ausgedehnt. Ter Friede hatte erst wenige Jahre gedauert, da brach schon wieder ein neuer Krieg (3.) cm*; Napoleon, der unterdessen Kaiser biv Franzosen geworden war, kämpfte gegen die Verbündeten England, Österreich und Rußland. Maximilian von Bayern stellte sich nach langem Zaudern aus die Seite Frankreichs. Tie Österreicher beseiten Baveru, wurden aber durch Napoleon rasch vertrieben, und in der Dreikaiserschlacht (die Kaiser von Frankreich, Österreich, Rußland waren in der Schlacht) bei Austerlitz 1805 erlitten die Russen und Österreicher eme vollständige Niederlage. Im folgenden Frieden zu Preßburg 1805 erhielt Bayern wieder eine bedeutende Vergrößerung seines Gebiets durch Tirol und Vorarlberg, die Markgrafschaft Burgau, das Fürstentum Ansbach und die Städte Augsburg und Lindau. Gleichzeitig nahmen auch der Kurfürst von Bayern und der Herzog von Württemberg den Königstitel an. Ein Herold rief in den Straßen Münchens am Neujahrstage 1806 Bayern als Königreich und Maximilian Joseph I. als König aus. Napoleon weilte zu dieser Zeit gerade in München. Des Königs erste Tochter sollte Napoleons Stiefsohn, den König von Italien, heiraten. Die Hochzeit faud auch bald darauf statt.
Wie sah es zu jener Zeit in unserm Vaterlande aus?
Ter Adel war noch frei von Lasten und Abgaben und hatte im Laufe der Zeit manche Vorrechte erworben. So erteilte ihm Albrecht V. die „Edelmannsfreiheit". Wer dieselbe besaß, dessen Untergebene waren von den allgemeinen Frondiensten befreit, mußten dafür aber ihrem Herrn dienen, der sie oft sehr bedrückte. Eiu solcher Edelmann durfte auch die Jagd überall, selbst auf dem Boden der freien Bauern ausüben; dem Bauern wurde das Recht zu jageu vollständig entzogen.
Tas Rittertum war völlig verschwunden. Ein schwacher Abglanz -er ritterlichen Turniere blieb noch einige Zeit erhalten: das Ringelrennen, bei welchem ein Reiter im Galopp mit einem Wurfspieß eine Scheibe oder einen aufgesteckten hölzernen Kopf zu treffen hatte. Tie Edelleute zogen mit Vorliebe an die Höfe der Fürsten, wo manche von ihnen als Staatsmänner ihrem Vaterlande große Dienste leisteten; viele andere freilich sahen mit Hochmut aus Bürger nub Bauern hernieder. Eine Anzahl alter Adelsgeschlechter erloschen, andere verarmten. Die Verarmung hätte sicher noch weiter überhand genommen, wenn ihnen nicht die Erlaubnis erteilt worden wäre, Fideikommisse (spr. Fide-ii) zu gründen, das sind Besitzungen, die nicht veräußert werden dürfen, und die immer an den ältesten Sohn, den Stammhalter, ungeteilt übergehen. Wenige Adelige beschäftigten sich ausschließlich mit der Bewirtschaftung ihrer Güter, weit mehr traten, bei dein zunehmenden Ansehen, in das der Soldatenstand gelangte, als Offiziere in das Heer ein.
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i Sechzehn süddeutsche Fürsten traten unter Napoleons Schutze zum Rheinbund zusammen. Bayern war der mächtigste Staat dieses Bundes. Mit dem Austritt der Rheinbundesfürsten löste sich der deutsche Reichstag, zu Regensburg auf und der Kaiser Franz legte am 6. August 1806 die deutsche Krone nieder und führte nur mehr den Titel „Kaiser von Österreich", Damit hörte nach tausendjährigem Besteben das „heilige römische Reich deutscher Nation" auf. Es war mit dem Alter hinfällig geworden. In unserer Zeit erst erstand es wieder zu neuer Kraft und Herrlichkeit.
Viele deutsche Fürsten und Grafen, die bisher selbständig gewesen waren, wurden Untergebene derjenigen Fürsten, in deren Ländern ihre Besitzungen lagen. In Bayern traf das die Fürsten von Thurn und Taxis^ Hohenlohe, Schwarzenberg, Fugger, die Grafen Castell, Schönborn und andere. Dieses Vorgehen hieß man „mediatisieren".
