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sich hierdurch an seiner Ehre gekränkt. Die gegenseitige Unzu-
friedenheit wurde durch die Einwirkung ihrer Näthe nicht nur
unterhalten, sondern bis zur Erbitterung gesteigert. Unter denen
Wilhelms zeichnete sich in dieser Hinsicht Apel von Vitz-
thum, der den Churfürstcn persönlich haßte, besonders aus.
Wiewohl mehrere benachbarte Fürsten es versuchten, die Ha-
dernden zu versöhnen, so scheiterten doch alle ihre Bemühungen
an der beharrlichen Thatigkeit, mit welcher Apel von Vitzthum
das Kriegsfeuer anzuschüren bemüht war. Gewohnt/ sich rasch
zu entschließen, zu stolz, um einen zu rasch gefaßten Entschluß
zurückzunehmen, zu streng über seinem Worte haltend, selbst wenn
es in Uebcreilung gesprochen war, hatte Wilhelm den Plan des
Krieges schon entworfen, schon die Hülfstruppcn Podiebrads,
zu dessen mächtiger Bundesgenoffenschaft ihm Vitzthum verhelfen
hatte, an sich gezogen, ehe Friedrich sich überzeugen konnte,
daß es seinem Bruder mit dem Kriege ein wirklicher Ernst sey.
Vergebens waren jetzt gütliche Vorstellungen; umsonst das Er-
bieten des sanftmüthigcn Churfürsten, Alles zu thun und einzu-
gehen, was nur irgend mit Würde und Ehre bestehen könne.
Wilhelm sah in diesen Acußcrungen nur hülflose Schwäche;
seine Freunde reizten seinen Eifer noch mehr, und nun zeigte sich
eins der traurigsten Bilder, die uns die Geschichte je aufzustcllen
vermag — das Bild eines blutigen Krieges zwischen zwei Brüdern.
llnaufhaltsam drang Herzog Wilhelm mit einem, durch
Podiebrads Hülfsvölkcr verstärkten Heere in Sachsen ein. Un-
vermeidlich war nun der Krieg und Friedrich mußte sein Land
mit bewaffneter Hand schützen. Das Heer wurde aufgcbotcn,
die Vasallen zogen ihre Mannen zusammen, und auch Ritter Kunz
von Kaufungen, obgleich nicht des Churfürsten Lehnspflich-
tiger, meldete sich, Dienste in seinem Heere nachsuchcnd. Mit
Freuden ward der durch seine Tapferkeit berühmte Krieger ausge-
nommen und einem Heerhaufen bcigesellt, den einer der biedersten
Männer seiner Zeit, der Ritter Nicollaus von Pflug, führte.
Herzog Wilhelm zog über Plauen und Greiz auf Gera,
einen festen Platz, an dessen Erhaltung dem Churfürsten Alles
gelegen war; seine Wegnahme sollte um jeden Preis verhindert
werden. Von Altcnburg aus, wo das kleinere Heer unter Pstug
und Kaufungcn sich gesammelt hatte, mußte dieses, der bedrängten
Stadt zu Hülfe zu eilen, vorrücken und stellte sich zwischen ihr
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Apel_von_Vitzthum Wilhelm Hülfstruppcn_Podiebrads Friedrich Friedrich Ernst Wilhelm Wilhelm Friedrich Friedrich Ritter_Kunz
von_Kaufungen Ritter_Nicollaus_von_Pflug Wilhelm Altcnburg
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und dem Flecken Nonneberg auf. Gera ward nichtsdestowe-
niger am 10. Oct. 1450 durch Wilhelm mit Sturm genommen,
geplündert und in Brand gesteckt; fünftausend ihrer Bewohner,
welche sich in eine Kirche geflüchtet hatten, wurden nicdergehauen
und die Stadtmauern geschleift. Dafür rächten sich Friedrichs
Völker in Thüringen, wo der Ritter Hermann von Harras
an einem Tage sechszig Dörfer anzünden ließ.
Selbst, inmitten dieser Kriegsgreuel verlcugnete Friedrich
der Sanftmüthige seinen Character nicht. Als ihm einst
in der Hitze des Treffens von einem Kanonier das Anerbieten
gethan ward, sein Geschoß auf seinen Bruder zu richten, um sv
den verderblichen Krieg mit Einem Streiche zu enden, antwortete
er „Schieß, wie du weißt, aber triff nur meinen Bruder nicht!"
