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1. Bd. 2 - S. 66

1844 - Leipzig : Kollmann
66 sich hierdurch an seiner Ehre gekränkt. Die gegenseitige Unzu- friedenheit wurde durch die Einwirkung ihrer Näthe nicht nur unterhalten, sondern bis zur Erbitterung gesteigert. Unter denen Wilhelms zeichnete sich in dieser Hinsicht Apel von Vitz- thum, der den Churfürstcn persönlich haßte, besonders aus. Wiewohl mehrere benachbarte Fürsten es versuchten, die Ha- dernden zu versöhnen, so scheiterten doch alle ihre Bemühungen an der beharrlichen Thatigkeit, mit welcher Apel von Vitzthum das Kriegsfeuer anzuschüren bemüht war. Gewohnt/ sich rasch zu entschließen, zu stolz, um einen zu rasch gefaßten Entschluß zurückzunehmen, zu streng über seinem Worte haltend, selbst wenn es in Uebcreilung gesprochen war, hatte Wilhelm den Plan des Krieges schon entworfen, schon die Hülfstruppcn Podiebrads, zu dessen mächtiger Bundesgenoffenschaft ihm Vitzthum verhelfen hatte, an sich gezogen, ehe Friedrich sich überzeugen konnte, daß es seinem Bruder mit dem Kriege ein wirklicher Ernst sey. Vergebens waren jetzt gütliche Vorstellungen; umsonst das Er- bieten des sanftmüthigcn Churfürsten, Alles zu thun und einzu- gehen, was nur irgend mit Würde und Ehre bestehen könne. Wilhelm sah in diesen Acußcrungen nur hülflose Schwäche; seine Freunde reizten seinen Eifer noch mehr, und nun zeigte sich eins der traurigsten Bilder, die uns die Geschichte je aufzustcllen vermag — das Bild eines blutigen Krieges zwischen zwei Brüdern. llnaufhaltsam drang Herzog Wilhelm mit einem, durch Podiebrads Hülfsvölkcr verstärkten Heere in Sachsen ein. Un- vermeidlich war nun der Krieg und Friedrich mußte sein Land mit bewaffneter Hand schützen. Das Heer wurde aufgcbotcn, die Vasallen zogen ihre Mannen zusammen, und auch Ritter Kunz von Kaufungen, obgleich nicht des Churfürsten Lehnspflich- tiger, meldete sich, Dienste in seinem Heere nachsuchcnd. Mit Freuden ward der durch seine Tapferkeit berühmte Krieger ausge- nommen und einem Heerhaufen bcigesellt, den einer der biedersten Männer seiner Zeit, der Ritter Nicollaus von Pflug, führte. Herzog Wilhelm zog über Plauen und Greiz auf Gera, einen festen Platz, an dessen Erhaltung dem Churfürsten Alles gelegen war; seine Wegnahme sollte um jeden Preis verhindert werden. Von Altcnburg aus, wo das kleinere Heer unter Pstug und Kaufungcn sich gesammelt hatte, mußte dieses, der bedrängten Stadt zu Hülfe zu eilen, vorrücken und stellte sich zwischen ihr

