Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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18. und 19. ist die größte Schlacht geliefert, die je auf der Erde stattgefunden hat; 600 000 Mann kämpften miteinander. Um 2 Uhr nachmittags nahm ich Leipzig mit Sturm; der König von Sachsen und viele Generäle der Franzosen wurden gefangen, der polnische Fürst Poniatowsky ertrank; 170 Kanonen wurden erobert und gegen 40 000 Mann sind gefangen. Napoleon hat sich gerettet, aber er ist noch nicht durch. Diesen Augenblick bringt meine Kavallerie wieder 2000 Gefangene, die ganze feindliche Armee ist verloren. Der Kaiser von Rußland hat mich in Leipzig auf öffentlichem Markte geküßt und den Befreier Deutschlands genannt; auch der Kaiser von Österreich überhäufte mich mit Lob, und mein König dankte mir mit Thränen in den Augen. Da mir der Kaiser keinen Orden mehr geben kann, so erhalte ich von ihm einen goldenen Degen mit Brillanten besetzt, dem man einen großen Wert giebt. In diesem Augenblicke bin ich nur zehn Meilen von Fritz, und da nun alles wieder frei ist, so kannst Du mit Fritz korrespondieren, und Ihr könnt Euch aushalten, wo Ihr wollt. Ich schlage Euch Leipzig vor, es ist ein angenehmer Ort, und da ich Leipzig, welches man in Brand schießen wollte, dadurch gerettet, daß ich verbot, keine Granaten hineinzuwerfen, so wird man Euch auf den Händen tragen. Schreib mir Deinen Entschluß, gutes Quartier will ich dann besorgen. Ich gehe mit meiner Armee durch Thüringen nach Westfalen, und meine Truppen sollen bald in Münster sein. Gott mit Dir! Lebenslang Dein
Blücher."
139. Der Übergang über den Rhein. 1. Jan. 1814.
Beim Übergang über den Rhein erließ Blücher an seine Armee folgenden Aufruf:
„Als ihr vou der Oder zum Rheine vordrangt, tapfere Soldaten des schlesischen Heeres, mußten dem Feinde Provinzen entrissen werden, die er sich früher unterworfen hatte. Jetzt geht ihr über den Rhein, um den Feind, der es nicht verschmerzen kann, seine neunzehnjährigen Eroberungen in zwei Feldzügen verloren zu sehen, zum Frieden zu zwingen. Soldaten! Den Siegern an der Katzbach, bei Wartenburg, bei Möckern und bei Leipzig darf ich nur den Tag des Ruhmes zeigen und ich bin des Erfolges gewiß. Allein ich habe euch neue Pflicht aufzulegen. Die Bewohner des linken Rheinufers sind nicht feindlich gegen uns gesinnt, ich habe ihnen Schutz und Sicherheit des Eigentums versprochen; ich that es in eurem Namen, ihr müßt es halten. Ehre bringt dem Soldaten die Tapferkeit, jedoch der Gehorsam und die strenge Mannszucht sind seine schönste Zierde."
Aus Bacharach schrieb Blücher am 1. Januar in einem Briese:
«Der frühe Neujahrsmorgen war für mich erfreulich, da ich den stolzen Rhein passierte. Die Ufer ertönten von Freudengeschrei, und meine braven Truppen empfingen mich mit Jubel. Der Lärm von meinen braven Kameraden ist so groß, daß ich mich verbergen muß, damit alles zur Ruhe kommt. Die jenseitigen deutschen Einwohner empfangen uns mit Freudenthränen."
