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1. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 81

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 81 — über die glückliche Eroberung der letzten Maurenfestung Granada, 1492, stellte sie ihm in demselben Jahre drei kleine Schisse mit achtzig Matrosen, freigelassenen Gefangenen, zur Verfügung. Am 3. August zog Kolumbus mit ihnen von dem kleinen anda-lusischen Hafen Palos aus wohlgemut auf das unbekannte Meer. Es war ein ungeheures Wagestück. Heute gebraucht ein großer Dampfer für den etwa 5000 km weiten Weg nach Nordamerika fünf Tage; Kolumbus blieb siebzig Tage unterwegs. Abgesehen von einem kurzen Aufenthalte auf den Kanarischen Inseln, wo ein Schiff auszubessern war, sah man nichts als Wasser und Wolken. Endlich zeigten sich die ersten Spuren eines nahen Landes; ein Baumast mit roten Beeren und ein künstlich geschnitzter Stab schwammen auf der Flut. In der Morgenfrühe des 12. Oktober erscholl auf dem vordersten Schiffe plötzlich der Jubelruf: 1 Jqq „Land!" „Land!" Und siehe, eine grüne Insel ragte aus der Meeresflut empor?) Vor den Augen der rothäutigen Ein geborenen, die sich erstaunt am User gesammelt hatten, sprang Kolumbus als erster aus dem Schiffsboote au den sonnigen Strand und gab dem kleinen Eilande zum Danke für den erlösenden Schutz Gottes den Namen Sansalvad6r,d. h. Erlöserinsel. Es war die heutige Watlingsinsel, die zu der englischen Bahamlgruppe gehört. Der Boden eines neuen Erdteils war betreten. Aus der Weiterfahrt nach Süden fand Kolumbus die schönen Antilleninseln Kuba, wo er zuerst das Tabakrauchen sah, und H a i t i; er nannte dieses Hispa-niola, d. h. Kleinspanien, und gründete hier die erste spanische Kolonie der neuen Welt. § 143. Die ferneren Fahrten des Kolumbus. Nach glücklicher Heimkehr mit Ehren überhäuft, unternahm der kühne Mann noch drei weitere Fahrten. Die zweite Reise, auf der ihn bereits Missionare begleiteten, führte ihn zu den beiden anderen Antillen Jamaika und Portorico, die dritte nach der „Dreifaltigkeitsinsel" Trinidad und der Küste von Süd amerika. Inzwischen hatte sich gegen die Grausamkeit der Spanier in Haiti ein Aufstand der Eingeborenen erhoben, und Kolumbus selbst war am Madrider Hofe der Härte und des Eigennutzes bezichtigt worden. Er wurde deshalb von einem Untersuchungsrichter, der nach Haiti entsandt war, in Ketten gelegt und zur Verantwortung nach Spanien geschafft. Zwar setzte ihn hier ein königlicher Befehl sosort in Freiheit, und der Hof erwies ihm hohe Ehren, aber das Statthalteramt wurde ihm nicht wieder übertragen. Noch unternahm Kolumbus eine vierte 1) Gedichte: Brachrnann, „Kolumbus." Schiller, „Kolumbus." — Vgl. Lohmeyers Wandbild „Kolumbus' erste Landung in Amerika" (Berlin, Troitzsch). V oos-Z urbonsen, Geschichte für Müdchen-Mittelschulen, Teil Iii. 6

2. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 5

1914 - Düsseldorf : Schwann
sie vor diesen aufs Meer und setzten im Jahre 429 nach der kornreichen Provinz Afrika über. Heerkönig der Vandalen war damals der junge Geiferich, d. h. Speerfürst. Wortkarg und mäßig, aber habgierig und grausam gegen feine Feinde, war der hinkende Kriegsmann einer der gewaltigsten Häuptlinge feiner Zeit. Er eroberte mit leichter Mühe das reich entwickelte Land und gründete dann ein neues Reich mit der Hauptstadt Karthago. Seine Vandalen bauten eine Flotte und hausten bald als gefürchtete Seeräuber auf dem Mittelmeere bis nach Kreta. § 7. Die zweite Plünderung Roms. Es war kurz nach dem Tode Attilas, als Geiferich mit feinen Raubfcharen vor den verfallenen Mauern Roms erschien. Vierzehn Tage lang wurde die wehrlose Stadt geplündert; was die Goten verschont hatten, fiel den r r Vandalen anheim. Reiche Beute an Gold, Silber und Kunst-werken, darunter der Tempelschatz von Jerusalem aus den Tagen des Titus, wanderte auf die Schiffe. Doch hat man den Vandalen ungerechterweife eine sinnlose Zerstörungswut zugeschrieben, die noch heute als „Vandalismus" bezeichnet wird?) § 8. „Hengist und Horsa." In der Zeit, als die Drachenfchiffe der Vandalen das Mittelmeer befuhren, zogen andere Germanenstämme auf schwanken Boten über die Fluten der Nordsee nach Britannien. Längst hatten die römischen Legionen das Insel-land verlassen, und die Einfälle der wilden Skoten aus den schottischen Bergen suchten die schutzlosen Bewohner heim. Da riefen diese die germanischen Angeln und Sachsen aus Jütland zu Hilfe, und nach kühner Meerfahrt landeten die Nordlandföhne an der britannischen Küste. Es war um das Jahr 450. Anführer waren, wie die Sage berichtet, die beiben Brüber Heng ist (Hengst) und Horfa (Roß); die Namen, die vielleicht auch nur ihre Schiffe bezeichneten, deuten auf die Schätzung des Pferdes. Die Ankömmlinge setzten sich im Lande selber fest, und immer mehr Volksgenossen von den Mündungen der Weser und Elbe rückten ihnen nach. Ein Teil der Einwohner Britanniens entwich nach der gegenüberliegenden Halbinsel von Gallien, die nach ihnen noch den Namen Bretagne führt. Die Angeln und Sachsen aber gründeten in Britannien im Laufe der Zeit sieben kleine Reiche, die später zu dem Königreiche England, d. h. Angelland, verschmolzen. Ihre Nachkommen, die heutigen Engländer, haben in der Ab-gefchloffenheit vom Festlande germanische Einrichtungen noch vielfach bewahrt. x) Gedicht: Kaufmann, „Der Vandalen Auszug."

3. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 25

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 25 — len, „sondern brachen in Schwärmen über Städte und Dörfer, weil niemand widerstand, raubten und sengten und fielen unerwartet über Sorglofe her. Auch in den Wäldern lagen ihrer zuweilen hundert oder weniger, um hervorzubrechen. Nur der Rauch und der Feuerschein am Himmel verrieten, wo die Haufen waren." Nicht minder furchtbar als die Ungarn hausten die N o r -rn a n n e n , die Männer aus dem fkandinavischen Norden. Wikinger, d. h. Krieger, nannten sie sich selber. Auf flinken Drachenschiffen kamen sie übers Meer gezogen. Hamburg, Cöln und Trier sanken in Trümmer; in Aachen zerstörten die räuberischen Scharen diepfalz Karls des Großen und machten die Münsterkirche zum Pferdestall. Arnulf von Kärnten schlug sie einmal bei Löwen in Belgien. Im Todesjahre Ludwigs des Kindes ließen sie sich in der nach ihnen benannten Normandie, dem Mündungslande der Seine, dauernd nieder. — An die Raubfahrten der schlimmen Nordlandssöhne erinnert uns noch das Gudrunlie d?) Deutsche Zustände am Ende der Karolingerzeit. § 42. In der Familie. Ein Blick auf das deutsche Haus zeigt uns bereits allerlei Verfeinerung. An die Stelle des Blockhauses ist ein Fachwerkbau getreten, der hie und da schon ein Obergeschoß, den „Söller", zeigt. Steinhäuser sind noch selten. Holzgitter verwahren die glaslosen Fenster, die wintertags mit Matten behängt werden. Tische, Bänke und Truhen sind die Hauptgeräte; unter den Küchengegenständen blinkt bereits der kupferne Kessel. Hinter dem Hause liegt, von Obstbäumen umschattet, ein „Würzgarten"; hier zieht die Hausfrau außer Gemüfe, wie Erbsen, Linsen und Rüben, auch Heilpflanzen: Minze und Salbei, Rosmarin und Quendel. Rosen und Lilien blühen am Stocke, und an der sonnigen Hauswand rankt die freundliche Rebe. Der Mann trägt leinene Beinbinden und einen kittelartigen Rock; die Frau fchon Wollkleid und Haube. Die kleinen Mädchen spielen bereits mit einer „Tocke", d. h. Puppe. Alle Kleidungsstücke fertigt die weibliche Hand in der Familie selber an; Lieblingsfarben, die mit Waid und Krapp hergestellt werden, sind blau und rot, wie noch heutzutage auf dem Lande. In harter Arbeit, einfach und derb, verfließt das bäuerliche Leben. Alles wird noch mit eigener Hand hergerichtet, und die Feldwirtschaft bringt hervor, was die Familie braucht: Brot und Gemüse, Fleisch und Milch zur Nahrung, Flachs und Wolle zur Kleidung. Man kauft x) Gedichte: Lingg, „Norrnannenzug." Scheffel, „Nordrnännerlied." Geibel, „Gudruns Klage."

4. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 66

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 66 — rheinische Kaufleute den „Stahlhof" gegründet hatten, Nöwgorod in Rußland, Bergen in Norwegen und in dem jetzt trümmerhaften Wisb y auf der schwedischen Insel Gotland; der große Geldplatz des Handels aber war das seegewaltige Brügge in Flandern. 8 121. Die Handelsmacht der Hanse. Auf allen großen Straßen, die nach der Nord- und Ostfee zogen, rollten die Frachtwagen der Hansen, auf allen Meeren wehten von hochbordigen „Koggen" ihre Flaggen und Wimpel. Was die heimischen Gewerbe erzeugten, führte der „wagende Kaufmann" hinaus; Rinder und Pferde lieferten ihm dafür Dänemark, Eifen und Kupfer Schweden, Kabeljau und Heringe Norwegen, Tuch und Wolle England. Gerechnet wurde nach pfundweise abgewogenen Pfennigen; „Osterlinge" hießen sie in England, denn sie kamen von Osten (Lübeck), und 20 Mark sind noch heute ein englisches „Pfund Sterling". Die besten Tage erlebte die Hanse in der Zeit Karls Iv.; stolze Tore, Kirchen und Rathäuser der Ostseestädte sind ihre Zeugen. Harte, siegreiche Kämpfe um ihre Macht bestand sie damals gegen Dänemark; der Bürgermeister von Lübeck eroberte Kopenhagen, und in Stralsund diktierten 77 Städte dem Dänenkönige Waldemar den Frieden?) Auch die schlimmen „Likedeeler", d. h. Gleichteiler, die Seeräuber der Nordsee, spürten die Faust der Hansen; auf dem Markte zu Hamburg ging's ihrem bei Helgoland gefangenen Hauptmann ^Klaus Störtebeker, der gern „den Becher stürzte", mitsamt seinen Genossen an Hals und Kragen?) Um dieselbe Zeit aber lag die Königskrone von England als Pfand in der Truhe eines hansischen Kaufmannes aus Münster in Westfalen. Es waren glänzende Tage des deutschen Bürgertums. Stadt und Land im fünfzehnten Jahrhundert. In der Stöbt. § 122. Das Stadtbild. Wie hatte sich doch seit den Hohenstaufen das Außere der deutschen Städte verändert! Hohe, aus mächtigen Quadern gefügte Mauern mit wuchtigen Vorburgen und Türmen schützen sie gegen die Steingeschosse der neuen Zeit. An der Innenseite der Mauern läuft ein gedeckter Wallgang für die Verteidiger hin. Eine schwere Zugbrücke führt über den breiten Außengraben in eine starke Torburg. Noch sind die meisten Häuser aus Fachwerk; ein „Stock" oder „Überhang" schiebt sich über den andern vor. Vorbauten, Erker und Türmchen beleben das Bild der ge- 1) Gedicht: Spielnrann, „Die Hänse." 2) Vgl. Lohmehers Wandbild „Gefangennahme des Störtebeker" (Berlin Troitzsch).

5. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 14

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 14 — Als er sechzehnjahre alt war, führte ihn die Mutter zu dem Stein. Und siehe! Ohne Mühe hob er den mächtigen Block von der Stelle. Da sagte ihm die Mutter trauernd, was der Wille des Vaters sei. Theseus gehorchte; er band sich die Schuhe unter die Füße, das Schwert an die Seite und machte sich auf den Weg nach Athen. Voll Freude nahm Agens ihn auf. § 21. Der Minotaurus. Großen Ruhm erwarb sich der Königssohn durch eine Heldentat auf der Insel Kreta. Der mächtige König dieser Insel, Minos mit Namen, war einst von den Athenern beleidigt worden. Er hatte sie darauf im Kriege besiegt, und seitdem mußten sie ihm alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta schicken. Diese wurden hier in ein Haus eingeschlossen, aus dessen Jrrgängen niemand wieder herauskommen konnte. Das war das Labyrinth. Von dem kunstfertigen Athener Dädalus, der auch die erste Flugmaschine gebaut hat, war es errichtet worden. In diesem Labyrinth wütete das schreckliche Ungeheuer Minotaurus, das halb Mensch, halb Stier war; alle, die das Haus betraten, wurden von ihm aufgefressen. Jetzt mußten die Athener wiederum vierzehn Opfer ausliefern. Theseus bedauerte die Unglücklichen und beschloß, das Ungeheuer zu töten. Ehe er mit ihnen nach Kreta zog, versprach er seinem alten Vater, er wolle auf der Rückkehr statt des schwarzen Trauersegels, womit das Schiff ausfuhr, ein weißes Freudensegel aufziehen, wenn ihm das Werk gelungen sei. Auf Kreta gewann Theseus die Zuneigung der Königstochter-Ariadne. Als er nun mit den vierzehn Opfern das schreckliche Hans des Ungeheuers betrat, gab sie ihm einen Knäuel Garn mit, dessen Ende sie an dem Eingänge festmachte. „An dem abgewickelten Faden wirst du dich", sprach sie, „aus den Jrrgäugeu dann schon wieder herausfinden." Zugleich überreichte sie dem Helden ein Zauberschwert; mit diesem könne er das Untier töten. Guten Mutes schritt Theseus den Jünglingen und Jungfrauen voran und stieß auch bald auf den Minotaurus. Er erlegte ihn und kam famt allen mit Hilfe des gewickelten Fadens aus den Höhlengängen glücklich wieder heraus. § 22. Die Heimfahrt. Schnell trat Theseus mit den Geretteten die Heimfahrt an; auch nahm er seine Helferin Ariadne mit, um sich mit ihr zu vermählen. Sorglos blieben sie unterwegs eine Zeitlang auf der Jnfel Naxos. Hier befahl der Gott Bacchus dem Theseus, die Ariädne zurückzulassen, denn sie sei ihm selber zur Gemahlin bestimmt. Betrübt gehorchte der Held und zog mit den Seinen allein der Heimat zu. Er dachte immerfort an den Verlust der Königstochter, und so kam es, daß er vergaß, statt des schwarzen Segels ein weißes auszuspannen, wie er seinem Vater versprochen

6. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 20

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 20 — freut au§ der Stadt hervor. Verlassen stand das hölzerne Pferd am Strande. Niemand wußte, was der Wunderbau wohl bedeute, und voll Staunen betrachteten alle das Ungeheuer. Die Helden, die darin waren, verhielten sich aber ganz still. Da schleppten Hirten vom Meeresufer einen Griechen herbei, den sie im Schilfe entdeckt hatten. Als die Trojaner ihn fragten, was das Pferd zu bedeuten habe, antwortete er: „Die Griechen haben dieses Pferd als Weihgeschenk für die Götter zurückgelassen. Ich will euch auch sagen, weshalb es so gewaltig groß ist. Ginge es nämlich in eure Stadt hinein, so würde sie dadurch unüberwindlich werden; so hat es den Griechen ein Priester geweissagt." Die törichten Trojaner glaubten, was der schlaue Grieche ihnen vorlog. Vergebens warnte sie ein Priester, namens L a 6 k o o n; es sei alles Lug und Trug, sagte er, und wuchtig fuhr der Speer des Ergrimmten in die Seite des Pferdes. Aber siehe! Wie zur Strafe kamen, als Laokoon am Altare opferte, zwei gewaltige Schlangen übers Meer her gekrochen und erwürgten den Priester samt seinen beiden Söhnen! Die Trojaner machten sich nun daran, das Pferd in ihre Stadt zu ziehen; sie brachen, um das Stadttor zu erweitern, ein Stück der Mauer aus und schafften das Ungetüm schließlich auf Rollen zur Burg hinauf. Mit einem Freudengelage beschlossen die Törichten dann den Tag?) § 34. Trojas Zerstörung. In der Nacht kehrten die Griechen, die nur zum Scheine abgesegelt waren, unbemerkt mit ihren Schiffen wieder um und rückten vor die Stadt. Leise stiegen die Helden aus dem Bauche des Pferdes und ließen die Ihrigen in die Stadt. Mit gewaltigem Kriegsgeschrei drangen nun die Griechen in die Häuser; sie machten alles nieder, was vor ihr Schwert kam; wer sich auf die Straße rettete, wurde hier ergriffen und getötet. Einige Griechen schleuderten Brandfackeln auf die Dächer, und bald stand die ganze Stadt in hellen Flammen; krachend stürzten Häuser und Tempel zusammen. Der alte König Prlamus und seine Söhne fielen durch das Schwert; die Königin und ihre Töchter wurden nebst vielen anderen Frauen als Sklavinnen auf die Schiffe geschleppt?) Nur wenige Trojaner retteten sich vor dem Verderben. Unter ihnen war der fromme Held A n 6 a §>. Er lud seinen alten Vater Anchlses, der nicht mehr gehen konnte, auf die Schultern, nahm sein Kind, den kleinen Askanius, bei der Hand und eilte aus der Stadt in die stockdunkle Nacht hinaus. Nach vielen Mühsalen erreichte er das Land Italien und gründete sich dort eine andere Heimat. *) Gedicht: Schiller, „Kassandra." 2) Gedicht: Schiller, „Das Siegesfest."

7. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 21

1914 - Düsseldorf : Schwann
Die Irrfahrten des Odysseus. Viele der Griechenhelden hatten auf der Heimkehr von Troja durch Sturm zu leiden oder wurden nach wilden Ländern verschlagen. Am härtesten traf das Unglück Odysseus, den König der Insel Jthaka; zehn Jahre mußte er in der Fremde umherirren und schlimme Schicksale erdulden, ehe er die liebe Heimat wiedersah. § 35» Die Zyklopen. Nach seiner Abfahrt von Troja kam Odysseus zur Insel der riesigen Zyklopen, d. h. Einäugigen; sie hatten nur ein Auge, und zwar mitten auf der Stirn. Odysseus durchstreifte mit zwölf Gefährten die Insel und kam zu einer großen Höhle. Sie gehörte dem P o l y p h em , dem gewaltigsten der Zyklopen. Der Riese war eben abwesend; er weidete draußen seine Herde. Gegen Abend kehrt er mit seinen Schafen heim und schloß die Höhle mit einem Felsblock ab. Als er nun die Fremdlinge entdeckte, ergriff er zwei von ihnen und verschlang sie zum Abendessen. Dann streckte er sich, so lang er war, am Boden hin und fank in Schlaf. Am folgenden Morgen verzehrte er zwei andere Griechen zum Frühstück. Darauf trieb er seine Herde aus und versperrte die Höhle abermals durch den Felsblock. Da ersann der kluge Odysseus zur Rettung eine List. Er hatte einige Schläuche Wein vom Schiffe mitgebracht; davon gab er dem Riesen abends soviel mit, daß dieser sich betrank und in tiefen Schlaf verfiel. Jetzt ergriff der Grieche die Keule des Polyphem, machte ihre Spitze im Feuer glühend und bohrte sie mit Hilfe feiner Gefährten dem Schnarchenden in das Auge. Brüllend vor Schmerz sprang der geblendete Riese auf. Das furchtbare Geschrei rief die übrigen Zyklopen vor die Höhle. Nun hatte aber Odysseus dem Polyphom gesagt, sein Narrte sei Niemand. Daher schrie der Blinde in einem fort: „Niemand tötet mich, Niemand tötet mich!" „Dann brauchst du auch nicht so zu schreien!" sagten die Riesen, und sie gingen wieder fort. Als es Tag wurde, schob Polyph4m den Felsblock zur Seite, um die Herde hinauszulassen. Damit nicht etwa einer von den argen Fremdlingen mit entschlüpfe, setzte er sich an den Ausgang und betastete jedes Schaf mit fernen Händen. Odysseus aber band je drei und drei Schafe, die besonders wollig waren, zusammen, und unter das mittelste immer einen feiner Gefährten. Sich selbst klammerte er unter dem größten Tiere behutsam fest. Der Riese befühlte nur den Rücken der Schafe, und so entgingen die Griechen glücklich seinen tastenden Händen. Sie erreichten ihre Schiffe, und Odysseus rief vom Meere her höhnisch dem blinden Zyklopen ein Lebewohl zu. Da wütete dieser vor Zorn; er ergriff einen Felsblock und schleuderte ihn den Rudern-

8. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 22

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 22 — den nach, daß die Wogen hoch aufspritzten. „0 Vater Poseidon," flehte er zu dem Meergotte, „räche mich und verfolge diesen argen Menschen von jetzt an mit Unglück und Not!" Der Gott erhörte die schlimme Bitte und schwur dem Odysseus Rache. § 36. Die Sirenen. Die Weiterfahrt ging an einer Insel vorüber, auf der die Sirenen wohnten. Es waren Ungeheuer, die das Gesicht von Jungfrauen hatten. Wenn ein Schiff kam, lockten sie durch ihren bezaubernden Gesang die Segelnden, daß sie auf ihrer Insel einkehrten. Dann wurden die Unglücklichen von den Krallen der Ungeheuer zerrissen. Odysseus wußte das. Er sagte deshalb seinen Gefährten, wenn die Sirenen zu singen begännen, sollten sie ihn an den Mastbaum binden und durchaus nicht loslassen. Dann verklebte er ihnen selbst die Ohren mit Wachs, so daß sie nichts von dem Gesänge hören könnten. Als nun das Schiff sich den Sirenen näherte, taten die Gefährten, wie er ihnen befohlen hatte, und sie machten ihn erst wieder los, als der letzte Ton verklungen war. So kamen alle glücklich an der Sireneninsel vorüber. § 37. Kalypso. Mit Mühe entging Odysseus darauf zwei furchtbaren Strudeln an der Küste von Sizilien. Aber weil die Gefährten wider seinen Willen auf der Jnfel die Rinder des Sonnengottes schlachteten, zertrümmerte ein Blitz sein Schiff, und alle seine Begleiter ertranken. Neun Tage lang trieb Odysseus, indem er sich an einem Maste festhielt, auf den Wellen. Endlich wurde er an eine Insel geworfen, auf der in einer Grotte die Quellengöttin Kalypso wohnte. Sie nahm ihn freundlich auf und bat ihn, stets auf der Insel zu bleiben; dafür versprach sie ihm ewige Jugend und Unsterblichkeit. So hielt sie den Helden Jahr um Jahr zurück. Aber täglich wuchs seine Sehnsucht nach der Heimat. „Nur noch einmal", so seufzte er, „möchte ich den Rauch von meinem Hanse aufsteigen sehen, dann will ich gerne sterben!" Dieses Heimweh rührte endlich die Götter, und auf ihr Gebot mußte Kalypso den Odysseus nach sieben Jahren ziehen lassen. Rasch zimmerte er sich aus zusammengesuchten Balken ein Floß und steuerte auf das weite Meer. § 38. Die Phääken. Schon breitete sich ein blühendes Eiland vor seinen Blicken aus; doch abermals ereilte ihn ein fürchterlicher Sturm. Das Floß ging in Trümmer, und nur mit Mühe und Not rettete sich der Schiffbrüchige an das Gestade der Insel, die von dem Volke der Phälken bewohnt war. In einem Gebüsche am Strande verkroch er sich. Am andern Morgen kamen Phälkenmädchen mit ihrer Herrin, der Königstochter Nausis aa, ans Meer, um zu waschen; während dann die Wäsche an der Sonne trocknete, vergnügten sie sich mit

9. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 27

1914 - Düsseldorf : Schwann
Zweiter Abschnitt. Die Zeit der Entwicklung. Anfänge der staatlichen Ordnung in Griecheirland. Die Verbreitung der Griechen. § 46. Umwälzung des Volkslebens. In den nächsten Menschenaltern nach der Entstehung der homerischen Gedichte, im achten und siebenten Jahrhundert, vollzog sich in Griechenland ein großer wirtschaftlicher Umschwung. Überall regte und rührte es sich. Handwerk und Gewerbe waren in rascher Entwicklung und drängten den mühsamen Ackerbau immer mehr zurück. Die Ansiedlungen an der Küste wuchsen zu Städten, die Bauern wurden vielfach zu Bürgern, und der Handel erwachte. Das Beispiel der phönizischen Meerfahrer lockte auf die blaue Flut, und in behenden Ruderschiffen zogen griechische Händler mit den Erzeugnissen des heimischen Gewerbfleißes, Holz-, Ton- und Bronzewaren, gewinnsuchend an ferne und immer fernere Gestade. Dort breiteten sie ihre Güter vor den Augen der erstaunten Eingeborenen aus, trieben einträglichen Tauschhandel und ließen sich wohl auch dauernd nieder. So entstanden die ersten griechischen Kolonien oder Ansiedlungen in der Fremde. Oft kam es auch vor, daß Bedrückung durch den Adel, der inzwischen dem Königtum die Herrschaft entrissen hatte, Parteihader, Übervölkerung oder dergleichen einer Anzahl von Bürgern die Heimat verleideten; dann erscholl der Ruf zu gemeinsamer Auswanderung in die Ferne. § 47. Ansiedlungen. Immer mehr Auswandererscharen verließen bis tief in das fechste Jahrhundert hinein den heimischen Boden. Sehr zahlreich zogen die freiheitliebenden und handelsfrohen Joner aus; sie ließen sich meist auf den Inseln und Gestaden des Ägäischen Meeres nieder und verdängten von hier den gewinnreichen Handel der Phönizier. Allein von der kleinen Stadt C h a l k i s auf der Insel Euböa gingen Dutzende von Ansiedlungen aus; die chalkldische Halbinsel im Nordosten von Griechenland hatte sogar nach ihr den Namen. An der sonnigen Küste von Kleinasien erhob sich vor allem Milet, das selbst wieder die kornreichen Länder am Schwarzen Meere mit achtzig Pflanzstädten bedeckte. Auch Smyrna, jetzt eine der bedeutendsten Türkenstädte, sowie Lphe -s u s entstanden auf kleinasiatischem Boden, In herrlicher Lage am

10. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 36

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 36 — itnb verurteilte ihn, die Hosten des Zuges zu bezahlen. Diese betrugen über eine Viertelmillion Mark nach unserm Gelbe. Da er die Summe nicht aufbringen konnte, mürbe er sogar ins Gefängnis gefetzt. Hier starb der unglückliche Mann an einer Wunbe, die er vor Paros erhalten hatte, eines elenben Tobes. Sein Sohn Cimon bezahlte später das Strafgelb. § 63. Themistokles. Jetzt würde der tatkräftige, aber ehrgeizige Themlstokles, der zu den tüchtigsten Staatslenkern des Altertums gehört, der erste Mann in Athen. Er machte feinen Mitbürgern klar, daß Athen wegen feiner natürlichen Lage ein Seestaat werben müsse, und forberte den Bau einer starken Flotte. Mit klarem Blicke sah er es nämlich kommen, daß eines Tages die Perser wieber ba fein würden; dann könne gegen bereu überlegene Sanbheere nur eine große Flotte die Athener retten. Das leuchtete biefen auch ein. Nur der bebächtige A r i st i b e s , den man den „Gerechten" nannte, war mit der Forbernng des Themlstokles nicht einüerftanben. Er meinte, Attika fei von alters her ein Ackerbaulanb und müsse bah er auch eine Lanbmacht bleiben. Aber fein Wiberstanb half ihm nichts, und er würde auf Betreiben des Themistokles, der den Gegner los fein wollte, durch das Scherbengericht ans Athen verbannt. Nun würde mit Macht gebaut; das Silberbergwerk von Laürion lieferte dazu die Mittel. Bald befaßen die Athener benn auch eine stattliche Flotte von zweihunbert Schiffen. Es waren Dreiruberer, b. H. Schiffe mit brei übereinanber angebrachten Reihen von Rubern; ihre Bemannung bestaub aus Sklaven und angeworbenen Leuten. Themistokles schaute stolz auf das Werk, das ihm gelungen war; es würde, wie sich balb zeigen sollte, die Rettung für Athen und Griechenland Der dritte Perserzug. Ruhmvollster Krieg^der griechischen Geschichte. § 64. Die Therrnopz/len. Zehn Jahre nach der Marathon-schlacht brach der Perferkönig Xerxes, der Sohn und Nachfolger J_q A des Darms, zum Rachekriege gegen die Griechen auf; das ^ ganze Volk, das bamals etwa zwei bis brei Millionen Kopfe zählen mochte, sollte feinen Zorn fühlen.1) Auf zwei Brücken fetzte das große Perferheer mit Roß und Wagen über den B6sporus, die heutige Straße der Darbanellen, die an der schmälsten Stelle nur ein Kilometer breit ist. Durch Mazebonien und Thessalien ging dann der Weg nach ©üben. Eine stattliche Flotte, die Hunberte von hoch-borbigen Schiffen umfaßte, ruberte an der Küste entlang. Erschreckt x) Gedicht: Stern, „Xerxes und das Meer."
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