Die Wissenschast, besonders Vlkerkunde, Erd-k u n d e und Na t u r b e s ch r e i b u n g erhielten durch die Entdeckun-gen eine groe Anregung. Den Seefahrern und Kaufleuten folgten die opfermutigen Missionare, unter denen besonders der heilige Franziskus Xaverius genannt zu werden verdient; fr die Verluste, die die katholische Kirche schon bald in Europa erleiden sollte, fand sie einen reichen Ersatz in den neu erschlossenen Lndern.
Das kopernikanijche Weltsystem. Fast gleichzeitig mit der Erweiterung des irdischen Gesichtskreises brach sich allmhlich eine andere Auffassung des Weltalls Bahn. Hatte man frher die Erde fr den Mittelpunkt der Welt gehalten, so bewies jetzt der Frauen-burger Domherr Nikolaus Kopernikus (f 1543), da die Sonne im Mittelpunkt unseres Systems stehe und die Erde, ein ver-hltnismig kleiner Stern, sich mit den andern Planeten um die Sonne drehe. (Heliozentrische Theorie im Gegensatz zur geozentrischen).
Der Staat und die Fürsten.
a) Auch auf politischem Gebiet trat zu Anfang des 14. Jahrhunderts allmhlich eine nderung ein. Die Beeinflussung der deutschen Knigswahl durch die Kurie, d. h. durch den ppstlichen Hof oder die ppstliche Regierung, war durch den Beschlu des Kur-frftenvereins zu Rense (1338) ausgeschaltet. Gleichzeitig beschrnkten sich die Könige mehr und mehr aus Deutschland und verzichteten auf die Kaiserkrnung (die letzte 1530), ohne deshalb den Kaisertitel aufzugeben. Die Bahn war frei fr eine moderne nationale Staatsentwicklung.
b) Diese erforderte aber noch ein Doppeltes: ein nach einheit-lichem Willen arbeitendes Beamtenheer und ein geregeltes Finanzwesen. Beides wurde ermglicht durch die sich ent-wickelnde Geldwirtschaft. Erst im ausgehenden Mittelalter kamen staatliche und kirchliche Steuern (Bede) auf, die ursprnglich erbeten und nach und nach erst gewnscht und verlangt wurden. So konnten durch Gehalt entschdigte und darum vom Staat ab-hngige Beamte angestellt werden.
c) Den Untergang des alten Lehnsstaates beschleunigte das seit dem 14. Jahrhundert zu Kriegszwecken angewandte Schie-pulver. Damit wurden die alten Ritterheere berflssig. Sie wurden verdrngt durch gemietete Futruppen (Landsknechte Sldner). So war drittens die Mglichkeit der stehenden
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Heere zur nachhaltigen Untersttzung der Fürsten gegeben. Die ersten Anfnge eines solchen stehenden Heeres finden sich in Frank-reich bereits im 15., in Deutschland aber erst im 17. Jahrhundert und zwar hier in den einzelnen Lndern oder Territorien, da die deutschen Fürsten gegenber dem ohnmchtigen Kaisertum immer selb-stndiger wurden.
d) Wichtig fr die Ausbildung der Staaten wurde an vierter Stelle das damals eindringende rmische Recht, nach dem der Kaiser der unbeschrnkte oder absolute Herr des Landes ist.*) Diese Anschauung mute in der Folgezeit immer grere Bedeutung ge-Winnen, weil den Herrschern in steigendem Mae willige Beamte, stets flieende Geldquellen und bezahlte Sldnerheere zur Ver-fgung standen; es bereitete sichdas Zeitalter des Ab-solutismus vor. In Deutschland konnten wegen der Schwche der kaiserlichen Oberherrschaft die Territorialfrsten in ihren Lndern absolute Herrscher werden.
e) Die Selbstndigkeit der Fürsten mute fr die (Entwicklung und Verbreitung der Reformation ausschlaggebend werden, zumal viele Landesherrn schon am Ausgang des Mittelalters auch die Entscheidung in kirchlichen Angelegenheiten bean-spruchten. So war u. a. der Herzog von Kleve bereits gleichzeitig Bischof in seinem Lande. Die Entwicklung gipfelte schlielich in der Forderung des Reformationszeitalters: Wes Land, des Re-ligion."
