212
ihre Dächer sind zerfallen,
und der Wind streicht durch die Hallen;
Wolken ziehen drüber hin.
2. Zwar die Ritter sind verschwunden,
nimmer klingen Speer und Schild;
doch dem Wandersmann erscheinen
auf den altbemoosten Steinen
oft Gestalten, zart und mild.
3. Droben winken holde Augen,
freundlich lacht manch roter Mund.
Wandrer schaut wohl in die Ferne,
schaut in holder Augen Sterne,
Herz ist heiter und gesund.
4. Und der Wandrer zieht von dannen;
denn die Trennungsstunde ruft;
und er singet Abschiedslieder,
Lebewohl tönt ihm hernieder,
Tücher wehen in der Luft. Kugker.
146. Der Jnselsberg.
Ich will dich auf einen Berg führen im Thüringer Walde, der
ist im ganzen Gebirge beinahe der höchste und gewiß der schönste. Als
einst, so geht eine alte Mär, das Land und die Gebirge umher mit un-
geheurem Wasser bedeckt waren, da sah die Spitze des Berges noch her-
vor wie eine Insel aus dem Meere; daher soll der Berg den Namen
Jnselsberg haben. Noch jetzt, wenn du auf dem Gipfel des Berges
frühmorgens des Aufganges der Sonne harrst, kann dirs begegnen,
daß du rings um dich ein weites Meer wogen siehst, nicht von Wasser,
sondern von Nebel. Aber wenn die Sonne das Nebelmeer bezwungen
und als Tau ausgegossen hat über die Täler, dann liegt glänzend und
grünend eine weite, weite Gegend um dich ausgebreitet, darin kannst du
mehr als 150 Dörfer, Städte und Schlösser erblicken.
Da glänzt in der aufgehenden Sonne Schloß Friedenstein über
der Stadt Gotha-und weiterhin die große Stadt Erfurt mit ihren
Domtürmen, auf denen eben der Morgen eingeläutet wird. Da blickt
ziemlich von Nordei: her ans den grünumlaubten Bergen heraus die
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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221
Anfang Oktober und Ende November je nach der Traubenreife wechselnd,
von dem Ortsvorstande in Gemeinschaft mit den größeren Besitzern auf
einen bestimmten Tag festgesetzt. Zeigen sich die Traubenstiele trocken
und verholzt, läßt die Traube sich leicht von der Rebe ablösen, sind die
Kerne hart, die Beerenhülsen weich und durchsichtig geworden, so ist
die Lesezeit gekommen. Durch die Schelle wird dann verkündigt, an
welchem Tage die gemeinsame Lese beginnen kann. Bis gu diesem
Augenblicke sind die Weinberge, mit Ausnahme großer Besitzungen, für
jedermann, für die ganze Einwohnerschaft des Ortes geschlossen. Zäune
und Hecken versperren die Zugänge, Eindringlinge werden durch die
Winzerschützen eingebracht und mit Geldstrafen belegt.
Die rebengeschmückten Berge des Mittelrheins mit ihren grünen,
schlanken Trostesspendern, die der Hand des Winzers harren, liegen vor
uns. Schon tönt uns der hundertstimmige Gesang der Winzerinnen
und Winzer entgegen. Auf der ganzen Straße, die wir in der Richtung
nach den Weinbergen berühren, herrscht reges Leben. Mostwagen und
Winzer mit Kannen und Bütten ziehen hin und her. Wir treten in den
Weinberg. Eine Gruppe fröhlicher Mädchen, Frauen und Kinder, die in der
Lese rüstig Hand anlegen, empfängt uns. Ein Blick hinunter auf den herrlichen
Strom mit seinen lachenden Ortschaften, ein Blick auf die frischen, heiteren
Gesichter, und unsere Stimmung gibt der der Winzerinnen nichts nach.
