34 §§. 22. 23.
Die Volksdichtigkeit nimmt von Nordost nach Westen hinzu. Während
in der Provinz Preußen 2 550 Einw. auf der l^Meile leben, kommen in
Brandenburg 4 000, in Sachsen 4*500 und in der Rheinprovinz 7000 Seelen
auf die ihmeile. Im Regierungsbezirke Düsseldorf wohnen fast 12 000 und
im Kreise Krefeld sogar 23 000 Einw. auf der Ihmeile.
Preußen ist ein konstitutionelles Königreich, in welchem nach der Ver-
fctssung von 1850 dem Könige die vollziehende Gewalt zusteht. Die gesetzgebende Gewalt
bilden die Krone und die beiden Kammern (Abgeordnetenhaus und Herrenhaus) gemein-
schaftlich. Die Mitglieder des Hauses der Abgeordneten werden vom Volke gewählt.
Das Herrenhaus besteht aus den Prinzen des königlichen Hauses, aus den Fürsten und
Vertretern verschiedener Korporationen (Vertreter der großen Städte, der Universitäten,
des Grundbesitzes u. s. w.). Die obersten Behörden im Lande sind die Ministerien:
1) das Justiz-Ministerium, 2) das Kriegs - Ministerium, 3) das Marine - Ministerium,
4) das Ministerium des Innern, 5) das Ministerium des Aeußern, 6) das Ministerium
der geistichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten (Kultus-Ministerium), 7) das
Ministerium der Finanzen, 8) das Handels-Ministerium, 9) das Ministerium für Land-
Wirtschaft. An der Spitze der Ministerien steht der Minister-Präsident. Neben dem
Kultus-Minister führt der Oberkirchen-Rath in Perlin die Aufsicht über die kirch-
lichen Angelegenheiten. " Vttv».
Der preußische Staat hat sich aus der von Heinrich I. gegründeten Altmark
(Stendal und Salzwedel) emporgeschwungen zur fünften europäischen Großmacht.
Im 12. Jahrhundert brachte Albrecht der Bär, der Askanier, die Altmark
erblich an sich, eroberte die wendische Feste Brennabor (Brandenburg) und nannte sich
dann Markgraf von Brandenburg. Nach dem Aussterbender kräftigen Askanier kam
(1320) die Mark unter die Herrschaft des bayerischen Hauses und 1373 an das luxem-
burgische Haus, bis im Jahre 1415 der Burggraf von Nürnberg Friedrich Vi.
von Hohenzollern das Land vom Kaiser Sigismund zunächst als Pfand, und 1517
als erbliches Kurfürstenthum erhielt. Unter den Nachfolgern Friedrichs, den Hohen-
zollern , blühte das heruntergekommene Land schnell aus und nahm rasch an Größe zu.
1609 erbte Kurfürst Johann Sigismund Cleve, Mark und Ravensberg, und 1618
das Herzogthum Preußen. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm erwarb 1648
Hinterpommeru, Halberstadt, Kammin, Minden und Magdeburg. Friedrich I., welcher
sich 1701 als König in Preußen krönte, erwarb das Fürstenthum Mörs und die
Grafschaft Tecklenburg, und sein sparsamer, ordnungsliebender Nachfolger Friedrich
Wilhelm I. erhielt Vorpommern mit Stettin. Friedrich Ii., der Große, erwarb
durch die drei schlesischen Kriege die Provinz Schlesien und durch die Theilung Polens
1772 die Provinz Westpreußen. Friedrich Wilhelm Ii., des großen Friedrichs
Nachfolger, bekam durch die zweite und dritte Theilung Polens die heutige Provinz
Posen. Der unglückliche Krieg von 1806 raubte zwar Friedrich Wilhelm Iii. die
Hälfte seines ganzen Landes, aber am Ende der Befreiungskriege 1815 erhielt er
diese Länder wieder, und einen Theil von Westfalen und der Rheinprovinz, sowie das
ganze Pommern und fast die ganze heutige Provinz Sachsen hinzu. Friedrich
Wilhelm Iv. erhielt 1850 die beiden Fürstenthümer Hohenzollern und erwarb 1854
den Jahdebusen. Der gegenwärtige König, Wilhelm I., bekam nach dem kurzen aber
wichtigen deutschen Kriege im Jahre 1866 die Herzogthümer Schleswig und Holstein,
das Herzogthum Lanenbnrg, das Königreich Hannover, das Kursürstenthum Hessen,
das Herzogthum Nassau, die freie Stadt Frankfurt a. M. und einige Gebiete von
Bayern und Heffen-Darmstadt.
§. 22. Das ganze Königreich wird in Provinzen getheilt, an deren
Spitze je ein Oberpräsident steht. Jede Provinz wird in R e g i e r u n g s -
bezirke und die Regierungsbezirke werden in Kreise getheilt.