Die Kirche.
Die Kurie. Reformen waren in der Kirche stets ntig gewesen und auch vorgenommen worden; noch im 15. Jahrhundert wurde von verschiedenen Seiten der Versuch einer Klosterreform gemacht. Dabei hatte es sich aber meist um eine sittliche Erneuerung gehan-delt. Gegen Ende des Mittelalters wollte man jedoch zunchst nur uere Reformen; die Beschwerden richteten sich hauptschlich gegen die kuriale Besteuerung und mterbesetzung. Das Geldbedrfnis der Kurie war mit der wachsenden Verwaltung, mit: den hheren Ansprchen an Kunst und Wissenschaft sowie aus andern Grnden stndig gewachsen, während die Einknfte zurck-gegangen waren. Da verfielen zur Zeit der aufkommenden Geld-Wirtschaft Staat und Kirche auf den Gedanken der Besteuerung.
*) legibus absolutus, nicht durch Gesetze beschrnkt.
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Extrahierte Ortsnamen: Frank-reich Deutschland Deutschland
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allem auf dem Gebiete der Kunst diese Zeit.als das Zeitalter der Renaissance bezeichnet. Im Mittelpunkt des Denkens standen nicht mehr Gott und das Jenseits, sondern das eigene Ich und der Lebensgenu. Die Folgen davon waren Tiefstand der Sitt-lichkeit und religise Interesselosigkeit. Das Papsttum verweltlichte zur selben Zeit, als in Deutschland sich alles um religise Fragen und Reformen drehte.
An vielen kleinen italienischen Hfen herrschten Tyrannen, die mit den verwerflichsten Mitteln ihr eigenes Wohl und politische Vor-teile zu erreichen suchten. Die Anleitung dazu gab der florentinische Staatsmann und Geschichtsschreiber Macchiavelli in seinem berchtigten Buch vom Fürsten, worin er eine durch gar keine sittlichen Grundstze behinderte Politik zur Darstellung bringt. Die rasche Verbreitung solcher Ideen wurde durch eine neue Er-findung befrdert.
Der Buchdruck. Im 14. Jahrhundert schnitzte man Heiligen-bildchen und einzelne Wrter, bald auch ganze Stze, kleine Ge-betchen it. dgl. in hlzerne Tfelchen und druckte sie ab. Solche Platten konnten immer nur fr ein Stzchen, fr ein Gebetchen benutzt werden.
Um 1450 erfand Johann Gutenberg aus Mainz die Kunst, bewegliche Metallettern (Buchstaben) zu gieen, die man zu beliebigen Wrtern zusammenstellen konnte. Von da an lieen sich die Bcher billig und ohne viel Mhe in jeder gewnschten Zahl vervielfltigen.
Fr die geistige Bildung war die Erfindung von unschtz-barem Nutzen. Die Kenntnis des Lesens wurde immer allgemeiner. Da nun jeder der ganzen Nation vernehmbar sprechen konnte, so spielte fortan die ffentliche Meinung eine groe Rolle. Schon in der Reformation war der Buchdruck von groer Be-beutung. Luthers Gedanken wurden schnell berall bekannt, und die zahlreichen Streit- und Schmhschriften beider Parteien verschrften den Streit nicht unwesentlich.