2. Bd. 2 - S. 67

1844 - Leipzig : Kollmann
67 und dem Flecken Nonneberg auf. Gera ward nichtsdestowe- niger am 10. Oct. 1450 durch Wilhelm mit Sturm genommen, geplündert und in Brand gesteckt; fünftausend ihrer Bewohner, welche sich in eine Kirche geflüchtet hatten, wurden nicdergehauen und die Stadtmauern geschleift. Dafür rächten sich Friedrichs Völker in Thüringen, wo der Ritter Hermann von Harras an einem Tage sechszig Dörfer anzünden ließ. Selbst, inmitten dieser Kriegsgreuel verlcugnete Friedrich der Sanftmüthige seinen Character nicht. Als ihm einst in der Hitze des Treffens von einem Kanonier das Anerbieten gethan ward, sein Geschoß auf seinen Bruder zu richten, um sv den verderblichen Krieg mit Einem Streiche zu enden, antwortete er „Schieß, wie du weißt, aber triff nur meinen Bruder nicht!" — Ebenso großmüthig bewies sich der Edle nach der Einnahme der Stadt Freiburg. Hier verlangte er von der Obrigkeit, daß sie ihm huldigen und mit ihm gegen seinen Bruder die Waffen ergreifen sollte. Die Rathsherrcn aber, welche, eingedenk des ihrem rechtmäßigen Landesvater geleisteten Eides der Treue, sich hierzu nicht verstehen wollten, zogen in Proceffion mit entblößten Häuptern, das Sterbehemd über dem Arme tragend, vom Rath- hause nach dem Marktplatze. Voran ging der Bürgermeister Nico laus Weller von Molsdorf, ein ehrwürdiger Greis mit schneeweißem Scheitel. Dieser erklärte dem Churfürsten offen und furchtlos, wie sie ihren dem Herzoge Wilhelm geleisteten Eid nimmer brechen könnten und lieber ihre Köpfe verlieren, als meineidig werden wollten. Gerührt wendete der Churfürst sein Noß, klopfte den biedern Greis auf die Achsel und sagte: „Nicht Kopf weg-, Alter, nicht Kopf weg! so ehrlicher Leute bedürfen wir noch länger!" — Endlich, nach langem Blutvergießen, bewirkte die Vermittelung des Kaisers Friedrich, sowie das persönliche Zusammentreffen der beiden Brüder in der Gegend des zerstörten Gera einen Vergleich, welcher, am 27. Januar 1451 zu Naumburg geschlossen, zwischen denselben eine völlige Aussöhnung zur Folge hatte. — Der Churfürst, ein Mann, der, wie oben erzählt, eine solche Mäßigung besaß, der auch im Feinde den Bruder nicht ver- kennen konnte, scheint nicht wohl fähig gewesen zu scyn, sich gegen Kunz von Kaufungen einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht zu haben, und dennoch war es in dieser Uebcrzeugung, 5*

3. Bd. 2 - S. 70

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70 ihm dm dadurch erlittenen Schaden zu ersetzen, und endigte damit, daß er Kaufungcn die verlangte Entschädigung bestimmt abschlug. „Ist das euere letzte Erklärung, Churfürst Friedrich?" fragte der Ritter und trat dem Fürsten näher. „Meine letzte, festste- hende Erklärung!" crwiederte dieser. „Gut — war Kunzens stolze Antwort — dann seh' ich mich genöthiget, auf Rache zu denken!" Mit diesen Worten wendete er sich um, den Garten zu ver- lassen. — Unerklärbar bleibt es, wie ein sonst weiser Fürst gerade hier so schwach handeln konnte, den also drohenden Frev- ler ungehindert gehen zu lassen, — noch uncrklärbarer, wie er sich selbst so tief hcrabsetzcn konnte, seine Verlegenheit unter einem unwürdigen Scherze zu verbergen und dem Davoneilenden nach- zurufen: „Hört, Ritter Kaufungcn, wenn ihr euch ja rächen wollt, so verbrennt wenigstens diefische in meinem Teiche nicht!"— Die um den Fürsten stehenden Höflinge hielten sich verpflichtet, denselben für den, ihm durch die Unterredung verursachten, sicht- lichen Verdrliß zu entschädigen — und laut belachten sie einen Einfall, den Kaufungen mit kochendem Blute, mit geballter Faust anhörte; wüthend und durch den Spott ganz außer sich gesetzt, verließ dieser das Schloß. Kunz , ohne eines eigentlichen Zwecks, ohne einer bestimmten Absicht sich bewußt zu seyn, eilte aus Altcnburgs Thoren. Al- les, was er zu fühlen vermochte, war glühende Rachbegicr; sein feststehender Entschluß, bei ihrer Befriedigung nichts, nicht des Interesses seiner Familie, nicht der eigenen Ehre, nicht des eige- nen Lebens zu achten. So viel Besonnenheit jedoch war ihm geblieben, daß er, geleitet von einem gewissen Gefühle des Stol- zes, kein gemeines, von jedem Mörder oder Mordbrenner zu lei- stendes Verbrechen ausüben wollte; die That sollte das Gepräge des Außerordentlichen, des Großen tragen. In dem Glauben, an Ort und Stelle um so eher einen -Plan entwerfen zu können, kehrte er am dritten Tage zur churfürstlichen Residenz zurück und durchstrich oft die Ilmgegend des Schlosses. Hier war cs, wo er eines Abends dem ältesten Sohne des Churfürsten, dem Prin- zen Ernst begegnete, und plötzlich drängte sich ihm der Gedanke auf, den Hülflosen zu entführen und ihn so lange versteckt zu halten, bis der Vater ihm seine Forderungen bewillige. Er würde seinen Vorsatz auf der Stelle ausgcführt haben, wäre ihm für

