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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 212

1908 - Altenburg : Bonde
212 ihre Dächer sind zerfallen, und der Wind streicht durch die Hallen; Wolken ziehen drüber hin. 2. Zwar die Ritter sind verschwunden, nimmer klingen Speer und Schild; doch dem Wandersmann erscheinen auf den altbemoosten Steinen oft Gestalten, zart und mild. 3. Droben winken holde Augen, freundlich lacht manch roter Mund. Wandrer schaut wohl in die Ferne, schaut in holder Augen Sterne, Herz ist heiter und gesund. 4. Und der Wandrer zieht von dannen; denn die Trennungsstunde ruft; und er singet Abschiedslieder, Lebewohl tönt ihm hernieder, Tücher wehen in der Luft. Kugker. 146. Der Jnselsberg. Ich will dich auf einen Berg führen im Thüringer Walde, der ist im ganzen Gebirge beinahe der höchste und gewiß der schönste. Als einst, so geht eine alte Mär, das Land und die Gebirge umher mit un- geheurem Wasser bedeckt waren, da sah die Spitze des Berges noch her- vor wie eine Insel aus dem Meere; daher soll der Berg den Namen Jnselsberg haben. Noch jetzt, wenn du auf dem Gipfel des Berges frühmorgens des Aufganges der Sonne harrst, kann dirs begegnen, daß du rings um dich ein weites Meer wogen siehst, nicht von Wasser, sondern von Nebel. Aber wenn die Sonne das Nebelmeer bezwungen und als Tau ausgegossen hat über die Täler, dann liegt glänzend und grünend eine weite, weite Gegend um dich ausgebreitet, darin kannst du mehr als 150 Dörfer, Städte und Schlösser erblicken. Da glänzt in der aufgehenden Sonne Schloß Friedenstein über der Stadt Gotha-und weiterhin die große Stadt Erfurt mit ihren Domtürmen, auf denen eben der Morgen eingeläutet wird. Da blickt ziemlich von Nordei: her ans den grünumlaubten Bergen heraus die

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 221

1908 - Altenburg : Bonde
221 Anfang Oktober und Ende November je nach der Traubenreife wechselnd, von dem Ortsvorstande in Gemeinschaft mit den größeren Besitzern auf einen bestimmten Tag festgesetzt. Zeigen sich die Traubenstiele trocken und verholzt, läßt die Traube sich leicht von der Rebe ablösen, sind die Kerne hart, die Beerenhülsen weich und durchsichtig geworden, so ist die Lesezeit gekommen. Durch die Schelle wird dann verkündigt, an welchem Tage die gemeinsame Lese beginnen kann. Bis gu diesem Augenblicke sind die Weinberge, mit Ausnahme großer Besitzungen, für jedermann, für die ganze Einwohnerschaft des Ortes geschlossen. Zäune und Hecken versperren die Zugänge, Eindringlinge werden durch die Winzerschützen eingebracht und mit Geldstrafen belegt. Die rebengeschmückten Berge des Mittelrheins mit ihren grünen, schlanken Trostesspendern, die der Hand des Winzers harren, liegen vor uns. Schon tönt uns der hundertstimmige Gesang der Winzerinnen und Winzer entgegen. Auf der ganzen Straße, die wir in der Richtung nach den Weinbergen berühren, herrscht reges Leben. Mostwagen und Winzer mit Kannen und Bütten ziehen hin und her. Wir treten in den Weinberg. Eine Gruppe fröhlicher Mädchen, Frauen und Kinder, die in der Lese rüstig Hand anlegen, empfängt uns. Ein Blick hinunter auf den herrlichen Strom mit seinen lachenden Ortschaften, ein Blick auf die frischen, heiteren Gesichter, und unsere Stimmung gibt der der Winzerinnen nichts nach. Vor uns, auf sanft anstrebendem Hügel, in fast peinlicher Ordnung und in gleichmäßiger Entfernung voneinander stehen die Weinstöcke, zum Teil haben sie das Saftgrün ihres Blätterschmuckes mit einem satten Gelb vertauscht. Über die Weingärten hinaus ragt der zinnen- geschmückte Bergfried eines mittelalterlichen Burgrestes. Eine der Winzerinnen kommt uns entgegen und reinigt uns mit Weinblättern die Stiefel, eine Sitte, die sich in den rheinischen Weinbergen jeder Eindringling gefallen lassen muß; eine klingende Gabe scheucht sie wieder hinweg, und fröhliches Gelächter aller Winzerinnen bekommen wir in den Kauf. Von dem Jubel der Neckeuden begleitet, wandern wir hin und her auf dem Berge, hier und da zwar in Gefahr, unsere Fußbekleidung im erweichten Boden zu verlieren, aber heiter angeregt durch die wechselnden Vorträge von Liedern, in denen der Rhein und das rheinische Leben anmutig besungen werden. Nach Sach. 156. Im Schwarzwalde. Das schöne, kräftige und genügsame Volk der Schwarzwälder findet in dem großen Waldreichtum des Gebirges seit lange seinen ergiebigsten Nahrungszweig. Mittelst der vielen Gebirgsbäche, welche der Rheinebene

