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1. Theil 2 - S. 99

1827 - Leipzig : Fleischer
99 altern empfangene Freihek ungetrübt hinterlassen. Alle hoben die Hände gen Himmel, und schwuren. Das geschah im Win- ter 1307. Dann ging Jeder still in seine Hütte zurück, den Tag der Ausführung, den Isten Januar 1308, ruhig erwartend. Noch ehe dieser Tag kam, verlor Geßler unerwartet das Leben. Ein Landmann aus Bürgten, unweit Altorf in Uri, Wilhelm Tell, Walther Fnrsts Tochtermann, auch einer je- ner 33, ging gleich nach der Zusammenkunft im Rütli über den Markt von Altorf. Hier hatte Geßler, den Gehorsam der Schwei- zer zu prüfen, auf einer hohen Stange einen Hut aufgesteckt, und befohlen, das jeder Vorübergehende seinen Hut abziehen solle. Das vermochte Tells Freiheitssinn nicht, und als die Wache ihn ergriff, und die Einwohner herbeiströmten, ihn zu befreien, erschien der Landvogt selbst- Er verlangte, daß er, der als gu- ter Schütze bekannt war, seinem kleinen Sohne einen Apfel vom Kopfe schießen sollte. Kein Bitten half, Tell schoß, und traf den Apfel glücklich. Aber er hatte zwei Pfeile aus dem Köcher genommen, und auf des Vogts Befragen, wozu? — erwiederte er: der zweite Pfeil war für eure Brust bestimmt, wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte." Da befahl der Vogt, ihn über den See nach Küßnacht zu führen, und ihn in einem festen Kerker zu verwahren. Er selbst fuhr mit. Doch als sie auf dem See schifften, entstand ein entsetzlicher Sturm. Wenn hier der Sturm — Föhn wird er genannt — sich aus den Schlünden des hohen Gotthardt losreißt, und sich zwischen den himmelhohen Felswänden, welche den See einschließen, verfängt, so wühlt er das Wasser zu thurmhohen Wellen auf. Das Schiff war in äußerster Gefahr unterzugehen. In dieser Noch befahl der Vogt, dem Tell die Fesseln abzunehmen, und ihn ans Steuerruder zu stellen. Tell lenkte nach den Felsen, welche das östliche Ufer bekränzen. Hier wählte er einen felsigen Vorsprung, drückte das Hintertheil des Schiffes heran, ergriff plötzlich die Armbrust, und — schwang sich hinauf, indem er mit dem Fuße das Schiff in den offenen See hineinstieß. Nach langer Fahrt landete dies bei Küßnacht; Tell aber lauerte dem Landvogt in einem hohlen Wege auf, und schoß ihm deg Pfeil '7*