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Extrahierte Personennamen: Fürst_Poniatowsky Napoleon Fritz Fritz Jan
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Höhle, des Bergmanns Bau mann. Er bahnte sich, getrieben von
Neugier und Verlangen nach Erzen, mit unsäglicher Mühe und Be-
schwerden einen Weg durch den schon bezeichneten engen Eingang und
gelangte so glücklich in die ersten Abtheilungen der Höhle. Beim wei-
tern Vordringen erlosch ihm aber plötzlich sein Grubenlicht, und er
tappte nun, umgeben von der dichtesten Finsterniß, in diesen furchtbaren
Schlünden umher, vergeblich den Ausgang suchend. Sein Angstruf ver-
hallte in den grausigen Höhlen, ohne das Ohr eines Erdenbewohners
zu erreichen. Endlich, nachdem er drei Tage und drei Nachte lang
die Angst eines Lebendigbegrabenen ausgestanden hatte, erblickte er den
rettenden Lichtstrahl, der ihn wieder zur Oberwelt zurückführte. Hunger,
Angst und Anstrengungen hatten aber seine Kräfte so erschöpft, daß er
wenige Tage nachher starb. Indessen hatte er doch noch so viel Be-
sinnung, seine Freunde auf die Geheimnisse dieser Höhle aufmerksam zu
machen,, weshalb sich auch bald Mehrere fanden, die seinen Versuch mit
gutem Erfolg wiederholten, die Höhle aber ihm zu Ehren Bau manns-
höhle nannten. Die Zeit der Entdeckung kennt man nicht; doch soll
die Höhle schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt gewesen
und bereits 1570 von den Grafen Ernst und Martin von Rein-
st ein besucht worden sein. Lüben.
61. Der Jnselsberg
(Beschreibung einer Aussicht.)
Ich will dich aus einen Berg führen im Thüringer Walde; der
ist im ganzen Gebirge beinahe der höchste und gewiß der schönste. Als
einst, so geht erne alte Mähr, das Land und Gebirge umher mit un-
geheuerm Wasser bedeckt war, da sah die Spitze des Berges noch her-
vor, wie eine Insel aus dem Meere; daher soll der Berg seinen Na-
men Jnselsberg haben. Noch jetzt, wenn du auf dem Gipfel des
Berges früh Morgens dem Ausgange der Sonne harrst, kann dir's be-
gegnen, daß du rings um dich ein weites Meer wogen siehst, nicht von
Wasser, sondern von Nebel. Aber wenn die Sonne das Nebelmeer
bezwungen und als Thau ausgegossen hat über die Thäler, dann liegt,
glänzend und grünend eine weite, weite Gegend um dich ausgebreitet,
darin kannst di! mehr als 150 Dörfer, Städte und Schlösser erblicken.
Da glänzt in der aufgehenden Sonne Schloß Friedenstein über der
Stadt Gotha, und weiterhin Erfurt mit seiner Festung, von der die
Kanonen droben, und mit seinen Domthürmen, auf denen eben der
Morgen eingeläutet wird; da blickt ziemlich von Norden her aus den
grünumlaubten Bergen heraus die alte graue Wartburg zu dir herüber;
— den Schneekopf und Beerberg siehst du, die dem Jnselsberg nach
der einen Seite hin die Aussicht versperren, weil sie selbst noch ein
wenig höher sind, als er; — gegen Süden aber siehst du den Dolmar 4
bei Meiningen, die seltsamen Gleichberge bei Römhild; und auch zum
blauen Rhöngebirg reicht dein Blick, wo der Baiernkönig regiert und
auf dem hohen Kreuzberge Mönche im einsamen Kloster wohnen. Und
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TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Liebe, deines Tempe’s Rosenauen
Grenzen an bedornte Wüstenei’n,
Und ein plötzliches Gewittergrauen
Lästert oft der Freundschaft Aetherschein.
Hoheit, Ehre, Macht und Ruhm sind eitel!
Eines Weltgebieters stolzen Scheitel
Und ein zitternd Haupt am Pilgerstab
Deckt mit einer Dunkelheit das Grab.
Fr. Mathisson.
c) Charakterbilder von Gebirgen.
64l Der Echwarzwald.
Wer irgend auf der Landkarte Bescheid weiß, kann leicht das
Schwarzwaldgebirge zeigen. Am großen Rheinknie, nördlich von Basel
erhebt es sich und nach Norden ziehend, endet es am Neckar, dessen
tiefes Thal es vom Odenwalde trennt. Es ist 28 Meilen lang und
4 Meilen breit. Steil steigt das Gebirge aus der oberrheinischen Tief-
ebene aus; es gleicht einermächtigen grünen Mauer, deren hohe Thürme
das Himmelsgewölbe des breiten Rheinthales zu tragen scheinen. Gar
ernst steht dort im südlichen Theile der 4300 Fuß hohe Belgen. dessen
Rücken der dunkle Tannenwald schmückt, und blickt auf die gesegneten
Gefilde der Tiefebene. Hinter ihm, zwei Meilen entfernt, steigt die
noch höhere Spitze des Feldberges 4600 Fuß hoch zu den Wolken.