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 222

1908 - Altenburg : Bonde
222 zurauschen, werden die riesenhohen Tannen zum Rheine befördert und auf diesem bis in die Niederlande geflößt, für welche der Schwarzwald seit Jahrhunderten ein unerschöpfliches Holzmagazin ist. Ehe man aber die Stämme der Kraft des Wassers überlassen kann, muß das Holz von den Höhen der Berge erst herabgeholt werden. Dies wird entweder durch Zugtiere oder durch Menschenhand mittelst Schlitten oder auf den sogenannten Riesen bewerkstelligt; das sind Rinnen, in welchen die ge- fällten Stämme und das Scheitholz pfeilschnell in das Tal und zu- weilen bis zum Flußwasser niederschießen. Außer den großen Mengen von Holz, die auf Flößen den Rhein hinabgehen, wird auch im Schwarzwalde selbst viel Holz verarbeitet. Beträchtliche Mengen hölzernen Gerätes sendet der Wald in die breis- gauischen, schwäbischen, ober- und niederrheinischen Wirtschaften und Haushaltungen. Das hackt und bohrt und klappert, wenn man durch den Wald fährt, daß man meint, in die Werkstätte unermüdlicher Zwerge gekommen zu sein. Auch Glashütten und Hammerschmieden trifft man in jedem Waldbezirke, besonders an den Ufern der Alb, Wutach und Haslach. Hier und da liegt in dunkler, schweigender Ein- samkeit eine Terpentinschwelerei oder eine Pechhütte, deren gerade aufsteigende Rauchsäule weithin ihre strengen Dünste verbreitet. Dort, wo der Bach hastig hinabjagt, lugt aus dem tiefen Grün die Hütte des Holzflößers. Das Haus des Wäldlers ist von Holz, mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt, mit vielen Fenstern versehen, doch ohne darum viel Licht zu haben, wegen des weit vorspringenden Daches. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen, und nicht selten steht eine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebete. Aber schon beginnt diese Einsamkeit zu schwinden. Eine kühne Eisenbahn schneidet bereits quer durch den Schwarzwald, und im engen Dreisamtal und durch den Höllenpaß keucht mühsam der mit einem Znhnrade versehene Dampf- wagen aufwärts. Unter der Gewerbtätigkeit des Schwarzwaldes verdient die Uhr- macherei besondere Erwähnung. Vor etwa zweihundert Jahren soll einmal ein Schwarzwälder Glashändler eine hölzerne Stnndenuhr ans der Fremde mit nach Hause gebracht haben. Alles staunte das kleine Kunstwerk an; zwei Männer aber, der eine ein Schreiner, der andere ein Bauer, meinten, daß sie dergleichen auch zu stände bringen könnten. Das gelang ihnen; ihr Beispiel fand Nachahmung, und bald nährte die neue Arbeit eine große Menge Menschen. Man wußte den Uhren des Schwarzwaldes durch glückliche Erfindungsgabe besondern Reiz zu

