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1. Alte Geschichte - S. 88

1888 - Leipzig : Fues (Reisland)
mahlin verstieß. Da erklärte ihn der Senat für einen Feind des Vaterlandes, und Octavian zog mit einem Heere gegen ihn. Bei Actinm in Griechenland kam es zu einer Seeschlacht (31). Kleopatra gab ihren Schiffen Befehl zur Flucht, Antonius folgte, und die Schlacht war verloren. Die tapfern Krieger des Antonius mußten sich dem Octavian ergeben. Das Landheer wartete noch sieben Tage auf feines Feldherrn Rückkehr; da endlich ging es auch zu Octavian über. Dieser folgte dem Antonius und der Kleopatra nach Ägypten. Auf die Nachricht, Kleopatra habe sich getötet, durchbohrte sich Antonius mit seinem Schwert. Als er aber hörte, daß Kleopatra noch lebe, ließ er sich zu ihr bringen und starb zu ihren Füßen. Nun suchte Kleopatra den Octavian, der unterdes als Sieger eingezogen war, zu fesseln. Als er ihr aber merken ließ, daß er sie zu seinem Triumphzuge aufspare, gab sie sich den Tod. Man fand sie im königlichen Schmuck tot auf dem Ruhebett liegend. 6. Kaiser Augustus. Ägypten wurde nun eine römische Provinz und Octavianus feierte in Rom einen großartigen Triumph. Er belohnte feine Soldaten und beschenkte alle Bürger. Der Senat wollte ihm den Ehrennamen eines Königs beilegen; doch dies verbat er sich; daher nannte man ihn Augustus (der Ehrwürdige); außerdem hieß er noch Imperator. Er stellte sich bisweilen, als wollte er die Herrschaft niederlegen; dann bat ihn das Volk, er möchte doch die Obergewalt wieder übernehmen. So vereinigte er nach und nach die höchste Gewalt des Staates, welche jetzt Senat und Volk besessen hatte, in seiner Person. Da er und seine nächsten Nachfolger aus dem Geschlechte Casars stammten, legten sie sich auch diesen Namen bei, aus dem unser „Kaiser" entstanden ist. Das römische Reich umfaßte damals außer Italien: Spanien, Gallien, Britannien, Deutschland bis au den Rhein und die Donau, Griechenland, Macedonien, Thrazien, Kleinasien, Syrien, Ägypten und Nordafrika. In diesem großen Reiche herrschte Augustus unumschränkt, ließ aber die bisherigen Staatseinrichtungen (z. B. den Senat) bestehen. Er umgab sich mit einer Leibwache von 10000 meist deutschen Söldnern. Nachdem er sich in seiner Macht befestigt hatte, that er alles, die Greuel der Bürgerkriege in Vergessenheit zu bringen. Er regierte mild und gerecht und sorgte mit größtem Eiser für die Wohlfahrt seines Reiches. Im Innern des Reiches herrschte tiefer Friede. Die Stadt Rom wurde durch eine Menge prächtiger Gebäude und reizender Anlagen verschönert. Noch mehr that

