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der innigen Verbindung mit unsers Gleichen können wir fort-
dauern und gedeihen. Re'inhard. — Es ist kein Friede zu fin-
den, als bei Gott. Jacobs- —
Die Sonne thut den Willen Gottes Tag für Tag und
Jahr für Jahr. Gleim. — Gestern und heute ernährte der
Henluns; Tag und Nacht sorget er für Alle. — Frei will ich
sein im Handeln und im Dichten. Göthc. —
Freunde, streiket nur Alles mit Ernst und Liebe. Göthe.
— Ein üppig lastervolles Leben büßt sich in Mangel und Er-
niedrigung allein. Schiller. — Andacht ist das Andenken an
Gott mit Erhebung und Rührung des Gemüthes.
Viele große Erfindungen sind durch Zufall oder einen glück-
lichen Gedanken entstanden. Rotteck. — Aus unsern Gefühlen
und Entschließungen entspringen unsere Handlungen. Reinhard.
— Die Griechen schwangen sich durch freie Staatsverfassungen,
Künste und Wissenschaften auf eine bedeutende Stufe der Bil-
dung. — Rom mußte wegen Untergang bürgerlicher Freiheit und we-
gen des Verfalles der Sitten der Weltherrschaft entsagen. Pölitz.—
Durch ein frommes Leben, durch Tugend und sittliche Größe
müssen wir die Ehre der Religion befördern. Reinhard. —
45. Inneres und Äußeres.
Die innersten Gedanken, stärksten Neigungen und tiefsten
Empfindungen des Menschen drücken sich in seinen Äußerungen
aus. Man sieht ihn ruhig oder in Bewegung, sanft oder hitzig,
schläfrig oder feurig, zweifelhaft oder entfchlossen, furchtsam oder
unerschrocken. Die natürlichsten Ausdrücke sind: Handlungen,
Geberden, ein lächelndes oder finsteres Gesicht, Thränen, Blicke,
Veränderung der Farbe; und diese zusammen geben dem ganzen
Körper eine abwechselnde Gestalt und einen Reiz, der bei den
Thieren nicht Statt hat, oder von uns nicht bemerkt wird.
46. Treue und Glaube
ist der Eckstein aller menschlichen Gesellschaft. Auf Treue
und Glaube sind Freundschaft, Ehe, Handel und Wandel, Re-
gierung und alle andern Verhältnisse zwischen Menjchen und
Menschen gegründet. Man untergrabe diesen Grund, Alles
wankt und stürzt; Alles fällt aus einander.
Herder.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Schiller Rotteck Reinhard Reinhard
126
ganz sicheres und untrügliches Kennzeichen gegeben: — es
besteht in der öffentlichen Meinung, welche von der Ge-
sammtheit ausgeht. Wirth.
27. Einer Nation auf den ganz ungehinderten Stamm
ihrer Empfindungen eine neue Lehre und Denkart aufzwingen
wollen, ohne daß sich jene mit dieser im mindesten mischen,
ist meistens unnütz, oft auch schädlich. Herder.
28. Es ist eine alte ewige Bemerkung, daß die würdigsten
Erleuchter und Besserer der Welt nicht sogleich wirkten, oft
lebenslang verkannt wurden, und nach Jahrhunderten blühte erst
ihr Ruhm hervor. Dcrs.
29. Die Vorsehung ist die beste Bekehrerin der Völker;
sie ändert Zeiten, Denkarten, Sitten, wie sie Himmel und Erde
ändert. Ders.
30. Sokrates vor seinen Richtern verglich die weise Stadt
Athen mit einer Gesellschaft von Kindern, denen er ihre Nä-
schereien nehmen wollte, und sie also sämmtlich zu Feinden
hatte. Ders.
31. Scepter brechen, Waffen rosten, der Arm der Helden
verweset: was in den Geist gelegt ist, das ist ewig I. v. Müller.
66.
9.
1. Keiner ist bestellt sich selbst zu richten; denn selten
schätzt er recht, was er gethan, und was er thut, weiß er fast
nie zu schätzen. Göthe.
2. Im Raume wirken große Männer selten einträchtig
und gemeinschaftlich, aber in den Zeiten reichen sie sich alle
die Hände aus der hohen Geisterwelt herunter zu einem Bau.
