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1. Bd. 1 - S. IV

1911 - Leipzig : Wiegandt
— Iv — wenig in Anspruch nimmt und daher aus die Dauer schwächen muß. Vielmehr erfordert das vorgezeichnete Ziel zu seiner Erreichung die Einsicht in die Quellen, vornehmlich in diejenigen Quellen, die das Gefühl der geschichtlichen Zusammenhänge und Wirkungsweisen am lebhaftesten fördern: das sind die Quellen der Heimatgeschichte, natürlich nur, soweit diese Anteil hat an der allgemeinen geschichtlichen Entwickelung, d. h. insofern sie für die Geschichte des völkischen Lebens charakteristisck, typisch und bedeutungsvoll ist. Eine Sammlung solcher Quellen für den erläuterten Zweck (und zwar für den Unterricht im besonderen sowohl, wie im allgemeinen für das eigene Studium jedev geschichtlich interessierten Laien) will das vorliegende Werk bieten. Und die Verfasser glauben, damit einem oft und lebhaft gefühlten Bedürfnisse entqeaen Zu kommen. Das Werk bietet ein reiches Material an kleineren und größeren typischen Zugen der geschichtlichen Entwickelung des zuständigen Lebens unseres deutschen Volkes, soweit es sich auf dem heimatlichen Boden des weiten Leimiaer Kreises abgespielt hat. Es will ein Spiegelbild deutscher Vergangenheit sein, will wahre geschichtliche Bildung fördern und treibende fruchtbare Kräfte wecken helfen. , per ^ficht der Verfasser, das Einleben und Einfühlen in die dargestellten Zeiträume nach Kräften zu ermöglichen, entspricht es, daß — soweit es irgend möglich war - die meisten Quellen nach Text und Schreibweise in ihrer ursprünglichen Fassung gegeben wurden. Denn je reiner und frischer der Geist vergangener Zeiträume und ihrer denkenden, fühlenden und wirkenden Menschen aus den Quellen zu uns spricht, um so reiner wird sich geschichtliche Wirkungsweise zu erkennen geben, um so tiefer wird er auf unser eigenes geschichtliches Denken und Fühlen einwirken. Sollten die Verfasser mit ihrem auf langjähriger Forschungs- und Sichtunas-arbett ruhenden Quellenwerke (die Arbeit begann im Jahre 1901) den Anstoß zu ähnlichen Arbeiten auch in anderen vaterländischen Kreisen geben können so entspräche das nur ihrem lebhaften, aus der Liebe zu Jugend und Vaterland quellenden Wunsche. — Überall, in allen nach ihrem geschichtlichen Werden in Jtch geichloisenen Landschaftskreisen ein ähnliches Quellenwerk: — und ein großer Schritt vorwärts auf dem oben gekennzeichneten Wege wäre getan. Der schließ-liche Erfolg hinge dann nur noch ab von der reichlichen Auswertung solcher Quellensammlungen im Dienste der geschichtlichen Bildung unserer Jugend, u. a. auch in Jugendschriften u. ä. — Möchte er zunächst diesem Werke und in der Folge allen seinen Brüdern allerorten Geschieben sein — zum Segen unseres Vaterlandes und Volkes, zur Freude und zum Wohle unserer Jugend! — Der Plan und die leitende Absicht des vorliegenden Werkes mußten ein S,.?1. Vollständigkeit, nach geschlossenem Aufbau und vollkommener Ebenmäßigkeit des Inhalts von vornherein ausschließen. Nach dieser Seite hin waren feste Grenzen m der Sache selbst gesteckt. Ehe darum die Kritik ihre Ausstellungen beginnen wird, möchten diese Erwägungen nicht unbeachtet bleiben. Daß aber die Kritik sich unseres Quellenbuches annehmen wolle, ist ein herzlicher Wunsch Den wir ihm mit auf den Weg geben. Und alle Winke und Ratschläge zur

