Geographie.
Das Königreich Württemberg.
Allgemeine Übersicht.
Lage, Grenze, Größe. Württemberg umfaßt den größten Teil
des alten Schwabenlandes. Es liegt im südwestlichen Teile Deutsch-
lands und ist fast ganz von Baden und Bayern umschlossen. Die
größte Länge erreicht es zwischen dem Bodensee und Mergentheim,
223 km, die größte Breite zwischen dem Dreimarkstein und Neresheim,
169 km. Württemberg zählt 2 400 000 Einwohner und nimmt eine
Fläche von 19 500 qkm ein, wozu noch 116 qkm Bodenseeanteil
kommen.
Bodengestalt. Die Oberfläche des Landes ist äußerst mannig-
faltig gestaltet. Gebirge, Hügel und Ebenen wechseln in bunter Folge.
Im Westen erhebt sich der Schwarzwald. Von Südwest nach
Nordost streicht die Alb. Zwischen beiden Gebirgen breitet sich das
Schwäbische Stufenland aus. Im Südosten zwischen Donau
und Bodensee liegt Oberschwaben.
Die natürlichen Landschaften.
I. Der Achmarmild.
Name, Lage, Ausdehnung. Der Schwarzwald hat seinen Namen
von den dunkeln Tannenwäldern, die ihn bedecken. Er wird im
Westen durch die Rheinebene und im Osten von den tief eingeschnit-
tenen Tälern des obern Neckars und der Nagold begrenzt. Nur
der kleinere Teil des Gebirges, etwa ein Drittel, gehört zu Würt-
temberg. Die Länge des Württembergischen Schwarzwaldes zwischen
Schramberg und Pforzheim betrügt 80 km, während der ganze
Schwarzwald etwa 170 km lang ist. Seine höchsten Erhebungen
hat der Schwarzwald im Süden, wo der badische F e l d b e r g eine
Höhe von 1500 m erreicht. Der höchste Berg des Württembergischen
Schwarzwaldes ist der 1152 m hohe D r e i m a r k st e i n in der Nähe
der badischen Hornisgrinde. Etwas niedriger ist der Kniebis
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bei Freudenstadt. Über ihn führt der wichtigste Paß des nördlichen
Schwarzwaldes. Gegen Westen fällt der Schwarzwald steil zur
Oberrheinischen Tiefebene ab, im Osten geht er allmählich in das
Schwäbische Stufenland über.
Gestein und Bewässerung. Das Gestein des Schwarzwaldes
besteht im Süden aus Granit und Gneis, dem sog. Urgestein. Im
Norden ist dieses vom Buntfandstein überlagert. Nur in einigen
tief eingeschnittenen Tälern tritt das Urgestein zutage. Den Bunt-
Schwarzwaldtal bei Hirsau.
sandstein bedeckt vielfach eine Lehmschichte, die das Regenwasser
nicht durchsickern läßt. Weil zudem Niederschläge reichlich fallen,
so sind Moore und Seen auf der Hochfläche des Schwarzwaldes
gar keine Seltenheit. Unter den kleinen Bergseen ist der sagenreiche
Mummelsee der berühmteste. Durch die Schluchten und Täler
eilen forellenreiche Flüßchen; Sturzbüche brausen über die Felsen
und fallen, reizende Wasserfälle bildend, in die Tiefe. Die be-
deutendsten Flüsse des Württembergischen Schwarzwaldes sind die
Enz mit der Nagold, die in den Neckar fließt, und die Kinzig,
die Murg und die A l b, die nach kurzem Laufe Württemberg ver-
lassen und in den Rhein münden.
Heilquellen und Luftkurorte. Der Schwarzwald ist reich an
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Die Schwarzwälder sind fleißig, einfach, genügsam, ein wackeres Völkchen, bei
dem sich noch vielfach alte Sitten und alte Trachten erhalten haben.
