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1. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 23

1877 - Langensalza : Beyer
— 23 — Spartaner zu ihrem Oberanführer den fingen Lysander, der den Krieg zu Gunsten der Lacedämonier beendigte. Derselbe überfiel nämlich die athenische Flotte im Hellespont (Straße der Dardanellen) bei Aegospotami (Ziegenfluß) im Jahre 405 v. Chr. Geb. und eroberte sie. Dann segelte er vor Athen, das nun keine Flotte mehr ausstellen konnte, belagerte und eroberte es und ließ die Befestigungswerke, die einst Thernistocles gebaut hatte, niederreißen. Die Athener mußten mit den Spartanern einen schmachvollen Frieden schließen und alle ihre Schiffe bis ans 12 ans-liesern. An die Spitze des athenischen Staates wurden von den Lace-dämoniern 30 Tyrannen (Herrscher) gestellt, welche indessen im darauffolgenden Jahre von dem edlen Athener Thrasybulus wieder vertrieben wurden. Das war im Jahre 404 v. Chr. Geb. So gieng der große Krieg Zn Ende, der ganz Griechenland auf das schrecklichste verwüstet und nicht nur die Macht des besiegten Athens gebrochen, sondern auch die des siegreichen Spartas geschwächt hatte. Yn. Zocrates. § 33. Socrates Leben. Socrates war der weiseste der Griechen, -er war ein Philosoph, das heißt ein Mann, welcher bemüht ist, durch tiefes und anhaltendes Nachdenken die Ursachen und das Wesen aller Dinge zu begreifen und in Folge dessen weise Lehren aufstellt. Socrates wurde im Jahre 469 v. Chr. Geb. zu Athen von armen Eltern geboren, sein Vater war ein Bildhauer. Auch er lernte anfangs diese Kunst, später aber ward er Soldat und half fein Vaterland gegen dessen Feinde verteidigen. Er lebte sehr einfach und mäßig und sein höchstes Vergnügen bestand darin, junge Leute in der Weisheit und in der Tugend zu unterrichten, um sie von ihren Torheiten zu überzeugen. Er lehrte überall, wo sich gerade Gelegenheit dazn fand, auf dem Markte, auf den Spaziergängen, in den Handwerksstnben n. s. w. Damals gab es in Athen Leute, welche unter den Jünglingen falsche und verwerfliche Lehren zu verbreiten suchten. Man nannte sie Sophisten. Sie behaupteten zum Beispiel, das Höchste, wonach man streben müsse, sei Reicktnm und sinnliche Genüsse. Gegen diese Leute trat Socrates auf, indem er bewies, daß der Mensch nicht nach Reichtnm und Genüssen, sondern nach Tugend streben müsse. Dadurch erlange man das höchste Gut, den Glanben an die Gottheit, die das Böse bestrafe und das Gnte belohne. Dabei hielt aber Socrates nicht etwa lange Reden, sondern er suchte seine Gegner in ein Gespräch zu ziehen. Er legte ihnen Fragen vor, gaben sie nun falsche Antworten, so bewies er ihnen das Falsche in denselben, so daß sie zuletzt seiner Meinung sein mußten. Auf dieselbe Weise unterrichtete er feine Schüler. Zu denselben gehörten viele, welche später sich einen berühmten Namen erworben haben.

2. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 24

1877 - Langensalza : Beyer
— 24 — § 34. Socrates Hob. Socrates hatte aber auch Feinde, wie alle rechtschaffenen Menschen. Dieselben klagten ihn vor Gericht an, er leugne die Götter, denn er spreche immer nur vou einer Gottheit, und dadurch verführe er die Jugend zum Unglauben. Vor Gericht verteidigte sich Socrates einfach und würdevoll. Er könne nicht anders lehren, sagte er, als er gelehrt und gelebt habe. Spräche man ihn frei, so müsse er doch immer wieder lehren, wie bisher, denn man müsse dem Gotte mehr gehorchen, als den Menschen. Er verdiene nicht nur keine Strase, sondern sogar eine Belohnung, da er für die Einsicht und Tugend seiner Mitbürger sorge. Darüber fühlten sich die Richter beleidigt, denn sie glaubten Socrates wolle sie höhnen, da er auch noch eine Belohnung verlangte; und so verurteilten sie ihn zum Tode: er sollte den Giftbecher trinken. Socrates Schüler waren darüber trostlos, einer derselben rief verzweifelnd aus: „Nein, so unschuldig sterben zu müssen!" —„Wolltest du lieber, daß ich schuldig stürbe?" eutgegnete lächelnd Socrates. Oft besuchten ihu seine Freunde im Gefängniß, auch brachten sie Geld zusammen, daß er fliehen konnte. Aber Socrates wies dies Ansinnen von sich; man müsse den Gesetzen gehorchen, sagte er. Endlich erschien der Todestag. Auch Xanthippe, seine zanksüchtige Gemalin, hatte sich eingefunden, er schickte sie aber, ihres Weinens müde, weg. In den letzten Stunden unterhielt sich Socrates noch mit seinen Schülern über die höchsten Wahrheiten, besonders über ein Fortleben der Seele nach dem Tode. Endlich brachte der Henker den Giftbecher. „Wie muß ich's machen?" fragte Socrates. „Du mußt trinken," erwiederte jener, „und dann umhergehen, bis dir die Füße schwer werden, und dich dann niederlegen." Das tat der Greis. Als er fühlte, daß das Gift wirkte, legte er sich nieder und verhüllte feiu Gesicht. Allmählich wurde sein Körper kalt und starr. Seine letzten Worte waren: „Wir sind dem Asclepins (dem Gotte der Heilkunst) einen Hahn schuldig. Opsert ihn ja und versäumt es nicht." Denn ersah sich nicht als einen Sterbenden, sondern als einen zu einer besseren Welt Genesenden an. So starb der berühmte Weise, siebzig Jahre alt (399 v. Chr. Geb.). Seine Schüler, besonders der berühmte Plato haben später seine Lehren weitergebildet und durch Griechenland verbreitet. vra. Theben. § 35. Aekopidas und Kpaminsndas. Durch den Sieg über die Athener waren die Spartaner sehr übermütig geworden. Mitten im Frieden überfiel und besetzte einer ihrer Feldherren, Ph öbidas, die Stadt Theben nebst der Burg daselbst (Kadmea). Unter den vornehmen Jünglingen, welche in Folge dessen nach Athen fliehen mußten, war auch Pelopidas. Aber mit els Gefährten kehrte derselbe heimlich nach Theben.

3. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 147

1877 - Langensalza : Beyer
— 147 — schwendung nichts nach. Auch er führte kostspielige Kriege, wie gegen England und Preußeu (im siebenjährigen Kriege), hielt eine glänzende Hofhaltung und vergeudete Millionen für feiue Vergnügungen. Dazu ließ er sich zum Schaden feines Landes von leichtsinnigen und lasterhaften Weibern nur allzusehr leiten, so daß er auch die Achtung aller Gutgesinnten verlor. Eine ungeheuere Schuldenlast sammelte sich aus diese Weise nach und nach an, welche den Wohlstand des Landes nicht aufkommen ließ. Es ist leicht erklärlich, daß, um die vielen Ausgaben des Hofes zu decken, die Steuern, welche das Volk bezahlen mußte, nicht gering waren. Da dieselben aber nur von dem Bürger und dem Bauer aufgebracht werden mußten, weil Adel und Geistlichkeit steuerfrei waren, so waren sie für das arme Volk nur um so drückender. Dazu kam noch, daß der Adel und die hohe Geistlichkeit alle hohen und einträglichen Staatsämter innehatten und daß kein Bürger oder Bauer zu eiuem solchen zugelassen ward. In Nordamerika hatten sich in den siebziger Jahren dieses Jahrhunderts eine Anzahl englischer Colonien frei gemacht und eine Republik (die vereinigten Staaten) gegründet. Die Franzosen hatten diese Colonien in ihrem Kampfe unterstützt, und so waren freiheitliche Ansichten auch in Frankreich eingedrungen. Endlich waren auch geistreiche Männer ausgetreten, wie Voltaire und Rousseau, die hatten durch Schriften das Volk aufgeregt, ja sogar die christliche Lehre angegriffen, so daß dasselbe vor der bestehenden Ordnung feine Achtung und Ehrfurcht mehr hatte. Das alles bewirkte, daß man sich in Frankreich unter der Regierung Ludwigs Xv. nach einer andern Ordnung der Dinge sehnte und daher die Thronbesteigung Ludwigs Xvi. mit Jubel begrüßte. Dieser war wohl ein gutmütiger Fürst, der den besten Willen hatte, die bestehenden Uebelstände zu beseitigen, aber er war viel zu schwach und seiner Ausgabe nicht gewachsen. Seine Ge-Malin Marie Antoinette, die Tochter der Kaiserin Maria Theresia, machte sich obendrein durch ihre Prachtliebe beim Volke verhaßt und ward von einem Vetter des Königs, dem ehrgeizigen Herzog von Orleans, der selbst nach der Krone strebte, bei den Franzosen verleumdet. So legte sich also auch unter Ludwig Xvi. die Unzufriedenheit nicht. — Um nun der großen Geldnot abzuhelfen, berief Ludwig im Jahre 1787 die sogenannten Notablen, angesehene Männer, nach Versailles bei Paris, welche ihm dazn raten sollten. Als aber auch die Notablen feinen Rat wußten, berief der König auf den Vorschlag feines Ministers Neef er die sogenannten Reichsstände nach Versailles, das waren Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und des dritten Standes (Bürger und Bauern). In dieser Versammlung kam es aber bald zum Streit, deuu Adel und Geistlichkeit wollten nicht gemeinsam mit den Vertretern des dritten Standes beraten. Da erklärten sich die letztem aus den Rat des Abbe Siehes als die alleinigen Vertreter des französischen 10*

4. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 101

1877 - Langensalza : Beyer
Die neuere Zeit. A. Deutschland. I. Die Reformation oder Kirchenverbesserung. § 122. Der Aölaßkram. In den früheren Jahrhunderten der Christenheit pflegte die Kirche die Übertretungen der Gebote Gottes mit besonderer Strenge zu bestrafen. Um das gegebene Aergerniß zu sühnen, wurden von ihr öffentliche Bußwerke auferlegt. Solche Büßende durften: zum Beispiel nicht am öffentlichen Gottesdienste teilnehmen. Nur vor der Kirche durften sie im Bußgewande stehen und die Kirchgänger um: ihre Fürbitte bei Gott und den Heiligen anflehen. War nun der Büßende sehr eifrig und reuig, so wurden die ihm auferlegten Buß- Übuugeu nicht selten von den Bischöfen gemildert. Eine solche Milderung oder Nachlaß der Bußübungen nannte man Ablaß. Später wurden die Ablässe häufiger und oft mußte derjenige, welcher sich des Ablasses teilhaftig machen wollte, außer daß er sich den vorgeschriebenen Bnß-übungen unterzog, auch freiwillige Beiträge, Beiträge an Geld zu irgend einem guten Zwecke, zum Beispiel zur Erbauung von Kirchen u. s. w., liefern. Immer aber setzte die Kirche voraus, daß derjenige, welcher Ablaß erhielt, auch innerlich sich gebessert habe und seine Sünden aufrichtig bereue. Es gab aber gar viele, welche eine ganz irrige Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann glaubte, wenn er einen Ablaßzettel für Geld einlöse, so bedeute das eine Vergebung seiner Sündenschuld selbst, ohne daß er an die von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken brauche. Die Ablaßprediger versäumten dabei nur allzusehr ihre Pflicht, das Volk über diesen verderblichen Wahn aufzuklären. Die meisten Vorwürfe verdient in dieser Beziehung der Dominicanermönch Johann Tetzel ans Leipzig. Leo X., der damalige Pabst, schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß ans und bestimmte die dabei einkommenden freiwilligen Gaben zum Bau der prachtvollen Peterskirche tit Rom. Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz, sollte diesen Ablaß in Deutschland verkündigen. Albrecht schickte nun Ablaß-