Dieser südliche Theil des Gebirges ist besonders finster und wild, der
nördliche wird niedriger, milder und freundlicher. Noch 7 Meilen vom
Neckar fällt der Zug steil zum Murgthale ab, und von da bis zum
Odenwalde ist eine Lücke in der Gebirgskette.
Während das Gebirge im Westen plötzlich zur oberrheinischen Tief-
ebene absteigt, dacht es sich nach Osten zur schwäbischen Hochebene nur
allmählig ab. Am Südende steht es mit dem deutschen Jura in Ver-
bindung und bildet mit diesem einen Gebirgswinkel.
Seine Wasser schickt der Schwarzwald dem Rheine und Neckar zu.
Die Thäler seiner Gebirgsflüsse sind oft so eng, daß die Straße neben
den reißenden Gebirgswassern kaum Raum findet, und sie gehören zu
den schönsten des deutschen Mittelgebirges. Hunderte von Reisenden
durchwandern darum in den Sommermonaten das wilde Thal der Murg,
oder das schaurige Höllenthal, und den zahlreichen Badeorten, deren
eins jetzt fast jedes Thal hat, fehlt es nicht an Besuchern.
Das Gebirge ist zum größten Theil mit prächtigen Nadelwaldungen
bedeckt, wovon es auch den Namen haben mag. Das Klima ist rauh
und kalt. Während an seinem Westfuße der edle Markgräfler-Wein
gedeihet und so weit das Auge reicht die sanften Hügel mit Reben be-
wachsen sind, in der rheinischen Ebene weite Weizen und Svelzgefilde
wogen, die Straßen und Raine zwischen den Feldern von mächtigen
Nußbäumen beschattet werden, während an den unteren Abhängen der
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Erscheinungen sind als die unzweideutigen Spuren einer hier einst wirk-
samen, großartigen vulkanischen Thätigkeit zurückgeblieben. Aehnliche
Verhältnisse sind es, die zum großen Theil auch den Flüssen angehören,
die zu beiden Seiten des Schiefergebirges sich in den Rhein ergießen
(Nahe, Mosel, Main, Lahr, Sieg).
4. Schon bei Bonn tritt der Rhein in sein Niederungsland;
sein Wasserspiegel hat hier nur noch 138 Fuß Seehöhe. An der öst-
lichen Rheinseite sind es die sanftgeneigten Abfallstufen des sauerlän-
dischen Plateaus und des Haarstrangs, die, ohne den Rhein unmittel-
bar zu erreichen, sich gegen das Thal desselben senken. Gegen Westen
breitet sich das Niederungsland als eine weitgeöffnete Fläche jenseits der
untern Maas bis gegen die Schelde aus, nur durch die allmählich ge-
senkten Terrassenabfälle der Eifel, der hohen Veen und der Ardennen
begrenzt.
Bis an die Grenze des Niederungslandes ist das Rheinthal noch
mit'produkten reich gesegnet; die Kultur der Weinrebe schreitet von
Chur den Lauf des Stroms wie der Seitenthäler seiner Zuströme ab-
wärts bis Bonn vor. Die Tiefe des Strombettes und damit zusammen-
hängend die eigenthümliche Construction der Fahrzeuge erzeugte drei
Stadien der Schifffahrt, von Straßburg bis Mainz die Oberfahrt,
von Mainz bis Köln die Mittelfahrt, endlich von Köln, wo das
15 bis 30 Fuß tiefe wasserreiche Strombett Seeschiffe trägt, die Nie-
derfahrt.
Die Flachheit der Ufer unterhalb Köln hat häufige Ueberschwem-
mungen zur Folge, und schon bei Düsseldorf ist man genöthigt,
zum Schutz gegen das eindringende Element Wasserbauten auszuführen.