2. Mittlere Geschichte - S. 51

1892 - Leipzig : Reisland
— 51 — heilige Amt war ein geistliches Gericht und stand unmittelbar unter dem Papste. Es wurde anfangs von dm Bischöfen, seit 1233 aber von den Dominikanermönchen verwaltet und hatte die Aufgabe, alle der Ketzerei Verdächtigen auszuspüren, zur Verantwortung zu ziehen und über deren Güter, Ehre und Leben unwiderruflich zu entscheiden. Die der Inquisition verfallenen Opfer wurden heimlich aufgegriffen, mit langer Kerkerstrase oder peinlicher Folter zum Geständnis gebracht und entweder zu entsprechenden Büßungen, oder zum Verluste des Vermögens, zu ewiger Gefangenschaft oder zum Feuertode verurteilt. Viele Taufende verfielen dieser furchtbaren Macht. In allen Ländern versuchte man die Einführung der Inquisition; auch in Deutschland gelang sie. Nirgends jedoch wütete das Ketzergericht fürchterlicher als in Spanien und Portugal, wo es sich zunächst gegen die Juden richtete. Tausende wurden lebendig verbrannt. Jede Hinrichtung geschah unter den größten Feierlichkeiten und man nannte sie Autodafe (Glaubenshandlung). Beim dumpfen Tone der Glocke zog man in feierlicher Prozession zum schrecklichen Schauspiel. Voran gingen die Dominikaner mit der Fahne der Inquisition (deren Inschrift: „Gerechtigkeit und Barmherzigkeit"), hinter ihnen die Reuigen, denen nur Bußübungen auferlegt waren. Dann folgten unter Vorantragung eines Kreuzes die Verurteilten, barfuß, mit spitzigen Mützen auf dem Kopse, im sasransarbigen Bußkleide, in der Hand eine ausgelöschte Kerze tragend. Den Zug schlossen Priester und Mönche, gefolgt von vielen tausend Gläubigen. In der Kirche, wohin sich der Zug durch die Hauptstraße begeben, vernahmen die Verurteilten nochmals ihr Todesurteil, erhielten vom Großinquisitor einen Schlag auf die Brust und wurden von hier durch die weltliche Obrigkeit zum Richtplatze geführt. 5. Der deutsche Bürgerstand. Den Übergriffen der Ritterschaft stellte sich auch als Gegengewicht der allmählich immer mehr zur Geltung und Blüte gelangende Bürg erst and entgegen. Unter Bürgern verstand man aber diejenigen Bewohner der Städte, welche Handel und Gewerbe trieben. Die Städte, welche in freie Reichsstädte und Landstädte zerfielen, hatten sich nach und nach große Freiheiten erworben und besaßen eigene Stadtrechte, nach denen sie sich selbst verwalteten. Anfangs lag das Stadtregiment allein in den Händen der sogenannten Geschlechter oder Patrizier, adeliger Gutsbesitzer, die vom Lande in die Stadt gezogen waren. Als 4*

3. Neuere Geschichte - S. 71

1895 - Leipzig : Reisland
-Vielfachste Leben, um seinen hartbedrängten Unterthanen die Steuern zu vermindern ; die höchst ärgerlichen Verschwendungen des Hofes, zu denen die Prachtliebe der Königin nicht wenig beitrug, blieben nach wie vor. Da offenbarte im Jahre 1786 der Finanzminister Colonne dem Könige, daß für das nächste Jahr das ungeheure Deficit von 145 Mill. Franks bevorstehe. Zugleich drang er in Ludwig, sich an die Nation zu wenden, und die Notabeln, d. i. einen Ausschuß der Reichsstände, nach Versailles zu berufen, um mit diesen zu überlegen, wie die Ausgaben und Einnahmen ins Gleichgewicht gebracht werden könnten. Ludwig folgte dem Rate, aber die Versammlung kam zu keinem günstigen Resultate. Reifer, ein geschickter Finanzbeamter, schlug dem Könige vor, die Reichsstünde, d. i. Abgeordnete ans allen Ständen, zu berufen (Adel, Geistlichkeit und Bürger), eine Versammlung, wie sie seit 1614 nicht stattgefunden hatte. Der König fügte sich darein, und so kamen die Einberufenen am 4. Mai 1789 zu Versailles zusammen, 300 Abgeordnete vom Adel, ebensoviel von der Geistlichkeit und 600 vom dritten Stande. Anfänglich ging noch alles ruhig ab. Adel und Geistlichkeit waren aber unzufrieden, den dritten Stand an ihrer Seite zu haben, und hatten auch wenig Lust, große Opfer für das Land zu bringen. Als nun der dritte Stand verlangte, daß nach Köpfen abgestimmt werden sollte, und nicht nach Ständen, so entbrannte ein heftiger Streit; der dritte Stand trennte sich von den beiden übrigen und erklärte sich aus den Rat des Abbe Sieyes zur konstituierenden (verfassunggebenden) Nationalversammlung. Mehrere Abgeordnete des Adels und der Geistlichkeit verzichteten auf ihre Vorrechte und schlossen sich dem dritten Stande an. Als die Versammlung ihren Sitzungssaal geschlossen fand, zog sie nach dem Ballhause und legte einen Eid ab, daß sie nicht eher auseinander gehen wollte, als bis man durch eine neue Verfassung einen besseren Zustand des Reiches begründet habe. Der König begab sich nun selbst in die Versammlung, erklärte sein Mißfallen über das Geschehene und befahl zugleich, sie möchte am folgenden Tage nach Ständen geordnet ihre Sitzungen wieder beginnen. Adel und Geistlichkeit gehorchten, der dritte Stand aber setzte seine Beratungen fort. Nun erschien der königliche Großceremoniemneister und wiederholte den gemessenen Besehl des Königs. Da erhob sich Gras Mirabeau, ein Mann von seltenem Talent, aber sittlich verkommen, und rief: „Gehen Sie und sagen Sie denen, die Sie schicken, daß wir hier im Namen des Volkes ver-