2. Karl V. und die auswrtige Politik (15191556)*
Wahl und Persnlichkeit Karls V. Im Jahre 1519 bewarben sich gleichzeitig um die deutsche Krone der neunzehnjhrige Enkel Maximilians, Karl von Spanien, und König Franz I. von Frank-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Heiligen-bildchen Mainz Karls Maximilians
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(Enkelin Wilhelms I. von Oranien, auf die Hochschule zu L e y d e rx in Holland; doch mar der Aufenthalt daselbst nur von kurzer Dauer, weil in der Stadt die Pest ausbrach. Der Prinz begab sich deshalb nach dem Haag und von da in das Feldlager seines kriegskundigen Vetters, des Prinzen von Oranien, unter dessen Leitung er in den Kmpfen der Niederlnder gegen die Spanier die Kriegskunst der damaligen Zeit kennen lernte. Der Aufenthalt in einem Lande, wo Handel, Gewerbe, Ackerbau und Kunst in hoher Blte standen' war ihm eine treffliche Vorschule fr seinen knftigen Beruf.
Nach der Rckkehr aus Holland konnte er, frh gereift durch innere Arbeit und den Ernst der Zeit, zu Berlin und Knigsberg die traurige Lage des Landes und die unhaltbaren Zustnde am Hose kennen lernen. Die Ratsversammlungen besuchte er fleiig, und schon damals reifte in ihm der Entschlu, im Gegensatz zu seinem Vater durchaus selbstndig (absolut) zu regieren, um nach Beseitigung der selbstschtigen Stndeherrfchaft ungehindert fr das Wohl seines Landes sorgen zu knnen. Im Alter von 20 Iahrerr folgte er seinem Vater in der Regierung.
uere Politik.
Ausgang des Dreiigjhrigen Krieges. Des Kurfrsten eifrigstes Bestreben mar darauf gerichtet, während des Dreiigjhrigen Krieges durch eine strenge Neutralitt sein Land zu schtzen. Zu dem Ende schlo er mit den Schmeden einen Waffenstillstand, welcher dem schwedischen Heere einige feste Pltze in Brandenburg lie, Durch einen Waffenstillstand mit den Hessen erlangte er die Rumung eines groen Teils des Klevischen von hessischen und hollndischen Truppen. Mit groer Weisheit und seltener Festigkeit mute Friedrich Wilhelm, gesttzt auf ein neugeschaffenes Heer, seine neutrale Stellung bis zum Ende des Krieges zu behaupten.
Beim Westflischen Frieden machte der Kurfürst seine berechtigten und wiederholt besttigten Anrechte auf Pommern geltend, konnte aber nur Hinterpommern erhalten. Seinen Plan, nach hollndischem Beispiel eine Seemacht zu schaffen und Brandenburg am Welthandel teilnehmen zu lassen, sah er bei dem Verlust der Odermndung gescheitert. Als Entschdigung fr Vor-pommeru, welches mit Einschlu der michtigen Odermndung an Schmeden kam, mute er sich mit den skularisierten Stiftern Kammin, Magdeburg, Halber st abt und Minden begngen.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Holland Berlin Brandenburg Hessen Hinterpommern Brandenburg Magdeburg
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Besonders fr Ostpreuen und Litauen wurde Fried-rief) Wilhelm ein wahrer Wohltter. Dieses Land hatte durch Hungersnot, Pest und Krieg ein Drittel seiner Bewohner verloren! ganze Strecken Landes lagen brach und wst. Der König nahm fremde Einwanderer, darunter 20000 aus Salzburg (1732) vertriebene Protestanten, als freie Bauern in sein Land auf und gab ihnen in Ostpreuen neue Wohnsitze. 12 Städte und 332 Drfer wurden neu gegrndet.*)
Das Schulwesen. Knsten und Wissenschaften war der König von Jugend an wenig zugetan; nur auf die Verbesserung des Volks-schulwesens war er unablssig bedacht. Er fhrte den Schul-zwang ein und verfgte bei nachdrcklicher Strafe, da die Eltern ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre im Winter tglich und im Sommer, wenn die Kinder bei den lndlichen Arbeiten helfen muten, wenigstens ein- oder zweimal in der Woche zur Schule schicken sollten. Doch gelang ihm die Durchfhrung des Schulzwanges ebensowenig wie die der allgemeinen Wehrpflicht.