— Ebenso großmüthig bewies sich der Edle nach der Einnahme
der Stadt Freiburg. Hier verlangte er von der Obrigkeit,
daß sie ihm huldigen und mit ihm gegen seinen Bruder die Waffen
ergreifen sollte. Die Rathsherrcn aber, welche, eingedenk des
ihrem rechtmäßigen Landesvater geleisteten Eides der Treue, sich
hierzu nicht verstehen wollten, zogen in Proceffion mit entblößten
Häuptern, das Sterbehemd über dem Arme tragend, vom Rath-
hause nach dem Marktplatze. Voran ging der Bürgermeister
Nico laus Weller von Molsdorf, ein ehrwürdiger Greis
mit schneeweißem Scheitel. Dieser erklärte dem Churfürsten offen
und furchtlos, wie sie ihren dem Herzoge Wilhelm geleisteten
Eid nimmer brechen könnten und lieber ihre Köpfe verlieren, als
meineidig werden wollten. Gerührt wendete der Churfürst sein
Noß, klopfte den biedern Greis auf die Achsel und sagte: „Nicht
Kopf weg-, Alter, nicht Kopf weg! so ehrlicher Leute bedürfen
wir noch länger!" — Endlich, nach langem Blutvergießen,
bewirkte die Vermittelung des Kaisers Friedrich, sowie das
persönliche Zusammentreffen der beiden Brüder in der Gegend
des zerstörten Gera einen Vergleich, welcher, am 27. Januar
1451 zu Naumburg geschlossen, zwischen denselben eine völlige
Aussöhnung zur Folge hatte. —
Der Churfürst, ein Mann, der, wie oben erzählt, eine solche
Mäßigung besaß, der auch im Feinde den Bruder nicht ver-
kennen konnte, scheint nicht wohl fähig gewesen zu scyn, sich
gegen Kunz von Kaufungen einer Ungerechtigkeit schuldig
gemacht zu haben, und dennoch war es in dieser Uebcrzeugung,
5*
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrichs
Völker Friedrichs Hermann_von_Harras Friedrich Friedrich Nico_laus_Weller Wilhelm Friedrich Friedrich Kunz_von_Kaufungen
Extrahierte Ortsnamen: Nonneberg Thüringen Freiburg Molsdorf Gera Naumburg
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ihm dm dadurch erlittenen Schaden zu ersetzen, und endigte damit,
daß er Kaufungcn die verlangte Entschädigung bestimmt abschlug.
„Ist das euere letzte Erklärung, Churfürst Friedrich?" fragte
der Ritter und trat dem Fürsten näher. „Meine letzte, festste-
hende Erklärung!" crwiederte dieser. „Gut — war Kunzens
stolze Antwort — dann seh' ich mich genöthiget, auf Rache zu
denken!"
Mit diesen Worten wendete er sich um, den Garten zu ver-
lassen. — Unerklärbar bleibt es, wie ein sonst weiser Fürst
gerade hier so schwach handeln konnte, den also drohenden Frev-
ler ungehindert gehen zu lassen, — noch uncrklärbarer, wie er sich
selbst so tief hcrabsetzcn konnte, seine Verlegenheit unter einem
unwürdigen Scherze zu verbergen und dem Davoneilenden nach-
zurufen: „Hört, Ritter Kaufungcn, wenn ihr euch ja rächen
wollt, so verbrennt wenigstens diefische in meinem Teiche nicht!"—
Die um den Fürsten stehenden Höflinge hielten sich verpflichtet,
denselben für den, ihm durch die Unterredung verursachten, sicht-
lichen Verdrliß zu entschädigen — und laut belachten sie einen
Einfall, den Kaufungen mit kochendem Blute, mit geballter Faust
anhörte; wüthend und durch den Spott ganz außer sich gesetzt,
verließ dieser das Schloß.