4. Neuere Geschichte - S. 109

1895 - Leipzig : Reisland
— 109 - Die Unruhen wurden jedoch leicht unterdrückt. Der Bruder des Königs, der Herzog von Cambridge, trat als Friedensstifter auf und gab 1833 eine Verfassung, die jedoch Ernst August, als er 1837 Köuig geworden war, wieder aufhob. ^ Hiermit aber noch nicht zufrieden, fann die Bewegungspartei in Deutschland auf neue Pläne, von denen einer am 3. April 1833 zur Ausführung gebracht wurde. Eme Anzahl meist junger Leute stürmte die Konstablerwache zu Frankfurt und suchte den Bundestag auseinanderzutreiben. Allem die Tumultuanten wurden zurückgeschlagen und in strenge Haft gebracht. Nun war zwar in Deutschland Ruhe: aber von den meisten Regierungen, namentlich der beiden größten Staaten Österreich und Preußen, wurde die Entwickelung freien politischen Lebens unendlich erschwert. Nun trat „m den beiden Staaten ein Regierungswechsel ein, indem in Österreich nach dem Tode Franz I. 1835 Ferdinand I. und in Preußen nach dem Tode Friedrich Wilhelms Iii. 1840 Friedrich Wilhelm Iv. den Thron erhielt. Aber die Aussicht für die Zukunft gestaltete sich nicht besser, zumal Friedrich Wilhelm Iv. 1847 bei dem Zusammentreten der Provinzialstände die bestimmte Erklärung abgab, daß er in eine Beschränkung des monarchischen Prinzips nie willigen werde. Im Jahre 1848 brach auch über Deutschland ein großer politischer Sturm herein. 25. Ludwig Philipp von Frankreich. Ludwig Philipp, Herzog von Orleans, war geboren am 6. Oktober 1773. Sein Jünglingsleben fiel also in tue Zeit der Revolution. Er mußte Frankreich verlassen. Nach einem vielbewegten Leben kehrte er 1814 nach Frankreich zurück und lebte auf seinem Landgute Neuilly als Privatmann, bis ihn die Revolution von 1830 aus seinem Stillleben herauszog und aus den Thron brachte. Und wirklich verstand der Bürgerkönig eine Zeitlang mit Geschick zu regieren. Aber der Königsthron stand auf einem Vulkan, der jeden Augenblick auszubrechen drohte. , Der Grundgedanke Ludwig Philipps und seines Ministers Guizot war die richtige Mitte zwischen den Parteien zu halten; er wollte weder das Königtum von Gottes Gnaden, das zum Despotismus führte, noch die Volksherrschaft. Daß der König aber sich auf die Klaffe der Besitzenden (bourgeois) stützte, das erregte den Neid der Besitzlosen, die auch ihr Recht zur Wahl der Abgeordneten haben wollten. Zu wiederholten Malen wurde daher in Frankreich und besonders in