2. Bd. 1 - S. III

1911 - Leipzig : Wiegandt
„Ein jeder Künstler, wenn er am mächtigsten wirken will, müßte sich jo lokal als möglich machen, und nicht nur seine Kunst im ganzen an das Leben und den Geist seines Vaterlandes, seiner Nation anschließen, sondern auch an den seiner nächsten Umgebung." Ludwig Richter. Wenn man in der Gegenwart über Einseitigkeit und unsachliches, oft nur hypothetisch begründetes Urteil im politischen und kulturellen Denken unseres Volkes klagt, so muß als eine wichtige und allgemeine Ursache dieses Übelstandes der Mangel an geschichtlicher Bildung genannt werden. Geschichtliche Bildung aber ist eine solche, die das Leben der Gegenwart, vornehmlich innerhalb des eigenen Volkes, versteht und würdigt als das Produkt geschichtlicher Entwickelung, mit der auf Einsicht, Gefühl und Willen abzielenden besonderen Bedeutung, diese Entwickelung weiter zu fördern in der Richtung ihrer fruchtbarsten Kräfte, und sich so mit verständiger Absicht in den Dienst derselben treibenden Kräfte zu stellen, die für die Vergangenheit als wirksam erkannt worden sind. — Diese treibenden Kräfte geschichtlicher Entwickelung wirken in den verschieden gearteten Wechselbeziehungen im Zusammenleben kleinerer oder größerer Gemeinwesen. Ihrer Natur nach sind sie gesellschaftliche, wirtschaftliche, national-geschichtliche, geistige, religiös-sittliche. Und die Anstöße hierzu gehen sowohl von natürlichen Gemeinschaftsinterefsen aus, als auch von hervor-ragenben Einzelnen, wobei zumeist das Probukt beiber als treibenbe Kraft wirksam wirb. Wahre geschichtliche Bilbnng beruht nun auf der Einsicht in die Wirkungsweise solcher Wechselbeziehungen im Verlaufe der geschichtlichen Entwickelung. Sie wirb vermittelt durch beren Darstellung innerhalb in sich zusammenhängenber Zeiträume und ihrer charakteristischen Erscheinungen. Damit ist zugleich die Hauptaufgabe des Geschichtsunterrichts gekennzeichnet. Leitfäben ober systematische Darstellungen hier zugrunbe zu legen, schließt die wirkliche Erreichung bieses Zieles von vornherein aus; benn das bebeutet einen Unterricht, „der dem Schüler durch einfache Mitteilung Begriffe und zwar von der größten, erbenklich schwierigsten Sache, vom Werbegang und innern Zusammenhang der Entwickelung der Völker und schließlich der Menschheit zu überliefern vorgibt— Der aufrichtigen Wahrheit der Sache, dem gebulbigen Erarbeiten der Begriffe verbleibt so gut wie nichts!" (Natorp, Sozialpäbagogik.) Auf biesem Wege läßt sich die Wirkungsweise der in der geschichtlichen Entwickelung treitienben Kräfte nicht erkennen. Im besten Falle wirb nur eine mehr ober weniger lehrhafte, unvermeiblich subjektiv gefärbte Abstraktion gegeben, die das geschichtliche Denken und Einfühlen viel zu

