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1. Theil 2 - S. 155

1827 - Leipzig : Fleischer
155 (Japan) läge. Diese, meinte er, erstreckten sich gewiß sp weit' nach Osten hm, daß man sie bald erreichen würde, wenn man von Portugal aus nach den azorischen Inseln, und von diesen noch et- was weiter nach Westen führe. Von der Wahrheit dieser Meinung war er so fest überzeugt, daß er seitdem weder Tag noch Nacht Ruhe hatte. Colombo, oder, wie man ihn gewöhnlich nennt, Co- lumbus, war in einem Häuschen einer Vorstadt von Genua gebohren, wo sein Vater ein Tuchmacher war. Seine Erziehung war, wie sie bei dem Sohne eines armen Wollenwebers seyn konnte: er lernte lesen, schreiben und rechnen, und kratzte Wolle, bis er, seiner Neigung folgend , als ein 14jähriger Bursche zur See ging. Je weiter die Reise ging, desto lieber war es ihm, und es giebt keine Gefahr des Seelebens, die er nicht mit Muth und Geistesgegenwart bestanden hatte. Da in keinem Lande damals so viel Neues für einen Seemann zu lernen war, als in Por- tugal, so begab er sich dorthin, fuhr mehrmals nach der West- küste Afrikas, und heirathete endlich die Tochter des schon er-, wähnten Pereftrello. In den Tagebüchern und Karten dieses Mannes studirte er nun fleißig, und alles bestärkte ihn in sei- ner Meinung, daß es nach Westen jenseits des atlantischen Mee- res vieles zu entdecken geben müßte. Wie gern hätte er gleich die Unternehmung gewagt, aber es fehlte ihm an Geld mehrere große- Schiffe auszurüften. Zuerst wandte er sich an den König von Portugal Jo- hann 2. ; aber dem lag damals die Fahrt um Afrika mehr als alles am Herzen, und da Colombo ein redseliger Mann war, so hielten der König und seine Geographen alles, was er sagte, für Träumereien, und er wurde abgewiesen. Dann reifte er nach Genua, um seiner Vaterstadt die Ehre und den Vortheil der neuen Entdeckungen zuzuwenden. Aber die Rathsherren mein- ten, er sey wohl nicht recht klug. Verdrießlich wandte er sich nun nach Spanien, feinen Bruder Bartholomeo aber schickte er nach England an König/Heinrich 7. In Spanien regierten damals Ferdinand der Katho- lische und Isabella. Die Mauren welche 711 und in den folgenden Jahren das ganze Land unterworfen hatten, waren

2. Theil 2 - S. 197

1827 - Leipzig : Fleischer
107 in der einsamen Kammer mit ihren Kindern nieder, und be- tete: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Und dies Ge- bet wirkte, daß ihre Seele nicht erlag, als man ihr bald darauf den traurigen Ausgang der Schlacht und den Tod ihres ge- liebten Mannes meldete. Sie überlebte ihren Gatten um 7 Jahre. Es kam am Ilten November 1531 bei Cappel zur Schlacht. Die Zürcher mußten der Uebermacht weichen. Zwingli sank, mit Wunden bedeckt, mit seinem getödteten Pferde zu Bo- den. Einer der feindlichen Kriegsknechte aus Uri erkannte ihn, und ri.ef ihn zu: „Du syst der Hilterich, sollt' i meine?" Zwingli hielt es für Unrecht, die Wahrheit zu verneinen. Darauf kniete der Wütherich auf den entkräfteten Helden, und schrie ihm ins Ohr: „Glaubst an Päpsten, so möchst du lebe!" Da richtete sich der unerschrockene Mann empor, und mit der letzten ihm ge- gönnten Lebenskraft bekannte er laut: „ich glaub' an Gott! " — „Da müßt du sterbe!" meinte der Bösewicht, und stieß ihm den Mordstahl in die treue Brust. Noch an demselben Tage wurde sein Leichnam auf dem Schlachtfelde verbrannt; aber seine Lehre konnten seine Feinde nicht dämpfen, und sein Name wird, so lange man ihn kennt, mit Ehrfurcht genannt werden. Nicht nur in der Schweiz, auch in dem südlichen Deutsch- land, in den Niederlanden und in Frankreich hatte die Lehre Zwingli's großen Eingang gefunden. Dazu wirkte keiner thäti- ger als der unerschrockene Calvin; daher wird er unter den Stiftern der reformirten Kirche mit Recht neben Zwingli genannt. Calvin war in Noyon in Frankreich 1509 gehohren, wo sein Va- ter ein angesehner Mann war. Seine Eltern hielten ihn mit Strenge zur Ordnung an, und seine fromme Mutter pflanzte ihm schon früh die innige Religiosität, und die strenge Tugend ein, die sein ganzes Leben auszeichnete. Da ec in Paris auf der Schule der Fleißigste von Allen war, so wurden die andern Schü- ler neidisch auf ihn, und neckten ihn oft. Das legte den Grund zu dem Eigensinn und der Rechthaberei, die ihn nachher oft zu übertriebener Strenge und zur Unduldsamkeit gegen Andersden- kende verleitete. Er war schon mit 18 Jahren Pfarrer gewor- den. Nachdem er aber die Lehre Zwingli's kennen und lieben

