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1. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 47

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
Zechstein, Gyps u. s. w. Im Todtliegenden findet man ganze Stämme fossiler, zu Hornstein umgewandelter Riefenpflanzen, doch immer noch von niederer Bildung; denn wie im Thierreiche, fand auch im Pflanzenreiche von Periode zu Periode eine Steigerung von den niedrigsten bis zu immer höheren Bildungen statt. ■— Kupfer- schiefer enthält vorzüglich Abdrükke und Reste versteinerter und ver- erzter Fische, auch Amphibien, und unter diesen den Protorosaurus, ein großes, krokodilähnliches Thier. Im Zechstein findet man Mu- scheln; der Gyps aber ist hier noch frei von Pflanzen- und Tbier- resten. Im Muschelkalk treten auch die Ammonshörner auf, welche in allen folgenden Gruppen wieder vorkommen. — Sie haben ihren Namen von der Ähnlichkeit mit den um sich selbst gewundenen Hörnern des Jupiter Ammon, der bekanntlich mit Widderhörnern abgebildet wird, und waren Gehäuse eines Kopffüßlers, die zuweilen li Fuß im Durchmesser hatten. — Auch die Strahlenthiere, von welchen jetzt noch Arten unter dem Namen der Seepalmen im Meere leben. Sie bestehen aus einem gegliederten Stiele, der sich oben in bewegliche Äste theilt, die eine offene oder geschlossene Krone bilden. (Dr. <Sv. D. Neichenbuch.) L7 Die Jura- oder Oolithengruppe. Diese Gruppe besteht aus wechselnden Kalk-, Thon- und Sandsteinlagen. Die Iurakette in Deutschland, Frankreich und der Schweiz führt als Hauptglied das unter dem Namen Jurakalk bekannte Gestein. In Großbritannien, vorzüglich im Süden, zeich- net sich dagegen diese Gruppe durch thonige Gesteine, durch sandige, mergelige und kalkige Lager aus, oft mit mächtigen Lagern von Oolithen oder Regenstein. Regenstein nennt man nämlich kalkige Körner, welche durch Teig verbunden und dem Fischroggen nicht un- ähnlich sind. Reich an interessanten Thierrestcn ist manches dieser Glieder; und namentlich findet man hier die wunderbarsten Gestalten vor- weltlicher Thiere aus der Klasse der Amphibien, zum Theil von wahrhaft riesiger Größe. Zu Anfang dieses Jahrhunderts fand man in dem genannten Juragebilde, ungefähr vierzig Fuß über dem Meeresspiegel in Eng- land sehr eigenthümliche Thiergebeine. Anfangs wussten die Ge- lehrten gar nicht, in welcher Thierklasse sie die Geschöpfe unterbrin- gen sollten, von denen diese Reste herrührten, denn die ausgegra- benen Knochen glichen theilweise Krokodilknochen, und hatten doch auch wieder in andern Theilen etwas Fischartiges. (Den eifrigen

2. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 91

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
01 tzir sich auf diesem Boden drängten. Man sieht hier und da Über- reste griechischer Straßen, wo kein Fuß mehr wandelt. Einige Maisfeldec in den Thälern und kümmerliche Olivenpflanzungen sind die einzigen Zeichen gegenwärtiger Kultur. Zerstörte Dörfer und verwilderte Baumpflanzungen deuten auf eine noch vor Kurzem reichere Bevölkerung hin. Tiefgebräunte, hagere Gestalten, denen man ansieht, dass das Joch des Treibers noch auf ihnen lastet, hü- ten die einsamen Hütten Dort erhebt sich der Göttersitz der griechischen Vorwelt mit weißglänzender Firne wie ein großer Schatten. Den Ossa ausge- nommen, erscheinen die Berge um ihn her wie Zwerge. Die älte- sten Griechen hielten ihn für den höchsten Berg (6500 Fuß hoch) und den Mittelpunkt der ganzen Erde, die man sich damals wie eine Scheibe vorstellte und von des Berges Gipfel ganz überschauen zu können vorgab. Dieser Begriff und das Majestätische auch in seiner Form, führte zur Idee, es sei die irdische Wohnung der Götter. Über dem Haupte desselben glaubte man erste Öffnung im metallnen Gewölbe.des Himmels, die Pforte für die unsterblichen Mächte. Zwei andere Thore dachte man sich am Himmelsgewölbe, an dessen äußerstem Rande in Ost und West. Durch diese stiegen der Phö- bus (der Sonnengott) und die Nacht mit ihrem Gefolge aus dem Ocean zum Firmamente empor und wieder hinunter. Auf dem Olymp rathschlagten die großen Götter. Zwölf an der Zahl bil- deten sie den Rath der Alten. Zeus ihr Haupt. Sie entschie- den die Geschikke der Welt und die Angelegenheiten des Him- mels. Die übrigen Götter gehörten zur allgemeinen Versammlung, welche Zeus in wichtigen Dingen berief. Krystallne Palaste bedekk- ten des Berges Gipfel, der Götter Wohnungen, denen kein Sterb- licher zu nahen sich erdreistete. So erzählt die Mythe der Griechen zur Zeit des Homer. Schon lange vor dem Eindringen des Chri- stenthums war auch der Heiligenschein verschwunden, der den Olymp so lange umhüllt hatte. — Versetzen wir uns auf seinen Gipfel! Welch ein Umblikk! Ein Land, die Wiege aller neuen Kultur, breitet sich vor uns aus, in dem ehemals zwanzig berühmte Völkerschaften lebten. Dies jetzt so entvölkerte Thessalien und senes verwüstete Hellas, sie zählten einst über hundert mächtige Städte; ihre blühenden Felder waren mit Dörfern und Flekken bedekkt; überall drängten sich Wohnungen, Tempel und die Denkmäler des Gedeihens, des Überflusses, der Ge- sittung und der höchsten geistigen Kultur. — Der Griechen Unter- nehmungsgeist, ihr Geist und ihre Kraft höhlten an diesen Küsten

3. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 92

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
tieft Häfen aus trokkneten pesthauchende Sümpfe und bedekktcn d'e verödeten Gewässer mit ihren Schiffen, deren Flaggen alle damals bekannten Meere beherrschten. Was ist geworden aus alle Diesem in der Spanne Zeit von anderthalb Jahrtausenden der Ewigkeit? Von den meisten Orlen der Vorzeit kennt man ihre Statte uicht mehr. Wilde Thiere hausen in den Ruinen der Paläste der Kö- nige; Heerden weiden auf der Schwelle der eingestürzten Tempel, und auf der unwirthlichen Höhe, von wo Zeus seine Blitze schleu- derte, horstet sein Adler nur noch. Versumpft sind die Küsten und hauchen Seuchen aus; die Hafen sind verschlammt oder vertrokknet, die wenigen Städte gleichen Skeletten: die allgemeine Armuth ist an die Stelle des Reichthums, Mangel und Entbehrung sind an die des Ueberfluffes und der Ueppigkeit getreten; das ganze Land, meist der Schauplatz so vieler Pracht, ist ein Bild der Verödung und des Elends. (I. Meyer.) 65. Der Ararat. Wie der einzelne Mensch Dessen sich nicht mehr bewusst ist, was seine Wiege umgab, also auch das Menschengeschlecht. Seine erste Kindheit verhüllt die Nacht, bis allmahlig einzelne schwankende Erinnerungen anheben, die in irgend einem großen, entscheidenden Ereigniss ihren Anhaltspunkt finden. Das älteste derselben ist die Sintfluth, jene merkwürdige Überschwemmung der Erdveste, von der die Sagen aller alten Völker mehr oder minder klare Vorstel- lungen bewahren. Mit ihm dringt der erste Dammerungßstrahl durch die historische Nacht. Jener Berg, der auf seinem weißglanzenden Haupte gleichsam den Himmel zu tragen scheint, ist dieses ungeheuer» Weltereignisses ewiges Denkmal. „Noah's Arche,^ sagt die Bibel, „ließ sich nieder auf dem Berge Ararat." Auf dem Ararat betraten die Letzten des vertilgten Geschlechts zuerst wieder die gereinigte Erde; dort oben loderte zuerst wieder Dankopfer dem Höchsten, dort ist die zweite Wiege der Menschheit! — An des Ararats Fuße wohnten die Noa- chiden; am blumenreichen Phrat mehrten sie sich, und von da wan- derten sie weiter, die Erde zu bevölkern. Der Ararat liegt 20 Stunden von Erzerum an der Nord- grenze Persiens. Er galt seil der Zeit der Patriarchen für uner- steiglich, und zahllose Versuche, ihn zu erklimmen, scheiterten. Unse- rer Zeit, die so vieles früher für unmöglich Gehaltene ausgeführt hat, war es vorbehalten, jenen Glauben zu vernichten. Parrot, rin Franzose, erstieg mit unglaublichen Gefahren im Jahre 1830

4. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 49

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
und zu dehnen, wenn die Helligkeit abnimmt, und sich zusammen- zuziehen und kleiner zu werden, wenn sie zunimmt. Beim Einzel- nen ist es zu verhärtet und fest, so dass es seine Größe nicht andern kann und daher nur seinen beweglichen Theil, die Iris, zusammen- zieht oder ausdehnt, um die Pupille zu vergrößern oder zu verkleinern, obwohl man bei Gefangenen, die lange in unterirdische, dunkle Ver- ließe eingesperrt waren, schon den Fall beobachtet hat, dass ihre Aug- apfel auf eine krankhafte Weise größer geworden waren. Im Lauf der Geschlechter dagegen verlieren die Formen der Knochen und Gliedmaßen ihre Starrheit und werden so zu sagen elastisch, d. h. sie bilden sich allmählig um, je nach der Natur der Örtlichkeit. So sehen wir, dass solche Völker, die auf weiten, baumlosen und oft sandigen Steppen leben, über die sich das grelle Sonnenlicht aus fast immer klarem Himmel ungehindert und ungemildert ergießt, lange, aber schmal geschlitzte und nicht weit aufzuschlagende Lider und kleine Augapfel haben (Kalmükkenaugen), wahrend die weitest geöff- neten und größesten Augen sich beim germanischen Stamme, den Deutschen, Engländern, Skandinaviern finden, die von jeher in waldigen Gegenden und unter einem häufig von Wolken bedekkten Himmel gelebt haben. Die Fischeidechsen hatten bis 280 kegelförmige, denen der Krokodille ähnliche Zähne, waren also, nach diesem furchtbaren Ge- biss zu schließen, äußerst gefräßige Raubthiere. Da man Köpfe von mehr denn acht Fuß Länge kennt, ist anzunehmen, dass manche wohl eine Lange von 40 bis 50 Fuß erreicht haben mögen. In mancher Hinsicht verwandt war der Fischeidechse die Halseidechse, die eine Lange von 27 Fuß erreichte. Der Kopf derselben war sehr klein, der Hals dagegen ein wahrer Schwanenhals. Dieser lange Hals musste ihre Bewegungen im Wasser hindern und daher lasst sich vermuthen, dass das Thier nur auf oder nahe an der Oberfläche des Wassers schwamm, seinen Hals aber wie ein Schwan zurükkge- bogen und gelegentlich auf die Fische, die es zu seiner Beute auser- sehen, niedergestoßen habe. ■— Eine andere Art jener merkwürdigen Amphibien ist die Rieseneidechse (der Megalosaurus), von der man zwar nur einige Theile kennt, von denen sich aber auf eine Gesammtlange von 40, ja nach Mantelli sogar von 57—60 Fuß schließen lasst. Noch sind aus dieser Periode die Neste eines Thieres erhalten, welches, als es entdekkt wurde, das größte, Erstaunen erregte und die verschiedensten, sich oft widersprechenden Vermuthungen veran- lasste. In der Gegend von Eichstadt im Altmühlthale, oberhalb Wander, Lugend.reuiid. 4

5. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 70

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
70 zwischen den Säulen des Herkules; ein Damm von hartem Fels knüpfte die Erdfesten zusammen und schied das Mittelmeer, damals ein großer Binnensee, von dem atlantischen Ocean. Erst in einer jener spätern Perioden, wo die Kräfte der Tiefe sich von den Ban- den, welche sie gefesselt hielten, losrissen; bei einem jener gewaltigen Naturereignisse, in welchen Erdbeben und Durchbruch des unterirdi- schen Feuers die Erdoberfläche veränderten, stürzten die Felsmauern nieder und die Gewässer der beiden Meere vereinigten sich auf ihren Trümmern. Nach diesem Ereignisse kamen und vergingen viele Jahrtau- sende, ehe die Zeit eintrat, wo Völkerkeime aus dem Boden der Lan- der stiegen, wuchsen und sich verbreiteten. Seit jener Zeit ist die Enge von Gibraltar nicht bloß eine Land- und Meer scheide, sie ist auch eine merkwürdige Völkerscheide geworden. In zwei Strömen war die Kultur von Morgen, nach Abend vorgedrungen: vom Euphrat floss der eine durch Ägypten und Nordafrika; der andere, nachdem er am griechischen Olymp Läute- rung empfangen hatte, breitete sich langsam in Westeuropa aus. Beide — jeder mit eigenthümlicher Färbung begabt — hatten an den Säulen des Herkules den ersten Zusammenstoß, und es wurde dadurch der gallenbittere Krieg zwischen Afrika und Europa entzün- det, welcher im Laufe zweier Jahrtausende die edelsten Lebenskräfte der größten Nationen der beiden Welttheile innerlich aufrieb und zerrüttete. In Spaniens Feldern würgten sich Nom und Kar- thago; und nachdem Sieger und Besiegte verblutet und untergegan- gen waren, brach über die Meerenge von Gibraltar der heißhungrige Löwe der Wüste in die Christenheit des Westens. Wie der Gluth- wind aus der Wüste Sahara, so kamen die Saracenen aus ihren Einöden herübergestürmt, um in Spanien eines der vier verheißenen Paradiese in Besitz zu nehmen. Es dauerte auf der pyrenäischen Halbinsel viele Jahrhunderte lang der größte Streit, den die Erde noch gesehen, bis endlich der Löwe des Islams vor der himmlischen Jungfrau aus dem Felde weichen musste. Gebrochen war fortan die Kraft des Orients. Die Trümmer seiner Schatten flogen über die Wogen in ihre Heimath zurükk. Die Meerenge machte seitdem die Scheidewand zwischen Bibel und Koran, zwischen der Kultur des Ostens und des Westens. Auf dem einen ihrer Gestade steht das Kreuz, auf dem andern der Banner des Propheten. (I. Mcycr.)

6. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 133

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
333 8k« ^ststibcff. Im Sonnenpfade von Osten nach Westen drang das Leben, die Kraft, die Herrlichkeit der Völker; von Osten nach Westen wan- derte die Herrschaft, von Aufgang nach Niedergang zog die Macht mit dem Ruhme. Als Indien, Saba, Ägypten, Phönizien, Pa- lästina, Babylon, Persien ihre Blüthen ausgeblüht hatten, als Griechenlands Haupte das Diadem entsunken war, da ward es auf die Stadt der sieben Hügel getragen, wo eine junge, frische Volks- kcast grünte auf kaum umgebrochenem Boden. Rom, welches wie Herkules schon in der Wiege mit Schlangen im Kampfe sich ver- suchen musste, wurde der Sitz der Kultur und der Weltherrschaft. Scheu wichen vor ihm alle Gewalten auf Erden in Ost und West, die Kronen zerbrachen vor seinem Haupte und alle Völker beugten ihren Nakken vor dem Adler, der vor ihnen aufflog. In dem fer- nen Westen rodete Rom die Wälder der Barbarei und Rohheit und streute den Samen der Gesittung in den jungfräulichen Boden; in Ost räumte es den Schutt eingestürzter, vermoderter Reiche auf und brachte Ordnung in das Chaos der Verwüstung und Entar- tung zurükk. Römisches Leben durchdrang die greisin Völker. —• Noch einmal grünte auch der griechische Stamm und trug am rö- mischen Pfropfreis herrliche Frucht. Dies dauerte fort, bis die alten Götterspiele ausgespielt und bis das heidnische Sinnenleben verödet war in langer Zeiten Lauf und aus den Hirtenthalern Palastina's ein neues Licht in die dü- stere römische Welt zu strahlen anfing und das Germanenreich be- rufen ward, an die Stelle der Siebenhügelstadt zu treten. Vorüber ging dann alle Pracht und Herrlichkeit, die Städte entvölkerten sich, die Straßen verödeten, Palaste, Forum, Akademien und Tem- pel sanken, und die alte Welt ward zum ruinenbedekkten Todten- akker. Unter diesen zerstörten Städten der römischen Welt im Orient nahm, nächst Palmyra, Baalbekk den ersten Rang ein. Baal- bekk war ein Sitz des Reichthums, der Pracht und der Schwelgerei gewesen und, wie vom Fluche des Himmels getroffen, wandelte es sich, nach des Reiches Sturz, zur Öde mit seiner ganzen Landschaft. Baalb ekk liegt in Syrien, zwischen dem reichen Damaskus und dem Hafen von Tripolis, in einem Thale des Libanongebirges, das, von Natur fruchtbar und wohlbewassert, sich gegen die See hin öffnet. Die Trümmer der alten Pracht von Baalbekk bestehen nicht,

7. Der geographische Unterricht - S. 3

1879 - Grimma : Gensel
1. Aistorische Beleuchtung der geographischen Literatur und des geographischen Unterrichts vor der Deformation desselben dnrch Karl Witter. 1. Die Kosmographen des 16. und 17. Jahrhunderts.^) Durch die Entdeckungen des Franenburger Domherrn Nicolaus Copernikns, welche, auf der heliocentrischen Weltanschauung basirend, die astronomischen Verhältnisse uusres Planeten in einem ganz neuen Lichte erscheinen ließen, namentlich aber durch die Entdeckung neuer, bisher gänzlich unbekannter Erdräume am Ausgange des 15. und im Laufe des 16. Jahr- Hunderts wurde das geographische Interesse auch unter dem deutschen Volke geweckt. Insbesondere zeigte sich unter den Männern der Wissenschaft ein reger Eifer, sich des bedeutend angewachsenen geographischen Materiales auch wissenschaftlich zu bemächtigen und die Fülle der geographischen Ent-' deckuugeu zu ordnen und in eine Art System zu bringen, welches letztere freilich den Anforderungen, die an ein echt wissenschaftliches System . gestellt werden, vor der Hand noch nicht genügte. Dem deutschen Volke, das, als ein Continentalvolk, in Bezug auf geographische Eutdeckuugeu weit hinter den atlantischen Nationen Enropa's zurückblieb, war es vor- behalten, die geographische Wissenschaft sowohl anzubahnen, als auch in späteren Jahrhunderten auszubauen. Die Erstlingswerke der deutschen geographischen Literatur sind Kos- mographieen. Die ältesten deutschen Geographen dehnen den Begriff der Geographie sehr weit aus und verbinden mit der Beschreibung der Länder eine Mittheilung des Wissenswürdigsten aus Welt- und Naturge- schichte in der Weise, daß der eigentliche geographische Stoff häufig als ganz untergeordnet erscheint. Für diese Art der Behandlung halten sie den Namen „Kosmographie" sest. Von der Kosmographie trennen sie nun entweder die Begriffe Geographie, Chorographie und Topographie als neben der Kosmographie stehende Gattungen, oder sie ordnen jene der Kosmo- graphie als Theile unter. Wir besitzen drei Kosmographieen aus dem 16. Jahrhundert, von Apianus, Franck und Münster, und eine ans 1) Friesland, Beitrag zur Geschichte der geogr. Literatur Deutschlands. Programm der Hauptschule zu Bremen. 1870. p. 1—16. — Daniel, Handbuch der Geogr. I, 19-21. ' 1*