3. Bd. 1 - S. IX

1911 - Leipzig : Wiegandt
3n den Anfängen desjenigen Zeitalters der deutschen Geschichte, in dem wir noch heute leben, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, hat bekanntlich einer unserer gemütvollsten Dichter den Satz geprägt: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen." Es war zu den Zeiten, da unser Volk, durch den Jammer des 30jährigen Krieges ziemlich seßhaft gemacht, zum ersten Male wieder in einigen seiner hervorragenden Söhne an der friedlichen Eroberung der Welt teilnahm, wie sie große Reisen vermitteln, und in der die Angehörigen unserer Nation, soweit sie solche Reisen noch nicht unternehmen konnten, sich wenigstens sehr eingehend und eifrig an geographischen und ethnographischen Schilderungen ferner, unbekannter Weltteile labten. Es waren Anfänge, die wir heute, in einer Seit ständigen Unterwegsseins, in Jahrzehnten, in denen selbst der deutsche Globetrotter etwas Gewöhnliches wird, mit stiller Freude auch auf diesem Gebiete als Anfänge eben unseres Zeitalters begrüßen können. Indes, zu derselben Zeit, in der so eine Erweiterung des Weltbildes durch Überwindung der Erdräume einzutreten begann, vollzog sich ein nicht minder wichtiger und viel rascher fortschreitender Vorgang, der zu diesen räumlichen Vorgängen parallel geht. Es ist, wenn man es so ausdrücken will, das Reisen in ferne Zeiten. 3n der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam aus tiefsten Gründen der Kulturellen Fortentwicklung unseres Volkes jener geschichtliche Sinn aus, der heute in der Überzeugung, daß jedes Ding sich verändere und jedes seine Entwicklung habe, eine der fundamentalsten Glaubensansichten unserer Zeit geworden ist. Man darf es für heute wohl ausfprechen, daß jemand, der nicht entwicklungsmäßig, und das heißt in begründeter Form historisch denkt, eigentlich nicht ganz als Sohn feiner Periode betrachtet werden Kann. Mit der Durchbildung dieses historischen Sinnes ist dann aber, darüber Kann nicht der geringste Zweifel fein, eine

4. Bd. 1 - S. 1

1911 - Leipzig : Wiegandt
Aus der Zeit der deutschen Besiedelung und Christianisierung unserer Heimat. 1. Von der deutschen Besiedelung. Über die (beschichte des Getues (Efyutici (Stubizi, Dgl. „Schfeubitz !), zu dem die Leipziger Geaenb gehörte, erfahren wir quellenmäßig Zuverlässiges so gut wie nichts. Wohl' aber tonnen als rebenbe Zeugen jener für die beutsche Kultur 10 bebeutsamen Zeit die Burgen und Burgruinen besonbers an der Saale angesprochen werben, die zum Teile dem 9. und 10. Jahrhunberte entstammen. In dieser Zeit rourben die noch slavischen Gebiete an der Saale, Elster, Mulbe und Elbe von den ostwärts vorbringenden Deutlchen zunächst militärisch erschlossen und in Besitz genommen. Feste Stützpunkte und ^>n-waltungsmittelpunkte rourben in den einzelnen Gauen geschaffen teils durch beut]che Besetzung slavischer Hauptbefestigungen (Zroenfau = Zuenkouua*), Gera u. a.), teils durch den Bau von Burgwarben, wozu auch schon aus den Zeiten der Karolinger norhanbene alte königliche Burgen benutzt rourben, so Giebichenstein bei Halle (806), Saalselb (899) Dornburg bei Jena (937), Goseck (979), Sulza (1046), Altenburg u. a. — Ein Bilb der altsorbischen Gaue im „thüringischen Osterlanbe" — soweit es hier für uns von Beziehung ist — gewährt die Kartenskizze auf Tafel I (vgl. auch H. Leo, Besiebelungs- und Wirtschaftsgeschichte des thüringischen Osterlanbes, in Banb Vi, Heft 3 der Leipziger Stubien aus dem Gebiet der Geschich^e).^^ ^ebeiten ^ch unter der slavischen Bevölkerung beutsche Kolonisten aus Thüringen, Franken, Bauern, Schwaben, •’Jtieberbeutschlanb und den Scieberlanben hier an. Und so rourben diese neuen Siebelungsgebiete auch wirtschaftlich dem jungen Deutschen Reiche angegliebert. Die angesiebelten Deutschen verschmolzen in der Folge zu einem neuen Stamme, auf den der Name „Sachsen" Anroenbung fanb. Uber das Ausbreitungsgebiet berselben heißt es in der Vorrebe zum „Sachsenspiegel" des Eike von Repkau um 1230 (vergl. S. 16 ff.), als die ostbeutsche Kolonisation auf ihrer Höhe stanb „Nun vernehmt um der Herren Geburt von dem Lande zu Sachsen. Die von Anhalt, die von Brandenburg; die von Orlamünde, die Markgrafen von Meißen, die Grafen von Brehna; diese Fürsten sind alle Schwaben. — Unter den freien Herren sind Schwaben: die von Hakeborn, die von Gneiz, die von Mücheln. — Unter des Reiches Schöppen sind Schwaben : die von Dröbel (= östl. von Bernburg), die von Ellersdorf, ... die Vögte Albrecht von Spandau, und Alberich und Conrad von Schneidlingen (— an der Bode), und *) Im heutigen Tschechisch bedeutet ven = hinaus, venku = brausen, venkov = bas (flache) Land, venkovan = der Landbewohner, 2 — von, aus (Präposition mit dem Genitiv auf die Frage woher), also: Zwenkau = z venkova = von außen her (d. i. etwa: Furt oder Über- gangsstelle von außen her ins slavische Gebiet hinein). 1 „Nu verneinet umme der Herren bord von me lande to saften. De von anehalt, de von brandeburch; de von orlemünde, de maregreve von mysne, de greve von breiten; bisse vorsten sint alle svavee. — Under den vrien Herren sint svavee: de von Hakeborne, de von gneiz, de von müchele. — Under des rikes scepenen sint svavee: de von trebüle, de von edelerestorp, ... de voget albrecht von spandowe, unde alberte unde cottrad von snetlinge, unde scrapeit kind boit Jers-

