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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 32

1910 - Hannover : Helwing
— 32 — traf sich der von Diepholz kommende uralte Folkweg mit der wichtigen Handels- straße Bremen-Hannover. Als wichtige Weserfestung hat Nienburg im dreißig- jährigen und siebeujährigeu Kriege viel zu leiden gehabt; die Festungswerke hat Napoleon I. schleifen laffen. Nienburg hat eine aufblüheude Baugewerkschule; auch machen Nienburger Biskuits und Glaswaren die Stadt weit und breit bekannt. Verden (9700 Einw.) oberhalb der Mündung der Aller in die Weser gelegen, ist schon seit Karl d. Gr. Sitz eines Bistums. (Sagenhafte Hinrichtung von 4500 Sachsen). Die Stadt bestand früher aus zwei Teilen, dem Süderende und dem Norderende, die erst im 14. Jahrhundert sich vereinigten. Im 15. Jahrhundert erhob sie sich zur freien Reichsstadt, mußte aber später deu Bischöfen huldige». Nach 1648 verlor sie ihre frühere Bedeutung. Der hohe gotische Dom, der vierte nach Gründung des Bistums, gehört zu den großartigsten und bewundernswertesten Gottes- Häusern im Norden unseres Vaterlandes. Hente hat die Stadt wichtige Tabaksindustrie, ist Garnisonstadt, hat Kreisbehörden, Landgericht, Lehrerseminar und Gymnasinm. Bremen ist Freie Reichsstadt (170 000 Einw.). Sie ist Deutschlands zweit- größte Handelsstadt. Sie ist der Hauptsitz des europäischeu Tabakshandels; dauebeu sind Handel mit Kaffee, Reis und Baumwolle wichtig. Weltbekauute Sehens- würdigkeiteu sind das prächtige Rathaus mit seinen Kellern und der mächtige gotische Dom. Als Bremens Hafenstadt wurde 1827 an der Ostseite der Weser- müudung Bremerhaven gegründet (24 000 Einw.). Hier ist die Absahrts- und Ankunftsstelle der riesigen Ozeandampfer des Norddeutschen Lloyd, neben der Hamburg-Amerika Linie die größte Schiffahrtsgesellschaft der Welt. Als Bremens Hafen an der Wesermündnng aufblühte, legte das damalige Königreich Hannover in den Jahren 1857—1863 der Stadt Bremerhaven gegenüber an der Südseite der Geestemünduug deu Hafen Geestemünde an. 1889 wurde der Ort Stadt; sie hat heute 23500 Einw. und ist der Sitz des Handels mit nordischem Holz, mit Reis und mit Fischen. Wie Geestemünde an Bremerhavens Südseite, so ist Lehe an dessen Nordseite emporgewachsen. Lehe hat 31 600 Einiv. und wächst schneller als seine beiden Nachbarstädte, weil die Hafenweiterungen nach Lehe zu liegen und die Schiffer- und Hafenarbeiterbevölkerung dort Wohnung hat. Celle (21400 Einw.) in dem Mündnngsdreieck zwischen Fuse und Aller ge- legen, ist rings von Gärten und schattigen Anlagen uiugeben. Sie hütete im Mittelalter einen wichtigen Allerübergang an der alten Handelsstraße von Hamburg nach Braunschweig, In der Zeit von 1300—1700 blühte Celle unter seinen trefflichen Fürsten, die hier im Schlosse wohnten. Dann sank die Stadt und wuchs erst wieder, nachdem 1845 die Eisenbahn von Hannover nach Hamburg eröffnet war. Jetzt ist Celle in lebhafter Entwickelung. Es treibt Handel mit Heidel- und Kronsbeeren, Honig, Wachs, Wolle und Leder; es ist auch Sitz des höchsten Gerichts der Provinz, des Oberlandesgerichts. Da, wo die Fuse aus dem Hügellande tritt, liegt die Stadt Peine (16500 Einw.). Peine gehörte zum Stist Hildesheim und war dessen festeste Burg „Peine was maket san feste, dat de Uhle bliev sitteu in' Neste". Der Ort ist das Verkehrszentrum sowohl des uingebendeu Moorgebiets wie des Hügellandes. In Peine liegt das größte Eisenwerk der Provinz, das mit der nahen Jlseder Hütte verbundene Peiner Walzwerk. Brauuschweig an der Oker ist die Hauptstadt des Herzogtums gleichen Namens; die Stadt hat 135 000 Einwohner. Der Ort, dessen Ursprung schon in das 9. Jahr- hundert fällt, wurde uuter dem mächtigen Herzoge Heinrich dem Löwen 1139—1195 zur Stadt. Dann war Braunschweig im 13. und 14. Jahrhundert Mitglied der Hausa und Vorort des sächsischen Quartiers derselben, bis sie 1374 infolge eines Aufruhrs verhauset wurde. Nach ihrer späteren Wiederaufnahme in die Hansa erlangte die

2. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 9

1910 - Hannover : Helwing
Walkenried. Später leitete man von allen Tälern Wege in das Gebirge, und jetzt führen von allen Seiten Eisenbahnen in den Harz. (Suche die Harzbahnen nach der Karte auf). Wie fehr dem Bergmann oben in der eigentlichen Harzlandschast die Herrschaft gehört hat, beweist die Geschichte der größeren Ansied- hingen im Harze. Alle Städte des Oberharzes sind entstanden _ und aufgeblüht durch den Bergbau; es sind ihrer 7, die man die sieben Bergstädte nennt. Sie heißen: Klansthal, Zellerfeld, St. Andreasberg, Lantenthal, Altenau, Wildemann und Grund. Klausthal (8600 Einw.) ist die Hauptstadt des Harzes; sie hat eine Berg- akademie und ist Sitz des Königlichen Oberbergamtes. Durch den Zellbach von Klausthal getrennt liegt Zellerfeld (4400 Einw.). St. Andreasberg (4000 Einw.) hat neben dem Bergbau große Vogelzucht und ist Luftkurort; Grund und Altenau siud heute vorwiegend Bäder, und Lautenthal und Wildemann beginnen es zu werden. Auch die beideu bedeutendsten Städte am Fuße des Oberharzes, Osterode und Goslar, standen in inniger Beziehung zum Bergbau. In Osterode liegt das alte Harzer Kornhaus; aus diesem Kornmagazine be- ziehen noch heute die Bergleute deu größten Teil ihres Brotkorns. Osterode (7300 Einw.) blüht auf durch lebhafte Industrien (Lederfabriken, Wollwaren- fabriken, Gipsmühleu und Holzfägewerke). Goslar ist der Ausgangspunkt des Harzer Bergbaues, ja überhaupt der Besiedelung des Harzes; seine Bedeutung für das Harzgebirge läßt sich kaum völlig erschöpfen. „Unter Kaiser Otto wird Goslar (Lager am Gießbache) zuerst in einer auf uns gekommenen Schrift er- wähnt. Die villa Goslar am Fuße des Rammelsberges lag inmitten des großen Königsgutes, zu dem der gesamte Oberharz und auch das breite Vorland am Nordfuße des Gebirges gehörte. Die Pfalz Werla, vou wo aus sich schon Heinrich I. der audriugeuden Ungarn erwehrte, lag an der Nordgrenze des großen Reichs- und Königsbesitzes bei dem heutigen Orte Burgdorf an der Oker. Als sich die Wälder in der Ebene lichteten, war dies Königshaus für die Jagden im Harzer Bannwalde etwas abseits gelegen. Dem Bedürfnis, einen näheren am Gebirge gelegenen Ausgangspunkt für die Jagden zu haben, mag Goslar seine Entstehung verdanken. Der erste der Kaiser, der oft und länger in Goslar weilte, ist Heinrich Ii.; ihm dankt auch der Ort die Erweiterung zur Stadt. Dieser Sachsenkaiser und die folgenden aus dem Stamme der Franken schufen den kleinen Ort zu einer herrlichen Residenzstadt um. Heinrich Iii. ließ in seinem geliebten Goslar durch den klugeu Mönch Beno den stolzen Dom, von dem nur noch die eigentümliche Vorhalle zu sehen ist, und das berühmte Kaiserhaus, deu ältesten uns erhalteueu Palast Deutschlands, erbauen. Von dem Kaiserhause siud die Nebenbauten verschwunden; der noch vorhandene Teil ist derjenige, in welchem die Reichsversammlungen abgehalten wurden. Vou dem Flügel, der die Wohn- gemacher euthielt, sind nur noch die Grundmauern zu sehen. Dieses Kaiserhaus liegt auf der Höhe des Kaiferbleeks. Heinrich der Schwarze konnte von hier aus die Stadt und seine Bauten überschauen. Es sollen hier elf deutsche Kaiser kürzere oder längere Zeit gewohnt haben und nicht weniger als 23 stolze Reichstage abgehalten sein. Der stolze Bau ist in seiner Geschichte ein Abbild des Deutschen Reiches; er ist wie dieses dem Verfalle und der Verachtung preisgegeben worden, und uoch im Anfang des vergangenen Jahrhunderts hat er als Getreidespeicher gedient. Als der Gedanke der Reichseinheit um die Mitte jenes Jahrhunderts im . deutschen Volke wieder auflebte, da gedachte man auch dieses alten Wahrzeichens

3. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 40

1910 - Hannover : Helwing
— 40 — von den Niedersachsen abweichendes Bild dar. Der Friese ist derb und breitschultrig vou Gestalt, mehr gros; als klein, Hände und Füße siud stark und breit, das Haar ist schlicht oder nur schwach gekräuselt und blond, der Bart rötlich und uicht sehr dicht, das Auge ist hellblau oder grau und das gerötete Gesicht vou rundlichem Schnitt. Freiheits- und Heimatsliebe ist eiu Grundzug im Charakter der Ost- srieseu. Sie sind ernste, bedächtige Naturen, treu am Alten hängend, mißtrauisch gegen Neuerungen, aber wenn sie solche als praktisch erprobt haben, ausdauernd und emsig in deren Einführung; dabei sparsam und mäßig, unter sich gute Nach- baru und gegen Fremde gastfrei und gefällig. Die Friesen hatten früher ihre besondere Sprache (Eala fria fresena — Heil dem freien Friesen); aber heute spricht der Friese die niedersächsische Mundart mit einem der westfälischen Aussprache sich anschließenden Dialekt. Als Probe geben wir einige ostfriesische Sprichwörter: Oost, West, 't Huus best. — Mit Tied und Flied kann man Ströhbült na Paris dragen. — Good ist good, man alto good es annermanns Narr. — 't Geld, wat stumm is, maakt liek wat krumm is. Wie der westfälische Volksstamm, so leben auch die Ostfrieseu mit verhältnismäßig wenigen Ausnahmen in zerstreut liegenden, zu Bauer- fchafteu vereinigten Gehöften. Ihr Wohnhaus uuterscheidet sich jedoch wesentlich von dem uns bekannten niedersächsischen Bauernhause. Das ostsriesische Wohnhaus ist ganz massiv aus Backsteinen gebaut und besteht aus dem Wohuhaus und der Scheuer. Die Scheuer ist der Länge nach in drei Teile geteilt. Der eine Teil wird als Dreschtenne benutzt, der mittlere enthält den Erntesegen und ani Hinteren Ende die Pferdeställe, der dritte Teil des Hanfes dient zu Ställen für Kühe und Schweine und hat am vorderen Ende die Sommerküche und die Kammern für das Gesinde. In dem Wohnhanse befinden sich auf der rechten Seite des Hauseiugauges die sogen. Wiuterküche und die Kammern, auf der linken Seite die Stuben. Städte. Au der Ems liegen folgende Städte: Lingen (7900 Einw.), Meppen (4600 Einw.), Papenburg (7700 Einw.) und Leer (12400 Einw.); im Gebiete der Ems liegt Aurich (6100 Einw.). Lingen hatte als Übergangsort nach Holland eine große Bedeutung. Von hier aus zogen jährlich taufende vou Arbeitern aus Oldenburg und deu benach- karten hannoverschen Gegenden im Sommer nach Holland, um dort als Tagelöhner zu arbeiten. Jetzt, wo es in der eigenen Heimat nicht an lohnender Arbeit fehlt, hat die Zahl dieser Hollandsgänger sehr abgenommen. Papenburg (Pfaffenburg, Mönchsburg) ist einer der merkwürdigsten Orte unserer Proviuz, nämlich die größte und blühendste Fehnkolonie. 1675 ist Papen- bürg als die erste Anlage dieser Art in Deutschland nach holländischem Muster gegründet. Papenburg ist Haupthandelsplatz für Holz und Eisen aus Schweden in Ostsriesland. Meppen liegt ans einer durch Verschlammung allmählich landfest gewordenen Insel ill der Hasemündung. Meppen war ernst Mitglied der Hansa. Leer ist eine der ältesten Städte Ostfrieslands. Sie liegt ans einer Sandhöhe an der Ledamündnng, und ihre Straßen sind nach der Flußseite zugebaut. Wenn man darans schließen kaun, daß mau bei der Aulage der Stadt die Schiffahrt noch nicht würdigte, so treibt aber Leer heute recht lebhafte Flußschiffahrt. Die Stadt Aurich verdankt ihren Ursprung einer dem heiligen Lambertns geweihten Kirche,

4. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 47

1910 - Hannover : Helwing
— 47 - genannten Bucht einnehmen oder löschen müssen. Doch ist in den letzten Jahren von Seiten des Staates eine erhebliche Vergrößerung und Vertiefung des Hafens ausgeführt. Auch ist ein Teil des Hafens, der für die größten Schiffe zugänglich ist, zum Freihafen gemacht. Emden hat ein ganz holländisches Gepräge. Unter den Gebäuden der Stadt ist das herrliche Rathaus zu nennen, das im 16. Jahr- hundert nach dem Muster des Antwerpener erbaut ist und eine bedeutende Waffen- sammlnng enthält. An dem Jadebusen liegt schließlich noch ein kleines zu unserer Kriegsschiff. Provinz gehöriges Gebiet, welches, obgleich nur reichlich 19 qkm groß, doch wegen seiner Bedeutung für die Sicherheit des deutschen Reiches an der Seeseite große Bedeutung hat, das Jadegebiet mit Wilhelmshaven. Im Jahre 1853 wurde das Jadegebiet von König Friedrich Wilhelm Iv. zur Anlage eines Kriegshafens von Oldenburg gekauft, und unter unsäglichen Schwierigkeiten ist hier im Lans der Jahrzehnte ein großer Kriegshafen angelegt. Der Hafen, dessen Eingang mächtige Strandbatterien überwachen und an dessen Seiten neben den Ankerplätzen der Kriegsschiffe, die Schiffsbauplätze (Hellinge) und Vorrichtuugeu zur Schiffsaus- besserung liegen (Docks), ist von Kaiser Wilhelm I. feierlichst eingeweiht worden. Um die Hafenanlage ist die rasch aufblühende Stadt Wilhelmshaven entstanden, deren Bevölkerung auf 26000 angewachsen ist. Die Straßen der Stadt sind nach einheitlichem Plane angelegt und laufen sämtlich der Werft parallel; sie können sich»hinsichtlich ihrer Breite, der Schönheit der Läden und Gasthöfe mit manchen Hauptstraße« unserer Großstädte messen.

5. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 53

1910 - Hannover : Helwing
— 53 — Handel kann darin bestehen, daß wir Erzeugnisse an die fremden Länder abgeben (Ausfuhr), oder dariu, daß wir aus fremden Ländern solche in unser Laud bringen (Einfuhr). Dem Handel verdanken die zahlreichen Verkehrswege der Provinz ihre Bedeutung. 1. Heerstraßen. Die Straßen, welche im Mittelalter dem Ver- kehr dienten, waren nicht zahlreich. In unserer Provinz sührte die bedeutendste Heerstraße von Lübeck über Lüneburg, Uelzen, Gishorn nach Braunschweig. Ein anderer Weg führte von Bremen über Nienburg nach Hannover, ein dritter von Bremen über Osnabrück zum Rhein usw. Von diesen großen Straßen zweigten Seitenstraßen ins Land. Aber es waren ihrer wenige, und ihr Zustand war äußerst schlecht. Stellen- weise arbeitete sich das Gefährt mühsam über die Berge; dann wieder schützte es nur ein holpriger Knüppeldamm vor dem Versinken im Morast. 2. Chausseen. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts traten an die Stelle der alten Landstraßen Kunststraßen oder Chausseeu. Bis dahiu war in unserer Provinz der chaussierte Weg von Hannover nach Kassel der einzige bedeutende; unter der französischen Herrschaft wurden die Chauffeen von Harburg über Bremen nach Wesel und vom Harburg nach Hannover, sowie die Wege von Osnabrück nach Minden und von Osnabrück nach Bremen gebaut. Jetzt durchzieht ein ganzes Netz von Chansseen unsere Provinz. Schwierig war besonders die Anlage der Moor- und Marschstraßen. 3. Eisenbahnen. Endlich sind in neuerer Zeit neben die Chausseen die Eisenbahnen getreten. Die erste Eisenbahn wurde in den Jahren 1843 und 1844 gebaut; sie führte von Hannover nach Braun- fchweig. Seitdem ist die Zahl der Eisenbahnstrecken von Jahr zu Jahr vermehrt worden. Wir gewinnen am besten eine Übersicht darüber, wenn wir die Linien verfolgen, die von unseren beiden größten Städten, Hannover und Osnabrück, ausstrahlen. Von Hannover gehen neun größere Strecken aus: 1. Hannover, Lehrte, Celle, Ülzen, Lüneburg, Harburg; 2. Hannover, Lehrte, Berlin; 3. Hannover, Lehrte, Braunschweig, Magdeburg, Berlin; 4. Hannover, Hildesheim, Halber- stadt, rings um den Harz; 5. Hannover, Elze, Northeim, Göttingen; 6. Hannover, Hameln, Paderborn; 7. Hannover, Minden, Osna- brück. 8. Hannover, Nienburg, Verdeu, Bremen, Bremerhaven; 9. Hannover, Walsrode, Visselhövede. Von Osnabrück aus lassen sich folgende Strecken verfolgen: 1. Osnabrück, Minden, Hannover; 2. Osnabrück, Bremen, Hamburg; 3. Osnabrück, Quakenbrück, Oldenburg, Wilhelmshaven; 4. Osnabrück, Rheine, Lingen, Meppen, Emden; 5. Osnabrück, Münster, Wesel; 6. Osnabrück, Bielefeld. Außerdem wird der Norden unserer Provinz von einer Eisenbahn durch- schnitten, die von Leer über Oldenburg, Bremen, Soltau, Uelzeu, Salz- wedel nach Berlin führt. Wichtig ist auch die Linie Köln-Holzminden- Kreiensen - Magdeburg und die Linie Ottbergen über Northeim nach Nordhausen.

6. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 54

1910 - Hannover : Helwing
— 54 — 4. Kanäle. Die wichtigsten Kanäle für den Binnenverkehr sind: der Ems-Jade-Kanal, mit dem von Emden bis Aurich der alte Trecksahrts-Kanal zusammenfällt; der Süd-Nord-Kanal im Bourtanger Moor; der Hadeler Kanal, der vom Bederkesaer See mit Benutzung der Medem in die Elbe sührt; der Geeste-Kanal, der von jenem See nach der Weser zieht; der Oste-Hamme-Kanal zur Verbindung der Weser und Elbe vermittelst der Hamme und Oste. Dem Großverkehr wird unser Binnenland dnrch den Dortmund- Ems-Kaual erschlossen. Er verbindet den rheinisch-westsälischeuindustrie- bezirk mit den Häsen der unteren Ems. Der Kanal geht von Dort- mund aus über Münster und tritt unterhalb Rheine in die Provinz eiu. Von Meppen an benutzt er das schon kanalisierte Bett der Ems. Seine Länge beträgt 280 km, die Breite 20 rn und die Tiese 2,5—3 rn. In Angriff genommen ist jetzt auch der Mittelland- (Rhein-Weser- Elbe-) Kanal, der bei Bervergern in Westfalen vom Dortmund-Ems- Kanal abzweigen, bei Bramsche die Hase, bei Minden die Weser über- schreiten und vorläufig bei Hannover endigen soll. Bevölkerung. Die Bewohner der Provinz sind meist Sachsen, in Ostfriesland Friefen und. im Wendlande an der Elbe Wenden. Die Sprache ist auf dem Lande vorherrschend die niedersächsische oder plattdeutsche; in den Städten wird hochdeutsch gesprochen. Mit Ackerbau, Viehzucht und Forstwirtschast beschäftigen sich etwa 45 Prozent der Bewohner, während das gesamte Gewerbe- und Fabrik- wesen, der Berg- und Hüttenbau nur 40 Prozent, der Handel und die übrigen Berussarten 15 Prozent der Bevölkerung ernähren. — Ungefähr 75 Prozent der Bewohner bekennen sich zur lutherischen Kirche, 5 Prozent gehören der nnierten Kirche an, und 5 Prozent sind Reformierte; Katholiken gibt es 15 Prozent; sie wohnen besonders in der Gegend von Hildesheim und Osnabrück und der Stadt Hannover, die Reformierten dagegen im Regierungsbezirk Aurich und in der Graf- schast Bentheim. Man erzählt, daß um die Mitte des 2. Jahrhuuderts der Stamm der Sachsen, ursprünglich in Schleswig-Holftein wohnhaft, sich die deutschen Volksstämme zwischen Rhein und Elbe unterworfen und sie uameulos gemacht habe. Nur die au der Küste der Nordsee wohnenden Friesen verschmolzen sich nicht mit den Sachsen. Diese beiden germani- schen Volksstämme bewohnten dann das ganze Gebiet, welches jetzt die Provinz Hannover ausmacht. Später gelang es jedoch einem slawischen Volks stamme, den Wenden, die von Rußland her vordrangen, sich im Osten unserer Provinz festzusetzen. So sind die heutigen Bewohner unserer Provinz alfo Nachkommen der Sachsen, der Friesen oder der Slaven. Plattdeutsch heißt die Sprache, die dort gesprochen wird, wo das Land platt, d. h. stach, eben, ohne Gebirge ist, während Hochdeutsch die Sprache des höhereu, d. h. gebirgigen Deutschlands ist. Vor der Reformation wurde in dem nördlichen Deutschland von jedermann, hoch oder niedrig, das Plattdeutsche nicht nur geredet, souderu auch

7. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 16

1910 - Hannover : Helwing
— 16 — in die Aller. Das erste Stück des Leinetales von dem Eintritte des Flusses in die Provinz Hannover bis unterhalb Northeim ist von anßer- gewöhnlicher Breite (2—4 km). Dabei steigen die Talränder so reget- mäßig an wie bei einem ausgestochenen Weggraben. Nach Ansicht der Forscher hat der Fluß sich dieses Bett nicht selbst gegraben, sondern das Erdreich hatte sich hier zu einer tiefen Fnrche gesenkt, und der Fluß brach dann in diese Grabensenkung — so nennt man solche Talbilduug — ein und überzog den Grund derselben mit seinem fetten Schlamme. Auf einer kleinen Erhöhung an der rechten Talseite liegt fast genau in der Mitte dieser Flußlaufstrecke die Stelle, auf der die berühmte Stadt Göttingen zur Zeit Kaiser Ottos d. Gr. ihren Anfang genommen hat. Im Mittelalter erhob sich die Stadt, die stark befestigt war, zu hoher Blüte, indem zahlreich eingewanderte Flamländer hier die Tuchweberei einführten, die sehr schwnngreich betrieben wurde. Aber mit dem Ausgang des Mittelalters folgte auch hier eine Zeit argen Verfalls ; Rathaus in Göttingen. der dreißigjährige Krieg führte sodann eine vollständige Verarmung der Stadt herbei, und im Anfange des vorigen Jahrhunderts war Göttingen eine ganz herabgekommene Landstadt ohne Handel, Industrie und höhere Bildung. Da schuf hier König Georg Ii. in den Jahren 1734—1737 eine Universität, die, mit den reichsten Mitteln aus- gestattet und mit den tüchtigsten Profesforen besetzt, den Namen Göttingens über die ganze Erde bekannt gemacht hat. Jetzt hat die Stadt 34000 Einwohner. Etwas oberhalb Göttingen ergießen sich nacheinander 2 kleine Flüßchen von rechts her in die Leine, die Bremke und Garte. Das breite Tal der Garte ist fruchtbar und mit Dörfern dicht besetzt. Das enge und schön bewaldete Bremketal ist bis zu den Bnrgtrümmern der schon genannten beiden Gleichen hinauf bei schönem Wetter das Wanderziel vieler Naturfrennde. Einige Stunden leineabwärts

8. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 20

1910 - Hannover : Helwing
— 20 — ist Bernward bahnbrechend für die Kunst geworden. Zum ersten Male seit Jahr- Hunderten ist in ihnen ein Werk entstanden, ans dem die dargestellten Personen durch ihre Bewegungen und Gebärden lebhaft erzählen, nicht mehr blosz starr und tot dastehen. Auch eine der schönsten Kirchen der Rnndbogen-Bauweise (romanisch), die Michaeliskirche, verdankt diesem bedeutenden Manne ihre Entstehung; ihre Decke trägt das größte (28 lj2 m laug und 8 lj2 m breit) und schönste Deckengemälde dieser Zeit, welches den Stammbaum Jesu darstellt. Aus der Blütezeit des Bürgertums im 15. und 16. Jahrhundert sind so viele und prächtige Holzbauten erhalten (Knochenhaueramthaus), daß man Hildesheim der vielen altertümlichen Bauten wegen das Nürnberg des Nordens genannt hat (47 000 Einwohner). An der Stelle, wo die Leine aus dem Hügellande in die Ebene tritt, liegt die Haupt- und Residenzstadt Hannover (280090 Einwohner). Der Name be- deutet „hohes Ufer" (niederdeutsch hoen overe, die älteren Stadtteile liegen mehr als 6 m über dem Flußbett der Leine). Schon zur Zeit Heinrichs des Löwen Königl. Theater in Hannover. war die Ansiedlung ein ansehnlicher Ort; 1451 wurde sie auch Mitglied der Hansa. Hannover ist ein Kreuzuugspuukt großer Straßen aus den vier Welt- gegendeu und war daher von jeher eine Stätte regen Verkehrslebens. Infolge des 30 jährigen Krieges, der auch hier mit Schrecken einkehrte, kam die Stadt sehr zurück; Teuerung, Hunger und Senchen rafften fast -j3 der Einwohner hinweg. Im Jahre 1636 wurde Hannover fürstliche Residenz. Seitdem blühte sie schnell auf; selbst als Georg I. 1714 uach England zog, um deu dortigen Königsthron zu besteigen, verminderte sich der Wohlstand der Stadt nicht. Ungleich schneller aber wuchs sie an, als vom Jahre 1837 an die Verbindung mit England aufhörte und König Ernst August hier wieder seinen Sitz nahm. Auch der Verlust des königlichen Hofes im Jahre 1866 hemmte die Entwickelnug der Stadt nicht. Das geht nicht bloß aus der raschen Bevölkerungszunahme, sondern auch daraus hervor.

9. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 22

1910 - Hannover : Helwing
Westseite des Thüringer Waldes entlang, wendet sich dann nach Süd- westen, zieht an der Grenze des Eichsseldes entlang, bis sie bei Münden die von der Rhön koinmende Fulda aufnimmt: „Wo Werra sich und Fulda küssen, Sie ihren Namen büßen müssen: Und so entsteht durch dieseu Kuß, Deutsch bis zum Meer, der Weserfluß. Diese Geburtsstätte der Weser ist vou besonderer Naturschönheit. Die letzten Eichsseldhöhen an der rechten Werraseite sind ziemlich steil und mit schönem Laubwald überzogen; zwischen Werra und Fnlda schiebt sich mit sanfter Abdachung bis zur Mündnngsstelle der dichtbewaldete Kaufnnger Wald vor, jenfeit der Fulda ragen ebenfalls begrünte Höhen des hessischen Berglandes auf, und nach Norden zu blickt man in einen engen Talspalt, in welchem die Weser hinabzieht; ihr linkes Ufer bildet der Reinhardswald und das rechte der Bramwald, beide mit ununter- brocheueu Buchenalleen überzogen. Herrlichstes Waldgrün überall! Und in diesem Kessel liegt in dem Münduugsdreieck von Werra und Fulda die Stadt Müuden. Münden. Münden (10700 Eimv.) war im Mittelalter ein großer Stapelplatz für den Handel flußauf und flußab. Die Stadt hatte das Recht, daß nur durch Müudener Schiffer und Fuhrleute der Transport der Wareu in die Stadt und aus derselben geschehen konnte; auch mußte jede durchgehende Ware vor der Weiterverfrachtnng öffentlich zum Verkauf gestellt sein. Diese Rechte machten die Stadt reich, solange die indischen Spezereien und Gewürze vou Süddeutschlaud und der Handel mit Tnchen und Waid (Farbstoff) aus Erfurt vou hier nach Bremen ging. Mit der Entdeckung Amerikas verlor die Stadt an Bedeutung, und die schweren Kriegswirren haben im 17. und 18. Jahrhundert den Wohlstand der Stadt gebrochen. Münden

10. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 52

1910 - Hannover : Helwing
abgestochen werden und unter dem magersteu Sande ruhen mächtige Salzlager und reiche Olmasseu. Das günstige Klima befördert den Ackerbau. Unsere Provinz liefert besonders viel Roggen; im Anbau des Roggens wird sie nur von der Provinz Schlesien übertroffen. Fast 1/3 dieses Roggens wächst in der Lüneburger Heide. Auch die Kartoffel, der Buchweizen und der Hopfen gedeihen im Regierungsbezirk Lüneburg iu bester Güte. Dagegen tragen die fetten Bodenflächen der Marfchen und des Regierungsbezirks Hildesheim vorwiegend Weizen, Hafer, Zuckerrüben und Raps. Hülsenfrüchte und Gemüse sind überall reichlich vorhanden; bemerkenswert ist der Anbau des Spargels vor Hannover und bei Braunschweig. Der Flachsbau in der Heide und in Südhan- nover ist sehr zurückgegangen, ebenso der Anbau des Tabaks im Eichs- selde und im oberen Leinetal. Der Obstbau wird überall betrieben, hat aber seine besondere Stätte im Alten Lande. Auch die Viehzucht ist bedeutend. Überall, sowohl in den Marschen/ als im Harze, in der Lüneburger Heide sowohl, als in den Tälern des südhannoverschen Berglandes, blüht die Rindviehzucht. Auch züchtet mau in den Elbmarschen und in Friesland treffliche Pferde. Die Schafzucht ist zurückgegangen, namentlich verschwindet in der Heide immer mehr und mehr das Zwergschaf, die Heidfchnucke. Dagegen ist die Aufzucht der Schweine im Wachsen. Heute steht die Provinz Hannover mit 2 426 016 Stück Schweinen (Viehzählung vom 1. Dezember 1906) an erster Stelle unter allen Gebietsteilen Preußens. Ähnlich ist es mit der Geflügelzucht, die auch einen erfreulichen Anffchwnng nimmt. Die Hüh- nerzucht ist gleichmäßig verbreitet, während die Zucht der Hausgans be- sonders in Südhannover und die der Ente in Nordhannover verbreitet ist. Im Rückgange ist die Pflege der Bienen; doch hat die Provinz noch rund die Zahl von 210 000 Bienenstöcken. Auch die Fischzucht findet ihre Pflege und zwar besonders in der Lüneburger Heide (2300 Fischteiche); auch wird in den ausgedehuteu Wäldern viel Wild gehegt. Die Forstwirtschast der Provinz Hannover ist bedeutend. Etwa Ii! °/0 alles Bodens deckt der Wald und zwar vorwiegend der Nadelwald. Im Harze ist er am stärksten, in den Marschen sast garnicht vertreten. Wertvolle Mineralien und Erden bietet die Provinz. Es werden gesunden: Silber, Knpser, Blei, Eisen, Sandstein, Basalt, Gips, Stein- kohlen, Braunkohlen, Ton, Mergel, Kali, Kochsalz, Torf; auch sind einige Heilquellen vorhanden. (Neune Örtlichkeiten, wo der Boden der Provinz die aufgezählten Erdschätze bietet!) Handel und Verkehrswege. Unsere Provinz bietet, wie wir hörten, ihre Hanpterzeugnisse nicht überall in gleicher Weise; der Über- flnß einer Landschaft wird nach der anderen Landschaft oder nach dem Auslande abgegeben, und das Fehlende wird herbeigeschafft. Diesen Austausch der Erzeugnisse vermittelt der Handel. Findet dieser Waren- anstansch im Lande statt, so redet man von einem Binnenhandel; den Handel mit dem Auslande nennt man Außenhandel. Dieser Außen-
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