Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums.
29
eingenommen hatten. Die Grenze zwischen Bayern und Ala-mannien (Schwaben) wurde der Lech. Böhmen wurde von den slawischen Tschechen besetzt;
4. der Rest von Alamannien.
Durch diese Eroberungen erhielt der germanische Bestandteil des fränkischen Reiches eine Verstärkung.
2. Der merowingische Staat.
a) Die wirtschaftliche Grundlage. Der Begriff des persönlichen Eigentums am Ackerlande war jetzt durchgedrungen; neben dem Privateigentum des Ackers stand die im Gemeinbesitz der Dorfgemeinde befindliche Allmende, die Wald, Weide und Gewässer umfaßte. Was davon ein jeder durch Rodung des Waldes an Kulturland schuf, wurde sein persönliches Eigentum. Aus den so gewonnenen und durch königliche Schenkung erlangten Ländereien bildete sich auch in den germanischen Gebieten ein Großgrundbesitz. Das Reich stand durchaus auf der Stufe der Naturalwirtschaft. Jeder Gutshof erzeugte im ganzen alles dasjenige selber, was zur Erhaltung seiner Bewohner notwendig war (Eigenwirtschaft).
b) Soziale Folgen. Aus diesen neuen fränkischen und den alten römischen Großgrundbesitzern, den Bischöfen und dem Beamtenadel (s. u.) bildete sich ein neuer Adel, der mit dem alten germanischen Gechlechtsadel keinen Zusammenhang hat. Anderseits zweigte sich von der Masse der Gemeinfreien nach unten hin eine Gruppe abhängiger Leute ab, indem zahlreiche kleine Leute sich unter den Schutz eines Mächtigen stellten oder von ihm ein Stück Land zum Nießbrauch nahmen und dadurch einen Teil ihrer Vollfreiheit verloren.
c) Die politischen Verhältnisse. Die Verfassung war überwiegend germanisch, wenn auch mit römischen Einrichtungen gemischt.
ö) Das Königtum hatte gegenüber der früheren Zeit an Macht außerordentlich gewonnen. Es war erblich; nach der rohen Auffassung, die den Staat als persönliches Eigentum des Königs ansah, war das Reich beim Vorhandensein mehrerer Erben teilbar. Zeichen der königlichen Würde war das lange Haar, Sinnbild der
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36
Erste Periode. Vom Ende des 4. Jh. bis 843.
Dänen entflohen — und schlug die Sachsen bei Detmold und an der Hase vollständig (783). Widukind verzweifelte an weiterem Widerstande und ließ sich taufen (785). Jetzt war die Kraft des Volkes gebrochen; aber noch bis 804 zuckten Aufstände empor und machten wiederholte Feldzüge nötig.
Inzwischen war der Herzog Tassilo von Bayern nach mehrfachen Empörungen (788) abgesetzt und Bayern in das Reich einverleibt und die von diesem aufgestachelten Avaren, ein türkisch-finnisches Nomadenvolk in der Ebene der Donau und Theiß, (791 — 96) besiegt worden. Zum Zweck der Ausbreitung des Christentums in diesen östlichen Ländern gründete Karl das Erzbistum Salzburg. Auch gegen die Slawen, die Sorben zwischen Saale und Elbe, die Wilzen zwischen Elbe und Oder — die n. von ihnen in Mecklenburg wohnenden Abotriten standen auf Karls Seite —, die Tschechen in Böhmen, sowie gegen die Dänen führte Karl glückliche Kriege.
29. b) Die Erneuerung des abendländischen Kaisertums 800.
a) Beweggrund. Die Ausdehnung des Reiches Karls, seine gewaltige Machtfülle, seine Stellung als Hort der Kirche und des christlichen Glaubens, die allgemeine Strömung der Zeit, zufolge der man seit der Entwickelung, die die Kulturwelt im Römischen Reiche genommen hatte, das geschichtliche Leben nur in der Form der Weltmonarchie denkbar fand, das alles führte nach längeren Verhandlungen mit Notwendigkeit zur Annahme des Kaisertitels.