5. Bd. 2 - S. 396

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 396 — „Bleikugeln in allen Größen sind vorräthig bei Karl Körmcs, Thomasgäßchen Nr. 6." d) „Großes Extraconcert zur Anschaffung von Waffen für ftubircnbc Freiwillige. Dem deutschen Vaterlande droht Gefahr von allen Seiten; alle Kräfte, die sich zum Schutz unserer theuersten Interessen darbieten, müssen überall mit Freude und Dankbarkeit entgegengenommen werden. So hat sich auch ein großer Theil hiesiger Studirender entschlossen, wenn es gilt, mit dem redlichsten Eifer und der heiligsten Begeisterung für die große Sache ihre Dienste dem Vaterlande zu weihen. Den meisten fehlt es' hierzu an Waffen und den Mitteln, sich dieselben sogleich anzuschaffen. Um dieses Hinderniß zu beseitigen, ergeht an alle Bewohner Leipzigs und der Umgegend, insbesondere an diejenigen, die verhindert sind, persönlich in die Reihen der Kämpfer einzutreten, der dringende Ruf, einem in der nächsten Woche im Hotel de Pologne für jenen Zweck zu veranstaltenden Concert, zu welchem bedeutende Kräfte ihre Mitwirkung bereits zugesichert haben, so zahlreich als möglich beizuwohnen. Das Nähere besagt das in den nächsten Tagen erfolgende Programm. G. Harten ft ein, d. Z. Rector. Robert Kleinschmidt, Stud. iur. Julius Steeger, Stud. iur. Herrmann Schenk, Stud. iur. Anmerkung. Das Konzert fand statt am 5. April 1848 in den Sälen des Holet de Pologne. e) „Wunsch (um Errichtung von weiteren Schießplätzen in nächster Nähe der Stadt). Es wäre sehr zu wünschen, wenn in jetziger Zeit, außer dem Schießstand im Schützenhaufe, noch einige derartige Plätze in der Nähe der Stadt eingerichtet würden. , Der Schießstand im Schützenhause ist jetzt täglich, besonders zu den Stunden, wo die meisten Geschäftsleute freie Zeit haben, so sehr mit Schießlustigen überfüllt, daß die Schießübungen nur sehr mangelhaft und unvollständig vorgenommen werden können. Zwar giebt es in einigen benachbarten Dörfern Schießplätze, jedoch ist die Zeit vieler junger Leute so beschränkt, daß es ihnen nicht möglich ist, sich so weit von der Stadt zu entfernen. Mehrere junge Geschäftsleute." f) Wunsch nach einer Biirgerartillerie. „Bürgerartillerie. Gesuch an ein hohes Kriegsministerium in Dresden. Es ist die Pflicht eines jeden Besonnenen und Wohlmeinenden, sich zum Schutze des Landes für die Tage der Gefahr zu rüsten. Diejenigen, welche Ruhe und Gesetzmäßigkeit aufrecht zu erhalten wünschen, empfangen einen gemeinsamen Mittelpunct in der demnächst einzuführenden Volksbewaffnung. — Die ernstere und festere Gliederung der Bürgergarden ist in der Zwischenzeit nothwendig, ehe Militair und Volksbewaffnung in einander aufgegangen sind. Eine Bewaffnung der Bürger muß aber auf deren Eigenthümlichkeiten gegründet fein, wenn sie wirklichen Nutzen gewähren soll. Den Bürger zeichnet durchschnittlich vor dem gewöhnlichen gemeinen