Eisenbahnen. Eine Württembergische Bahnlinie führt von Hausach über
Freudenstadt nach Eutingen, eine weitere von Eutingen nach Pforzheim, eine dritte
von Pforzheim nach Wildbad.
Die badische Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Donaueschingen ist
die großartigste Bergbahn Deutschlands.
Ii. Die Schwäbische Alb.
Lage, Ausdehnung, Einteilung. Das zweite Gebirge Würt-
tembergs ist die Schwäbische Alb. Sie durchquert das Land vou
Südwesten nach Nordosten, vom Dreifaltigkeitsberg bei
Spaichingen bis zum I p f bei Bopfingen. Ihre Länge beträgt gegen
170 und ihre Breite zwischen 30 und 40 km. Die größte Höhe
besitzt sie im südwestlichen Teile; gegen Osten wird sie immer niedriger.
Deshalb wird sie in die obere, mittlere und untere Alb gegliedert.
Die obere Alb umfaßt Henberg und Hart. Die mittlere Alb
besteht aus Rauhe Alb und H o ch st r ä ß und die untere aus
Aalbuch und Hürtsseld.
Wie der Schwarzwald im Westen, so zeigt die Alb im Nordwesten
den Steilabfall, während der Südostabhang gegen die Donau hin
allmählich in die Schwäbische Hochebene übergeht. Daher erscheint
die Alb, vom Schwäbischen Stufenland aus gesehen, als ein gewal-
tiger Mauerwall. Der obere Rand des Gebirgswalles weist scharfe,
zackige Felsen auf, die zum Teil malerische Burgruinen tragen, so
den H o h e n n e u f f e n bei Nürtingen. Am Steilabfall steht eine
Reihe kegelförmiger Berge, bald einzeln bald in Verbindung mit
dem Gebirge. Die wichtigsten sind der H o h e n z o l l e r n mit
der Stammburg des jetzigen deutschen Kaisergeschlechtes, die A ch -
a l m bei Reutlingen, die Teck bei Kirchheim, der H o h e n st a u f e n,
der einst mit der stolzen Burg der schwäbischen Kaiser geschmückt
war, und sein Nachbar, der Rechberg, der mit einer Burgruine
und einer Wallfahrtskirche gekrönt ist. Der höchste Berg der Alb ist
der 1015 m hohe Le mb ergebet Gosheim. Auf der Hochfläche der
Alb wechseln sanfte Bodenerhebungen und flache Mulden miteinander
ab. Auch schöne Täler durchschneiden das Gebirge.
Gestein und Bewässerung. Die Alb besteht hauptsächlich aus
weißem Jurakalk. Dieser ist sehr zerklüftet und läßt das Wasser überall
durchsickern. Deshalb gibt es auf der Hochfläche keine Quellen und
Bäche. Sie ist wasserarm, trotzdem die Niederschlüge auf der Alb zahl-
reich sind. Seit dem Jahre 1870 wird dem Wassermangel durch die
staatliche Albwasserversorgung abgeholfen.
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Kocher. In die Donau ergießen sich Schmiecha, Blau und
Brenz.
Höhlen. Eine Eigentümlichkeit der Alb sind die vielen Höhlen.
Man zählt deren über 70. Von ihnen sind die Charlotten-
höhle in der Nähe von Giengen und die N e b e l h ö h l e bei
Pfullingen die bedeutendsten.
Klima und Erzeugnisse. Wie der Schwarzwald, so hat auch die
Alb im allgemeinen ein rauhes Klima. Die höchstgelegenen Teile
sind auch die rauhesten. Heftige Winde wehen über die großenteils
baumlosen Flüchen dahin. Sie würden an manchen Stellen den
Ackerboden von den Feldern hinwegfegen, wenn ihn nicht die zahl-
losen weißen Kalksteine festhielten, womit die Äcker übersät sind.
Die Winter sind so schneereich und so langewährend wie im
Schwarzwald.