3. Theil 2 - S. 199

1827 - Leipzig : Fleischer
199 Eine dunkle Seite seines Lebens ist sein Benehmen gegen den unglücklichen M i ch a e l S e r v e t. Dies war ein spanischer Arzt. Er hatte fleißig die Bibel studirt, und daraus erkannt, worin eigentlich die Lehre Jesu bestehe. Sein Eifer für Re- ligion hatte ihn auch mit Calvin in Briefwechsel gebracht; dieser aber hatte bald alle Verbindung mit ihm wieder abgebrochen, als er merkte, daß Server nicht in allen Stücken mit ihm übereinstimme. Endlich schrieb Server, ohne sich zu nennen, ein Buch: „Wiederherstellung des Christenthums" betitelt, worin er mit dem redlichsten Sinne von der Welt Vorschläge machte, die Religion Jesu in ihrer ganzen Reinheit wiederherzuftellen. Das Buch machte Aufsehen, wurde von den Katholiken als ketzerisch verdammt, und auch Calvin fand darin vieles, was mit seinen Vorstellungen nicht übereinstimmte, und kaum erfuhr er, daß Servet der Verfasser sey, als er ihn auch sogleich heimlich als solchen bei den Behörden der Stadt Vienne, wo jener sich auf- hielt, angab. Servet wurde feftgenommen, und erwartete den Feuertod. Zum Glück entsprang er, und kam nach Genf, wo er als in einer reformirten Stadt fürs erste am sichersten zu seyn glaubte, besonders da er nicht ahnte, daß Calvin sein Feind und Angeber sey. Sobald dieser aber erfuhr, daß der ihm so verhaßte Servet sich in den Mauern Genfs befinde, ließ er ihn sogleich ins Gefangniß schleppen, und nachdem man verge- bens versucht hatte, den Gefangenen dahin zu bringen, seine Meinung abzuschwören, brachte es Calvin dahin, daß er öffent- lich verbrannt wurde. Voll Angst bat er, ihn wenigstens nur mit dem Schwerte hinzurichten. „Wenn ich geirrt habe," sagte er, „so habe ich es aus Unwissenheit gethan. An der Art mei- nes Todes kann euch ja nichts liegen." Aber nichts half; er wurde aufs grausamste mit Feuer zu Tode gequält. Das konnte der sonst so fromme Calvin! Man sieht, welch ein Unheil die Unduldsamkeit ist. Seitdem lebte Calvin noch 11 Jahre, mit derselben Thä- tigkcit, aber auch mit derselben Strenge wie vorher, und starb endlich 1564.