Vor uns, auf sanft anstrebendem Hügel, in fast peinlicher Ordnung
und in gleichmäßiger Entfernung voneinander stehen die Weinstöcke,
zum Teil haben sie das Saftgrün ihres Blätterschmuckes mit einem
satten Gelb vertauscht. Über die Weingärten hinaus ragt der zinnen-
geschmückte Bergfried eines mittelalterlichen Burgrestes. Eine der
Winzerinnen kommt uns entgegen und reinigt uns mit Weinblättern
die Stiefel, eine Sitte, die sich in den rheinischen Weinbergen jeder
Eindringling gefallen lassen muß; eine klingende Gabe scheucht sie
wieder hinweg, und fröhliches Gelächter aller Winzerinnen bekommen
wir in den Kauf. Von dem Jubel der Neckeuden begleitet, wandern
wir hin und her auf dem Berge, hier und da zwar in Gefahr, unsere
Fußbekleidung im erweichten Boden zu verlieren, aber heiter angeregt
durch die wechselnden Vorträge von Liedern, in denen der Rhein und
das rheinische Leben anmutig besungen werden. Nach Sach.
156. Im Schwarzwalde.
Das schöne, kräftige und genügsame Volk der Schwarzwälder findet
in dem großen Waldreichtum des Gebirges seit lange seinen ergiebigsten
Nahrungszweig. Mittelst der vielen Gebirgsbäche, welche der Rheinebene
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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222
zurauschen, werden die riesenhohen Tannen zum Rheine befördert und
auf diesem bis in die Niederlande geflößt, für welche der Schwarzwald
seit Jahrhunderten ein unerschöpfliches Holzmagazin ist. Ehe man aber
die Stämme der Kraft des Wassers überlassen kann, muß das Holz von
den Höhen der Berge erst herabgeholt werden. Dies wird entweder
durch Zugtiere oder durch Menschenhand mittelst Schlitten oder auf den
sogenannten Riesen bewerkstelligt; das sind Rinnen, in welchen die ge-
fällten Stämme und das Scheitholz pfeilschnell in das Tal und zu-
weilen bis zum Flußwasser niederschießen.
Außer den großen Mengen von Holz, die auf Flößen den Rhein
hinabgehen, wird auch im Schwarzwalde selbst viel Holz verarbeitet.
Beträchtliche Mengen hölzernen Gerätes sendet der Wald in die breis-
gauischen, schwäbischen, ober- und niederrheinischen Wirtschaften und
Haushaltungen. Das hackt und bohrt und klappert, wenn man durch
den Wald fährt, daß man meint, in die Werkstätte unermüdlicher Zwerge
gekommen zu sein. Auch Glashütten und Hammerschmieden
trifft man in jedem Waldbezirke, besonders an den Ufern der Alb,
Wutach und Haslach. Hier und da liegt in dunkler, schweigender Ein-
samkeit eine Terpentinschwelerei oder eine Pechhütte, deren
gerade aufsteigende Rauchsäule weithin ihre strengen Dünste verbreitet.
Dort, wo der Bach hastig hinabjagt, lugt aus dem tiefen Grün die
Hütte des Holzflößers. Das Haus des Wäldlers ist von Holz, mit
Stroh oder Schindeln gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz
getäfelt, mit vielen Fenstern versehen, doch ohne darum viel Licht zu
haben, wegen des weit vorspringenden Daches. Keine Hütte ist ohne
plätschernden Brunnen, und nicht selten steht eine Kapelle daneben mit
einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebete. Aber schon beginnt
diese Einsamkeit zu schwinden. Eine kühne Eisenbahn schneidet bereits
quer durch den Schwarzwald, und im engen Dreisamtal und durch
den Höllenpaß keucht mühsam der mit einem Znhnrade versehene Dampf-
wagen aufwärts.
Unter der Gewerbtätigkeit des Schwarzwaldes verdient die Uhr-
macherei besondere Erwähnung. Vor etwa zweihundert Jahren soll
einmal ein Schwarzwälder Glashändler eine hölzerne Stnndenuhr ans
der Fremde mit nach Hause gebracht haben. Alles staunte das kleine
Kunstwerk an; zwei Männer aber, der eine ein Schreiner, der andere
ein Bauer, meinten, daß sie dergleichen auch zu stände bringen könnten.
Das gelang ihnen; ihr Beispiel fand Nachahmung, und bald nährte die
neue Arbeit eine große Menge Menschen. Man wußte den Uhren des
Schwarzwaldes durch glückliche Erfindungsgabe besondern Reiz zu
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97
Thüringer werden entweder erschlagen oder zu Gefangenen gemacht,
während es der königlichen Familie gelingt zu entfliehen.