Kunz , ohne eines eigentlichen Zwecks, ohne einer bestimmten
Absicht sich bewußt zu seyn, eilte aus Altcnburgs Thoren. Al-
les, was er zu fühlen vermochte, war glühende Rachbegicr; sein
feststehender Entschluß, bei ihrer Befriedigung nichts, nicht des
Interesses seiner Familie, nicht der eigenen Ehre, nicht des eige-
nen Lebens zu achten. So viel Besonnenheit jedoch war ihm
geblieben, daß er, geleitet von einem gewissen Gefühle des Stol-
zes, kein gemeines, von jedem Mörder oder Mordbrenner zu lei-
stendes Verbrechen ausüben wollte; die That sollte das Gepräge
des Außerordentlichen, des Großen tragen. In dem Glauben,
an Ort und Stelle um so eher einen -Plan entwerfen zu können,
kehrte er am dritten Tage zur churfürstlichen Residenz zurück und
durchstrich oft die Ilmgegend des Schlosses. Hier war cs, wo
er eines Abends dem ältesten Sohne des Churfürsten, dem Prin-
zen Ernst begegnete, und plötzlich drängte sich ihm der Gedanke
auf, den Hülflosen zu entführen und ihn so lange versteckt zu
halten, bis der Vater ihm seine Forderungen bewillige. Er würde
seinen Vorsatz auf der Stelle ausgcführt haben, wäre ihm für
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ritter_Kaufungcn Kunz Ernst
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zu seinem Freunde, dem Ritter von Mockau, welcher um den
Plan wußte. Mosen und Schönfcls dagegen hielten sich auf ei-
ner, unfern von Gnad stein am Walde gelegenen Burg, Kau-
fungen gehörig, verborgen, woselbst auch die übrigen Theilnehmer
des Frevels, nach und nach, sich bis zur festgesetzten Stunde
cinfinden sollten. —
Von einer Unruhe ergriffen, wie er sie nie gefühlt, reis'te
der edle Fürst Friedrich ab. Es war ihm, als harre seiner ein
Unglück, als werde sein Herz auf eine ungewöhnliche Art ver-
wundet werden. Mit unnennbarer Innigkeit gahm er Abschied
von seiner Familie, besonders aber von seinen beiden Prinzen,
Ernst und Albert. Kaum war er aus dem Schlosse, als von
dem Verräther Schwalbe schon ein Bote an Kaufungen abging,
und sogleich schlich Schweinitz mit der Strickleiter in einem Sacke,
der übrigens mit Heu ausgefüllt war, zum Thore herein und in
einen wohlbekannten Stall, wo er seine Bürde versteckte. Dann
suchte er Schwalbe auf. Beide brachten den Tag bei der Wcin-
siasche zu und holten am Abende die Leiter herbei, mit welcher
der Knappe sich, den Monrag über, in Schwalbe's Zelle ver-
borgen hielt. Schon am Spätnachmittage entfernten sich, der
Einladung des Kanzlers folgend, alle Hofieute. Die Churfürstin
(eine Schwester Kaiser Friedrichs Iii.) hatte sich mit ihren Kam-
merfrauen und den Kindern in ihre Zimmer zurückgezogen und so
herrschte schon bei cinbrechendem Abende im Schlosse und auf
dem weiten Hofraume tiefe Stille. Schweinitz und Schwalbe
kamen aus ihrem Hinterhalte hervor und besahen sich die Stelle,
wo sie nach Kunzens Vorschrift die Strickleiter befestigen sollten.
Es war ein Fenster im Mittelgebäude, auf einer Ncbcntreppc, die
vom unteren Stockwerke hinauf in das zweite führte, gewährte
die Aussicht auf den nordöstlichen Theil der Stadt und befand sich
an der Hauptfronte des Schlosses, da, wo unter dessen riesigem
Baue noch die ungeheueren Felfen, auf welche es gegründet, ihre
Arme hcrausstreckcn. Einige Fuß tief unter demselben, wo das
Gemäuer seinen Anfang nahm, schoß der Berg jählings ab, un-
gefähr zwanzig Schritte bis in den Weg, der unten am Wasser-
graben vorübcrführte.