5. Das Altertum - S. 18

1885 - Heilbronn : Henninger
18 I. Periode. wanderer auf eine höhere Stufe der Civilisation emporgehoben wurden. Eine bedeutende Rolle spielten dabei sicherlich seit etwa 1300 vor Chr. die Phönikier, die selbst wieder die assyrische Kultur den westlichen A ölkern vermittelten; nach Ernst Curtius, der freilich gewichtigen Widerspruch erfahren hat, folgten auf sie die asiatischen „Ostgriechen“ die Kinder Jävans der mosaischen A ölkertafel , die I ä o n e r oder Ioner nach der griechischen Bezeichnung, die von den Phönikiern Schiffbau, Seefahrt und andere Künste lernten, bis nach dem phönikisierten Karien und nach Ägypten vordrangen und als sie vom Westrande Kleinasiens („Anatoliens“) zu ihren europäischen Stammesbrüdern, den „Westgriechen“ gelangten, von denselben selbst als Phöniker und Ägypter angesehen wurden. „Kadmos und Pelops,“ ruft Curtius aus, (griech. Gesch. I 342) „was ist an ihnen fremd als die Herkunft ! Sind sie nicht die Gründer alles dessen, was echt griechisch ist, die Ahnherren erlauchter, staatsschirmender Königsgeschlechter, deren Ruhm und Thaten zu verkünden die nationale Poesie nicht müde wurde!“ b. Auf die Zeit der „eingewanderten Heroen“ folgt, deutlich als eine spätere Epoche sich von jener scheidend, die der einheimischen Heroen. a. Von diesen treten im wesentlichen einzeln auf, als Helden, die auf eigene Faust handeln, Herakles, Sohn des Zeus und der thebanischen Königin Alkmene, der Gemahlin des Ani-phitryo, ursprünglich, wie es scheint, ein Dämon des nächtlichen Himmels, der Hera untergeben, in der Sage aber der gewaltige Besieger aller möglichen menschlichen und tierischen Unholde, der Vollführer der zwölf ihm vom König Eurvstheus von Mykene aufgetragenen „Arbeiten“ (ä9-?^oi), das ideale Vorbild für die ritterliche Jugend der Hellenen in allen Mannestugenden, auch in der Verschmähung des bequemen Genusses, und am Ende durch feurigen, selbsterkorenen Tod hindurch in den Olympos zu den Göttern emporgehoben. Ihm steht am nächsten an Berühmtheit in der Sage Theseus, Sohn des athenischen Königs Ageus, das „athenische Gegenbild des Herakles“, welcher nach der Sage den Isthmos von schauerlichen Ungetümen säuberte und die Athener durch Erlegung des Stiermenschen Minotauros von dem Menschentribut erlöste, den sie alle sieben Jahre an König Minos von Kreta senden mufsten (vgl. S. 16). Endlich ist noch Perseus zu nennen, des Zeus und der argivischen

6. Das Altertum - S. 78

1885 - Heilbronn : Henninger
78 Iv. Periode. S. 72). Wenn auch unter den Sophisten Görgias von Leontinoi, Protagoras von Abdera, Hippias von Elis, Prödikos von Keos u. a. durch Energie des Denkens und mancherlei Verdienste um die Sprache hervorragten, die sie mit grofser Virtuosität handhabten: so ist doch nicht zu leugnen, dafs ihr Gesamteinflufs schädlich war und ihr Kernsatz: „der Mensch sei das Mafs aller Dinge“ (o av&Qiottos /xstqov andvzcov) die Religion und Sittlichkeit untergrub. enn deshalb Sokrates dem hochfahrenden und oberflächlichen Reden der Sophisten gegenüber gründliches Nachdenken über alles forderte, aus dem dann tugendhaftes Verhalten als reife Frucht hervorgehe, so hat er ein im höchsten Sinne gutes und notwendiges Werk gethan; aber da er äufserlich angesehen manche Ähnlichkeiten mit den Sophisten hatte (weshalb ihn Aristophanes in den „Wolken“ 423 verspottete), und da Kiitias und Alkibiades unter seinen Schülern waren, so erschien er dem Demos auch als ein Verderber der Jugend und Zerstörer dei Religion und wurde im Mai 399 deshalb auf eine von Anhängern der Demokratie (Änytos, Lykon und Meletos) erhobene Anklage hingerichtet. b. Da Kyros der Jüngere den Spartanern gegen Athen zum Siege verholfen hatte, so durfte er auch von ihnen Unterstützung erwarten, als er 401, nachdem sein Vater Dareios Ii. Nothos (425 404) gestorben war, es unternahm, seinen Bruder Artaxerxes Ii. Mnemon (404—367) vom Throne zu stofsen. Mit 13 000 griechischen Söldnern, unter deren Anführern der Spartaner Kleärchos hervorragte, und 100 000 Asiaten unter Ariäos drang er auch wirklich gegen Hochasien vor, fiel aber im September 401 in der Schlacht bei Kunäxa am Euphrat, nicht weit von Babylon. Von seinem führerlosen Heere traten die Asiaten bald auf Seite des Siegers Artaxerxes über; die Griechen aber schlugen sich, obwohl ihre Feldherren durch die Ti eulosigkeit des Tissaphemes am Flusse Zäbatos in Assyrien in die Hände der Perser fielen und ermordet wurden, doch unter der offiziellen Führung des Spartaners Cheirlsophos, unter der wirklichen des Atheners Xenophon nordwärts ans schwarze Meer durch, das sie, noch etwa 10 000 Mann stark — daher „Rückzug der Zehntausend“ — auf den Anhöhen vor Trapezus erblickten und mit dem lauten Jubelruf Thalassa! Thalassa! (= Meer) begrüfsten; von hier gelangten sie glücklich nach dem Hellespont zurück, wo dann die Mehrzahl in spartanische Dienste