In der Folge siel nun ganz Nordthüringen bis zur Unstrut her
als Beute an die Sachsen; denn der treulose Frankenkönig wagte nach
diesem Verlaufe der Dinge nicht, die Bundesgenossen um den be-
dungenen Lohn zu betrügen. Der übrige Teil Thüringens kam unter
die unmittelbare Herrschaft der Franken, die aber wegen andrer Kämpfe
in ihrem weiten Reiche die Ostgrenze nicht genug beschirmen konnten,
so daß die Slaven den ganzen Teil zwischen Elbe und Saale nach und
nach in ihren Besitz brachten.
Herminafried hielt sich am Königshofe des Siegers auf und soll
von diesem in Zülpich hinterlistig von der Mauer gestoßen worden
sein. Die Tochter seines Bruders, Radegundis, die schon in Thüringen
sehr viel für Ausbreitung des Christentums getan hatte, wurde zur
Ehe mit einem Frankenkönige gezwungen und wirkte als Königin so
segensvoll, daß sie zu den Heiligen der katholischen Kirche gezählt wird.
Amalaberga kehrte an den ostgotischen Königshof zurück.
Viele der thüringischen Helden wurden landflüchtig, so daß die
deutsche Sage sie an dem Zufluchtsorte so vieler Heimatlosen, am Hose
Etzels, weilen läßt.
Das wird im Nibelungenliede mit diesen Worten gemeldet:
„Da kam von Dänemark der kühne Hawart
und Jring der schnelle, vor Falschheit wohl bewahrt,
Jrnfried von Thüringen, ein stattlicher Herr,
sie empfingen Kriemhilde, wie es ihr gereichte zur Ehr."
(Jrnfried ist Herminafried, Jring einer seiner Helden.)
R. Dobenccker, nach Rothe.
86. Bonifatius bei den Hessen und Thüringern.
Auf dem Waldwege, der vom Main nordwärts in das Hügelland
der Franken und Thüringer führt, zogen an einem heißen Sommertage
drei Reiter schweigend dahin. Der erste war der Führer, ein junger
Mann von starken Gliedern; das lange Haar hing ihm wild um das
Haupt, die blauen Augen spähten nach beiden Seiten des Weges in
den Wald. Er trug eine verschossene Lederkappe, über der braunen Jacke
eine große Tasche mit Reisevorrat, in der Hand den Wurfspeer, auf
dem Rücken Bogen und Jagdköcher, an der Seite ein langes Weid-
messer, am Sattel seines Rosses eine schwere Waldaxt. Hinter ihm
ritt ein breitschulteriger Mann mit großem Haupt; die mächtige Stirn
8. Iv. R. ' 7
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Amalaberga Rothe Bonifatius
Extrahierte Ortsnamen: Nordthüringen Sachsen Nibelungenliede Hessen Main
205
Spielsachen verwandelt, die aus dem freundlichen Städtchen bis in die
fernsten Teile der Erde gehen. In B r e i t e n b a ch wohnen die Finken-
züchter, mancher hat über 100 Singvögel. Auch finden wir in dem
Bereiche des Thüringer Waldes berühmte Glashütten, wie Lauscha,
Stützerbach und Ilmenau; Porzellan- und Meerschaumfabriken
von bewährten Namen in R u h l a, Ilmenau und an anderen Orten;
ferner jene weitverbreitete Gewehrfabrikation in S u h l, S ch m a l k a l d e n,
Zella und Mehlis; Messer- und Schlösserfabriken in S t e i n b a ch
und zahlreiche Marmorschleifereien.
Malerisch ist die Tracht der Gebirgsbewohner; eigentümlich der
weite bunte Frauenmantel, die kunstvoll geknüpften seidenen Kopftücher,
das schalkhafte Wesen. Auf dem Ruhlaer Schießen oder einem Jahr-
märkte daselbst findet man alles beisammen, Tracht und Sprache, Lust
und Sang des lebendigen Thüringer Gebirgsvolkes.
Nach Verschiedenen.
143. Pfingsten im Thüringer Walde.
Pfingsten ist für den Bewohner des Thüringer Waldes der
Höhepunkt seiner Feste. Hie Bergnatur, die noch lange in
Schnee gehüllt lag, während unten im Lande schon die Lerchen
über jungem Saatengrün wirbelten, begeht um diese Zeit ihr
eigentliches Auferstehungsfest, der Waldbewohner seine Früh-
lingsfeier und nicht nur in lauter Lustbarkeit sondern auch
durch manche sinnige Handlungsweise, Anklänge und Über-
reste aus fernliegender Heidenzeit. Dahin gehört vor allen
Dingen die liebliche Ausschmückung der Brunnen. Es ist dies
ein noch echt heidnischer Zug, den Nymphen eine Huldigung
darzubringen, welche das heilkräftige, frische, dem Schosse der
Erde entspringende Quellwasser beschützen.