Unterhalb Emmerich wendet sich der Rhein gen Westen und beginnen
seine Stromspaltungen. Zuerst sendet er links die Waal ab, die
sich bei Gorkum mit der Maas vereinigt. Ein zweiter Arm, die
neue Assel, verläßt oberhalb Arnheim den Hauptstrom und fließt
zum Zuydersee ab, während ein dritter Arm, der Leck, oberhalb Rot-
terdam die Maas erreicht. Unter dem Namen des krummen Rhein
zieht der Hauptstrom bis Utrecht, wo er als vierten Arm die Vecht
zum Zuydersee entsendet, er selbst aber als alter Rhein seicht und
wasserarm gen Westen schleicht. Dem Dahinsiechenden gebrach es an
Kraft, selbstständig das Meer zu erreichen: seinen Abfluß zur Nordsee
verdankt er erst der Thätigkeit der Holländer, welche 1806 bei Katwyk
einen Ableitungsgraben bis zum Meere hin zogen.
So führt der Rhein seine Wasser, als vermittelnde Lebensader
zwischen dem höchsten Lande Europas und seinem tiefsten, von den
Gletschermassen der Centralalpen durch blühende und volkreiche deutsche
Gauen der fernen Nordsee zu. Nacke.
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Main Lahr Bonn Rhein Rhein Niederungslandes Chur Bonn Straßburg Mainz Mainz Düsseldorf Rhein Rhein Utrecht Rhein Europas
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hast du scharfe Augen, so kannst du dort im Norden, in weiter Ferne,
m der goldenen Aue den Kyffhäuser Berg erkennen, in dem, wie die
Leute sagen, der mächtige Kaiser Rothbart schon über 760 Jahre lang
am steinernen Tische sitzt und schläft; und noch weiter hin zeigt sich,
wie eine Wolke, der hohe Brocken oder Blocksberg, auf dem, wie das
Mährchen erzählt, zu Walpurgis die Hexen ihren Tanz und Spuk halten.
Kühner.
62. Der hohe Staufen.
(Eine schildernde Beschreibung.)
In der Mitte des schwäbischen Landes, fast gleich weit vom Rhein,
Lech und Bodensee entfernt, erhebt sich der hohe Staufen, ein kegel-
förmiger Berg, auf dessen Gipfel einst das Stammhaus der schwäbischen
Herzöge und Kaiser stand. Weithin ist des Berges Haupt sichtlich, und
du magst kommen, von welcher Richtung du willst, so beut es dir seinen
kahlen Scheitel entgegen. Der baumlose Gipfel des Berges gewährt
eine herrliche Aussicht. Gegen Suden übersieht man die rauhe schwä-
bische Alp mit ihren begrünten Höhen oder zackigen Felsen; hinter ihr
ragen in weiter, bläulicher Ferne, wie die Wolken am Horizont, die
Schneegebirge Tyrols und Helvetiens hervor. Gegen Westen erblickt
man die schönen Gegenden, die der Neckar durchströmt, das reiche wür-
tembergische Unterland, das Schwarzwald- Gelurge und bei dem hellsten
Himmel selbst die Berge Lothringens. In einem schönen Halbkreise von
Nordwest bis Nordoft, von der Mündung des Neckar bis zum Ausflüsse
des Lech, begrenzen die schwarzen limburgischen und fränkischen Wal-
dungen den Horizont und verhindern die weitere Aussicht. Dies sind
die äußersten Linien des Kreises. Welch eine bunte Landschaft, wie
abwechselnd Thal und' Berg, Wälder, Fluren und Flüsse. Welche Menge
von Höfen, Dörfern und Städten, die allenthalben, bald mehr, bald
minder versteckt, mit ihren Thürmen und schimmernden Dächern einen
ungemein heiteren Anblick gewährend Ganz nahe, dem Anscheine nach
nur einen Steinwurf weit, liegt am nördlichen Fuße des Berges die
Stadt Gemünd. Eben so nahe, nur auf des Berges südlicher Seite
* breitet sich in einem fruchtbaren Thal das schöne würtembergische Städt-
chen Göppingen aus.