ß) Ausführung. Papst Leo Iii., von Feinden in Rom bedrängt, floh zu Karl und wurde nach einer Untersuchung über die gegen ihn erhobenen Anklagen in seine Würde wieder eingesetzt. Weihnachten 800 setzte er dem König in der Peterskirche zu Rom nach der Messe unter jubelndem Zuruf des Yolkes eine goldene Krone aufs Haupt und huldigte ihm als Kaiser. Für Karl unangenehm überraschend war dabei nur der Augenblick der Ausführung und die schlaue, das Interesse der Kirche wahrende Art des Yerfahrens. Nach längerer Weigerung fügte sich Byzanz in das Unabänderliche.
y) Bedeutung. Die Annahme des Kaisertitels („translatio Imperii a Romanis ad Francos“) veränderte Karls Stellung völlig: als
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Extrahierte Personennamen: Tassilo_von_Bayern Tassilo Karl Karl Karls Karl Karl Karls Leo_Iii Leo Karl Karl Karl Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Detmold Bayern Donau Salzburg Mecklenburg Karls Karls Rom Peterskirche Rom Byzanz Karls
130 Fünfte Periode. Von 1517 — 1g48. — Erster Abschnitt. Von 1517 — 1555,
Von beiden Parteien, der altkirchlichen wie der Reformpartei, wurde Karl jubelnd begrüßt. Aber er konnte nur ein Gegner der Reformation sein nach Geburt und Erziehung, nach seinem Charakter und seiner politischen Stellung.
1. In Gent (1500) geboren, in den Niederlanden erzogen und den Grundsätzen der spanischen Reformkirche nahestehend, besaß er für das Verlangen der deutschen Nation, deren Sprache er nicht sprach, gar kein Verständnis.
2. Wohl war der Augenblick günstig für einen deutschen König sich an die Spitze der in ihren Grundtiefen aufgeregten Nation zu stellen und nicht bloß eine nationale Kirche, sondern auch einen nationalen Staat zu gründen. Aber Karl war trotz bedeutender diplomatischer Befähigung nicht der Heros, solches zu vollbringen. Er war ein kühler Rechner, zäh und ausdauernd, aber greisenhaft schon als Jüngling, in dessen Seele nur das eine Ideal lebte, die Weltmacht des Kaisertums zu erneuern.
3. Dies schien ihm, der die habsburgischen Erblande in Deutschland, Burgund, große Teile Italiens, Spanien mit seinen Kolonien besaß, wohl möglich, hatte jedoch die Glaubenseinheit der Untertanen zur Voraussetzung. Seine gegnerische Stellung zu Franz I. im Herzogtum Burgund (§ 78) und in Italien (§ 99b) machten zudem Kämpfe wahrscheinlich, für die ihm die Bundesgenossenschaft des Papstes wünschenswert sein mußte; er erlangte sie endlich im Mai 1521.
105. b) Der Wormser Reichstag 1521, der im Januar eröffnet wurde, hatte sich mit der Frage der Reichsreform und der kirchlichen Angelegenheit zu beschäftigen. In der ersten Beziehung mußte Karl in die Einsetzung eines Reichsregiments für den Fall seiner Abwesenheit unter dem Vorsitz seines Bruders Ferdinand willigen, dem alle deutschen Gebiete Habsburgs übertragen wurden; das Reichskammergericht und die Kreiseinteilung (§ 99 a) wurden wieder ins Leben gerufen, die Kosten dafür von den Ständen übernommen und dem Kaiser für die beabsichtigte Romfahrt ein Heer zur Verfügung gestellt.
Was die kirchliche Frage angeht, so versuchte der päpstliche Nuntius (Gesandte) Aleander vergeblich den Kaiser zu einem vernichtenden Schritt gegen Luther zu bestimmen. Großen
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franz_I. Franz_I. Karl Karl Ferdinand
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46).
139
gebildet, zuerst (seit 1506) Pfarrer in Glarus, als Feldprediger in Italien Zeuge des entsittlichenden Einflusses der Reisläuferei1 und des fremden Goldes, dann (seit 1516) Leutpriester in Einsiedeln (in Schwyz), seit 1519 Prediger am großen Münster in Zürich, war im wesentlichen durch humanistische Studien, insbesondere von Erasmus beeinflußt, zum Reformator geworden. Nach dem ersten Streit mit dem Ablaßprediger Samson begann die Reformation in Zürich (seit 1523) und fand, zum Teil nach erbitterten Kämpfen, Eingang in Basel (Ökolampadius), Bern, Schaffhausen, Appenzell, Glarus, Graubünden, während besonders die inneren Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden,
Zug katholisch blieben.