Die Brunnen auszuschmücken bleibt ein Vorrecht der Jugend.
Schon tagelang vorher haben die Schulkinder Vorbereitungen
getroffen. Am Pfingstabende wird dann in aller Stille alles
hergerichtet. Vier Lärchen oder Fichten werden im Vierecke
um den Quellbrunnen aufgerichtet. Von einem Baume zum
andern werden Ketten von buntem Papier, gefärbten hohlen Eiern
oder auch nur von grünen Girlanden gezogen. Bunte Schleifen
flattern von den Baumkronen; hie und da ziert auch wohl ein
Bild, ein schlichter, gut gemeinter Vers den hübschen Aufputz.
Wenn die Abendglocken das Fest einläuten, ist alles fertig.
I he Kinder stehen mit leuchtenden Augen in Gruppen um die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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213
alte graue Wartburg zu dir herüber. Deu Schneekopf und Beerberg
siehst du, die dem Juselsberge nach der einen Seite hin die Aussicht
versperren, weil sie selbst noch ein wenig höher sind als er. Gegen
Süden aber siehst du den Dolmar bei Meiningen und die seltsamen
Gleichberge bei Römhild. Auch zum blauen Rhöngebirge reicht dein
Blick, wo auf dem hohen Kreuzberge Mönche im einsamen Kloster
wohnen. Und haft du scharfe Augen, so kannst du dort im Norden,
in weiter Ferne, in der Goldenen Aue den Kyffhäuser-Berg erkennen,
in dem, wie die Leute sagen, der mächtige Kaiser Rotbart über 700 Jahre
lang am steinernen Tische saß und schlief. Noch weiter hin aber zeigt
sich wie eine Wolke der hohe Brocken oder Blocksberg, auf dem, wie
das Märchen erzählt, zu Walpurgis die Hexen ihren Tanz und Spuk
halten. Kühner.
147. Die Wartburg.
„Wart, Berg, du sollst mir eine Burg werden!" rief Graf Lud-
wig, der Springer genannt, als er auf einem seiner Jagdzüge zu diesem
in reizender Gegend gelegenen Berge kam. Und er hielt Wort; er
baute die Wartburg von 1067 —1069. In jener Zeit herrschte in
Thüringen eine schwere Hungersnot. Da öffnete Ludwig die großen
Getreidevorräte, welche er in Sangerhausen aufgespeichert hatte. Aber
wer Brot haben wollte, mußte kommen und am Baue der Wartburg
helfen. Sie stieg schnell empor, obgleich die Steine teilweise weit her-
geschafft werden mußten.
Die Wartburg besteht aus zwei Hauptteilen, aus der Vorburg
und der eigentlichen Hofburg. Die Vorburg enthält die Zugbrücke,
den Torturm, das Ritterhaus und die überbauten Gänge.
