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1. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 42

1879 - Berlin : Nicolai
42 aber Jerusalem zu erobern vermochte er nicht; er mußte sich mit einem Vertrage begnügen, nach welchem den Christen ein Strich an der syrischen Küste und freie Pilgerfahrt nach Jerusalem zugesichert ward. Aus der Heimkehr fiel Richard in die Hände seines Feindes Leopold, der ihn an Heinrich Vi., Friedrichs Nachfolger, auslieferte. Gegen ein schweres Lösegeld gab ihm dieser endlich die Freiheit (Sage von Blondel). Nach diesem dritten Kreuzzuge wurden freilich noch mehrere andere unternommen —- sogar eine Kinderschaar machte sich auf den Weg nach dem heiligen Lande — aber Jerusalem blieb bis auf diesen Tag in den Handen der Türken. Iokgen der Kreuzzüge. Dennoch hatten die Kreuzzüge wichtige Folgen. Der Osten Europas und der Westen Asiens war den Abendländern durch sie bekannter geworden; dadurch wurde ihr Geist angeregt und ihr Wissen bereichert. Die Heimkehrenden erzählten von dem sremden Lande und von tapfern Thaten der Kreuzfahrer. Dadurch wurden die Krieger begeistert, gleiche zu verrichten, und die Dichter, dieselben in ihren Liedern zu preisen. Die Ritter, deren ganzes Leben im Kampf verlies, wurden auf fromme Ziele hingelenkt; dadurch wurde ihr ganzer Stand veredelt. Dem Handel, welchen damals besonders die Genueser und Venetianer, aber auch deutsche Städte, wie Regensburg, Augsburg, Wien, nach dem Osten betrieben, wurden neue Absatzstätten bereitet. Dadurch aber ward auch der Gewerbfleiß angeregt; in den Städten betrieb man das Handwerk lebhafter und in größerem Maßstabe (Industrie.) In Folge dessen wurde der Bürgerstand wohlhabender und gebildeter; in den Städten erwachte die Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Schulen wurden angelegt. Viele Bauern, welche in den Stand der Unfreiheit herabgesunken waren, gewannen die Freiheit; denn wer aus dem heiligen Kriege heimgekehrt war, durfte ferner nicht mehr als ein Unfreier betrachtet werden. Die Kirche. Die Macht der römisch-katholischen Kirche aber, in deren Namen und Aufträge diese gewaltigen Züge unternommen wurden, stieg durch die Kreuzzüge zu ihrem höchsten Gipset. Die Menschen wurden mit religiösem Sinne erfüllt. Der Papst, welcher nun allgemein als der Stellvertreter Christi auf Erden verehrt wurde, einigte in feiner Person die ganze abendländische Christenheit und gebot unbeschränkt in allen geistlichen Dingen, gewann aber auch