2. Theil 2 - S. 73

1827 - Leipzig : Fleischer
\ 73 Hinderniß stand der rechten Blüthe des Handels hier im Wege: die Unsicherheit der Landstraßen und der Flußschifffahrt. Zogen die Frachttvagen von Stadt zu Stadt, oder fuhren die beladenen Schiffe auf dem Rhein und andern deutschen Strömen dahin, so fielen die Raubritter über sie her, und plünderten sie aus. Daher waren die Kaufleute genöthigt, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Einzelne von ihnen verabredeten sich, in Karavanen zu reisen, und legten Geld zusammen, um davon bewaffnete Knechte zu unterhalten, welche die Wagen und Schiffe begleiten und schützen mußten. Dergleichen Verbindungen nannte man eine Hansa. Aber nur reiche Städte konnten diese Ausgaben bestreiten. Eine solche Hansa schlossen 1241 die beiden reichen Städte Lübeck und Hamburg. Andere Handelsstädte fanden die Einrichtung so vernünftig und vortheilhaft, daß sie baten, auch in den Bund ausgenommen zu werden. Die erste Stadt, welche dazu trat, war Braunschweig, zwar nicht an der See gelegen, aber nicht weniger betriebsam und wohlhabend. Ihr folgten bald fast alle wichtige Städte von den Niederlan- den bis nach Liefland hinauf. Lübeck war der Hauptort der großen Hansa: hier wurden die Bundesversammlungen gehalten, hier wurde die Bundescasse verwahrt, und der Bürgermeister von Lübeck war Vorsteher des Bundes, der in vier große Quar- tiere getheilt war, deren Hauptstädte L ü b e ck, D a n z i g, Braun- schweig und Cöln waren- Uebrigens handelte jede Stadt frei, ganz nach eigenem Gefallen; aber wenn sie angegriffen wurden, standen sie alle für einen Mann. Da nun ihre Maaren beson- ders auswärts verführt wurden, so hatte die Hansa vier große Hauptcomtoirs und Niederlagen: London, Brügge in Flan- dern, Bergen in Norwegen, und Nowgorod in Rußland. Die Hansa wurde, da ihre Verbindung so umfassend war, über- aus mächtig; sie schloß alle andere Nationen von der Ostsee aus, und nicht selten führte sie Kriege mit den nordischen Staaten, oder schloß mit ihnen Handelsverträge. Einmal eroberte sie Lis- sabon mit einigen hundert Schiffen, und überall handelte man mit ihr gern, weil sie redlich und gewissenhaft im Handel war, und sich mit einem rechtmäßigen Gewinn begnügte. Erst im löten Jahrhundert fing der Handel der Hansa an

3. Theil 2 - S. 151

1827 - Leipzig : Fleischer
Iäi freundlich auf, und eröffnete mit ihnen einen für sie einträg- lichen Handel. Das machte dem Könige zu, neuen Unternehmun- gen Muth. Er rüstete eine Flotte aus, welche der unterneh- mende Bartholome u Diaz führte. Dieser erhielt den Befehl, so weit südlich zu fahren,, bis er das Ende von Afrika erreichte. Aber als er schon bei Congo vorbei war, und zuletzt kein Land mehr sah, wurde den Schiffsleuten bange. Sie woll- ten nicht länger auf unbekannten Meeren umherschiffen, und verlangten durchaus, daß er sie zurückführen sollte. Er war auch bereits, ohne daß er es wußte, über Afrika hinausgefah- ren. Nun kehrte er um, und entdeckte zufällig, vom Winde östlich getrieben, die Güdspitze von Afrika , die er wegen der großen Stürme, die gerade in jener Jahreszeit wehten, das stürmische Vorgebirge nannte. Als er aber nach Portugal zu- rückkam, rief Johann: „nein! es soll das Vorg.ebir.ge der guten Hoffnung heißen; denn nun haben wir ja Hoffnung, einen Seeweg, nach Indien zu finden." Diese wichtige Ent-, deckung wurde 1486 gemacht, und sie würde gewiß gleich be- nutzt worden seyn, den Seeweg nach Indien aufzufinden, wenn njcht Johann in den folgenden Jahren, mehrere Versuche ge- macht hatte, durch abgeschickte Portugiesen das Innere von Af- rika kennen zu lernen. Darauf starb ec 1495. Sein Sohn E m a n u e l setzte nun gleich jene Entdeckun- gen fort. Er rüstete drei Schiffe aus, gab ihnen den Diaz mit, und ernannte zum Befehlshaber den Vasco da Gama, mit dem Befehl, das Vorgebirge der guten Hoffnung, nachher schlechtweg das Cap genannt, zu umsegeln, und.zu versuchen, ob er nicht nach Calicut in Ostindien, einer Stadt auf der Küste Malabar, kommen könnte- Anfanges ging alles gut. Nachdem er das Cap umsegelt hatte, fuhr er an der Ostküfte von Afrika, der Küste Mosambique hinauf, und erreichte nach manchen Ge- fahren M e l i n d e, eine Stadt ungefähr unter der Linie. Der Negerkönig hier nahm ihn sehr freundlich auf, und gab ihm einen sichern Lootsen mit, der die Schiffe quer über das ara- bische Meer nach Indien führte, so daß sie 1498 in Calicut landeten. Mit welcher Freude und Neugierde betraten die Por-, tugiesen dies merkwürdige Land, von dem sie so viel gehört,.