4. Bd. 2 - S. 72

1844 - Leipzig : Kollmann
zu seinem Freunde, dem Ritter von Mockau, welcher um den Plan wußte. Mosen und Schönfcls dagegen hielten sich auf ei- ner, unfern von Gnad stein am Walde gelegenen Burg, Kau- fungen gehörig, verborgen, woselbst auch die übrigen Theilnehmer des Frevels, nach und nach, sich bis zur festgesetzten Stunde cinfinden sollten. — Von einer Unruhe ergriffen, wie er sie nie gefühlt, reis'te der edle Fürst Friedrich ab. Es war ihm, als harre seiner ein Unglück, als werde sein Herz auf eine ungewöhnliche Art ver- wundet werden. Mit unnennbarer Innigkeit gahm er Abschied von seiner Familie, besonders aber von seinen beiden Prinzen, Ernst und Albert. Kaum war er aus dem Schlosse, als von dem Verräther Schwalbe schon ein Bote an Kaufungen abging, und sogleich schlich Schweinitz mit der Strickleiter in einem Sacke, der übrigens mit Heu ausgefüllt war, zum Thore herein und in einen wohlbekannten Stall, wo er seine Bürde versteckte. Dann suchte er Schwalbe auf. Beide brachten den Tag bei der Wcin- siasche zu und holten am Abende die Leiter herbei, mit welcher der Knappe sich, den Monrag über, in Schwalbe's Zelle ver- borgen hielt. Schon am Spätnachmittage entfernten sich, der Einladung des Kanzlers folgend, alle Hofieute. Die Churfürstin (eine Schwester Kaiser Friedrichs Iii.) hatte sich mit ihren Kam- merfrauen und den Kindern in ihre Zimmer zurückgezogen und so herrschte schon bei cinbrechendem Abende im Schlosse und auf dem weiten Hofraume tiefe Stille. Schweinitz und Schwalbe kamen aus ihrem Hinterhalte hervor und besahen sich die Stelle, wo sie nach Kunzens Vorschrift die Strickleiter befestigen sollten. Es war ein Fenster im Mittelgebäude, auf einer Ncbcntreppc, die vom unteren Stockwerke hinauf in das zweite führte, gewährte die Aussicht auf den nordöstlichen Theil der Stadt und befand sich an der Hauptfronte des Schlosses, da, wo unter dessen riesigem Baue noch die ungeheueren Felfen, auf welche es gegründet, ihre Arme hcrausstreckcn. Einige Fuß tief unter demselben, wo das Gemäuer seinen Anfang nahm, schoß der Berg jählings ab, un- gefähr zwanzig Schritte bis in den Weg, der unten am Wasser- graben vorübcrführte. Düster und stürmisch stieg die Nacht herauf; einzelner dün- ner Regen fiel und machte die undurchdringliche Finsterniß noch grausiger. Alles im Schlosse war wie todt, und aus der Stadt