Als Theologe radikaler und nüchterner als Luther, was namentlich in der Abendmahlslehre hervortrat, hielt Zwingli, der Republikaner, an dem Grundsatz der Machtvollkommenheit der Gemeinde fest; auch trägt seine Reformation neben dem religiös- t kirchlichen einen staatlich-nationalen Charakter. Im Gegensatz zu dem unberechtigten Übergewicht der Urkantone in der Bundes- Jw* Verfassung wollte er, ein großartiger Geist, der Schweiz eine Verfassung geben, deren Verwirklichung erst das 19. Jahrhundert
gesehen hat. Seine religiöse Auffassung hatte in zahlreichen süd-deutschen Städten Eingang gefunden. Da die Wittenberger sich ihr gegenüber ablehnend verhielten, versuchte Philipp von Hessen eine Einigung herbeizuführen; aber dieser Plan mißlangt u-bei dem Religionsgespräche zu Marburg^1529) vollständig;# W damit war auch der politische Einigungsversuch gescheitert.
ö) Der Augsburger Reichstag von 1530. Befreit aus neuer § iw. ' 1 ^ Türkennot durch die tätige Hilfe der Protestanten — Suleiman war (1529) vor Wien erschienen, aber nach kurzer Belagerung wieder abgezogen, — kam Karl V. 1530 nach Augsburg, trotz scheinbarer Milde entschlossen gegen die Ketzerei energisch vorzugehen. Die protestantischen Fürsten traten ihm standhaft entgegen, wie der alte Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach.
Am 25. Juni wurde ihm die von Melanchthon verfaßte — Luther befand sich währenddes in Koburg —, bis an die Grenze der
1) Reise — Kriegsfahrt; reislaufen = als Söldner Kriegsdienste tun.
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Philipp_von_Hessen Philipp Suleiman Karl_V. Karl_V. Georg_von_Brandenburg-Ansbach Melanchthon
Ii. Phiiipp Ii. von Spanien und der Abfall der Niederlande.
151
Die Perle seines Reiches waren die 17 Provinzen der Niederlande; sie waren das reichste, blühendste Land der Erde, Antwerpen die wohlhabendste Stadt der Welt. Sie erfreuten sich ausgedehnter Privilegien. In jeder Provinz gab es Provinzialstände („Staaten“), deren Ausschüsse die Generalstaaten bildeten, welche das Steuerbewilligungsrecht besaßen. Wenn auch Karl V. die starken reformatorischen Regungen, die namentlich in den germanischen Provinzen sich gezeigt hatten, durch seine blutigen „Plakate“ — freilich vergeblich — zu unterdrücken versucht hatte, so war er doch nicht unbeliebt gewesen. Die kalte, steife Art seines Sohnes entfremdete ihm das Volk von vornherein.
b) Ursachen und Beginn des Aufstandes. Als Philipp Ii, nach Beendigung eines Krieges mit Frankreich1 nach Spanien ging, ließ er als Statthalterin seine Halbschwester Margarete von Parma, eine Frau von männlichem Charakter, aber doch unklar in ihren Entschlüssen, zurück. Ihr zur Seite stand der Staatsrat, der sich aus dem höchsten niederländischen Adel und den höchsten spanischen Beamten zusammensetzte. Unter diesen war Margaretens eigentlicher Ratgeber Kardinal Granvella (d. J.), der Sohn des Ministers Karls Y., ebenso gewandt und talentvoll wie ehrgeizig.
Sogleich geriet die Regierung in Zerwürfnisse mit den Ständen und dem hohen Adel. Als dessen Führer traten hervor Wilhelm von Nassau, der Erbe der großen nassauischen Besitzungen in den Niederlanden und des souveränen Fürstentums Orange a. d. unteren Rhone (seitdem Prinz von Oranien), ein echt staatsmännischer Kopf2, der tapfere, aber leichtlebige und eitle Lamoral Graf Egmond und der Großadmiral Graf Hoorne^
1) In dem Kriege (1557 — 59) war Spanien mit England verbündet (Philipps Ii. Gemahlin war Maria „die blutige“, § 129). Die Spanier siegten unter Egmond über die Franzosen bei St. Quentin und Gravelingen (ö. von Calais), die Engländer verloren im Frieden aber Calais (1559).