6. Bd. 2 - S. 403

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 403 — 2. Biedermann über die Bilbung von Parteien im deutschen Parlament. „Als um bett Anfang des Mai die neugewählten Abgeorbneten zur con-ftituirenben Nationalversammlung, einer nach dem andern, in Frankfurt eintrafen, ba fanben sich theils Solche roieber, die sich schon beim Vorparlament als Gesinnungsgenossen erkannt hatten, theils bilbeten die zurückgebliebenen Mitglieber des Fünfzigerausschusses den ersten Anhaltpunkt und Kern für politische Einigung. Von letztem waren einzelne in dieser Hinsicht besonbers thätig, nach der linken Seite hin vor allen Blum, nach der rechten Jürgens. Der Erstere, der in Vogt, H. Simon u. A. tüchtige Mitanführer, in seinen ihm blinblings ergebenen Lands-leuten und anberen vom Vorparlament her ihm zugethanen Rabicalen willige und gehorsame Elemente einer „entschieben freisinnigen" Partei fanb, hatte balb eine solche zu Stanbe gebracht, auch das erste und nothwenbigste Requisit bafür, ein dienstbares Parteiorgan, unter der Firma des „Reichstagsblattes" und später der „Reichstagszeitung" gegrünbet . . . Unterdessen hatten sich noch andere Mittelpunkte politischer Gruppirung gebildet. Man kam zum Theil nach Landsmannschaften und Stämmen zusammen. Die stärkste und festeste Verbindung dieser Art bildeten die Oesterreicher, denen von ihrer Regierung auf Staatskosten ein geräumiges Local in der Sokratesloge nebst allem Comfort gesellig politischer Vereinigung dargeboten ward . . . Zum Zeichen, daß man sich nicht abschließen wollte, stellte man das Local des österreichischen Clubs auch den nichtösterreichischen Abgeordneten zur Verfügung, und so geschah es, daß dort ein Zusammenfluß von Abgeordneten verschiedener Länder und verschiedener Richtungen stattfand, jedoch überwiegend solcher von con-servativer Färbung, und insbesondere von Preußen. Hier war der emsige Graf Wartensleben Geeifert, eine Partei der Rechten zu Stande zu bringen; hier hielt Lichnowsky *) feine ersten feurigen Reden, welche streng confervative Gesinnungen und entschiedenen Widerwillen gegen den Radicalismus athmeten; hier herrschte mit stiller, aber bewußter Macht der schlaue Staatsmann Gras Arnim-Boitzenburg. Neben diesen und andern Hauptacteurs aber fanden sich auch viele Solche ein, welche nur ab- und zugingen, die Reden der Wortführer anhörten und beklatschten oder fritisirten, aber keine Lust zeigten, sich dauernd an den Berathungen zu betheiligen oder gar zu den geäußerten Ansichten ernstlich zu bekennen . . . Die Linke zog sich bald in den Deutschen Hof zurück und confolidirte sich mehr und mehr zu einer wirklichen, in sich abgeschlossenen und wohldisciplinirten Partei. Dagegen begann im Holländischen Hof ein Krystallisationsproceß zu einer neuen politischen Partei. Raveaux war es, der, von dem Treiben der ramealen Linken abgestoßen, hier die Bildung eines linken Centrums versuchte. Viel Heterogenes land sich auch diesmal wieder zusammen, was später zum Theil weit auseinander ging . . . Nicht besser ging es mit dem Versuch, ein rechtes Centrum oder eine Rechte im Pariser Hof zu constituiren. Die Anstifter dieses Versuches, Leute von ziemlich entschieden conservativer Färbung, hatten, um ihrem Unternehmen ein Relief durch einen gewichtigen Namen zu geben, den berühmten Mittermaier veranlaßt, den Vorsitz dabei zu übernehmen." ________________________ (K. Biedermann, Erinnerungen, S. 3 ff.) ') Vgl. S. 413, Fußnote 1. 26*