I. Paul.
3. Niemand wage es, mit der hemmenden Gewalt so
vieler Hindernisse sich zu entschuldigen, wenn ihm sein eigenes
Gewissen einen Stillstand im Guten zum Vorwurf macht; eigne
Nachlässigkeit ist und bleibt die Hauptursache desselben; mehr
oder weniger sind wir allezeit selbst Schuld daran, wenn wir
in unserer Besserung zurück bleiben. Reinhard.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
128
thum, für das Recht wider die Gewalt, für die Tugend
wider die Selbstsucht, und für würdigen Genuß wider die
Sinnlichkeit. Ders.
13. So unvorsichtig es ist, die Welt als ein Jammerthal
zu verschreien, wo nichts als Elend zu finden sei; so thöricht
ist es, sie für einen Himmel auf Erden zu halten, und nichts
als Vergnügen und Wonne zu erwarten. Dcrs.
14. Stände in dem Evangelium nur der einzige Lehr-
satz : „Thu' Andern nicht, was du nicht willst, daß sie dir
thun!" so wurde man zugeben müssen, daß diese wenigen
Worte den Kern aller Moral enthalten. Fr. d. Große.
15. Wenn der Mensch Ideen und Ahnungen hat von Un-
sterblichkeit, Unendlichkeit, höchster Weisheit, Gerechtigkeit, Güte;
muß dann nicht der Keim zu dem Allen in seinem Wesen sein?
Claudius.
16. Da sich alle Maschinen durch die Länge der Zeit
abnutzen; da Mißbräuche in jede Regierung einschleichen, und
eine, auch Anfangs heilsame Einrichtung im Laufe der Jahr-
hunderte bei der Ab- und Zunahme der Menschen, bei ihrer
Verfeinerung oder Verschlimmerung gemeinschädlich werden kann:
so muß immer eine Möglichkeit zum ruhigen Fortrücken bleiben.
Schlözer.
17. Gleichwie jedes organische Wachsthum in den vier
Stufen des Entfaltens, der Blüthe, der Reife und des
Abfallens sich ausdrückt, und gleich wie deßhalb der Lebens-
proceß des einzelnen Menschen in die vier Perioden der Kind-
heit, der Jünglingszeit, des männlichen Alters und des Greisen-
alters zerfällt; ebenso drückt sich auch der Lebensproceß eines
jeden Volkes in der allmäligen Entwicklung, Blüthe, Reife und
der Wiederabnahme seiner Kultur aus. Wirth.
18. Wollen wir uns selbst nicht entehren, und alles Ver-
trauen verlieren; wollen wir nicht vor Gott und Menschen der
schwersten Verantwortung uns aussetzen, und treulose Verräther
an allem werden, was der Menschheit wichtig und heilig ist:
so dürfen wir das Vermögen zu sprechen, nie anders gebrau-
chen, als zur Beförderung der Wahrheit. Reinhard.
19. So wie das Gift dem Körper schadet und die Ge-
sundheit des Leibes zerstört; wie Unwissenheit und Irrthum
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Extrahierte Personennamen: Claudius Wirth Reinhard
377
in immer weiterem Umkreise nach, indem sie wachsend nach derselben
sich ausstreckt, und a» ältere» Gewächsen erscheint nicht die Nähe des
Stammes, sondern die Geo,end einer weiteren Entfernung von diesem
für eie Düngung am günstigsten. E-n solches Ansstrecken der Wurzel
nach der flüssige» Nahrung, welche der Boren darbeut, erfolget, wenig-
stens bei den vollkommueren Gewächsen, in zweifacher Richtung; einmal
in der senkrechten, gerade nach der Tiefe gehenden, zweitens nach der
horizontalen, nach dem Umkreis hingekehrten. Hiedurch entstehet, ent-
sprechend der oberen Theilung der Pflanzen in Stamm und Zweige,
jene des unteren Theiles in Pfahl- und Thau- oder Zwcigwnrzcln.