8. Der geographische Unterricht - S. 31

1879 - Grimma : Gensel
— 31 — einfachsten und am allgemeinsten verbreiteten geographischen Gesetze in den stehenden, bewegten und belebten Bildungen zu verfolgen? Von dem Menschen unabhängig ist die Erde, auch ohne ihn und vor ihm, der Schauplatz der Naturbegebenheiten; von ihm kann das Gesetz ihrer Bildungen nicht ausgehen. In einer Wissenschaft der Erde muß diese selbst um ihre Gesetze befragt werden. Die von der Natur auf ihr errichteten Denkmale und ihre Hieroglyphenschrift müssen betrachtet, beschrieben, ihre Cottstruetiou entziffert werden. Ihre Oberflächen, ihre Tiefen, ihre Höhen müssen gemessen, ihre Formen nach ihren wesentlichen Characteren geordnet, und die Beobachter aller Zeiten und Völker, ja die Völker selbst müssen in dem, was sie ihnen verkündigte, und in dem, was durch sie vou ihnen bekannt wurde, gehört und verstanden werden. Die darans hervorgehenden oder längst schon überlieferten Thatfachen müssen in ihrer oft schon wieder zurückgedrängten und vergessenen Menge, Mannichfaltigkeit und Einheit zu einem überschaulichen Ganzen geordnet werden. Dann träte aus jedem einzelneu Gliede, aus jeder Reihe vou selbst das Resultat hervor, dessen Wahrheit sich in den localisirten Naturbegeben- heiten und als Wiederscheiu in dem Leben derjenigen Völker bewährte, deren Dasein oder Eigentümlichkeit mit dieser oder jener Reihe der charakte- ristischen Erdbilduug zusammenfällt. Denn durch eine höhere Ordnung bestimmt, treten die Völker wie die Menschen zugleich, unter dem Einfluß einer Thätigkeit der Natur und der Veruuuft hervor aus dem geistigen wie aus dem physischeu Elemente, iu den alles verschlingenden Kreis des Welt- lebens. Gestaltet sich doch jeder Organismus dem iunern Zusammenhange und dem äußern Umfange nach, und thut sich kund in den: Gesetz und iu derjenigen Form, die sich gegenseitig bedingen und steigern, da nirgends ia ihm ein Znfall waltet. Nicht nur in dem beschränkten Kreise des Thales oder des Gebirges oder eines Volkes und eines Staates, sondern in allen Flächen und Höhen, unter allen Völkern und Staaten greifen diese gegenseitigen Bedingungen in ihre Geschichten ein, von ihrer Wiege bis auf nnsre Zeit. Sie stehen alle unter demselben Einflüsse der Natur, und wenn auch nur in dem einen oder dem andern Pnnete dieser sich auszudrücken scheint oder ausgesprochen ward: so ist es doch eben so gewiß, daß dieser überall und zu allen Zeiten tiefer im Verborgenen wirkte, gleichwie der einst unbekannte Gott in einer höhern Welt, der doch auch vordem schon immer und überall gegenwärtig gewesen war. Wie man diesen anfangs nur in seinen einzelnen Wirkungen erkannte und verehrte, ohne daß ihn selbst noch das sterbliche Auge erblickt hatte, so löset sich auch wohl einmal noch der Widerstreit tausendfältig zerspalteuer Naturkräfte, der ihre Einheit für unfern Blick einstweilen verhüllende Nebel verschwindet, und diese tritt in den Gesichtskreis menschlicher Weisheit. Mit diesem Glauben kann jedes Streben nach Uebersicht der Natur- Wirkungen in ihrem Zusammenhange, wie schwach es auch sein mag, wenn es nur von dem Geiste der Wahrheit geleitet wird, ersprießlich sein, und in dieser Hinsicht nur kann ein Versuch, wie der gegenwärtige, von den Zeitgenossen mit Liebe aufgeuommeu werden, wodurch sein Inhalt erst lebendig gemacht wird...... Die Palme des Ruhms ist denjenigen Forschern als den Heroen der Historie zuerkannt, die, selbst ausgerüstet mit tiefgreifender Seelenkraft und