5. Bd. 2 - S. 64

1844 - Leipzig : Kollmann
64 und das Beil des Henkers schwebe schon über der Schuldigen Häuptern! — Bis h sicher hatte der Verleumder seine Fassung bewahrt, nun aber übermannte ihn Bestürzung; er zitterte, wie erfaßt von Todcsschauern und — verstummte. — Da vernichtete ihn vollends der auf ihn fallende, schrecklich drohende Blick des Königs: „Bischof! — rief dieser ihm in fürchterlichem Tone zu — das eurer Verbrechen ist voll. Was euch hier wider- fahrt, soll eure Macht, sie zu Haufen, vernichten. Ich würde euch auf das Blutgerüste führen lassen, wollte ich der Nache des Ewigen vorgreifen. Aber ich stoße euch aus der Versammlung meiner Edeln und brandmarke euch, öffentlich, in meinem ganzen Reiche und unter allen rechtschaffenen Menschen zum Betrüger, Verleumder und Schurken. Ein sicheres Geleit wird euch über Ungarns Grenzen hinauswerfen; jeder Schritt zurück führt euch zum Tode." Der sächsische P r i n z e n r a u b. Unter Kaiser Friedrich Iii., dessen schwache Regierung (v. Rotteck nennt sie „ein Zuschauen vom Throne herab") Ruhestörern aller Art freien Spielraum gab und das Recht ohne Stütze ließ, erhoben sich in Deutschland auch die ver- derblichen Befehdungen mit erneueter Wuth — nicht bloß zwischen Standen und Standen, sondern selbst zwischen Innungen und Dienerschaften, wider sich selbst, sowie wider Städte oder Fürsten. Unter den bedeutenderen Händeln in dieser Epoche zeichnet sich, sowohl durch Ungewöhnlichkeit, wie durch Kühnheit, keine Bege- benheit so aus, als der Raub der beiden sächsischen Prinzen Ernst und A l b r e ch t durch den Ritter Kunz v o n Ka u fu n g e n, veranlaßt durch einen Krieg zwischen Friedrich dem Sanft- müthigen, Churfürsten von Sachsen, und dessen Bruder W i l- helm, beides Söhne Churfürst Friedrich des Streitbaren.^) *') Während des Hussitcnkricges erlosch die Sachsen - Wittcnbcrgisehe oder churfürstliche Linie des Hauses Askanicn. Obwohl Sachsen - Lauenburg, der gemeinschaftlichen Abkunft wegen, die Nachfolge ansprach, verlieh

6. Bd. 2 - S. 86

1844 - Leipzig : Kollmann
86 in ihre Arme. Frcudenthränen stoffen aus den Augen der edcln Frau auf den wiedercrhaltenen Liebling herab; süße Namen gab sie ihm und führte ihn an der Hand, von dem rauschenden Frcu- dcngefchrei ihres Volkes begrüßt. Hierauf ergriff sie des alten Köhlers rußige Hände, sie mit dankbaren Thränen benetzend; befahl dann, daß der Zug in derselben Ordnung sich zum Schlosse wenden solle, und hier, wo die Thüren der Kirche geöffnet waren, strömte Alles, von Margaretha angeführt, in das Gotteshaus, um in frommem Gebete dem Höchsten für ihres Fürstensohnes wunderbare Errettung zu danken. Als von Kaufungcns Frcvclthat die erschütternde Kunde am Tage darauf zum Churfürsten nach Leipzig gelangte, eilte dieser, außer sich vor Schreck, mit seinem Gefolge geraden Wegs nach Chemnitz, um von dort, wenn Kunz, wie zu vermuthen, die Prinzen wirklich nach Böhmen bringen sollte, diesen sogleich Nach- eilen und von Podicbrad ihre Auslieferung erlangen zu können. Seiner Gemahlin ließ er die Bitte zukommcn, sich ebenfalls dort- hin zu begeben. Kaum aber war er hier angelangt, als auch schon die freudige Botschaft einging, daß Albert befreit und Kunz gefangen sey. Des andern Tages kam auch die Churfürstin mit dem Prinzen an, und der erfreute Vater umarmte unter Zähren tiefer Rührung seinen ihm wiedergeschenkten Sohn. Nachdem man ihm gesagt, wem er die Errettung desselben verdanke, ließ er den Köhler Schmidt zu sich kommen, aus seinem Munde die näheren Umstände der Begebenheit zu erfahren, und forderte ihn dann auf, sich für den seinem Hause erzeigten großen Dienst ei- ne Gnade zu erbitten. Der bescheidene, genügsame Mann bat bloß um die Erlaubnis;, in dem Walde, worin er den Prinzen befreit, so viel Holz fällen zu dürfen, als er seine Lebenszeit hindurch noch verkohlen werde. Friedrich gewährte ihm nicht nur das, sondern schenkte ihm auch überdies ein Freigut im Dorfe Eckersbach bei Zwickau, nebst einem jährlichen Deputate von vier Scheffeln Korn, welche noch heut zu Tage der Aeltcste aus diesem Gefchlechte in männlicher Linie aus dem Rcntamte zu Zwickau erhält.") Zugleich wurde Schmidt und seinen Nach- *) Im Jahre 1803 war im Genüsse dieses Deputats Johann Samuel Luller, Bürger und Luchmachermeister zu Saasicld. Das Freigut ist durch kriegerische Ereignisse der Lriller'schen Familie verloren ge- gangen.