7. Bd. 2 - S. 339

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 339 — die Waffen gegen den Feind gezückt werden, im Glück und Sieg einen Theilnehmer Euerer Wonne, in Gefahr und Tod den, der unter so tapfern Männern gern als der erste Erschlagene fällt. Schon haben sich zu der tapfern und freiwilligen Schaar, bereit Führer ich mich mit Bescheidenheit nenne, 1500 Freiwillige einzeichnen lassen; die Hälfte dessen , was mit Recht erwartet wird. Ich zweifle nicht, daß wir durch Euern Eifer bald vollzählig seyn werden. Mehrerer Worte bedarf es nicht! die Sache redet: Vaterland, Ehre, Teutschland, auch Euere Namen und Euere Ehre und das Glück der künftigen Geschlechter — Ihr höret die Mahnung, Ihr fühlet sie; — so lasset uns handeln. -Leipzig, am 3ten December 1813. Carl Adolph von Carlowitz, auf Großhartmannsdorf, Generalmajor der Kavallerie und Anführer des Banners der freiwilligen Sachsen." (Nach dem Original.) 17. „Patent d i e Sicher st ellung des Po st Wesens betreffend. 1813, November. Im Namen der verbündeten Mächte. Um den bisher theils gänzlich unterbrochenen, theils auch verzögerten Posten-lauf wieder herzustellen, und dem Postwesen überhaupt die, seiner Bestimmung nach, nothwendige öffentliche Sicherheit zu verschaffen, wird von Seiten des Generalgouvernements folgendes deshalb verordnet: 1. Die öffentlichen Posten, die Posthäuser, Postmeister und alle mit dem Post-wesen in Beziehung stehende Personen, haben sich des besondern Schutzes der Allerhöchsten verbündeten Mächte zu erfreuen. 2. Alle Posthäuser, Expebitionen und Ställe, nebst beneit an einzelnen Orten bamit verbunbenen Gast-Wirthschaften, finb mit jeber Art von Einquartierung zu verschonen. 3. Alle orbentliche Posten, Extraposten, Postillions, so wie alle mit Postpferben bewirkte Fuhren an Fourage, Lebensrnittel und begleichen mehr sinb unterwegs, ohne Unterschieb ob sie auf dem Hin- ober Rückwege, besetzt ober leer finb, auf feine Weise und unter keinerlei) Vorwanbe aufzuhalten, noch weniger aber die Post-pferbe wegzunehmen und zu anberem Berufe zu gebrauchen . . . 6. Die Postmeister haben die Verpflichtung auf sich nicht nur den Sauf aller orbentlichen Posten möglichst zu beförbern, fonbern vorzüglich auch alle Couriere, Estafetten und Reifenbe aufs schleunigste zu expebiren. Insbesondere dürfen die aus dem Hauptquartier kommenben, ober bahin gehenben Couriere auf der Station nicht länger als eine Viertelstunbe aufgehalten werben. In Fällen, wo die Postpferbe zu Beförderung der Couriere und Estafetten, der ordentlichen und Extraposten nicht hinreichen; haben die Obrigkeiten den Post-Stationen, auf Requisition der Postmeister die nöthigen Pferde von den Unterthanen stellen zu lassen . . . 7. - - • [E§] werden zugleich alle Platz-Kommandanten hiermit angewiesen, . . . den Posthäufern zu deren Sicherstellung, auf jedesmaliges Verlangen der Postmeister, 22*