Mit welcher Härte Napoleon alles niederdrückte, was gegen ihn gerichtet war, davon nur ein Beispiel. In Deutschland war eine Schrift erschienen „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung", welche vieles enthielt, was Napoleon unangenehm war. Der Buchhändler Palm von Nürnberg ließ dieselbe drucken und wurde deshalb auf Befehl des Franzosen-kaisers gefangen genommen und zu Brauuau erschossen.
Nach kurzer Friedeuszeit begann ein neuer Krieg (4.) gegen Napoleon. Diesmal war Preußen sein Gegner (1806—1807). In kurzer Zeit war dessen Heer vernichtet. In zwei Schlachten, die an einem Tage stattfanden, zu Jena und Auerstädt (1806) entschied sich das Schicksal Pmtßeus, Es verlor im Frieden zu Tilsit (1807) die Hälfte seiner Besitzungen, aus welchen ein neues Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel für Napoleons Bruder Jerome (spr. Scherohm) gebildet wurde.
Abermals nur kurze Zeit war Bayern das Glück des Friedens be-schieden: aber König Maximilian ließ dieselbe nicht unbenützt für des Volkes Wohl vorübergehen. Bor allem wurden viele Frondienste, diese schwersten Lasten des Landmannes, vermindert und manche ganz aufgehoben. Die unzähligen Taxen und Abgaben fielen weg und es wurden nur mehr vier Hauptsteuern erhoben. Maximilian teilte sein Königreich in Kreise einr denen er Namen nach beit Hauptflüssen gab, die sie durchzogen. Gegen den Wilddiebstahl wurde ein scharfes Gesetz erlassen, ein allgemeines Maß und Gewicht eingeführt imt> anbaufähiges Land durch Trockenlegung der Moose gewonnen. Für junge Leute, die sich in der Malerei, Baukunst, Bildhauer- und Kupferstecherkunft ausbilden wollten, gründete der König die Akademie der bildenden Künste. Zur Ehrung derjenigen, die sich für das Vaterland besonders verdient gemacht, stiftete er den Verdienstorden der bayerischen Krone.
Unterdessen war Napoleons Macht stetig gewachsen. Er schaltete und waltete, wie es ihm gefiel; er stürzte Könige und verschenkte ihre
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Länder an seine Verwandten. Da erließ Österreich im Frühling 1809 einen Aufruf an das deutsche Volk gegen den Bölkerbezwinger. Der Ruf verhallte ungehört und nun mußte Österreich allein den Kamps (5. Krieg Segen Napoleon) aufnehmen — zu seinem Unheil. Es wurde rasch überwältigt und zu einem harten Frieden gezwungen. Wie schon gegen Preußen, so hatte Bayern seine Krieger auch gegen Österreich in das Feld gestellt' In beiden Feldzügen fand Kronprinz Ludwig unter General Wrede Gelegenheit, sich durch Mut und Unerschrockenheit auszuzeichnen. Ein Freund der Kämpfe, in denen Deutsche gegen Deutsche fochten, war er aber nicht.
Während des österreichischen Krieges hatten sich die Tiroler unter Andreas Hofer, dem Sandwirt aus dem Passeyertal, gegen Bayern erhoben. Sie wollten Österreicher sein und bleiben. Nur mit Aufbietung oller Kräfte gelang es Napoleon, die Scharen mutiger Sohne der Berge niederzuwerfen. Dreimal hatten sie ihr Land von fremden Herren befreit, indem sie dieselben verjagten; dann erst wurden sie bezwungen. Zum ersten Male stand Napoleon der für die Freiheit begeisterten urwüchsigen >irast eines einigen Volkes gegenüber. Ob er wohl ahnen mochte, daß -eben jene Kraft ihn dereinst selbst zerschmettern würde? Andreas Hofer wurde durch Verrat gefangen genommen und, weil von Österreich verleugnet, zu Mantua erschossen. Das rührende Lied „Zu Mantua in Banden" schildert sein trauriges Ende. Damals schrieb Konprinz Ludwig an einen Freund: „Denken Sie nur, man hat mir meinen Hofer erschossen!"