Im zweiten Stockwerk des Ritterhauses befindet sich das Luther-
stübchen, jenes Zimmer, in welchem der große Reformator vom 4. Mai
1521 bis in den März 1522 als „Junker Jörg" eine Zufluchtsstätte
fand und die Bibelübersetzung begann. Im Stübchen selbst befindet
sich ein Tisch, an welchem Luther als Knabe im elterlichen Hause in
Möhra gesessen hat. Über dem Tische hängt Luthers Bild, daneben
hängen die Bilder seiner Eltern und unter Glas und Rahmen ein
eigenhändiger Brief Luthers. An der Seite steht ein kleiner Bücher-
fchrein mit Bibeln, links von diesem die Grubenlampe, die Luthers
Vater, und rechts die Geldbüchse, welche Luther als Kurrendschüler ge-
tragen haben soll. Etwas weiter rechts, wo die Bretterverkleidung am
Dfen aufhört, ist die Stelle des berühmten Tintenfleckes, dann ein
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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218
Von mächtiger Wirkung sind auch die andern Figuren des Denk-
mals. In der Mitte des untern Sockels befindet sich eine Bronze-
gruppe: der alte Vater Rhein überreicht der jugendlichen Mosel, der
neuen Grenzwächterin, das Wachthorn. Zu beiden Seiten erheben sich
zwei gewaltige Figuren: der Krieg, ein feuriger Jüngling, in die Kriegs-
drommete schmetternd, und der Friede, eine Figur mit Palmenzweig
und Füllhorn. Zwischen beiden ist auf dem zweiten Sockel das große
Hauptrelief angebracht, das nach des Künstlers eigenen Worten die
„Wacht am Rhein" in dem Augenblicke verkörpert, als sich die deutschen
Krieger um ihren königlichen Führer scharen. In der Mitte sitzt der
Kaiser hoch zu Roß; um ihn versammelt sind die Fürsten und Feld-
herren, die ihm 1870 begeistert folgten. Es sind nahe an 200 Figuren,
die meisten in Lebensgröße und porträtähnlich; auch das Antlitz unseres
Fürsten finden wir aus der Menge der Gestalten heraus. In gleicher
Höhe mit diesem vordern stehen die beiden großen Seitenreliefs,
die in ergreifender Weise des „Kriegers Abschied" und der „Krieger
Heimkehr" darstellen. Von der Vorderseite des Unterbaues strahlt die
Inschrift herab: „Zum Andenken an die einmütige, siegreiche Erhebung
des deutschen Volkes und an die Wiederherstellung des Deutschen
Reiches 1870-71."
Herrlich ist das Stück deutscher Erde, über welches die Germania
hütend und herrschend hinausschaut. Zwischen den von üppigsten Reben
umkränzten Ufern breitet sich das mächtige Becken aus, in dem der ge-
waltige Strom seine Wellen beruhigt sammelt, bevor er sich am Mäuse-
turme vorbei in die engen Pforten des Schiefergebirges und durch die
Strudel des Binger-Lochs drängt. Links unter uns liegt Rüdesheim
mit seinen altersgrauen Burgen und Türmen. Am jenseitigen Ufer
erblicken wir die freundliche Stadt Bingen, im Westen begrenzt von
der Nahe, deren silbernes Band wir hinauf in die Pfalz verfolgen
können: das bleibende Merkzeichen der Heerstraße, auf der wir aus-
zogen, um den Angriff unsers übermütigen Feindes abzuschlagen, und
auf der dann des neuen Reiches Herrscher an der Spitze seines sieg-
gekrönten Heeres zurückkehrte. Drüben links auf halber Höhe des be-
waldeten, tiefgrünen Bergzuges winkt Ingelheim, der Lieblingsaufenthalt
Kaiser Karls des Großen, und aus blauer Ferne schauen der Donners-
berg und der Odenwald, zwei Heiligtümer unserer Altvordern, zu dem
neuen Nationalheiligtum unsers Geschlechts durch die klare Luft
herüber. Nach dem „Deutschen Lesebuche".
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220
5. Das alles beut der prächtige Rhein
an seinem Rebenstrand
und spiegelt recht im hellsten Schein
das ganze Vaterland,
6. Das fromme, treue Vaterland
in seiner vollen Pracht,
mit Lust und Liedern allerhand
vom lieben Gott bedacht. Remlck.
155. Am Rhein.
Dich grüß ich, du breiter, grüngoldiger Strom,
euch Schlösser und Dörfer und Städte und Doin,
ihr goldenen Saaten im schwellenden Tal,
dich Rebengebirge im sonnigen Strahl,
euch Wälder und Schluchten, dich Felsengestein:
Wo ich bin, wo ich gehe, mein Herz ist am Rhein!
Mit diesem Liede preist ein Sänger des rheinischen Landes seinen
heimatlichen Strom, Deutschlands Schmuck und Stolz. Der Fremdling,
der nach Deutschland kommt, um unser Vaterland kennen zu lernen, muß
vor allem den Rhein von Mainz bis Bonn befahren, sonst hat er die
köstlichste Perle des deutschen Landes nicht gesehen.