2) Sein Beiname „der Schweiger“ beruht auf einem Irrtum. Er war lutherisch erzogen, später katholisch geworden; nach Ausbruch des Freiheitskrieges nahm er das calvinische Bekenntnis an. Die Religion stand ihm hinter staatsmännischen Rücksichten zurück.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp Margarete_von_Parma Granvella J. Karls_Y. Karls Wilhelm Egmond Philipps Philipps Maria Maria Egmond
Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums. 33
Wynfreth, aus vornehmem angelsächsischem Geschlecht, hochgebildet, erfüllt von Bekehrungseifer und als Organisator hochbegabt, suchte, im Gegensatz zu der bisherigen planlosen Weise der Glaubensboten, in engem Anschluß an den Papst und mit der Unterstützung des Staates das Christentum zu verbreiten. Von Gregor Ii., der ihm auch seinen Namen Bonifa-tius1 gab, mit ausdrücklicher Vollmacht versehen und der Beihilfe Karl Martells und Pippins versichert, wirkte er (seit 719) in Friesland, in Hessen, wo er die heilige Donarei che bei Geismar (unweit Fritzlar) fällte, in Thüringen und Bayern und gründete daselbst eine große Anzahl von Bistümern. Seine Bedeutung besteht darin, daß er als Missionar größere Erfolge als irgend einer seiner Vorgänger gehabt hat; daß er die fränkische Kirche reformiert, Zucht und sittliches Leben wiederhergestellt hat; daß er der Kirche eine gründliche, einheitliche Organisation und zwar die Metropolitanverfassung gegeben hat — vom Papst
zum Bischof, später zum Erzbischof ernannt, erhielt er Mainz
als Sitz zugewiesen —; daß er sie dem römischen Bischof unterstellt hat. Damit hat er nicht nur die Macht des Papstes erweitert, sondern auch der abendländischen Kirche und Kultur ihre Einheit und die Möglichkeit weiteren Fortschritts gegeben. Freilich kam nun ein tiefer Gegensatz in das deutsche Leben, der zwischen der römisch-christlichen und der germanisch-heidnischen Bildung. Wie stark die heidnische Anschauung noch blieb, zeigt z. B. die Auffassung, welche der Heliand von Christus hat. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis dieser Gegensatz einigermaßen ausgeglichen wurde.
Als infolge der größeren Annäherung Pippins und de^ Papstes (§ 27) Bonifatius sich beiseite geschoben fühlte, nahm er sein Jugendwerk wieder auf, ging zu den Friesen und ward 754 bei Dokkum erschlagen. Begraben wurde er in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda.
d) Erhebung Pippins zum König 751. Im Besitze königlicher §
Machtfülle tat Pippin unter Zustimmung, vielleicht auch auf Anregung des Papstes den letzten, naturgemäßen Schritt: er ließ
1) Wyn = Glück (bonum fatum). Brettschseider, Geschichtl. Hilfsbuch. Ii.
3
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Ii Gregor Karl_Martells Karl Pippins Christus Pippins Bonifatius Pippins Pippin
Vorbemerkung.
Seit dem 18. Jh. ist es üblich geworden, die Geschichte § 1. der Menschheit (worunter man immer im wesentlichen die antiken Kulturvölker und die romanisch-germanischen Völker verstand) in drei große Zeiträume, das Altertum, das Mittelalter und die Neuzeit, einzuteilen und das „Mittelalter“ vom Untergange des weströmischen Reiches (476) bis zur Reformation zu rechnen. Diese Gliederung entbehrt des wissenschaftlichen Grundes. Vielmehr haben die klassischen Yölker des „Altertums“ eine Entwickelung durchlaufen, die derjenigen der Völker des romanisch-germanischen Kulturkreises während des „Mittelalters“ und der „Neuzeit“ auffallend ähnlich ist. Dem trägt dieses Buch Rechnung und unterscheidet eine alte und neuere Geschichte, behält aber aus praktischen Rücksichten den Ausdruck Mittelalter gelegentlich bei, um den etwa elfhundertjährigen Zeitraum vom Ende des 4. bis zum Beginn des 16. Jh. mit einem Wort zu bezeichnen.