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 97

1908 - Altenburg : Bonde
97 Thüringer werden entweder erschlagen oder zu Gefangenen gemacht, während es der königlichen Familie gelingt zu entfliehen. In der Folge siel nun ganz Nordthüringen bis zur Unstrut her als Beute an die Sachsen; denn der treulose Frankenkönig wagte nach diesem Verlaufe der Dinge nicht, die Bundesgenossen um den be- dungenen Lohn zu betrügen. Der übrige Teil Thüringens kam unter die unmittelbare Herrschaft der Franken, die aber wegen andrer Kämpfe in ihrem weiten Reiche die Ostgrenze nicht genug beschirmen konnten, so daß die Slaven den ganzen Teil zwischen Elbe und Saale nach und nach in ihren Besitz brachten. Herminafried hielt sich am Königshofe des Siegers auf und soll von diesem in Zülpich hinterlistig von der Mauer gestoßen worden sein. Die Tochter seines Bruders, Radegundis, die schon in Thüringen sehr viel für Ausbreitung des Christentums getan hatte, wurde zur Ehe mit einem Frankenkönige gezwungen und wirkte als Königin so segensvoll, daß sie zu den Heiligen der katholischen Kirche gezählt wird. Amalaberga kehrte an den ostgotischen Königshof zurück. Viele der thüringischen Helden wurden landflüchtig, so daß die deutsche Sage sie an dem Zufluchtsorte so vieler Heimatlosen, am Hose Etzels, weilen läßt. Das wird im Nibelungenliede mit diesen Worten gemeldet: „Da kam von Dänemark der kühne Hawart und Jring der schnelle, vor Falschheit wohl bewahrt, Jrnfried von Thüringen, ein stattlicher Herr, sie empfingen Kriemhilde, wie es ihr gereichte zur Ehr." (Jrnfried ist Herminafried, Jring einer seiner Helden.) R. Dobenccker, nach Rothe. 86. Bonifatius bei den Hessen und Thüringern. Auf dem Waldwege, der vom Main nordwärts in das Hügelland der Franken und Thüringer führt, zogen an einem heißen Sommertage drei Reiter schweigend dahin. Der erste war der Führer, ein junger Mann von starken Gliedern; das lange Haar hing ihm wild um das Haupt, die blauen Augen spähten nach beiden Seiten des Weges in den Wald. Er trug eine verschossene Lederkappe, über der braunen Jacke eine große Tasche mit Reisevorrat, in der Hand den Wurfspeer, auf dem Rücken Bogen und Jagdköcher, an der Seite ein langes Weid- messer, am Sattel seines Rosses eine schwere Waldaxt. Hinter ihm ritt ein breitschulteriger Mann mit großem Haupt; die mächtige Stirn 8. Iv. R. ' 7

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 205

1908 - Altenburg : Bonde
205 Spielsachen verwandelt, die aus dem freundlichen Städtchen bis in die fernsten Teile der Erde gehen. In B r e i t e n b a ch wohnen die Finken- züchter, mancher hat über 100 Singvögel. Auch finden wir in dem Bereiche des Thüringer Waldes berühmte Glashütten, wie Lauscha, Stützerbach und Ilmenau; Porzellan- und Meerschaumfabriken von bewährten Namen in R u h l a, Ilmenau und an anderen Orten; ferner jene weitverbreitete Gewehrfabrikation in S u h l, S ch m a l k a l d e n, Zella und Mehlis; Messer- und Schlösserfabriken in S t e i n b a ch und zahlreiche Marmorschleifereien. Malerisch ist die Tracht der Gebirgsbewohner; eigentümlich der weite bunte Frauenmantel, die kunstvoll geknüpften seidenen Kopftücher, das schalkhafte Wesen. Auf dem Ruhlaer Schießen oder einem Jahr- märkte daselbst findet man alles beisammen, Tracht und Sprache, Lust und Sang des lebendigen Thüringer Gebirgsvolkes. Nach Verschiedenen. 143. Pfingsten im Thüringer Walde. Pfingsten ist für den Bewohner des Thüringer Waldes der Höhepunkt seiner Feste. Hie Bergnatur, die noch lange in Schnee gehüllt lag, während unten im Lande schon die Lerchen über jungem Saatengrün wirbelten, begeht um diese Zeit ihr eigentliches Auferstehungsfest, der Waldbewohner seine Früh- lingsfeier und nicht nur in lauter Lustbarkeit sondern auch durch manche sinnige Handlungsweise, Anklänge und Über- reste aus fernliegender Heidenzeit. Dahin gehört vor allen Dingen die liebliche Ausschmückung der Brunnen. Es ist dies ein noch echt heidnischer Zug, den Nymphen eine Huldigung darzubringen, welche das heilkräftige, frische, dem Schosse der Erde entspringende Quellwasser beschützen. Die Brunnen auszuschmücken bleibt ein Vorrecht der Jugend. Schon tagelang vorher haben die Schulkinder Vorbereitungen getroffen. Am Pfingstabende wird dann in aller Stille alles hergerichtet. Vier Lärchen oder Fichten werden im Vierecke um den Quellbrunnen aufgerichtet. Von einem Baume zum andern werden Ketten von buntem Papier, gefärbten hohlen Eiern oder auch nur von grünen Girlanden gezogen. Bunte Schleifen flattern von den Baumkronen; hie und da ziert auch wohl ein Bild, ein schlichter, gut gemeinter Vers den hübschen Aufputz. Wenn die Abendglocken das Fest einläuten, ist alles fertig. I he Kinder stehen mit leuchtenden Augen in Gruppen um die

