der Palast 100 gehabt haben.
Den Strom weiter abwärts erblickt man den Johannis-
berg, der sich, mit Reben bepflanzt, trevpenartig bis zum Gipfel
erhebt. Oben liegt ein weiß schimmerndes Schloß; ihm gegenüber
die Rochnskapelle auf dem Gipfel des Rochusberges. Auf
dem Johannisberg wächst der berühmteste und theuerste Rheinwein.
Die Weinberge nehmen einen Raum von 63 Morgen ein. Der
jährliche Ertrag beläuft sich etwa auf 20,000 Gulden; in guten
Jahren wird das Doppelte gewonnen. Eine Flasche Johannis-
berger erster Sorte kostet an Ort und Stelle 11 Gulden; doch
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Rhein Odenwald Schwarzwald Niederlanden Rhein- Deutschland Rhein Main Rhein Lothringen Holland Schweiz Italien Rheingau Deutschlands Rheingau Mainz Hattenheim Mainz Rheingau Johannisberg
30
wältige Luftstoß das Hütllcin ergriffen und iw den See geworfen
haben. Auf den Knall eilten auch der Fischer und sein Sohn
bestürzt hinaus vor die Thüre, und sahen noch die thurmhohe
Rauchgarbe, die sich allmählich senkte und über den See hinlegte.
Von dem Schlosse stunden noch die vier Mauern, und durch die
offenen Fenster und Thüren schien der Mond. Drinnen und
rings umher glimmte kein Fünklein mehr, und Alles war todten-
still. Nur der See war noch von den hineingeworfenen Trüm-
mern bewegt. Erschüttert kehrten die Leute unter ihr Strohdach
zurück, dankten dem Herrn für ihre gnadenvolle und wunderbare
Erhaltung und löschten ihre Lichter aus.
Einige Monate darauf, als das Wasserhuhn im Schilfrohr
am See brütete, kamen Verwandte des Freiherrn von Haldenstein
aus Böhmen und suchten unter den Ruinen des Waidhauses.
Aber obgleich noch Alles lag, wie es in der Schreckensnacht ge-
fallen war — der Fischer hatte gewissenshalber nichts angerührt —
so fanden sie doch nichts von den Kostbarkeiten, die sonst in dem
Hause gewesen waren, nicht einmal ein Lösfelein, das man in den
Kaffee tauchte, geschweige denn mehr. Nach der vergeblichen
Mühe erquickten sie sich aus dem wohlversehenen Behälter des
Fischers mit Forellen und Karpfen. Bei dem Mahl sagte der
Aelteste unter ihnen zu dem Knaben, der ihm ein Körblein mit
Erdbeeren vorgesetzt hatte: „Toni, was du noch von den Sachen
im Schloß finden solltest, mit Schaufel oder Hand oder Netz, das
sei dein. Gedenke dafür unserer in deinem Gebet."
Mit Schaufel und Hand suchte zwar Toni auch, fand aber
nie etwas. Erst später nach etlichen und mehreren Jahren, im-
mer wenn das alte Netz am Zerreißen war, und ein neues ge-
schasst werden sollte, fügte es sich, daß er einen Pokal oder eine
silberne Schüssel fand, oder daß er etwas aus der Tiefe des Wassers
an. das Land zog. In Zwiesel, wo er seinen Vater begraben
hatte, kaufte er Hanf dafür. Sein Weib spann ihn, und er ver-
strickte das zubereitete Garn mitten unter vier Knaben, von denen
einer rotwangiger war und munterer, als der andere.
Da ward erfüllt das Wort der Schrift (Hiob 27, 13—21):
Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott, und das
Erbe der Tyrannen, daö sie von dem Allmächtigen nehmen wer-
den: Wird er viele Kinder haben, so werden sie des Schwerts
sein, und seine Nachkömmlinge werden des Brods nicht satt ha-
den. Seine klebrigen werden im Tode begraben werden, und
feine Wittwen werden nicht weinen. Wenn er Geld zusammen
bringt lvie Erde, und sammelt Kleider wie Leimen, so wird er es
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in der Welt mir einmal wieder so ein Goldstück unter die Hände
kommen wird.
Da nun der Herr Adolph gar Nichts war, so nahm er sich
ernstlich vor, Etwas zu werden, und er ward — ein Reisender.
Das ist noch immer ein Titel, wenn man sonst weiter Nichts ist.
Er reiste von einer Stadt in die andere, von einem Land ins
andere und ließ sich's überall wohl sein, und wo er Etwas zu
bezahlen hatte, da gab er die mit seinem Ordenskreuze gezierten
Goldstücke hin. Noch nie aber war es ihm vorgekommen, daß
er eines wieder gesehen hatte. Endlich ward er des Hernmreisens
auf dem festen Laude müde, er verließ die alte Welt und schiffte
sich nach Amerika ein.
Nun war der Herr Adolph noch Etwas mehr, als ein Rei--
sender, er war sogar ein Auswanderer. Diesmal aber ging's
schlecht ans der See: fünf Tage und fünf Nächte wüthete ein
gewaltiger Sturm; Alles, was auf dem Schiffe war, mußte Hand
an's Werk legen, aber Alles 'vergebens — das Schiff ging unter,
und nur der Beherztheit des Schiffshauptmannes gelang es, die
Mannschaft und die Reisenden in eine Schaluppe zu retten. Nach
zwei Tagen fürchterlichen Uniherirrens und schrecklicher Hungers-
noth, in welcher Biele starben, wurden die Verschlagenen von
einem Kauffahrteischiffe ausgenommen und in den Hafen zu Boston
gebracht.
Arm, hilflos und verlassen irrte hier Adolph umher, und er
wünschte sich oft, daß er mit den Anden: von den Wellen begra
den wäre. Da sah er einen Mann eilig des Weges gehen; mit
niedergeschlagenem Blick bat er ihn um eine Gabe. Der Alaun
griff in die Tasche, reichte ihm ein Stück Geld itiib war schnell
verschwunden. Als Adolph wieder seinen Blick emporhob und
das Geld betrachtete, wollte er seinen Augen kaum trauen: — es
war ein holländischer Dukaten, der das Ordenszeichen von seiner
eigenen Hand unverkennbar trug.
Sei es nun, daß der Mann sich vergriffen hatte, oder daß
er wirklich eine so namhafte Gabe schenken wollte, Adolph dachte
nicht lange darüber nach, und er weinte helle Thränen auf das
einzige Goldstück, das ihm von seinem ganzen Reichthum als Bett-
lergabe wieder zugekommen war. Mit Wehmuth dachte er daran,
daß er eö wieder weggeben und vielleicht nie mehr sehen solle.
Da begegnete ihm eine große Menge von Arbeitern, die an einer
Straße arbeiteten; schnell war er entschlossen und ließ sich unter
die Zahl einschreiben. Ein sonderbarer Gedanke tröstete ihn bei
dieser ungewohnten Lebensweise. „Ich brauchte eigentlich nicht
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