Die antike Kultur ist im wesentlichen von innen heraus abgestorben, als sie sich ausgelebt hatte. Je weiter diese Verwesung vorschritt, zu desto größerer Bedeutung gelangten zwei neue Mächte, das Christentum und die Germanen. Im 4. Jh. fangen diese die Kulturwelt zu beherrschen an. Damit beginnt auch der Schauplatz der Geschichte sich zu verändern: statt der Mittelmeerländer tritt Mitteleuropa, Deutschland, in den Vordergrund der Betrachtung.
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Iv. Deutschland am Ende des staufischen Zeitalters.
85
(§ 66), dessen Nachkommen in Anhalt bis heute regieren, während die Wittenbergische Linie 1422 erlosch. Im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg regierten die Welfen (§ 70), die sich später in mehrere Linien teilten. Die Grafen von Holstein wurden (1326) von Dänemark mit dem Herzogtum Schleswig belehnt. Weiter sind zu nennen die Grafschaft Oldenburg, der westliche Teil der Markgrafschaft Brandenburg und die Landgrafschaft Thüringen. Das hier regierende Haus erbte (1137) auch das Kernland von Hessen. Ludwig Ii. der Eiserne (12. Jh.) bändigte mit starker Hand seine unbotmäßigen Vasallen; Hermann I. (um 1200) erhob die Wartburg zu einem Mittelpunkte deutscher Dichtung. Der Mannsstamm des Geschlechts erlosch (1247) mit Heinrich Raspe. Nun kam es zwischen den Vertretern der weiblichen Linien zu einem langwierigen Erbfolgekriege. In Hessen folgte Heinrich von Brabant, der Stammvater sämtlicher Linien des hessischen Hauses; Thüringen kam an Heinrich den Erlauchten von Meißen-Wettin. Frühzeitig unabhängig geworden waren auf altsächsischem Boden auch die dortigen Erzbistümer (Bremen, Magdeburg) und die Bistümer (§ 31/?).
ß) Das Recht zeigt in der Periode von 1050 bis 1270 eine große Mannigfaltigkeit und Verworrenheit. Ein gemeines Recht gab es nicht, sondern eine Unzahl von partikularen Rechten.
Die Rechtsbildung geschah nicht, wie heute, von oben herab durch Gesetzgebung, sondern von unten herauf durch Beschlüsse der verschiedenartigen Körperschaften. Das Gewohnheitsrecht war ungeschrieben; privater Tätigkeit verdanken mehrere Rechtsbücher ihre Entstehung; das erste in deutscher Sprache ist der Sachsenspiegel des Ritters Eike von Repgow (um 1230). Seit Friedrich I. begann das römische Recht Einfluß zu erlangen; auch das kanonische (kirchliche) wurde wegen der steigenden Bedeutung der geistlichen Gerichte von Wichtigkeit.
2. Allgemeine Kulturfortschritte. § 75,
Der Sturz des Kaisertums und die Auflösung der alten Verfassung bedeutete keineswegs den Verfall der Nation; die kaiserlose Zeit war nicht die schreckliche schlechthin. Vielmehr
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Herzogtum_Braunschweig-Lüneburg Holstein Dänemark Hessen Hessen Magdeburg
14
Der Orient.
gefangen und eroberte Memphis: Ägypten wurde persische Provinz. Kambyses war argwöhnisch und herrisch. In der Heimat empörte sich ein Mager, der sich für den Bruder des Kambyses (Bärdija) ausgab, welchen der König tatsächlich hatte ermorden lassen. Kambyses starb auf der Heimkehr an seiner Verwundung.
§ 10. c) Darius. Zum Sturz des Thronräubers verband sich der nächste Thronerbe Darius mit sechs edlen Persern; er wurde König. Unter ihm erstreckte sich das persische Weltreich, 5 Mill. qkm groß mit etwa 50 Mill. Einwohnern, vom Ml bis zum Iaxartes, vom Hellespont bis zum Indus.