Unfruchtbar ist übrigens die Alb nicht. Obst gibt es zwar auf
der Hochfläche nur wenig. An Straßen und Wegen trifft man viel-
fach statt der Obstbüume den Vogelbeerbaum. Auch ist die Fruchtbar-
keit der Felder auf der obern Alb, wo dünner, schwarzer Boden
das Gestein überdeckt, nicht besonders groß. In den Gegenden aber,
die schweren Lehmboden haben, wächst viel Getreide. Hochsträß,
Ulmer und Geislinger Alb gehören sogar zu den fruchtreichsten
Gegenden Württembergs. Die Schafweiden der Alb sind gesucht.
Weite Strecken auf der Höhe, besonders aber die Talwmrde, sind mit
herrlichen Laubwaldungen bewachsen. Wie im Schwarzwald die
Tanne, so ist an und auf der Alb die Buche der herrschende Wald-
baum. In den geschützten Nordwesttälern gedeiht schmackhaftes Obst
und reift sogar die Traube.
Die Alb liefert gute Bausteine. Neben den gewöhnlichen Kalk-
steinen findet der Tuffstein, der in vielen Brüchen aufgeschlossen
wird, vielfache Verwendung. Aus den tonreichen Kalksteinen in der
Heiden Heime r, Blaubeurer, Ehinger und M ü n s i n g e r
Gegend gewinnt man den wertvollen Zement. Eisenerze, und zwar
den Toneisenstein, grübt man im B r a n n e n b e r g bei Wasseralfingen.
Besiedlung und Bevölkerung. Die Hochfläche der Alb ist wegen ihrer ver-
hältnismäßig geringen Ertragsfähigkeit schwach besiedelt. Die Hauptbeschäftigung
der Bewohner besteht in Ackerbau und Viehzucht. Die Schafzucht geht merklich
zurück; die Pferdezucht dagegen hat sich gehoben. Der Industrie fehlen die billigen
Wasserkräfte und die Eisenbahnen. Daher blieb sie in der Entwicklung zurück. Doch
finden sich viele Leinwandwebereien zu Laichingen und große Zementfabriken
zu M ü n s i n g e n, dessen Verkehr in neuerer Zeit auch durch die Nähe des würt-
tembergischen Truppenübungsplatzes gewonnen hat.
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Ausgangspunkte der Neckardampfschiffahrt ist nach Stuttgart die erste
Industrie- und Handelsstadt des Landes. Sie hat Papier-, Kon-
serven-, Maschinen- und Metallwarenfabriken. Neckarsulm besttzt
eine große Fahrradfabrik und eine Schiffswerft.
2. Die Landschaft links vom Neckar.
Zwischen dem Ostrande des Schwarzwaldes und dem Neckar
liegt eine Landschaft, die sich von Süden nach Norden hinzieht. Sie
ist anfänglich recht schmal und einförmig, wird aber immer breiter
und abwechslungsreicher. Ebenen und Hügel wechseln miteinander
ab. Die Ebenen sind durchfurcht von tiefen Tälern, und das Hügel-
land ist durch Büche und Flüßchen in zahlreiche Rücken und Kuppen
zerschnitten. Die Landschaft gliedert sich in folgende Ebenen: die
B a a r, das Obere Gäu, das Untere Gäu, die Ludwigs-
burger Ebene, die Filder und das Zabergüu. Die ein-
zelnen Teile des Hügellandes sind: der S ch ö n b u ch, die Stutt-
garter und die Solitüder Berge, der Stromberg
mit dem Michaelsberg und der Heuchelberg.