Bald nach dem Einfluß des Mains beginnt die unvergleichliche
Schönheit des Flusses, die ihn in der ganzen Welt berühmt gemacht
hat. Freundliche Berge, grünumrankt von lustig sprossendem Weinlaub,
fassen seine schimmernden Fluten ein. Von den ernsten Felsenkronen
schauen malerisch schöne Trümmer alter Burgen in die Wellen zu ihren
Füßen, und aus den Ruinen blühen alte, wunderbare Sagen auf. Da-
zwischen ragen neue Schlösser und anmutige Landhäuser hervor.
Blühende Städte und Dörfer, geschmückt mit vielen hohen, prächtigen
Kirchen und anmutigen Kapellen, spiegeln sich in dem herrlichen Strom.
Und an seinen Ufern da wohnt ein offenes und warmherziges Volk,
voll Lust und Leben, voll Freude und munterer Regsamkeit. Wie
fröhlich wandert es sich am sonnigen, grünen Rhein, wie wächst und
gedeiht dort alles in der warmen, linden Luft!
Reben und Rhein — sie gehören zusammen seit Jahrhunderten.
Das Rheinland ist zum Weinland geworden, und aller Wohlstand
des Landes, alle Behaglichkeit des Lebens und Verkehrs hängt im
Rheinlande ab von dem günstigen Ausfall der Weinernte; daher beginnt
im Spätherbste, der eigentlichen Erntezeit am Rhein, hier ein doppeltes Leben.
Am ganzen Rheine wird der Beginn der Traubenlese, zwischen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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und Norden von der Saale, im Süden vom Main und im Westen von der Haslach
und Loquitz eingeschlossen wird. Zu Thüringen gehört nur der nordwestliche Teil.
b) Bodenbeschaffenheit und Bodenfruchtbarkeit: Der thüringische
Frankenwald bildet eine breite Hochfläche, welche durch tiefe Täler in kleinere Platten
zerschnitten wird. Die Ränder dieser Platten sind nach den Flüssen hin zumeist hoch
und schroff; besonders steil und hoch sind die Talränder der Saale, welche den Wasser-
spiegel des Flusses an einzelnen Stellen noch um 250 m überragen. (Vergl. das Bild
auf Seite 1.) Aus ihrem Rücken tragen die Platten einzelne Gipfel, die weithin sichtbar
sind. Die höchsten derselben sind der Döbra (800 in), der Kulm bei Lobenstein
(720 in) und der Wetzstein bei Lehesten (815 in).
Das ganze Gebirge baut sich aus harten Schiefersteinen auf, welche nur langsam
verwittern. Der Frankenwald ist daher meist nur mit einer flachgründigen Ackerkrume
Schieferbrüche bei Lehesten.
bedeckt. Diese ist zwar fruchtbar, eignet sich aber nicht überall für den Ackerbau. In-
folge der hohen Lage ist das Klima ziemlich rauh und der Anbau von Getreide wenig
lohnend. Nur in den geschützten Anfangsmulden der Täler ist ein ergiebiger Ackerbau
möglich. Deshalb ist auch der Frankenwald zum größten Teile mit dichten Wäldern
bedeckt, die zumeist aus Fichten und Edeltannen bestehen. Besonders sind die höher ge-
legenen Teile des Gebirges mit ausgedehnten Nadelwaldungen bestanden. Auf den Höhen
wie in den Talgründen finden sich auch ausgedehnte Wiesen mit saftigen Gräsern und
Kräutern, die der Viehzucht sehr förderlich sind.
o) Schiefergewinnung und Schieferverarbeitung. Der Franken-
wald besteht zum größten Teile aus dunkelfarbigen Schiefersteinen, die mächtige Felsen
bilden. Deshalb ist der Frankenwald die Heimat unserer Schiefertafeln und Schieferstifte
geworden. In zahlreichen Schieferbrüchen — in der Umgegend von Lehesten gibt es
allein gegen 25 Schieferwerke — werden die Schiefersteine gebrochen und dann zu
Tafeln und Stiften verarbeitet. Ebenso fertigt man Dachschiefer und Wetzsteine aus den
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
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Extrahierte Ortsnamen: Main Haslach Frankenwald Kulm Lobenstein Frankenwald Frankenwald Frankenwald
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heiten auszeichnen. Wegen ihrer landschaftlichen Reize wird das obere Saaltal mit seinen
Nebentälern auch als thüringische Schweiz bezeichnet. Die Bäche der steileren
Südwest-Abdachung sammeln sich in der Rodach, welche zum Main strömt. Die
starken Wasserkräfte der zahlreichen Gewässer des Frankenwaldes können in mannig-
facher Weise verwertet werden. Deshalb sind an den Ufern der Bäche und Flüsse auch
mancherlei Werkstätten entstanden. In zahlreichen Sägemühlen werden die Baum-
stämme zu Brettern und Latten zerschnitten, während in großen Holzschleifereien
der Holzstoff gewonnen wird, aus dem Papier und Pappe bereitet werden. Die Gebirgs-
bäche werden auch zur Flößerei benutzt. Auf ihrem Rücken tragen sie im Frühling
zur Zeit der Schneeschmelze die Baumstämme hinab zur Saale und zum Main, wo
diese zu großen Flößen zusammengefügt werden.