Darius ist der große Organisator des Reiches, der das Werk des Kyros vollendet hat. Wie alle großen Staaten des Orients war auch das Perserreich eine Despotie. In seinen Residenzen Susa, Persepolis, Babylon und Ekbätana, den Sitzen der Zentralregierung, umgab den König eine prunkvolle Hofhaltung. Zum Zweck der Verwaltung war das Reich in 20 Satrapien eingeteilt; der Satrap war der oberste Verwaltungsbeamte und Richter. Unter ihm blieben in manchen Gegenden die einheimischen Fürsten bestehen oder es wurden solche eingesetzt; so in den Griechenstädten, wo die Griechen sie „Tyrannen“ nannten. Im ganzen trug die Verwaltung des Reiches einen humanen, Kulturzwecke fördernden Charakter. Jede Landschaft hatte eine bestimmte Summe an Steuern zu zahlen und Truppen zum Reichsheere oder Schiffe zu stellen. An zahlreichen Orten waren Festungen angelegt, die durch Straßen verbunden waren, auf denen königliche Posten regelmäßig verkehrten.
Diese Einrichtungen kamen auch dem Handel zu gute; ihm war auch der Umstand günstig, daß Darius eine einheitliche Münze prägen ließ, auf der der König als Bogenschütze dargestellt war (1 Golddareikos = 231/, jg).
Von der Höhe der Kultur zeugt auch der persische Kunststil mit seinen schlanken Säulen und harmonischen Verhältnissen, der für die Monumentalkunst Indiens vorbildlich geworden ist.
Das persische Reich war durch Eroberung entstanden. Somit ist es begreiflich, daß Darius es durch Eroberung zu erweitern trachtete. Er unternahm einen Zug gegen die Skythen, die
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Extrahierte Personennamen: Kambyses Kambyses Darius Darius Darius Darius Darius Darius Darius Darius Darius
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Griechische Geschichte.
§13.
Thessalien und Böotien. Unter den Mineralien war in einigen Gegenden Gold und Silber, sowie der Marmor wichtig.
Griechenland zerfällt in drei Teile: Nordgriechenland, Mittelgriechenland und den Peloponnes.
1. Nordgriechenland umfaßt das größtenteils rauhe Gebirgs-land Makedonien und die durch das Pindusgebirge geschiedenen Landschaften Epirus und Thessalien. Epirus ist überwiegend gebirgig (hier lag bei Dodöna ein dem Zeus heiliger Eichenhain), Thessalien ein rings von Gebirgen umschlossener, vom Peneios-flusse bewässerter Talkessel; im Westen begrenzt Thessalien der Pindus, im Osten der Olymp und Ossa, zwischen denen der Peneios das herrliche Tal Tempe durchströmt.
2. Mittelgriechenland ist in seinem westlichen Teile ein rauhes Gebirgsland. Im östlichen lagen die Landschaften Phokis mit dem Parnaß, dem Sitze der Musen, an dessen Abhang sich das Apolloheiligtum zu Delphi befand, ferner Böotien und Attika, an dessen Westküste die Insel Salamis liegt. Die größte Stadt Böotiens war Theben, die Hauptstadt Attikas Athen, die Stadt der Göttin Pallas Athene. Eine Landbrücke, an deren schmälster Stelle Korinth liegt, führt hinüber zum
3. Peloponnes. Die Mitte der Halbinsel bildet das Bergland Arkadien. Im Osten liegt die Landschaft Ärgolis, im Süden Lakonien, dessen Hauptstadt Sparta war, und Messenien.
c) Klima, Landschaft. Infolge des schroffen Wechsels der Bodenformen auf kleinem Raume liegen scharfe klimatische Gegensätze dicht beieinander. Während in Messenien die Dattel reift, herrscht in den Gebirgen Arkadiens empfindliche Kälte. Auf einer einzigen Tagereise traf man im südlichen Arkadien Eis und Schnee, im Eurotastale vollen Frühling, während in Messenien die Saat zu reifen begann. Diese Fülle der klimatischen Gegensätze wirkte anregend und kräftigend.
Die griechische Landschaft weist eine Fülle von Reizen auf infolge des herrlichen Klimas, der Mannigfaltigkeit der Naturformen und Yegetationsgebiete auf engem Raume, des stetigen Zusammenhanges mit dem Meere, der bezaubernden Harmonie aller ihrer Teile, der Klarheit der Luft, der Bestimmtheit aller Formen, so daß sich mit ihr kein Land Europas vergleichen kann.
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