Das frohe Gefühl, in das den Beschauer die lebendige Gegen-
wart verletzt, wird getrübt bei dem Anblicke so vieler in Trümmer lie-
genden nahen Bergschlösser, die sich rings über die niedrigen Oertcr
erheben und wie Vasallen um den sie alle überragenden hohen Staufen
herumstehen. Rechberg, Staufeneck, Helfenstein, Ramsberg, Scharfeneck,
Berneck, Drachenstein waren ehemals die Sitze blühender Geschlechter,
deren Andenken sogar zum Theil nun verweht ist. Von dem Stamm-
hause der Hohenstaufen ist, bis auf ein kleines Stück Mauer, auch die
letzte Spur verschwunden, und mit Gras und Disteln ist der Schutt
überwachsen. Einsame Ziegen weiden an den steilen Wänden des Berges,
und halbnackte Hirtenknaben tummeln sich auf der luftigen Höbe, wo
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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den Zwillingsbrüdern, dem Vorder- und Mittel-Rhein, seine
Vereinigung feiert. Von Chur ab fließt der Rhein schon als mächtiger
Gebirgsstrom in nördlicher Richtung durch ein breites, angebautes Thal
zum Bodensee, den er unterhalb Constanz verläßt, um dann in
vorherrschend westlicher Richtung bis Basel zu strömen. Auf dieser
Strecke durchbricht er in dem 60 Fuß hohen Fall bei Sch aff hau jen
die Kalkmassen des Jura, während reißende Alpengewässer, durch das
flachhügelige Hochland der nördlichen Schweiz herbeieilend, mit ihm sich
vereinigen.
2. Von Basel ab durchströmt der Rhein in nördlicher Richtung
die 36 Meilen lange und 6 Meilen breite oberrheinische Ebene,
links und rechts von steil aufsteigenden Gebirgen, den Vogesen aus fran-._
zösischer und dem Schwarz - und Odenwalde aus deutscher Leite, be-
gleitet. Ueber den mit Burgruinen bedeckten Bergabhängen breiten sich
Waldungen aus, die bis an den Fuß der Gebirgsrücken reichen. Hier
ziehen Heerstraßen durch die überaus belebten Kulturflächen des Elsasses,
der Pfalz, Badens an volkreichen Ortschaften vorüber, und viele, zum
großen Theil schiffbare Zuströme (Jll, Neckar) durchbrechen die umschlie-
ßenden Gebirgshöhen und führen ihre Waffer der Hauptader zu.
3. Bei dem Austritt des Stroms aus der oberrheinischen Ebene
bei Mainz wird die Natur des Rheinthals eine wesentlich andere.
Nur noch bis Bingen durchfließt er ein heiteres, mit rebenbekränzten
Hügeln umsäumtes Gelände, das paradiesische Rh ein g au; dann aber
treten von beiden Seiten Gebirgsmassen unmittelbar an den Spiegel
des Stroms, der dieselben in einem 40 Stunden langen Spalt zwischen
Bingen und Bonn gewaltsam durchbricht. Eine oft durch den Fels
gesprengte Heerstraße windet sich an seinem linken Ufer dahin, und dro-
hend schauen von den waldgekrönten Felshöhen die Ruinen mittelalter-
licher Raubburgen herab, deren adlige Herren einst die Fahrt auf den
freien Wogen des Stroms mit Zoll und Mauth belasteten. In diesem
Thalspalt ragt auch der 400 Fuß hohe Fels empor, auf welchem vor-
dem die Lorelei durch sinnbethörende Lieder die Schiffer in ihre todt-
bringenden Strudel verlockte, während jetzt die Böllerschüsse des Dampf-
bootes ein vielstimmiges Echo erwecken.
Unstreitig fanden die Wasser des Rheinftroms in frühern Perioden
ihren Abfluß in den beckenartig geformten Spalt der oberrheinischen
Ebene, die erst trocken gelegt wurde, als durch vulkanische Gewalten
die gleichartig geformten Massen der vorgelagerten Schiesergebirge des
Taunus und Hundsrück in zwei Hälften gesondert und der Felsriegel
gesprengt wurde, der dem Strom seinen Erguß zum Ocean versperrte.