Zur Unterhaltung der zahlreich entstehenden Volksschulen gab der König ein Kapital von 150 000 Mark. Armen Gemeinden schenkte er beim Neubau einer Schule das ntige Holz.
Das Heerwesen. Eine ganz besondere Sorgfalt verwandte der König auf die Soldaten, welche er seine lieben blauen Kinder nannte. Er sah wohl ein, da bei der Eifersucht der Nachbarn zur Er-Haltung und Vermehrung seines Landes ein stets schlagfertiges Heer unbedingt notwendig sei. Auch war er berzeugt, da selbst hohe Ausgaben fr ein stehendes Heer viel geringer anzuschlagen seien^ als die groen Nachteile eines unglcklichen Krieges. Er ver-mehrte 'deshalb das Heer von 38000 Mann auf 83 000 Mann; alle Soldaten muten mit Strenge und Genauig-feit eingebt werden.
Das Heer war anfangs ein Sldnerheer, das mit allen Mitteln angeworben wurde. Spter versuchte der König die allgemeine Wehrpflicht einzufhren. Die Wehrpflicht lastete jedoch fast allein auf den Bauern; die Bewohner der Städte waren frei, damit sie ihre Gewerbe betreiben knnten. Friedrich Wilhelm teilte dasland in Kantone ein; dieausgehobenen (Kantonisten) muten einjahr bei der Fahne dienen, spter wuren sie zu krzeren bungen ein-
*) Sein Denkmal auf dem Markte zu umbinnen trgt die Inschrift: Dem Vater Litauens."
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Niederlndische und deutsche Ansiedler, namentlich aus West-falen und Sachsen, errichteten zu beiden Seiten der unteren Weichsel, die damals zwischen Nogat und Elbing einen ungeheuren Sumpf bildete, mchtige Dmme. Nach sechsjhriger Arbeit war das jetzige groe und kleine Werder trocken gelegt, und die Bauer-schaften, welche sich auf dem ppigen Marschboden erhoben, waren bald weit und breit die reichsten. So entstanden zahlreiche Kolonien deutscher Einwanderer, die durch ihre berlegenheit dem preuischen Volke ein vllig deutsches Geprge aufdrckten.
Die hchste Blte erreichte das Land unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode um 1375. Der Ackerbau nahm einen solchen Aufschwung, da bedeutende Getreidemassen ins Aus-land verkauft werden konnten. In volkreichen Stdten blhten Handel und Gewerbe; besonders Danzig wurde als Vorort des preuischen Quartiers" der Hansa ein Mittelpunkt des Ostsee-Handels.
Verfall des Ordens. (13861525.) Nachdem der Grofrst Jagiello von Litauen sich mit seinem Volke zum Christen-tum bekehrt hatte, hrte der Glaubenskrieg auf. Der Zuwachs an Mitgliedern aus dem Reiche wurde geringer, und mit dem preu-ischen Adel stand kein Mitglied des Ordens in verwandtschaftlicher Beziehung, da Einheimische nicht aufgenommen werden durften. Whrend die zugezogenen Deutschen mit den einheimischen Preußen verschmolzen, standen die Ordensritter dem Volke als ein fremdes Element gegenber. Die Verwaltung des Landes hatte mit seiner Entwicklung nicht gleichen Schritt gehalten. Aber auch im Innern zeigte der Orden bereits Anzeichen des drohenden Verfalls. Die strenge Zucht lockerte sich, ppigkeit *) und Eigendnkel machten sich bemerkbar: Habsucht und Bedrckung fhrten zu Zerwrfnissen. Der Landadel und die Brger, die keine Teilnahme an der Regierung hatten, schlssen den Preuischen Bund" und riefen den König Kasimir von Polen ins Land; es entstand ein Izjhriger Kampf.
Um Geld zu gewinnen, verkaufte der Orden die Neumark an den Kurfrsten Friedrich Ii. von Brandenburg. Aber da auch jetzt die Sldnertruppen nicht bezahlt werden konnten.