Beim Friedensschlüsse erhielt Bayern nur mehr Nordtirol. Für das verlorene Gebiet wurde es aber entschädigt durch Salzburg und Berchtesgaden, das Jnnviertel, einen Teil des Hausruckviertels, das Fürstentum Bayreuth und die Stadt Regensbnrg.
Im Oktober 1810 vermählte sich Kronprinz Ludwig mit der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Bei dieser Gelegenheit fand das erste Fest des eben gegründeten landwirtschaftlichen Vereines statt, das sich nun alle Jahre unter dem Namen „Oktoberfest" zu München auf der „Theresienwiese" wiederholt, und stets eine große Zahl Auswärtiger nach München führt.
Napoleon stand auf dem Gipfel seiner Macht. Sogar den Papst hatte er gefangen genommen und den Kirchenstaat besetzt. Von seiner -ersten Gemahlin ließ er sich scheiden und heiratete die Tochter des Kaisers von Österreich. Nun aber kam sein Stern in das Sinken. Er wollte auch Rußland, welches sich seinem Willen noch nicht beugte, unterwerfen. Mit einem gewaltigen Heer griff er 1812 den nordischen Koloß an und kam bis nach Moskau. Dort wollte er Winteraufenthalt nehmen. Allein die Russen steckten die Stadt in Brand und Napoleon sah sich dadurch gezwungen, den Rückzug anzutreten. Welch ein Rückzug in diesen öden -Lchneefeldern! Die Wege bedeckten sich mit Leichen. Hunger, Kälte und
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die unaufhörlichen Angriffe der Kosaken lichteten die Reihen. Napoleon eilte auf einem Schlitten den Trümmern seines Heeres voraus nach Paris. Bayern hatte zu die)ent Felbzuge 30000 Mann gestellt. Nur etwa 3000 sahen ihre Heimat roieber. • Den: Anbeuten der Gefallenen ließ spater König Ludwig einen Obelisken in München errichten. „Auch sie starben für des Vaterlanbs Befreiung", sagt uns eine Inschrift baran.
Mit dem Rückzug Napoleons aus Rußlaub begauu in Deutschland angefacht bnrch Preußen und Österreich, jene mächtige Erhebung des ganzen Volkes, die unter dem Namen der Freiheitskriege bekannt ist. Auch Bayern blieb nicht zurück. Der eifrigste Förberer des Freiheitsgebankens war Kronprinz Ludwig; am 8. Oktober 1813 kehrte Bayern im Vertrage zu Rieb zu seinen beutscheu Brüberu zurück und wendete Napoleon den Rücken.
Wieber staub nun ein ganzes Volk zornentflammt gegen den Eroberer. Das ganze beut)che Volk war es, ein weit zahlreicheres, als bamals die Tiroler. Jünglinge, Männer, Greise eilten zu den Fahnen; alle waren bereit, zu siegen ober zu sterben. Die Völkerschlacht bei Leipzig am 16., 18. und 19. Oktober 1813 brach Napoleons Macht. Zwar konnten die Bayern an die)ent Ehrentage des deutschen Volks nicht teilnehmen; aber bet bayerische General Wrebe versuchte kurze Zeit beimach, dem fliehenbett französischen Heere bei Hauau bett Rückzug abzuschueibeu. Die Zahl bet Bayern war zu gering, als daß dieser kühne Gebauke gelingen konnte.
Nun zogen die Verbüubeteu nach Frankreich. Die Bayern leisteten mehrmals Erstaunliches an Tapferkeit. So bet Brienne (spr. Bri-erm) und an der Aube (spr. Ohb), einem Nebenfluß der Seine (spr. Sahn). Schon im Frühling 1814 zogen die Deutschen in Paris ein. Napoleon mußte der Krone entsagen und sich mit der kleinen Insel Elba, nahe der Westküste Mittelitaliens, begnügen. Bayern einigte sich mit Österreich babitt, beiß es au basselbe Tirol, Salzburg und das Jrmviertel wiebet abtrat, bafür aber Würzburg mit Gebiet, Aschaffeuburg und die Rhein-pfalz erhielt.