Unterhalb Koblenz wandelt sich die Natur der Userseiten aber-
mals. Schon bei Andernach tritt eine Menge abgestumpfter Vulkan-
kegel hervor; die Ausfüllung der Schluchten durch Seebecken mit lava-
artigen Userumsäumungen, die in mächtigen Ablagerungen die Ebenen
von Neuwied und Andernach bedecken, auf dem rechten User das
Siebengebirge mit seinen sieben Basalt- und Trachitkegeln, alle diese
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Grenzgebietes im Osten. Um gegen gefährliche Nachbarn geschützt zu sein, ist Deutschland gezwungen, ein mächtiges Heer und eine starke Flotte zu halten. Vor allem aber muß es bestrebt sein, mit den Grenzvölkern in Frieden und Eintracht zu leben. Der zwischen Deutschland, Österreich und Italien geschlossene Dreibund ist eine gute Gewähr des europäischen Friedens.
2. Abschnitt.
Deutschlands Grenzen und Gebietsentwicklung.
1. Die natürlichen Grenzen.
Ein hufeisenförmiger Bogen von Eebirgsländern, die freilich lückenhaft aneinandergereiht sind, ziehen von Eifel, Hunsrück und dem Nordrande der pfälzischen Hardt über den Wasgenwald und die deutschen Alpen zum Bayrischen Wald, dem Erzgebirge und in weitgeschwungener Linie bis zum Ostrande der Sudeten. Diese Bergwälle sind ziemlich gut wegbar und die Grenzlinie überschreitet sie nicht selten, so daß sie weniger als ein geschlossener Erenzsaum in Betracht kommen.
Im W e st e n bildet nur der Wasgenwald einen natürlichen Schutzwall gegen Frankreich. Zwischen ihm und dem Schweizer Iura bildet im Süden die Burgundische Pforte ein breites Eingangstor nach Südfrankreich. Durch dasselbe sollte 1871 Bourbaki mit seiner 150 000 Mann starken Armee nach Deutschland einbrechen, wurde aber von den 43 000 Mann Werders heldenmütig zurückgehalten. (Festung Belfort.) Die Übergänge durch die Zaberer Senke, durch das Mosel- und Nahetal werden durch einen Festungsgürtel, bestehend aus dem gewaltigen Metz und den kleineren Festungen Diedenhofen, Bitsch, Saarlouis und Altbreisach, sowie durch die dahinterliegenden großen Rheinfestungen Straßburg, Mainz, Koblenz und Köln geschützt. Eine Menge von Eisenbahnen, deren allein 11 zwischen Basel und Mainz an die Grenze führen, machen es der deutschen Heeresleitung möglich, in kürzester Zeit große Truppenmassen an die Grenze zu befördern. Charakteristisch für die gespannten Grenzverhältnisse ist es, daß sowohl von französischer als von deutscher Seite die Eisenbahnen bis in die Nähe der Grenze herankommen, ohne sie jedoch zu überschreiten. Diese alte, feindliche Abschließung der beiden Staaten voneinander schwindet jedoch mit der Steigerung des friedlichen Verkehrs immer mehr. Heute steht uns Frankreich lange nicht mehr so verkehrsfeindlich gegenüber als nach
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TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Bitsch
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Italien Deutschlands Frankreich Deutschland Belfort Altbreisach Rheinfestungen_Straßburg Mainz Koblenz Basel Mainz Frankreich
gehl dem Mutterlande eine Menge von Volkskraft verloren, die fremden Staaten zugute kommt. Überall, wo der Deutsche hinkommt, hat er seine kulturfördernde Macht bewiesen. Durch Gründung von Kolonien ist die deutsche Reichsverwaltung bemüht, der überschüssigen Arbeitskraft des deutschen Volkes neue Arbeitsgebiete zu schaffen, ohne daß die Früchte der Arbeit dem deutschen Vaterlande verloren gehen. Das Hauptauswanderungsgebiet ist Nordamerika. Besiedlungsfähige Ländereien besitzen die deutschen Schutzgebiete in Südwestafrika und in Ostafrika; am besten eignet sich als deutsches Auswanderungsgebiet das südliche Brasilien.
2. Gliederung der Bevölkerung nach Abstammung» Religion
und Beruf.
