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1. Haus und Heimat II - S. 14

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
V^xi V^xi V^xi V^xi U^xi V^xi V^xi 14 V^xi U^xi V^xi V^xi Visxi V^xi V^xi Da tat es noch einen furchtbaren Knall, und Mieze wachte aus. Ihre Mama klopfte leise an die Tür und rief: „5teh auf, Kind, es ist die höchste Zeit, daß du zur Schule gehst." Ris sie mittags nach Hause kam und berichtet hatte, daß die ganze Klasse Papas I-Punkt-Geschichten vernommen habe, gab es beim Essen wieder Überraschungen. Zum Fleisch wurde außer den Kartoffeln noch ein Schüsselchen mit Spargelspitzen-Salat gereicht. So etwas Gutes glaubte Mieze noch nie gegessen zu haben. ,,Das waren die vergessenen I-Punkte," sagte der Papa nach einer Meile. „Und was glaubst du wohl, Mieze, was jetzt kommt?" „Die U-Haken, die U-Haken!" rief Mieze und hielt schon den Löffel in der Hand, als ein großer Teller voll Erdbeeren hereingebracht wurde. 8. Der Frauensand. Von den Brüdern Grimm. Westlich im Südersee wachsen mitten aus dem Meer Gräser und Halme hervor an der Stelle, wo die Kirchtürme und stolzen Häuser der vormaligen Stadt Stavoren in tiefer Flut begraben liegen. Der Reichtum hat ihre Bewohner ruchlos gemacht, und als das Maß ihrer Übeltaten erfüllt war, gingen sie bald zugrunde. Fischer und Schiffer am Strand des Südersees haben die Sage von Mund zu Mund fortbewahrt. Die vermögendste aller Insassen der Stadt Stavoren war eine sichere Jungfrau, deren Namen man nicht mehr nennt. Stolz auf ihr Geld und Gut, hart gegen die Menschen, strebte sie bloß, ihre Schätze immer noch zu vermehren. Flüche und gotteslästerliche Reden hörte man viel aus ihrem Munde. Auch die übrigen Bürger dieser unmäßig reichen Stadt, zu deren Zeit man Amsterdam noch nicht nannte und Rotterdam ein kleines Dorf war, hatten den Weg der Tugend verlassen. Eines Tags rief diese Jungfrau ihren Schiffmeister und befahl ihm, auszufahren und eine Ladung des Edelsten und Besten mit- zubringen, was auf der Welt wäre. Vergebens forderte der See- mann, gewohnt an pünktliche und bestimmte Aufträge, nähere Weisung; die Jungfrau bestand zornig auf ihrem Wort und hieß ihn alsbald in die See stechen. Der Schiffmeister fuhr unschlüssig und unsicher ab; er wußte nicht, wie er dem Geheiß seiner

2. Haus und Heimat II - S. 16

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
u^Ti c&n u^xi 16 uzn v^a vga vzxi v^a c^ü werfe.“ Bei diesem Wort zog sie einen kostbaren Ring vom Finger und warf ihn in die Wellen. Die ganze Ladung des Schiffes und aller Weizen, der darauf war, wurde also in die See geschüttet. Was geschieht? Einige Tage darauf ging die Magd dieser Frauen zu Markt, kaufte einen Schellfisch und wollte ihn in der Küche zurichten; als sie ihn aufschnitt, fand sie darin einen kost- baren Ring und zeigte ihn ihrer Frauen. Wie ihn die Meisterin sah, erkannte sie ihn sogleich für ihren Ring, den sie neulich ins Meer geworfen hatte, erbleichte und fühlte die Vorboten der Strafe in ihrem Gewissen. Wie groß war aber ihr Schrecken, als in dem- selben Augenblick die Botschaft eintraf, ihre ganze aus Morgen- land kommende Flotte wäre gestrandet! Wenige Tage darauf kam die neue Zeitung von untergegangenen Schiffen, worauf sie noch reiche Ladungen hatte. Ein anderes Schiff raubten ihr die Mohren und Türken; der Fall einiger Kaufhäuser, worin sie verwickelt war, vollendete bald ihr Unglück, und kaum war ein Jahr verflossen, so erfüllte sich die schreckliche Drohung des Schiffmeisters in allen Stücken. Arm und von keinem betrauert, von vielen ver- höhnt, sank sie, je länger je mehr, in Not und Elend; hungrig bettelte sie Brot vor den Türen und bekam oft keinen Bissen; endlich ver- kümmerte sie und starb verzweifelnd. Der Weizen aber, der in das Meer geschüttet worden war, sproß und wuchs das folgende Jahr, doch trug er taube Ähren. Nie- mand achtete das Warnungszeichen, allein die Ruchlosheit von Stavoren nahm von Jahr zu Jahr überhand; da zog Gott der Herr seine schirmende Hand ah von der bösen Stadt. Auf eine Zeit schöpfte man Hering und Butt aus den Ziehbrunnen, und in der Nacht öffnete sich die See und verschlang mehr als drei Viertel der Stadt in rauschender Flut. Noch beinah jedes Jahr versinken einige Hütten der Insassen, und es ist seit der Zeit kein Segen und kein wohlhabender Mann in Stavoren zu finden. Noch immer wächst jährlich an derselben Stelle ein Gras aus dem Wasser, das kein Kräuterkenner kennt, das keine Blüte trägt und sonst nirgends mehr auf Erden gefunden wird. Der Halm treibt lang und hoch, die Ähre gleicht der Weizenähre, ist aber taub und ohne Körner. Die Sandbank, worauf es grünt, liegt entlang der Stadt Stavoren und trägt keinen andern Namen als den des Frauensands.

