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merkt. In früheren Zeiten bildeten die Handwerker unter
sich Vereine, sog. Zünfte, nach deren Gesetzen nur solche
Leute sich als Meister ihres Handwerks in Altona niederlassen
durften, die Mitglieder des Vereins waren. Nun nahmen
aber die Zünfte nur eine bestimmte Zahl von Mitgliedern
auf, und daher mußten viele, auch wenn sie noch so tüchtig
in ihrem Handwerk waren, lebenslang als Gesellen arbeiten.
Da wies einer der Schauenburger Grafen, die damals über
die hiesige Gegend, die „Grafschaft Pinneberg", herrschten —
die Schauenburger Straße erinnert noch an diese Grafen —,
tüchtigen Handwerkern einen Bezirk nördlich der Reichen-
straße an, wo sie sich anbauen und ihr Handwerk ungestört
als Meister betreiben durften; er gab ihnen also Gewerbe-
freiheit. Davon erhielt der ganze Bezirk bis zur Johannis-
straße den Namen „Freiheit." Später wurden die genannten
Straßen angelegt. Von der kleinen Freiheit zweigt sich nach
Nw. die Friedrichsbader Straße ab. Hier befand sich in
früheren Jahren eine Badeanstalt, das „Friedrichsbad",
von deren großartigen Anlagen nur noch die damaligen Logier-
Häuser übrig sind; es sind die an der Südseite der Straße
belegenen, mit Vorgärten versehenen Gebäude. Von der
Reichenstraße führt in südwestlicher Richtung eine kurze Straße,
der Grund genannt, auf den Rathausmarkt und von hier
aus in gleicher Richtung die Königstraße über die Westgrenze
des Osterteils hinaus. Vom Rathausmarkt gelangt man nord-
wärts durch den Präsidentengang in die große Bergstraße.
Als Gänge werden sehr schmale Straßen bezeichnet. In süd-
westlicher Richtung verläuft von dem genannten Platze aus
die große Prinzenstraße.
Von den öffentlichen Gebäuden des Osterteils merken
wir uns zunächst den Bahnhof Gählersplatz. Von hier
aus führt die Altona-Kaltenkirchener Spurbahn nordwärts
zunächst durch die Holstenstraße. Die erste Haltestelle ist der
Bahnhof Nebenzollamt im Norderteil der Stadt. An der
Johannisstraße liegt die ehemalige Münzkaserne, in welcher
3'
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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— 58 —
bei benutzt, und ist die Herstellung der Gegenstände eine
massenhafte oder kunstvolle, so spricht man von Industrie.
Das Handwerk wird in Werkstätten, die Industrie meist in
Fabriken betrieben. Welche Fabriken in der Stadt sind euch
bekannt? Die Waren, die man in den Werkstätten und
Fabriken verfertigt, werden von andern Leuten verkaust, sie
treiben Handel damit. Solche Leute heißen Kaufleute. (S. 45).
Auch auf dem Lande giebt es Gewerbetreibende und Geschäfts-
leute, aber nur in geringer Zahl. Durch den Handel stehen
die Menschen mit einander in Verkehr. Die wichtigsten
Verkehrsmittel sind die Eisenbahnen, die Schiffe und
die Post.
20.
Was die Sage von der Entstehung Altonas erzählt.
