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1. Im neuen Deutschen Reich - S. 3

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Döllingersche Erklärung. — Kail). Adresse an Wilhelm I. — Bismarcks Stellung 3 Dank der katholischen Mitwelt und aller Freunde der im Recht gefriedeten Ordnung und die Anerkennung einer vom Wahn der Tages-meinurtgen unabhängigen Nachwelt wird der ungeschwächten proklamie-rung dieses großen Prinzips folgen. 4. Bismarcks Stellung zum Kulturkampf. Pa) Aus der Rede Bismarcks vom 30. Januar 1872.1 Ich habe es von krause aus als eine der ungeheuerlichsten Erscheinungen auf politischem Gebiete betrachtet, daß sich eine konfessionelle Fraktion in einer politischen Versammlung bildete, eine Fraktion, der man, wenn alle übrigen Konfessionen dasselbe Prinzip annehmen wollten, nur die Gesamtheit einer evangelischen Fraktion gegenüberstellen müßte: dann wären wir allerseits auf einem inkommensurabel Boden, denn damit würden wir die Theologie in die öffentlichen Versammlungen tragen, um sie zum Gegenstände der Tribünendiskussion zu machen. (Sehr gut! Sehr richtig ! Große Unruhe.) (Es war ein großer politischer Fehler, den die Herren vom politischen Standpunkte des Vorredners begingen, daß sie diese Fraktion überhaupt bildeten, eine rein konfessionelle Fraktion auf rein politischem Boden, indem sie ihre Glaubensgenossen aus den verschiedensten Fraktionen durch die Einflüsse, die ihnen zu Gebote standen, nötigten, sich ihnen anzuschließen. (Sehr wahr!) Uleine Herren, Sie nötigen mich dazu, auf das historische der Stellung der Regierung zu diesen Fragen einzugehen. Der Herr Vorredner hat selbst weitere Veröffentlichungen darüber in Russicht gestellt; ich will ihm das erleichtern. (Heiterkeit.) Ich huldige von Hause aus dem Grundsätze, daß jede Konfession bei uns die volle Freiheit ihrer Bewegung, die volle Glaubensfreiheit haben muß. Ich habe daraus bisher noch nicht die Konsequenz gezogen, daß jede Konfession gezählt werden müsse, und daß jede eine ihrer volkszahl ziffermäßig entsprechende Beteiligung an der Beamtenschaft haben müsse. ... So weit kommt aber der Herr Vorredner notwendig, wo soll das aufhören? Bei dem Ministerium fängt er an; die (Dberpräfidenten müssen also auch — ich weiß nicht, wie das Verhältnis ist, ich glaube nach dem Verhältnis wie 4 zu 7, ich will es auch nicht wissen (Heiterkeit) — gezählt werden; die Beamten in allen Regierungsbehörden natürlich auch. Nun kommt aber noch hinzu, daß die evangelische Konfession nicht ganz und gar aus einem Blocke ist. Sie können nicht (Evangelische und Katholische einander gegenüberstellen, die unierte preußische Landeskirche, die lutherische, die reformierte haben vollständig die analoge Berechtigung wie die katholische. Sobald wir den Staat in konfessionelle Stücke schneiden, 1 horstkohl, Die Reden des Fürsten oonbismarcf. Kritische Ausgabe. V, S. 231 ff.

2. Im neuen Deutschen Reich - S. 4

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
4 I. Der Kulturkampf an welchen jede Konfession ihren verhältnismäßigen Hnteil haben muß, so kommt auch noch die ganz beträchtliche Kopfzahl der jüdischen Bevölkerung in Betracht, deren Mehrzahl sich ja durch besondere Befähigung und Intelligenz für Staatsgeschäfte auszeichnet. (Große Heiterkeit.) wenn nun zur Herstellung des Friedens mit dem Staate also die Fraktion des Herrn Vorredners sich auf einem politischen Boden konfessionell konstituiert hatte und ihre politische Haltung in der Hauptsache von der Konfession abhängig machte, so konnte man nun fragen: sucht sie auf diese Weise den Frieden zu erstreben, indem sie ihre Macht zeigt? 3ch habe, als ich aus Frankreich zurückkam, die Bildung dieser Fraktion nicht anders betrachten können, als im Lichte einer Mobilmachung der Partei gegen den Staat (Sehr wahr!), und ich habe mich nun gefragt: wird dieses streitbare Korps, welches zweifellose Anhänger der Regierung aus ihren Sitzen verdrängt und eine solche Macht übt, daß es gänzlich unbekannte Leute, die in den Wahlkreisen niemals gesehen waren, bei der Wahl durch einfachen Befehl von hier aus durchsetzt — wird dieses streitbare Korps der Regierung verbündet sein, wird es ihr helfen wollen, oder wird es sie angreifen ? Ich bin etwas zweifelhaft geworden, als ich die Wahl der Führer sah, als ich sah, daß ein so kampfbereites und streitbares Mitglied, wie der Herr Vorredner (Abg. Windthorst), sofort an die Spitze trat, ein Mitglied, welches meinem Eindrücke nach — und ich bin ja berechtigt und verpflichtet, Rechenschaft über meine Eindrücke zu geben, da die Haltung der Regierung einer Fraktion gegenüber wesentlich von der politischen Richtung ihres Vorstandes abhängt — ein Mitglied, welches von Anfang an, aus Gründen, die ich achte und ehre, ungern und mit Widerstreben der preußischen Gemeinschaft beigetreten ist, ein Mitglied, das bisher niemals durch seine Haltung und durch die Färbung seiner Rede bekundet hat, daß es diesen Widerwillen überwunden habe, ein Mitglied, von dem ich noch heute zweifelhaft bin, ob ihm die Neubildung des Deutschen Reiches willkommen ist: in dieser Gestalt — sint ut sunt aut non sint — in dieser Gestalt die deutsche (Einigung annehmen will, oder ob er sie lieber gar nicht gesehen hätte; darüber bin ich noch immer int Zweifel. b) Hus der „Kanoffarebe“ Bismarcks vom 1§. Mai *872.1 Die Aufgaben einer Gesandtschaft bestehen ja einerseits im Schutze ihrer Landsleute, andererseits aber doch auch in der Vermittlung der politischen Beziehungen, in welchen die Reichsregierung zu dem Hofe, bei dem ein Gesandter akkreditiert ist, steht. Nun gibt es keinen auswärtigen 1 Horst Kohl, a. a. (D. V, S. 337f. — Der vom Deutschen Kaiser zum Botschafter beim päpstlichen Stuhl ernannte Kardinal Fürst hohenlohe wurde vom Papst nicht autorisiert. Die Beratung des (Etats im Reichstage gab Gelegenheit Zu der (Erörterung der Frage der Notwendigkeit dieser Botschafterstelle.

