Regionen (OPAC): Lippe, Schaumburg-Lippe, Waldeck, Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
34 Die Fürstentümer.
Ix. pie Fürstentümer.
1. Das Fürstentum Lippe-Detmold.
Das Fürstentum Lippe-Detmold hat einen Flächeninhalt von 1222 qkm
mit 128400 Ew.. darunter 121000 Ref. und Lutheraner, 5000 Katho
Wen, 2000 Israeliten. Es bildet ein zusammenhängendes Ganzes zwischen dem
linken Weserufer und dem Teutoburger Walde in schöner Abwechselung von Hügel
und Ebene. Die höchsten Erhebungen sind der Köterberg (500m), der Velmer-
stot, (470 m) und die Groteuburg, (390 in) mit dem Hermannsdenkmal (f.
Bild S. 45) bei Detmold. Die Keuperformatiou herrscht im ganzen Lande vor.
Zum Fürstentum Lippe-Detmold gehört als sog. Exklave an der Lippe
das Amt Lipperode-Kappel, unter dem preußischen Amtsgericht Lippstadt.
Von diesem ältesten Besitz des aus der Karolingerzeit stammenden Geschlechts
ist der Name Lippe auf die später erworbeneu Besitzungen zwischen Weser
und Teutoburger Wald übertragen worden.
Das lippische Land berührt mit einer Spitze die Weser, in welche die
andern Flüsse des Landes: Werre, Exter, Kalle sich ergießen; die Emmer
durchfließt den südöstlichen Teil des Fürstentums.
Das Klima ist milde und gesuud, im Mittel 0—4° C. Hauptbeschäftigung
der Bewohner ist Ackerbau und Ziegelbrennerei. Außer Raseneisen, Schwefel-
kies, Braunkohle und Schiefer liefert das Land keine Mineralien. Mineralquellen
find zu Meinberg und Salzuffeln, an letzterem Orte auch eine Saline; auf
den Höhen überall stattlicher Hochwald. Alljährlich ziehen 12 000 Ziegel-
brenner in alle Lande, auch über Deutschland hinaus, und kehren mit reichem
Lohne zurück. Die Industrie beschäftigt sich mit Cigarrenfabrikation, Leinen-
Weberei, Gerberei und Brauerei, aber nur in geringem Umfange. Die
Lemgo er Meerschaumwaren sind weit und von alters her berühmt. Die
Stärkefabrik Hoffmann & Cie. in Salzuffeln ist hervorzuheben, weil sie
die größte dieser Art auf dem Kontinent ist.
Bis 1529, wo die Reformation unter Simon V. Eingang fand, hießen die Herrscher
des Landes Edelherrn, unter diesen großartige Gestalten wie Bernhard I. (1113—1144j,
der dem Geschlechte den Namen von der Lippe zulegte, Bernhard Ii., Hermann Ii., deren
jüngere Brüder mehrfach die deutschen Bischofsstühle, besonders in Münster und Pader-
born, zierten. 1529 nahm Simon V. den Grafentitel an. Dessen Enkel Simon Vi.
(1563—16j3) trat zur reformierten Kirche über. Er ist der Stammvater der beiden
Linien von Lippe. Sein ältester Sohn stiftete die Linie Lippe-Detmold; sein jüngster
nach dem Aussterben der alten Grafen von Schaumburg 1649 die Linie Schaumburg-
Lippe lbückeburg). Im Jahre 1729 wurde Simon Heinrich Adolf in den Reicks-
sürstenstand erhoben und dessen Enkel Leopold 17s9 in dieser Würde bestätigt.
1897 wurde Lippe-Detmold als Rheinbundsstaat souverän und trat 1813 dem deutschen
Bunde bei. Die damalige Fürstin-Witwe Paul ine (f 1822) gab dem Ländchen die
erste Konstitution (Verfassung). Der gegenwärtig regierende Fürst heißt Friedrich
Waldemar, geb. 18. April 1824.
Das ursprüngliche Geschlechtswappen, die „Lippische Rose", ist eine süns-
blätterige rote Rose im silbernen Felde, das jetzige Wappen ein Schild mit
neun Feldern; die Landesfarbe ist Gelb-Rot.
Seit 1786 gilt im Lande Gemeinschaft der Güter unter Ehegatten; bei
den Bauerngütern herrscht Unteilbarkeit und Anerbrecht. Das Fürstentum
bildet einen eignen Landgerichtsbezirk mit dem Sitz des Landgerichtes in
Detmold. Als Oberlandesgericht fungiert laut Vertrag vom 4. Jan. 1879
das preußische Oberlandesgericht in Celle.