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 213

1908 - Altenburg : Bonde
213 alte graue Wartburg zu dir herüber. Deu Schneekopf und Beerberg siehst du, die dem Juselsberge nach der einen Seite hin die Aussicht versperren, weil sie selbst noch ein wenig höher sind als er. Gegen Süden aber siehst du den Dolmar bei Meiningen und die seltsamen Gleichberge bei Römhild. Auch zum blauen Rhöngebirge reicht dein Blick, wo auf dem hohen Kreuzberge Mönche im einsamen Kloster wohnen. Und haft du scharfe Augen, so kannst du dort im Norden, in weiter Ferne, in der Goldenen Aue den Kyffhäuser-Berg erkennen, in dem, wie die Leute sagen, der mächtige Kaiser Rotbart über 700 Jahre lang am steinernen Tische saß und schlief. Noch weiter hin aber zeigt sich wie eine Wolke der hohe Brocken oder Blocksberg, auf dem, wie das Märchen erzählt, zu Walpurgis die Hexen ihren Tanz und Spuk halten. Kühner. 147. Die Wartburg. „Wart, Berg, du sollst mir eine Burg werden!" rief Graf Lud- wig, der Springer genannt, als er auf einem seiner Jagdzüge zu diesem in reizender Gegend gelegenen Berge kam. Und er hielt Wort; er baute die Wartburg von 1067 —1069. In jener Zeit herrschte in Thüringen eine schwere Hungersnot. Da öffnete Ludwig die großen Getreidevorräte, welche er in Sangerhausen aufgespeichert hatte. Aber wer Brot haben wollte, mußte kommen und am Baue der Wartburg helfen. Sie stieg schnell empor, obgleich die Steine teilweise weit her- geschafft werden mußten. Die Wartburg besteht aus zwei Hauptteilen, aus der Vorburg und der eigentlichen Hofburg. Die Vorburg enthält die Zugbrücke, den Torturm, das Ritterhaus und die überbauten Gänge. Im zweiten Stockwerk des Ritterhauses befindet sich das Luther- stübchen, jenes Zimmer, in welchem der große Reformator vom 4. Mai 1521 bis in den März 1522 als „Junker Jörg" eine Zufluchtsstätte fand und die Bibelübersetzung begann. Im Stübchen selbst befindet sich ein Tisch, an welchem Luther als Knabe im elterlichen Hause in Möhra gesessen hat. Über dem Tische hängt Luthers Bild, daneben hängen die Bilder seiner Eltern und unter Glas und Rahmen ein eigenhändiger Brief Luthers. An der Seite steht ein kleiner Bücher- fchrein mit Bibeln, links von diesem die Grubenlampe, die Luthers Vater, und rechts die Geldbüchse, welche Luther als Kurrendschüler ge- tragen haben soll. Etwas weiter rechts, wo die Bretterverkleidung am Dfen aufhört, ist die Stelle des berühmten Tintenfleckes, dann ein

