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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 22

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 22 — und den beiden Städten raar es verboten, eigenmächtig Bündnisse mit anderen Ortschaften zu schließen; außerdem aber behielt sich Friedrich auch noch die Bestätigung der zu Ratsherren Gewählten vor. Ein neuer Aufruhr, der infolge dieser Entscheidung ausbrach, wurde bald unterdrückt und hatte noch strengere Vorschriften zur Folge. Nun begann Friedrich den Bau der Burg an der Stelle, wo noch heute das Schloß an der Spree steht. Zwar wurde das Werk im Anfange von den widerspenstigen Berlinern mit Gewalt zerstört; doch zeigte der Kurfürst den Ruhestörern gegenüber große Milde und Mäßigung; er ließ den Bau von neuem aufnehmen und vollendete denselben nach neun Jahren. Noch heute bildet die damals erbaute kurfürstliche Burg, die Friedrich im Jahre 1451 bezog, einen Teil des jetzigen königlichen Schlosses. Um den äußerlich unterworfenen Adel auch geistig an seine Herrschaft zu fesseln und unter demselben ein ernsteres sittliches Leben zu begründen, stiftete Friedrich 1443 die Gesellschaft des Schwanenordens. In der Stiftungsurkunde erklärte er, daß der Zweck der Brüderschaft der sei, „Einigkeit und friedlichen Stand in der heiligen Christenheit, vor allem in seinen eigenen Landen, auszurichten und zu befördern". Es konnten nur Männer und Frauen von altem Adel aufgenommen werden; dieselben mußten sich verpflichten, „nach ihrem Stande ehrbar zu leben, sich vor aller Missethat, Unfug und Unehre treulich zu bewahren und ihre Streitigkeiten dem Urteile der Gesellschaft zu überlassen". Das Ordenszeichen, an einer goldenen Kette um den Hals getragen, bestand in einem Stern, welcher innerhalb einer strahlenden Sonne das Bild der Mutter Maria mit dem Christuskinde zeigte; darunter befand sich ein Ring mit einem weißen Schwan, als dem Sinnbilde eines freudigen Abschiedes von dieser Welt. Dieser Orden, welcher unter dem Adel sehr segensreich gewirkt hat, wurde infolge der Reformation aufgehoben. Friedrichs Entsagung und Tod. Än seinen letzten Lebensjahren wurde Friedrich in blutige Kämpfe verwickelt mit den Herzögen von Pommern-Wolgast, da dieselben sich weigerten, nach dem Aussterben der Herzöge von Pommern-Stettin deren Land, das infolge früher geschlossener Erbverträge an Brandenburg hätte fallen sollen, freiwillig herauszugeben. Indessen zog sich der Krieg lange fruchtlos hin. Mißmutig darüber, aufs tiefste gebeugt durch den Tod seines einzigen Sohnes und vielfach heimgesucht von körperlichen Leiden, übergab Friedrich 1470 seinem Bruder Albrecht die Regierung, um im schönen Frankenlande Ruhe für sein müdes Haupt zu suchen. In rührender, herzlicher Weise nahm er mit

2. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 25

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 25 — auf die Marken zurück, die er beherrschte, und die Geltung, welche fein tapferer Arm und fein kluger Rat bei dem Kaiser gewann, gereichte auch feinem Lande zu großem Vorteil." Johann Cicero (1486—1499). Johann als Statthalter in der Mark. Im Jahre 1476 setzte Kurfürst Albrecht feinen Sohn Johann als Statthalter in der Mark ein. Derselbe war bemüht, die Märker, welche durch das schroffe und stolze Auftreten seines Vaters mißmutig geworden waren, durch Milde und Leutseligkeit wieder zu versöhnen, was ihm zum Teil auch gelang. Die meisten Schwierigkeiten aber erwuchsen dem jungen Statthalter daraus, daß sein Vater, dessen üppige und prächtige Hofhaltung in Franken natürlich große Summen kostete, immer mit neuen Geldforderungen an ihn herantrat. Alle Einnahmen der Mark mußte Johann nach Franken schicken, so daß für feinen eigenen Hofhalt und die Regierung fast nichts übrig blieb und er infolgedessen trotz peinlicher Sparsamkeit oft in die größte Verlegenheit geriet. Wenn auch unter diesen Umständen die Thatkraft Johanns lahm gelegt wurde, so hörte er doch nicht auf, nach besten Kräften für des Landes Wohl zu sorgen. Johann als Kurfürst. Nach dem Tode feines Vaters, der wiederholt nur vorübergehend in die Mark gekommen war, wurde Markgraf Johann Kurfürst von Brandenburg. Er ist der erste Hohenzoller, der dauernd seinen Wohnsitz in der Mark aufschlug, in welcher er auch aufgewachsen und erzogen war. Da er durch seinen langen Aufenthalt in der Mark mit den Sitten, Eigentümlichkeiten und Bedürfnissen der Bewohner vertraut und außerdem von einem glühenden Eifer für des Landes Wohlfahrt beseelt war, so brachte feine Regierung der Mark großen Segen; viele Übelstände, über die man bisher geklagt, wurden schnell und leicht beseitigt. Den Grundzug seiner Regierung bildeten strenge Gerechtigkeitsliebe und weise Sparsamkeit, deren hohen Wert er zu Zeiten seiner Statthalterschaft hinlänglich kennen gelernt hatte. Um die Staatsschulden, welche durch die prächtige Hofhaltung und die vielen Kriege feines Vaters, sowie auch durch die wiederholt notwendigen Reifen des Kurfürsten zu den Reichstagen entstanden waren, zu tilgen, versammelte er die Stände des Landes und verlangte von ihnen die Bewilligung der seinem Vater so hartnäckig verweigerten Bierziese, d. H. einer Steuer oon 12 Pfg. auf jede Tonne gebrauten und jede Tonne verkauften Bieres. Obwohl diese Steuer sehr gering war, so erregte sie doch, namentlich in einigen Städten der Altmark, Unzufriedenheit. Nachdem jedoch ein Aufstand in Stendal

3. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 2

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 2 — fürsten, Woywoben, die Herrschaft. Die Macht derselben war jedoch durch die Volksversammlungen beschränkt. Die Wenden kämpften meist zu Fuß, mit Pfeilen, Wurfkeulen, Schleudern und Streitäxten; in späterer Zeit bedienten sie sich wie die Deutschen auch der Rüstung. Kämpfe der Wenden mit den Deutschen. Sichere Nachrichten über die Kämpfe zwischen Wenden und Deutschen haben wir erst seit Karls des Großen Zeiten. Er errichtete zum Schutze gegen das räuberische Volk im Osten seines Reiches Grenzfesten, wie Magdeburg, Zelle, Erfurt, Halle, und fetzte Mark- oder Grenzgrafen ein. Unter feinen schwachen Nachfolgern beunruhigten die Wenden von neuem das Deutsche Reich mit ihren Raubzügeu. Erst Heinrich I. gelang es, sie zu unterwerfen, indem er 928 ihre feste Stadt Brennabor (Brandenburg) eroberte und zum Schutze gegen sie die Markgrafschaften Meißen, Lausitz und die Nordmark, die Wiege des braudeuburgisch - preußischen Staates, gründete. Otto I. setzte, da die Wenden sich aufs neue empörten, die Kümpfe gegen sie fort und suchte sie völlig zu unterwerfen. Er befestigte die Markgrafschaften und errichtete an den Grenzen die Bistümer Zeitz, Merseburg, Oldenburg, Havelberg und im Innern des Wendenlandes das Bistum Brandenburg. Bei feinen Kämpfen unterstützten ihn namentlich Gero, der Markgraf der Norbmarf, und Hermann Billing, Grenzgraf an der unteren Elbe. — Die Nachfolger Geros in der Norbmark waren Dietrich von Ballenstäbt aus dem Hause Walbeck, dann Markgrafen aus dem Haufe Stabe und enblich Konrub von Plötzgan. genannt „die Sachsenblum", welcher den Kaiser Lothar nach Italien begleitete und baselbsl bei einer Belagerung den Helbentob starb. Nun übertrug Kaiser Lothar die Norbmark dem Grasen Albrecht von Ballenstäbt ober Askanien. Die Askanier in Brandenburg (1134—1319). Albrecht der Bär (1134 — 1170). Die Stammburg Albrechts des Bären war Ballenstäbt ober Askanien, ein jetzt zerfallenes Schloß im Harz, bei Afchersleben. Albrecht war ein schöner, tapferer Mann und erhielt wegen feines ritterlichen Mutes den Beinamen „der Bär". Vom Kaiser Konrab Iii. bekam er auch das von letzterem beit Welfen abgenommene Herzogtum Sachsen, mußte es aber im Frieden zu Frankfurt wieder abtreten. Für diesen Verlust entschädigte er sich dadurch, daß er mit Hilfe der Witwe des verstorbenen Wendenfürsten Pribislaw, feines ehemaligen Bundesgenossen, einen Teil des Wenbenlanbes, das Havellanb und die Priegnitz, erwarb. Nach der Einnahme der Stadt Brandenburg nannte er sich Markgraf von Brandenburg. Der Kaiser übertrug ihm

4. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 3

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
- 3 — tiie Herzogsgemalt in den neu erworbenen Landen und dazu die Erzkämmererwürde des Deutschen Reiches, wodurch Albrecht in die Reihe der großen Reichsfürsten eintrat. Im Wendenlande suchte Albrecht nun das Christentum zu verbreiten. Die Götterbilder der Heiden wurden vernichtet und ihre Tempel zu christlichen Gotteshäusern umgewandelt. In das durch lange Kriege arg verwüstete und entvölkerte Land bemühte sich Albrecht, neues, frisches Leben, sowie deutsche Art und Sitte zu verpflanzen; deshalb wies er vielen seiner Kampfgenossen Gebiete und verlassene Burgen dieses Landes an. Auch rief er ans Holland, Westfalen und vom Rhein Bauern und Bürger herbei und mies ihnen gegen Zins Grundstücke zum freien Eigentum an. Diese Einwanderer trockneten Sümpfe ans, bauten Dämme und verwandelten so wüste Landstriche in fruchtbare Ackerfelder. Um die Burgen der Ritter entstanden größere Ansiedelungen, aus denen zahlreiche neue Städte emporblühten. Diese wurden Mittelpunkte des Handels und Verkehrs. Die Wenden folgten dem guten Beispiel der Eingewanderten und verschmolzen mit ihnen allmählich zu einem Volke. An die Stelle der slavischen Namen vieler Ortschaften traten deutsche; die heidnischen Erinnerungen schwanden nach und nach, und auch die wendische Sprache wurde allmählich von der deutschen verdrängt. Nur auf dem platten Lande erhielt sich dieselbe noch jahrhundertelang, ja in einem Teile der Lausitz, dem sagenumwobenen Spreewald, erklingt dieselbe noch heute. In den Dörfern und Städten erhoben sich bald christliche Kirchen, euch Klöster wurden in der Mark gegründet und mit reichem Grundbesitz ausgestattet. Auf einer zum Danke gegen Gott unternommenen Wallfahrt nach dem heiligen Lande hatte Albrecht die segensreiche Wirksamkeit der geistlichen Ritterorden kennen gelernt. Er bewog deshalb die Johanniter und Templer, in seinem Lande Ordensniederlassungen zu gründen, um auch hier ihre segensreiche Wirksamkeit für Krankenpflege zu entfalten. Den Johannitern wies er Werben und den Templern Müncheberg mit reichem Grundbesitz in der Umgegend an. Im Jahre 1168 übergab Albrecht die Regierung feinem Sohne Otto und zog sich aus sein Schloß Ballenftädt zurück, wo er 1170 starb. Albrechts großes Verdienst für die Mark Brandenburg besteht darin, daß er ihr Gründer war, daß er das Land kolonisierte (bevölkerte und dadurch anbaufähig machte), germanisierte (deutsche Art und Sitte heimisch machte) und christianisierte (das Christentum dahin verpflanzte). Unter Albrechts Nachfolgern aus dem Hause Askanien (Otto I. 1170—1184, Otto Ii. von 1184—1205, Albrecht ü. von 1205—1220, Johann I. und Otto Iii. von 1220—1266 bezw. 1267, Otto Iv. l*

5. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 28

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 28 — durch Henkershand. Die Raubritter, über diese gerechte Strafe sehr erbittert, schlossen, um sich an dem Kurfürsten zu rächen, einen feierlichen Bund, und einer der Verschworenen schrieb sogar mit Kreide an des Kurfürsten Schlafgemach: „Joachimke, Joachimke, hüte dy! Fange wy dy, so hange wy dy." Joachim aber ließ sich durch solche Drohungen nicht einschüchtern und verfuhr nach wie vor mit aller Strenge gegen die Übelthäter. Als ihm die Verschworenen einst bei der Jagd ans der Köpeniker Heide einen Hinterhalt legten, wurde der Kurfürst von einem Bauer, der die Wegelagerer im Dickicht des Waldes bemerkt hatte, gewarnt. Rasch verstärkte er die ihm folgende Reiterschar und nahm den größten Teil der Verschworenen nebst ihrem Führer gefangen. Zur Warnung erlitten dieselben einen schrecklichen Tod. Um das Übel gründlich auszurotten, die Räuber aufzugreifen und sofort zu hängen, durchzogen große Reiterschareu nach allen Richtungen das Land. Auf diese Weise erlitten in einem Jahre etwa 70 Junker und Knechte einen schimpflichen Tod. Eine so ernste Handhabung der Gerechtigkeit erschien selbst manchem fürstlichen Freunde Joachims zu streng. Sein Onkel, der Markgraf Friedrich von Ansbach, ermahnte ihn in einem Briefe, nicht so viel adeliges Blut zu vergießen, worauf der junge Fürst treffend antwortete: „Adelig Blut habe ich nicht vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären dies redliche Edelleute gewesen, so würden sie kein Verbrechen begangen haben." Städteordnung. — Es ist leicht erklärlich, daß die Bauern und die Städte sich sehr bereitwillig zeigten, dem Kurfürsten in seinem Bestreben, dem Raubwesen ein Ende zu bereiten, kräftigen Beistand zu leisten, und so gelang es Joachim, von benachbarten Fürsten nach Kräften unterstützt, die innere Sicherheit im Lande wieder herzustellen und zu befestigen. Die Marken erhoben sich nun zusehends, und nach wenigen Jahren des Friedens konnte Joachim mit berechtigtem Stolze auf die wieder aufblühenden Länder blicken. Er bereiste später, allerorts mit großem Jubel empfangen, fein ganzes Kurfürstentum, „um sich überall nach dem Regimente und Wesen der Städte zu erkundigen und ferner gnädiglich zu helfen und zu raten, damit Städte und Einwohner an ihrer Nahrung zunehmen, sich bessern, Friede, Gericht und Recht bei ihnen erhalten werden". Von dieser Reise zurückgekehrt, erließ Joachim eine allgemeine Städteordnung, durch welche u. a. im ganzen Lande gleiche Maße und Gewichte eingeführt wurden.

6. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 29

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
- 29 - Kammergericht. — Ein bleibendes Denkmal aber hat sich der Kurfürst gesetzt durch die Errichtung des Kammergerichts, dem die Beaufsichtigung aller übrigen Richter und die höchste Entscheidung über die Urteilssprüche derselben übertragen wurde, und dem auch die bisher keinem Gerichte unterworfenen fürstlichen Räte, sowie alle Edelleute des Landes untergeordnet waren. Den Mitgliedern des Kammergerichts empfahl der Kurfürst aufs eindringlichste, „unparteiisch zu richten, alle unnützen Weitläufigkeiten zu vermeiden und vorzüglich den Weg gütlichen Vergleichs zu versuchen". Universität. — Bei Joachims regem Eifer für wissenschaftliche Bildung war es wohl natürlich, daß er den Plan seines Vaters, seinem Lande eine Universität zu verschaffen, nicht fallen ließ. Nachdem man die kaiserliche und päpstliche Bestätigung dazu eingeholt hatte, wurde die neue Anstalt zu Frankfurt a. O. im Jahre 1506 nach feierlicher Einweihung eröffnet. Kurfürst Joachim nahm nicht nur teil an den bei dieser Gelegenheit veranstalteten Festlichkeiten, sondern blieb auch später im engsten Verkehr mit den Gelehrten, die er als Lehrer an die mit allen damals gebräuchlichen Vorrechten ausgestattete neue Anstalt berufen hatte. Erwerbungen. — Unter Joachims Regierung erfuhr die Mark Brandenburg durch die Erwerbung der Grafschaft Ruppin, deren letzter Graf 1524 starb, eine nicht unbedeutende Vergrößerung; außerdem gelang es ihm auch, den langwierigen Streit zwischen den Kurfürsten von Brandenburg und den Herzögen von Pommern endlich beizulegen. Judenverfolgung. — Ein dunkles Blatt in der Regierungszeit Kurfürst Joachims bildet die Verfolgung der im Mittelalter so oft bedrängten Juden. Es waren nämlich drei Juden angeklagt, mit geweihten Hostien allerlei Frevel getrieben zu haben. Durch die Qualen der Folter wurden ihnen die schrecklichsten Geständnisse entlockt. Andere Juden, die auch in den Prozeß verwickelt wurden, gestanden sogar, Christenkinder gekauft, gequält und getötet, ihr Blut aber zu Arzneien verwandt zu haben. Sämtliche Angeklagten wurden in Berlin unter gräßlichen Qualen hingerichtet; alle ihre übrigen Glaubensgenossen aber wurden aus dem Lande verbannt, nachdem sie vorher einen Eid geleistet hatten, nie wieder zu kommen. „Es ist möglich, daß ein Teil der Anklagen, welche gegen die Juden erhoben wurden, und welche sie in den unerträglichen Folterqualen zugestanden, begründet war, — es ist möglich, daß sie in dem Haß gegen die Christen, welcher durch ihre Bedrückung immer genährt wurde, sich

7. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 7

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 7 — Mark, und gegen eine Geldsumme, sowie gegen einige Schlösser und ein Jahrgehalt trat der schwache, unwürdige Fürst die Regierung von Brandenburg an den Sohn Karls, den König Wenzel von Böhmen, ab und lebte seitdem, seinen Lüsten stöhnend, auf einem seiner Schlösser, wo er, 32 Jahre 1373 starb. Nunmehr war Brandenburg unter die Herrschaft der Luxemburger gekommen. Brandenburg unter den Luxemburgern (1373-1415). Karl Iv. (1373—1378). Kaiser Karl Iv. übernahm für seinen unmündigen Sohn Wenzel die Regierung in der Mark. Auf einem feierlichen Landtag zu Tangermünde ließ er unter allgemeiner Zustimmung den Beschluß faffen, daß die Mark Brandenburg „auf ewige Zeiten mit der Krone Böhmens" vereinigt werden sollte. Danach wandte er sich mit weiser Einsicht und großer Sorgfalt der Wiederherstellung der inneren Ordnung des Landes zu. Er schreckte die raubgierigen Nachbarn und unterdrückte mit starker Hand das unter der schwachen Regierung Ottos mächtig emporgeschossene Unwesen der Raubritter und des Faustrechts, indem er mit aller Strenge die räuberischen Ritter zur Warnung an Baumen aufhängen ließ und selbst den Vorsitz des in Tangermünde eingerichteten Gerichtshofes führte. Er förderte Handel und Verkehr, indem er Elbe und Oder schiffbar machte und ein freundschaftliches Verhältnis zum Hansabund anzubahnen suchte. Unter seiner weisen, landesväterlichen Regierung blühte Brandenburg sichtlich wieder auf. Schon 1378 starb er, zu früh für seine Pläne und Länder. Sigismund (1378—1415). Karl Iv. hatte vor seinem Tode seine Länder unter seine drei Söhne geteilt, wobei Sigismund die Mark Brandenburg erhielt. Er war noch jung, lebte meist am Hose seines künftigen Schwiegervaters, des Königs von Ungarn, und kümmerte sich wenig um die Regierung; nur einmal ist er selbst in seinem Lande gewesen, das er meist durch Statthalter verwalten ließ. Die Folge davon mar, daß wiederum trübe Zeiten über das kaum etwas zur Ruhe ge- kommene Land hereinbrachen. Die Nachbarn suchten sich wieder zu bereichern, und die Raubritter trieben von neuem ihr Unwesen. Dazu befand sich Sigismund fortwährend in Geldverlegenheiten, und da die ohnehin schweren Abgaben der märkischen Unterthanen nicht ausreichten, so verpfändete und verkaufte er, was er nur konnte. Zuletzt verpfändete $r sogar das ganze Land gegen 20000 Goldgulden an seine Vettern Jobst und Prokop von Mähren. Das machte das Maß des Unglücks im Lande voll; denn Jobst, der nach des letzteren baldigem Tode allein

8. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 10

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 10 — des 14. Jahrhunderts wurde es — wahrscheinlich wegen der die ganze Umgegend hoch überragenden Lage der Burg — gebräuchlich, dem Namen „Zoller" das Wort „Hohen" vorzusetzen, und nun nahm auch das ritterliche Geschlecht, das auf der Burg seinen Wohnsitz hatte, allmählich den Familiennamen „Hohenzollern" an. Geschichtliches. Die ersten beglaubigten Nachrichten über das Geschlecht der Hohenzollern reichen bis in das 11. Jahrhundert. In der zweiten Hälfte desselben finden wir einen Grafen Burchard von Zollern in Schwaben, zwischen Tübingen und dem Bodensee. Schon um diese Zeit scheinen die Zollern sich durch großen Grundbesitz vor den meisten schwäbischen Geschlechtern ausgezeichnet zu haben. Da sie auch noch das Grafenamt in vielen kaiserlichen Gebieten in Schwaben verwalteten, so erlangten sie, die schon durch ihren Reichtum und ihre stark befestigten Burgen einen bedeutenden Einfluß gewonnen hatten, eine noch höhere Macht und Geltung. Noch mehr wuchsen Macht und Ansehen der Hohenzollern durch den Erwerb der reichen Burggrafschaft Nürnberg am Ende des 12. Jahrhunderts. Graf Friedrich Iii. von Zollern heiratete nämlich die Tochter des bisherigen Burggrafen von Nürnberg, Konrads Ii., Grafen von Ragza oder Raabs, einer Herrschaft in Österreich. Nach des letzteren Tode wurde Friedrich nicht bloß der Erbe der reichen Familien-güter desselben, sondern in Anerkennung der großen Verdienste, die er sich um Kaiser Friedrich Barbarossa und um Kaiser Heinrich Vi. erworben, auch der Nachfolger seines Schwiegervaters im Burggraseuamte. Als Burggraf von Nürnberg nannte er sich sortan Friedrich I. Burggraf Friedrichs Söhne schritten zu einer Trennung von Wohnsitz und Hofhalt, sowie zu einer Teilung ihres gesamten Besitzes und der damit in Verbindung stehenden Titel und Würden. Hiermit war — etwa 1218 — die Scheidung des hohenzollernschen Fürstenhauses in zwei getrennte Linien, die fränkische und die schwäbische Linie, ausgesprochen. Konrad wurde der Gründer der fränkischen Linie der Hohenzollern, der Burggrafen von Nürnberg; Friedrich ist der Ahnherr der schwäbischen Linie des Hohen-zollerngeschlechtes; er führte fortan auch ausschließlich den Namen eines Grasen von Hohenzollern. Beibe Linien bieses eblen Fürstengeschlechtes leben noch heutzutage in zahlreicher, kräftiger Nachkommenschaft fort: die fränkische in den späteren Kurfürsten von Branbenburg, den jetzigen Königen von Preußen, die schwäbische in den Grasen, nachmals Fürsten von Hohenzollern. Der oben erwähnte Sohn Friedrichs I., Konrad, legte nach der Übernahme der Burggrafschaft Nürnberg den Titel eines Grafen von Hohenzollern ab, bis erst der große Kurfürst im Jahre 1685 benfelben

9. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 17

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 17 — doch nicht mehr so ungescheut und im großen betrieben wie zuvor, und mit der Zeit gewann bessere ritterliche Gesinnung auch im märkischen Abel Raum. Leiber war es Friedrich nicht vergönnt, der Mark Branben-burg, nachdem er überall georbnete Zustänbe geschaffen hatte, bauernb seine fürstliche Fürsorge zu roibmen, ba Kaiser Sigismunb und das Deutsche Reich seiner von neuem beburften. Friedrich als Kurfürst von Brandenburg. Kaiser Sigismunb hatte zur enbüchen Beilegung der um diese Zeit herrschenben großen Verwirrung in der Kirche im Jahre 1414 nach Konstanz am Bobenfee eine große Kirchenversammlung berufen und begab sich mit einem glänzenben Gefolge borthin. Ihm folgte der Burggraf Friedrich, fein vorzüglichster und vertrautester Ratgeber für die ganze Dauer des berühmten Konzils. Die vielen und großen Verdienste, die Burggraf Friedrich dem Kaiser geleistet, die glänzenben Erfolge, welche feine Verwaltung in der Mark Branbenburg bereits gezeitigt hatte, und das Vertrauen enblich, bessen sich der Burggraf bei allen feinen Zeitgenossen erfreute, ließen zu biefer Zeit in Kaiser Sigismunb den Entschluß reifen, dem Freunbe die erlebigte Kurwürbe von Branbenburg zu übertragen. Unter Zustimmung aller übrigen Fürsten des Reiches rourbe Burggraf Friedrich Vi. von Nürnberg durch eine kaiserliche Urfunbe vom 30. April 1415 feierlich zum Kurfürsten von Branbenburg und Erzkämmerer des heiligen römischen Reiches ernannt, die Mark Branbenburg ihm als erbliches Eigentum, jeboch vorbehaltlich des Rechts der Wiebereinlöfung — gegen eine Summe von 400000 Golb-gulben (etwa 3375000 Marl) —, übergeben; alle Einwohner würden unter Entbinbung der dem Kaiser geleisteten Eibe angewiesen, fortan dem Kurfürsten Friedrich als ihrem rechtmäßigen Lanbesfürsten Gehorsam zu leisten. So war benn Burggraf Friedrich erblicher Kurfürst von Branbenburg und nahm als solcher den Namen Friedrich I. an. In dem Kurhute nahte feinem Laube, dem einst eine ruhmreiche, volkerbeglückenbe Kaiserkrone den höchsten Glanz verleihen sollte, die Morgenröte eines neuen Tages. Am 18. Oktober 1415 zog Kurfürst Friedrich mit feiner Gemahlin und einem zahlreichen, glänzenben Gefolge in Berlin ein, von dem in großen Scharen herbeigeeilten Volke mit Jubel empfangen. In dem sogenannten „Hohen Haufe" fanb die feierliche Erbhuldigung statt. Nachbem die Verschreibung und die Gebotsbriefe des Kaisers verlesen roaren, leisteten die Stäube folgenben Eib: „Wir huldigen und schwören Herrn Friedrich und feinen Erben, Markgrafen zu Branbenburg, eine rechte Erbhulbigung, als unfern Erbherrn, nach Ausweisung ihrer Epstein. 2

10. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 19

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 19 — in die Hände, und noch heute zeigt man in der Kirche zu Bernau den Fremden mit Stolz die von den furchtbaren Feinden erbeuteten Siegeszeichen. Endlich gelang es Friedrich, den Kaiser zur Versöhnung mit den Hussiten zu bewegen; in Basel kam im Jahre 1433 der Friede zustande. Friedrichs letzte Regierungszeit und Ende. In seinen letzten Lebensjahren sah sich der Kurfürst genötigt, noch einmal das Schwert zu ergreifen gegen die Herzöge von Pommern, die sich noch immer im Besitze der rechtmäßig zu Brandenburg gehörenden Ukermark befanden und sich weigerten, dieselbe herauszugeben. In diesem Streite war Friedrich siegreich; er zwang die Pommern, die Ukermark — mit Ausnahme einiger Städte — ihm wieder zu überliefern. Dies war die letzte kriegerische That des großen Fürsten. Im Jahre 1437 sehen wir denselben in Begleitung seiner drei Söhne, Johann, Friedrich und Albrecht, auf dem Reichstage zur Kaisermahl erscheinen, da Kaiser Sigismuud gestorben war. Obwohl die Kurfürsten ihm oder einem seiner Söhne die Kaiserkrone zugedacht hatten, so wußte Friedrich die Wahl derselben auf den tapferen Herzog Albrecht von Österreich zu lenken, auf diese Weise dem verstorbenen Freunde die geschworene Treue noch über das Grab hinaus bewahrend. Zwei Jahre später mußte der greise Kurfürst noch einmal zur Kaiserwahl nach Frankfurt ziehen, woselbst an des leider zu früh verstorbenen Albrecht Ii. Stelle der schwache Friedrich Iii. von Österreich gewählt wurde. Vom Reichstage begab sich Friedrich nach seiner Herrschaft Kadolzburg in Franken, wo er seine ganze Familie um sich versammelte und am 21. September 1440 im wahren Glauben an seinen Erlöser sanft entschlief, aufrichtig beweint von den ©einigen und betrauert von allen seinen Unterthanen. Seine Leiche wurde in feierlichem Trauerzuge nach dem Erbbegräbnis der hohenzollernschen Burggrafen, dem Kloster Heilbronn, gebracht und hier beigesetzt. Friedrichs Bedeutung. Friedrich konnte am Abende seines Lebens mit großer Befriedigung auf das, was er gewollt und errungen hatte, zurückblicken. Es war ihm gelungen, die alten Grenzen der Marken gegen Norden fast ganz herzustellen, im Lande selbst dem Gesetz und dem fürstlichen Ansehen die gebührende Achtung zu verschaffen und einen festen Grund zu legen zu des Landes Wohlfahrt. „Vorzüglich aber hat er Brandenburgs Ansehen im Deutschen Reich ungemein gehoben und durfte mit dem schönen Bewußtsein ins Grab steigen, nach bestem Wissen und Können wie für des eignen Landes Wohl, fo für die Kräftigung des Deutschen Reichs und für die Einheit der Kirche gewirkt zu haben, — 2*
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