Klima und Erzeugnisse. Das Klima ist verschieden. Ziemlich
rauh ist es in der Baar und auf der Ebene zwischen Rottweil und
Horb. Milder wird es im Obern und Untern Gäu, auf den Fildern
und der Ludwigsburger Ebene, am mildesten im Enztal und im
Zabergüu. Die Ebenen bestehen mit Ausnahme der Filder aus
Muschelkalk, so genannt wegen der Seemuscheln, die in ihm ver-
steinert sind. Der dem Muschelkalk aufgelagerte Lehm hat sich mit
dem verwitterten Kalk zu einem fruchtbaren Boden verbunden; da-
her sind die Ebenen reich an ergiebigem Ackerland. Getreide, Hopfen,
Zuckerrüben und Obst gedeihen gleich gut. Namentlich erzeugen das
Obere Gäu und noch mehr das Untere Gäu sehr viel Getreide, daneben
Hopfen und Zuckerrüben. Wegen' seines Getreidereichtums nennt man
das Untere Gäu auch das Strohgäu. Ebenso getreidereich ist die
Filder, von der das weltbekannte Filderkraut kommt. Ein Haupt-
erzeugnis der Ludwigsburger Ebene, aus deren Mitte der Asperg
hervorragt, ist die Zichorie. Im Zabergüu wächst vortrefflicher Wein,
viel Obst und Tabak.
Das Hügelland, das aus Keuper besteht, trügt auf seinen
Höhen zusammenhängende Wälder. Herrlich ist besonders die Waldes-
pracht des Schönbuchs. Die Hänge des Hügellandes sind mit schönen
Obstwäldern und Weinbergen und seine Täler mit saftigen Wiesen
geschmückt. Der Keupersandstein, ein geschätzter Bau- und Werkstein,
wird in vielen Brüchen abgebaut.
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Der Schurwald. Die Albvorebene wird unterbrochen durch den
Schurwald, der sich zwischen Fils und Rems vom Hohenstaufen
bis zum Neckartnl ausbreitet. Sein höchster Punkt ist der turm-
gekrönte Kernen. Der Württemberg (ehemals Rotenberg
genannt) trug einst das Stammschloß der Grafen von Württemberg.
An dessen Stelle steht jetzt die Grabkapelle König Wilhelms I. und
seiner Gemahlin Katharina. Die Höhen des Schurwaldes tragen
herrliche Lanbwaldungen. Da das Klima hier sehr milde ist, so ge-
deiht an den Hängen des Schurwaldes neben reichlichem Obst feuriger
Wein. Von besonderer Bedeutung ist die Kirschenzucht im untern
Remstal, einer der obst- und weinreichsten Gegenden Württembergs.
Die Bewohner des Schurwaldes treiben Wald-, Obst-, Acker- und Weinbau,
auch Viehzucht und Fabrikarbeit. Am Fuße des Schurwaldes liegen S ch o r n -
d o r f und Waiblingen an der Rems. Waiblingen, eine uralte Hohenstaufen-
stadt, hat große Ziegeleien und Seidenwarenfabriken.
Der Schwäbisch-Fränkische Wald. Von der Rems bis zum Rande
der Hohenloher Ebene, vom Neckar bis zur östlichen Landesgrenze
dehnt sich der Schwäbisch-Fränkische Wald aus. Er kommt an
Größe fast dem Württembergischen Schwarzwald gleich. Sein Gestein
ist der weiche Keuper, ans dem die Nadelwaldungen vorzüglich ge-
deihen. Herrliche Wälder bedecken daher die Kuppen und Rücken
und selbst die Gehänge der Täler. Darum ist die Waldwirtschaft
ein Haupterwerbszweig der Bewohner. Auch die Viehzucht ist von
Bedeutung, während der Getreidebau infolge des ziemlich rauhen
Klimas wenig lohnend ist. Von den Obstarten gedeihen die feinern
Sorten nicht mehr.
Der Schwäbisch-Fränkische Wald zerfällt in den Welzheimer
Wald, den Mainhardter Wald, die Löwen st einer
Berge mit dem W a r t b e r g, der Weibertreu und dem
Wunnenstein, die W a l d e n b u r g e r Berge, die L i m -
purger Berge mit dem Einkorn und die E l l w a n g e r
Berge mit dem Schönenberg und dem Schloßberg.