7. Bd. 2 - S. 87

1844 - Leipzig : Kollmann
87 ^7 kommen der Name Triller beigelcgt, weil er in seiner Erzäh- lung dem Churfürsten gesagt hatte, „er habe den Kunz mit sei- nem Schürbaume weidlich getrillert." Hierauf führte die Churfürstin, vom ganzen Hofe begleitet, den ncubcnamtcn Köhlec bei der Hand in den Speisesaal und fetzte ihn, trotz seines Wei- gerns, oben an. Sie selbst nahm mit ihrem Gemahle zu seiner rechten, der gerettete Albert zu seiner linken Seite Platz. Am folgenden Nachmittage, Freitags den 11. Juli endlich, erhielt der Churfürst durch einen Eilboten das Schreiben des Ritters Friedrich von Schönburg auf Hartenstein, mit der Nach- richt, auch sein anderer Sohn sey in Sicherheit und weile wohl- behalten auf seinem Schlosse. Friedrich fertigte sogleich eine Antwort ab, mit dem dringenden Ersuchen an den Ritter, so eilig wie er könne, aufzubrcchen und ihm den jungen Herzog zu- zuführen. Die Freudenpost ging in Chemnitz von Mund zu Mund; man überließ sich dem höchsten Jubel. — Tags zuvor schon hatte der Amtshauptmann Veit von Schön- burg bei dem Churfürsten anfragcn lassen, was er mit feinem Gefangenen, Kunz von Kaufun gen, beginnen solle. Der edle Landesvatcr, obgleich vollkommen berechtigt, denselben als einen Räuber und Beleidiger der Majestät unmittelbar zum Tode zu verurtheilen, übertrug, um auch den geringsten Schein von Parteilichkeit zu vermeiden, die Untersuchung des Verbrechens, wie die Bestrafung des Urhebers desselben, dem Geschwornen- Gerichte der Vierundzwanzigcr im Rathe zu Freiberg, einem Richterstuhle, welchem Friedrich mit der gebissenen Wange im Jahre 1294 das Vorrecht crtheilt hatte, über die gegen das Haus der Markgrafen von Meißen begangenen Vergehungen zu richten. Veit erhielt daher Befehl, den Kunz dahin abzuliefern, die Uebrigcn aber im Gefängnisse zu behalten. Denn von den zwanzig Reitern, woraus Kunzens Begleitung bestanden, waren über die Hälfte noch eingefangen worden, unter ihnen Schwalb; und auch Kunzens Bruder, Dietrich von Kaufungen, hatte man, da die nachsetzenden Ritter erfahren, daß die Räuber des Prin- zen Ernst auf seinem Schlosse hätten einen Indisi eingenommen, noch an demselben Tage cingezogcn. Der Amtshauptmann langte mit Kunzen eher an, als sein Bruder mit dem Prinzen. Ganz Chemnitz war in Aufstand, den Fürstenräuber zu sehen, der unter starker Bedeckung durch die