Die Anzahl der Provinzen beträgt, außer Hohenzollern und dem Jahde-
gebiet, 12: Ostpreußen, Westpreußen, Posen, Pommern, Schlesien, Brandenburg,
Sachsen, Westfalen, die Rheinprovinz, Hannover, Schleswig - Holstein mit
Lauenburg und Hessen-Nassau.
§. 23. Die Provinzen Ost- und West-Preußen, umgeben von der Ostsee,
von Pommern, Brandenburg, Posen und Polen, haben auf 1180 Lzmeilen
3vs Mill. Einwohner, wovon zwei Drittel Deutsche sind. Außerdem wohnen
dort noch Massuren, Lithauer, Kassuben und Juden. Während in Ostpreußen
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Albrecht Nürnberg_Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrichs Johann_Sigismund_Cleve Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
48 §. 41.
Der südliche Theil des Landes ist gebirgig (Erzgebirge, Elbsandstein- und
Lausitzer Gebirge.
Die Hauptflüsse sind die Elbe, die Mulde, die weiße Elster, die Pleiße
und die Görlitzer Neiße, welche letztere zur Oder fließt.
Im allgemeinen ist das Land trotz der fleißigen Bewohner und des
tüchtigen Anbaues nicht so fruchtbar, dass es seine zahlreichen Einwohner durch
sein Getreide u. s. w. zu ernähren im Stande ist. Nur der nördliche Theil,
die „Lommatzscher und Pegauer Pflege" sind von vortrefflicher Fruchtbarkeit.
Die Hauptprodukte sind außer Getreide und Obst, besonders Steinkohlen,
Braunkohlen, Silber, Kupser, Zinn, Blei, Eisen u. s. w. Auch die Rindvieh-
zucht ist nicht unbedeutend. Das Fabrikwesen und die Industrie blühen hier
wie in keinem anderen Lande; jede Stadt und viele Dörfer haben Fabriken.
Die Erzeugnisse dieser Fabriken sind Waren von Baumwolle, Wolle, Leinen,
Papier, Leder, Porzellan, Metall u. s. w. Die Bewohner des Erzgebirges
beschästigen sich vornehmlich mit Anfertigung von Spchen und Holz- und
Metallarbeiten. In der Lausitz ist die Leinwand- und Damastbereitung die
Hauptbeschäftigung.
Bei so reicher Produktion muss natürlich auch der Handel in dem geseg-
neten Sachsenlande bedeutend sein. Unterstützt wird^derselbe durch die Eisen-
bahnen, welche fast alle größeren Städte mit einander verbinden. Die Haupt-
sächlichsten Schienenwege sind folgende: Leipzig-Dresden, Riesa-Wittenberg,
Leipzig-Hof, Werdau-Zwickau-Schwarzenberg, Gößnitz-Riesa, Dresden-Boden-
bach, Dresden-Görlitz, Löbau-Zittau, Dresden-Tharand u. s. w.
Hinsichtlich der Volksbildung gibt Sachsen keinem Lande der Erde
etwas nach.
Das jetzige Königreich Sachsen wurde bis zum 15. Jahrhundert von verschie-
denen Herrscherfamilien verwaltet, bis es nach dem Erlöschen des Hauses Askanien an
Friedrich den Streitbaren vom Hause Wettin kam, welcher auch Thüringen besaß
und der Stammvater der noch jetzt vorhandenen sächsischen Fürstenhäuser ist. Seine
Enkel Ernst (Stifter der erneftinischen Linie) und Albert (Stifter der albertini-
schen Linie) theilten sich in die Länder, so dass Ernst Kursachsen (Wittenberg) und
Albert Meißen und Thüringen bekam. Als Kurfürst Johann Friedrich der Groß-
müthige, ein treuer Anhänger der Reformation, gegen Karl V. Krieg führte und
1547 in der Schlacht bei Mühlberg geschlagen wurde, musste er die Kurlande an Herzog
Moritz aus der albertinischen Linie abtreten und konnte seinen Söhnen nur einige
Länderschaften in Thüringen erhalten. Aus dieser Linie stammen die jetzigen Fürsten
der sächsischen Herzogtümer, während das später (1806) zum Königreich erhobene Kur-
sachsen bei der albertinischen Linie verblieb. Kurfürst Friedrich August I. trat Ende
des 17. Jahrhunderts zur katholischen Kirche über und erlangte damit das Königreich
Polen, welches jedoch bald wieder abgetreten wurde. Da 1813 der König Friedrich
August Ii. sich den Verbündeten nicht anschloss, so musste er 1815 die Hälfte seines
Landes an Preußen abtreten.
Der Staat wird in vier Kreis-Direktionen getheilt.
I. Dresden, (faffc-900) im schönen Elbthale gelegen, ist eine der anmuthigsten
deutschen Residenzstädte. Schöne Paläste und Kirchen, herrliche Straßen und Plätze
zieren die Stadt. Kunstsammlungen, wie sie nur wenige Städte besitzen, ziehen viele
Fremde nach Dresden. Im Königlichen Schlöffe befindet sich das grüne Gewölbe, die
kostbarste Sammlung von Schmuck- und Kunstarbeiten, Im Zwinger, einem nicht
vollendeten Prachtbau, sieht man eine prachtvolle Sammlung von Waffen und Rüstungen.