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 218

1908 - Altenburg : Bonde
218 Von mächtiger Wirkung sind auch die andern Figuren des Denk- mals. In der Mitte des untern Sockels befindet sich eine Bronze- gruppe: der alte Vater Rhein überreicht der jugendlichen Mosel, der neuen Grenzwächterin, das Wachthorn. Zu beiden Seiten erheben sich zwei gewaltige Figuren: der Krieg, ein feuriger Jüngling, in die Kriegs- drommete schmetternd, und der Friede, eine Figur mit Palmenzweig und Füllhorn. Zwischen beiden ist auf dem zweiten Sockel das große Hauptrelief angebracht, das nach des Künstlers eigenen Worten die „Wacht am Rhein" in dem Augenblicke verkörpert, als sich die deutschen Krieger um ihren königlichen Führer scharen. In der Mitte sitzt der Kaiser hoch zu Roß; um ihn versammelt sind die Fürsten und Feld- herren, die ihm 1870 begeistert folgten. Es sind nahe an 200 Figuren, die meisten in Lebensgröße und porträtähnlich; auch das Antlitz unseres Fürsten finden wir aus der Menge der Gestalten heraus. In gleicher Höhe mit diesem vordern stehen die beiden großen Seitenreliefs, die in ergreifender Weise des „Kriegers Abschied" und der „Krieger Heimkehr" darstellen. Von der Vorderseite des Unterbaues strahlt die Inschrift herab: „Zum Andenken an die einmütige, siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und an die Wiederherstellung des Deutschen Reiches 1870-71." Herrlich ist das Stück deutscher Erde, über welches die Germania hütend und herrschend hinausschaut. Zwischen den von üppigsten Reben umkränzten Ufern breitet sich das mächtige Becken aus, in dem der ge- waltige Strom seine Wellen beruhigt sammelt, bevor er sich am Mäuse- turme vorbei in die engen Pforten des Schiefergebirges und durch die Strudel des Binger-Lochs drängt. Links unter uns liegt Rüdesheim mit seinen altersgrauen Burgen und Türmen. Am jenseitigen Ufer erblicken wir die freundliche Stadt Bingen, im Westen begrenzt von der Nahe, deren silbernes Band wir hinauf in die Pfalz verfolgen können: das bleibende Merkzeichen der Heerstraße, auf der wir aus- zogen, um den Angriff unsers übermütigen Feindes abzuschlagen, und auf der dann des neuen Reiches Herrscher an der Spitze seines sieg- gekrönten Heeres zurückkehrte. Drüben links auf halber Höhe des be- waldeten, tiefgrünen Bergzuges winkt Ingelheim, der Lieblingsaufenthalt Kaiser Karls des Großen, und aus blauer Ferne schauen der Donners- berg und der Odenwald, zwei Heiligtümer unserer Altvordern, zu dem neuen Nationalheiligtum unsers Geschlechts durch die klare Luft herüber. Nach dem „Deutschen Lesebuche".