5. Neuere Geschichte - S. 49

1895 - Leipzig : Reisland
— 49 - zenden Sieg, daß 7000 Gefangene, 66 Kanonen und 7 Fahnen in seine Hände fielen. Friedrich folgte dem fliehenden Feinde nach Böhmen. Hier wurde er bei Sorr von den Österreichern angegriffen; doch unter dem feindlichen Feuer ordnete er sein Heer und drang mit solchem Ungestüm vor, daß in kurzer Zeit die feindlichen Batterien genommen waren. Dieser Sieg brachte ihm 1700 Gefangene und 22 Kanonen. Den glänzendsten Sieg aber erfocht in diesem Kriege der Fürst Leopold von Dessau bei Kesselsdorf unweit Dresden über die Sachsen und Österreicher am 15. Dez. Die Preußen mußten steile, mit Schnee und Eis bedeckte Berge hinaufklimmen und dann die Feinde mit gefälltem Bajonett zurücktreiben. Daher war die Schlacht für die Sieger eben so blutig wie für die Besiegten. Die Preußen machten 5000 Gefangene und erbeuteten 48 Kanonen. Am 25. Dez. wurde in Dresden der Friede geschlossen. Marie Theresia trat nochmals Schlesien an Friedrich ab, und dieser erkannte Franz I. als deutschen Kaiser an. Drei Jahre später schloß Maria Theresia auch mit Frankreich Frieden, und zwar zu Aachen, wodurch ihr der Besitz ihrer Länder mit Ausnahme zweier Provinzen in Italien gesichert wurde. Derselbe beendete den österreichischen Erbfolae-krieg 1748. Nach dem Aachener Frieden wurde Maria Theresia ihrem Lande eine wahre Mutter. Sie brachte in den österreichischen Staat ein neues Leben. Ihre erste Sorge verwendete sie auf Verbesserung des Kriegswesens. Ferner trat an die Stelle der früheren Verschwendung im Staats- und Hofhaushalte die größte Sparsamkeit. Auch die Gerichtspflege verbesserte sie; Hexenprozesse, Ketzergerichte und dergl. wurden abgeschafft. Ebenso lag ihr die Verbesserung des Schulwesens am Herzen. Ackerbau, Handel, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft fanden kräftige Unterstützung, und überall wußte sie zur Ausführung ihrer großen Pläne die rechten Männer zu finden. Der wichtigste unter ihnen war der Minister Kaunitz, Österreichs größter Staatsmann. In edler Thätigkeit war Maria Theresia unermüdlich. Im Sommer war sie schon um 5 Uhr morgens an den Geschäften der Regierung. Ihre Freundlichkeit und Leutseligkeit, sowie ihre edle Wohlthätigkeit gewannen ihr die Liebe ihrer Unterthanen. An keinem seiner Fürsten hatte das Volk mit solcher Liebe und Verehrung gehangen. Dies zeigte sich bei ihrem Tode 1780. Hüttig, Die Weltgeschichte in Bildern. Iii.

6. Neuere Geschichte - S. 59

1895 - Leipzig : Reisland
— 59 — Guten und Edeln das Ebenbild seiner Mutter. Sein lebhafter Geist entwickelte sich schern früh und faßte hohe Pläue ^ur Aufklärung und geistigen Fortbildung seines Volkes. Eine Menge Fähigkeiten und Kenntnisse, die er in sich vereinigte, ließen ihn die Mängel des österreichischen Staatswesens erkennen, und er suchte sie zu verbessern. Nach dem Tode seines Vaters erhielt Joseph Ii. im Jahre 1765 die deutsche Kaiserkrone. Jetzt nahm ihn seine Mutter zum Mitregenten ihrer Erbreiche an; doch hielt sie ihn von der Leitung der Staatsangelegenheiten noch fern. Aber er suchte seine Hausmacht zu vergrößern. Bei der ersten Teilung Polens (1772) erhielt er ein Stück dieses Landes. Als im Jahre 1777 der Kurfürst Maximilian Joseph von Bayern ohne Kinder starb, erhob Joseph Ii. Ansprüche auf dieses Land, rückte mit einem Heere in Bayern ein und besetzte es. Der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz, welcher als Vertreter der wittelsbachifchen Familie Ansprüche hatte, trat wirklich zwei Dritteile des Landes an Joseph ab. Friedrich Ii. beschloß, eine solche Machterweiterung Österreichs zu verhindern und rückte (1778) mit einem Heere in Böhmen ein. Doch kam es in diesem bayrischen Erbsolgekriege zu keiner Schlacht. Maria Theresia redete zum Frieden, und am 13. Mai 1779 erfolgte der Friede zu Teschen, nach welchem Joseph Ii. auf Bayern verzichtete und dasselbe bis auf ein kleines Gebiet am Inn (das sogenannte Jnnviertel und Braunau) au Karl Theodor abtrat. Nach dem Tode seiner Mutter 1780 übernahm er die Regierung der österreichischen Erblande, und nun trat er mit der Ausführung seiner Pläne hervor. Gleich Friedrich dem Großen, den er sich bei seinen Verbesserungsplänen zum Vorbilde nahm, pflegte er sorgsam Künste und Wissenschaften. Veraltete Einrichtungen in Staat und Kirche wurden mit besseren vertauscht. Besonders suchte er sein Volk von Aberglauben und geistiger Finsternis zu befreien. Er wollte daher die Kirche vom Papste unabhängig machen und erließ 1781 sein berühmtes Toleranzedikt, wodurch er jedermann freie Religionsübung gestattete. Demnach durste fortan keine päpstliche Bulle mehr verkündigt werden ohne Genehmigung des Kaisers. Gegen 700 Klöster hob er aus und ließ nur die fortbestehen, deren Mönche oder Nonnen sich mit dem Jugendunterrichte oder der Krankenpflege beschäftigten. Pius Vi., der ihn 1782 besuchte, bemühte sich vergeblich, ihn davon abzubringen. Um den Bauernstand zu hebert, schasste Joseph die Leib-