Deutschland ist in bezug auf Nationalität ein einheitlicher Staat. Nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung gehört fremden Stämmen an. Das Deutsche als ihre Muttersprache sprechen 92 o/0 der Bevölkerung, die deutsche und eine fremde Sprache 0,5 o/0, eine nichtdeutsche Sprache 7,5 o/o. Nichtdeutsche finden sich hauptsächlich in den Grenzgebieten des Reiches: in Elsatz-Lothringen Franzosen, in Schleswig Dänen, am zahlreichsten aber sind im Osten die Slaven (über 3 Mill.) vertreten. Besonders die Polen in Posen und Schlesien sträuben sich hartnäckig, deutsche Sprache und Sitte anzunehmen. Sie suchen vielmehr ihre Nationalität zu erhalten, weshalb sie dem Reiche feindselig gegenüberstehen. Die Regierung sucht durch Errichtung von Schulen, in denen nur deutsch gesprochen werden darf, das Deutschtum zu befestigen.
Im Innern des Reiches sind infolge der natürlichen Abgrenzung durch Gebirgszüge die Volksstämme ziemlich unverwischt erhalten geblieben, wie sie im alten Deutschland bestanden. Als das deutsche Volk in die Geschichte eintrat, war es in eine Menge kleiner Stämme gespalten. Seit dem 3. Jahrhundert aber fand ein allmählicher Zusammenschluß zu größeren Verbänden statt. Die daraus hervorgegangenen Volksstämme haben sich bis heute erhalten und unterscheiden sich noch deutlich in Sprache und Sitte, die selbst im Bau von Dorf, Gehöft und Haus zum Ausdruck kommt. Die Süddeutsche Hochebene ist heute wie ehedem von Bayern, das Schwäbische Stufenland von Schwaben, das Fränkische Stufenland von Franken, die Oberrheinische Tiefebene von Alemannen, das Lothringsche Stufenland von Lothringern, das Niederrheinische Schiefergebirge von Rheinfranken, das Weserbergland von Hessen, Thüringen von Thüringern, Sachsen von Obersachsen, die Lausitz von Lausitzern (Wenden), Schlesien von Schlesiern, das westliche Nord-
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TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Südwestafrika Ostafrika Brasilien Deutschland Elsatz-Lothringen Schleswig Posen Deutschland Bayern Schwaben Niederrheinische Rheinfranken Hessen Sachsen
4. Abschnitt.
Deutschlands Bodengestaltung.
1. Die Mannigfaltigkeit der Bodenformen.
Deutschlands Bodengestalt zeigt eine selten vorkommende Mannigfaltigkeit. Der Süden weist meist Hochgebirgsland und Hochebene auf; in der Mitte breitet sich das Mittelgebirge aus und den Norden nimmt das Tiefland ein. Von der Zugspitze (2960 m) am Südrande steigen wir hinab zu den tiefsten Stellen unseres Bodens an der Nvrd-und Ostsee.
Von den Alpen liegt nur ein Streifen der nördlichen Actlfalpen auf deutschem Boden. Sie stehen wie eine Grenzmauer vom Rhein bis zur Salzach. Nach Norden hin fallen sie allmählich zu der 500m hohen Schwäbisch-Bayrischen Hochebene ab. Für die Gebirgszüge des mitteldeutschen Berglandes bildet das Fichtelgebirge gleichsam den Knotenpunkt. Von ihm ziehen strahlenförmig aus: nach S.-O. der Böhmerund Bayrische Wald, nach S.-W. der Fränkisch-Schwäbische Iura, nach N.-W. der Franken- und Thüringer Wald, an die sich das Weserbergland reiht, nach N.-O. das Elster-, Lausitzergebirge und die Sudeten.
Die rheinischen Gebirgszüge ziehen von Süden nach Norden, vom Tale des Rheins durchbrochen: der Schwarzwald und der Odenwald am rechten, die Vogesen und die Hardt am linken Rheinufer. Beide parallel ziehende Gebirgsrücken umschließen die fruchtbare Oberrheinische Tiefebene. Die Niederrheinischen Schiefergebirge bestehen aus dem Taunus, dem Westerwald und dem Siebengebirge am rechten, dem Hunsrück, der Eifel und der hohen Venn am linken Rheinufer.