Der Schwäbisch-Fränkische Wald ist dünn bevölkert. Auf seinen Höhen
liegen die Siedlungen weit auseinander und sind meist klein, oft nur Weiler
und einzelne Höfe. Aus dem Welzheimer Wald finden wir Welzheim mit
einer Holzspielwarenfabrik. Im Mnrrtal liegen Murr Hardt mit der berühmten
Watderichskapelle und die Gerberstadt Backnang und im Kochertal Gaildorf
mit Möbelfabrikation. Die einzige Stadt in den Ellwanger Bergen ist E l l w a n g e n
an der Jagst mit einer Ackerbauschule. Seine Stiftskirche zählt zu den schönsten
Kirchen des Landes.
Die Hohenloher Ebene. Am mittleretr Lauf des Kochers und
der Jagst geht der Schwäbisch-Fränkische Wald in die Hohenloher
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Ebene über. Der Wald ist in ihr ziemlich zurückgedrängt. Der weit-
aus größte Teil ist fruchtbares Ackerland. Die Hohenloher Ebene
liefert den umliegenden Städten Getreide, Kartoffeln, sowie Milch,
Butter, Schweine und Mastvieh. Das Taubertal erzeugt gute Weine.
Die Ebene ist mit wohlhabenden Ortschaften und stattlichen Bauern-
höfen übersät. Die größten Wohnorte finden sich in den tiefeinge-
rissenen Tälern des Kochers, der Jagst und der Tauber.
Am Kocher liegt die alte Salzstadt Hall mit Solbad und Zellengefäugnis. Über
dem Kocher steht das Schloß Komburg. Kocherabwärts folgen Künzelsau und
N e u e n st a d t an der Linde. An der Jagst liegt Crailsheim, ein wichtiger
Eisenbahnknotenpunkt, zwischen Jagst und Tauber G e r a b r o n n, bekannt durch
die Hohenloher Nährmittelfabrik, an der Tauber Mergentheim, ehemals Sitz
des Deutschordens, mit einem herrlichen Schloß, das fetzt Kaserne ist, und dem viel-
besuchten Karlsbad.
Das Schwäbische Stufenland hat die größte Volksdichtigkeit in
Württemberg. Seine fleißigen und tüchtigen Bewohner sind der
Abstammung nach Schwaben und Franke n. Die Schwaben
bewohnen die Landschaft zwischen dem Schwarzwald, der Alb und
dem Welzheimer Wald, die Franken die Gegenden jenseits des Welz-
heimer Waldes im Norden und Nordosten des Landes. Die Mehr-
zahl der Einwohner bekennt sich zur evangelischen Religion. Die
Katholiken wohnen hauptsächlich im obern und untern Neckartal,
im obern Jagst- und Kochergebiet und an der Tauber.
Eisenbahnen. Im Schwäbischen Stufenland ist das Württembergische
Eisenbahnnetz am dichtesten. Die Hauptlinien führen von Stuttgart nach Mühl-
acker, nach Heilbronn, nach Crailsheim, nach Nördlingen, nach Tübingen-Horb, nach
Böblingen-Rottweil und nach Weilderstadt.
Iv. Oberschwaben.
Lage, Grenzen und Größe. Oberschwaben ist eiu Teil der großen
Hochebene, die sich vom Nordfuße der Alpen bis zur Donau hin aus-
breitet. Gegen Osten zieht sich die Hochebene weit ins Bayrische,
gegen Westen ins Badische und Hohenzollersche hinein. Oberschwaben
wird im Norden von der Alb, im Süden von den Alpen und dem
Bodensee, im Osten von der Iller und im Westen von der Ostrach
und Friedrichshafer Aach begrenzt. Es liegt durchschnittlich 560 m
hoch, ist etwa 70 1cm lang und 50 1cm breit.