7. Das Altertum - S. 5

1885 - Heilbronn : Henninger
2. Kapitel. Die orientalischen Völker. 5 erbliche Berufsstände, wobei der Sohn ohne freie Wahl dem Stande des Vaters folgen mufs (Ableitung des ^ ortes von castus = rein?). Die oberste Rasse heifst die der Brahmänen oder Priester; als zweite folgen die Kschätrij as oder Krieger; in der dritten, der der Väisjas, sind Ackerbauern, Kaufleute und Gewerbtreibende befafst; endlich die Dienstboten aller Art machten die vierte Kaste der Sudras aus, welche von den „wiedergeborenen“ Kasten nicht als vollberechtigt angesehen wurde. Heutzutage sind freilich durch die mannigfaltigen Einwirkungen der europäischen Kultur, welche durch die englische Herrschaft auch in Indien Eingang gefunden hat, die Kastenunterschiede selbst erschüttert und die Allgemeingiltigkeit der Weltansicht, auf denen sie beruhen, ins Wanken gebracht worden. Neben der alten brahmanischen Religion, welche nach der ältesten Urkunde, den Vedas, mancherlei Naturgötter anerkannte, über alle aber allmählich Brahma als „Weltseele“ stellte, bildete sich — nicht sowohl im Gegensatz zum Brahmanismus, als vielmehr aus ihm und vielleicht seinen „Bettelorden“ heraus — der Buddhismus, der auf einen Königssohn Gautama, genannt Buddha, „der Erleuchtete" zurückgeführt wird, welcher etwa ein Zeitgenosse des Kyros gewesen sein müfste. Das Ideal dieser Religion ist Selbstverleugnung, Selbsthingabe, sittliche Reinheit; trotz dieses mönchischen Charakters besafs der Buddhismus aber doch den wohl eben von seinem Stifter ihm eingepflanzten Trieb, die ganze Welt zu sich zu bekehren, und in Ostasien zählt er heute vielleicht 600 Millionen Bekenner, so dafs er das Christentum quantitativ um ein Drittel übertrifft. In der allgemeinen Geschichte treten uns die Inder erst zur Zeit Alexanders des Grofsen entgegen, wo sie in zahlreiche, von selbstherrlichen Monarchen (Despoten) beherrschte Staaten zerfielen, die sich untereinander stetig befehdeten. d. In dem Stromlande zwischen Euphrat und Tigris, Mesopotamien, und dem östlich davon gelegenen Landstrich wohnte in der ältesten Zeit das hamitische Volk der Akkädier oder S um er i er (Sumir), welche von Priesterfürsten regiert wurden und um 2230 vor Chr. dem semitischen Volksstamm der Chaldäer erlagen, die von Elymais am persischen Meerbusen aus nach Norden vordrangen. Die Assyrier im Norden, die sich mit ändern Nationalitäten, namentlich Mongolen, gemischt zu haben scheinen, gründeten ein grofses Reich, dessen Mittelpunkt die mit Palästen und allerlei Bildwerken geschmückte Residenz