7. Neuere Geschichte - S. 70

1895 - Leipzig : Reisland
— 70 — nach der natürlichen Ordnung kein Mensch über dem andern ste^e. Diese Gedanken gefielen dem Volke um so besser, je mehr der Leichtsinn, die Verschwendung und die Schuldenlast am Hofe zunahm. Zucht und Ehrbarkeit verschwanden daher immer mehr im Volke, und ein freches, gottloses Wesen nahm überhand. Der Staat litt an alten Mißbrauchen. Der Adel hatte die einträglichsten Stellen, die Geistlichkeit reiche Pfründen, beide Stände genossen viele Vorrechte (Privilegien), während der dritte Stand, der Bürger, die meisten Steuern zu bezahlen hatte und dabei für nichts geachtet wurde. Es entwickelte sich so bei den unteren Ständen Haß und Erbitterung gegen die höheren und gegen das Königtum selbst. Der Freiheitskampf der Nordamerikaner, an welchem auch viele Franzosen teilgenommen hatten, entzündete in allen Herzen das Verlangen nach Freiheit. Unter solchen Umständen bestieg der junge König Ludwig Xvi. (1774 -93) den französischen Thron, nachdem Ludwig Xv. unter den entsetzlichsten Qualen (sein Körper war schon halb verfault) hingestorben war. Ludwig Xvi. war geboren am 23. Aug. 1754. Er war also, als ihm die Regierung zufiel, erst 19 Jahre und 7 Monate alt, so daß von ihm ein kraftvolles Eingreifen in die bedenklichen Staatsverhältnisse kaum erwartet werden konnte; aber er war ein liebenswürdiger, rechtschaffener Mann, der es mit seinem Volke gut meinte, und erkannte die Schwierigkeit seiner Stellung. Seine Gemahlin Marie Antoinette war eine Tochter des deutschen Kaisers Franz I. und Maria Theresias. Das Volk hing mit großer Begeisterung an dem jungen Paare; ja im Hinblick auf die mißliche Lage, in welcher sich Frankreich bei der Thronbesteigung Ludwigs Xvi. befand, und in Rücksicht auf seine gute Gesinnung und seinen guten Willen nannte man denselben den „Ersehnten". Er that auch nach seiner Thronbesteigung alles, was in seinen Kräften stand, um die auf ihn gesetzten Hoffnungen des Volkes zu verwirklichen. So wurde das Parlament hergestellt, welches Ludwig Xv. aufgehoben hatte, so wurde die Leibeigenschaft aufgehoben, die Tortur abgeschafft, den Protestanten die Freiheit des Gottesdienstes, die sie seit Ludwig Xiv. nicht gehabt hatten, zurückgegeben rc. Allein das alles befriedigte nicht die Ansprüche, die gemacht wurden, und stillte nicht das Elend, namentlich die alte Finanznot, welche sich in allen Verhältnissen schmerzlich fühlbar machte. Vergebens führte der gutmütige König das