Düster und stürmisch stieg die Nacht herauf; einzelner dün-
ner Regen fiel und machte die undurchdringliche Finsterniß noch
grausiger. Alles im Schlosse war wie todt, und aus der Stadt
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Extrahierte Personennamen: Mockau Gnad Friedrich Friedrich Ernst Albert Schweinitz Friedrichs Schweinitz
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und das Beil des Henkers schwebe schon über der Schuldigen
Häuptern! — Bis h sicher hatte der Verleumder seine Fassung
bewahrt, nun aber übermannte ihn Bestürzung; er zitterte, wie
erfaßt von Todcsschauern und — verstummte. — Da vernichtete
ihn vollends der auf ihn fallende, schrecklich drohende Blick des
Königs: „Bischof! — rief dieser ihm in fürchterlichem Tone zu
— das eurer Verbrechen ist voll. Was euch hier wider-
fahrt, soll eure Macht, sie zu Haufen, vernichten. Ich würde
euch auf das Blutgerüste führen lassen, wollte ich der Nache des
Ewigen vorgreifen. Aber ich stoße euch aus der Versammlung
meiner Edeln und brandmarke euch, öffentlich, in meinem ganzen
Reiche und unter allen rechtschaffenen Menschen zum Betrüger,
Verleumder und Schurken. Ein sicheres Geleit wird euch über
Ungarns Grenzen hinauswerfen; jeder Schritt zurück führt euch
zum Tode."
Der sächsische P r i n z e n r a u b.
Unter Kaiser Friedrich Iii., dessen schwache Regierung
(v. Rotteck nennt sie „ein Zuschauen vom Throne herab")
Ruhestörern aller Art freien Spielraum gab und das Recht
ohne Stütze ließ, erhoben sich in Deutschland auch die ver-
derblichen Befehdungen mit erneueter Wuth — nicht bloß zwischen
Standen und Standen, sondern selbst zwischen Innungen und
Dienerschaften, wider sich selbst, sowie wider Städte oder Fürsten.
Unter den bedeutenderen Händeln in dieser Epoche zeichnet sich,
sowohl durch Ungewöhnlichkeit, wie durch Kühnheit, keine Bege-
benheit so aus, als der Raub der beiden sächsischen Prinzen
Ernst und A l b r e ch t durch den Ritter Kunz v o n Ka u fu n g e n,
veranlaßt durch einen Krieg zwischen Friedrich dem Sanft-
müthigen, Churfürsten von Sachsen, und dessen Bruder W i l-
helm, beides Söhne Churfürst Friedrich des Streitbaren.^)
*') Während des Hussitcnkricges erlosch die Sachsen - Wittcnbcrgisehe oder
churfürstliche Linie des Hauses Askanicn. Obwohl Sachsen - Lauenburg,
der gemeinschaftlichen Abkunft wegen, die Nachfolge ansprach, verlieh
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Rotteck Ernst Kunz Friedrich Friedrich Söhne_Churfürst_Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Deutschland Sachsen Sachsen Sachsen Lauenburg
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in ihre Arme. Frcudenthränen stoffen aus den Augen der edcln
Frau auf den wiedercrhaltenen Liebling herab; süße Namen gab
sie ihm und führte ihn an der Hand, von dem rauschenden Frcu-
dcngefchrei ihres Volkes begrüßt. Hierauf ergriff sie des alten
Köhlers rußige Hände, sie mit dankbaren Thränen benetzend;
befahl dann, daß der Zug in derselben Ordnung sich zum Schlosse
wenden solle, und hier, wo die Thüren der Kirche geöffnet waren,
strömte Alles, von Margaretha angeführt, in das Gotteshaus,
um in frommem Gebete dem Höchsten für ihres Fürstensohnes
wunderbare Errettung zu danken.
Als von Kaufungcns Frcvclthat die erschütternde Kunde am
Tage darauf zum Churfürsten nach Leipzig gelangte, eilte dieser,
außer sich vor Schreck, mit seinem Gefolge geraden Wegs nach
Chemnitz, um von dort, wenn Kunz, wie zu vermuthen, die
Prinzen wirklich nach Böhmen bringen sollte, diesen sogleich Nach-
eilen und von Podicbrad ihre Auslieferung erlangen zu können.