*) Spottreim: Kleider aus, Kleider an,
Essen, trinken, schlaffen gahn,
Ist die Arbeit, so die deutschen Herren han."
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Extrahierte Personennamen: Winrich_von_Kniprode Kasimir_von_Polen Friedrich_Ii Friedrich
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11. Kulturzustnde im 16. und 17. Jahrhundert.
Kaiser und Reich. Das heilige rmische Reich deutscher Nation" mar nach dem Westflischen Frieden nach den Worten Friedrichs des Groen eine erlauchte Republik von Fürsten mit einem gewhlten Oberhaupt an der Spitze". Der deutsche Reichs-verband war aufgelst, der lose Staatenbund von der 300 Reichsstnden wurde nur noch einigermaen durch den Reichstag, das Reichs-Kammergericht und den Wiener Hofrat zu-sammengehalten. Von der alten Kaiserherrlichkeit mar kaum noch ein Schatten brig geblieben. Der Kaiser oder sein Vertreter fhrte zrnar auf den Reichstagen den Vorsitz, aber er konnte in keiner rnichtigeren Angelegenheit etmas unternehmen ohne die Zustimmung der dort versammelten Stnde. Schlielich blieb als fast einziges rnirkliches Recht des Kaisers die Verleihung des Adelstitels brig.
Anderseits erstarkte das Ausland auf Kosten des Reiches. Schmeden mar Reichsstand gemorden, und da Schmeden und Frankreich die Durchfhrung der Bestimmungen des West-Mischen Friedens bertragen mar, hatten beide Mchte hinlnglich Gelegenheit, sich jederzeit in deutsche Angelegenheiten einzumischen. Schmeden beherrschte die Nord- und Ostsee und somit die mich-tigen Mndungen der Oder, Elbe und Weser. Frankreich hatte am Rhein festen Fu gefat. Holland, das Mndungsgebiet des Rheines, hatte sich vom Reiche getrennt. Deutschland mar zu einem Binnenlande gemorden.
Die Fürsten und der Adel. Den Fürsten mar vllige Landeshoheit zuerkannt; sie suchten ihre Gebiete und ihre Macht auf Kosten des Reiches und des Kaisers immer mehr zu er-meitern und regierten in ihren Lndern mi absolute Monarchen. In den neu gegrndeten (evangelischen) Landeskirchen beanspruchten sie die kirchliche Oberhoheit. Jeder Staat" mar auf seinen Vorteil bedacht, das allgemeine Wohl des Reiches lag nur menigen am Herzen. Einige deutsche Fürsten nahmen auslndische Kronen an, andere schlssen mit fremden Fürsten Bndnisse und kmpften dann gegen Kaiser und Reich. Die Regierung des Landes berlieen die meisten Monarchen" ihren Rten, deren Streben dahin ging, das Land zu vergrern und mglichst viel Geld ein-zunehmen. Den Begriff des Volksmohles kannte man noch nicht. Das Volk hatte nur zu zahlen. Aber trotz der hohen Steuern und trotz der reichen kirchlichen Stiftungen, die infolge der Skularisation
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Westflischen Frankreich Ostsee Frankreich Rhein Holland Deutschland
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weil sie durch den gleichzeitigen Kampf gegen England zu sehr in Anspruch genommen waren. Die sterreicher aber, welche zu einem Frieden noch nicht geneigt waren, wurden von Friedrich bei Burkersdorf geschlagen. Friedrichs Bruder, der Prinz Heinrich, der allein nach des Knigs Zeugnis im ganzen Kriege keinen Fehler gemacht hatte, schlo die Reihe der preuischen Waffentaten durch einen ent-scheidenden Sieg der die Reichstruppen und sterreicher bei Jrei-berg in Sachsen.