8. Neuere Geschichte - S. 93

1895 - Leipzig : Reisland
— 93 — Wasser; viele wurden von den Rädern der Wagen und Kanonen zermalmt, andere suchten auf treibenden Eisschollen das jenseitige Ufer zu erreichen und fanden ihren Tod in den Fluten. Zuletzt brach die eine Brücke, ..und was noch am andern Ufer war,., wurde gefangen. Über 30000 Mann kamen bei diesem Übergange um. Bald darauf verließ Napoleon das Heer und eilte in einem elenden Schlitten nach Frankreich, und ein neues Heer zu bilden. Seitdem wich alle Zncht und Ordnung; Offiziere und Soldaten liefen, nur auf ihre Rettung bedacht, wild durcheinander. Hatte» die Erstarrten sich ein Feuer auge- macht, so wurden sie durch den Schreckensruf: „Kosaken!" zu neuer Anstrengung fortgetrieben. Armselig, elend und zerlumpt kamen die Reste der großeu Armee in Deutschland an. Über 300000 Menschen und 150000 Pferde waren verloren gegangen. 2. Deutscher Befreiungskrieg. Als der General Jork, welcher mit der preußischen Hilfsarmee an der Ostsee stand, Napoleons Rückzug erfuhr, schloß er auf eigene Hand mit dem russischen General Diebitsch am 30. Dez. zu Tau-roggen einen Vertrag, kraftdesseu seine Truppen für neutral erklärt wurden und sich zwischen Memel und Tilsit aufstellten. Dem Könige schrieb er: „Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte." In Berlin von Feinden umgeben, konnte der König Jorks Plan nicht gutheißen. Um frei handeln zu können, verließ Friedrich Wilhelm Iii. seine Hauptstadt Berlin und kam nach Breslau. Hier erließ er am 3. Februar 1813 den Aufruf zur freiwilligen Bewaffnung, schloß mit Kaiser Alexander das Bündnis zu Kalisch, erklärte an Frankreich den Krieg und erließ am 17. März den denkwürdigen „Aufruf an mein Volk", der mit den Worten schloß: „Gott und ein fester Wille werden unserer gerechten Sache dm Sieg verleihen und mit ihm die Wiederkehr einer glücklicheren Zeit." Schon längst hatte König Friedrich Wilhelm Iii., unterstützt von edlen Vaterlandsfreunden, eine Verbesserung des Staats- und Heerwesens angebahnt. Im Oktober 1807 begann der Minister Freiherr von Stein, adelig von Geburt und Gesinnung, die Umbildung des Staatswesens. Die Erb-unterthanigkeit des Bauern wurde aufgehoben, ebenso das ausschließliche Recht des Adels, Rittergüter zu besitzen; auch Bürger und Bauern durften jetzt solche erwerben. Der Bürger-stand erhielt eine treffliche Städteordnung; jede Gemeinde bekam das Recht, ihre Vertreter selbst zu wählen. In dem-

9. Neuere Geschichte - S. 102

1895 - Leipzig : Reisland
— 102 — Volksschulen viel gethan. Auch war der König Friedrich Wilhelm Iii. bemüht, die bisher getrennten protestantischen Kirchen, die lutherische und reformierte, durch die Union zu einer evangelischen Kirche zu vereinigen. Allein nach den Verheißungen der Fürsten erwartete man in Deutschland auch ein einheitliches Vaterland, stark nach außen und frei im Innern, ein gemeinsames deutsches Parlament und wahre Volksvertretung. Diese Erwartungen waren durch die Errichtung des deutschen Bundes zu nichte geworden. Die Kläglichkeit der bestehenden Verhältnisse wurde von der studierenden Jugend am lebhaftesten empfunden, da sich der Fortschritt aus wissenschaftlichem Gebiete nicht hemmen ließ. Auf den deutschen Hochschulen suchten daher hochsinnige, für die Einheit des deutschen Vaterlandes begeisterte Jünglinge anstatt der früheren Landsmannschaften, die aus der Zersplitterung Deutschlands hervorgegangen waren, eine deutsche Burschenschaft zu stiften. Von Jena war diese Verbrüderung ausgegangen. Wie die Fürsten auf Anregung König Friedrich Wilhelms Iii. in Wittenberg das 300jährige Jubiläum der Reformation im I. 1817 festlich begingen, so feierte die Burschenschaft das große Fest aus der Wartburg. Sie wählte dazu den 18. Oktober, den Tag der Schlacht bei Leipzig, und stellte somit die Erlösung vom Joche des Papstes mit der vom Joche Napoleons ans gleiche Linie. Zu Anfang und zu Ende der Feier wurden geistliche Lieder gesungen und begeisterte Reden gehalten über Vereitelung der deutschen Hoffnungen re. Diese Feier ries die größte Aufregung bei den Regierungen hervor, die in dem dort ausgesprochenen Wunsche, Deutschland einig zu sehen, gefährliche Neuerungssucht erblickten. Dazu kam, daß der russische Kaiser Alexander den Staatsrat von Kotzebue als Aufpasser nach Weimar schickte, damit er ihm über jede freiheitliche Bewegung in Deutschland Bericht erstattete. Da setzte sich ein schwärmerischer Jüngling, der Student Karl Sand, in den Kops, diesen Kotzebue aus der Welt zu schaffen. Sand reiste ihm nach Mannheim, wohin Kotzebue übergesiedelt war, nach, ließ sich anmelden und stieß ihm am Abend des 23. März 1819 mit den Worten: „Hier, Verräter des Vaterlands!" den Dolch ins Herz. Dann stieß er, die Treppe hinabeilend, mit den Worten: „Ich danke dir, Gott, für diesen Sieg!" sich selbst den Dolch in die Brust. Aber seine Wunden waren nicht tödlich. Er wurde festgenommen und einem strengen Verhör unterworfen, um einer mutmaßlichen Verschwörung auf die Spur zu kommen. Als man sich überzeugte, daß er feine Mitwisser hatte, wurde er am 20. Mai 1820 mit dem Schwerte hingerichtet.