In schönen Neuen Museum ist die berühmteste Gemälde-Galleric. Auch die Umgebun-
gen von Dresden sind lieblich und reizend. Wegen der vielen Kunstschätze und der
herrlichen Lage nennt man Dresden das deutsche Florenz.
Freilierg an der Mulde, berühmte Bergakademie und Bergbau. Pirna an der Elbe,
Irrenanstalt und Sandsteinhandel. Königsstein, Festung an der Elbe, in der sächsischen
Schweiz. Pillnitz, königliches Lustfchloss. Tharand, Forstakademie. Meißen, Porzellan-
fabrik, die erste in Deutschland; Weinbau. Großenhain, Kattun- und Tuchfabriken.
Il Leipzig, (127) an der Elster und an der Pleiße gelegen, ist die zweite Stadt
Sachsens und die größte Handelsstadt im deutschen Binnenlande. Die Bedeutung der
Stadt im Handelsverkehr verdankt Leipzig seiner geographischen Lage. „Zwar hat sie
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ernst Albert_( Ernst_Kursachsen Ernst Albert_Meißen Johann_Friedrich_der_Groß- Johann Friedrich Karl_V. Karl_V. Moritz Friedrich August_I. Friedrich Friedrich August
424
Die evangelischen Fürsten hatten schon 1531 ein Bündniß zur Vertheiln-
gung ihres Glaubens zu Schmalkalden geschlossen. Als sie die Absicht des
Kaisers merkten, rüsteten sie eilig ihre Heere; aber ihre Aengstlichkeit und Eifer-
sucht machten einen Angriff unmöglich.
Den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen rief die Treulosigkeit sei-
nes Vetters Moritz in seine Länder zurück. Dieser war evangelischen Glaubens
und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp von Heffen, eines Bekenners des
evangelischen Glaubens. Dennoch stand er heimlich mit dem Kaiser in Unter-
handlung und besetzte die Länder Johann Friedrichs mit Gewalt. — Zwar
nahm dieser sie wieder; nun aber machte sich 1547 der Kaiser in Verbindung
mit Moritz gegen ihn auf. Der Kurfürst suchte das feste Wittenberg zu errei-
chen. Der Kaiser zog ihm am anderen Ufer der Elbe bis Mühlberg nach.
Er sah Anfangs keine Möglichkeit-, über den Fluß zu kommen; doch zeigte ihm
ein verrätherischer junger Bauer eine Fuhrt.
Es war ein Sonntagsmorgen. Der Kurfürst wohnte gerade dem Gottes-
dienste bei, als er die Nachricht erhielt, daß der Kaiser im Anzuge sei; dennoch
wollte er sich in seiner Andacht nicht stören lassen. — Als er endlich aufbrach,
wurde er von den kaiserlichen Reitern eingeholt und zur Schlacht gezwungen.
Aber die Seinen wurden geworfen; er selbst erhielt einen Hieb in die linke
Wange und mußte sich den Feinden ergeben. Gefangen und mit Blut bedeckt,
wurde er vor den Kaiser geführt. Als er diesen erblickte, hob er die Augen
gen Himmel und sprach: „Herr Gott, erbarme Dich meiner; nun bin ich hier!"
Er wollte dem Kaiser die Hand reichen; aber dieser wandte sich ungnädig ab.
Und als er anhnb: „Allergnädigster Kaiser!" — entgegnete Karl: „„So? bin
ich nun euer gnädigster Kaiser? So habt ihr mich lange nicht geheißen!"" —
Da sagte der Kurfürst: „Ich bitte um ein fürstlich Gefängniß!" — „„Wohl,""
antwortete Karl, „„ihr sollt gehalten werden, wie ihr el verdient."" — Der
Kaiser zog nun vor Wittenberg. Er nöthigte den Kurfürsten, die Stadt zur
Uebergabe aufzufordern; als aber dieser sich weigerte, ließ er ihn zum Tode
verurtheilen. Dieses Urtheil ward indeß nicht ausgeführt. Doch mußte Jo-
hann Friedrich auf die Kurwllrde Verzicht leisten, seine Länder an Moritz ab-
treten, die Festung Wittenberg überliefern und des Kaisers Gefangener bleiben.