Vor etwa vierhundert Jahren war die Gegend zwischen
Hamburg und Ottensen noch gar nicht bebaut. Damals ge-
hörte sie zu der Grafschaft Pinneberg, über welche die
Schauenburger Grafen regierten. (S. 35). Die Grenze zwischen
dieser Grafschaft und dem Hamburger Gebiet bildete ein Bach,
der aus einer sumpfigen Hochebene beim heutigen „Grünen
Jäger" abfloß, südwärts durch die Thalsenkung, die sich noch
jetzt deutlich erkennbar zwischen Altona und St. Pauli hin-
zieht, strömte und in der Gegend des heutigen Fischmarkts
in die Elbe mündete. Nach diesem Grenzbach ist die Bach-
straße benannt worden. Er führte im Laufe der Zeit ver-
schieden? Namen. So hieß er z. B. eine Zeitlang „Peper-
molenbek", weil er in der Gegend des jetzigen Nobisthors
eine Pfeffermühle trieb, später aber die „Alte Aue".*)
*) Ursprünglich hieß er Herwardeshuder Bach, wahrscheinlich
nach einem Manne Namens Herword, der hier eine Hude d. h. eine
Trift oder Weide besaß. Jenseit des Baches, auf dem sogenannten
Hamburger Berge, lag das Herwardeshuder Nonnenkloster. Weaen
seiner Lage an der Elbe war aber das Kloster häufig feindlichen An-
griffen ausgesetzt, und der Hafenverkehr störte das beschauliche Leben
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Extrahierte Personennamen: Pauli Herwardeshuder_Bach
— 63 —
zu brauen. Daß er sich gerade diese Stelle aussuchte, kam
daher, daß der genannte Weg von den Fischern in Ovelgönne
für ihren Landverkehr mit Hamburg benutzt wurde. Ebenfalls
wird dies von zahlreichen Schiffern geschehen sein; denn größere
Schiffe mußten häufig schon in Neumühlen löschen und laden,
weil von dort nach Hamburg das Fahrwasser sehr mangelhaft
war. So durfte Joachim v. Lohe hoffen, in einem Wirts-
hause, das an diesem Wege lag, recht viel Besuch zu erhalten
und guten Verdienst zu finden.
Mit dem Bau wurde im Jahre 1536 begonnen. Gerade
im Jahre vorher hatte man in Hamburg die Steuern auf
das Braugewerbe erhöht. Weil nun Joachim v. Lohe das
Bier billiger als die Hamburger Brauer verkaufen konnte, so
befürchtete der Hamburger Rat, ein so nahe an der Grenze
belegenes Wirts- und Brauhaus könne den Hamburgern
schaden. Auch mag er wohl besorgt gewesen sein, es könnte
hier nach und nach ein ganzer Ort entstehen, dessen nahe
Nachbarschaft dem hamburgischen Handel und Gewerbe über-
Haupt mancherlei Schaden bringe. Daher sandte er zwei seiner
Mitglieder an den Vogt zu Ottensen, zu dessen Bezirk außer
Ottensen noch die Dörfer Othmarschen, Bahrenfeld, Stellingen
und Eidelstedt, sowie die schauenburgischen Elbinseln gehörten,
um ihn zu ersuchen, den Bau des Hauses zu verhindern.
Auch der höchste Beamte des Schauenburger Grafen, der
Drost, der von der Burg auf dem Pinneberge aus die ganze
Grafschaft verwaltete, stellte sich ein, und die Hamburger
Ratsherren erklärten ihm, die Stadt könne den Bau nicht
leiden. Der Drost weigerte sich jedoch, der Forderung des
Rates nachzugeben. Als alles freundliche Zureden nichts half,
vielmehr der Platz zum Hausbau hergerichtet und das Bau-
holz zugehauen wurde, da ließ der Rat nochmals verkünden,
er werde den Bau auf keine Weise gestatten, und drohte so-
gar, wenn man das Haus dennoch richten wolle, so würde
alsbald am andern Tage „dat bawerste under und dat underste
baven" stehen. Da aber die Hamburger gar kein Recht hatten,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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— 57 —
114034 kommen. Ovelgönne zählt 533, Othmarschen 937
und Bahrenfeld 2203 Einwohner. (Für die Schüler genügen
abgerundete Zahlen).
In den Dörfern sind die Häuser klein und liegen zer-
streut; in der Stadt sind sie groß und stattlich und liegen
nahe beieinander in geraden Reihen. Manche Häuser in
den Dörfern haben Strohdächer. Solche Bedachung kommt in
der Stadt nicht vor; nur im Stadtteil Ottensen giebt es noch
mehrere alte Häuser mit Strohdach. Dies kommt daher, daß
Ottensen noch vor mehreren Jahrzehnten ein Dorf war. (S. 43).