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 220

1908 - Altenburg : Bonde
220 5. Das alles beut der prächtige Rhein an seinem Rebenstrand und spiegelt recht im hellsten Schein das ganze Vaterland, 6. Das fromme, treue Vaterland in seiner vollen Pracht, mit Lust und Liedern allerhand vom lieben Gott bedacht. Remlck. 155. Am Rhein. Dich grüß ich, du breiter, grüngoldiger Strom, euch Schlösser und Dörfer und Städte und Doin, ihr goldenen Saaten im schwellenden Tal, dich Rebengebirge im sonnigen Strahl, euch Wälder und Schluchten, dich Felsengestein: Wo ich bin, wo ich gehe, mein Herz ist am Rhein! Mit diesem Liede preist ein Sänger des rheinischen Landes seinen heimatlichen Strom, Deutschlands Schmuck und Stolz. Der Fremdling, der nach Deutschland kommt, um unser Vaterland kennen zu lernen, muß vor allem den Rhein von Mainz bis Bonn befahren, sonst hat er die köstlichste Perle des deutschen Landes nicht gesehen. Bald nach dem Einfluß des Mains beginnt die unvergleichliche Schönheit des Flusses, die ihn in der ganzen Welt berühmt gemacht hat. Freundliche Berge, grünumrankt von lustig sprossendem Weinlaub, fassen seine schimmernden Fluten ein. Von den ernsten Felsenkronen schauen malerisch schöne Trümmer alter Burgen in die Wellen zu ihren Füßen, und aus den Ruinen blühen alte, wunderbare Sagen auf. Da- zwischen ragen neue Schlösser und anmutige Landhäuser hervor. Blühende Städte und Dörfer, geschmückt mit vielen hohen, prächtigen Kirchen und anmutigen Kapellen, spiegeln sich in dem herrlichen Strom. Und an seinen Ufern da wohnt ein offenes und warmherziges Volk, voll Lust und Leben, voll Freude und munterer Regsamkeit. Wie fröhlich wandert es sich am sonnigen, grünen Rhein, wie wächst und gedeiht dort alles in der warmen, linden Luft! Reben und Rhein — sie gehören zusammen seit Jahrhunderten. Das Rheinland ist zum Weinland geworden, und aller Wohlstand des Landes, alle Behaglichkeit des Lebens und Verkehrs hängt im Rheinlande ab von dem günstigen Ausfall der Weinernte; daher beginnt im Spätherbste, der eigentlichen Erntezeit am Rhein, hier ein doppeltes Leben. Am ganzen Rheine wird der Beginn der Traubenlese, zwischen

9. Landeskunde von Thüringen - S. 2

1909 - Altenburg : Bonde
und Norden von der Saale, im Süden vom Main und im Westen von der Haslach und Loquitz eingeschlossen wird. Zu Thüringen gehört nur der nordwestliche Teil. b) Bodenbeschaffenheit und Bodenfruchtbarkeit: Der thüringische Frankenwald bildet eine breite Hochfläche, welche durch tiefe Täler in kleinere Platten zerschnitten wird. Die Ränder dieser Platten sind nach den Flüssen hin zumeist hoch und schroff; besonders steil und hoch sind die Talränder der Saale, welche den Wasser- spiegel des Flusses an einzelnen Stellen noch um 250 m überragen. (Vergl. das Bild auf Seite 1.) Aus ihrem Rücken tragen die Platten einzelne Gipfel, die weithin sichtbar sind. Die höchsten derselben sind der Döbra (800 in), der Kulm bei Lobenstein (720 in) und der Wetzstein bei Lehesten (815 in). Das ganze Gebirge baut sich aus harten Schiefersteinen auf, welche nur langsam verwittern. Der Frankenwald ist daher meist nur mit einer flachgründigen Ackerkrume Schieferbrüche bei Lehesten. bedeckt. Diese ist zwar fruchtbar, eignet sich aber nicht überall für den Ackerbau. In- folge der hohen Lage ist das Klima ziemlich rauh und der Anbau von Getreide wenig lohnend. Nur in den geschützten Anfangsmulden der Täler ist ein ergiebiger Ackerbau möglich. Deshalb ist auch der Frankenwald zum größten Teile mit dichten Wäldern bedeckt, die zumeist aus Fichten und Edeltannen bestehen. Besonders sind die höher ge- legenen Teile des Gebirges mit ausgedehnten Nadelwaldungen bestanden. Auf den Höhen wie in den Talgründen finden sich auch ausgedehnte Wiesen mit saftigen Gräsern und Kräutern, die der Viehzucht sehr förderlich sind. o) Schiefergewinnung und Schieferverarbeitung. Der Franken- wald besteht zum größten Teile aus dunkelfarbigen Schiefersteinen, die mächtige Felsen bilden. Deshalb ist der Frankenwald die Heimat unserer Schiefertafeln und Schieferstifte geworden. In zahlreichen Schieferbrüchen — in der Umgegend von Lehesten gibt es allein gegen 25 Schieferwerke — werden die Schiefersteine gebrochen und dann zu Tafeln und Stiften verarbeitet. Ebenso fertigt man Dachschiefer und Wetzsteine aus den