4. Theil 2 - S. 128

1827 - Leipzig : Fleischer
128 Kar! 7. mußte noch einige Zeit sich mit den Engländern herumschlagen. Endlich gelang es ihm, sich mit Philipp von Burgund zu versöhnen. Jsabcau starb darüber vor Aerger, und nachdem Karl Paris eingenommen hatte, wurde er auch von den übrigen-Franzosen als König anerkannt. Die Englän- der verloren in Frankreich eine Stadt nach der andern, bis ih- nen zuletzt nur noch Calais übrig blieb, welches sie bis ins lgtc Jahrhundert behauptet haben. Karl isr der erste König gewesen, der eine Art stehender Heere errichtete, die nachher eine so große Veränderung in der Kriegführung bewirkten. Er starb 1461. 63. Erfindung des Compaß, des Schießpulvers und der B u ch d r u ck e r k u n st. Diese drei so wichtigen Erfindungen fallen zwar keineswegs in ein und dieselbe Zeit, mögen aber hier zusammengefaßt werden. Ehe man den Compaß kannte, befanden sich die Schiffer oft »n großer Verlegenheit. Sobald nämlich der Himmel mit Wolken bedeckt war, wußten sie nicht, wo sie sich befanden, und wohin sie steuern sollten; denn nur die Sterne waren es, die ihnen die Richtung anwicsen. Darum mußten sie sich mög- lichst nahe an die Küsten halten, und dies nöthigte sie theils ztt großen Umwegen, theils war es auch sehr gefährlich, weil sie bei Stürmen leicht scheiterten. Darum war es eine ungemein wich- tige Endeckung , daß man bemerkte, eine Nadel, die man mit einem Magnetftein bestrich, weise, sobald sie frei liege, immer mit der Spitze nach Norden. Wer diese wichtige Erfindung machte, ist nicht gewiß. Gewöhnlich schreibt man sie einem Bürger in Amalfi, Flavio Gioja, der ums Jahr 1300 lebte, zu. Jndeß weiß.man jetzt, daß man sie schon im 12ten Jahr- hundert gemacht habe. Man machte nun ein Kästchen, welches in der Mitte eine Spitze hatte. Auf diese setzte man eine mit Magnet bestrichene Nadel so, daß sie sich frei nach allen Seiten hin bewegen konnte. Ein solches Kästchen nannte man einen Compaß. Nun erst konnten die Schiffer dreist quer über alle