44. Der Augsburger Religionsfriede.
Nach dem Unfälle des Kurfürsten von Sachsen war der Landgraf Philipp
nicht im Stande, dem Kaiser zu widerstehen. Er ergab sich auf Gnade und
Ungnade und that zu Halle fußfällig Abbitte. Moritz von Sachsen und
Joachim Ii. von Brandenburg hatten ihn dazu vermocht. Diese hatten freilich
gehofft, der Kaiser werde es mit einer gelinden Strafe bewenden lasten. Statt
besten ward der Landgraf in der Gefangenschaft des Kaisers behalten und wie
ein gemeiner Gefangener behandelt. In der Seele Moritzens bildete sich eine
große Mißstimmung gegen den Kaiser-, und es reifte in ihm der Entschluß, mit
Gewalt vom Kaiser zu erzwingen, was er auf gütlichem Wege nicht erlangen
konnte. Er erhielt 1550 den Auftrag, gegen die widerspenstige Reichsstadt Mag-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Moritz Philipp_von_Heffen Philipp Johann Friedrichs Moritz Karl Karl Karl Karl Friedrich Friedrich Moritz Philipp Philipp Moritz_von_Sachsen Joachim_Ii
i 14
Brandenburg heißt. Er war den Deutschen nicht gewachsen; aber
Brannybor gab ihm Schutz; denn rings um die Stadt hatte das
Havelwasser Sümpfe und Moräste gebildet, und Niemand hätte
da hindurchdringen können. Da jedoch ein scharfer Frost einfiel,
atfo_ daß der Fluß zufror und die Moräste fest wurden, konnte
Kaiser Heinrich die Stadt angreifen, und er erstürmte sie. Nun
unterwarf sich das ganze Wendenland. Damit er es im Zaume
hielte, und um auch sein Sachsenland am anderen Elbuser zu
schützen, richtete der Kaiser dort, wo heute die Städte Salzwedel
und Stendal liegen, eine Markgrafschast ein, die er die Nord-
mark nannte, und welche jetzt die Altmark heißt. Sie sollte
eine Wache des deutschen Reiches gegen Morgen sein. Tapfere
Männer wurden als Markgrafen hineingesetzt. Damit aber die
Wenden gute Christen würden, zogen Mouche über die Elbe
hinein in die wendischen Städte und Dörfer und predigten den
Namen Jesu Christi. Der Kaiser Otto, der gewaltige Sohn
des Kaisers Heinrich, baute auch christliche Dome in den Städten
Havelberg (946) und Brannybor (949) und setzte Bischöfe in die
beiden Städte. Es versäumten aber die Deutschen, die Wenden
durch Freundlichkeit und Milde zu gewinnen; sie haßten das arme
Wendenvolk, verachteten es und nannten es in ihrem Uebermuth
„slavische Hunde." Das hat böses Blut gemacht, und oft em-
pörten sich die Wenden gegen ihre Unterdrücker; wo sie konnten,
fielen sie über dieselben her und tödteten sie. Auch die Stadt
Brannybor haben sie wieder erobert, die Altäre Gottes umge-
stürzt, die Kreuze zerschlagen unv an Stelle derselben ihre Götzen-
bilder aufgerichtet. Es wurden noch in späterer Zeit solche Män-
ner, welche den Wenden das Evangelium predigen wollten, von
ihnen in wildem Grimme erschlagen, und auch der märkische Sand
ist roth gefärbt worden von dem Blute der Märtyrer, die um
Christi willen von der Heidenfaust den Tod erlitten haben. Erst
als der Graf von Ballenstädt, genannt Albrecht der Bär, 1134
die Nordmark erhielt, wandte sich der Sieg den deutschen Waffen
zu. Diesem trefflichen Kriegsfürsten vermochten die Wenden nicht
Widerstand zu leisten; er drängte sie immer weiter nach Morgen
zurück, oder unterwarf sie sich. Das Land zwar lag öde und ver-
wüstet, und die Gebeine vieler Erschlagenen bleichten in der Mark;
aber Albrecht verstand es, die Wunden des Landes zu heilen und
das Glück desselben zu gründen. Ein neues Geschlecht, das in
deutscher Zunge redete, blühete auf und fing an, die öden Striche
> der Mark urbar zu machen. Seitdem ist Brandenburg ein deut-
sches und christliches Land geblieben bis auf den heutigen Tag.
Nur im Spreewalde wohnen noch Nachkommen der alten Wen-
den; sie sind Christen geworden, reden jedoch meist noch wendisch
und haben auch noch manche alte Sitte bewahrt.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Stendal Christi Havelberg Gottes Christi Brandenburg
118
Da waren neunzehn Prinzen des Hauses Anhalt zu Ausgang
des dreizehnten Jahrhunderts auf einem Familientage versammelt.
Und nachdem nur neunzehnmal die Frühlingssonne des neuen
Jahrhunderts das Eis der Havel und Spree geschmolzen hatte,
waren die Grüfte voll, und das Haus stand auf zwei Augen;
und als die Herbstftürme kamen, waren auch die geschlossen.
Mit dem Wappen der Askanier, das über ihrer Gruft zer-
schlagen ward, zerfiel auch ihr Reich. In den Sand fuhr wieder
der Sturmwind; in flüchtigen Wellen bedeckte er die Saaten und
Gärten und zerstörte die Straßen und Gehege; aus dem kaum
bearbeiteten Sumpfe mußte die Pflugschaar wieder fort; das
Grundwasser quoll auf, und die alte Wildniß herrschte wieder.