3. Im neuen Deutschen Reich - S. 17

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Erste sozialpolitische Kundgebung Bismarcks 17 Iii. Zur Sozialpolitik. Schreiben virmarckr vom \T. Nov. \St\ an den handelsminister Grasen Itzenplitz über positive Maßregeln zur sozialen Frage? Die neuere sozialistische Doktrin, insoweit sie namentlich mit der sogenannten Internationalen in Verbindung steht, rechnet überhaupt mit den jetzigen Staaten weder in ihrer nationalen noch in ihrer prinzipiellen Bedeutung. Sie weist deshalb auch jede Unterstützung und Kooperation der bestehenden Regierungen prinzipiell zurück und stellt an die Spitze ihres Programms die Forderung der Umformung der bestehenden Staaten in den sozialistischen Volksstaat. Line (Einmischung der bestehenden Staaten in die sozialistische Bewegung ist deshalb so wenig gleichbedeutend mit dem Siege der sozialistischen Doktrin, daß mir vielmehr die Hftion der gegenwärtig herrschenden Staatsgewalt als das einzige Mittel erscheint, der sozialistischen Bewegung in ihrer gegenwärtigen Verirrung Halt zu gebieten und dieselbe insbesondere dadurch in heilsamere Wege zu leiten, daß man realisiert, was in den sozialistischen Forderungen als berechtigt erscheint und in dem Rahmen der gegenwärtigen Staats- und Gesellschaftsordnung verwirklicht werden kann? 1 Pofchinger, Aktenstücke zur Wirtschaftspolitik des Fürsten Bismarck Ii, S. 164 bis 167. * 3n diesem bedeutsamen Satze liegt der Kettn und Grundgedanke unserer ganzen späteren Gesetzgebung zum Schutze der wirtschaftlich Schwachen. Fürst Bismarck stand mit seiner Auffassung im Staatsministerium vereinzelt da, erhielt aber bald von außen Unterstützung. Hm 6. (Oktober des Jahres 1872 hatte sich nämlich in Eisenach auf den Ruf mehrerer Lehrer der Staatswissenschaften eine freie Versammlung von einigen hundert Männern aus allen bürgerlichen Kreisen und aus allen politischen Parteien (der heutige „verein für Sozialpolitik" — die sog. Kathedersozialisten) zusammengefunden, um die wichtigen Fragen, welche die Verbesserung unserer volkswirtschaftlichen Verhältnisse betreffen, gemeinsam zu besprechen. 3n dem einleitenden vortrage, welchen einer der Urheber der Versammlung (Gustav Schmoller, Halle) hielt, äußerte er sich über die Auffassungen derer, welche die Versammlung berufen, wie folgt: „Wir geben zu, daß die Aufgaben des Staates, je nach den Kulturverhältnissen, bald engere, bald weitere sind; niemals aber betrachten wir ihn als ein notwendiges, möglichst zu beschränkendes Übel; immer ist uns der Staat das großartigste sittliche Institut zur Erziehung des Menschengeschlechts. Aufrichtig dem konstitutionellen System ergeben, wollen wir doch nicht eine wechselnde Klassenherrschaft der verschiedenen einander bekämpfenden wirtschaftlichen Klassen,' wir wollen eine starke Staatsgewalt, welche, über den egoistischen Klasseninteressen stehend, die Gesetze gebe und die Verwaltung mit gerechter Hand leite, die Schwachen schütze, die unteren Klassen hebe. Erfüllt von der Notwendigkeit der Reform, predigen wir doch keinen Umsturz aller bestehenden Verhältnisse; wir verwahren uns gegen alle sozialistischen versuche. Wir erkennen nach allen Seiten das Bestehende, die bestehende volkswirtschaftliche Gesetzgebung, die bestehenden Formen der pro-