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 57

1879 - Berlin : Nicolai
57 Meöergang zur neueren Geschichte. In den fünfzehnhundert Jahren, welche seit den Zeiten Armins vergangen waren, hatten sich große Veränderungen im Leben unseres Volkes vollzogen, besonders aber hatten die großen Erfindungen und Entdeckungen dahin gewirkt, daß die Menschen größere Kenntnisse und klarere Vorstellungen gewannen, daß ihr Leben im Staate wie im Hause sich vielfach veränderte. Durch die Wirkungen, welche das Schießpulver auf die Entscheidung der Schlachten ausübte, war die Macht der Ritter im Staate vernichtet; sie mußten sich dem Willen des Landesherrn unterwerfen, wodurch größere Einheit und Ordnung in die Verwaltung der Staaten kam. Die dadurch geschaffene Sicherheit des Lebens und des Eigenthums beförderte die Werke des Friedens, die Arbeit des Handwerkers wie des Ackerbauers. Die Folge davon war höhere Anspannung der Kräfte des Körpers wie des' Geistes und somit größere Bildung. Die in den Städten gegründeten Schulen, die in Folge der Erfindung des Bücherdruckes leicht erworbenen Bücher beförderten die Bildung. Die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien, die Auffindung Amerikas lenkte die Aufmerksamkeit der Menschen über weite Gebiete der Erde. Im früheren Mittelalter hatten sie weiter nichts gekannt, als ihr Heimatdorf, oder die nächste Stadt. Wie waren durch die Kreuzzüge, die Handelsreisen der Hansa, die großen Entdeckungen zur See ihre Kenntnisse gewachsen! Auch auf das häusliche Leben wirkten die letzteren ein. — Zu den heimischen Pro-ducten, welche zum Haushalte verwandt wurden, kamen andere aus der weiten Ferne und gestalteten die ganze Lebensweise unserer Vor-sahren um. ?svlge der Eroberungen Constantinopels durch die Türken waren griechische Gelehrte nach dem Abendlande geflohen; sie brachten die Schriften der alten Griechen mit und lehrten die Abendländer dieselben lesen und verstehen. Auch in Deutschland, wie in andern Ländern, entstanden Universitäten, auf welchen die Wissenschaften eifrig gelehrt und gelernt wurden. Dadurch wurden neue Gedanken verbreitet; die Menschen sehnten sich aus den Zuständen, in welchen sie lebten, heraus. So wurde eine neue Zeit langsam vorbereitet; herbeigeführt aber wurde sie durch die große Reformation, welche einen Theil der Christenheit von der römisch-katholischen Kirche losriß.

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 104

1879 - Berlin : Nicolai
104 fein Vater hinterlassen hatte, sondern seine Staatskasse war so gefüllt, daß es ihm für nothwendige Ausgaben nie an Geld fehlte. Eine so sparsame und geordnete Regierung war für unser Land ein großer Segen. Denn noch blutete dasselbe an den Wunden, welche ihm der dreißigjährige Krieg geschlagen hatte. Es gab noch zahlreiche wust liegende Felder; Schutt und Asche bezeichneten die Stellen wo früher blühende Dörfer gestanden; selbst in manchen Städten waren ganze Häuserreihen noch nicht wieder ausgebaut. Hier legte der König kräftig Hand an. Er überließ die verödeten Felder Anbauern umsonst, ja er gab ihnen noch Hülfsgelder obenein, um die Wirthschaftshöfe wieder auszubauen. So blüheten Städte und Dörser aus dem Schutte wieder empor. Zahlreiche Ansiedler wanderten aus fremden Ländern ein; Holländer legten Kuhwirthschaften an und lehrten die Preußen eine mehr ergiebige Butter- und Käsebereitung. Als ein verfolgungssüchtiger Bischof von Salzburg die Evangelischen in seinem Lande zwingen wollte, katholisch zu werden und die Auswanderung der Glaubenstreuen verbot, setzte der König es beim Kaiser durch, daß er das Verbot zurücknahm. Dann siedelte er 17000 Salzburger in Preußen an, gab ihnen Land und Geld für die Einrichtung ihrer Wirthschaften und baute ihnen Schulen und Kirchen. Breite Strecken des havelländifchen Luchs ließ er austrocknen und legte auf dem fo gewonnenen Acker und Weideland Gutswirthschaften (Königshorst) an. Das Loos der Bauern erleicherte er dadurch, daß er auf den königlichen Gütern die Leibeigenschaft milderte. Wie er in den Dörfern die Landwirthschaft hob, so förderte er in den Städten den Gewerbfleiß. Er zog Wollweber, Färber und andere Handwerker in das Land, er legte selbst Fabriken an (Lagerhaus) und ließ darin besonders das blaue Tuch für die Soldaten verfertigen. Da er der Meinung war, daß die Bewohner eines Landes desto wohlhabender würden, je weniger sie ihre Bedürfnisse aus dem Auslande bezögen, so verbot er seinen Unterthanen, sich mit andern Stoffen zu kleiden, als mit solchen, die im Jnlande bereitet würden. Dieses Verbot setzte er mit großer Härte durch. Bei der Durchführung der Maßregeln, welche er für heilsam hielt, duldete er überhaupt keinen Widerspruch. Die königliche Machtvollkommenheit (Souveränität) sollte sest stehen wie ein Fels. Widersprechende fuhr er hart an („Räfonnir' er nicht!"). Nicht blos in Angelegenheiten des Staates,

4. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 116

1879 - Berlin : Nicolai
116 welches seitdem zu den fruchtbarsten Strichen des Landes gehört. Außer Getreide ließ er besonders Flachs bauen. Er beförderte die Schafzucht, um Rohstoffe für die Fabriken zu gewinnen, denn auch darin stimmte er mit seinem Vater überein, daß es für das Land ersprießlich sei, wenn möglichst wenig Geld aus demselben ginge, daß es daher alle Bedürfnisse der Bewohner selbst erzeugen müßte. Deßhalb wurde den Fabrikaten des Auslandes ein hoher Grenzzoll auferlegt, von welchem besonders die Gegenstände des Luxus getroffen wurden. Um die Einnahmen des Staates zu erhöhen, behielt er diesem das Recht vor, einzelne Gegenstände ausschließlich zu verkaufen (Monopol), so Kaffee, Tabak. Solche Maßregeln wurden für die Bevölkerung oft drückend, besonders als der König eine große Anzahl Franzosen in das Land berufen hatte, um sie auszuführen. Diese durchsuchten die Häuser nach steuerpflichtigen Waaren, benahmen sich übermüthig und bereicherten sich selbst. Außerdem wurde durch solchezölle das heimliche Einbringen unverzollter Waaren (Schmuggel) herbeigeführt. Aber der heimische Gewerbefleiß erhielt durch dieselben lebhafte Förderung, denndie Fabrikation leinener und wollener Gewebe, von Eisen- und Stahlwaaren, Porzellan nahm nun im Lande einen lebhaften Aufschwung. — Den Handel suchte Friedrich dadurch zu befördern, daß er die Verkehrswege verbesserte. Für den Transport von Waaren waren damals die Wasserstraßen von noch größerer Bedeutung wie jetzt, weil es noch keine Eisenbahnen, nicht einmal Chausseen gab. Unter Friedrichs Regierung entstanden der Plauer und der Bromberger Canal. Es wurden Handelsgesellschaften angelegt und die königliche Bank gegründet. — Friedrich wirkte nicht minder wohlthätig für ein strenges Recht, welches keinen Unterschied zwischen vornehm und gering machen sollte. Den Satzungen des Rechtes unterwarf der König sich selbst (Erzählung von dem Windmüller zu Sanssouci). War er der Meinung, daß Vornehme gegen Geringe begünstigt waren, so behandelte er die Richter hart (Prozeß des Müller Arnold, wo er irrte). Er ließ durch den ausgezeichneten Rechtsgelehrten Carmer das allgemeine Landrecht ausarbeiten, ein Gesetzbuch, welches für ganz Preußen gelten sollte. — Wie der König selbst ein hochgebildeter Mann war, so schätzte er Bildung bei anderen sehr hoch; daher that er viel sür das Schulwesen. Doch war er allzusehr für die Sprache und die Schriften der Franzosen eingenommen und schätzte die Erzeugnisse der deutschen Literatur sehr

5. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 120

1879 - Berlin : Nicolai
120 neuen republikanischen Regierung (des Convents) den französischen Staat. Alle der Unzufriedenheit Verbächtige, alle, die sich nach Ruhe, yricben und Arbeit sehnten, waren ihres Gebens nicht sicher. Als die Hand der Henker zu langsam arbeitete, er sän b man die Guillotine, eine Maschine, auf welcher die Unglücklichen rnassenweis hingeschlachtet würden. In zwei Monaten fielen die Häupter von 1200 Menschen. — Auch die Königin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, erlitt den Tod. Eine solche Gewaltherrschaft (Despotismus) kann aber ein Land auf die Dauer nicht ertragen. Das Volk, welches eine Verbesserung seiner Lage erwartet hatte, suhlte sich betrogen; es sah ein, daß Frankreich zu Grunbe gehen müßte, wenn solche Greuel fortwährten. Daher würden die Gegner der Schreckensherrschaft immer zahlreicher. Sie erlangten fchließlich die Cberhanb und stürzten den Convent. Nun fielen die Häupter besselben unter dem Beile des Henkers. Die Regierung aber übernahm ein Directorium. f Friedrich Wilhelm Ii. im Irieden. Auch unter der Regierung dieses Königs würde der preußische Staat um ganz bebeutenbe i79_3 n. Gebiete vergrößert. Durch die zweite und britte Theilung Polens erhielt er nicht nur Thorn und Danzig, sonbern auch polnische Gebiete, welche sich von den Grenzen der Mark bis über Warschau hinaus erstreckten. Dieselben stnb in der Folge zum größten Theile tüieber verloren gegangen. Durch einen Vertrag mit dem Markgrafen von Anspach und Baireuth verbanb der König auch biefe alten hohenzollernschen Besitzungen mit dem preußischen Staate. Unter seiner Regierung geschah manches zur Verbesserung der Schulen, für die Landwirthschaft, den Gewerbfleiß, den Verkehr und die Kunst. Damals wurde in Preußen die erste Chaussee (zwischen Berlin und Potsdam) angelegt, der Ruppiner Kanal gegraben, die Viktoria auf dem Brandenburger Thor aufgestellt. Allein man vermißte an dem Staatsruder nicht nur die starke Hand und die rastlose Thätigkeit seiner Vorfahren, sondern auch die Einfachheit und Sittenstrenge 1797. derselben. — Der König starb nach einer kurzen Regierung. Illot t 22. Friedrich Wilhelm Iii. 1797—1840. Dieser übernahm, 27 Jahre alt, die Regierung. Er war von bürgerlicher Einfachheit, bieder, grab und von ungeheuchelter Frömmig-

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 139

1879 - Berlin : Nicolai
139 den zu heilen, welche der langjährige Krieg geschlagen hatte. Durch die weiseste Sparsamkeit suchte der König die Schulden des Staates allmählich zu tilgen, durch eine zweckmäßige Verwaltung des Staates das Wohl der Unterthanen zu fördern. Das Heer und die Schule erhielten zweckmäßige Verbesserungen; durch die Errichtung von Seminarien wurde es möglich, tüchtige Lehrer auszubilden. Der Zollverein. Eine große Störung des Verkehrs entstand dadurch, daß steuerpflichtige Waaren, welche aus einem deutschen Staate in den andern gebracht wurden, an den Grenzen versteuert werden mußten. Preußen schloß daher mit dem größten Theile der deutschen Staaten den Zollverein. Innerhalb desselben hörten die Steuerschranken auf, die Waaren wurden nur an seinen Grenzen verzollt. Dadurch erhielt der Handel eine große Erleichterung. f Die Mnion. Was seine Vorfahren vergeblich versucht hatten, nämlich die häßlichen Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Re-formirten zu beseitigen, das gelang dem Könige durch die Gründung der Union. Durch dieselbe wurden beide Confeffionen zur evangelischen Kirche geeint, ohne doch ihre eigenthümlichen Glaubenssätze und Gebräuche aufgeben zu müssen. — Der König sah den Frieden seines Landes nicht mehr getrübt. Der schlichte, gerechte, fromme und duldfame Monarch wurde von seinem Volke geliebt, mit dem er in Leid und Freud dreiundvierzig Jahre verbunden war. Von beiden gilt, was an seinem Denkmale im Lustgärten geschrieben steht: „Sie haben mich gedränget von Jugend auf, aber sie haben mich nicht übermocht." (Ps. 129, 2). — Im Schloßgarten zu Charlottenburg liegt er an der Seite Luisens begraben. — f 23. Friedrich Wilhelm Iv. 1840—61* Friedliebend wie der Vater war auch der Sohn. Mit hohen Geistesgaben ausgestattet, für die Kunst begeistert, war er ganz geschaffen, ein rechter Fürst des Friedens zu sein. Allein er lebte in einer stürmischen Zeit. Unruhen erschütterten einen großen Theil Europas. In Frankreich war der König bereits 1830 durch eine Revolution entthront und ein anderer — Louis Philipp — an seine Stelle gesetzt; die Belgier hatten sich von den Holländern, die Griechen von den Türken losgerissen. Auch