4. Theil 2 - S. 185

1827 - Leipzig : Fleischer
185 Beispiel und die Lehren der guten Eltern wirkten auch so vor- teilhaft auf den sanften Knaben, daß er sein ganzes Leben hindurch nie von Gottes Wegen abwich, und sein inniges Gott- vertrauen ihn bei allen Veränderungen seiner Schicksale aufrecht erhielt. Er verlor schon im Ilten Jahre seinen Vater. Der Großvater gab ihm nun einen treuen Erzieher, bis er nach Pforzheim auf die Gelehrtenschule kam. Hier wurde er bald der Liebling aller Lehrer wegen seines stillen, bescheidenen Flei- ßes und seiner schnellen Fortschritte, die so groß waren, daß er schon im 14ten Jahre die Universität beziehen konnte. Er studirte in Heidelberg, dann in Tübingen. Hier fiel ihm eine Bibel in die Hände, und diese bewirkte bei ihm dasselbe, was sie bei Luthern bewirkt hatte. Nun legte er sich mit ganzer Seele, neben den Studium der alten Sprachen, auf die Er- kenntniß der christlichen Religion. Seine Gelehrsamkeit, ob ec gleich sie nie zur Schau trug, machte ihn bald so berühmt, daß ihn Friedrich der Weise 1518 nach Wittenberg als Professor der griechischen Sprache berief. Seine erste Bekanntschaft war hier Luther, und so verschieden auch beide an Temperament waren, so wurden sie doch die innigsten Freunde; denn beide waren von gleicher Liebe zu Gott erfüllt, beide hatten gleichen Eifer, die Religion Jesu in ihrer unverfälschten Reinheit zu lehren, und den Unterricht des Volks zu verbessern. So heftig, aufbrausend, kräftig und selbst übereilt Luther zuweilen war, so sanft, bescheiden, furchtsam und besonnen war Melanchthon. Aber solcher Männer bedurfte auch die Vorsehung, um die Re- formation zu bewirken. Melanchthons Mäßigung hätte diese nie zu Stande gebracht; aber Luthers Kraft, sein Feuereifer wurde durch die Bedachtsamkcit seines Melanchthons gemäßigt, und so wirkten beide vereint unendlichen Segen für die Mensch- heit. Ohne Neid erkannte Luther die größere Gelehrsamkeit seines Freundes an; er nannte ihn nie anders als — seinen Philipp, und dieser wieder nannte ihn schlechtweg den Doctor. Beide machten Wittenberg zur berühmtesten Universität ihrer Zeit;von allen Seiten strömten die Jünglinge herbei, von ih- nen zu lernen, und Melanchthon hatte zuweilen über 2000 Zu- hörer in seinen Vorlesungen. Von Körper war er schmächtig,

5. Theil 2 - S. 227

1827 - Leipzig : Fleischer
227 rigen Krankheit mehrere geistliche Romane gelesen hatte, und dadurch zum Schwärmer geworden war. Der Zweck des Ordens war, das sinkende Ansehen des Papstes aufrecht zu halten, und der Aus^ breitung der evangelischen Lehre zu wehren. Ein General stand an der Spitze, und wurde genau von allem, was durch die einzelnen Mitglieder geschah, unterrichtet. Man pflegte nur solche aufzunehmen, die sich durch irgend etwas, was dem Orden nützen konnte, auszeichneten: Gelehrsamkeit, Verschlagenheit, Vecstellungsgabe, oder Gewandtheit, und da sie den verderb- lichen Grundsatz hatten, daß zu einem guten Zweck selbst die schändlichsten Mittel erlaubt wären, so haben sie vieles Böse gestiftet. Daher sie auch 1772 aufgehoben worden, und ihrer neuerdings versuchte Wiedereinführung hat man sich überall dringend widersetzt. Sie waren es besonders, welche, wo sie nur konnten, die evangelische Lehre unterdrückten, und es dahin brachten, daß noch immer in vielen Ländern Deutschlands der Katholicismus herrschend ist. 75. Franz 1. und Heinrich 8. Auch dadurch ist Kaiser Karls Zeit merkwürdig geworden, daß zugleich mit ihm auf andern Thronen ausgezeichnete Kö- nige saßen. In Frankreich regierte Franz 1. von 1515 — 1547. Daß er sich um die deutsche Kaiserkrone bemühte, und, nachdem er Karln hatte nachstehen müssen, auf diesen einen bitter» Haß warf, ist schon erzählt worden; ebenso daß beide vier erbitterte Kriege mir einander führten, deren Ergebnisse wir aber hier nicht erzählen können. Unter seiner Regierung breitete sich die Lehre Zwingli's in Frankreich aus; Franz ver- folgte die Bekenner derselben mit Härte, wohl weniger aus Religionshaß, als weil er es mit seinen katholischen Untertha- nen nicht verderben wollte; denn zu derselben Zeit unterstützte er heimlich die schmalkaldischen Bundesgenossen gegen Kaiser Karl. Ueberhaupt fehlte ihm der höhere Sinn, der dem Men- schen nur das zu thun erlaubt, was ec für wahr und recht erkennt. Er fragte bei seinen Unternehmungen nur, ob die Klugheit sie anriethe; nach ihrer Rechtmäßigkeit aber fragte er nicht. Darum ist cs ihm auch selten gelungen, und Frankreich 15 *