Aufbau. Oberschwaben ist größtenteils aufgeschwemmtes Land.
Der Boden besteht nur aus lockern Ablagerungen von Sand, Kies
und Geröll. Auffallend sind im südlichen Teile die erratischen Blöcke
oder Findlinge. Sie stammen aus den Alpen. Wahrscheinlich wurden
sie durch die Gletscher ucicf) Oberschwaben herübergeschoben.
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üppigen Graswuchs. Die Viehzucht ist darum die Hauptbeschäftigung
der Bewohner. Drunten an der Donau wird das Klima milder und
die Fruchtbarkeit größer. Die größte Fruchtbarkeit zeigt die Niede-
rung zwischen Regensburg und Passau. Hier ist die Kornkammer und
zwischen Freisiug und Ingolstadt der Hopfengarten Bayerns.
Siedlungen. Das Alpenvorland ist nur schwach besiedelt. Die bedeutendsten
Städte sind Augsburg (100 000 Einwohner), eine alte, reiche Handelsstadt mit
lebhafter Industrie, und München (550000 Einwohner), Bayerns Hauptstadt.
München ist die höchst gelegene deutsche Residenz und eine hervorragende Pflege-
stätte der Kunst und des Kunstgewerbes. Auch Münchens Handel und Industrie
sind bedeutend. Weltberühmt sind die Münchner Biere. Passau ist der Stapel-
platz für die Erzeugnisse des Bayrischen Waldes.
3. Die Oberpfälzische Hochebene und ihre Randgebirge.
Die Oberpfalz. Nördlich von der Donau zwischen dem Böhmisch-
Bayrischen Waldgebirge, dem Fichtelgebirge und dem Fränkischen
Jura liegt die kleine, wellenförmige Oberpfülzische Hochebene. Sie
wird von der Naab und dem Regen bewässert. Die Gegend an
der untern Naab und an der Donau ist sehr fruchtbar. Im Norden
dagegen werden die Bodenverhältnisse ungünstiger. Einen Teil des
Geländes nennt man bezeichnenderweise die Stein- oder Kartoffel-
pfalz. Die Hauptorte in der dünn besiedelten Oberpfalz sind Regens-
burg mit herrlichem gotischen Dom und Amb erg mit Gewehrfabriken.
Randgebirge. Am Ostrand der Oberpfalz zieht ans der Grenze
zwischen Böhmen und Bayern das Böhmisch-Bayrische Wald-
gebirge vom Fichtelgebirge zur Donau. Es verdient seinen Namen;
denn auf ihm finden sich neben ausgedehnten Mooren noch große
Strecken Urwald. Die spärliche Bevölkerung beschäftigt sich vor-
wiegend mit der Verarbeitung des Holzes oder ist in Glashütten tätig.
Das Fichtelgebirge im Norden der Oberpfalz ist mit großen
Fichtenwäldern bedeckt, die ihm im Verein mit den sumpfigen Hoch-
flächen ein düsteres Aussehen geben. Es ist verhältnismäßig gut
bevölkert. Die meisten Bewohner leben von der Holzwarenindustrie,
dem Flachsbau sowie der Leinwandweberei.
Der Fränkische Jura ist die Fortsetzung der Schwäbischen
Alb. Er ist niedriger und durchschnittlich fruchtbarer als diese, teilt
aber mit ihr den Reichtum an Höhlen und die Wasserarmut.
4. Das Fränkische Stufenland.
(Das Gebiet des obern und mittlern Mains.)
Lage. Das Fränkische Stufenland liegt zu beiden Seiten des
Mains und ist von dem Fränkischen Jura, dem Franken-
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Wald, der Rhön, dem Spessart und dem Odenwald umstellt.
Im Südwesten geht es in das Schwäbische Stufenland über, als
dessen Fortsetzung es anzusehen ist.