Friede. Da Maria Theresia einsah, da ein weiterer Kampf vergeblich sei, kam es im Februar 1763 endlich auf dem Jagdschlo Hubertsburg bei Dresden zu dem langersehnten Frieden. Preu-en behielt Schlesien. Es wurde damit zu einer Gromacht, die von jetzt ab als ebenbrtiger Staat mit sterreich um den Vorrang in Deutschland kmpfte und eine wichtige Rolle im Konzert der Völker Europas spielte. Das fast erstorbene deutsche Na-tionalgeshl wurde wieder geweckt; Goethe war fritzisch" gesinnt, Lessing schuf sein von warmer Vaterlandsliebe -durch-hauchtes Drama Minna von Barnhelm". Frankreich mute in dem 1763 mit England abgeschlossenen Pariser Frieden u. a. Kanada abtreten.
Die erste Teilung Polens und der Bayrische Erbfolgestreit.
Die erste Teilung Polens. 1772. Der Untergang Polens ist zunchst auf innere Krankheiten zurckzufhren. Zu dem Wirrwarr der Verfassung kam der Hader der Parteien, der kirchlichen noch mehr als der politischen. Das Land war der Tummelplatz des selbst-schtigen Hochadels (Magnaten) und des minderbegterten Mittel-adels (Slachtizen). Die Bauern fhrten ein kmmerliches Sklaven-leben. Die Brger, meist Auslnder, spielten keine Rolle. Die Fi-nanzen lagen darnieder, und der geringste Edelmann konnte die beste Gesetzesvorlpge durch seinen Einspruch im Reichstage zu Fall bringen. Nach dem Tode des Polenknigs August Iii. (1763) herrschte die grte Verwirrung. Die russische Kaiserin Katharina Ii. benutzte diese Gelegenheit, um ihren Gnstling, den polnischen Grafen Stanislaus Poniatowski, auf den Thron zu bringen. Die Wahl kam auch glcklich zustande; dann aber forderte die Kaiserin die Gleichstellung der Dissidenten (Protestanten und mchtunierte Griechen) mit den Katholiken. Als sich letztere zur Verteidigung ihrer Religion und politischen Selbstndigkeit zu einem Bunde (Konfderation von Bar) vereinigten, rckten die Russen und
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Extrahierte Ortsnamen: England Sachsen Jagdschlo_Hubertsburg Dresden Deutschland Europas Frankreich England Kanada Polens Polens Polens
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von Kabinettsjustiz", in denen der König, wie im Proze des Mllers Arnold, einen ihm parteiisch erscheinenden Richterspruch berich-tigen zu mssen glaubte. Dabei erhielten die Richter ein aus-kmmliches Gehalt, damit sie kein Interesse daran hatten, einen Rechtsstreit in die Lnge zu ziehen. Die G e b h r e n, auf die frher die Richter angewiesen waren, flssen von jetzt ab in die Staats-kasse. Friedrich der Groe hat so das Verdienst, einen Pflicht-treuen, unabhngigen Richter st and geschaffen und aus dem preuischen Militrstaat einen hervorragenden Rechts-staat gemacht zu haben.
Auf Friedrichs Veranlassung besorgten Svarez und der Gro-kanzler von Carmer eine Niederschrift des bestehenden Rechtes (Ko-difikation). Dieses Allgemeine Land recht", das erste be-deutendere Gesetzbuch in deutscher Sprache, wurde erst nach Fried-richs Tode fertig und trat 1794 in Kraft. Preußen wurde damit vor-bildlich fr andere Lnder. Die Stnde Adel, Brger und Bauern waren nach dem Landrecht noch streng von einander geschieden und hatten ihre besonderen Standesaufgaben; der Adelige wurde Offizier ober Beamter, der Brger pflegte Handel, Gewerbe und Wissenschaft, der Bauer hatte bert Acker zu bestellen. Der Abelige burfte kein Gewerbe betreiben und keine Bauerngter aufkaufen, der reiche Brger keine Rittergter erwerben, und dem Bauern war die Stadt verschlossen.