8. Bd. 2 - S. 90

1844 - Leipzig : Kollmann
— 90 — „Männer des Geschworncn- Gerichts!" begann der Kanz- ler feierlich, „ ich fordere euch auf, Recht zu sprechen vor Gott und den Menschen über eine That, wie ihr zu richten pflegt über jegliches, was eurem Schöppenstuhle vorgelegt wird." „Sagt an — crwicderte der Sprecher — gegen wen tretet ihr als Klager auf?" „Gegen den Ritter Kunz von Kaufungcn." „Was ist sein Verbrechen?" „Er hat in der Nacht durch räuberischen Einbruch in die Hofburg meines Herrn, des Churfürstcn Friedrich, diebischer Weise dessen beide Söhne, die Herzöge Ernst und Albert, geraubt." „Habt ihr Zeugen?" „Er ist ergriffen worden auf handhaftcr That von dem Köh- ler Georg Schmidt aus Eltcrlein." „Der Zeuge mag sprechen." Und hcrcingcführt von einem Diener des Raths trat der Köhler vor die Versammlung, berichtete seine Gefangennehmung Kunzens und mußte die Wahrheit seiner Erzählung mit einem Eide erhärten. „Beisitzer des Geschworncn-Gerichts," redete der Sprecher, zu den Uebrigen gewendet, weiter: „Der Ritter Kunz von Kaufun- gen hat sich räuberisch vergriffen an unseres Fürsten und Herrn eignem Fleische und Blute. Wir aber sind verordnet und bestellt durch den alten Brief des Markgrafen Friedrich mit dem Bisse, daß wir richten sollen über alle llebelthätcr an seinem Hause. — Was ist nach unfern Gesetzen seine Strafe?" Und der Obcrrichter schlug das große Buch auf, welches vor ihm auf der Tafel lag und las mit lauter Stimme: „Wel- cher Mann oder welche Frau auf Raub und Diebstahl bei Tage ergriffen wird, der mehr denn vier Groschen beträgt, der soll gestäupt werden; geschieht es bei Nacht, so soll man über ihn richten zu Haut und Haar; ist der Raub über einen Gulden, so er bei Tage gestohlen, so soll man ihn brandmarken; war es Nacht, so hat er den Galgen verschuldet." Und ein anderes Blatt aufschlagcnd, las er weiter: „Wel- cher Mann sich mörderisch oder böslich vergreift an dem Markgrafen, seinem Weibe, seinen Eltern, Brüdern, Kindern oder sonstigen Verwandten, der soll mit dem Schwerte gerich- tet werden."

9. Bd. 2 - S. 93

1844 - Leipzig : Kollmann
93 gem Zagen seine Hände zum frommen, inbrünstigen Gebete m* por. — Sechs andere Knechte Kunzens wurden enthauptet; die Theile der Körper Schwalb's und Schweinitz'ö aber, zur ewi- gen Warnung, an den Landstraßen aufgehängt. Der Köhler Georg Schmidt, jetzt Triller genannt, kehrte reichbeschenkt in seine Heimath zurück,.und auch die übrigen Köh- ler, welche auf den entstandenen Lärm herbeigekommen und an der Rettung des -Prinzen Theil genommen hatten, gingen nicht leer aus. — Fünf und zwanzig Jahre nach dem Vorfälle (1480) kam Herzog Albert der Beherzte^) nach Elterlein und fand hier noch drei bejahrte Männer, welche ihn als Kind hatten mit ret- ten helfen. Er ließ sich von ihnen den Ort, wo er war befreit worden, zeigen; hier fiel er auf die Knie, dankte Gott und schenkte den Köhlern eine gute Nitterzehrung. Des Köhlers Schmidt Söhne und Nachkommen führten den Namen Triller fort; sie wurden reich und angesehen, und mehrere derselben gelangten zu großen Ehren. So, unter andern, wur- den zwei Brüder aus diesemgeschlechte, Kaspar und Michael Triller, vom Kaiser Rudolph am 28. Januar 1592 in den Adel- stand erhoben. Das ihnen beigclegte Wappen bezeugt noch das Verdienst ihrer Altvordern. Ucbcr dem Helme in demselben er- blickt man nämlich den obern Theil eines Köhlers, der mit bei- den Händen einen Schürbaum cmporhält, als wolle er mit dem- selben zuschlagen; im Schilde hält ein im linken Felde befindlicher Löwe in seinen Branken einen Zschörper, sowie ein anderer im rechten Felde einen doppelt gekrümmten Schürhaken. In der Mitte zeigt sich ein schwarzer Bär, mit Bezug auf den Traum der Churfürstin. Sowie dieses Geschlecht emporblühte, so versank das der Kaufungcn bald in den Strom der Vergcffcnhcit; sein Name erlosch; kein Lebender führt ihn mehr. Die Güter des Kunz in Thüringen und Sachsen zog der Churfürst als eröffncte Lehen ein und vergab sie an andere Ritter. Heinrich von Kaufungen, Kunzens jüngster Bruder, konnte keines Antheils am -Prinzcn- raube bezüchtigt werden; aber er ging außer Land, weil Schande *) s. von chm S. 52^