Erstere fehlt ganzen Familien von Gewächsen, namentlich den Zwiebeln
und Palmen, oder sie kann wenigstens in der früheren Zeit des Wachs-
thums ohne Nachtheil für die Fortdauer und Entwicklung des Baumes
verletzt, ja hinweggeschnitten werden, wenn die Thauwurzeln nur desto
kräftiger genährt und gepflegt werden. Wenn dagegen in der späteren
Periode der Entwicklung die Pfahlwurzel verletzt oder auch nur in
ihrem Wachsthum gewaltsam gehemmt wird, dann verräth sich bald
das wesentlich ergänzende Verhältniß, in welchem sie zu der Gesammt-
heit des Pflanzenlcibes steht, indem dieser abstirbt. Überhaupt hangt
im Ganzen die Lebensdauer der Gewächse zunächst von jenem Verhält-
niß des Stammes zu der Wurzel ab, nach welchem der eine dieser bei-
den Theile nothwendig der Lcbcnslhätigkeit dcs anderen zum Fortwirken
seines eigenen Lebenö bedarf. Bei solche» Pflanze», welche, wie der
Flachs und viele andere Kräuter, in der Zeit eines einzigen Sommers
aus dem Samen auskeimen, blühen, Früchte tragen und dann absterben,
wird die Lebenskraft der Wurzel mit der des Fruchte zeugenden Sten-
gels zu gleicher Zeit erschöpft; bei anderen dagegen, welche, wie der
Spargel, mehrere Jahre hindurch aus der Wurzel mit) aus einem
unter dem Boden und dicht an seiner Oberfläche bestehen bleibenden
Überrest des Stammes immer von neuem im Frühlinge ausschlagcu
und im Spätjahre mit allen ihren oberen. Blätter und Fruchte tragen-
den Theilen wieder absterben, vermag die Wnrzel ihre eigenthümliche
Lebcnstbätigkeit sich noch zu erhalten und mit derselben fortzuwirken,
auch wen» die Kraft des Wachsens in den oberen Theilen erloschen
war. Nach diesem Verhältniß der Wurzel zu dem Stamme gibt cs
einmal und mehrmal tragende Gewächse, und die ersteren sind einjäh-
rige und zweijährige, bei denen der oberirdische Stamm nach dem Ver-
blühen nicht wieder auflebt; die anderen solche, an denen der Stamm
aus seinen Knospen oder aus der Wurzel wieder ausschlägt. Doch
kann das wärmere Klima die Grenzen dieser Einthcilungcn verändern,
indem cs aus zweijährigen einjährige, ans absterbenden Stämmen fort-
lebende macht. — Außer dem Einsaugen der Nahrungssäste aus dem
Boren bat die Wurzel bei vielen Pflanzen auch die Bestimmung dcö
Verarbeitens der rohen Feuchtigkeit in eigenthümliche Säitc. und manche
Arzneikräftc, so wie färbende Stoffe kommen in ausschlicßendcrcm Maße
der Wurzel zu. ».Schubert.
2. Der Stamm
ist der nach oben strebende Pflanzentheil. Er theilt sich häufig in Äste,
und diese wieder in Zweige und Reiser. Nach Verschiedenheit
514
nein Falle nahe kam und das Judenthum bereits vergessen war, so
verlor sic als Kirche doch auch wiederum., an innerer Krasl und
Lauterkeit des Glaubens. Die Übel traten immer deutlicher
bervor. Uneinigkeit und Herrschsucht entehrte die Gcisilichen, als
Führer der Heerde; die Neigung zum Mönchöwcscn griff störend in
das Berufsleben des Volkes, besonders durch Benedikt von Nursia;
Heiligenbilder bedrohten mit einem neuen Götzendienst die Kirche;
Anbetung der Märtyrer und ihrer Reliquien führte irre die
Andacht, und Schlaffheit der Sitten und einst verabscheute Laster
fingen an zu entehren den Christcnnamcn.
Unter solchen Umständen trat im Jahre 622 Muhamed, ein
Nachkomme Jsmacls, auf und ward Gründer einer neuen Religion,
des Islams. Er lehrte den Einen Gott, bekannte Mofes und Christum
als Propheten, sich selber aber als den verheißenen Tröster. Seine
Lehre legte er nieder in einem Buche, Koran genannt. Und da er
durch Feuer und Schwert den neuen Glauben zu verbreiten lehrte, so
raubte er der christlichen Kirche viele Länder in Asien und Afrika, wo
sie früher herrlich geblüht hatte, und drang endlich siegreich in Europa
ein. Da ward das Wort des Herrn erfüllt, das er vor dritthalb tau-
send Jahren dem Abraham gesagt hatte: Ich will den Ismael zum
großen Volk machen; er wird aber ein wilder Mensch sein; seine Hand
wider Jedermann, und Jedermanns Hand wider ihn. Muhamed war
eine schwere Zuchtruthc für die christliche Kirche. Aber das Salz war
ja auch dumm geworden.
