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1. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 65

1849 - Halberstadt : Frantz
— 65 — Io. Perikles Noch waren am Ende der Perserkriege (die zwar angriffsweise von den Griechen, besonders von den Athenern, immer fortgesetzt wurden, so daß die Herrschaft der Perser immer weiter nach dem Innern von Asien sich zurückziehen musste, aber nie wieder eine ähnliche Bedeutung gewinnen konnten) die früheren Verhältnisse des Staats in Athen unverändert geblieben, noch hielten die Bürger an den väterlichen Sitten fest, noch galten die durch Solon festge- setzten Beschränkungen in der Theilnahme an öffentlichen Angelegen- heiten. Die wohlhabenderen Klassen führten die Staatsverwaltung. Allein durch die Kriegsbeute war ein unermeßlicher Rekchthum nach Athen gekommen, war die Betriebsamkeit vermehrt, das Streben der Niederen nach Oben geweckt, die alte Zucht gelockert, aber auch ein Jagen nach Genuß, sowohl sinnlichem als geistigem, an die Stelle getreten. In diese Bewegung hinein trat Perikles, der größte Redner und Staatsmann, welchen Griechenland hervorge- bracht hat. Aus einer hochangesehenen Familie abstammend, hatte er in dem Reichthume seiner Eltern die Mittel, seinen Geist durch die bedeutendsten Weisen jener Zeit ausbilden zu lassen. Sein Streben war schon früh darauf gerichtet, in dem athenischen Staate groß und mächtig zu werden und den Staat selber noch größer und mäch- tiger zu machen. Allein besonnen wartete er den rechten Zeitpunkt zum öffentlichen Auftreten ab, lebte lange einsam und mit ernsten Dingen beschäftigt, war unbescholten in seinen Sitten und vermied es gänzlich, die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich zu ziehen. End- lich, als er keinen zu mächtigen Gegner mehr zu fürchten hatte, trat er hervor. Er hielt es für nothwendig, dem Volke gegenüber stets eine ernste und würdige Haltung zu zeigen. Darum mied er alle Vertraulichkeit, erschien bei keinem Gastgelage, überließ sich nie müßigem Geschwätze, sondern zeigte sich den Athenern nur auf dem Wege von seiner Wohnung bis zum Markte, wo alle Staatsver- handlungen öffentlich vorgenommen wurden, wo die Redner für 5

2. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 44

1849 - Halberstadt : Frantz
— 44 — des Geistes entschieden günstiger, als ein heißes oder kaltes. Darum zeigt sich auch schon früh bei den europäischen Völkern eine reichere Bildung sowohl des Verstandes als des Herzens. In religiöser Beziehung findet sich zwar ein ähnliches Verhältniß, wie bei den andern Völkern außer den Juden; die Iaphetiten hatten von den Uroffenbarungen Gottes zwar Manches festgehalten, aber dies doch in seiner Reinheit so verwischt und durch menschliche Zuthaten ver- ändert, daß man nur hier und da mit schwerer Mühe Nachklänge ursprünglicher Wahrheiten entdecken kann. Allein sie unterscheiden sich doch dadurch wesentlich von den andern Götzendienern, daß sie weder die Sterne und Naturkräfte, wie sie da sind, noch selbstge- machte Götzen anbeten, sondern sich ihre Götter zwar als Leiter der verschiedenen Naturkräfte, aber zugleich in menschlicher edler Gestalt, wiewohl oft auch mit menschlichen Schwächen und Leiden- schaften vorstellen. Damit war zwar auch verbunden, daß sie sich Bildsäulen dieser Götter machten und in Tempeln oder auf freien Plätzen aufstellten und so Gelegenheit hatten, in der Betreibung der Bau- und Bildhauerkunst sich große Geschicklichkeit und Kunstfer- tigkeit anzueignen; allein sie waren doch noch nicht so roh, diese Bilder für die Götter selbst zu halten, sondern eben nur für Bil- der, unter denen sie die höheren Vorstellungen von Gerechtigkeit, Weisheit, Liebe, Kunst, Wissenschaft u. s. w. verehrten. Ebenso wenig kommen beim Opfern — denn daß man den Göttern Opfer darbringen musste, war eine in allen Religionen durchaus allgemeine Vorstellung — solche Rohheiten vor, wie in Asien z. B. Menschen- opfer. Vielmehr hat auch dieser Götzendienst, besonders in den älte- ren Zeiten dieser Völker, eine gewisse edlere Seite, gewisser Maßen nach ein deutlicheres Ahnen von dem wahren, aber ihnen unbekann- ten Gotte der Gerechtigkeit und Heiligkeit. Mit dieser edleren Rich- tung des ganzen Sinnes — eine Folge Theils anhaltenderer Arbeit, Theils größerer Einfachheit der Lebensweise, Theils des Klimas, Theils überhaupt höherer geistiger Begabung — waren denn auch manche Eigenthümlichkeiten der Volkssitte verbunden, welche ganz besonders geeignet waren, vor den bösen Sünden der asiatischen Völker zu bewahren. So gab es wohl Könige, die mächtigsten, geschicktesten und oft auch wohlhabendsten Heerführer, aber sie

3. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 86

1849 - Halberstadt : Frantz
— 86 den öffentlichen Berathungen zuhören und wurden, außer zu stren- ger Sittlichkeit, zum Umgänge mit verdienten Helden und Staats- männern angehalten. Unter den Männern herrschte die größte Ein- fachheit der Sitten, der Handel war noch unbedeutend, Ackerbau war im Frieden die Hauptbeschä'ftung selbst der Vornehmsten (den Cincinnatus musste man zur Verwaltung der Dictatur vom Pfluge holen, den Feldherrn Curius vom Herde, wo er Rüben kochte). Wein wurde wenig gebaut und getrunken (ein Mann tödtete seine Frau, weil sie heimlich davon genossen), und dazu hielten sie ihre Götter so hoch in Ehren, daß sie Nichts ohne deren Willen, wel- chen ihnen die Priester, also doch die verständigsten Männer, kund thaten, unternehmen mochten. Diese Tugenden waren nebst der Tapferkeit, welche nach römischem Sprachgebrauche die Tugend vor- zugsweise genannt wurde, die Grundlagen, auf denen ein neues Weltreich aufgebauet werden konnte — aber auch nur ein Welt- reich! 13. Hannibal. Die Phönicier, dieses berühmte Handelsvolk der alten Welt, hatten an verschiedenen Orten, Theils zur Erweiterung ihres Han- dels, Theils zur Verminderung der Menschenmenge in ihrem eige- nen Lande, Colonieen oder Niederlassungen gegründet. Eine der- selben war Karthago auf der Nordküste von Afrika, in der Ge- gend des heutigen Tunis, im !). Jahrh. v. Ehr. erbauet. Im Laufe der Zeiten war dieser so günstig gelegene Handelsstaat immer mäch- tiger geworden, hatte fast die ganze Nordküste von Afrika, Sardi- nien, Corsika, einen Theil von Sicilien sich unterworfen und wie- der Colonien in Spanien, Portugal und Westafrika angelegt. Mit diesem überaus reichen und mächtigen Handelsstaate musste Rom nothwendig einmal zusammengerathen; denn Rom kannte nur die beiden Richtungen: Streit im Innern oder Krieg nach Außen.

4. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 108

1849 - Halberstadt : Frantz
— 108 @áfaré> letzter Gang seyn! Gegen sechzig Männer, meist Senatoren, hatten sich unter der Leitung des Brutus, den Cäsar noch dazu wie seinen Sohn liebte, und des Cassius gegen den Unterdrücker der römischen Freiheit verschworen. „Freiheit und Vaterland!" war ihre Losung. Gerade an diesem Tage hatten sie ihr Werk auszuführen beschlossen. Wunderbare Vorbedeutungen, Träume, ungünstige Hausopfer, treue Freunde, die eigene Gattin, Alles mahnte den Cäsar, nur dies Mal die Senatsversammlung absagen zu lasten und nicht hinzugehen. Cäsar ging doch. Er nahm seinen goldenen Sessel ein, die Verschworenen umringten, küssten und umarmten ihn, um zu erfahren, ob er keine Waffen oder Panzer unter dem Kleide trage; Einer bat ihn für seinen Bruder und er- hielt eine abschlägige Antwort. Da riß er ihm den Mantel von der Schulter. Das war das Zeichen. „Verruchter, schrie Cäsar, was machst du?" und durchstieß mit seinem eisernen Schrekbgriffel des Mörders Arm. Aber nun folgte von den Dolchen der Ver- schworenen Stoß auf Stoß und so hitzig, daß sie sich unter einan- der selbst verwundeten. Cäsar widerstand nur kurze Zeit. Als er den Brutus unter den Mördern erblickte, verhüllte er sein Haupt und sank, mit 23 Wunden bedeckt, an der Säule des Pompejus nieder. Der Senat entfloh, die Mörder zogen jubelnd aufs Ka- pitol. Ein neuer Bürgerkrieg folgte: nach drei Jahren war keiner der Verschworenen mehr am Leben. Aber auch erreicht war gar Nichts. Cicero, der größte Redner der Römer, klagte bald, den Stamm habe man umgehauen, aber die Wurzel gelassen, und die würden bald mächtige Sprossen treiben. Man nennt Cäsar groß, weil er allerdings als Redner, Ge- schichtschreiber, Feldherr und Staatsmann zugleich Außerordentliches geleistet hat. Aber was wiegt alle diese Größe, wenn das Herz zu leicht befunden wird? Grausamkeit, Wollust, Ehrsucht, Herrsch- sucht, Menschenverachtung können nicht von ihm abgewaschen wer- den. Er hätte vielleicht eine festere und dauerndere Weltmonarchke gegründet, wenn er am Leben geblieben wäre. Aber musste denn nicht das Weltreich der Ungerechtigkeit in Trümmern gehen, wenn das Gottesreich der Gerechtigkeit auf Erden seinen Anfang nehmen sollte? —

5. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 142

1849 - Halberstadt : Frantz
142 — Gebräuche ausrotten, die Sprache verwälschen, das Volk sittlich verderben und politisch unterwerfen zu können. Die Gefahr war die größte, welche die Deutschen bedrohete; denn es sollte römische Bildung mit römischer Sünde an die Stelle der deutschen Rohheit, aber auch der deutschen Sittenreinheit treten. Um solchen Preis aber wäre die römische Bildung zu theuer erkauft gewesen; lieber sie annehmen und lernen von den besiegten und dann sittlich weni- ger gefährlichen Römern. Die Gefahr war erkannt, der Retter er- schien. Rom selbst hatte ihn groß gezogen. Hermann oder Ar- min, Sohn des Fürsten der Cherusker Segimer, ein Jüngling von starkem Körper, hohem Muthe, kräftigem Geiste, großem Scharf- blick und von glühender Vaterlandsliebe, hatte in römischem Kriegs- dienste die Würde eines römischen Bürgers und Ritters erlangt und war jetzt, in allen Künsten des Kriegs und des Friedens ge- übt, zu seinem Volke zurückgekehrt. Er erkannte schnell die große Gefahr, in welcher das deutsche Wesen schwebte, und sann auf Mittel, dieselbe abzuwenden. Es galt klug seyn; denn wie allge- mein verbreitet unter den deutschen Völkern auch der Grimm und Haß gegen die Römer war, so fehlte es doch auch nicht an dienst- willigen Verräthern, die durch wälsche Ehren geblendet waren. Armin war Führer einer cheruskischen Hülfsschaar im römischen Lager, mit ihm zugleich war dort S eg est, auch ein Cheruskerfürst, aber eine feile Seele, aus Neid auf Armins täglich wachsendes Ansehen des Verraths fähig. Dieser erkannte bald, daß man Etwas plante, er machte den Varus aufmerksam, warnte vor Ar- min, aber glücklicher Weise bei der Verblendung des schwachsinnigen Statthalters umsonst. Armin hatte eine Verschwörung unter den freien Männern der Cherusker und aller umwohnenden Völkerschaf- ten gebildet. An den äußersten Grenzen brach verabredeter Maßen unter deutschen Völkerstämmen eine Empörung aus. Varus brach dahin auf, zog durch den dicken Teutoburger Wald der Weser zu. Noch hätte er umkehren und sich und sein Heer retten können; denn noch am Tage vor dem Ausbruche der Verschwörung bat ihn bei einem Gastmahle, welches alle Fürsten bei ihm vereinigte, Se- gest, den Armin festzunehmen und dadurch dem Plane der Deut- schen die Seele zu rauben; allein umsonst, Varus war zu stolz,

6. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 181

1849 - Halberstadt : Frantz
— 181 unter den Edelleuten des Reiches erworben hatten; allein dieses Christenthum war bei dem Volke bisher ziemlich äußerlich und mit heidnischem Aberglauben und Götzendienst sehr vermischt ge- blieben, so daß von einem heiligen Eifer für die göttliche Wahr- heit wenig verspürt werden konnte. Die Bischöfe hatten aus ihren Kirchengütern nicht bloß hörige Leute, wie der König und der Adel, sondern sie konnten auch diese Güter selbst an Edelleute als Lehen geben und sich dadurch Dienstmannen verschaffen. Überhaupt war die Geistlichkeit so ganz in die weltlichen Angelegenheiten des Reichs verstrickt, daß sie gegen eine ihrer ersten Pflichten, gegen die Ausbreitung des Glaubens unter den benachbarten Ostfranken, Thüringern, Sachsen und Friesen, ganz gleichgültig war. Aus dieser Gleichgültigkeit gegen das Missionswesen lässt sich am rich- tigsten auf die Leere und Erftorbenheit ihres eigenen Glaubens zurückschließen. Andere Völker mussten sich dieser armen Deutschen annehmen. Die Angeln und Sachsen waren als Heiden nach England gekom-- men, aber langsam, nicht durch Gewalt der Waffen, sondern durch lebendige Überzeugung, zum Christenthume bekehrt worden. Daher auch ihr großer Eifer, anderen Völkern dieselbe Seligkeit und den- selben Frieden, welchen ihre Seelen aus dem Evangelium gewon- nen hatten, zu bringen und sie für die Ewigkeit aus den Banden der Finsterniß zu erretten. Eine Reihe der edelsten Männer war nach und nach von England ausgegangen, um hier in unsere düstern Wälder das neue Licht des Glaubens, der Bildung und Gesittung zu bringen: Kilian, Emmeran, Rupertus, Willibrord u. a., sie hatten Spott, Schimpf u.nd Schande, Elend, Noth und Tod der sichern und feigen Ruhe daheim vorgezogen und auch reichlich erhalten. Allein wie fleißig und wacker sie auch im Na- men Gottes gearbeitet hatten, so hatten sie doch immer nur Ein- zelne bekehrt, hatten auch ohne einen mächtigen weltlichen und geist- lichen Anhalt nichts Durchgreifendes und Bleibendes schaffen können. Über Nacht kam leicht der böse Feind und verdarb ihnen die ganze Aussaat. Aber der Herr im Himmel weiß am besten, was und wann's seiner Kirche Noth thut; dann erweckt er sich das taugliche Werkzeug. Und nun erst kommen alle früheren, oft scheinbar ver-

7. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 148

1849 - Halberstadt : Frantz
148 ---- blieb er im Kriege unbesiegt. Noch wird er in Liedern bei den Deutschen besungen;*) den Jahrbüchern der Griechen ist er unbe- kannt, denn diese bewundern nur sich selbst; auch bei den Römern steht sein Ruhm nicht hoch genug, denn wir erheben nur das Alte und achten zu wenig auf das Neue." 21, Constantinus der Große. Es war in dem Rathe des Königs aller Könige nicht be- stimmt, daß das durch seine Sünden zum Untergange immer reifer gewordene römische Reich diesen schon jetzt durch die kräftigen deut- schen Völkerstämme finden sollte: es hätte dann eine noch in fri- scher Blüte stehende Kraft über eine alte, verwelkte gesiegt und — wäre nach und nach vielleicht auch hingewelkt und zur Beute ei- ner neuen abgefallcn. Vielmehr sollte dem wilden Stamme erst das Edelreis des christlichen Glaubens eingefügt werden, damit er, so lange er dies wachsen und treiben ließe, die Hoffnung hätte auf eine unverwelkll'che, ewige Jugendkraft und Jugendschöne. Der Glaube sollte die Welt, auch die altrömische überwinden. Darum verzögerte die Langmuth des Weltregierers das Strafgericht über die Römer und gab ihnen unzählige Winke und Rufe zur Einkehr in sich selbst, zur Buße und Bekehrung, ob vielleicht auch der alte Baum noch Lebenskraft- genug besäße, ein neues Reis zu näh- ren und sich selbst dadurch zu verjüngen. Zwar wurde Gottes Güte nicht erkannt, der alte Baum wurde abgehauen, aber er hat- te doch eine Menge edler Zweige getrieben, voll eigenen gött- *) 3m Diemelthat wird noch jetzt ein Volkslied des Anfangs gesungen: Hermen, schlah Lärmen, schlah Piepen, schlah Trum, Der Kaiser fall kumm Mit Stangen und Prangen Den Hermen to fangen. Und auf dem höchsten Gipfel des Teutoburger Waldes bei Detmold, auf der sogenannten Grotenburg, wird bald ein Riesendenkmal für Armin voll- endet seyn, ein Zeugniß Deutschlands, daß es auch noch jetzt seine Helden dankbar zu ehren wisse.

8. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 150

1849 - Halberstadt : Frantz
150 terschied des Geschlechts; denn wer die Wundergabe der Lehre er- halten hatte, der konnte auch lehren. Die Stifter freilich und Leh- rer der einzelnen Kirchen, auch wenn sie nicht Vorsteher — Män- ner, welche die gemeinsamen Angelegenheiten besorgten — waren, genossen von selbst ein höheres Ansehen. Später sielen in der Regel beide Thätigkeiten zusammen. Da schon früher die Apostel natürlich ein höheres Ansehen gehabt hatten, als andere Lehrer, so trug sich dies leicht aus ihre Nachfolger über, zumal ihre Gemein- den die zahlreichsten und angesehensten waren. Daraus gingen die Bischöfe hervor, welche über die anderen Geistlichen eine Auf- sicht führten. Je mehr sich nun die Gemeindegeschafte häuften, und je mehr die Lehrer sich in wissenschaftliche Kämpfe mit Hei- den und Ketzern — welche letztere die reine Lehre des Evangeli- ums durch falsche Auslegung zu verderben trachteten — einlassen und dazu sich durch Studiren ausrüsten mussten; desto stärker und leichter bildete sich der Unterschied zwischen Geistlichkeit (Clerus) und Volk oder den Laien aus. Besonders schnell bildete sich dies Alles in den größeren Hauptstädten des römischen Reichs aus, zumal da hier die Wichtigkeit des Ortes mit dem Vorzüge aposto- lischer Stiftung öfter zusammentraf; so besonders in Rom, Antio- chien, Alexandrien, Ephesus und Korinth. Unter diesen wieder hob sich das Ansehen Roms am meisten: von hier aus waren die meisten Gemeinden gestiftet, hier waren die einflußreichsten Christen, hieher kamen die meisten Glieder anderer Gemeinden in Veranlas- sung ihres bürgerlichen Verkehrs, hier — und darüber sing man bald sehr streng zu wachen an — hier hielt man auf die Bewah- rung der reinen Lehre vor jeder ungehörigen Beimischung. Früh also schon wurde der Bischof von Rom, wenn auch nicht förmlich, doch der Sache nach als das Haupt der durch das ganze Reich verbreiteten Christenheit anerkannt. Diese strenge Gliederung und Unterordnung unter wenige Häupter that besonders in den trauri- gen Zeiten der Christenverfolgungen noth. Die meisten römischen Kaiser kümmerten sich zwar um Religion, weder um heidnische, noch um christliche, gar wenig; aber von Zeit zu Zeit gab es doch einen, der sich über die Ausbreitung des Christenthums und über die zunehmende Machtlosigkeit des heidnischen Götzendienstes erboß-

9. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 189

1849 - Halberstadt : Frantz
— 189 — Unter den deutschen Völkerstämmen hielten die Sachsen am hartnäckigsten an ihrem Heidenthume und an ihrer Freiheit fest. Sie mochten von keinem Könige wissen, hielten das Christenthum für ein Mittel zur Unterdrückung der Völker, und hatten, trotz vie- ler Kämpfe seit langer Zeit, noch nicht auf die Dauer unterworfen werden können. Aber ihre Rohheit und Grausamkeit, ebensowenig wie ihre heidnischen Greuel (denn sie banden die bei ihren Raub- zügen gemachten Gefangnen an die Schwänze ihrer Pferde und opferten sie nachher großen Theils ihren Götzen) durfte ein benach- barter christlicher Herrscher nicht länger dulden. Und Karl hatte zudem nicht bloß den großen Plan entworfen, alle deutschen Völ- kerstämme unter Einem Scepter zu vereinigen, sondern ihnen allen auch das Licht des Evangeliums aufgehen zu lassen. Er beschloß also, Alles an die Unterjochung und Bekehrung der Sachsen zu setzen. Diese Aufgabe war nicht leicht, denn auch die Sachsen hat- ten einen ausgezeichneten Herzog, Heerführer, Wittekind, und fochten nicht minder mit Begeisterung für ihren Aberglauben. Gleich der erste Zug (772) war glücklich für Karl's Waffen: die sächsischen Heiligthümer der Eresburg und der Jrmensäule wurden zerstört. Allein kaum hatte er den Rücken gewendet, um die Longobarden zu bekriegen, so empörten sie sich auch schon wieder. Karl eilte herbei und unterwarf sich alle drei Sachsenbünde, die Ost- und Westphalen und die Engern. Aber während er abermals nach Ita- lien ziehen musste, empörte sich ganz Sachsenland aufs Neue und brachte den ganzen Landsturm auf die Beine. Aber Karl kam wieder, siegte, richtete zu Paderborn eine Pfalz und Hofhaltung ein, berief dahin die Großen des Reichs, die fremden und die säch- sischen Gesandten, nahm der letztem Unterwerfung Namens des Volkes an und zog nach Spanien. Jetzt kehrte Wittekind, welcher nach Dänemark geflohen war, in sein Vaterland zurück und unter- nahm neue Naubzüge gegen die Franken. Aber auch Karl kam wieder, unterwarf die Abtrünnigen, ließ viele Burgen bauen und mit Franken besetzen, bewies sich besonders freundlich, suchte durch Liebe zu siegen, förderte das Missionswerk, blieb selbst längere Zeit im Sachsenlande, meinte auch ihre Herzen gewonnen zu haben und befahl sogar, sein eigenes fränkisches Heer, welches er gegen die

10. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 157

1849 - Halberstadt : Frantz
157 — mes: er zerriß das Reich durch eine Theilung unter seine Söhne; aber er säete damit eine Blutsaat und machte den Mord in seinem Hause erblich. Seit der Besiegung des Licinius hatte Constantin keine grö- ßeren Kriege mehr zu führen gehabt, außer etwa 332 gegen die Gothen, von dellen 100,000 durch Hunger und Schwerdt umka- men. Da? drohete der Perserkönig in seine Grenzen einzufallen. Der Kaiser rüstete. Allein in der Osterwoche 337 erkrankte er. Das Übel zeigte sich gefährlich. Die Bäder zu Helenopolis in Bithynien schlugen nicht an. Nun ließ sich Constantin durch Auflegen der Hände in der Kirche feierlich in die Zahl der Chri- sten aufnehmen, fiel auf die Knie, bekannte alle seine Sünden, ließfsich in die Vorstadt Nikomediens bringen, versammelte die Bi- schöfe, verlangte und erhielt das Sacrament der Taufe, wurde mit den glänzend weißen Kleidern des Täuflings angethan und in ein weißes Bett gelegt, pries sich glücklich, daß er jetzt erst das wah- re Leben erhalten habe und nun gern die letzte Reise antreten wol- le, und starb am letzten Psingstsesttage, im 31. Jahre seiner Regie- rung und im 63. seines Lebens. Sein Tod erregte große Trau- er; die Heiden versetzten ihn unter die Götter, die Christen unter die Heiligen. Sein Leichnam wurde nach Constantinopel gebracht und dort in der prächtigen Apostelkirche beigesetzt. Cr hat den Beinamen des Großen erhalten, nicht weil er nur Großes und Edles gethan, nicht auch mancherlei Unedles und Böses, sondern weil er mit klugem Blick die in seiner Zeit herrschenden Richtun- gen erkannte, sich ihrer mit schöpferischer Kraft bemächtigte, das römische Reich noch auf eine Zeitlang vor dem Untergange sicher- te und dadurch die menschlichen Errungenschaften erhielt, welche wirklich werth waren, in die neuen Reichsgeftaltungen des von den germanischen Völkern heraufzuführenden Mittelalters überzugehen.
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