4. Im neuen Deutschen Reich - S. 31

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Grundlage der vreibundspolitik Zi nur nicht beizustehen, sondern mindestens eine wohlwollende neutrale Haltung gegen den hohen Mitkontrahenten zu beobachten. Wenn jedoch in solchem Halle die angreifende Macht von seiten Rußlands, sei es in 5orm einer aktiven Kooperation, sei es durch militärische Maßnahmen, welche den Angegriffenen bedrohen, unterstützt werden sollte, so tritt die im Artikel 1 dieses Vertrages ftipulierte Verpflichtung des gegenseitigen Beistandes mit voller Heeresmacht auch in diesem Halle sofort in Kraft, und die Kriegsführung der beiden hohen Kontrahenten wird auch dann eine gemeinsame bis zum gemeinsamen Friedensschluß. Rrt. 3. Dieser Vertrag soll in Gemäßheit seines friedlichen Charakters und um jede Mißdeutung auszuschließen, von beiden hohen Kontrahenten geheim gehalten und einer dritten Macht nur im Einverständnisse beider Teile und nach Maßgabe spezieller (Einigung mitgeteilt werden. Leide hohe Kontrahenten geben sich nach den bei der Begegnung in Alexandrowo ausgesprochenen Gesinnungen des Kaisers Alexander der Hoffnung hin, daß die Rüstungen Rußlands sich als bedrohlich für sie in Wirklichkeit nicht erweisen werden, und haben aus diesem Grunde zu einer Mitteilung für jetzt keinen Anlaß; — sollte sich aber diese Hoffnung wider (Erwarten als eine irrtümliche erweisen, so würden die beiden hohen Kontrahenten es als eine Pflicht der Loyalität erkennen, den Kaiser Alexander mindestens vertraulich darüber zu verständigen, daß sie einen Angriff auf einen von ihnen als gegen beide gerichtet betrachten müßten. 2. Reichstagsrede Birmarckr vom 6. Zebruar 1(888 über die politische Lage? wenn ich sage, wir müssen dauernd bestrebt sein, allen (Eventualitäten gewachsen zu sein, so erhebe ich damit den Anspruch, daß wir noch größere Anstrengungen machen müssen als andere Mächte zu gleichem Zwecke, wegen unserer geographischen Lage. wir liegen mitten in (Europa, wir haben mindestens drei Angriffsfronten. Frankreich hat nur feine östliche Grenze, Rußland nur seine westliche Grenze, auf der es angegriffen werden kann. wir sind außerdem der Gefahr der Koalition nach der ganzen (Entwickelung der Weltgeschichte, nach unserer geographischen Lage und nach dem vielleicht minderen Zusammenhang, den die deutsche Nation bisher in sich gehabt hat im vergleich mit anderen, mehr ausgesetzt als irgendein anderes Volk. Gott hat uns in eine Situation gesetzt, in welcher wir durch unsere Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Trägheit oder Versumpfung zu geraten. (Er hat uns die kriegerischste und unruhigste Ration, die Franzosen, an die Seite gesetzt, und er hat in Rußland kriegerische Neigungen groß werden lassen, die in früheren Jahrhunderten nicht in dem Maße 1 Ejorft^Kohl, a. a. ®. Xii, S. 455ff.

5. Von 1789 - 1807 - S. 12

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
12 l. Die französische Revolution 5lrtikel 17. Indem das (Eigentum ein unverletzbares und heiliges Recht ist, so kann dasselbe niemandem entzogen werden, wenn es nicht die allgemeine, gesetzlich erwiesene Notwendigkeit erfordert, und nur unter der Bedingung einer gerechten und vorher ergangenen Entschädigung. Anwendung dieser Grundsätze. Da die Nationalversammlung willens ist, die französische Verfassung nach den Grundsätzen, welche sie soeben anerkannt und erklärt hat, einzuführen, so hebt sie hiermit unwiderruflich die (Einrichtungen auf, welche die Freiheit und die Gleichheit der Rechte verletzen. (Es gibt keinen Höet, keine pairswürde mehr, weder erbliche Auszeichnungen, noch Klassenunterschiede, noch Feudalrecht, weder patri-monialgerichte, noch irgendeinen der Titel, eine der Benennungen und Vorrechte mehr, die davon abstammen, weder einen Ritterorden noch eine der Körperschaften und (Ehrenzeichen, für welche man seinen Höet zu beweisen verlangte, ober welche Auszeichnungen der Geburt voraussetzten, noch irgendeine andere Obergewalt als die der öffentlichen Beamten in der Ausübung ihrer Amtspflichten. — (Es gibt weder Verkäuflichkeit, noch Erbrecht irgendeiner öffentlichen Stelle mehr. — (Es gibt für keinen Teil der Nation, noch für irgendein Individuum, weder ein Privilegium noch eine Ausnahme von dem allgemeinen Recht der Franzosen. — (Es gibt keine Geschworenen bei den Handwerkern mehr, noch Körperschaften von Professoren, Künsten und Handwerkern. — Das Gesetz erkennt weder religiöse Gelübde noch irgendeine andere Verpflichtung an, welche mit Den natürlichen Rechten oder mit der Verfassung in Widerspruch stünden. * b) Mirabeaus Rede im vallhause am 23. Juni 1789.1 Als der Königliche ®l>erstzeremonienmeister Marquis de Breze die Aufforderung des Königs an die Stände, auseinanderzugehen und in Zukunft getrennt zu tagen, Den zurückbleibenden Vertretern des öritten Standes wiederholte, rief ihm Itiirabeau entgegen: „3a, mein Herr, wir haben die Meinung vernommen, die man dem Könige in den Mund gelegt hat. Sie aber, der Sie gegenüber den Reichsständen sein (Drgan nicht sein können, Sie, der Sie weder Sitz noch Stimme hier haben, noch ein Recht zu sprechen, Sie sind nicht befugt, uns seine Rede ins Gedächtnis zurückzurufen. Um indessen jede Weitläufigkeit und Zögerung zu vermeiden, erkläre ich Ihnen: U)enn man Sie beauftragt hat, uns hier zu entfernen, müssen Sie sich den Befehl zur Anwendung von Gewalt verschaffen; denn wir werden nur der Gewalt der Bajonette weichen." 1 Bitterauf, Geschichte der französischen Revolution, 1911, S. 26f.