Seiner Gemahlin ließ er die Bitte zukommcn, sich ebenfalls dort-
hin zu begeben. Kaum aber war er hier angelangt, als auch
schon die freudige Botschaft einging, daß Albert befreit und Kunz
gefangen sey. Des andern Tages kam auch die Churfürstin mit
dem Prinzen an, und der erfreute Vater umarmte unter Zähren
tiefer Rührung seinen ihm wiedergeschenkten Sohn. Nachdem
man ihm gesagt, wem er die Errettung desselben verdanke, ließ
er den Köhler Schmidt zu sich kommen, aus seinem Munde die
näheren Umstände der Begebenheit zu erfahren, und forderte ihn
dann auf, sich für den seinem Hause erzeigten großen Dienst ei-
ne Gnade zu erbitten. Der bescheidene, genügsame Mann bat
bloß um die Erlaubnis;, in dem Walde, worin er den Prinzen
befreit, so viel Holz fällen zu dürfen, als er seine Lebenszeit
hindurch noch verkohlen werde. Friedrich gewährte ihm nicht nur
das, sondern schenkte ihm auch überdies ein Freigut im Dorfe
Eckersbach bei Zwickau, nebst einem jährlichen Deputate
von vier Scheffeln Korn, welche noch heut zu Tage der Aeltcste
aus diesem Gefchlechte in männlicher Linie aus dem Rcntamte zu
Zwickau erhält.") Zugleich wurde Schmidt und seinen Nach-
*) Im Jahre 1803 war im Genüsse dieses Deputats Johann Samuel
Luller, Bürger und Luchmachermeister zu Saasicld. Das Freigut
ist durch kriegerische Ereignisse der Lriller'schen Familie verloren ge-
gangen.
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Extrahierte Personennamen: Margaretha Kaufungcns_Frcvclthat Kunz Podicbrad Kunz Köhler_Schmidt Friedrich Friedrich Schmidt Johann_Samuel
Luller Johann Samuel
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^7
kommen der Name Triller beigelcgt, weil er in seiner Erzäh-
lung dem Churfürsten gesagt hatte, „er habe den Kunz mit sei-
nem Schürbaume weidlich getrillert." Hierauf führte die
Churfürstin, vom ganzen Hofe begleitet, den ncubcnamtcn Köhlec
bei der Hand in den Speisesaal und fetzte ihn, trotz seines Wei-
gerns, oben an. Sie selbst nahm mit ihrem Gemahle zu seiner
rechten, der gerettete Albert zu seiner linken Seite Platz.
Am folgenden Nachmittage, Freitags den 11. Juli endlich,
erhielt der Churfürst durch einen Eilboten das Schreiben des
Ritters Friedrich von Schönburg auf Hartenstein, mit der Nach-
richt, auch sein anderer Sohn sey in Sicherheit und weile wohl-
behalten auf seinem Schlosse. Friedrich fertigte sogleich eine
Antwort ab, mit dem dringenden Ersuchen an den Ritter, so
eilig wie er könne, aufzubrcchen und ihm den jungen Herzog zu-
zuführen. Die Freudenpost ging in Chemnitz von Mund zu
Mund; man überließ sich dem höchsten Jubel. —
Tags zuvor schon hatte der Amtshauptmann Veit von Schön-
burg bei dem Churfürsten anfragcn lassen, was er mit feinem
Gefangenen, Kunz von Kaufun gen, beginnen solle. Der
edle Landesvatcr, obgleich vollkommen berechtigt, denselben als
einen Räuber und Beleidiger der Majestät unmittelbar zum Tode
zu verurtheilen, übertrug, um auch den geringsten Schein von
Parteilichkeit zu vermeiden, die Untersuchung des Verbrechens,
wie die Bestrafung des Urhebers desselben, dem Geschwornen-
Gerichte der Vierundzwanzigcr im Rathe zu Freiberg, einem
Richterstuhle, welchem Friedrich mit der gebissenen Wange im
Jahre 1294 das Vorrecht crtheilt hatte, über die gegen das
Haus der Markgrafen von Meißen begangenen Vergehungen zu
richten. Veit erhielt daher Befehl, den Kunz dahin abzuliefern,
die Uebrigcn aber im Gefängnisse zu behalten. Denn von den
zwanzig Reitern, woraus Kunzens Begleitung bestanden, waren
über die Hälfte noch eingefangen worden, unter ihnen Schwalb;
und auch Kunzens Bruder, Dietrich von Kaufungen, hatte man,
da die nachsetzenden Ritter erfahren, daß die Räuber des Prin-
zen Ernst auf seinem Schlosse hätten einen Indisi eingenommen,
noch an demselben Tage cingezogcn.