10. Landeskunde von Thüringen - S. 4

1909 - Altenburg : Bonde
4 heiten auszeichnen. Wegen ihrer landschaftlichen Reize wird das obere Saaltal mit seinen Nebentälern auch als thüringische Schweiz bezeichnet. Die Bäche der steileren Südwest-Abdachung sammeln sich in der Rodach, welche zum Main strömt. Die starken Wasserkräfte der zahlreichen Gewässer des Frankenwaldes können in mannig- facher Weise verwertet werden. Deshalb sind an den Ufern der Bäche und Flüsse auch mancherlei Werkstätten entstanden. In zahlreichen Sägemühlen werden die Baum- stämme zu Brettern und Latten zerschnitten, während in großen Holzschleifereien der Holzstoff gewonnen wird, aus dem Papier und Pappe bereitet werden. Die Gebirgs- bäche werden auch zur Flößerei benutzt. Auf ihrem Rücken tragen sie im Frühling zur Zeit der Schneeschmelze die Baumstämme hinab zur Saale und zum Main, wo diese zu großen Flößen zusammengefügt werden. o) Erwerbs- und Siedelungsverhältnisse. Der Stein-, Holz- und Wasserreichtum des Frankenwaldes hat fast überall eine lebhafte Gewerbtätigkeit hervor- gerusen. Neben der Holz- und Schieferindustrie hat sich auch die Leder-, Zigarren- und Webindustrie entwickelt. Infolgedessen ist das Gebirge auch dicht besiedelt. Zahlreiche Dörfer und viele Städtchen beleben die vielverzweigten Talgründe und die Mulden des Gebirges, während sich aus dem Kamme viele Einzelgehöfte finden. Die Bewohner der Waldorte sind zumeist Wald- und Schieferarbeiter, Flößer oder Weber. Der Verdienst der Waldbewohner ist zumeist kein großer; daher leben sie auch meist in ärmlichen Ver- hältnissen und ärmlich sind darum auch die Walddörfer. Große Orte hat der Franken- wald nicht aufzuweisen, keine der Frankenwaldstüdte zählt mehr als 5000 Einwohner. Die bedeutsamsten Frankenwaldstüdte sind Loben st ein, Lehe st en und Ludwig- stadt. Lobenstein ist besonders berühmt geworden durch seine Heilquelle (Eisenwasser); eine solche besitzt auch S t e b e n. Wiederholungsfragen: Wie kommt es, daß die Flußtäler des Frankenwaldes so tief und steilwandig sind? Welche Bedeutung haben die Flußtäler für das Gebirge? Woher rührt der Wasserreichtum des Frankenwaldes? Warum hat sich im Frankenwald eine lebhafte Gewerbetätigkeit entwickelt? Wie kommt es, daß der Frankenwald so dicht besiedelt ist? Warum sind die meisten Fabriken in den Tälern angelegt worden? Warum ist der Frankenwald die Heimat unserer Schiefertafeln geworden? 3. Der Thüringerwald a) Lage und Ausdehnung. Der Thüringerwald lehnt sich im Nordwesten an den Frankenwald an, verläuft als langgezogener Rücken von den Quellen der Loquitz und Haslach in nordwestlicher Richtung und endet in dem Winkel, den Werra und Hörsel miteinander bilden. Seine Länge beträgt ungefähr 130 km (ungefähr 35 Stunden). b) Glieder des Thüringerwaldes. Das Meininger und Schwarzburger Oberland. Der s ü d ö st l i ch e Teil des Thüringerwaldes umfaßt das Meininger und Schwarz- burger Oberland. Dieser Teil des Gebirgszuges reicht von den Talgründen der Haslach und Loquitz bis zu den Tälern der W o h l r o s e und Schleuse, die an dem tiefen Sattel von Neustadt am Rennsteig beginnen und sich nord- und südwärts ziehen. Nach Norden hin bilden Rinne und I l m die Grenze, während nach Süden hin das Gebirge allmählich in die Schalkauer Platte übergeht. Ter südöstliche Thüringerwald gleicht hinsichtlich seines Gesteinsbaues und seiner Oberslächengestalt ganz und gar dem benachbarten Frankenwald. Wie dieser baut auch er sich aus hartem Schieferstein auf. Daneben finden sich aber auch Granit, Grün-
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