6. Von 1789 - 1807 - S. 6

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
6 I. Die französische Revolution weise aus der Vereinigung aller übrigen bildet, wurde ehemals Stadt genannt und heißt jetzt Republik oder Staatsförper. Seine Mitglieder nennen ihn im leidenden Zustande Staat, im tätigen Zustande Oberhaupt, im vergleiche mit anderen seiner Art Macht. Die Gesellschaftsgenossen führen als Gesamtheit den Hamen Volk und nennen sich einzeln als Teilhaber der höchsten Gewalt Staatsbürger und im Hinblick auf den Gehorsam, den sie den Staatsgesetzen schuldig sind, Untertanen. Aber diese Ausdrücke gehen oft ineinander über und werden miteinander verwechselt,' es genügt, sie unterscheiden zu können, wenn sie in ihrer eigentlichen Bedeutung gebraucht werden. . . . (Aus dem I. Buch) von welcher Seite aus man auch auf das Prinzip zurückgehen möge, stets gelangt man zu demselben Schlüsse, nämlich, daß der Gesellschaftsvertrag unter den Staatsbürgern eine derartige Gleichheit herstellt, daß sich alle auf dieselben Bedingungen hin verpflichten und alle derselben Rechte genießen müssen. . . . (Ii. Buch, 4. Kap.) Der Abfasser der Gesetze hat demnach keine gesetzgebende Berechtigung oder sollte sie doch nicht haben, und selbst wertn es wollte, kann das Volk auf dieses unmittelbare Recht nicht verzichten, weil nach dem Ur-vertrage nur der allgemeine Wille die einzelnen verpflichtet und es sich erst nach der freien Abstimmung des Volkes mit Sicherheit bestimmen läßt, ob der Wille des einzelnen mit dem allgemeinen in (Einklang ist. (Ii. Buch, 7. Kap.) Bei der Untersuchung, worin denn eigentlich das höchste Wohl aller, welches der Zweck eines jeden Systems der Gesetzgebung sein soll, besteht, wird man finden, daß es auf zwei Hauptgegenstände hinausläuft, Freiheit und Gleichheit, Freiheit, weil jede Abhängigkeit des einzelnen eine ebenso große Kraft dem Staatskörper entzieht, Gleichheit, weil die Freiheit ohne sie nicht bestehen kann. Ich habe bereits auseinandergesetzt, was bürgerliche Freiheit ist; was nun die Gleichheit anlangt, so ist unter diesem Worte nicht zu verstehen, daß alle eine durchaus gleich große Kraft und einen genau ebenso großen Reichtum besitzen, sondern daß die Gewalt jede Gewalttätigkeit ausschließt und sich nur kraft der Gesetze und der Stellung im Staate äußern darf, daß ferner kein Staatsbürger so reich sein darf, um sich einen andern kaufen zu können, noch so arm, um sich verkaufen zu müssen. (Ii. Buch, 11. Kap) Sobald das Volk als souveräne Körperschaft rechtmäßig versammelt ist, hört jede Tätigkeit der Regierung auf, Sie Macht der Exekution ist zeitweilig aufgehoben, und die Person des letzten Bürgers ist so heilig und unverletzlich wie die der ersten Magistratsperson,- denn wo die vertretene'person selber auftritt, da gibt es keinen Vertreter mehr. (Iii. Buch, 14. Kap)

7. Von 1789 - 1807 - S. 24

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
24 Ii. Napoleon I. c) Kbdankungsurlunde des Deutschen Kaisers.1 Wir, Franz der Zweite, von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser usw. Had) dem Abschlüsse des preßburger Friedens war Unsere ganze Aufmerksamkeit und Sorgfalt dahin gerichtet, allen Verpflichtungen, die Wir dadurch eingegangen hatten, mit gewohnter Treue und Gewissenhaftigkeit das vollkommenste Genüge zu leisten und die Segnungen des Friedens Unsern Völkern zu erhalten, die glücklich wiederhergestellten friedlichen Verhältnisse allenthalben zu befestigen und zu erwarten, ob die durch diesen Frieden herbeigeführten wesentlichen Veränderungen im Deutschen Reiche es Uns ferner möglich machen würden, den nach der kaiserlichen Wahlkapitulation Uns als Reichsoberhaupt obliegenden schweren Pflichten genugzutun. Die Folgerungen, welche mehreren Artikeln des preßburger Friedens gleich nach dessen Bekanntmachung und bis jetzt gegeben worden, und die allgemein bekannten Ereignisse, welche darauf im Deutschen Reiche statthatten, haben Uns aber die Überzeugung gewährt, daß es unter den eingetretenen Umstanden unmöglich sein werde, die durch den Wahlvertrag eingegangenen Verpflichtungen ferner zu erfüllen- und wenn noch der Fall übrig blieb, daß sich nach för-berfamer Beseitigung eingetretener politischer Verwicklungen ein veränderter Stand ergeben dürfte, so hat gleichwohl die am 12. Juli zu Paris unterzeichnete und seitdem von den betreffenden Teilen genehmigte Übereinkunft mehrerer vorzüglichen Stände zu ihrer gänzlichen Trennung von dem Reiche und ihrer Vereinigung zu einer besonderen Konföderation die gehegte (Erwartung vollends vernichtet. Bei der hierdurch vollendeten Überzeugung von der gänzlichen Un-möglichkeit,diepflichtenunfereskaiserlichenamtes'län-gerzu erfüllen, sind wir es Unsern Grundsätzen und unserer würde schuldig, auf eine Krone zu verzichten, welche nur so lange wert in Unsern Rügen haben konnte, als wir dem von Kurfürsten und Ständen und übrigen Angehörigen des Deutschen Reiches Uns bezeigten Zutrauen zu entsprechen und den übernommenen Obliegenheiten ein Genüge zu leisten imstande waren. wir erklären demnach durch Gegenwärtiges, daß wir das Band, welches Uns bis jetzt an den Staatskörper des Deutschen Reichs gebunden hat, als gelöst ansehen; daß wir das reichsoberhauptliche Amt und würde durch die Vereinigung der konferierten rheinischen Stände als erloschen und Uns dadurch von allen übernommenen pflichten gegen das Deutsche Reich losgezählt betrachten und die von wegen desselben bis jetzt getragene Kaiserkrone und geführte Kaiserliche Regierung, wie hiermit geschieht, niederlegen. Wien, den 6. August im Jahre 1806. Franz. 1 Ghilannq, Diplomatisches Handbuch, 2. Teil, S. 22.

8. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 740

1877 - Leipzig : Teubner
740 Mimiambi 3 Vorgebirge Korykeion (j. Koraka), Argen-non (j. (£. Blanco) und Melaina (j. Kara Btt-run) bildet; den 7 Millien breiten Hals dieser Halbinsel befahl Alexander d. Gr. zu durchstechen. Rom. Od. 3, 172. Thue. 8, 34. Ov. met. 2 222. Strab. 14, 645. Mimiamben s. Jambische Poesie. Mimnermos, Mipvsqfiog, aus Kolophon, griechischer Elegieendichter, zwischen Ol. 37—45. (630 — 000 v. C.) blühend, ein älterer Zeitgenosse des Solon. Er lebte in einer Zeit, wo seine Vaterstadt durch die lydischeu Könige die Freiheit eingebüßt und sich einem weichlichen, schwelgerischen Leben hingegeben hatte. Dieses hatte Einfluß auf den Charakter seiner Elegie; abweichend von seinen Vorgängern hält er sich fern von allem politischen Leben und bespricht blos seine eigenen particulären Interessen und Stimmungen in weicher Sentimentalität, die nichts Höheres kennt als sinnlichen Lebensgenuß. Er hat zuerst und vornehmlich die erotische Elegie ausgebildet. Er liebte eine Flötenspielerin Nanno; da er aber schon dem Greisenalter nahe stand, so war er, wie es scheint, nicht glücklich in seiner Liebe und erging sich in weichen, tief gefühlten Klagen über die Kürze der Jugeudblüthe und das" Unglück eines häßlichen und verschmähten Alters. Nach dem Namen seiner Geliebten benannte er eine geordnete Sammlung von'liebeselegieen in 2 Büchern. Er scheint übrigens boch noch Sinn für kriegerische Tapferkeit gehabt zu haben; benn er dichtete eine Elegie auf eine Schlacht bcr Smyr-itaier gegen beu Lyderkönig Gyges. Strabon nennt ihn einen Kvxrjtrjs ccfiu kki noi.rizrjg f/lf-ysias; ob er aber seine eigenen Elegieen in Musik gesetzt und ans (zu) der Flöte vorgetragen habe, ist wol zweifelhaft. Es finb nur noch wenige Fragmente von ihm vorhanden, die durch die Schönheit und beu natürlichen Reiz der Sprache fesseln, gesammelt in Schneibewins Delectus poet. elegiaci., von N. Bach (1826) und in Bergk's poet. lyr. Gr. p. 408 ff. Abhanblungen von Sckiöne-ntnnit (1823) und Marx (1831). Mimos, rnimus, eigentlich ein Nach- ahmer, besonders ein mimischer Schauspieler, der feilte possenhafte Nachahmung bestimmter Personen ober auch der Thierstimmen (Phaedr. 5, 5. Auson. epigr. 76.) auf Straßen und Plätzen der umstehenden Menge zum Besten gab, auch wol während der Tafel vornehme Leute (Flut. Süll. 2. ü. 36.) ergötzte. Diese Sitte würde dann auch ans die Bühne selbst verpflanzt und entwickelte sich ba aus einem einfachen Zwiegespräch zu einem förmlichen Schauspiel. Der griechische Mimos entstaub in ©teilten, und feine erste Ausbilbting knüpft sich an den Namen ©ophroit (f. die Monogr. von Gryfar, 1838. Jahn, prolegg. ad Pers. p. 93 ff.). Heitere Laune, gutmüthiger Witz, feine Beobachtungsgabe und Nachahmungstalent zeichneten die Griechen in Sieilien besonders ans. Stoff zur Satire und zum Scherze boten nicht blos die damaligen politischen Verhältnisse, sondern ganz besonders auch die vielen ländlichen Feste und Lustbarkeiten, welche bort alljährlich, vorzugsweise für die Demeter, angestellt würden. Sophrons Talent bestaub nun vorzüglich in treuer Zeichnung der verschiedenen Stäube, ihrer Sitten und Lebensverhältniffe. Und biefe Darstellungen n — Mimos. des S. finb die tu>ot. Sie zerfielen in ernste welche einen ethischen Zweck hatten (onovdcdoi), und tu spaßhafte (yeaotot), welche durch possir-liche Darstellung der verschobenen Menschenclassen und ihrer Eigenthümlichkeiten Lachen erregen wollten. Auch kommt die Benennung uvsqsioi. '/.al ywccltisioi vor, je nachbem sie männliche ober weibliche Charaktere vorführten. Zwar waren die Mimen des S. keine neue literarische Schöpfung, ba sie in den mimischen Spielen der Sikelioten überhaupt enthalten waren; allein die Kunst der Darstellung, die Treue und Originalst gaben ihnen, obgleich sie in Prosa abgefaßt waren, beit Werth einer Dichtung. So spricht sich schon Aristoteles aus (poet. l, 8.). Da S. die Denk- und Redeweise der niedern Stände und ihre Gewohnheiten in seinen Bildern Mischen Lebens auffaßte und darstellte, so war natürlich der Ausdruck und Ton etwas derb und starkdoch treffend und witzig und mit Späßen und Sprichwörtern des gemeinen Mannes durchflochten. Für Ausführungen auf der Bühne waren sie nicht bestimmt, wenn sie auch einen Theil mancher festliches Lustbarkeit bildeten. Um es kurz- zu sagen: S. hat durch seine Mimen das, womit man sich bei solchen Gelegenheiten ans dem Stegreife belustigte, in die Literatur eingeführt (Sammlung der Bruchstücke von Botzon, 1867). Platon verpflanzte diese Minien nach Athen und benutzte ^sie für feine Dialoge; Theo-kritos gab ihnen, Ton und Charakterzeichnung glücklich nadjahtnenb, ein sauberes und poetisches Gewand, so daß daraus eine neue Gattung bcr Poesie, das Idyll, entstaub. Auch auf den römischen Satiriker Persius hat S. einen unverkennbaren Einfluß ausgeübt. — In gleicher Weise, wie tu Sieilien aus beut Volksleben und Volkswitze der griechische Mimos hervorging, entstaub in Unteritalien der römische. Dieselben Um-stäube riefen auch hier mimische Darstellungen hervor, welche vielleicht schon frühzeitig in zwei wesentlich verschobene Formen, in den mimischen Dialog und in den theatralischen Mimus, übergingen. Der erstere, dem griechischen Mimos vergleichbar, war extemporirt, bot wetteisernb eine populäre, witzige Beredsamkeit ans und bezweckte Lachen. Der theatralische Mimus bagegen gesellte sick) als Nachspiel und Ergänzung zu den. Tragöbien unter dem Namen exodium (s. d.)' und war ein echt römisches Product. Liv. 7, 2. Der Stoff der mimi war dem gemeinen Leben entnommen, und wegen der komischen Ncidjahntun-gen aller Eigenthümlichkeiten desselben, besonders bei der Darstellung bestimmter volkstümlicher Charaktere (daher rj&olöyoi, Tföotioiol, in qui-bus describuntur hominum mores, vgl. Cie. de or. 2, 59.), mochte man diesem Spiele den Namen mimus gegeben haben. Da der M. lediglich auf die Lachlust der Zuschauer berechnet war, so war er in feiner Darstellung possenhaft und derb, und Obscönitäteu machten einen Hauptbestandteil ans. Ein bestimmter, im voraus berechneter und streng durchgeführter, Plan war in den Mimen wol kaum zu finden, der Zusammenhang scheint locker und lose, das Ende nicht durch die Anlage, sondern von der Lust und Laune der Spielenden bedingt und abhängig gewesen zu sein. Die niedergeschriebenen und schriftlich abgefaßten Mi-

9. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 787

1877 - Leipzig : Teubner
Nomenclator — Nofxog. werden). Zuweilen wurde auch der eigentliche Name aus irgend einem Grunde später mit einem andern vertauscht. So hieß Platon ursprünglich Aristokles, erhielt aber den Namen Platon von seiner breiten Stirn, wie Diogenes Laertios erzählt, Theophrast urspr. Tyrtamos u. s. w. Die Griechen hatten in der Regel nur einen Namen, dem dann der Name des Vaters, um Verwechselung zu vermeiden, beigefügt wurde. Dies Nannte man Tzazqo&Ev Svofjittgsiv, £7tovo[Mxt;£l,V. Im täglichen Leben ertheilte der attische Volkswitz auch Spitznamen, körperlichen oder geistigen Gebrechen, auffallenden Gewohnheiten und Handlungen entlehnt. So entstanden auch Namen, die von Thieren, von der Farbe der Haare oder des Gesichts hergenommen waren, z. B. ’Axantrj^ *.Elacpog, ’Iktivos, Ktxngog, Köque,, Kccqhivog, Ilvqqog, Sav&og, Mslocg u. ct. Die Sklaven wurden gewöhnlich nach ihrem Vaterlande benannt (Svqog, riacpxayäv, @q<x£) , bald ttoch ihrem Aeußern (Ilvqqiug, Suv&iag), oder nach gewissen Eigenschaften (zjq6(jlcdv, Ta%c6v, Ihxqiis-vcov). Auch Thiere erhielten Namen. Die Rosse des Achilleus heißen bei Homer (11. 19, 400.) Eüv&og und Bühog (Fuchs mit) Schecke). Für die Namen der Hunde empfiehlt Xenophon (cyn. 7, 5.) Kürze, damit man sie leicht aussprechen könne, wie Wv%r\, Gvfiog. Ebenso waren wie in unserer Zeit die Schiffe nicht ohne Namen. — Ii. Die Römer führten gewöhnlich 3 Namen, von denen der erste praenomen, z. Ss. Marcus, Gaius, Gnäus, Publius u. a., am 9. Tage nach der Geburt (dies nominalis oder lustricus) den Söhnen beigelegt wurde. Der zweite Name ist der der gens (nomen, nomen gentilicium), wie Junins, dorne-lius, Aelius, Afrauins, Cäcilius, Calpurnius, Gabinius, Licinius, Claudius u. s. tu. Der dritte Name ist das cognomen, zur Unterscheidung der in der gens enthaltenen stirps ober familia, s. Familia. So gehörtet: zur gens Cornelia viele familiae, z. Ss. die plebejischen Dolabellae, Lentuli, Cethegi, Cinnae, und die patricischen Scipiones, Sullae, Maluginenses, Rufini u. s. w. Außer biefen 3 Namen führten viele ttoch einen vierten (agnomen), z. B. die Sci-ptonett den Nomen Asiaticus, Asricauns, Nasica, welcher Name theils zur Bezeichnung der engeren Familie biente, theils die großen Thaten des Trägers verherrlichte. Die Aboptirten erhielten den vollständigen Namen des Adoptivvoters, führten aber ihren Familiennamen mit der Endung -änus fort, z. Ss. P. Cornelius Scipio Africonns Aemilianus, P. Licinius Crosstis Mucionns Dives it. s. w. Oft wurden diese vollen Nomen abgekürzt, und man ließ sowol das nomen gentilicium als das cognomen weg, z. 33. M. Agrippa, C. Morins, C. Mummius u. s. tu. In der Kaiserzeit wurden die Namen sehr vervielfacht und auf einander gehäuft. — Die Töchter führten den Geschlechtsnomen, wie Tnllia, Cornelia, Livio, und unterschieden sich durch Beisetzung von maior und minor oder auch durch die Zahl. — Die Freigelassenen machten ihren bisherigen Sklavennamen zum cognomen und nahmen praenomen und nomen gentilicium ihres Freilagers an, z. B. L. Cornelius Chrysogonns, der bekannte Freigelassene