Wähtenb ein Kongreß (eine Versammlung) der Fürsten und bet Vertreter der Nationen in Wien tagte, bet die europäischen Verhältnisse orbnen wollte, war Napoleon plötzlich wieber nach Frankreich gekommen (1815) uttb hatte in ganz kurzer Zeit ein Heer ausgerüstet. Bei Waterloo, nicht weit von Brüssel, griff er das englische Heer au. Schon neigte sich der Sieg auf seine Seite. Da erschien in der höchsten Not das durch schlechte Wege ausgehaltene Heer des preußischen Felbmatschalls Blücher. Nun war Napoleon verloren. Sein Heer würde vvllstänbig besiegt. Zum zweitenmal würde Paris eingenommen. Napoleon versuchte zu fliehen, würde aber gefangen genommen uttb auf die einsame Felfettinsel St. Helena
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98 § 91. Die beiden ersten Koalitionskriege.
1799-1804 6) Die Consularregierung 1799 —1804. Als Napoleon
Nachrichten über die schlimme Lage Frankreichs im Kriege gegen die zweite Koalition erhielt, verließ er 1799 insgeheim Ägypten und kehrte nach Paris zurück. Er stürzte die unfähige Direktorialregierung und führte eine Consularregierung ein, an deren Spitze er selbst als erster und leitender Conful auf 10 Jahre trat. Im Jahre 1802 wurde er 1804 Consnl auf Lebenszeit und endlich 1801 erb sicher Kaiser der Franzosen.
§ 91.
Die beiden ersten Koalitionskriege.
1793-1797 1) Krieg der ersten Koalition gegen Frankreich 1793—
1797. In folge eines Sieges der Franzosen über die Österreicher bei Jemappes (1792) war ein großer Teil von Belgien in die Hände der ersteren gekommen. Die drohende Einverleibung dieses Landes und Hollands in Frankreich und die Hinrichtung des Königs veranlaßten nun den Krieg der von Pitt dem Jüngeren gestifteten ersten Koalition europäischer Mächte gegen Frankreich.
Aber die französischen Heere kämpften siegreich gegen die zahlreichen Feinde der neuen Republik und eroberten ganz Belgien und Holland (batavische Republik 1795—1806). Auch schloß Preußen für sich und 1795 die kleineren norddeutschen Staaten zu Basel 1795 Fried eu mit der französischen Republik und verzichtete auf seine linksrheinischen Besitzungen (Cleve und Geldern).
Die Entscheidung des Krieges aber wurde durch eine Reihe glänzender Siege Napoleons über die Österreicher in Oberitalien (1796 n. 1797) i7v7 herbeigeführt. Im Frieden zu Campo Formio (1797) überließ Kaiser Franz Ii. die Lombardei (diese bildete einen Teil der neugegründeten eisalpinischen Republik 1797—1805) und seine Niederlande oder Belgien an Frankreich und erhielt dagegen Benetien, Istrien und Dalmatien. (Wegen des Friedens mit dem Reiche sollte auf einem
Kongreß zu Rastatt unterhandelt werden, der noch im Jahre 1797
eröffnet wurde.)
1798-isoi 2) Krieg der zweiten Koalition gegen Frankreich 1798
bis 1801. Weil die Direktorialregierung den Umsturz bestehender Staaten und Regierungen fortsetzte (Errichtung einer römischen Republik 1798—1800), kam es zur Schließung einer zweiten Koalition, an welcher sich Rußland, Österreich, die Pforte und England beteiligten.
Die Verbündeten stellten drei Heere auf: a) ein russisch-englisches
Heer in den Niederlanden; b) ein österreichisches unter dem Erz-
herzog Karl am Oberrhein; c) ein russisch-österreichisches unter Suworow und Melas in Jtalien.
1799 In Sübbeutschlanb siegte Erzherzog Karl 1799 über Jourban, in
Italien der 70jährige Snworow.
Da führte die Änderung des Kriegsplanes von feite der Verbündeten eine Weuduug des Kriegsglückes herbei. Suworow sollte an stelle des siegreichen Erzherzogs Karl das Kommando in der Schweiz übernehmen und sich hier mit Korsakow vereinigen. Als aber der
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102
§ 94. Die Befreiungskämpfe 1813.
ein Volksheer (allgemeine Wehrpflicht) geschaffen hatten, geschah kühn der erste Schritt. Es trennte sich nämlich Generala ork von der Armee Napoleons und schloß mit den Rnssen einen Neutralitätsvertrag 1812. Bald eilten auf den Ruf des Königs Friedrich Wilhelm Hi. 1813 alle streitbaren Männer herbei, um „mit Gott für König und Vaterland" zu kämpfen, und zugleich ward ein Schutz- und Trutzbüub-uis mit Rußlaub abgeschlossen.