9. Der geographische Unterricht - S. 32

1879 - Grimma : Gensel
— 32 — großer Eharaeterstärke. aus der Verwicklung der einzelnen Begebenheit, aus dem Gedankengange und der Geschichte des einzelnen Wesens oder des einen Volkes oder der Völkervereine, im Stande waren, die menschliche Natur in ihren bewußtlosen Tiefen bis zu ihren schwindelnden Höhen in ihren Thaten zu beleuchten und darzustellen, und durch ihre Nachweisung über den eigen- thümlichen Entwicklungsgang zur Erreichung der größten nationalen und sittlichen Höhe für alle Völker der Erde zu unsterblichen Lehrern zu werden. Vielleicht rückt einst die Zeit heran, in welcher gleichstarke Naturen, indem sie mit ihrem Scharfblick zugleich die natürliche wie die sittliche Welt umspannten, und aus der Totalität ihrer welthistorischen Begebenheiten, im Stande wären, von dem Verhältnisse Aller mit gleichuntrüglicher Sicherheit, wie jene hinauf so herab zu steigen, aus diesem allgemeinen Gegebenen den selbst zu setzenden, nothwendigen Entwicklungsgang jedes einzelnen Volks auf der bestimmten Erdstelle vorherzuweisen, welcher genommen werden müßte, um die Wohlfahrt zu erreichen, die jedem treuen Volke von dem ewig gerechten Schicksale zngetheilt ist. Um einem so vielfach nachgestrebten und wahrhaft großen Ziele, der höchsten Aufgabe der Staatsweisheit, das in seiner ganzen Größe nur in den Gesängen der Propheten mit dem begeisterten Blick in die Natur und in die Geschichten aus einer dunkeln Vorwelt zu uns herüberleuchtet, um einem solchen verlornen Ziele uns wieder anzunähern, kann eine der Vor- bereitnngen im Gebiete der Wissenschaften auch dieser Weg sein, welcher hier- mit seinen Resultaten vor Augen gelegt wird...... Ohne in das Endlose einer jeder einzelnen Erfahrung abzuirren, führt er nur fchrittweis von specieller zu specieller Erfahrung und wird so selbst zur Eurve, die das allgemeine Gesetz ausspricht, durch welches die Mannich- faltigkeit der Erfahrung oder des Materiellen beherrscht und für den höhern Zweck gehandhabt werden kann. Aber nicht nur das allgemeine Gesetz einer, sondern aller wesentlichen Formen, unter denen die Natur im Größten auf der Oberfläche des Erd- balls, wie im Kleinsten jeder einzelnen Stelle derselben erscheint, sollte Gegenstand der Untersuchung auf diesem Wege sein: denn nur aus dem Verein der allgemeinen Gesetze aller Grund- und Haupt-Typen der nnbe- lebten, wie der belebten Erdoberfläche kann die Harmonie der ganzen, vollen Welt der Erscheinungen aufgefaßt werden. Und wenn die Idee des ganzen Menschengeschlechtes durchaus ohne den Erdball gar nicht gedacht werden kann: so können auch der einzelne Mensch, ja das ganze von der Erde noch weit minder unabhängige Volk, wie der an die Landesnatur gefesselte Staat, ohne das Bewußtsein der rechten Stel- lnng zu ihr uie zum volleu Einklänge mit sich selber gelangen. Oder mit andern Worten, nur dieser Einklang zwischen Volk und Vaterland, zwischen Stellung des Staats zur Natur wie zum Menschen- leben, oder zur Physik und Politik hat eben von der einen Seite her in der Weltgeschichte das Blühen der Völker und Staaten bedingt und gefördert". ä. 1819 wurde Ritter Schlosser's Nachfolger als Professor der Ge- schichte am Gymnasium zu Frankfurt a. M. 1820 veröffentlichte er feine „Vorhalle europäischer Völkergeschichte vor Herodotus um den Kaukasus und an den Gestaden des Pontns", und noch in demselben Jahre erhielt er einen Mus als Professor der Geographie an die Universität und allgemeine Kriegsschule zu Berlin, wo seine Arbeiten die besondere Aufmerksamkeit