8. Das Altertum - S. 17

1885 - Heilbronn : Henninger
6. Kapitel. Das heroische Zeitalter. 17 bereits auf einer gewissen Kulturstufe angelangtes Volk , das Schiffahrt treibt, einer Art der Schrift kundig ist, kyklöpische (d. h. aus riesigen unbehauenen oder vieleckigen, ohne Mörtel aufeinander geschichteten Werkstücken bestehende) Burgen (La-rissen) baut und das Land unter den Pflug nimmt; wie die alten Perser und Germanen verehrten sie ihre Götter ohne Bilder und Tempel auf hohen Bergeskuppen ; als „pelasgisch“ bezeichnet Achilleus (Ilias 16, 233) den Zeus von Dodöna in Epeiros, dessen Priester Selloi hiefsen, „die auf dem Boden schlafen und sich die Fiifse nicht waschen.“ Sechstes Kapitel. Das heroische Zeitalter. a. Auf das pelasgische Zeitalter folgt das heroische, oder das vorhellenische, so genannt, weil nach der griechischen Sage in ihm einzelne Heroen oder Halbgötter besonders hervortreten, die in einer Art von stammväterlichem Verhältnis zu den Fürsten der späteren Hellenen stehen, also auf keinen Fall als fremdartige Wesen angesehen wurden. Einzelne dieser Heroen erscheinen allerdings als Einwanderer, wie Kekrops, der Gründer der athenischen Akropolis Kekröpia, der aus Säis in Unterägypten gekommen sein soll; oder Dänaos, der aus Chemmis in Oberägypten nach Ärgolis einwandert und dort die Burg baut und die Kunst des Brunnengrabens lehrt*, oder Pe-lops, der Sohn des Täntalos, welcher aus Phrygien nach Elis zieht und ein so grofses Reich gründet, dafs die Halbinsel nach ihm Pelopsinsel genannt wird; oder endlich Ivadmos, der Sohn des phönikischen Königs Agenor, welcher seine von Zeus geraubte Schwester Europa suchend nach Böotien gelangt, die Burg von Theben, die Kadmeia, anlegt und die „kadmeischen Buchstaben“ nach Griechenland bringt. So weit auf diese Nachrichten überhaupt etwas zu geben ist, beweisen sie, dafs nach der eigenen Auffassung der Griechen ihr Land nicht stets denselben Bewohnern gehörte; dafs vielmehr Einwanderungen aus Asien stattfanden, durch welche höhere Kulturelemente — Schrift, Münze, Mafs, Gewicht, Brunnengraben — nach Europa gebracht wurden; dafs also die Urbewohner von Hellas durch fremde Ein- Hgelhaaf, Grundzüge der Geschichte. I. 2

9. Das Altertum - S. 77

1885 - Heilbronn : Henninger
19. Kapitel. Die spartanische Hegemonie (404—379). 77 Spitze dieses Ausschusses stand Kritias, ein blutdürstiger Oligarch, der ein wahres Schreckensregiment errichtete, dem selbst gemäfsigtere Oligarchen wie Therämenes zum Opfer fielen; auf Betreiben dieser Faktion und des Lysandros liefs auch der Satrap Pharnabäzos den Alkibiades 403 in Bithynien ermorden. Die Herrschaft der „dreißig Tyrannen“ (so nennt sie Cornelius Nepos, nicht schon Xenophon) wurde im Jahr 403 gestürzt, indem die demokratischen Flüchtlinge unter Thrasybülos von Theben aus, wo sie Aufnahme gefunden hatten, die Feste Phyle überrumpelten und hernach sich im Peiräeus festsetzten, die Könige und Ephoren von Sparta selbst, denen Lysandros diktatorisches Auftreten und sein aut die oligarchische Partei gegiün-deter weitverzweigter Einfluis lästig waren, vermittelten nach Kritias’ Fall den Frieden unter den athenischen Parteien (September 403); • und unter dem Archontät des Eukleides wurde eine Amnestie erlassen, die solonische Verfassung ein-schliefslich der Befugnis des Areopags, über die Aufrechthaltung der Gesetze zu wachen, hergestellt und die Besoldungen für Ratsherren, Geschworene und Besucher der Volksversammlung abgeschafft*, auch wurde an die Spitze der Finanzen ein neuer, für allemal vier Jahre gewählter Beamter gestellt, der ,,Pfleger der gemeinsamen Einkünfte“ (o enl Xtjg, xoivrjg nqooödov). Die Amnestie wurde freilich nicht gewissenhaft gehalten; unter anderen fiel der Volkserbitterung Sokrates zum Opfer, der Sohn des Sophroniskos (469—399). Er, von Hause aus Bildhauer, mit Xanthippe in nicht unglücklicher Ehe lebend, arm an irdischem Gute, aber reich am Geiste, blickte damals auf ein durch 70 Jahre ehrenvoll verbrachtes Leben zurück; er hatte seine Pflicht gegen den Staat als Kriegsmann und Mitglied des Rates der 500 stets vollauf gethan und namentlich im Arginussenprozefs gegen das gesetzlose Vorgehen des wütenden Volks mannhaften Widerstand geleistet: der dunkelste Tag der attischen Demokratie ist der schönste Ehrentag dieses Mannes. Zeit seines Lebens hatte er gegen die neuen Jugendlehrer gekämpft, die Sophisten, welche sich unterfingen, Gründe für alles und jedes zu finden, „die schwächere Sache als die stärkere erscheinen zu lassen“, d. h. aus Schwarz Weifs zu machen, und die Lehre vom Recht des Stärkeren zu predigen, der thun dürfe, was er thun könne (vgl. das Verfahren der Athener gegen Melos,