2) Der Krieg bis zum Waffen still staube. Napoleon eilte nun mit einem rasch gesammelten Heere nach Dentschlanb und siegte 1813 bei Großgörs che u (Lützen) und bei Bautzen über das preußischrussische Heer. Jetzt kam es zu einem Wassenstillstanbe; boch führte derselbe, da man bei Napoleon auf hartnäckigen Trotz stieß, zu keinem Frieden, und nachdem sich auch Österreich, Schweden und England an Preußen und Rußland angeschlossen hatten, wurde der Krieg fortgesetzt.
3) Der Krieg nach dem Waffenstillstände. Napoleon verfügte nunmehr über 400,000 Streiter, die Verbündeten waren ihm vorerst nur wenig überlegen. Sie umschlossen Napoleon, der seine Streitkräfte um Dresden gesammelt hatte, im Halbkreise: im Süden stand das böhmische Heer unter Schwarzenberg, im Osten das schlesische unter Blücher, bei Berlin die Nordarmee unter Berna-dotte, dem schwedischen Kronprinzen.
Der französische Marschall Ondinot griff auf Napoleons Befehl die letztere an, erlitt aber bei Groß beeren gegen den preußischen General Bülow eine Nieberlage. Am 26. August 1813 siegte ferner Blücher ein der Katzbach über Macbonalb. Dagegen schlug Napoleon einen gleichzeitig erfolgten Angriff der böhmischen Armee bei Dresben zurück.
Um den Einbruck der Nieberlageit seiner Felbherren abzuschwächen, beschloß Napoleon, die Norbarmee abermals anzugreifen, und betraute mit dieser Aufgabe seinen allzu sicheren Marschall Ney. Derselbe würde aber bnrch Bülow bei Bennewitz geschlagen.
Da jetzt die schlesische Armee und die Norbarmee über die Elbe gingen, so zog sich Napoleon nach Leipzig zurück nnb warb hier in der großen Völkerschlacht 16. und 18. Oktober 1813 so ent-scheibertb geschlagen, daß er eilig nach Frankreich flüchten mußte. Auf dieser Flucht warf er die Bayern unter Wrebe, der ihm den Rückzug abfchneiben wollte, bei Hanau zurück.
Folgen: Der Rheinbunb warb jetzt aufgelöst. Dem Kaiser Napoleon bot man Frankreich in feinen natürlichen Grenzen an. Als er aber biefe Vorschläge stolz zurückwies, ba faßten die Verlmnbeten den Entschluß, in Frankreich einzurücken.
4) Die Verbünbeu in Frankreich 1814. Fast gleichzeitig gingen brei Heere der Verlmnbeten unter Schwarzenberg, Blüch er (in der Neujahrsnacht auf 1814) und Bülow an verschobenen Stellen über den Rhein. Um eine Vereinigung dieser Armeen zu uerhinbern,
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§ 92. Napoleon, Kaiser der Franzosen.
letztere eine Niederlage erlitt, war Suworow gezwungen, sich unter großen Verlusten durch Granbünden nach Bayern zurückzuziehen. Der 9ar Paul berief jetzt seine Heere ab.
' Inzwischen war Bonaparte aus Ägypten nach Frankreich zurückgekehrt und an die Spitze der von ihm gebildeten Cousularregieruug gestellt worden. Er drang, im folgenden Jahre über den großen St. Bernhard und schlug die Österreicher unter Melas in der Schlacht bei Marengo 1800. Auch General Moreau siegte sechs Monate später 1600 in der Schlacht bei Hohenlinden (östlich von München) über den 19jährigen Erzherzog Johann.
Das führte zum Frieden von Lnneville 1801, tn welchem1801 Frankreich d as linke Rh einufer erhielt. Die hierdurch benachteiligten Fürsten wurden in folge des sogenannten Reichsdeputationshauptschlusses 1803 durch Einziehung zahlreicher geistlicher und weltlicher Gebiete entschädigt.