10. Neuere Geschichte - S. 60

1895 - Leipzig : Reisland
— 60 — eigenschaft ab, überhaupt alle Standesvorzüge und Vorrechte; ebenso die Todesstrafe. Er wollte in seinen verschiedenen Staaten eine Sprache, ein Gesetz, eine Verfassung zur Herrschaft bringen. Damit jeder sich frei aussprechen könne, wurde die Preßfreiheit eingeführt. Leider ließ sich Joseph auch manche Mißgriffe zu schulden kommen. So faßte er den Plan, Bayern für den größten Teil der Niederlande einzutauschen. Aber auch diesmal stellte sich ihm Friedrich der Große entgegen, indem derselbe zur Aufrechterhaltung der Rechte der deutschen Reichsfürsten einen deutschen Fürstenbund stiftete. Bei der Verwirklichung seiner wohlgemeinten Neuerungen fehlte der Kaiser besonders dadurch, daß er zu rasch und rücksichtslos zu Werke ging. Indem er die österreichischen Länder zu einem gleichmäßigen Ganzen verschmelzen wollte, verletzte er die Ungarn. Am entschiedensten widersetzten sich aber seinen Neuerungen die Niederlande, wo es bereits 1788 zu einem förmlichen Aufstande kam. Hier hatten besonders die Geistlichen das Volk gegen den Kaiser aufgehetzt. Ein Feldzug gegen die Türkeu endigte sich auch unglücklich. Krank, mit gebrochener Kraft sah sich Joseph genötigt,, seine meisten Verordnungen zurückzunehmen. Der Schmerz über das Mißlingen seiner Pläne führte seinen frühen Tod herbei. Er starb am 20. Febr. 1790. Kurz vor seinem Tode sprach er den Wunsch aus, man möchte auf fein Grab schreiben: „Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglück hatte, alle feine Pläne scheitern zu sehen." 14. Katharina Ii. von Rußland und die Teilung Polens. Die Regierung Katharinas Ii. (1762—96) bildete eine Glanzperiode der russischen Geschichte. Sie war darauf bedacht, Rußland zu einer europäischen Großmacht zu erheben und ihm europäische Bildung zuzuführen. Zwar war ihr Privatleben nicht ohne Schwächen, aber sie war eine Selbstherrscherin im eigentlichsten Sinne des Wortes.' Sie verbesserte das Heerwesen, hob die Seemacht, sorgte für den Ackerbau und zog zur Bevölkerung einzelner Provinzen Taufende von Ausländern herbei. Sie forderte Handel, Gewerbe und geistiges Leben, indem sie eine Menge Schulen und Bildnngs-anstalten gründete und zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten stiftete. Dabei ließ sie aber nie die auswärtigen Verhältnisse
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