Daö Hauptvcrderben für die Kirche Christi aber war, daß unter
den Bischöfen oder Patriarchen zu Rom, Alexandrien, Antiochien und
Constantinopel der Bischof von Rom, indem er den Vorrang des
Apostels Petrus geltend machte, sich immer mehr Gewalt und die
alleinige Herrschaft über die Kirche Christi anniaßtc, sich zum Papste
machte und sich für den Statthalter Christi auf Erden erklärte.
Diese Herrschsucht der Päpste wurde immer größer, ihre Streitigkeiten
mit den Fürsten immer häufiger, ihr Hochmuth immer unerträglicher
und ihr unchristlicher Sinn immer deutlicher. Den Päpsten folgten auf
diesem Wege die Bischöfe in den einzelnen Ländern, und deq Bischöfen
die Geistlichen in den einzelnen Gemeinen. Christenthum und Welt,
Kirche und Staat waren so zum zweiten Male in einen offenen und
verderblichen Kampf gerathen.
6. Während nun der größte Theil der morgenländischen
Kirche vom Islam überschwemmt wurde und die abendländische
immer mehr an Lauterkeit und innerer Kraft verlor: fand das
Evangelium einen neuen Eingang unter den heidnischen Völkern,
welche seit dem 4. Jahrhundert das römische Reich bestürmten.
Unter die Gothen an der Donau verbreitete Ulphi las (359)
das Evangelium, und übersetzte ihnen das Wort Gottes in ihre
Sprache. Unter den Galliern war besonders der Bischof
Martin thätig, so daß man ihn den Apostel der Gallier nennt.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia Abraham Apostels Petrus Christi Hochmuth Martin Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Christi Rom Constantinopel Rom Christi Donau Gottes
541
erbaut haben. Aber Nichts verschaffte bei uns dem Christen-
thum so ungehinderten Eingang, als die Besiegung der heidni-
schen Sachsen durch Karl den Großen, die durch Unterwer-
fung ihres nördlichsten Wohnsitzes, Nordelbingens, vollendet wurde.
Seit 809 aber war dieß vollständig erreicht; es wurden jetzt
Kirchen gegründet, zu deren ältesten ohne Zweifel Hamburg,
Heiligenstedten und Schenefeld gehören; ja der Erzbi-^
schof Ebo konnte um 823 schon zu Welana, dem heutigen
Münsterdorf, ein kleines Kloster erbauen, um dort tüchtige
Missionäre für die Bekehrung der nördlicheren Gegenden zu bilden.
Denn diese waren noch gänzlich heidnisch. Damals war im Norden
der Ecker ein westdänisches oder jütisches Königreich, das die ganze
Halbinsel nebst Fünen umfaßte, während auf den übrigen In-
seln der Ostsee und im südlichen Schweden ein dänisches Ostreich
bestand. Erst der jütische König Harald (oft unrichtig Harald
Klack genannt), der aus seinem Reiche vertrieben zum deutschen
Kaiser Ludwig dem Frommen geflohen war, ließ 826 zu
Mainz sich taufen, und mit ihm landete an Schleswigs Westküste
der fromme A n s g a r. Was aber den Waffen nicht gelungen war,
gelang dem geräuschlosen Eifer dieses Mannes, denn Gort hatte
ihm das Amt seiner Gnade gegeben. Im Anfange wiederholt
mit Harald vertrieben, kehrte Ansgar beständig wieder in
unser Land zurück, zuerst nur von geringen Erfolgen belohnt.
Der Kaiser jedoch, voll von Anerkennung, emannte ihn 834 zum
Erzbischof von Hamburg; Nordelbingen war also um diese
Zeit vollständig bekehrt. In Schleswig aber hatte König H o-
rich überall die schwachen Spuren des Christenthums vernichtet,
ja 841 wurde von einer seiner Flotten sogar Hamburg zerstört,
so daß Ansgar, ohne unter seiner anvertrauten Heerde ein Ob-
dach zu finden, Jahre lang in der Fremde umherirren mußte.