14. Das Schildhorn.
Wer von Spandau aus die Havel eine Stunde abwärts fährt
bis Tiefwerder und Pichelsdorf, der sieht da, wie am rechten Ufer
des Stromes auf einer Landzunge sich eine Anhöhe erhebt. Sie
heißt das Schildharn. Auf der Anhöhe steht eine steinerne Säule,
die mit einem Schilde geziert ist und auf ihrer Spitze ein Kreuz
trägt. Diese Säule erinnert an eine Begebenheit, die sich hier
vor mehr als 700 Jahren zugetragen haben soll.
Um das Jahr 1140 starb zu Brandenburg der letzte wen-
dische Beherrscher des Havellandes, Namens Pribislav. Er hatte
schon vor seinem Tode Albrecht den Bären zu seinem Nachfolger
ernannt. Dieser nahm also die Stadt und das Land in Besitz.
Zu Cöpenick an der Spree'wohnte aber ein Verwandter des Pri-
bislav, der Wendenfürst Jaczo. „Bin ich nicht der natürliche
Erbe des Landes," sagte dieser bei sich selbst, „und welches Recht
haben die Christen auf wendisches Eigenthum?" Darum zog er
mit einem zahlreichen Heere gegen das feste Brandenburg. Auf
der Havel wurde tapfer gekämpft, und die Wenden eroberten die
Burg. Aber Albrecht der Bär eilte herbei und nahm sie wieder
mit Gewalt in Besitz. Jaczo zog nordwärts gen Spandau mit
den Seinen. Das Heer der Christen unter Albrecht folgte ihnen.
Auf den Feldern zwischen Groß-Glienecke und Spandau kam es
zur Schlacht. Als die Wenden das Kreuz auf dem Banner der
Christen näher rücken sahen, sank ihnen die Hoffnung auf den
Beistand Triglavs, ihres Götzen. In Haufen verließen sie den
Kampfplatz und flohen, um unter dem Schutze der Nacht dem
Christengotte zu entrinnen. Jaczo war einer der Letzten, welche
die Waffen schwangen. Als er sich aber von den Seinen verlassen
sah, wandte er auch sein Roß und sprengte davon. Plötzlich war
seine Flucht durch einen breiten Strom gehemmt; er hielt am
Ufer der Havel. Vor ihm lag die blaue Wasserfläche, und ihre
Wogen stiegen ruhig auf und ab. Hinter ihm war der Feind.
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Extrahierte Personennamen: Schildhorn Namens_Pribislav Albrecht Albrecht Albrecht Jaczo Albrecht Albrecht Jaczo
119
Was soll er machen? — Eine Landzunge streckte sich von der
anderen Seite her quer in den Fluß hinein und verengte den-
selben. „Herr," rief ein Wende, der dem Jaczo gefolgt war,
„schwimmt nicht über den Fluß; er ist sehr tief!" Aber immer
näher kommt der Feind. ,>Gott der Christen," ruft er, „rette
mich aus dieser Gefahr, so will ich dir dienen und den Götzen
absagen." — „Greift den Heidenfürsten!" rief eö hinter ihm.
Da stürzt er jählings mit seinem Rosse, schwerbewaffnet wie er
war, in die Fluth hinab, die über ihm zusammenschlug. Jetzt
taucht er empor. Keuchend schwimmt das treue Thier mit ihm
dahin durch die Wogen. Der Feind stand am Ufer und bewun-
derte den Muth; er wagte es nicht, zu folgen, ja er sandte dem
Fliehenden nicht einmal einen Bolzen nach. Matter und matter
wurde das Pferd. „Halt aus, mein treues Roß," rief Jaczo,
„du trägst deinen Herrn aus den Händen erbarmungsloser Chri-
sten zu ihrem erbarmenden Gott!" Fester ergreift er den Zügel,
und das müde Thier wendet seine letzten Kräfte an. Und nicht
umsonst. Noch einige Schritte, und das Pferd hatte Boden unter
den Füßen. Jaczo erfaßte mit kräftiger Hand das Gestrüpp an
der Landspitze. Ein Sprung, und er ist gerettet. Er stieg die
Spitze der Landzunge hinan und sank auf seine Knie. „Dank Dir,
Du mächtiger Christengott", ruft er; „Dir will ich fortan dienen.
Von allen Waffen, welche ich für die Götzen geschwungen habe,
besitze ich nur noch diesen Schild. Hier, wo ich Rettung gefun-
den, lege ich ihn nieder. Nie will ich mehr für die todten Götzen
kämpfen."