§ 92.
Napoleon, Kaiser der Franzosen.
1) Napoleon Bonaparte ward geboren am 15. August Uü2l zu Ajaccio auf Korsika als Sohn eines Advokaten. Bereits mit dem 10. Jahre besuchte er die Kriegsschule zu Brienne, später die zu Paris, trat dann in die Armee ein und stieg bald von Stufe zu Stufe. Endlich wurde er im Jahre 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen ernannt. So hatte also dieser außerordentliche Mann, erst 35 Jahre alt, die höchste menschliche Würde erreicht und hätte dieselbe behauptet, hätte er Maß und Ziel zu halten verstanden
Aber der Unersättliche konnte nicht ruhen, sondern strebte darnach, den sämtlichen Staaten Europas seinen Willen vorzuschreiben. Dadurch verwickelte er sich in fortwährende Kriege, bis endlich alle Völker sich zur Rettung ihrer Freiheit und Selbständigkeit gegen ihn verbanden und seinen Fall herbeiführten.
2) Krieg der dritten Koalition gegen Frankreich 1805. 1800 Weil Napoleon in der Schweiz und in Italien sich verschiedene Gewaltthätigkeiten erlaubte und im Kriege mit England Hannover be-setzte, so kam auf Betreiben des Pitt eine dritte Koalition gegen Frankreich' zu stände, an welcher sich England, Österreich, Rußland und Schweden beteiligten.
Napoleon aber nahm Ulm 1805 und drang unaufhaltsam die Donau abwärts. Sein Schwager Murat besetzte Wien, er selbst rückte nach Mähren und siegte über die vereinigten Russen und Österreicher in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz 2. Dezember 1805. Das hatte den Frieden zu Preß bürg 26. Dezember 1805 zur Folge, in welchem der Kaiser Franz Vorderösterreich (an Württemberg und Baden), Tirol (an Bayern), Vene tien (an Italien) verlor und nur Salzburg mit Berchtesgaden erlangte. Rußland blieb im Kriegszustände.
3. Stiftung des Rheinbunds. Die Absicht Napoleons, alle Staaten Europas unter französischen Einfluß zu stellen, trat immer unverhüllter hervor, als er verschiedene Länder an nahe Verwandte
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100 § 22. N-pole-u, Äoifer der gmnjosen.
deritef, f° ba§ Bereits 1805 gebildete Königreich Italien an seinen Eugen, 1806 Neapel an fernen «ruber Joseph, Holland 0(8 Königreich an fernen «ruber Subwig, und allen diesen Königen strenge Abhängigkeit von Frankreich auferlegte. In Deutschland gelan-i ihm endlich die Vereinigung von sechzehn süd- und westdeutschen »Oe Fürsten zu dem von chm ganz abhängigen Rheinbund 1806
Dadurch ward das beutfche Reich völlig vernichtet, und so legte beim am S. August 1806 Franz Ii. die Würde eines deutschen Äayers meber, nachbem er schon 1805 den Titel eines Exkaisers von Österreich angenommen hatte.
°6-™7. 4l*i; = 9 ™ V F“u6en 1806-1807. Napoleon hatte kurz vor
dem Abschlüsse de» Preßburger Friedens Preußen gezwungen, für verschieben- au Bayern und Frankreich abgetretene Gebiete das dem Könige von England gehörige Kurfürstentum H annover anzunehmen. Als er es nun gleich nachher dem Könige von England wieder anbot iiub auch der von ihm selbst angeregte!, Stiftung eines uordbeut-scheu Bundes entgegenwirkte, da kam endlich der Krieg mit Vreubeu znrn Ansbrnch. ^ p
Napoleon rückte mit den noch vorn letzten Kriege her in Sübbentsch-land stehenden Franzosen nnb Rheinbnnbstrnppen rasch nach Thüringen schlug bei aal selb bte preußische Vorhut, alsbann die beiben Hanpt-heeresabteilnngen bei Jena und Anerstäbt 1806 und zog hierauf m Berlin ein Um den englischen Handel zu gruube zu lichten, erließ er von Berlin aus das Dekret der Kontinental perre wobnrch jeber Verkehr mit England Bei schwerer Strafe verboten würde.
Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena nahm auch Rußlanb teil an dem Kampfe, der nun an der Weichsel weitergeführt würde Die morberische Schlacht bei Ey lau 1807 blieb uneutschieben; bei Krieb-lau b aber erlitten die Verbünbeten eine völlige Niederlage, ir Ä fam ^ rieben zu Tilsit 18o7, in welchem Preußen
alle Besitzungen zwischen Rhein und Elbe abtreten mußte. Aus bieseu Kurhessen und Braunschweig und anderen mitteldeutschen Gebieten bildete dann Napoleon das sogenannte Königreich Westfalen und gab es seinem jüngsten Brnber Hieronymus, der seine Residenz in Cassel anf-schlug. Rußland wurde für das Koutinentalsystem gewonnen.
1809 6) Krieg Österreichs gegen Frankreich 1809. Napoleon
hatte im Vsahit 1808 den schwachen König von Spanien zur Thronentsagung gezwungen und dann seinen Brnber Joseph zum König von Spanien gemacht, währenb er das Königreich Neapel an Mnrat, seinen Schwager, vergab. Als sich nun das spanische Volk gegen btefe Frembherrschaft erhob, wagte auch Österreich im Jahre 1809 nochmals den Kampf gegen den Gewaltigen.
_ Aber so groß auch die Anstrengungen der Österreicher waren, die Stunde der Erlösung hatte noch nicht geschlagen. Zwar würde Napoleon von dem Erzherzog Karl bei Aspern und Ehlingen zum ersten-
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§ 93. Napoleon auf seiner Machthöhe. § 94. Die Befreiungskämpfe 1813. 101
mal glorreich besiegt; aber die Schlacht bei Wagram entschied gegen Österreich, das jetzt in dem Frieden zu Wien 1809 von neuem große Besitzungen abtreten mußte, nämlich 1) Salzburg, Berchtesgaden und das Jnnviertel an Bayern; 2) Westgalizien an Sachsen; 3) das Küstenland Jllyrien an Napoleon. Zugleich trat Kaiser Franz dem Kontinentalsystem bei.
§ 93.
Napoleon auf seiner Machthöhe. Sein Zug nach Rußland 1812.
1) Napoleon auf der Höhe seiner Macht. Nach dem letzten Kriege mit Österreich stand Napoleon, der sich nun mit Maria Luise, der Tochter des Kaisers Franz, vermählte, ans der Höhe seiner Macht. Die Kontinentalsperre war von den meisten Fürsten Europas angenommen , und diese mußten auch noch andere Gewalttaten Napoleons ruhig hinnehmen. So vereinigte er das Königreich Holland, wo sein Bruder Ludwig freiwillig dem Throne entsagt hatte, ferner die ganze deut che Nordseeküste mit Frankreich 1810. Ferner ließ er wegen der Kriegsschuld die preußischen Od erfestunaen wieder besetzen 1811.
2) Napoleons Zug nach Rußland 1812. Weil sich der Zar E Alexander weigerte, den Forderungen des französischen Diktators, namentlich in bezug aus die Handelssperre gegen England, nachzukommen, so sollte er mit Gewalt dazu gezwungen werden.
Mit einem auserlesenen Heere von einer halben Million Streiter ans fast allen europäischen Staaten überschritt Napoleon am 24. Juni 1812 den Njeinen. Er siegte bei Smolensk über Barelay, bei Borodino über Kutusow und hielt dann seinen Einzug in Moskau, der alten Hauptstadt des russischen Reiches, um hier seine Winterquartiere aufzuschlagen.
Aber sein Plan wurde vereitelt; denn bald nach dem Einzuge der Franzosen wurde die von ihren Einwohnern größtenteils verlassene Stadt von den Russen in Brand gesteckt. Napoleon bezog nun ein Lager vor der Stadt und bot zugleich den Frieden an. Allein der Zar wies seine Anerbietungen zurück, und so sah sich Napoleon ans Mangel an Lebensmitteln zum Rückzüge genötigt.
Die ungewöhnlich früh eintretende' strenge Kälte, Hunger und die beständigen Angriffe der Russen führten zur völligen Auslösung des stolzen Heeres, so daß nach dem schrecklichen Übergang über die Beresina Ende November 1812 nur noch traurige Reste der großen Armee in Deutschland ankamen.