3. Haus und Heimat II - S. 92

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
C^tt Z?^xi 92 V^x< Z^ii V^ü U^ii D^i? der Bürgermeister aber spricht, indem sein großer Zorn sich bricht: „holt ihn heraus, ich erzeig' ihm Ehr' und tu für ihn zeitlebens mehr!" — 12. Da kommt er ganz rußig, der Knirps, der Zwerg, „hoch lebe der kleine Liewenberg!" Der Bürgermeister sprach: „Komm, Junge, streck' noch einmal heraus die Zunge! Ich leg' dir lauter Dukaten drauf! So sperr' den Mund recht angelweit auf! Nur immer mehr herausgereckt! — Wir haben alle vor dir Nespekt. 13. Und morgen wird, daß nichts mankiert, die große Spritze hier probiert und, was entzwei ist, repariert!" 30. Die Hasenjagd. voll Ludwig Aurbacher. Sch weiß nicht, ist es ein Schwabe oder ein anderer deutscher Lands- mann gewesen, der einmal von einem Hasen hübsch angeführt worden ist. Es hatte nämlich ein lang anhaltender Negen die Gegend so sehr überschwemmt, daß fast alles Wild in den Niederungen zugrunde ge- gangen war. Sn dieser Not hatte sich ein häslein schwimmend aus einen Weidenbaum gerettet, der noch aus dem Wasser hervorragte. Das sah ein Bauer von seiner einsamen Hütte aus, und er dachte sich, der Hase wäre doch mehr geborgen in seiner Küche als dort auf dem Baume, wo er ohnehin zuletzt doch versaufen oder verhungern müßte. Nlso zimmerte er ein paar Bretter zusammen und ruderte damit gegen den Weidenbaum zu, um den Hasen zu fischen. Der aber mochte dabei auch seine Ge- danken und Pläne im Kopfe haben, wie sich's aus der Folge ergeben hat. Denn wie nun der Bauer anfuhr und sich an den Zweigen hinaus- hob, ersah sich der Hase den rechten Nugenblick und sprang über den Bauer hinweg auf das bretterne Fahrzeug, das, durch den Nufsprung in Bewegung gebracht, nun fortschwamm, wohin es das Wasser führte. Beim nächsten Bühel, wo es anfuhr, sprang der Hase aufs Trockene und dankte, wie es schien, seinem Erretter mit einem allerliebsten Männle. Der Bauer aber säße wohl noch auf dem Baume, wenn ihn nicht die Nachbarn heimgeholt hätten, die ihn nun ob seiner Hasenjagd brav aus- lachten.