Er hielt Wort. Er lebte von jetzt ab in Cöpenick als Christ. —
Jahrhunderte sind seitdem verflossen. Noch heut aber heißt
jene Uferspitze in der Havel, wo Jaczo Rettung fand, das Schild-
horn, und noch heut redet jenes Denkmal, das König Friedrich
Wilhelm Iv. im Jahre 1844 errichten ließ, von den schweren
Kämpfen, die ausgefochten werden mußten, ehe das Christenthum
in der Mark den Sieg über das Heidenthum davontrug. *
15. Sage von der Gründung des Klosters Lehnin.
Zur Zeit, als Otto, der Sohn Albrechts des Bären, in der
Mark regierte, lebte an dem Hofe deffelben ein Wendenhänptling,
Wussow genannt. Obgleich er getauft worden, war er doch in
seinem Herzen Heide geblieben. Mit Schmerz gedachte er auch
der früheren Zeiten, wo sein Volk noch fest in der Mark unter
eigenen Fürsten saß. Nun war das anders geworden. Deutsche
Stämme drangen immer tiefer in das Land ein, und ein deutscher
Fürst war Herr. Darüber grollte Wussow heimlich und nahm
sich vor, seinen Fürsten auf der Jagd fern ab von den Seinen
zu verlocken und ihn zu tobten, wo Niemand es sähe und Keiner
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Jaczo Jaczo Jaczo Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Otto Albrechts Albrechts Wussow
122
Nicht mehr ist das heilige Wort Gottes eingeschlossen zwischen den
Klosterwänden, sondern es ergießt sich ungehindert in alle Häuser
und Herzen der Stadt und der Umgegend, und hat eine Gemeinde
erbaut, die länger dauern wird, als alle Gemäuer von Menschen-
händen.
16. Wie es in der Mark unter den Baiern ausgesehen.
Mit dem glorreichen Woldemar war das Ballenstädtische
Geschlecht der Grafen von Anhalt, — wir nennen sie die Askanier,
— ausgestorben. Hundert Arme griffen nach der Erbschaft, bis
die schwache Hand eines Knaben sie davon trug, der Bai er
Ludwig, den sein Vater, der Kaiser, mit der Herrschaft der As-
kanier belehnte, 1324.
Aber sie war nur noch ein Schatten von dem, was sie ge-
wesen. Um den jungen Markgrafen her hielt ein jeder Mächtige
sich mehr im Recht; er riß an sich, was seine Faust greifen konnte,
und so zersplitterte ein mächtiges, blühendes Reich.
Es sah traurig aus zwischen Elbe und Oder um die Mitte
des vierzehnten Jahrhunderts. Wäre da ein Berg gewesen, von
dessen Spitze man das Land überschaute, man hätte viel Elend
mit einem Male gesehen. Man sah aber genug schon, wenn man
auf der Heerstraße ging. Davon abzuweichen, war nicht gut ge-
than. In den Büschen und hinter den Hügeln wußtest du nicht,
wem du begegnetest. Waren's auch keine Räuberbanden, die dort
lagerten; so trafst du doch auf jedem Schritte Arme und Bettler.
Vorgestern, gestern vielleicht noch waren sie warm und gut ge-
kleidet gewesen, wie du; und es war über Nacht gekommen, und
sie wanderten heut in Lumpen, sie wußten nicht wohin. Wo ein
Haus noch fest war, ein Schloß mit rothen Dächern in den
Himmel ragte, da schauten sie drinnen sich fürsichtig um und fragten
ihn aus, ehe sie dem Manne das Thor öffneten, der wohlgeklei-
det kam. Der Bettler konnte lange warten. Waren sie mild-
thätig, so warfen sie ihm wohl ein-Brot aus dem Fenster; aber
so er zu lange zauderte, hörte er den Hund im Hofe knurren,
und die Wärter ließen seine Ketten los. Der Bettler mußte den
Bettler suchen, der Landstreicher den Landstreicher; die Gesell-
schaft findet sich allerwärts. Ja, wer so weit war, dem fehlte es
auch nicht. Brauchten nicht immer in den Wäldern zu liegen, noch
in den Gräben Schutz vor'm Winde zu suchen. Da standen der
Häuser genug wüst und ganze Dörfer mit öden Mauern und ho-
hem Brandschutt. Dahinter war Raumes die Fülle für die Hei-
mathlosen. Die Kirchthürme ohne Dach und Glocken lugten in's
Land, wie große Wegweiser, wo man das Elend suchen könne.
Wir wissen nicht mehr, auf welchen Straßen in den Marken
es so aussah; aber die Straßen waren breit, wo das Unglück ge-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
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seinen Märkern. Sein Geschlecht aber war bald darauf ausge-
storben. Und nun hieß es: Woldemar ist nicht gestorben, sondern
er lebt, und er bringt Rettung dem armen Lande, welches der
Baier übel regiert! — Als der Frühling kam des Jahres
1348, — Markgraf Ludwig war im schönen Lande Throl, wo er
auf den Bergen die Gemsen zu jagen liebte — erschien zu Wol-
mirstädt vor der Burg des Erzbischofs von Magdeburg unser
Pilgersmann und ließ sagen, daß er dem Erzbischöfe etwas Wich-
tiges mitzutheilen habe. Der Erzbischof aber saß gerade mit vie-
len Gästen zu Tische; denn er feierte ein Fest. Da die Diener
dem Pilger das sagten, sprach er: „Könnt ihr mich nicht zu eurem
Herrn führen, so bittet für mich um einen Becher Weins." Als
sie den Trank brachten, that der Pilger einen kräftigen Zug au-s
dem Becher, ließ dann einen Siegelring mit fürstlichem Wappen
hineinfallen und bat, daß man den Becher dem Erzbischof bringe.