Die Norddeutsche Tiefebene wird durch die Elbe in zwei Gebiete geschieden. Das westliche Tiefland zeigt in Westfalen fruchtbaren Ackerboden, im Nordwesten ausgedehnte Moorstrecken, im Osten unfruchtbares Geest- und Heideland (Lüneburger Heide), an den Küsten aber fettes Marschland. Das östliche Tiefland zeigt meist sandiges Heideland mit dürftigen Kiefernwaldungen. Die Einförmigkeit des Tieflandes wird hier durch zwei Höhenzüge durchbrochen. Der nördliche Höhenzug, die Norddeutsche Seenplatte, ist reich an Seen. Der südliche Höhenzug besteht aus den metall- und kohlenreichen Tarnotvitzer Höhen, den Trebnitzer Höhen und dem Fläming.
Besonderen Reiz bringt das Mittelgebirge in die Mannigfaltigkeit der deutschen Landschaft. In den Alpen herrscht eine Richtung und ein Bauplan vor, in den deutschen Mittelgebirgen aber sind alle Hofmann, Die deutsche Kultur. 2 17
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standen von Strecke zu Strecke römische Festungen, Kastelle genannt. Das berühmteste Kastell ist das aus der Saalburg bei Homburg vor der Höhe, das Kaiser Wilhelm wieder aufbauen läßt.
Nach dem Untergange des Römerreiches wurden die bestehenden Verkehrswege meist von den Völkern, durch deren Land sie führten, zerstört. Man vernichtete die Werke der Römer, um feindliche Annäherungen zu erschweren. Erst Karl der Große ließ die alten Kunst-straßen wieder ausbessern und neue anlegen. Nach ihm hörte aber jede Sorge um den Zustand der Wege auf. Die immer mächtiger werdenden Ritter saßen zu Pferd, und wie die leibeignen Bauern durch die bodenlosen Wege kamen, darum kümmerte sich niemand anders, als sie selbst. Dabei war die öffentliche Sicherheit durch Räuber und Stegreifritter sehr gefährdet. Der Adel zehntete von seinen Raub-nestern herab überall die durchziehenden Kaufleute, die ohne bewaffneten Schutz nicht reisen konnten und stets auf ihrer Hut sein mußten. Zolle und Wegabgaben waren kaum erschwinglich. Trotz der größten Schwierigkeiten wurde während der ersten Blütezeit des Handels ein weitverzweigtes Straßennetz geschaffen, das von der unverwüstlichen Kraft des deutschen Bürgertums beredtes Zeugnis ablegt.
Im Westen bildete das breite Rheintat die natürliche Verbindungsstraße zwischen dem deutschen Süden und Norden. Hier entwickelten sich auch die bedeutendsten Handelsstädte, deren Gründung sich häufig bis auf die Römerzeit zurückführen läßt. (Basel, Straßburg, Worms, Mainz, Köln, Trier, Aachen.) — Weiter im Osten bewegte sich der Haupthandelszug der italienischen Waren auf der alten noch von den Römern erbauten Straße von Venedig über Botzen, Innsbruck und Füßen nach Augsburg, Kempten und Ulm. Von hier zog die Straße über Nürnberg nach dem Norden in der Richtung nach Erfurt, Braun--schweig und Magdeburg, Lübeck, Hamburg und Bremen. — Den Verkehr mit Konstantinopel vermittelte die Donaustraße, die über Wien und Regensburg einerseits nach Augsburg, anderseits nach Nürnberg führte. — Wichtige Verbindungsstraßen liefen von der Rheinstraße nach Osten aus: Von Frankfurt führte ein bedeutender Handelsweg durch das Maintal bis Nürnberg, ein anderer ging von Frankfurt durch die Wetterau über Gießen, Marburg und Kassel in das Wesertal; ein dritter von Frankfurt über Fulda, Eisenach, Gotha, Erfurt nach Leipzig und weiter nach dem Elbetal. — Wie Frankfurt a. M. der Ausgangspunkt des west-östlichen Verkehrs im Süden Deutschlands wurde, so bildete Magdeburg den Knotenpunkt für den Handel vom deutschen Westen und Süden nach dem Norden und Osten. Magdeburg war der Mittelpunkt der Straßen, die von Köln und der unteren Weser ausgingen und nach dem Osten, namentlich nach Breslau, nach Lübeck, Posen, Danzig und Königsberg hinzogen.
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