4. Haus und Heimat II - S. 133

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
v^xiz^r<133 Ein altes Mütterchen war in der Stadt zurückgeblieben. Sie war krank und gebrechlich und konnte ihre Füße nicht mehr ge- brauchen; aber da ihr Häuschen auf dem Deiche stand, konnte sie von ihrem Bette aus aufs Eis hinaussehen und die Freude sich betrachten. Wie es nun gegen den Abend kam, da gewahrte sie, indem sie so auf die See hinaussah, im Westen ein kleines, weißes Wölkchen, das eben über dem fernen Horizonte aufstieg. Gleich be- fiel sie eine unendliche Angst; sie war mit ihrem Manne zur See gewesen und verstand sich recht auf Wind und Wetter. Sie rechnete nach: „In einer kleinen Stunde wird die Flut da sein, dann ein Sturm losbrechen, und alle sind verloren!“ Da rief und jammerte sie so laut, als sie konnte; aber niemand war in ihrem Hause, und die Nachbarn waren alle auf dem Eise; niemand hörte sie. Immer größer ward unterdes die Wolke und allmählich immer schwärzer; noch einige Minuten, und die Flut mußte da sein, der Sturm losbrechen. Da rafft sie all ihr bißchen Kraft zusammen und kriecht auf Händen und Füßen aus dem Bette zum Ofen; glück- lich findet sie noch einen Brand, schleudert ihn ins Stroh ihres Bettes und eilt, so schnell sie kann, hinaus, sich in Sicherheit zu bringen. Das Häuschen stand nun bald in hellen Flammen, und wie der Feuerschein vom Eise aus gesehen ward, stürzte alles in wilder Hast dem Strande zu. Schon sprang der Wind auf und fegte den Staub auf dem Eise vor ihnen her; der Himmel ward dunkel, das Eis fing an zu knarren und zu schwanken, der Wind wuchs zum Sturm, und als die letzten den Fuß aufs Land setzten, brach die Decke, und die Flut wogte an den Strand. So rettete die arme Frau die ganze Stadt und gab ihr Hab und Gut zu deren Heil und Rettung. 90. Das erfrorene Dögelchen. Von Viktor Blüthgen. 1. Lag ein graugelb vägelein über dem weißen Schnee, fest geschlossen die Bugen Klein, Beinchen in die höh'. 2. Sprangen lustig vom Dorf herbei Rinder mit ihrem Hund, standen auf einmal still die drei vor dem Vogel im Grund.

5. Haus und Heimat II - S. 202

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
cüiic^T<202 Im Jahre 1572 ließ der Bürgermeister die Geschichte in die Kirchenfenster abbilden mit der nötigen Überschrift, welche größten- teils unleserlich geworden. Auch ist eine Münze darauf geprägt. 130. Die Jungfrau auf dem Lurlei. von Aloys Schreiber. In alten Zeiten ließ sich manchmal auf dem Lurlei um die Abenddämmerung und beim Mondschein eine Jungfrau sehen, die mit so anmutiger Stimme sang, daß alle, die es hörten, davon be- zaubert wurden. Viele, die vorüberschifften, gingen am Felsenriffe oder im Strudel zugrunde, weil sie nicht mehr auf den Lauf des Fahrzeuges achteten, sondern von den himmlischen Tönen der wunder- baren Jungfrau gleichsam vom Leben abgelöst wurden, wie das zarte Leben der Blume sich in süßem Dufte verhaucht. Niemand hatte noch die Jungfrau in der Nähe geschaut als einige junge Fischer. Zn diesen gesellte sie sich bisweilen im letzten Abendrot und zeigte ihnen die Stellen, wo sie ihr Netz auswerfen sollten, und jedesmal, wenn sie den Rat der Jungfrau befolgten, taten sie einen reichlichen Fang. Die Jünglinge erzählten nun, wohin sie kamen, von der Huld und Schönheit der Unbekannten, und das Gerücht verbreitete sich im ganzen Lande umher. Ein Sohn des Pfalzgrafen, der damals in der Gegend sein Hoflager hatte, hörte die wunderbare Mär und faßte eine innige Zuneigung zu der Jungfrau. Unter dem Vorwände, auf die Jagd zu gehen, nahm er den Weg nach Wesel, setzte sich dort auf einen Nachen und ließ sich stromaufwärts fahren. Die Sonne war eben untergegangen, und die ersten Sterne traten am Himmel hervor, als sich das Fahrzeug dem Lurlei näherte. „Seht ihr sie dort, die verwünschte Zauberin? Dort ist sie!" riefen die Schiffer. Der Jüngling hatte sie aber bereits erblickt, wie sie am Abhang des Felsenberges, nicht weit vom Strome, saß und einen Kranz für ihre goldenen Locken band. Jetzt vernahm er auch den Klang ihrer Stimme, und, seiner Sinne nicht mehr mächtig, versuchte er, ans Land zu springen, um sich der Jungfrau zu bemächtigen; aber er nahm den Sprung zu kurz und versank in den Strom, dessen schäumende Wogen schauerlich über ihm zusammenschlugen. Die Nachricht von dieser traurigen Begebenheit kam schnell zu beit Ohren des Pfalzgrafen. Schmerz und Wut zerrissen die Seele des armen Vaters, der auf der Stelle den strengsten Befehl erteilte.