5. Theil 2 - S. 157

1827 - Leipzig : Fleischer
157 Freude ein Licht, welches sich von einem Orte zum andern fort- bewegte, und um 2 Uhr des folgenden Morgens entdeckte ein Matrose vom Mastkorbe aus in der ersten Morgendämmerung das Land. „Land! Land!" rief er freudig herab. Alle stürzten aufs Verdeck, und schrien jauchzend: „Landl Land!" Eine Ka- none wurde gelöst, und machte den beiden zurückgebliebenen Schiffen die herrliche Entdeckung bekannt. Sobald der Tag anbrach', sah man eine herrliche Insel daliegen, mit grünen Pflanzen und Gebüschen bedeckt. Der gerührte Colombo brachte Gott aus vollem Herzen ein Dankgebet dar, und freudig stimm- ten Alle ein Tedeum an. In seiner Admirals - Uniform, den blanken Degen und eine Fahne in der Hand, fuhr er dann auf einem Boote ans Land, nahm davon im Namen des Königs von Spanien Besitz, und nannte die Insel St. Salvador d. i. der heilige Erretter. Eigentlich hieß sie Guana hani, und war eine der lukayischen oder Bahama-Inseln. Colombo zwei- felte nicht daran, daß es eine zu Ostasien gehörige Insel sey, und nannte alle nachher noch entdeckte Inseln West in dien, zum Unterschiede von Ostindien in Asien. Bald zeigten sich nun auch Eingebohrne. Sie waren nackt, hatten rothbraune Haut, schwarze Haare, und waren bunt bemalt. Anfangs liefen sie fort, nach und nach ließen sie sich bewegen, näher zu kommen, besahen mit Entzückung die ihnen dargebotenen Geschenke: Ko- rallen, Glasscherben, Spiegel, Schellen und andere Kleinigkeiten, und zeigten durch ihre Gebehrden, daß sie die Spanier für höhere, vom Himmel herabgekommene Wesen hielten. Mit Freude bemerkten die Spanier, daß sie Goldbleche in den Oh- ren trügen; indessen sah man wohl, daß hier das eigentliche Goldland noch nicht sey. Deshalb fuhr Colombo nach drei Ta- gen weiter nach Süden/ und entdeckte noch mehrere Inseln. Ueberall fand er dieselbe Menschcnrace, eine herrliche Natur, einen noch nie gesehenen üppigen Pflanzenwuchs, und in den ho- hen Bäumen Singvögel mit dem prachtvollsten Gefieder. Nach der Fahrt von einigen Tagen erreichte er die große Insel Euba. Hier bemerkte ec zuerst die Gewohnheit des Ta- ba.ckrauchens, die sich nachmals über den ganzen Erdkreis verbrei- tet hat. Aber die Indianer hatten amchren Tabacksröhren zwei

6. Theil 2 - S. 136

1827 - Leipzig : Fleischer
136 nicht aus. Murad wendete sich geschwind gegen die treulosen Feinde. Vor dem Heere ließ er auf einer Stange die nun ge- brochene Friedens-Urkunde hertragen. Bei Varna, einer Stadt am schwarzen Meere, da, wo die Donau hineinfallt, trafen die Heere 1444 zusammen. Wladislav wurde erschlagen, sein Heer fast ganz vernichtet, Julian kam auf der Flucht um, und Hu- nyad entkam nur durch sein schnelles Pferd. Bald darauf erlitt Hunyad in den Ebenen von Kossovo eine neue Niederlage, aus der nur Wenige vom ungarischen Adel das Leben retteten, und selbst Hunyad nur durch ein halbes Wunder entkam. Jetzt war dieser froh, mit den Türken einen Waffenstillstand schließen zu können, und überließ den griechischen Kaiser ganz seinem Schicksale. Dieses war allerdings traurig. Der neue Sultan, Muha- med2., ein junger kriegerischer Fürst, zog vor Constantinopel, um dem Kaiser Co nft a n tin 9. diesen letzten Rest seines Reichs zu entreißen. Seit mehreren Jahrhunderten wohnten in Pera, einer Vorstadt der Hauptstadt, viele Genueser, die hier große Handelsvortheile genossen. Diese rief der Kaiser zur Vertheidi- gung auf; denn auf seine weichlichen Griechen konnte er wenig rechnen. Juft ini a ni, ein edler Genuese, übernahm die Anfüh- rung, zog vor den Hafen eine starke Kette, und besetzte die Mau- ern. Dagegen rückten die Türken mit Macht heran, beschossen die Stadt aus Kanonen und andern Belagerungsmaschinen, und untergruben die Mauern durch Minen. Um aber in den Hafen zu gelangen, gebrauchte Muhamed ein sonderbares Mittel. Er ließ über die Erdenge, welche den Hafen vom Meere trennte, eine Bahn von Brettern machen, diese mit Thierfett stark bestrei- chen , und nun seine platten Schiffe hinüberziehen. So wurde die Stadt von allen Seiten bestürmt, am ärgsten am 29sten May 1453. Mit lautem Kriegsgeschrei stürzten die Türken auf die schon wankenden Mauern los. Zwei Stunden lang wehrten die Griechen und Genueser die Angriffe ab; da wurde Justiniani ver- wundet, und nun riß überall Verwirrung ein. Die Janitscharen erstürmten die Mauer, und schlugen die Thore auf. Constantin eilte zwar herbei, fand aber in dem dicksten Gedränge seinen Tod. Nmt begannen alle die Greuel, die bei der Erstürmung einer