§ 94.
Die Befreiungskämpfe 1813. 1813
1) Erhebung in Preußen. Die furchtbare Niederlage Napoleons ui Rußland war ein Wink für die Völker, daß nun die Stunde der Befreiung gekommen sei. In Preußen, wo die Minister Stein und Hardenberg die Befreiung des Bauern- und des Bürgerstandes von drückenden Feffeln durchgeführt und wo Scharnhorst, Gneisenan u.a.
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§ 95. Napoleons Rückkehr und Untergang. 103
drängte Napoleon zunächst das Heer Blüchers zurück, dann schlug er auch die Armee Schwarzenbergs, worauf eine kurze Waffenruhe folgte.
Nach vergeblichen Friedensunterhandlungen ward aber der Krieg von den Verbündeten energisch weitergeführt, die nun Sieg auf Sieg erfochten und Paris besetzten. Jetzt ward Napoleon durch Beschluß des Senats abgesetzt und von den Verbündeten nach Elba verwiesen.
König Ludwig Xviii. (1814—1824), ein Bruder des hingerichteten Königs, bestieg nun den französischen Thron und unterzeichnete den ersten Pariser Frieden 1814, in welchem Frankreich die Grenzen von 1792 und die geraubten Kunstschätze behielt und keine Kontribution zahlte.
§ 95.
Napoleons Rückkehr und Untergang.
Um die verwirrten Zustünde Europas wieder zu ordueu, wurde am 1. Novemb er 1814 ein Kongreß zu Wieu eröffnet, auf welchem isu ganz Europa vertreten war. Weil man sich aber hier wegen der zukünftigen Verfassung Deutschlands und wegen der sächsischen und polnischen Frage nicht einigen konnte, und weil man ferner in Frankreich mit der Bourbouischeu Regierung unzufrieden war: so kehrte der von allem genau unterrichtete Kaiser plötzlich von der Insel Elba nach Frankreich zurück 1. März 1815 und wurde dort mit Jubel1815 empfangen. Die Nachricht von dieser Rückkehr stellte die Einigkeit ans dem Kongresse rasch her, und es ward nun die deutsche Buudes-akte, wodurch Deutschland ein Staatenbund aus 39 souveränen Staaten wurde, und die Kongreßsch lnßakt e unterzeichnet.
Territorialbestimmungen: 1) Österreich erhielt die Lombardei,
Venetien, die illyrischen Provinzen, Galizien; Tirol, Salzburg und das Jnnviertel.
2) Preußen bekam für die an das „Königreich" Hannover und an Bayern abgetretenen Gebiete die größere Hälfte von Sachsen, schwedisch Pommern, Jülich und Berg, die ehemaligen Kurstaaten Trier und Cöln und von seinen früheren Gebieten Preußen und Posen. 3) Bayern erhielt Würzburg und Afchaffenburg für die an Österreich abgetretenen Länder und bekam die Pfalz links vom Rhein zurück.
Es wurde die dritte deutsche Macht. 4) Ru ßland erhielt den größten Teil des Großherzogtums Warschau als Königreich Polen. 5) Holland und Belgien wurden zum Königreich der Niederlande vereinigt. 6) Die Schweiz wurde als neutraler Freistaatenbund erklärt. 7) In Spanien, Portugal und in den meisten italienischen Staaten wurden die früheren Zustände wieder hergestellt. Eugen Beauharnais erhielt Eichstätt mit dem Titel eines Herzogs von Leuchtenberg.
Napoleon machte zwar die friedlichsten Versprechungen. Aber die Mächte glaubteu den Worten Des Ruhestörers nicht und schickten ihre Heere abermals gegen Frankreich. Um die Vereinigung der Nordarmee unter Wellington und Blücher zu hindern, warf sich Napoleon auf letzteren und drängte ihn am 16. Inni 1815 bei Ligny noch ms hartem Kampfe zurück. Dann griff er am 18. Juni 1815 bei Waterloo auch Wellington an. Dieser schlug aber die furchtbarsten Angriffe des übermächtigen Gegners mit bewunderungswürdiger Zähigkeit zurück, bis endlich Blücher im Rücken des Feindes erschien und den Sieg entschied. Das französische Heer ergriff die Flucht und eilte auf Paris zu.
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