6. Haus und Heimat II - S. 204

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
ciit? u^i< 204 v^a v^i v^a v^a v^a 2. Die Luft ist kühl, und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein. 3. Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar; ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar. 4. Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei, das hat eine wundersame, gewaltige Melodei. 5. Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh; er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh'. 6. Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn, — und das hat mit ihrem Singen die Lorelei getan. 132. Der Binger Mäuseturm. Von den Brüdern Grimm. Zu Bingen ragt mitten aus dem Rhein ein hoher Turm, von dem nachstehende Sage umgeht. Im Jahre 974 ward große Teuerung in Deutschland, daß die Menschen aus Not Katzen und Hunde aßen, und doch viele Leute Hungers starben. Da war ein Bischof zu Mainz, der hieß Hatto der Andere, ein Geizhals, dachte nur daran, seinen Schatz zu mehren, und sah zu, wie die armen Leute auf der Gasse niederfielen und bei Haufen zu den Brotbänken liefen und das Brot nahmen mit Gewalt. Aber kein Erbarmen kam in den Bischof, sondern er sprach: „Lasset alle Arme und Dürftige sammeln in einer Scheune vor der Stadt, ich will sie speisen.“ Und wie sie in die Scheune gegangen waren, schloß er die Türe zu, steckte mit Feuer an und verbrannte die Scheune samt den armen Leuten, jung und alt, Mann und Weib. Als nun die Menschen unter den Flammen wimmerten und jammerten, rief Bischof Hatto: „Hört,

7. Haus und Heimat II - S. 216

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Meisterin, Frau von Voß, konnte nicht umhin, auf diesem bal cham- pêtre mitzuwirken. Den ersten Tanz spielten die Dorfmusikanten, den zweiten die Gardehoboisten aus Potsdam; Burschen und Mädchen tanzten sich außer Atem; dann gliederte sich der Zug von neuem und bewegte sich dahin zurück, woher er gekommen war, nach dem Amte. Im Dorf mittlerweile wimmelte es von Käufern und Verkäufern; innerhalb der eigentlichen Straße zog sich noch eine Budenstraße, und inmitten des Gedränges, Einkäufe und Geschenke machend, gewahrte man die hohen Gestalten des königlichen Paares. Diese Erntefeste, die bald einen Ruf gewannen, machten das stille Paretz zu einem Wallfahrtsort für nah und fern. Jeder Besucher hatte Zutritt, König und Königin ließen sich die Fremden vorstellen, äußerten ihre Freude über den zahlreichen Zuspruch und baten, „übers Jahr wieder unter den Gästen zu sein." Es waren wirkliche Volks- feste, und wohl mochte der General von Köckritz damals schreiben: „Ich habe in Paretz wieder allersroheste Tage verlebt. Wir haben uns ungemein divertiert und alles Angenehme des Landlebens in ganzer Fülle genossen, wobei die Jagd und Wasserfahrt die Haupt- belustigung waren. Ein besonderer Festtag aber war das Erntefest. Die Königin mischte sich in die lustigen Tänze. Hier war Freiheit und Gleichheit; ich selbst trotz meiner fünfundfünfzig Jahre tanzte mit." M. Der letzte Besuch der Aönigin Luise in Paretz. von Theodor Fontane. Am 20. Mai des Jahres 1810 fuhr die Königin Luise allein mit ihrem Gatten nach Paretz — es sollte nach Gottes Ratschluß das letztemal sein. Erinnerungsvoll begrüßte sie die alten, traulichen Stätten, die sie so oft in glücklichen Tagen mit Freud' und Wonne gesehen hatte; nicht trennen konnte und wollte sie sich von jener An- höhe im Park, die das Rohrhaus trägt, und die an jenem Tage eine weite Fernsicht über den mit schwellenden Segeln und zahllosen Schwänen belebten Havelstrom mit seinen Buchten und Seen sowie auf die im schönsten Maiengrün prangenden Wiesen und Äcker bot. Zu ihren Füßen lag das friedsame Paretz, im Grün der Bäume halb- versteckt die Kirche. Die Sonne neigte sich; tiefer und länger dehnten sich die Schatten über die Landschaft und mahnten zum Aufbruch. Aber die Königin wollte so lange wie möglich an diesem ihrem Lieb- lingsorte bleiben; sie wartete bis zum Niedergang der Sonne und sprach dann vor sich hin:

8. Haus und Heimat II - S. 15

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
15 vzav^av^az^av^au^a Frau, deren bösen, strengen Sinn er wohl kannte, nachkommen möchte, und überlegte hin und her, was zu tun. Endlich dachte er: „Ich will ihr eine Ladung des köstlichsten Weizens bringen; was ist Schoners und Edlers zu finden auf Erden als dies herrliche Korn, dessen kein Mensch entbehren kann?“ Also steuerte er nach Danzig, befrachtete sein Schiff mit ausgesuchtem Weizen und kehrte alsdann, immer noch unruhig und furchtsam vor dem Ausgang, wieder in seine Heimat zurück. „Wie, Schiffmeister,“ rief ihm die Jungfrau entgegen, „du bist schon hier? Ich glaubte dich an der Küste von Afrika, um Gold und Elfenbein zu handeln; laß sehen, was du geladen hast.“ Zögernd, denn an ihren Reden sah er schon, wie wenig sein Einkauf ihr behagen würde, antwortete er: „Meine Frau, ich führe Euch zu dem köstlichsten Weizen, der auf dem ganzen Erdreich mag gefunden werden.“ „Weizen,“ sprach sie, „so elendes Zeug bringst du mir?“ — „Ich dachte, das wäre so elend nicht, was uns unser tägliches und gesundes Brot gibt.“ — „Ich will dir zeigen, wie verächtlich mir deine Ladung ist; von welcher Seite ist das Schiff geladen?“ — „Von der rechten Seite,“ sprach der Schiffmeister. — „Wohlan,, so befehl’ ich dir, daß du zur Stunde die ganze Ladung auf der linken Seite in die See schüttest; ich komme selbst hin und sehe, ob mein Befehl erfüllt worden.“ Der Seemann zauderte, einen Befehl auszuführen, der sich so greulich an der Gabe Gottes versündigte, und berief in Eile alle arme und dürftige Leute aus der Stadt an die Stelle, wo das Schiff lag, durch deren Anblick er seine Herrin zu bewegen hoffte. Sie kam und frug: „Wie ist mein Befehl ausgerichtet?“ Da fiel eine Schar von Armen auf die Knie vor ihr und baten, daß sie ihnen das Koni austeilen möchte, lieber, als es vorn Meer verschlingen zu lassen. Aber das Herz der Jungfrau war hart wie Stein, und sie erneuerte den Befehl, die ganze Ladung schleunig über Bord zu werfen. Da bezwang sich der Schiffmeister länger nicht und rief laut: „Nein, diese Bosheit kann Gott nicht ungerächt lassen, wenn es wahr ist, daß der Himmel das Gute lohnt und das Böse straft; ein Tag wird kommen, wo Ihr gerne die edlen Körner, die Ihr so verspielt, eins nach dem andern auflesen möchtet, Euren Hunger damit zu stillen!“ „Wie,“ rief sie mit höllischem Gelächter, „ich soll dürftig werden können? Ich soll in Armut und Brotmangel fallen? So wahr das geschieht, so wahr sollen auch meine Augen diesen Ring wieder erblicken, den ich hier in die Tiefe der See