7. Theil 2 - S. 163

1827 - Leipzig : Fleischer
163 rmd Jsabekla ihn gütig auf, versicherten, es sey nicht ihr Wille gewesen, ihn so zu behandeln, und befahlen, daß Doradilla so- gleich zurückgerufen werde. Aber dennoch schickten sie den wür- digen Colombo nicht wieder zurück, sondern einen gewissen Ovando. Das kränkte jenen tief, und ec befahl, daß man einst seine Ketten mit in seinen Sarg legen sollte. Nach zwei Jahren bat er den König um einige Schiffe, um einen Durchweg durch Amerika nach Asien zu suchen. Fer- dinand bewilligte vier baufällige Fahrzeuge. Mit ihnen unter- nahm er seine vierte Reise. Als er eins davon auf Haiti ausbessern lassen wollte, verweigerte der schändliche Ovando dem Entdecker der Insel zu landen. Mit tiefem Unwillen wandte sich Colombo ab, befuhr den Meerbusen von Mexiko (sprich Mechiko), entdeckte den Hafen von Portobello, und mußte bald mit dem Ungehorsam seiner Leute, bald mit den Gefahren der See kämpfen. Endlich landete er auf Jamaika, zur höchsten Zeit; denn seine Schiffe gingen nun ganz aus einander. Wie sollte er von hier entkommen? Da entschlossen sich zwei seiner Leute, M and ez und Fi es ko, auf zwei ausgehöhlten Baum- stämmen nach Haiti zu segeln, und ein Schiff zu holen. Sie legten die 30 Meilen glücklich zurück, und brachten nach 8 Mo- naten ein Schiff, auf dem Colombo eilig nach Spanien segelte. Hier war indessen Jsabella gestorben, und mit ihr hatte er seine beste Stütze verloren. Alle seine Bitten, ihn als Statthalter von Westindien wieder einzusetzen, waren nun vergebens. Miß- müthig über den Undank, schlich er noch einige Jahre umher; dann starb er, 59 Jahre alt. Seine Leiche steht jetzt in Ha- vannah auf Cuba. Auch darin ist man gegen Colombo undankbar gewesen, daß der neuentdeckte Erdtheil nicht nach seinem Entdecker C o- lumbia genannt worden ist. Der Name Amerika ist ihm von Amerigo Vespucci (sprich Wesputschi) gegeben. Dies war ein Edelmann aus Florenz, der um das Jahr 1495 nach Amerika gefahren war. Er war der erste, welcher das Land beschrieb, und da sein Buch begierig gelesen wurde, so nannte man den neuen Erdtheil terra arnerica d. i. Amerigo's Land. Außer ihm fuhren noch andere Seefahrer nach Amerika, 11«