Bewässerung. Schon die Nähe der Gebirge weist auf eine reich-
liche Bewässerung hin. Der M a i n, der auf dem Fichtelgebirge
entspringt, fließt in windungsreichem Laufe durch das ganze Stufen-
land zum Rhein. Den Süden bewässern W ö r n i tz und Altmühl;
sie gehen zur Donau. Main und Altmühl und damit auch Rhein
und Donau sind durch den Ludwigskanal verbunden.
In Klima und Erzeugnissen gleicht das Fränkische Stufenland
dem Schwäbischen. Das Klima ist mild, besonders in den Tälern.
Das Maintal ist ein gesegnetes Land, worin alle Kulturgewüchse in
üppigster Fülle gedeihen. Die Gegend um Bamberg ist der Ge-
müsegarten Bayerns, und das mittlere Maintal wird als Bayerns
306^:1^6) gepriesen. Insbesondere ist durch seine köstlichen Weine
das prächtig gelegene Würzburg bekannt. Im Rezat- und
Pegnitztal blüht der Hopfenbau. Nur um Nürnberg ist der Boden
sandig und wenig fruchtbar. Umso mehr ist hier die Industrie
entwickelt. Nürnberg (300 000 Einwohner) ist Bayerns erste
Fabrikstadt. Seine Spielwaren, Lebkuchen und Bleistifte wandern
in alle Welt. Für den Fremden bilden Nürnbergs mittelalterliche
Baudenkmäler und das Germanische Museum einen Hauptanziehungs-
punkt.
Staatliches. Das Königreich Bayern. Die deutschen Alpen, das Alpen-
vorland, die Oberpfälzische Hochebene und deren Randgebirge sowie das Fränkische
Stusenland bilden das Köuigreich Bayern. Zu ihm gehört noch die Rheinpsalz in
der Oberrheinischen Tiefebene. Bayern ist fast 4mal so groß als Württemberg
und zählt 7 Millionen Einwohner, wovon 2/3 katholisch und 1/3 evangelisch sind.
Es wird in 8 Kreise eingeteilt: Ober- und Niederbayern, Schwaben, Ober-
pfalz, Ober-, Mittel- und Unterfranken und Rheinpfalz. Die Hauptstadt ist
M ü n ch e n.
5. Die Oberrheinische Tiefebene mit Umwallung.
Lage und Entstehung. Die Oberrheinische Tiefebene erstreckt
sich von Basel bis Bingen als 30—40 km breiter Talgrund, aus dem
der vulkanische Kaiserstuhl aufragt. Sie wird im Osten vom
Schwarzwald und dem Odenwald und im Westen vom Wasgen-
wald und der Hart begrenzt.
Vor vielen Jahrtausenden bildete die Oberrheinische Tiefebene mit ihrer
Umrahmung ein zusammenhängendes Hochland. Die Mitte, der First dieses Hoch-
landes, brach ein, die Seitenflügel blieben im Osten als Schwarzwald und Oden-
wald, im Westen als Wasgenwald und Hart stehen. Die tiefe Einsenkung wurde
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Dom zu Speier.
sich großenteils mit Waldwirtschaft und Viehzucht. Als weiterer sehr
wichtiger Erwerbszweig tritt im Wasgenwald die Webeindustrie, im
Schwarzwald die Uhrenindustrie hinzu.
Staatliches. In die Oberrheinische Tiefebene und ihre Umwallung teilen
sich die Großherzogtümer Baden und Hessen, das Reichsland Elsaß, die
bayrische Pfalz und die preußische Provinz Hessen-Nassau.
Das Großherzogtum Baden umfaßt außer der rechtsseitigen Rheinebene
den größten Teil des Schwarzwaldes, ein kleines Stück des Schwäbisch-Fränkischen
Stufenlandes und greift im Südosten auf das Bodenseegebiet über. Es ist etwa
^/nnal so groß als Württemberg und zählt fast 2 Millionen Einwohner. Davon
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]