9. Haus und Heimat II - S. 203

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
U^i< 203 Z^xi V^xi r^sir v^rii Z£T< Z^xi Vi^xi ihm die Unholdin tot oder lebendig zu liefern. Einer seiner Haupt- lente übernahm es, den Willen des Pfalzgrafen zu vollziehen; doch bat er sich aus, die Hexe ohne weiteres in den Rhein stürzen zu dürfen, damit sie sich nicht vielleicht durch lose Künste aus Kerker und Banden befreie. Der Pfalzgraf war dies zufrieden. Der Haupt- mann zog gegen Abend aus und umstellte mit seinen Reisigen den Berg in einem Halbkreise vom Rheine aus. Er selbst nahm drei der Beherztesten aus seiner Schar und stieg den Lurlei hinan. Die Jung- frau saß oben auf der Spitze und hielt eine Schnur von Bernstein in der Hand. Sie sah die Männer von fern kommen und rief ihnen zu, was sie hier suchten. „Dich, Zauberin!" antwortete der Haupt- mann; „du sollst einen Sprung in den Rhein dahinunter machen." — „Ei," sagte die Jungfrau lachend, „der Rhein mag mich holen." Bei diesen Worten warf sie die Bernsteinschnur in beit Strom hinab und sang mit schauerlicher Stimme: „Vater, geschwind, geschwind die weißen Rosse schick' deinem Kind, es will reiten mit Wogen und Wind." Urplötzlich rauschte ein Sturm daher; der Rhein erbrauste, daß weitum User und Höhen von weißem Gischt bedeckt wurden; zwei Wellen, welche die Gestalt von zwei weißen Rossen hatten, flogen mit Blitzesschnelle aus der Tiefe auf die Kuppe des Felsens und trugen die Jungfrau hinab in den Strom, wo sie verschwand. Jetzt erst erkannten der Hauptmann und seine Knechte, daß die Jungfrau eine Undine sei und menschliche Gewalt ihr nichts anhaben könne. Sie kehrten mit der Nachricht zu dem Pfalzgrafen zurück und fanden dort mit Erstaunen den totgeglaubten Sohn, den eine Welle ans Ufer getragen hatte. Die Lurleijungfrau ließ sich von der Zeit an nicht wieder hören, obgleich sie noch ferner den Berg bewohnte und den vorüberfahren- den Schiffern im Echo ihre Anwesenheit verriet. \5\. Lorelei. Don Heinrich Heine. 1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin; ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.

10. Das Vaterhaus - S. 56

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
„Nun, so hört! Als ich noch ein kleiner Knabe war, bat ich eines Tages meine Mutter um die Erlaubnis, mit Roy ani Flusse zu spielen." „War Roy dein Bruder?" fragte Max. „Nein, aber er spielte sehr gern mit mir. Meine Mutter erlaubte es, und wir waren beide sehr vergnügt. Nach einer Weile nahm ich ein Brettchen und ließ es wie ein Boot auf dem Wasser schwimmen. Es trieb aber soweit vom Ufer ab, daß ich es nicht mit meinem Stock erreichen konnte. Da rief ich Roy zu, es mir zu holen. Er tat sonst immer, wie ich ihm sagte; diesmal tat er es aber nicht. Ich schalt ihn darum, und da lief er fort. Nun wurde ich sehr böse, nahm einen Stein und warf diesen nach ihm, so stark ich konnte. In diesem Augenblick drehte Roy den Kopf um, und der Stein traf ihn gerade über dem Auge." „O, Onkel Heinrich!" ries Willy. „Ja, der Schlag machte ihn taumeln. Roy stieß einen Schrei aus und fiel zu Boden. Aber ich war noch immer böse auf ihn. Ich ging nicht zu ihm, sondern watete ins Wasser nach meinem Boote. Aber das Wasser war tiefer, als ich dachte, und nach wenigen Augenblicken war ich in einem starken Strome. Ich schrie laut um Hilfe; aber keine Leute waren in der Nähe, mir zu helfen. Ich war schon nahe daran, unterzusinken, als ich mich erfaßt und ans Ufer gezogen fühlte. Und da sah ich, daß Roy es war, der mein Leben gerettet hatte." „Ach, der gute Junge! War er dein Vetter?" fragte Max. „Nein!" antwortete Onkel Heinrich. „Was sagtest du zu ihm?" fragte Willy. „Ich schlang meinen Arm um den Hals des guten Burschen, weinte bitterlich und bat ihn, mir zu verzeihen." „Was sagte er da?" fragte Max. „Er sagte: Wau, wau, wau!" „Aber, Onkel Heinrich," rief Willy in höchstem Erstaunen, „wer war denn Roy eigentlich?"
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