Die Hauptbeschäftigungen der Dorfbewohner, der
ländlichen Bevölkerung, sind Ackerbau und Viehzucht. Soll
der Ackerbau gedeihen, so ist dreierlei erforderlich: fruchtbarer
Boden, hinreichende Feuchtigkeit und genügende Wärme. Der
Sandboden des Höhenzuges nördlich von Bahrenfeld ist zu
trocken, um Getreide erzeugen zu können. Das übrige Gebiet
vou Bahrenfeld und Othmarschen ist guter Ackerboden, der
reiche Ernten liefert; daher der Wohlstand der Bewohner dieser
Dörfer. Wo der Ackerbau blüht, da wird auch Viehzucht
getrieben; am besten gedeiht diese in solchen Gegenden, wo sich
viel Wiesenland findet, wie in Othmarschen.
Von den Bewohnern der Stadt gehören viele dein Beamten-
stände an (Bürgermeister, Senatoren, Post-, Eisenbahn-, Zoll-
beamte, Prediger, Lehrer u. s. w.). Andere bereiten und ver-
fertigen aus dem, was die Erde hervorbringt (aus den
Produkten der Erde) vielerlei Gegenstände. Aus dem Ge-
treide mahlt der Müller das Mehl; aus diesem bereitet der
Bäcker das Brot. Die Haut des Rindes wird vom Gerber
zu Leder verarbeitet, und aus diesem verfertigt der Schuh-
macher das Fußzeug und der Sattler andere Lederwaren.
Tischler, Zimmerleute, Maurer, Töpfer, Schmiede, Schlosser
u. s. w. Die Thätigkeiten aller dieser Leute bezeichnet man
als Gewerbe. Wenn sie bloß mit den Händen oder mit
Hülfe einfacher Werkzeuge verrichtet werden, so nennt man
das Gewerbe ein Handwerk. Werden jedoch Maschinen da-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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591
Zweite Abtheilung
(vorläufig leider nur iw Bruchstücken.)
Ich versichere Sie, daß ich niemals mit
mir zufrieden sein könnte, in welchen Stand
ich auch gesetzt würde, wenn ich auf der
* Welt sein müßte, ohne von derselben mehr
als mein Vaterland zu kennen.
Hamann (in einem Briefe a. s. Vater.)
245. Deutschland.
Wenn irgend Jemand auf sein Volk stolz sein darf, so
ist's der Deutsche. Wo ist ein Volk, das ein reicheres Land
bewohnt oder edlere Ahnen hat, oder sich durch höhere
Geistesgaben auszeichnet? Was jemals an irgend einenr
Lande gepriesen worden, ist, das finden wir in unserm Deutsch-
land: Mächtige Berge steigen darin zum Himmel empor und
geben uns aus ihrem geöffneten Schooße die so nützlichen Me-
talle —; gewaltige Ströme und herrliche Straßen — Chaus-
see'n und Eisenbahnen — unterstützen den Verkehr nach allen
Richtungen; fruchtbare Ebenen wogen von reifenden Saa-
ten; liebliche Thäler entzücken den Wanderer durch romantische
Reize; prächtige Städte erregen seine Bewunderung durch die
Großartigkeit ihrer Gebäude; herrliche Denkmäler der Kunst
treten überall vor sein Auge; ausgezeichnete Werke der W i s-
senschaft strömen ununterbrochen aus den Tiefen des deutschen
Geistes; süße Lieder ertönen überall aus deutscher Brust; edle
Fürsten regieren das Land; biedere Unterthanen ver-
breiten seine Wohlfahrt durch Ackerbau, Handel und blü-
hende Gewerbe aller Art. Wir können uns also mit vollem
Grunde unseres Deutschlands freuen. Dieser Umstand aber muß
uns auch ein mächtiger Antrieb sein, daß Jeder es von Jugend
auf recht innig liebe und an ihm hange wie ein Kindlein an
der Mutter Brust, den vaterländischen Gesetzen Folge leiste, die
Wächter derselben ehre und nach Kräften an seinem Orte sein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
598
Baumwollfabrikation. — Glauchau, Hptst. der schönbiirqischen Herr-
schaften, mit Manufacturcn. — Freiberg, Hptbergstadt des Landes,
berühmte Bergakademie, Hütten- und Hammerwerke, die wichtigsten Sil-
bcrgrubcn Sachsens.—Hainichen, Geliert geb. 1715. —Im O, hoch
im Geb. Altenburg mit wichtigen Zinngruben, d. V oigtländi-
scher Kreis — Mincralreichthum — Perlmuscheln in der Elster:
Plauen. wichtiger Fabrikort in Baumwoll- und Muslinweberci.—
e. Lausitzer (Bautzencr) Kreis (sächsische Obcrlausitz) —:
Bautzen oder Budissin, sehr gewerbsam, in der Nähe viele
Wenden und die Dörfer Hochkirch, Schlacht 1758 und Wurschen,
Schlacht 1813. — Käme uz, Lessings Geburtsort. —Löbau, Weberei,
Bergkristalle. — Hcrrnhut, Mittelpunkt der Herrnhuter Drüdcrgemeine.