Der Amtshauptmann langte mit Kunzen eher an, als sein
Bruder mit dem Prinzen. Ganz Chemnitz war in Aufstand, den
Fürstenräuber zu sehen, der unter starker Bedeckung durch die
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Extrahierte Personennamen: Kunz Friedrich_von_Schönburg Friedrich Friedrich Friedrich Kunz_von_Kaufun Friedrich Friedrich Kunz Dietrich_von_Kaufungen Ernst
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„Männer des Geschworncn- Gerichts!" begann der Kanz-
ler feierlich, „ ich fordere euch auf, Recht zu sprechen vor Gott
und den Menschen über eine That, wie ihr zu richten pflegt
über jegliches, was eurem Schöppenstuhle vorgelegt wird."
„Sagt an — crwicderte der Sprecher — gegen wen tretet
ihr als Klager auf?"
„Gegen den Ritter Kunz von Kaufungcn."
„Was ist sein Verbrechen?"
„Er hat in der Nacht durch räuberischen Einbruch in die
Hofburg meines Herrn, des Churfürstcn Friedrich, diebischer
Weise dessen beide Söhne, die Herzöge Ernst und Albert, geraubt."
„Habt ihr Zeugen?"
„Er ist ergriffen worden auf handhaftcr That von dem Köh-
ler Georg Schmidt aus Eltcrlein."
„Der Zeuge mag sprechen."
Und hcrcingcführt von einem Diener des Raths trat der
Köhler vor die Versammlung, berichtete seine Gefangennehmung
Kunzens und mußte die Wahrheit seiner Erzählung mit einem
Eide erhärten.
„Beisitzer des Geschworncn-Gerichts," redete der Sprecher,
zu den Uebrigen gewendet, weiter: „Der Ritter Kunz von Kaufun-
gen hat sich räuberisch vergriffen an unseres Fürsten und Herrn
eignem Fleische und Blute. Wir aber sind verordnet und bestellt
durch den alten Brief des Markgrafen Friedrich mit dem Bisse,
daß wir richten sollen über alle llebelthätcr an seinem Hause. —
Was ist nach unfern Gesetzen seine Strafe?"
Und der Obcrrichter schlug das große Buch auf, welches
vor ihm auf der Tafel lag und las mit lauter Stimme: „Wel-
cher Mann oder welche Frau auf Raub und Diebstahl bei Tage
ergriffen wird, der mehr denn vier Groschen beträgt, der soll
gestäupt werden; geschieht es bei Nacht, so soll man über ihn
richten zu Haut und Haar; ist der Raub über einen Gulden, so
er bei Tage gestohlen, so soll man ihn brandmarken; war es
Nacht, so hat er den Galgen verschuldet."
Und ein anderes Blatt aufschlagcnd, las er weiter: „Wel-
cher Mann sich mörderisch oder böslich vergreift an dem
Markgrafen, seinem Weibe, seinen Eltern, Brüdern, Kindern
oder sonstigen Verwandten, der soll mit dem Schwerte gerich-
tet werden."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Kunz_von_Kaufungcn Friedrich Friedrich Ernst Albert Georg_Schmidt Ritter_Kunz_von_Kaufun- Friedrich Friedrich
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gem Zagen seine Hände zum frommen, inbrünstigen Gebete m*
por. — Sechs andere Knechte Kunzens wurden enthauptet; die
Theile der Körper Schwalb's und Schweinitz'ö aber, zur ewi-
gen Warnung, an den Landstraßen aufgehängt.
Der Köhler Georg Schmidt, jetzt Triller genannt, kehrte
reichbeschenkt in seine Heimath zurück,.und auch die übrigen Köh-
ler, welche auf den entstandenen Lärm herbeigekommen und an
der Rettung des -Prinzen Theil genommen hatten, gingen nicht
leer aus. —
Fünf und zwanzig Jahre nach dem Vorfälle (1480) kam
Herzog Albert der Beherzte^) nach Elterlein und fand hier
noch drei bejahrte Männer, welche ihn als Kind hatten mit ret-
ten helfen. Er ließ sich von ihnen den Ort, wo er war befreit
worden, zeigen; hier fiel er auf die Knie, dankte Gott und
schenkte den Köhlern eine gute Nitterzehrung.