10. Das Altertum - S. 89

1885 - Heilbronn : Henninger
22. Kapitel. Innere Geschichte der Hellenen von 431—336. 89 selben grofsenteils zerstört worden; die vielen Kriegsverluste und die inneren von Mord und Brand begleiteten Revolutionen hatten ohne Zweifel den Wohlstand von ganzen Gemeinwesen und von vielen einzelnen zerstört. Nichtsdestoweniger spricht eine Reihe von Thatsachen dafür, dafs bei jeder Friedenspause sich die Nation vermöge der ihr inne wohnenden wunderbaren Elasticität allemal wieder rasch zu erholen begann ; allein der Kampf gegen Philippos schon zeigt uns, dafs das moralische und wirtschaftliche Kapital des Volkes noch nicht aufgezehrt war, und in diesem Kampfe trat auch noch einmal das Bürgertum selbstthätig mit Schild und Speer auf, während es sonst seine Kriege durch bezahlte Mietsoldaten zu führen pflegte. b. In sittlich - religiöser Hinsicht trat gegen die Zeit der Perserkriege und des Perikies eine tief greifende Veränderung ein: die ,,Weisheitslehrer“ oder Sophisten (S. 77) unterwiesen die Jugend in der Kunst zu reden, welche mit der fortschreitenden Demokratisierung namentlich in Athen für den immer unentbehrlicher wurde, der öffentlich auftreten und die staatsmännische Laufbahn einschlagen wollte, und erfüllten dabei ihre Schüler mit dem Geiste hochfahrenden Eigendünkels und sittlicher Gleichgültigkeit. Nur aus dieser ihrer Wirksamkeit erklärt es sich, dafs ein Mann wie Sokrates (S. 77) es sich zur Lebensaufgabe machte, der sophistischen Seuche entgegenzuarbeiten, und dafs sein grofser Schüler Platon (429—348), ein Kodride, dem sophistischen Subjektivismus entgegen eine Welt der Ideen konstruierte, welche hoch über der vergänglichen Sinnenwelt erhaben ist, allein Gegenstand und Inhalt wahren Wissens und allein im vollen Sinne wirklich ist; er hat auch zuerst im Dial-og Phädon die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele vorgetragen und wissenschaftlich begründet. Platos gröfster Schüler ist Aristoteles aus Stageira auf Chalkidike, der Lehrer Alexanders des Grofsen (384—322), von dem die peripatetische Schule stammt wie von Platon die akademische; er läfst die Ideenlehre fallen und richtet seine Forschung auf die gegebene Wirklichkeit, die er so durchdrungen hat, dafs fast alle Wissenschaften ihn als ihren Vater betrachten müssen: die Logik, die Sittenlehre (Ethik), die Politik, die Lehre von der Dichtkunst (Poetik) und Redekunst (Rhetorik) so gut wie die Zoologie, Botanik und Anatomie. An Sokrates knüpfen sich auch die entgegengesetzten Richtungen des Antisthenes und des Aristippos von Kyrene an: jener
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