— Zittau, Mittelpunkt der sächs. Leinwandfabrikation. —In der Um-
gegend die großen stadtähnlichcn Fabrikdörfer: Großschönau, Ebers-
dach und Ei bau, Damast- und Leinwebcrei.
Die kleinern sächsischen, die reußischcn und schwarzbur-
gischen Staaten, im W. vom Königreich Sachsen.
9. Das Hcrzogthum Sachsen-Altenburg,zwcigetrcnntetheile,
Einw. zum Theil Wenden, lutherisch, blühender Ackerbau, Viehzucht,
Wollspinnerei und Wollweberei. — Altcnburg, Hpt- und Residenzst.
Felsenschloß (Prinzenraub). — Orlamünde —
10. Das Großherzogt h. Sachsen.weimar, in mehreren getrenn-
ten Theilen, mit meist luth. Einw. —
s. Fürstenthum Weimar, in getrennten Theilen, Ackerbau Hptnah-
rungsquelle —: Weimar, Hpt.- und Residenzst. Hcrder's, Schiller's,
Göthc's Gräber. — Jena, Univcrs. Schlacht 1806. — Neustadl. —
d. Fürstcnth. Eisenach, Manufacturcn. —W artbu rg.
11. Das Hcrzogth. Sachsen-Koburg-Gotha, in getrennten Theilen,
mit vorherrschend luth. Bevölkerung: Landbau, Industrie und Berg-
bau. —
a. Fürstenth. Koburg—: Koburg, Hptst. und Residenz.
d. Fürstcnth.gotha —: Gotha, Sternwarte. —S chnepfcnthal.
12. Das Hzg th. Sachscn -Mciu in g c n -Hild b urghausen, Einw.
luth.: Viehzucht, Industrie und Bergbau. —
a. Hzgth. Meiningen—: Meiningen, Hptst. und Residenz. —
Salzungen, Salzwerk und Soolbad.
d. Hzgth.hildburghausen —: Hildburghauscn, Buchhandel.
c- Fürstcnth. Saalfeld —: Saalfcld, Tuchmanufact., Bergbau.
13 und 14. Die Fürftcuthümcr Neuß, östlich von Saalfcld,
Einw. luth.: Viehzucht, Kunstbau und Bergbau.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Urzustand des Menschengeschlechts. 69
nommen werden, von dem der Ackerbauer eben
60 getrennt, wie dem der Priester, und gemeinig-
lich treten diese beiden als höhere Kasten in ein
herrschendes Verhältnifs gegen die tributären
Ackerbauer. So war Demeter nach attischer
Mythe Thesmoplioros; der Ackerbau Gründer des
Staates. Die Bebauung des Landes selbst, wie
die Errichtung der Städte und Mauern erforderte
Metallarbeit; die rechte Zeit der Saat und ande-
rer,Feldarbeiten mufste durch einen Kalender be-
stimmt werden, und dieser setzte astronomische
Kenntnisse voraus; die Begränzung des Eigen-
thums, besonders in Gegenden, wo durch Ueber-
schwemmungen die Gränzsteine verrückt und an-
dre Marken unkenntlich gemacht wurden, machte
Geometrie nöthig. So waren ackerbauende Völker
von jeher im Besitze von Gewerben und Künsten.