8. Theil 2 - S. 215

1827 - Leipzig : Fleischer
215 der trä geiohann Friedrich aufgebrochen. Cr hatte, weil er von dem Verrathe seines Vetters Moritz nichts ahnte, diesem während seiner Abwesenheit sein Land anvertraut. Moritz mußte, wenn er sein Bündniß mit dem Kaiser nicht zu früh verrathen wollte, den drückenden Auftrag annehmen. Das Bundesheer war stärker als das kaiserliche. Karl hatte sich bei Ingolstadt verschanzt, und Schärtlin erbot sich, das Lager zu erstürmen. Aber dazu waren die Bundeshäuptec nicht zu bringen. Sie begnügten sich, es drei Tage lang zu beschießen; dann zogen sie plötzlich wieder ab, so daß der Kaiser selbst kaum seinen Augen traute. Noch hatte der Krieg kaum angefangen, und doch wa- ren sie seiner schon vom Herzen überdrüssig; sie baten den Kai- ser um Frieden, und da dieser ihn nicht bewilligen wollte, so zogen sie wieder nach Hause, weil der Winter vor der Thürs war, und Johann Friedrich die Nachricht bekommen hatte, daß ihm Moritz treuloserweise sein Land größtentheils weggenommen habe. Das Einzige, was dem Kurfürsten gelang, war, daß er nicht nur schnell Moritzen heraustrieb, sondern diesem nun selbst sein Land bis auf einige Städte zur Wiedervergcltung wegnahm. Karl ließ das Bundesheer ruhig ziehen, und wandte sich zuerst gegen die Städte in Schwaben, die sich sämmtlich unter- warfen, und die kaiserliche Gnade mit schweren Strafgeldern erkaufen mußten. Im Jahre 1547 aber zog er nach Sachsen, die. angedrohte Strafe an dem Kurfürsten und dem Landgrafen zu vollziehen. In Cger vereinigte er sich mit Ferdinand und Moritz, und stand am 22. April nicht weit von Meißen, wo sich der Kurfürst befand, ehe dieser von seiner Annäherung et- was gemerkt hatte. Nun aber ging er auf das rechte Elbufer, brannte die Brücke hinter sich ab, und zog sich längs des Stro- mes bis gegen Mühlberg hinab. Ihm folgte Karl auf dem linken Ufer. Der Kurfürst war so sorglos, ob er gleich viermal weniger Leute hatte als der Kaiser, daß er so gut als nichts that, den Uebergang der Kaiserlichen zu wehren. Als am Abende vor der Schlacht Karl mit Ferdinand und Moritz an der Elbe hin ritt, und sie überlegten, wie man wohl hinüber- setzen könnte, brachte Herzog Alba einen Müllcrburschen herbei, der sich erbot, ihnen eine Stelle zu zeigen, an welcher man

9. Theil 2 - S. 233

1827 - Leipzig : Fleischer
233 un- wurde von Christian heimtückifcherweife nebst fünf schwedi- schen Reichsräthen gefangen genommen, und nach Dänemark als Geißel geführt. Hier mußte er anfangs in einem engen Gefäng- nisse schmachten; dann aber nahm ihn einer seiner Verwandten, Namens Banner, zu sich, indem er sich mit einer Summe von 6000 Rlhlr- für den Jüngling verbürgte. Während er hier sich aufhielt, vollendete Christian die Unterwerfung Schwedens. Mit verbissener Wuth hörte Gustav den Tod Skure's, und den Fall Stockholms. Der Boden brannte ihm unter den Füßen; er hielt es für einen Verrath an feinem Vateclande, länger hier zu ver- weilen, und für eine größere Schuld, als undankbar gegen Ban- ner zu handeln, dem er ja, wenn sein Plan gelänge, die Bürg- schaft vielleicht wieder ersetzen konnte. Er verschaffte sich Bauer- kleider, schloß sich an einige deutsche Viehhändler an, die Ochsen aus Jütland geholt hatten, und half ihnen als Knecht das Vieh weitertreiben. So kam er unerkannt nach Lübeck. Sogleich be- gab er sich aufs Rathhaus, gab sich zu erkennen, und bat um Schutz. Lübeck war noch immer das Haupt der Hanse, und mir Christian in feindlichem Verhältniß; denn er hatte den Handel dev Hanse beschrankt, und den hanseatischen Schiffen den Eingang in dänische Häfen verboten. Um so bereitwilliger war man, den schwedischen Flüchtling zu unterstützen. Während man noch be- rathschlagte, traf auch Banner in Lübeck ein; er war jenem nach- gereist, und verlangte seine Auslieferung. Die Rathsherrn glaub- ten, ihm diese nicht verweigern zu dürfen, und eben wollte schon Banner mit Erichson abziehen, als der Bürgermeister Broms sich des letztem annahm. „Klugheit wie Rechtlichkeit," sprach er, „verpflichten uns gleich stark, den nicht zu verlassen, der un- sere Hülfe in Anspruch nimmt." Banner wurde also abgewiesen, und nachdem Erichson sieben lange Monate hatte warten müssen, erhielt er endlich ein Schiff, welches ihn nach Schweden brachte. Zunächst eilte er nach Calmar, und entdeckte sich dem schwedischen Eommandanten. Dieser aber war so in Furcht vor Christian befangen, daß er jenem andeutete, sofort die Stadt zu verlassen; sonst müsse er ihn an den König ausliefern. Erichson wanderte daher in Bauernkleidern weiter, und da die Dänen ihm schon auf der Spur waren, so mußte er sich am Tage im Walde