Der hatte kaum den Ring gesehen, als, er rief: „Das ist Mark-
graf Woldemars Ring!" — Deß verwunderten sich die Gäste
über die Maaßen; über der Erzbischof hieß den Pilgersmann in
das Zimmer führen und forschte von ihm, wer er wäre. Der
war nicht befangen, wie sonst wohl Pilgersleute sind in vor-
nehmer Gesellschaft; sein Auge ließ er ruhig über die Versamm-
lung schweifen, und obgleich sein Haar schon ergraut war, trat
er doch fest und sicher auf. Endlich sprach er: „Ich bin Mark-
graf Woldemar. Ich bin nicht gestorben, wie man bisher ge-
glaubt hat. Sie haben vor 29 Jahren einen andern Mann statt
meiner begraben. Ich wollte für todt gelten; denn mein Ge-
wissen war beschwert, daß ich eine nahe Verwandte zur Frau
genommen. Um diese Sünde abzubüßen, zog ich in das heilige
Land. Nun aber ist die Kunde zu mir gedrungen, daß mein Land
unter fremden Herrschern im Unglück seufze; und ich bin wieder
heimgekommen, daß ich meines Volkes Leiden mildere." — Das
war eine wunderliche Rede, aber sie fand Glauben. Der Pil-
gersmann glich an Gestalt und Angesicht dem alten Markgrafen;
auch hatte er eine Narbe an der Stirn, wie Woldemar sie ge-
habt. Der Erzbischof von Magdeburg und viele Fürsten fielen
dem Mann zu. Als er in die Mark zog, entstand großer Jubel;
die Bürger holten ihn festlich in ihre Städte und wußten kaum,
wie sie ihn ehren sollten. Da stand es schlecht um die Herr-
schaft des Baiern in Brandenburg. Nur drei Städte blieben ihm
treu, das waren Frankfurt, Spandau und Brietzen. Sie schlos-
sen ihre Thore zu und ließen die bairischen Fahnen von ihren
Mauern wehen. Brietzen hielt sogar einen Sturm aus und schlug
das Kriegsvolk Woldemars zurück. Dafür gab Markgraf Lud-
wig der Stadt den Namen Treuenbrictzen, wie sie heißt bis auf
den heutigen Tag.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
126
tete man ihn und seinen Anhang als die Plage und den Schrecken
des Landes. Vergebens drangen die Städter in Jobst, dem Un-
wesen zu steuern; sie gingen sogar so weit, daß sie beschlossen,
ihm gar keine Gelder mehr zu zahlen. Zwar versprach er dann,
ihrem Willen nachkommen; hatte er aber erst das Geld, so
ging er damit nach Mähren und ließ die Ritter machen, was sie
wollten. Diese scheuten ihn daher auch nicht im Geringsten.
Unter seinen Augen nahmen die Quitzows die Stadt und das
Schloß Cöpenick weg und überfielen den Herzog Johann von
Mecklenburg-Stargard und steckten ihn in einen schauerlichen, tie-
fen Thurmkeller zu Plaue, wo er Jahre lang sitzen mußte. Sie
wußten nur zu gut, daß Jobst ihrer nicht entbehren konnte. Denn
wenn er Geld brauchte — und das war sehr oft der Fall — so
wandte er sich gewöhnlich an die Quitzows. Diese gaben ihm
die verlangten Summen, und, er verpfändete ihnen dafür Städte
und Schlösser; fast das ganze Havelland befand sich in ihren
und ihrer Freunde Händen.
So ging's damals in der Mark zu. Friedrich gebot nun so-
gleich einen Landfrieden und also auch das Aufhören des wilden
Fehdewesens, und machte es den Rittern zur Pflicht, die Städte
und Schlösser, welche ihnen verpfändet worden waren, gegen
Empfang der Pfandfumme wieder herauszugeben. — Aber Die-
trich und Johann von Quitzow, Caspar Hans von Puttlitz, Wi-
chart von Rochow und Achim von Bredow verbanden sich gegrn
den neuen Landesherrn. „Und wenn es das ganze Jahr Burg-
grafen vom Himmel regnete, so sollten sie dennoch nicht in der
Mark aufkommen"; — sagten sie, rückten im Bunde mit den Pom-
mern dem neuen Landesherrn entgegen und besiegten ihn beim
Kremmener Damme. Der Sieg blieb indeß ohne Folgen. Ver-
geblich bemühte sich Friedrich, sie durch seine Freundlichkeit und
Herzensgute zu gewinnen; vergebens bot er ihnen Verzeihung und
sicherte ihnen-den Besitz ihrer rechtmäßig erworbenen Güter; sie
verharrten bei ihrem Trotze. Da wandte sich Friedrich an den
Kaiser. Der erklärte die Widerspenstigen für Rebellen und sprach
die Reichsacht über sie aus. Noch zögerte der Kurfürst. Als aber
die Ritter auch nun noch nicht aufhörten, die Mark durch ihre
Fehden zu verwüsten, da mußte Friedrich Ernst gebrauchen. Mit
vier Heeren rückte er zu gleicher Zeit vor die Schlösser Friesack,
Plaue, Golzow und Bütow.