Aber auch der Handel scheint nicht blos
durch das Bedürfnifs entstanden zu sein. Es ist
unleugbar, dafs der Handel der alten Welt sich
an die Religion anschlofs. Die heiligen Orte Asi-
ens und besonders Indiens, an welche religiöse
Traditionen geknüpft waren, von denen ein Licht
der Religion ausgegangen war, und die nur durch
Wallfahrten und Pilgerwanderungen gefeiert wur-
den, diese wurden nun auch zugleich die ersten
und blühendsten Handelsstädte. Hier versammel-
ten sich hunderttausende von Pilgern aus allen
Gegenden, um dem verlornen Lichte — oft zu-
gleich dem Ursitzq. des Geschlechts — näher zu
kommen, mit den Produkten ihrer Heimat, zu-
erst vielleicht zum Lebensunterhalte, versehn;
prachtvolle Gebäude waren zu ihrer Aufnahme
bestimmt: bald trat irdischer Vortheil zum himm-
lischen Gewinne hinzu, und mit dem erworbenen
Anspruch auf Sündenvergebung vereinigte sich
Aussicht auf zeitlichen Erwerb. Schon in den
allerfrühesten Zeiten entstand eine Uebereinkunft
über das vorzüglich Schätzenswerthe. Die Pro-
dukte Indiens, Gold, Edelsteine, Perlen, Elfen-
bein, herrliches Räuchervverk, überaus feine Ge-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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der Phönicier.
163
res zu versuchen; und die Unfruchtbarkeit ihres
Bodens machte sie zu Seeräubern. Sie landeten
auf den benachbarten Küsten und Inseln, und
nahmen Früchte, Vieh und Menschen. Der
glückliche Erfolg machte sie kühner, und bald
fuhren sie dem Ufer entlang auch nach entfern-
tem Küsten und Inseln. — Indefs muiste die
Kargheit des Bodens ihren Geist auch zu andern
Erfindungen reizen: sie erfanden manches an-
dern Nationen Fremde, die Bereitung der Wolle,
Purpurfarben, Glas;1) und manches verfertigten
sie vollkommener. Theils das Gefährliche der
Seeräuberei, theils auch die Aussicht des sicherem
und freudigem Gewinnes bei Tauschhandel, da
rohe Nationen glänzende Kleinigkeiten für kost-
bare Metalle oder andere Landeserzeugnisse freu-
dig eintauschen, mufste ihre Schifffahrt zum Han-
del hinlenken, der denn schon früh sehr blühend
wurde. So heilst Sidon schon in einem sehr alten
hebräischen Liede (1 Mos. 49, 13.) das schiffreiche
Ufer; und aus Homer und andern alten griechi-
schen Sagen lernen wir, dafs die Phönicier schon
früh, bald als Kaufleute, bald als Seeräuber, (da-
mals ein ordentliches Gewerbe,) auf Griechen-
1) Purpur bezeichnet nicht eine Farbe, son-
dern eine ganze Hauptgattung von Farben aus
dem Safte der Seemuscheln, Buccinum und
Purpura, die man in grofser Menge auf dem
ganzen mittelländischen Meere, besonders aber
an der phönicischen Küste findet. Am berühm-
testen waren der hochrothe und violette Purpur,
der nirgend so schön gefärbt wurde, als in Ty-
rus. — Der Sand, Nitrum, woraus sie das
Glas schmelzten , fand sich vorzüglich um den
kleinen Fluß Belus , der vom Berge Karmel
herströmte. Der Hauptsitz der Glas - Fabriken
waren Sidon und Särephtha. In Sidon auch
Leinwand - Fabriken ; -— Putzsachen und be«
räthschaften aus Gold, Elfenbein, Ebenholz,
Bernstein, künstlich gearbeitet; auch mecha-
nische Kunstsachen.
L »
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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1g4 Geschichte
land gelandet seien, und besonders Menschen
geraubt haben.
Ihrer Lage nach mufsten die Phönicier vor-
züglich auf dem mittelländischen Meere Handel
treiben. Der nächste Landungsort war die Insel
Kypros. Die wahrscheinlich rohem Einwohner
wuisten die Produkte ihres Bodens nicht zu be-
nutzen; die Phönicier nahmen und benutzten,
und die Insulaner mufsten ihre Diener werden.