10. Theil 2 - S. 432

1827 - Leipzig : Fleischer
weiße Meer Nicht geeignet, um Len Sechandel eines so großen Landes allein zu beschäftigen. Deshalb sah er sich nach der Stadt Asow um, die früher schon den Russen gehört hatte, damals aber in türkischen Händen war. Ec belagerte die Stadt, und eroberte sie, aber erst im zweiten Feldzuge. Dann gab er gleich Befehl, eine Flotte zu bauen. Aber was halfen die Schiffe, wenn er keine Seeleute hatte, die sie zu regieren verstanden? Auch hier wußte Peter zu helfen. Er sandte eine Anzahl junger Edclleute theils nach Venedig und Livorno, theils nach Holland, den Schiffsbau und die Schifföführung zu erlernen. So suchte der wackre Mann in jeder Art sein Volk wei- ter zu bringen. Und dennoch fehlte es nicht an Unzufriedenen, die lieber in ihrer behaglichen Unwissenheit geblieben wären. Besonders konnten ihm die Strjelitzcn nicht vergeben, daß er ihnen die Poleschni vorzöge. Als er sich eines Abends bei Le Fort in Prcobrafchenskoi befand, wurde er, da man sich eben zur Tafel setzen wollte, herausgerufen. Es waren zwei Strje- litzen, welche sich vor ihm niedcrwarfcn, und ihm erklärten» sie brächten ihm ihre Köpfe dar, die sie verwirkt hätten; ihr Gewissen triebe sie, ihm anzuzeigcn, daß sie zu einer großen Verschwörung gehörten. Die Verschworenen wollten in der nächsten Nacht Feuer anlegen, und ihn, wenn er zur Hülfe herbeicilte, im Gedränge ermorden. Bis dahin wären sie im Hause des Staatsraths Sokownin versammelt. Es war jetzt 8 Uhr. Peter befahl, die Beiden festzunchmcn; dann schickte er einen schriftlichen Befehl an den Hauptmann seiner Leib- garde, Trubetskoi, um 11 Uhr in aller Stille Sokownins Haus mit der Compagnie zu besetzen, und Alle, die darin wä- ren , gefangen zu nehmen. Sonst sagte er Keinem ein Wort- von der Sache. Ec begab sich ruhig zur Gesellschaft zurück. Um 10 Uhr stand er von der Tafel auf. „Laßt euch nicht stören," sagte er unbefangen; „ein kleines Geschäft ruft mich auf einen Augenblick ab." Cr fuhr, nur von einem Adjuvan- ten begleitet, auf seiner Droschke gerade nach dem Hause So- kownins, und trat, ob er gleich zu seiner Verwunderung dis Wache noch nicht fand, hinein; denn er glaubte, daß er den
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