Die Schulen. Zur Orbnung und Hebung des Schulwesens im ganzen Lanbe erlie der König das Gener al-Lanbschul-Reglement fr die gesamte Monarchi e", dem spter fr die Katholiken Schlesiens ein eigenes Schulreglement folgte. Er ver-langte, ba alle Knaben und Mbchen vom 5. bis zum 14. Lebensjahre die Schule besuchen und so lange damit fortfahren sollten, bis sie das Ntige vom Christentum erfat htten und fertig lesen und schreiben knnten. Eltern, welche ihre Kinder nicht zur Schule schickten, sollten bestraft werben. Fr arme Leute mute die Gemeinbe das Schulgelb bezahlen.
Wissenschaft und Kunst. Wissenschaft und Kunst, fr die der Kronprinz bereits so groe Begeisterung gezeigt hatte, wrben von dem Könige trotz der vielen Arbeiten eifrig gepflegt. Er fanb noch Zeit zu emsiger Schriftstellern; seine in franzsischer Sprache ge-schrtebenen Werke umfassen 31 Bnbe. Darin sinben sich Darstellungen des Siebenjhrigen Krieges, der Geschichte Branbenburgs und der Ereignisse seiner Zeit. Von den Knsten liebte er am mei-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrichs Friedrichs Carmer
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Die Adligen herrschten als unumschrnkte Herren auf ihren lndlichen Familiensitzen: die Verwaltung ihrer Gter berlieen sievielfach Amtmnnern"; sie selber verbrachten den Winter in der nahen Residenz", wo sie ihre eigenen Hfe" hatten, den Sommer in vielbesuchten Luxusbdern. Viele Adlige drngten sich an die frstlichen Hfe oder bewarben sich um Offiziersstellen oder um die hheren mter in der Verwaltung. Die Vorstellungen menschenfreundlicher Fürsten, das Los der Bauern zu erleichtern, blieben meist erfolglos.
Die Städte und Brger. Die Mauern begannen zu zerbrckeln, die Trme und Tore waren entweder niedergerissen oder als Gefngnisse eingerichtet. Die ausgetrockneten Stadtgrben wurden in Grten oder Anlagen verwandelt oder dienten den Khen zur Weide und den Seilern und Tuchmachern zur Ausbung ihres Handwerkes: die Wlle waren in besseren Stdten mit-Bumen bepflanzt und in Spazierwege umgewandelt.
Die Stadttore wurden nachts geschlossen und tagsber scharf bewacht: denn von den eingefhrten Lebensmitteln wurde vor dem Verkaufe eine Steuer (Schlacht- und Mahlsteuer) erhoben. Wchter' mit Hellebarden und groen Hrnern hielten Nachtwache, sorgten sr Ruhe und Ordnung und kndigten durch langgezogene Tne ihres Hornes oder durch Singen die einzelnen Stunden an.
In der Kleidung war fr Männer und Frauen die Pariser-Mode magebend. An die Stelle der riesigen Percken traten Haar-beutet und Zopf, bis gegen Ende des Jahrhunderts die amerikanischen und franzsischen Freiheitsideen die Kleidung natrlicher gestalten halfen.
Im gesellschaftlichen Leben herrschte Zwang und Steifheit und geziertes Wesen: die Nachahmung der franzsischen Umgangsformen verleugnete die Natrlichkeit im Verkehr und Benehmen. Die Kreise der hheren und niederen Brgerschaft schieden sich strenge, und peinlich wurde daraus geachtet, da nach Rang und Stand jedem seine Ehre werde". Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts sagte man sich immer mehr und allgemeiner von diesem trichten Formenkram los.
Das wirtschaftliche Leben. Nach der Lnge des Weges, den eine Ware gebrauchte, um vom Hersteller (Produzenten) zum Verbraucher (Konsumenten) zu kommen, unterschied man mehrere S t u-fen des Gterumlaufs. Die Hauswirtschaft der ltesten Zeit stellte alles fr sich selbst her. Auf der Stufe der Stadtwirtschaft in
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