Des Köhlers Schmidt Söhne und Nachkommen führten den
Namen Triller fort; sie wurden reich und angesehen, und mehrere
derselben gelangten zu großen Ehren. So, unter andern, wur-
den zwei Brüder aus diesemgeschlechte, Kaspar und Michael
Triller, vom Kaiser Rudolph am 28. Januar 1592 in den Adel-
stand erhoben. Das ihnen beigclegte Wappen bezeugt noch das
Verdienst ihrer Altvordern. Ucbcr dem Helme in demselben er-
blickt man nämlich den obern Theil eines Köhlers, der mit bei-
den Händen einen Schürbaum cmporhält, als wolle er mit dem-
selben zuschlagen; im Schilde hält ein im linken Felde befindlicher
Löwe in seinen Branken einen Zschörper, sowie ein anderer im
rechten Felde einen doppelt gekrümmten Schürhaken. In der
Mitte zeigt sich ein schwarzer Bär, mit Bezug auf den Traum
der Churfürstin.
Sowie dieses Geschlecht emporblühte, so versank das der
Kaufungcn bald in den Strom der Vergcffcnhcit; sein Name
erlosch; kein Lebender führt ihn mehr. Die Güter des Kunz in
Thüringen und Sachsen zog der Churfürst als eröffncte Lehen
ein und vergab sie an andere Ritter. Heinrich von Kaufungen,
Kunzens jüngster Bruder, konnte keines Antheils am -Prinzcn-
raube bezüchtigt werden; aber er ging außer Land, weil Schande
*) s. von chm S. 52^
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Schmidt Gott Schmidt Kaspar Michael
Triller Rudolph Heinrich_von_Kaufungen Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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derselbe [eine Reise nach Deutschland an, wo bei der herrschenden
großen Spannung die Gegenwart des Neichsoberhauptcs ein drins
gendes Bedürfniß war.
Noch in Bologna schrieb Karl einen Reichstag nach Augs-
burg aus, zu welchem die protestantischen Fürsten und Stande
persönlich entboten wurden. Hier sollte, nach den Worten des
Ausschreibens, über den Zwiespalt in dem heiligen Glauben ver-
handelt und eines Jeden Gutdünken und Meinung gehört und
erwogen werden. Der Churfürst von Sachsen, Johann der
Beständige, Bruder und Nachfolger Friedrich des Weisen,
befahl nun Luthern, sowie mehreren gelehrten Männern, einen
Inbegriff der evangelischen Lehre zu entwerfen und ihm denselben
auf seinem Schlöffe zu Torgau zu übergeben. Weil man die
Heftigkeit Luthers fürchtete, so ward die Ausführung dieses
Werkes dem sanftmüthigen Philipp Melanchthon übertragen, wel-
cher es auch unter Beten und Wachen mit der strengsten Gewis-
senhaftigkeit vollendete.
Am 3. April 1530 trat der Churfürst von Sachsen seine
Reise nach Augsburg an, verordnete aber vorher, daß alle Pre-
diger seines Landes für den glücklichen Ausgang dieses Reichsta-
ges Gott in ihren Kirchengebeten anrufen sollten. Luther beglei-
tete seinen Fürsten bis Coburg, predigte vor demselben und
seinem Gefolge unterweges und namentlich am letztgenannten
Orte mehrmals; blieb jedoch, da er in der kaiserlichen Acht und
den Papisten sehr verhaßt war, auf den Rath seiner Beschützer
und Freunde, obgleich sehr ungern, hier zurück.
Im Gefolge des Churfürsten befanden sich der Churprinz von
Sachsen, Herzog Johann Friedrich, die Herzoge Franz
von Lüneburg und Wolfgang von Anhalt, welcher Letz-
tere bekannte, er würde zu Köthen ein Kloster gebaut haben,
wenn ihm nicht auf feiner Romfahrt die grobe römische Büberei
selbst zu Gesicht gekommen, und ihm Gott nicht mit dem Gna-
denlichte feines Evangeliums zeitig entgegen gegangen wäre.
Zudem waren in der Begleitung siebzig Personen vom hohen
Adel, sieben Ritter, nebst vielen adeligen und gelehrten Rathen.
.— Am 2. Mai langte der Churfürst in Augsburg an. Bald
nach ihm folgten der Landgraf Philipp von Hessen, mit
Ernst, Grafen zu Henneberg; Philipp, Grafen zu Waldeck; Phi-
lipp, Grafen zu Salms; Wilhelm, Grafen von Fürstenberg;
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Johann Johann Friedrich Friedrich Philipp_Melanchthon Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Franz
von_Lüneburg Franz Wolfgang_von_Anhalt Philipp_von_Hessen Philipp Ernst Henneberg Philipp Philipp Wilhelm