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 97

1879 - Berlin : Nicolai
97 hatte, erreichte er doch nicht, seine Bundesgenossen hatten schon mit Frankreich Frieden geschlossen; hartnäckig bestand Ludwig darauf, daß er alle Eroberungen an Schweden wieder herausgebe. Mit schwerem Herzen mußte der Kurfürst sich in das fügen, was er nicht abwenden konnte; denn gegen Schweden und Frankreich zu kämpfen, dazu reichten die Kräfte seines Landes nicht hin. Als 1675 der letzte Herzog von Liegnitz gestorben war, verlangte der Kurfürst nach dem Erbvertrage vom Jahre 1537 die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau. Allein der Kaiser behauptete, der Vertrag sei ungültig, nahm selbst von jenen Landen Besitz und verstand sich nur dazu, den Kurfürsten durch die Abtretung des Schwie-buser Kreises zu entschädigen. Im Geheimen aber schloß er einen Vertrag mit dem Kurprinzen Friedrich, worin dieser sich verpflichtete, bei seinem Regierungsantritte den Kreis gegen eine Geldentschädigung wieder herauszugeben. — Fernere Wegierung. Wie der Kurfürst seine Landmacht bedeutend vergrößert hatte, so richtete sich seine Sorge auch auf die Herstellung einer Seemacht. Er nahm zu diesem Zwecke den Holländer Raule in seine Dienste, welcher ihm Schiffe verschaffte, ausrüstete und einübte. Pillau wurde zum Kriegshafen bestimmt. In dem schwedischen Kriege thaten seine Schiffe ihm gute Dienste; als die Spanier sich weigerten, ihm die versprochenen Kriegshülfsgelder (Sub-ftdien) zu zahlen, ließ er ihnen mehrere Schiffe auf offener See wegnehmen. Um dem Handel seiner Unterthanen neue Absatzgebiete zu eröffnen, beschloß er, überseeische Niederlassungen (Kolonien) zu gründen. Zu diesem Zwecke erwarb er an der Küste Westafrikas (Guinea) einige Gebiete und legte dort unter anderen die Veste Groß-Friedrichsburg an. Allein diese Versuche wurden von seinem zweiten Nachfolger wieder aufgegeben. Um die Wohlfahrt seines Landes zu fördern, rief der Kurfürst viele Ausländer in sein Land, so betriebsame Holländer und Rheinländer. Als der König Ludwig Xiv. in übergroßem Eifer für die katholische Kirche den Protestanten seines Landes ihren Glauben rauben wollte, zogen es Hunderttausende vor, ihr Vaterland zu verlassen. Ihrer nahm der Kurfürst eine große Zahl in seine Lande, namentlich in Berlin auf (französische Colonie), gab ihnen Stätten, auf denen sie sich anbauen konnten und unterstützte sie freigebig. Die Einwanderer waren im Handwerk, im Garten? Schillmann, Leitfaden. y

8. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 51

1879 - Berlin : Nicolai
51 großen Büchsen, um die Mauern ihrer Burgen zu vertheidigen oder die feindlichen zu zertrümmern; ihre Krieger zogen bald mit tragbaren Handbüchsen aus. Was half nun Harnisch und Schild gegen die Kugel? was Körperkraft und ritterliche Kunst gegen den aus der Ferne sicher treffenden Schützen? Die Ritter wurden nun für den Krieg entbehrlich; da sie aber nur born Kriege gelebt hatten, verarmten sie meist. Wenn sie sich gegen die Fürsten trotzig auflehnten, sanken die Mauern ihrer Burgen unter den Kugeln der Feuerwaffen in Trümmer. Die Heere bestanden jetzt meist ans Fußsoldaten, welche, mit Lanzen und Flinten bewaffnet, in den Sold der Kriegführenden traten (Soldaten). Sie wechselten ihren Herrn so oft, als ihnen größere Beute in Aussicht stand. Die Städte utuh das Würgerthum. Die deutschen Städte waren im Laufe der Zeit zu hoher Blüthe gekommen. Durch mächtige Mauern, Thürme, Wälle und Gräben geschützt, boten sie der Arbeit eine sichere Zuflucht. Hier siedelte sich der fleißige Handwerker an und der betriebsame Kaufmann. Die Städte wurden volkreich und wohlhabend. Zu den großen Festen der Kirche und den Märkten zogen zahlreiche Menschen in ihre Mauern; ein reger Verkehr und ein buntes Treiben belebte dann Plätze und Straßen. Aber um ihre Bürger in- und außerhalb der Mauern schützen zu können und die Waarenzüge sicher in die ^hore zu bringen, war es nöthig, daß die Bürger den Waffendienst erlernten und tüchtig übten. Daher waren die Städte im Stande, mächtige Bürgerheere in das Feld zu schicken. Die Bürger schlossen sich zu festen Genossenschaften (Zünften) zusammen. Die Kaufleute, Krämer, die Genossen jedes einzelnen Handwerks bildeten eine solche Zunft oder Gilde. Die Gildenmeister hielten Ordnung und gute Sitte aufrecht und sorgten für gesicherten Absatz, aber auch dafür, daß die Waaren solide und preiswürdig waren. Unreelle Waaren wurden verbrannt. Tüchtige Arbeit war die höchste Ehre des Bürgers. An der spitze der Städte standen die Bürgermeister und Rathsherren. — Von besonderer Wichtigkeit aber wurden diejenigen Ltäbte, welche an schiffbaren Flüssen und in der Nähe des Meeres lagen, weil in ihnen der Handel am meisten blühte. Da auf den Schutz des Königs für die Sicherheit des Verkehrs namentlich im Auslande selten zu rechnen war, besonders deßhalb, weil dem Reiche eine ylotte fehlte, schloßen;; sie mit einander einen Bund, /> V\ 4* I ^ V ’ l ^ l

9. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 52

1879 - Berlin : Nicolai
52 die Hansa, zum gegenseitigen Schutz und zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten, unterhielten Niederlagen im Auslande, sowie Kriegsheere und Flotten zu ihrer Vertheidigung. So mächtig wurde in der Folge der Hansabund, daß er den Kamps mit Königreichen ausnahm und im Norden Europas, wohin seine Unternehmungen sich vorzugsweise richteten, Könige ab- und einsetzte. Vor allen deutschen Hansastädten ragte Lübeck hervor, welches als das Haupt des Bundes galt; außer ihm gehörten zu demselben unter anderen Bremen, Hamburg, Danzig, Stralsund, Cöln, Magdeburg und auch märkische Städte, wie Cöln an der Spree und Frankfurt. Die Hansa verschaffte dem deutschen Handel gesicherte Absatzquellen, trat Gewaltthätigkeiten kräftig entgegen, gründete die erste deutsche Flotte, verbreitete das Christenthum und erschloß die Kenntniß ferner Länder. — Die letzten deutschen Könige des Mittekakters. Johannes Kuß. Sigismund, Karls Iv. Sohn, hatte im Ansange seiner Regierung zwei Gegenkönige; aus gleiche Weise war um jene Zeit die ganze Christenheit gespalten, indem drei Päpste neben einander regierten, von denen jeder sich für den rechtmäßigen hielt und die beiden andern verwarf. (Schisma). Das gab eine allgemeine Verwirrung. Diese Kirchenspaltung zu beseitigen, hielt Sigismund sür seine höchste Ausgabe. Er berief daher eine Kirchenversammlung nach Kostnitz, zu welcher sich nicht allein aus Deutschland, sondern auch aus England Frankreich, Spanien und Italien Fürsten, Geistliche, Gesandte, Gelehrte mit zahlreichem Gesolge (zusammen etwa 30000 Menschen), versammelten. Besonders deßhalb erregte das Concil so allgemeine Theilnahme, weil man, unzufrieden mit den Zuständen der Kirche, eine Verbesserung derselben (Reformation) erhoffte. Allein diese Hoffnung täuschte; denn nachdem die drei Päpste abgesetzt waren, hob der neuerwählte das Concil auf, ohne dem Wunsche der Christenheit gerecht zu werden. Durch zwei andere Ereignisse aber ist das Concil berühmt geworden, durch die feierliche Belehnung des Hohen-zollern Friedrich von Nürnberg mit der Mark Brandenburg und durch die Verbrennung des Prager Professors Johann Huß. Dieser hatte gegen den Ablaß (Sündenvergebung für Geld) gepredigt und das Volk gegen die Ablaßhändler aufgereizt, andere Einrichtungen der Kirche als Mißbrauche bezeichnet und bestritten, daß der römische Papst der Nachfolger Petri und der Statthalter Christi aus Erden

10. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 98

1879 - Berlin : Nicolai
98 und Feldbau den Märkern überlegen, so daß diese von ihnen lemeir konnten. Als Grundlage der Wohlfahrt eines Volkes betrachtete Friedrich Wilhelm den Ackerbau. Er hielt daraus, daß die verödeten Fluren wieder angebaut würden, daß die Bürger und Bauern Baumgärten anlegten. So durften die Pfarrer keinen jungen Landmann trauen,, welcher nicht eine Anzahl Bäume gepflanzt hatte. Er selbst beschäftigte sich in feinen Mußestunden in seinem Obst- und Küchengarten (Lustgarten), wo damals auch die ersten Kartoffeln angebaut wurden. Gleiche Sorgfalt verwendete er auf die Verbesserung der Land- und Wasserstraßen, um den Verkehr zu befördern. Durch den Müllroser (Friedrich-Wilhelms-) Canal verband er die Spree mit der Oder. Errichtete die ersten Posten in Brandenburg ein. Der Gewerbfleiß nahm unter seiner Regierung einen neuen Aufschwung; der Kurfürst legte Fabriken an, in denen die Eingewanderten tüchtige Lehrmeister wurden. Mit der Größe und dem Ansehen des Staates wurde auch die Hauptstadt gehoben. Berlin wuchs von 6000 bis auf 30 000 Einwohner; es erhoben sich hier bedeutende Neubauten, besonders in Friedrichswerder, in der Dorotheen- und in der Friedrichsstadt. Die Kurfürstin Dorothea legte die Lindenallee an und pflanzte zu derselben selbst den ersten Baum. Die Sorge des Kurfürsten richtete sich nicht minder auf die geistige Bildung des Volkes; er hob das Schulwesen, rief tüchtige Gelehrte in das Land und legte in Berlin die erste Bibliothek an. Als die Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Resormirten fortdauerten, verlangte der Kurfürst, um den religiösen Frieden herzustellen, von der Geistlichkeit die. schriftliche Verpflichtung, sich auf der Kanzel jedes Eiserns gegen Andersglaubende zu enthalten. Da verließ der fromme Liederdichter Paul Gerhardt lieber das Land, ehe er eine solche Verpflichtung unterschrieb, weil er meinte, der Kurfürst habe kein Recht, dieselbe von ihm zu verlangen. Durch die Begünstigung, welche Dorothea, die der Kurfürst nach dem Tode der frommen Luife Henriette von Oranien geheirathet hatte, ihren Kindern zu theil werden ließ, entstand zwischen ihr und dem Kurprinzen Friedrich ein unfreundliches Verhältniß, aus welchem auch dem Vater viele Verdrießlichkeiten erwuchsen. Dazu wurde er in seinen späteren Lebensjahren von körperlichen Leiden schwer heimgesucht. Als er sein Ende nahen fühlte, nahm er von feinen Räthen, sowie von seiner Familie feierlich Abfchied und beschloß sein thaten-
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