des (Bulla, M. Tullins Tiro u. s. tu. Die Freigelassenen von Städten bildeten sich ein 787 nomen gentilicium von dem Nomen der Stadt, z. 93. P. Pisaurius Achilles (von Pisaurutn in Umbrien ntanumittirt). Die Namen der Sklaven s. Servi. Vgl. Ellenbt, de cognomine et agnomine Romano (1853). — In allgemeinerer Beziehung wurde nomen auch gebraucht als der Schuldposten, der in dem Hauptbuche von einem Schuldner auf den Neimen eines andern, der die Schuld von da an übernahm (nomen "Tacere), eingetragen wurde, transscriptio a persona in personam. Solche Umwandlung der bisher bestanbenen Obligation in eine neue hieß novatio. Bonum nomen bezeichnete einen sicheren Gläubiger (Cic. ad fam. 5, G.), lenta nomina, non mala (Sen. de den. 5, 22,) einen säumigen. In gerichtlicher Beziehung hieß nomen deferre eine Anklage erheben, nachdem der quaesitor die Erlaubniß baztl gegeben (nomen recipere). Cic. Ver r. 2, 28. 38. — Bei den militärischen Aushebungen war nomen dare gleich respondere, nachdem der Name des betreffenden aufgerufen worden (citare). Nomenclator (nomenculator und numuncla-tor) hieß der Sklove von starkem Gedächtniß und großer Personenkenntniß, welcher seinem Herrn sowol bei dem Ausgehen als zu Hause die Nomeu der Bürger angeben mußte. Bei Amtsbewerbungen war diese Dienstleistung sehr wichtig. Den Magistraten stand ein nom. zur Seite, und im kaiserlichen Haushalt fehlten solche Sklaven auch nicht. Nomentänus, L. Eassius, ein berüchtigter Schlemmer in Rom zur Zeit des Horaz (Hör. sät. 1, 8, 11. 2, 3, 226 ff.); von ihm wird erzählt, Sallustius habe ihm seinen Koch um eilte große Geldsumme abgekauft. - Ein anderer N. wird von Horaz in den Satiren (2, 8, 23. 60.) gerühmt und der Weise zubenannt. Nomentum, Näfisvzov, j. La Mentana, eine ursprünglich latinische, dann ober sobinische Stadt, 14 Mill. nordöstlich von Rom, von welcher die frühere Via Ficulensis den Nomen Nomentana erhielt; auch eilt Thor Roms hieß Portanomen-tana. Der Wein der Umgegend war sehr gut. Liv. 1, 38. 4, 22. 32. 8, 14. Verg. A. 6, 773. 7, 712. Strab. 5, 228. 238. Nominis delatio und receptio s. Iudicium publicum unter Process, Ii. No/uo(fv^axsg, Name einer Behörde mit verschiedener Ausgabe in den verschiedenen hellenischen Staaten: 1) tu Sparta und anderen dorischen Staaten, z.b. in Byzanz und Lokroi, Behörden, welche über die Aufrechterhaltung der Gesetze, besonders in den berathenden Versammlungen, wachten und den Einzelnen zur Beobachtung derselben anzuhalten hatten. — 2) in Athen eine Behörde, aus sieben Männern bestehend, zur Zeit des Cphi-altes eingesetzt. Als dieser dem Areopag das Oberaufsichtsrecht über die Staatsverwaltung nahm, wurde den Nomophylakes die Beaufsichtigung und Eontrole des Raths, der Volksversammlung und der Beamten zur Verhütung gesetzwidriger Handlungen übertragen. Später, zür Zeit des Deine-trios Phalerens, sollen die Eilftttättiier vojiocpv-Ictxsg genannt worden sein; oder Demetrios erneuerte jene bald wieder eingegangene Aussichtsbehörde. — 3) In Kerkyra wurde vor ihnen von verwalteten Geldern Rechenschaft abgelegt, wie sonst vor Logisteu und Enthynen. Nö/uos, 1) s. Gesetzgebung. — 2) s. Mu-50*

10. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 789

1877 - Leipzig : Teubner
Nortia —Notae. norisches Eisen und norischer Stahl waren berühmt und wurden besonders m der großen Waffenfabrik zu Lanreacum verarbeitet. Nachst-dem waren Viehzucht und Gewinnung des Salzes Quellen für den Erwerb der Bewohner. Der Name des keltischen Volkstammes war Taurrf-cr d i Bergbewohner (Tauern heißen noch jetzt ; o ie norischen Berghöhen); erst die Römer brachten von der Hauptstadt Noreja den Namen Norici auf Zu ihnen kamen fpäter die 23 o j e r, welche aber zu der Zeit, als die Römer das Land eroberten von den Geten schon vernichtet waren. Als einzelne Stämme werden genannt: dre se-vaees zwischen Inn und Donau, die Halaum int Salzbnrgschen, die Ambidravi au der Drau. Asn Noricum bestand lange Ztit selbständige Äömgs-Herrschaft (Caes. b. c. l, 18.), mit Rom fand Handelsverbindung besonders über Aqnileja statt. Nachdem Tiberius und Drnsns aber Rätien unterworfen hatten, kam im Jahre 13 v. C. die Reche auch an Noricum, welches eine kaiserliche Provinz wurde und durch 3 Donauflotten, Besatzungen und zahlreiche Colonieeu gesichert wurde. Unter den Städten sind zu nennen an der längs des Danubius vou Augnsta Vindelicormn nach Vindobona führenden Straße: Bojodnrum, Joviacum, Ovilaba, Lanreacnm, Arelate, Namare, die Festung Cetinm. Weiter südlich: Bedajnm und Jnvavnm, endlich die Hauptstadt Noreja. Nortia, etruskische Schicksalsgöttiu, die den Hanpsitz ihrer Verehrung in Volsinii hatte, wo in ihrem Tempel calendarische Nägel eingeschlagen wurden. Liv. 7, 3. Juv. 10, 74. Nossis. Noogls, eine Dichterin aus Lokroi um Ol. 115—120, v. C. 320—300, in den Kanon der neun lyrischen Dichterinnen (der 9 Musen) aufgenommen. Wir besitzen von ihr 12 Epigramme. Nööxoi s. Epos, 4. Nota censoria s. Censor. Notae, Grjfi^icc, Abkürzungen, deren sich die Griechen und Römer beim Schreiben bedienten. Die griechischen Abbreviaturen sind nur aus Inschriften und einigen Papyrosrollen bekannt, mib sie verdanken, abgesehen vom stenographischen Zwecke, theils wirklichem Bedürfnisse, theils zufälligen äußerlichen Umständen und in ihrer verschiedenartigen Form der Verschiedenheit und Laune des Geschmacks ihre Entstehung. Auf wirklichem Bedürfnisse beruhten ohne Zweifel die Zahlzeichen. Die ältesten Zahlen waren die sogenannten numeri decadici. I bedeutet die Einheit, also Ii 2, Iii 3, Iiii 4; ferner wurden die Anfangsbuchstaben der Zahlwörter nivx^ Fex«, sxutöv (nach der alten Schreibart Hkaton), %th<x, (ivqia für diese Zahlen gebraucht, also Ii oder P 5, d 10, Ii 100, X 1000, M 10,000. Zn n wurden so viele Einheiten gesetzt, als in der Zählung bis 10 erfordert wurden, Iii = 6, nu = 7, nin = 8, nun = 9. Die übrigen Zeichen wurden so oft gesetzt, als die Summe es erforderte: Ad — 20, z/zm = 30, Hh = 200, Xx = 2000. Stieg aber die Zahl auf 50, 500, 5000, so wurden die Zahlzeichen von 10, 100, 1000 in ein Tl gesetzt, also P 50, P oder P 500, P 5000. Durch zwei-, drei-, viermalige Zusetzung der Zeichen I, 4, Ii, X konnten die Zahlen und Summen aller beliebigen Gegenstände ausgedrückt werdeu. Sehr gewöhnlich 789 wurden diese numeri decadici zu Geldberechnuu-geii auf Inschriften gebraucht. Auf deu attischen ist die vorherrfchende Rechnung die nach Drachmen, und diese sind immer unter den einfachen Zeichen Ii, d, X, M und den ans ihnen zusammengesetzten zu verstehen; I dagegen bezeichnet nicht die Drachme als Einheit, sondern den Obo-los für die Drachme diente das Zeichen \~. Ein Talent wurde durch T bezeichnet, Summen vou 2-4 Talenten wurden durch mehrmalige Wiederholung diefes Zeichens ausgedrückt, Tt = 2 Tal. it. f. w.; bei größeren wird das T mit den Zahlzeichen Ii, A, H monogrammatisch verbunden. — Neben diesen Zahlzeichen wurden auch die 24 Buchstaben des Alphabets gebraucht. Dieses System war natürlich nur für kleine Zahlen oberem aus 24 Theilen bestehenbes Ganzes zu gebrauchen, wie die Ilias und Obyssee, bereu Gesänge barnach von den alexaudrinischeu Grammatikern bezeichnet wurden. Man erfand daher ein anderes, wodurch man jede beliebige Zahl leicht ausdrücken konnte. Man reihte das alte Digamma zur Bezeichnung der Zahl 6, das Koppa 7 für die Zahl 90 und das sogenannte Hü/atzt als 900 ein. Das letztere stnbet sich jeboch nur aus Papyrosrollen. Nun zählte man A bis / = 1 — 10 und von da immer von 10 zu 10 fortschreitend K—p = 20—100, währenb die Einer wieder durch deu Zusatz aus der Reihe A—& gebildet wurden. Die Tausende begannen wieder mit A und wurden durch einen Strich zur Sinke» des Buchstabens, z. B. Ib = 2000, von den einfachen Zahlen unterschieden. — Die übrigen Abbreviaturen lassen sich auf folgende 4 Punkte zurückfuhren : 1) auf eigentliche Abkürzungen, indem Worte um mehr oder weniger Buchstaben abgekürzt wurden, wobei das Maß der Abkürzung ganz beliebig war, z. B. dg, uqx, ^Qzov, uqz°vz, für ü'gjtoyrog; — 2) Quf Sigcititren, bcfonbcry häufig bei Buchstaben von quadrater Form, wo der Enbstrich des einen zugleich den Anfangsstrich der andern bitbet; z. B. taffen sich in dem Worte Mnhmh etwa 5 Buchstaben verbinben: ftnivh. 3) auf monogrammatische Verknüpfung einzelner Silben, indem diese nicht neben einanber stehen, fonbern eutiveber über einanber gesetzt ober in einanber verschlungen werben, am häufigsten bei Buchstaben vou runbcr Form; 4) eigentliche Monogramme, Verschlingungen mehrerer Buchstaben eines Wortes als Zeichen für das Wort. — Bei den Römern lassen sich 4 verschiebene Arten des Schreibens neben der gewöhnlichen Buchstabenschrift annehmen: l) Buchstabenschrift mit unveränderten ober nur wenig veränberteu Schriftzügen, jedoch mit Abkürzungen; 2) Buchstabenschrift mit unveränderten Schriftzügen, aber mit Veränderung der Bedeutung der Buchstaben (Geheimschrift); 3) Buchstabenschrift mit ganz veränderten Schrift-rügen und Abkürzungen (notae Tiromanae); 4) symbolische Zeichenschrift. Als Abkürzungen stehen statt des vollständig geschriebenen Wortes ein oder auch zwei und drei Anfangsbuchstaben, z. B. M. statt Marcus, li. statt li-berius, Cos. statt consul. Die Wiederholung desselben Buchstaben bezeichnet bald den Plural, coss = consules, oder bei einzelnen Buchstaben eine so große Zahl der bezeichneten Personen, als der Buchstabe wiederholt ist, Mmm = Marci
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