8. Bd. 2 - S. 42

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 42 — gemeynten Worten, Glück gewünschet hatte. Eure Excellence werden pardoniren, hieß es: daß ich, als Dero Client, mir die Permission ausgebethen, zu dem mit aller Prosperite angetretenen neuen Jahre, mit gehorsamstem Respecte und tiefster Submission zu gratuliren, und sincerement zu wünschen, daß der Höchste Eure Excellence in allem contentement dieses und viele andere Jahre conserviren wolle, damit ich ehestens occasion habe, meine temoignage zu bezeigen. Hätte der gute Mensch mehr französische Wörter gewußt, ich zweifle nicht, er würde sie eben so artig in seinen Glückwunsch zu flechten gewußt haben, als diese unvergleichliche temoignage. Er versteht sonst die französische Sprache nicht besser, als ich die hottentottische; und dieses wäre ihm keine Schande, wenn er nur seine Muttersprache verstünde. Wie soll er sie aber verstehen, wenn er sie nicht lernen will? Er hält es für eine Artigkeit, oder daß ich mich seiner beliebten Mundart bediene, für eine Politesse, wenn man auch die galante mode mitmachet. Man muß sich von der Canaille auch en parlant distinguiren; dergleichen tours im Reden sind schon im Deutschen recipiret, ja fast naturalisiret und nationalisiret. Sollte man doch fast auf die Gedanken kommen, daß solche Leute nicht von deutschem Geblüte entsprossen wären; sondern zum wenigsten einen französischen Vater gehabt hätten. Ma chere Tante, redete mich folgendes Tages meine Befreundete an, ich gratulire mir, daß ich euch dieß Jahr zum erstenmal die Visite geben kann, und wünsche, daß euer charmantes Wesen euch ehestens diejenige mariage effectuiren möge, die ihr durch eure meriten ... die ihr durch eure meriten . . . hier wußte sie nichts weiter . . . schon lange meritirt habt, kam endlich der lahme Beschluß hinten nach ..." („Die vernünftigen Tadlerinnen" — herausgeg. von Gottsched — I, 2. Stück, vom 10. Jenner 1725, S. 10 ff.) „Dieser Tage besuchte mich ein junger Mensch, der eines gewissen Staatsmannes Schreiber ist. Ich muß fast befürchten, daß derselbe mich über dieses Wort verklagen werde: Indem er es für eine gar zu verächtliche Benennung Hält, wenn man einen sogenannten Secretaire einen Schreiber heissen will. Doch er mag thun, was er will: Er ist ein Schreiber; und ich werde ihn nicht anders betiteln. Dieser wies mir ein Schreiben, so er an einen seiner Bekannten verfertiget hatte, und worauf er sich grosse Dinge einbildete. Ich las dasselbe mit Verdruffe und innerlichem Widerwillen durch; und weil ich Zeit bekam, solches abzuschreiben . . . Hier steht es ohne die geringste Veränderung: Monsieur ! Sie haben die bonte und finden sich ä cinq heure apres midi in mein logis auf eine Tasse Caffee, und eine partie ä l’ombre. Assurement sie erzeigen mich eine singuliere amitie dadurch. Ihre belles manieres, und das noble Wesen, so sie besitzen, charmiren einen jeden, der sie einmal zu entreteniren das bonheur hat. Sie werden mich also infinement obligiren, wenn sie mich die Faveur erzeugen und sich ä point nomme bey mir sistiren werden. Je suis de tout mon Coeur Monsieur Votre N. N. Ich Hatte es auf fein Verlangen laut lesen müssen, und kaum war ich zum Ende, als Herr Mischmasch mein Urtheil nicht erwarten konnte: Sondern mit einer vergnügten Miene rief: Que vous en semble, Mon eher Monsieur ?
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