Erst 847, als das Bisthum Bremen ihm ebenfalls verliehen
war, fand er Mittel zur Rückkehr und versöhnte durch seine
anspruchslose Thätigkeit jetzt Horich's Sinn. Dieser gestattete
ihm um 850 den Bau einer Kirche in der alten Handelsstadt
Hethaby, woraus entweder der schleswiger Dom oder die
jetzige jedenfalls sehr alte Kirche Haddeby entstanden ist. 860
ward sogar schon eine Kirche in Ripen erbaut und in Nord-
friesland war damals das Christenthum ebenfalls heimisch. So
hatte Ansgar, als er am 3. Febr. 865 starb, den Trost eines
unverfehlten Lebens in der Stunde des Todes. Aber bald nach-
her wurde all' sein Erreichtes wieder zerstört; Horich's Nachfol-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Harald Harald
Klack Ludwig_dem Ludwig Harald Ansgar Ansgar Ansgar
551
so dauerte die Belehnung fort; der König war über Schleswig
Lehensherr und Vasall in Einer Person und obgleich er sich selbst
nicht belehnen konnte, so belehnte er doch immer den Herzog
von Gottorf mit dem ungetheilten Recht auf beide Lande; ja
sogar die jüngere königliche, die herzoglich-sonderburgische Linie,
von der jetzt die Häuser Augustenburg und Glücksburg abstam-
men, erhielt die Belehnung. Doch auch diese bloße Formalitär
fiel endlich weg, indem für Schleswig die Lehensverbindung mir
Dänemark 16-58, für Holstein die mit Deutschland mit dem
Untergange - des deutschen Reichs 1806 aufhörte. So ist auch
bei fast allen Staaten das Lehenswesen verschwunden und nur
einige seiner Wirkungen sind geblieben; als — Hauptfolge nament-
lich die wohlerworbene uralte Berechtigung der männlichen Linie
vor der weiblichen zur Erbfolge. Schleswig-Holstein ist also ein
ganz souveräner, unabhängiger, selbstständiger Staat geworden,
mit einem nur in männlicher Linie zur Erbfolge berechtigten Für-
stenhause. Dieses ist denn auch durch spätere Vorgänge keines-
wegs abgeändert; denn als 1721 der König das gottorfische
Schleswig in Besitz nahm und ein Theil der Schleswiger dem
königlichen Hause huldigte, so geschah dies; nur dem Könige als
Herzog und war in so fern nicht verbindlich, als das gottorfische
Haus noch nicht seinen Rechten entsagt hatte. Als dieses aber
1773 geschah, wurde die Erbfolge nicht geändert, vielmehr ist
das Recht der männlichen Linien des Königshauses, insonderheit
der jüngeren, bei andern Gelegenheiten ausdrücklich vorbehalten
und anerkannt. Das; endlich Holstein 1815 dem deutschen Bunde
beitrat, änderte nicht allein in seiner Verbindung mir Schleswig
Nichts, sondern knüpfte sie gemäß einer richtigen Auffassung dez
Bundes, der zur politischen Sicherheit seiner Theilnehmer ge-
gründet ist, nur um so viel inniger und fester. —
235. Die Kirchenreformation in Schleswig-Holstein.
Ehemals, in katholischer Zeid gehörte Holstein zum Erzbis-
thum Hamburg-Bremen, Schleswig zum Erzbisthum Luwd. Ein-
stußreicher noch als die große Macht dieser Erzbischöfe wurde bald
die der hohen Landesgeistlichkeit selber, zunächst des Bischofs von
Lübeck, unter dem Wagkien stand,, und des Bischofs von Schles-
wig. ^ Im übrigen Holstein übte größtentheils der Domprobst
von Hamburg die bischöfliche Gewalt, in Törninglehn und dem
nordwestlichen Schleswig bis an die Widau der Bischof von Ri-
pen; Fehmern, Allen und Ärroe gehörten zum Bisthum Odense.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Gottorf Glücksburg Holstein Deutschland Schleswig-Holstein Holstein Schleswig-Holstein Holstein Schleswig Erzbisthum_Luwd Holstein Hamburg Odense
592
Scherfiein beitrage zu einer immer schöneren Entfaltung des
deutschen Lebens. Ein anderes Verhältniß zum Vaterlande wäre
Unnatur. Denn der Mensch, als die edelste Pflanze des Erd-
bodens, kann nur gedeihen, wenn er mit seinem ganzen Wesen
wurzelt im Boden des Vaterlandes. Darum sagt auch Göthe:
„Ein Mensch auf der Scholle geboren, wird ihr durch Gewohn-
heit angehörig, beide verwachsen mit einander und zugleich knüp-
fen sich die schönsten Bande." — Ein Mensch ohne Vaterland
ist ein Wilder.