10. Bd. 2 - S. 315

1844 - Leipzig : Kollmann
315 derselbe [eine Reise nach Deutschland an, wo bei der herrschenden großen Spannung die Gegenwart des Neichsoberhauptcs ein drins gendes Bedürfniß war. Noch in Bologna schrieb Karl einen Reichstag nach Augs- burg aus, zu welchem die protestantischen Fürsten und Stande persönlich entboten wurden. Hier sollte, nach den Worten des Ausschreibens, über den Zwiespalt in dem heiligen Glauben ver- handelt und eines Jeden Gutdünken und Meinung gehört und erwogen werden. Der Churfürst von Sachsen, Johann der Beständige, Bruder und Nachfolger Friedrich des Weisen, befahl nun Luthern, sowie mehreren gelehrten Männern, einen Inbegriff der evangelischen Lehre zu entwerfen und ihm denselben auf seinem Schlöffe zu Torgau zu übergeben. Weil man die Heftigkeit Luthers fürchtete, so ward die Ausführung dieses Werkes dem sanftmüthigen Philipp Melanchthon übertragen, wel- cher es auch unter Beten und Wachen mit der strengsten Gewis- senhaftigkeit vollendete. Am 3. April 1530 trat der Churfürst von Sachsen seine Reise nach Augsburg an, verordnete aber vorher, daß alle Pre- diger seines Landes für den glücklichen Ausgang dieses Reichsta- ges Gott in ihren Kirchengebeten anrufen sollten. Luther beglei- tete seinen Fürsten bis Coburg, predigte vor demselben und seinem Gefolge unterweges und namentlich am letztgenannten Orte mehrmals; blieb jedoch, da er in der kaiserlichen Acht und den Papisten sehr verhaßt war, auf den Rath seiner Beschützer und Freunde, obgleich sehr ungern, hier zurück. Im Gefolge des Churfürsten befanden sich der Churprinz von Sachsen, Herzog Johann Friedrich, die Herzoge Franz von Lüneburg und Wolfgang von Anhalt, welcher Letz- tere bekannte, er würde zu Köthen ein Kloster gebaut haben, wenn ihm nicht auf feiner Romfahrt die grobe römische Büberei selbst zu Gesicht gekommen, und ihm Gott nicht mit dem Gna- denlichte feines Evangeliums zeitig entgegen gegangen wäre. Zudem waren in der Begleitung siebzig Personen vom hohen Adel, sieben Ritter, nebst vielen adeligen und gelehrten Rathen. .— Am 2. Mai langte der Churfürst in Augsburg an. Bald nach ihm folgten der Landgraf Philipp von Hessen, mit Ernst, Grafen zu Henneberg; Philipp, Grafen zu Waldeck; Phi- lipp, Grafen zu Salms; Wilhelm, Grafen von Fürstenberg;
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