o) Erwerbs- und Siedelungsverhältnisse. Der Stein-, Holz- und
Wasserreichtum des Frankenwaldes hat fast überall eine lebhafte Gewerbtätigkeit hervor-
gerusen. Neben der Holz- und Schieferindustrie hat sich auch die Leder-, Zigarren- und
Webindustrie entwickelt. Infolgedessen ist das Gebirge auch dicht besiedelt. Zahlreiche
Dörfer und viele Städtchen beleben die vielverzweigten Talgründe und die Mulden des
Gebirges, während sich aus dem Kamme viele Einzelgehöfte finden. Die Bewohner der
Waldorte sind zumeist Wald- und Schieferarbeiter, Flößer oder Weber. Der Verdienst
der Waldbewohner ist zumeist kein großer; daher leben sie auch meist in ärmlichen Ver-
hältnissen und ärmlich sind darum auch die Walddörfer. Große Orte hat der Franken-
wald nicht aufzuweisen, keine der Frankenwaldstüdte zählt mehr als 5000 Einwohner.
Die bedeutsamsten Frankenwaldstüdte sind Loben st ein, Lehe st en und Ludwig-
stadt. Lobenstein ist besonders berühmt geworden durch seine Heilquelle (Eisenwasser);
eine solche besitzt auch S t e b e n.
Wiederholungsfragen: Wie kommt es, daß die Flußtäler des Frankenwaldes
so tief und steilwandig sind? Welche Bedeutung haben die Flußtäler für das Gebirge?
Woher rührt der Wasserreichtum des Frankenwaldes? Warum hat sich im Frankenwald
eine lebhafte Gewerbetätigkeit entwickelt? Wie kommt es, daß der Frankenwald so dicht
besiedelt ist? Warum sind die meisten Fabriken in den Tälern angelegt worden? Warum
ist der Frankenwald die Heimat unserer Schiefertafeln geworden?
3. Der Thüringerwald
a) Lage und Ausdehnung. Der Thüringerwald lehnt sich im Nordwesten
an den Frankenwald an, verläuft als langgezogener Rücken von den Quellen der Loquitz
und Haslach in nordwestlicher Richtung und endet in dem Winkel, den Werra und Hörsel
miteinander bilden. Seine Länge beträgt ungefähr 130 km (ungefähr 35 Stunden).
b) Glieder des Thüringerwaldes.
Das Meininger und Schwarzburger Oberland.
Der s ü d ö st l i ch e Teil des Thüringerwaldes umfaßt das Meininger und Schwarz-
burger Oberland. Dieser Teil des Gebirgszuges reicht von den Talgründen der Haslach
und Loquitz bis zu den Tälern der W o h l r o s e und Schleuse, die an dem tiefen
Sattel von Neustadt am Rennsteig beginnen und sich nord- und südwärts ziehen. Nach
Norden hin bilden Rinne und I l m die Grenze, während nach Süden hin das Gebirge
allmählich in die Schalkauer Platte übergeht.
Ter südöstliche Thüringerwald gleicht hinsichtlich seines Gesteinsbaues und seiner
Oberslächengestalt ganz und gar dem benachbarten Frankenwald. Wie dieser baut auch
er sich aus hartem Schieferstein auf. Daneben finden sich aber auch Granit, Grün-
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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Extrahierte Personennamen: Weber
Extrahierte Ortsnamen: Rodach Main Main Frankenwaldes Ludwig- Frankenwaldes Frankenwald Frankenwald Frankenwald Thüringerwald Thüringerwald Frankenwald Loquitz Haslach Schwarzburger_Oberland Haslach Frankenwald