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Extrahierte Personennamen: Kalle Simon_V. Bernhard_Ii Hermann_Ii Simon_V. Simon_Vi Simon_Heinrich_Adolf Heinrich Adolf Leopold_17s9 Leopold Friedrich
Waldemar Friedrich Jan
Extrahierte Ortsnamen: Köterberg Groteuburg Detmold Lippstadt Meinberg Deutschland Lemgo Schaumburg Detmold Celle
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V. Geschichtliche Entwicklung.
15
deren Vorsteher, meist den Geschlechtern der großen adligen Grundherrn
(Dynasten) entnommen, sind die vom Kaiser ernannten Gaugrasen. Später
wird das Grafenamt erblich; auch erscheinen gegen Ende der Karolingerzeit
wieder sächsische Herzöge mit bestimmten Hoheitsrechten. Beim Erlöschen
eines Grafen- bzw. Dynastengeschlechts übertragen die Kaiser vielfach den
Bischöfen die Gerichtshoheit, das Grafenamt in der erloschenen Grafschaft,
das dann durch bischöfliche Vögte ausgeübt wird. So werdeu die westfälischen
Bischöfe allmählich auch Landesherren, stehen aber bis zum Sturze des Herzogs
Heinrichs des Löwen (1180) unter der militärischen Oberhoheit der Herzöge
von Sachsen. Seit dieser, Barbarossas, Zeit werden die westfälischen
Bischöfe völlig zu Landesherrn. In Südwestfalen und Engern erhält
der Erzbischof von Köln die Herzogsgewalt. Als 1368 der letzte Graf von
Arnsberg sein Land au den kölnischen Stuhl übergeben hatte, wurde das
kölnische Süderland (Sauerland), auch Herzogtum Westfalen genannt, eingeteilt
in die Quartiere von Arnsberg (Vorort), Werl, Rüthen und Brilon mit
29 Städten und 9 Flecken, unter dem kurfürstlichen Landdrosten in Arns-
berg. Unter Kaiser Maximilian kam das kölnische Herzogtum Westfalen nicht
zum westfälischen, sondern zum niederrheinischen Kreise, hielt sich bis zur
Napoleonischen Zeit, wo es 1803 an Hefseu-Darmstadt kam, dessen Großherzog es
1816 nach dem Wiener Kongreß an Preußen abtrat. — Innerhalb der Bistümer
erhielten sich in Westfalen noch mehrere alte Grafschaften selbständig, manche
mit fürstlichem Charakter bis in die Jetztzeit, fo Lippe, Pyrmont, Wal-
deck. Die Grafschaften Ravensberg (Hptst. Bielefeld) und Mark (Hptst.
Hamm) kamen 1614 an Brandenburg; ferner Lingen 1702, Tecklenburg
1707 an Preußen, die Grafschaft und einzige freie Reichsstadt in Westfalen,
Dortmund, kam 1815 an das Königreich.
Bei Dortmund mit seiner uralten, in den letzten Resten versterbenden
Femlinde sei mit einigen Worten der westfälischen Feme gedacht.
Das westfälische Femgericht oder Freigericht war die einzig in West-
falen zwischen Rhein und Weser dnrch Jahrhunderte verbliebene Fortsetzung
der karoliugisch-kaiserlicheu Grafengerichte, gehandhabt durch Freie (Schöffen)
über Freie, unter Vorsitz eines von den Freischöffen gewählten und vom Kaiser,
seit 1180 vom Erzbischof vou Köln als kaiserlichem Oberstuhlherrn in
Westfalen zu bestätigenden Freigrafen. In Sachsen rechts von der Weser,
sowie in allen anderen deutschen Ländern tritt nach der Karolingerzeit überall
das landesherrliche, bischöfliche, fürstliche, herzogliche, vogteiliche usw. Ge-
richt ein; nur iu Westfalen wird infolge der großen Anzahl dort frei ver-
bliebener ritterlicher, bäuerlicher und städtischer Grundbesitzer, neben und
gewissermaßen trotz den sich ausdehnenden Gerichten der Bischöfe, Äbte und
kleinen Landherren, das altfächfische Volksgericht im Namen und unter
Schutz des Kaisers, der die Freigrasen mit dem Blutbanne belehnte, fort-
geführt. Im Gegeusatz zu den landesherrlichen Gerichten wurde dieses Gericht
der Freischöffen auch stilles, heimliches Gericht genannt. Die Feme war
indes schon zu Kaiser Karls Iv. Zeit bis auf wenige Stühle (Arns-
berg, Dortmund u. a.) erloschen, als dieser Kaiser, um die kaiserliche Macht
den Kurfürsten gegenüber zu stärken, überall in Westfalen die eingegangenen
alten Freistühle wieder aufrichtete, ja fogar außerhalb Westfalens solche
neu einsetzte. Seit dieser Zeit konnten auch Nichtwestfalen aus dem
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Barbarossas Barbarossas Maximilian Maximilian Karls