Unser Deutschland gleicht einer wohlgeordneten Stadt, in
welcher viele Haushaltungen sind, von denen jede ihre eigne
Ordnung hat. Wer sich in die Ordnung des Haushaltes fügt,
dem er angehört, trägt dadurch zur Ordnung des Ganzen bei
und ist ein guter Bürger — ein guter Deutscher. Zwar mei-
nen manche, es wäre besser, wenn wir gleich unmittelbar gute
Deutsche sein könnten, ohne erst gute Schleswig-Holsteiner, oder
Hannoveraner, oder Preußen, oder, Sachsen, oder Würtemberger,
oder Badener, oder Hessen, oder Österreicher u. s. w. sein zu
müssen. Wär's indeß gut, wenn alle Haushaltungen einer
Stadt auf einmal ihre Eigenthümlichkeiten aufgeben und ohne
Rücksicht auf die Besonderheit ihrer Mitglieder und Verhält-
nisse eine allgemeine Ordnung befolgen müßten?! Es würde
freilich auch gehen, denn >vas ist dem redlichen Willen nicht
möglich; aber gewiß nicht so von Herzen als da, wo sich die
Ordnung auf unsere eigenthümlichen Bedürfnisse gründet. Dar-
um ist es ein Vorzug mehr an unserm lieben Deutschland, daß
es aus so vielen Staaten besteht; denn Staaten sind nichts
anders als große Haushaltungen, von denen jede ihre
eigenthümliche Ordnung hat. Alles kann sich naturgemäßer ent-
wickeln, wo viele Haushaltungen neben einander bestehen, als da,
wo sie zu einem großen Haushalte zusammengeschmolzen werden.
Je größer die Schule, desto leichter Unordnungen; je größer der Staat,
desto entfernter der Fürst und — was daraus folgt. Zwar hat ein
kleiner Haushalt nicht die Kräfte, die ein großer hat; aber wenn das
Band der Liebe viele kleine Haushalte umschlingt, so wird dem klein-
sten die Kraft nicht fehlen. Großes zu leisten. Und das ist ja bei un-
serm Deutschland der Fall. Aus dem Blute der im großen
Befreiungskämpfe ( 1813 und 1814 ) gefallenen deutschen Brü-
der ist ein Baum aufgewachsen, dessen Krone in den Himmel
hineinragt und dessen Äste sich über ganz Deutschland ausbrei-
ten. Es ist der Baum des deutschen Staaten-Bundes und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Hessen Deutschland Deutschland Deutschland
577
242. Das Herzogthum Schleswig
1. ist gegen N. durch die Königsau (Schottborgerau)
und den Koldinger Fiord, und zwischen diesen Gewässern in
einer Länge von 2 Meilen durch eine angenommene Grenze
von Jütland getrennt; südlich bilden die Eider und der schlesw.-
holst. Canal, bis auf einige nördlich der Eider belegene unbe-
deutende Theile Holsteins, östlich die Ostsee und der kleine Belt und
ivestlich die Nordsee die Grenze. — Länge des Herzogthums von
Rendsburg bis Kolding c. 18 M., Breite 8, 10, 12 M. und dar-
über; Flächeninhalt: 165 O.. M., mit e. 350,000 Einw.
2. Ehemals wurde das Land von den Angelsachsen be-
wohnt, die 449 nach England auswanderten. Darauf drangen
Jüten von Norden her ein, woher das Land unter dem Namen
lutig vorkommt, sehr selten hieß es Süderjütland. Es ist übri-
gens immer ein eigenes Land gewesen und hat zu dem heutigen
Jütland niemals gehört. Schon seit dem Anfange des 14ten
Jahrh, führte es die Benennung Herzogthum Schleswig.