Das Haupt der Rebellen, Dietrich von Quitzow, befand sich
in Friesack, und hier leitete Friedrich selbst die Belagerung. La-
chend erwartete Dietrich die Feinde. Friesack war eine der feste-
sten Burgen in der Mark. Das Mauerwerk, mit vielen starken
Thürmen versehen, hatte eine außerordentliche Stärke. Die Be-
satzung, mit- dem besten Muthe beseelt, schaute mit Vertrauen auf
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Jobst Johann_von
Mecklenburg-Stargard Johann Jobst Friedrich Friedrich Johann_von_Quitzow Johann Caspar_Hans_von_Puttlitz Rochow Achim_von_Bredow Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ernst Friedrich Ernst Dietrich_von_Quitzow Friedrich Friedrich
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Bischöfen und Geistlichen zusammen gekommen war, um eine Hei-
lung der Kirche am Haupte, dem Papste, und an den Gliedern,
den Geistlichen, vorzunehmen, war auch Friedrich dazu geladen.
Auf seiner Reise dahin kam er an der Burg Hohenzollern vor-
bei. Die liegt an der schwäbischen Alp auf einem hohen, steilen
Berge, der wie ein Kegel 800 Fuß hoch aufsteigt. Von hier
schaut sie mit ihren Thürmen und Zinken von der einen Seite
in ein anmuthiges Thal, von der andern Seite aber auf die
waldbedeckten Höhen des Gebirges. Von daher waren die Ho-
henzollern gen Nürnberg gekommen und hatten die Fürstenthümer
Anspach und Baireuth erworben. So hoch die Burg aus dem
Thäte emporragte, so hoch sollte das Zollerngeschlecht in deutschen
Gauen emporsteigen. Als Friedrich gen Cosinitz zog, legte er den
Grund zu seines Hauses Größe.
Der Kaiser liebte ihn und war ihm wegen seines oft erprobten
Rathes und seiner ihm bewiesenen Treue dankbar. Auch war Si-
gismund an Friedrich 400,000 Goldgulden schuldig; die konnte er
nimmer bezahlen. Darum wollte er ihm und seinen Nachkommen
das Land Brandenburg erb- und eigenthümlich übermachen.
Da gab's denn zu Costnitz einen Festtag im Jahre 1417.
Jeder der Adligen trug eine rothe Fahne an der Lanze und war
im reichen Feierkleide ohne Rüstung. Der ganze Zug ritt zu
Friedrichs Herberge. Dieser bestieg im kurfürstlichen Schmucke
sein Roß. Ihm zur Rechten ritt Wichart von Rochow mit der
Fahne der Kurmark, zur Linken ein fränkischer Ritter mit der
Fahne der Hohenzollern. Durch alle Straßen der Stadt ging
der Ritt bis zu des Kaisers Wohnung. Der saß auf einer Er-
höhung auf seinem kaiserlichen Throne, ihm zur Seite Cardinäle,
Bischöfe und Fürsten. Dahinter standen Ritter mit kostbaren
Wappen und Fahnen. Friedrich stieg nun mit seinen beiden Fah-
nenträgern die mit herrlichen Decken belegten Stufen zum kaiser-
lichen Thron hinan, kniete dreimal nieder und bat um die Beleh-
nung. Da ward die Urkunde verlesen, daß die Mark Branden-
burg von nun ab den Hohenzollern für immer verblei-
den solle. Der Kurfürst schwur dem Kaiser Treue, und empfing
von ihm das brandenburgische Banner, den Reichsapfel und das
Reichsschwert. So ward Friedrich Kurfürst von Brandenburg und
einer der ersten Reichsfürsten in den deutschen Landen. — Die
ganze Stadt aber und alle Fürsten und Geistlichen feierten und
ehrten den, den der Kaiser geehrt hatte.
3. Me die Hussiten in der !Mark besiegt wurden (1432).
Zu Costnitz hatte man den wackeren Streiter für Wahrheit und
Recht, Johann Huß, trotz des kaiserlichen Versprechens, ihn unge-
kränkt nach Böhmen heim zu lassen, öffentlich verbrannt. (Lies:
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_gen_Cosinitz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Rochow Friedrich Friedrich Friedrich_Kurfürst_von_Brandenburg Friedrich Johann_Huß Johann