Noch sicherer wurden sie dieses, als die ver-
mehrte Zahl der Phönicier der eingeschränkte
Raum ihres Landes nicht mehr fassen und näh-
ren konnte; jetzt konnten sie keinen nähern
und bequemem Ort zum Anbau finden, als diese
Insel. Hier scheinen daher ihre ersten Kolonien
angelegt zu sein; auch blieb Kypros lange unter
der Herrschaft von Sidon und Tyrus. Zunächst
kamen sie nach Klein-Asien, nach Griechen-
land und den griechischen Inseln ; Cilicien,
Karien, Rhodus und Kreta, die Sporaden und
Cykladen wurden von ihnen bevölkert : doch
blühete ihr Handel hier nur in der Zeit der frü-
hem Uncultur. Die Griechen wurden selbst ein
seefahrendes und mächtiges Volk, und hatten
Kolonien in Klein-Asien, woher sie die meisten
ihrer Waaren holten. Wo sie mit den Phöniciern
zusammentrafen, vertrieben sie dieselben sogar,
z. B. aus der goldreichen Thasos an der thraci-
schen Küste, auf welcher sich diese bereits 6
bis 7 Menschenalter vor dem trojanischen Kriege
sollen niedergelassen haben. (Herodot. Ii, 44.
Vi, 47.) Dennoch konnten sie der Phönicier
nicht ganz entbehren: Räucherwerk für die
Opfer der Götter, Purpur und Putzwaaren, für
welche die herrschende Mode entschieden hatte,
mufsten sie von ihnen nehmen. — Von Aegyp-
tens Küste hielt sie der Eigensinn des das Fremde
hassenden ägyptischen Volkes ab, das wenigstens
keinem Ausländer die Fahrt in die Nilmündungen
gestattete. Aber Karawanen - Handel müssen sie
nach Aegypten getrieben haben; nicht blo» war
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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der Phönicier.
, 165
eia Viertheil von Memphis von Phöniciern bevöl-
kert, sondern auch die Anlegung der loothori-
gen Thebä wird dem tyrischen Herkules zuge-
schrieben. — Wichtiger und dauernder war
der phönicische Handel nach der nordafrikani-
schen Küste. Zwar hatten sie hier, wie auf Si-
cilien, Sardinien, und den kleinen Inseln umher
(Malta, wo man noch in der neuesten Zeit phö-
nicische Münzen und Denkmäler, und Reste phö-
nicischer Sprache gefunden haben will,) nur Ko-
lonien angelegt, um Ruheörter auf der langen
Fahrt nach Tarsis zu haben; allein bald wurden
die neuen Pflänzlinge wichtiger, indem sie durch
Karawanen - Handel in das innere Afrika die dort
eingetauschten Waaren den Phöniciern zuführ-
ten. Daher finden sich hier so viele phönicische
Kolonien, aufser Utika, Auza und Karthago, Adru-
metum, die beiden Leptis und Tanger, die mit
der Mutterstadt immer in freundschaftlichem Ver-
hältnisse blieben. x) — Doch hispanische Schiffe
»>waren das Hauptwerk deines Handels, o Tyrus!“
singt »Ezechiel 27, 25. Hier fanden sie, was
sie durch Umtausch erst zu gewinnen suchten,
unmittelbar: Gold, und besonders Silber, in sol-
chem Ueberflusse, dafs diejenigen, die zuerst
hier landeten — so erzählt die Fabel — nicht
allein ihre Schiffe damit anfüllten, sondern auch
alle ihre Geräthschaften, selbst die Anker, von
Silber verfertigten. Anfangs fanden sie das Sil-
bererz zunächst unter der Erde, aber bald er-
schöpfte die Habsucht diese Quelle; sie mufsten
nun E rgwerke anlegen, zu deren Bearbeitung
sie die armen Einwohner zwangen. — Aber
nicht blos Gold und Silber, auch Eisen, Zinn 1
1) An der italienischen Küste scheinen sie den
Etruskern ausgewichen zu sein, und wenn
man bei diesen Spuren einer Cultur findet,
die wir historisch nicht zu erklären wissen,
so mag man vermuthen, dafs sie vieles den
Phöniciern verdanken.
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Extrahierte Personennamen: Memphis_von_Phöniciern
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Malta Afrika Karthago Tanger Tyrus