Es gibt noch jetzt Namen einiger Distrikte aus der ältesten
Zeit, welche ehemals Landschaften bezeichneten. Zu diesen Di-
strikten gehört:
a. an der Ostseite:
I. Die im Nordostcn vom Flensburger Hafen liegende Halbinsel
Sundewitt, über 2 M. lang und an einigen Stellen über I M.
breit. 2. Angeln, ein fruchtbarer Landstrich zwischen dem Flensbur-
ger Meerbusen und der Schlei. 3. Schwan sen (vorm. Svansöe),
eine Halbinsel zwischen der Schlei und dem Eckcrnsörder Meerbusen,
über 3 M. lang und iz M. breit, — enthält fast nur adeliche Besitzun-
gen. 4. Der dänische Wald oder Dänischenwohld, zwischen dem
Eckcrnsörder Meerbusen und dem Canal, ebenfalls 3 M. lang und Ij M.
breit. In den ältesten Zeiten war dieß Land ganz mit Wald bewach-
sen, woher es denn auch seinen Namen hat. Jetzt sind daselbst
nur adeliche Besitzungen.
d. an der Westseite:
5. Die Landschaft Eiderftedt, die südwestliche Ecke und Halb-
insel Schleswigs, in den ältesten Zeiten aus den 3 Inseln (Shiffhar-
dcn) Eiderstedt. Everschop (Norderharde) und Utholm bestehend, welche
im Laufe der Zeit durch Eindeichungen mit einander verbunden worden
sind. 6. Nordsricsland — nach den Bewohnern, den Friesen, also
genannt —, die Westseite zwischen der Eider und der Widau, mit eini-
gen in der Nordsee liegenden Inseln. Durch viele starke und verwü-
stendc Sturmfluthcn ist dieses große und fruchtbare Land, welches nach
dem Waldemarschcn Erdbuche 14 Harden enthielt, fast gänzlich zerstört;
im Laufe der Zeit sind über 100 Kirchen hier untergegangen. Die
Dünen an der Westseite find die Grabhügel.
37
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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vierhundertjährige Jubelfest seiner Erfindung, und in seiner Va-
terstadt Mainz wurde ihm schon 1836 (37?) ein prächtiges '
Denkmal, sein Standbild, nach Thorwaldsens Modell in Erz
gegossen, auf dem Gutenberg errichtet.
Daß nun aber von der Mainzer Geburtsstätte aus die
junge Erfindung der Buchdruckerkunst sich gar bald über ganz
Deutschland und viele andere europäische Länder verbreitete, dazu
trug eine, durch äußere Umstände herbeigeführte gewaltsame Zer-
störung des geheimnisvollen Dunkels, in welches namentlich Faust
bisher die gesammten Druckoperationen zu verhüllen gewußt hatte,
das Allermeiste bei.
Es entstanden nämlich im Jahre 1462 Kriegsunruhen über
die erzbischöfliche Würde zu Mainz. Je größer in Mainz nun
die allgemeine Verwirrung war, desto leichter fiel es den, von
Faust fast sclavisch in seiner Dmckerei eingesperrt gehaltenen,
zahlreichen Druckergehülfen, ihrem Arbeitsgefängniß zu entkom-
men und Mainz zu verlassen. Natürlich aber suchten sie sich
nun auch anderswo mit ihrem bisherigen Broterwerb fortzuhel-
fen, und so zerstreuten sie sich denn theils in andere bedeutende
Städte Deutschlands, theils in andere Länder Europas. Das
große Interesse, mit welchem man die bis dahin nur von Hören-
sagen gekannten „vielgeübten Jünger der geheimnißvollen Druck-
kunst" überall aufnahm, leistete ihnen bei ihrer selbstständigen
Niederlassung wirksame Hülfe.
Durch den Druck nun konnte das geschriebene Wort und
Buch in gar kurzer Zeit vertausendfacht werden. Die Gedanken
des menschlichen Geistes flogen nun in sichtbarer Auffassung fast
mit Blitzesschnelle durch die Welt. Vor Erfindung der Buch-
druckerkunst galt eine Bibel noch 500 Spec., und war selbige
nur den Reichen zugänglich. „Aber ein Drucker kann mehr
drucken, als tausend Schreiber schreiben können. Durch den
Druck bekommt die Schrift Flügel, die schneller als Adlersflü-
gel sind, und bekommt die Schrlft Füße, auf welchen sie nach
allen Orten und Enden geht und eben sowol in die Hütten der
Dürftigen, als in die Häuser der Reichen." „Wie denn auch
Luther, den großen Einfluß der Buchdruckerkunft auf die Re-
formation anerkennend, von ihr sagte, sie sei die höchste und
letzte Wohlthat Gottes, durch welche der Herr die Sache des
Evangeliums forttreibe."
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Thorwaldsens Gutenberg Deutschland Mainz Mainz Mainz Deutschlands Europas Gottes