10. Der geographische Unterricht - S. 34

1879 - Grimma : Gensel
— 34 — Wir heben aus den Vorlesungen über „Allgemeine Erdkunde" folgenden Passus hervor: „ In Beziehung auf ihre vernunftbegabten Bewohner ist die Erde nicht nur der Boden, die Wiege, der Wohnort, fondern auch das Erziehungshaus, die große Erziehuugsanstalt des Menschengeschlechts. Dies geht für deu Forscher aus der Geschichte der Menschheit auf das entfchie- denste hervor. Für die Erde als Planet eröffnet sich außer dem Natur- dasein hierdurch aber eine weit höhere Bestimmung: ihr Einfluß auf die geistige Welt. Diese ethische, d. h. sittliche Bestimmung zeichnet den Erd- körper charakteristisch aus vor allen andern uns bekannten Körpern der söge- nannten uuorganisirten und der organischen Naturen. Nur der Mensch hat noch den Vorzug seiner ethischen (sittlichen) Bestimmung, die wir bei Thier und Pflanze vermissen oder doch nicht nachweisen können. Nur dem menschlichen Körper, der Menschengestalt, ist also noch derselbe analoge ethische Charakter mit der Erde gemeinsam. Aber jedesmal nur für ein Individuum und ein menschliches Lebensalter; der Erde aber, die immer Jahrtausende fortbesteht, dauert die ethische Bestimmung auch sür alle Judi- vidueu auf ihr und für alle Lebensalter der Völker fort — bis auch dereinst die Erde selbst das Ende ihres Daseins und ihr uns unbekanntes Ziel erreicht haben wird! Einer solchen höheren Bestimmung gemäß mußte die Erde von ihrem Entstehen und Werden an auch eingerichtet, also höher organisirt sein.--Die Erforschung der Verhältnisse diefer höheren Organisation, ihrer Gesetze und Erscheinungen, muß natürlich einen wesentlichen Theil unserer geographischen Wissenschaft ausmachen.--Wie jeder Mensch in seinen Lebensperioden die zeitlich verschiedenen Stusenalter der Weltge- schichte durchlaufen muß als Kind, Jüngling, Mann und Greis, so ist Jeder im Räumlichen und Leiblichen auch der Spiegel seiner Erdloealität. Der Bewohner des Nordens und Südens, des Orients und des Oecideuts, der Aelpler von seinem Berglande Tyrol's, der Bataver von seinem Tiefboden Hollands: jeder Mensch ist der Repräsentant seiner natürlichen Heimath, die ihn geboren und erzogen hat. In den Völkern spiegelt sich ihr Vaterland ab. Die örtlichen Einwirkungen der Landschaften auf die Charakteristik ihrer Bewohner, bis auf Gestalt und Körperbau, Schädelbildung, Farbe, Temperament, Sprache und geistige Entwickelung sind unverkennbar. Daher die unendliche Mannichsaltigkeit in den Erscheinungen, wie in den Bildungen und Charakteren, so auch in den Bestrebungen der Völker." ^) 3. Karl Ritter ist als derjenige anzusehen, welcher die oben ange- deuteten beiden Hauptfehler der früheren geographischen Methode beseitigte und somit der Schöpfer einer neuen geographischen Schule wurde. In allen seinen Schriften fncht er dem physischen Momente zu dem ihm gebührenden Rechte zu verhelfen, überall stellt er dasselbe als Basis alles erdkundlichen Unterrichtes hin, und stets weist er den organischen Zusammenhang und die innere Wechsel- beziehnng der verschiedenen geographischen Elemente der Erd- räume nach, iusbesoudre den Einfluß der Erde auf ihre Be- wohner, die Bedeutung uusres Planeten als eines großen Erziehungshauses für das Menschengeschlecht. a. Jedoch ist neben Ritter auch Alexander von Humbllldt (geb. 1769, f 1859) als Mitbegründer der neueren Erdkunde zu nennen. Er 1) Ritter, Allgemeine Erdkunde 12 —15.
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