6. Theil 2 - S. 265

1827 - Leipzig : Fleischer
265 gab er an, daß er den König gehaßt, weil er den Papst ge- täuscht habe, und ein Freund der Hugenotten gewesen sey. Indessen ist sehr wahrscheinlich, daß die Feinde Heinrichs sich seiner nur als Werkzeugs bedient hatten; ja manche meinten selbst, seine eigene Frau, Maria von Medicis, habe darum gewußt. Heinrich war erst 56 Jahre alt, und von solcher Gesund- heit, daß er ein hohes Älter hätte erreichen können. Noch jetzt ist sein Andenken in Frankreich gesegnet. Sein Nachfolger war Ludwig 13., auf welchem keineswegs der Geist seines Vaters ruhte. 80. Elisabeth von England und Maria Stuart. Nach Heinrichs 8. Tode 1547 hatte zunächst sein einziger Sohn Eduard 6., ein zehnjähriger, gutgearteter Knabe, sechs Jahre lang regiert. Zu seiner Nachfolgerin ernannte dieser die Johanna Gray, eine Enkeltochter der jüngern Schwester Heinrichs 8., und überging also Maria, die Tochter Hein- richs 8. und der Katharina von Aragonien. Johanna war erst 46 Jahr, und eben so gelehrt und liebenswürdig, als beschei- den. Ihr Gemahl war Guilford Dudley (sprich Gilford Doddli), mit dem sie in der glücklichsten Ehe lebte. Aber ihr Unglück war, daß sowohl ihr Vater, als ihr Schwiegervater, beide sehr ehrgeizige Männer, allgemein gehaßt wurden. Sie saß daher kaum eine Woche auf dem Throne; dann fiel das Volk der Maria zu. Johanna, ihr Gemahl, und die Väter bei- der mußten das Blutgerüste besteigen, und sie starb mit der Fassung und Ergebung, welche großen Seelen eigen ist. Unter Mariens Regierung war England nicht glücklich. Sie hatte von ihrer Mutter die Vorliebe für den katholischen Glauben geerbt, verbot sogleich die Ausübung des von ihrem Vater ein- geführten Gottesdienstes, und ließ die, welche ihre Religion nicht wie ein Kleid wechseln wollten, grausam hinrichten. Es wurden allein 270 Personen verbrannt. Daß sie den stolzen und herzlosen Philipp 2. von Spanien heirathete, vermehrte den Haß gegen sie, und als sie nach einer fünfjährigen Regierung

7. Theil 2 - S. 269

1827 - Leipzig : Fleischer
269 Schön, liebenswürdig, jung und mächtig, wurde sie von Jeder- mann bewundert und geehrt. Aber mit dem frühen Tode ihres Gemahls änderte sich das plötzlich; sie wurde am französischen Hofe vernachlässigt, ja feindlich behandelt. Dazu kam, daß ihre Mutter noch in demselben Jahre starb, und beides bewog sie, nach Schottland zurückzukehren, um die Regierung dieses rauhen Landes selbst zu übernehmen. Den weiten Seeweg scheuend, bat sie Elisabeth um die Erlaubnis, den kürzern Weg durch England nehmen zu dürfen. Aber diese antwortete ihr, nur dann könne sie es erlauben, wenn Maria alten Ansprüchen auf England entsagte- Da sie das aber nicht wollte, so mußte sie zur See reisen. Elisabeth iieß ihr unterwegs auflauern, und nur durch einen Nebel glückte es Marien, den englischen Schiffen zu entkommen. Seit dieser Zeit war die Feindschaft zwischen beiden Königinnen entschieden; und doch stellten sie sich recht freundlich gegen einander und schrieben sich dann und wann die zärtlichsten Briefe. In Schottland wurde Maria anfangs mit Frohlocken anf- genommen. Aber kaum sahen die reformirten Schotten, daß sie dem katholischen Glauben anhinge, als es mit dem Ver- trauen zu ihr aus war. Johann Knox, ein Schüler Cal- vins, und eben solcher Eiferer wie sein Lehrer, hatte die Schot- ten vermocht, den katholischen Gottesdienst abzuschaffen, und machte sich nun ein Vergnügen daraus, der armen Maria, die nach seiner Meinung viel zu leichtsinnig war, das Leben recht sauer zu machen. Jede unschuldige Freude, jedes Hoffest wurde von der Kanzel herab gerügt, und selbst auf ihrem Zimmer sagte er ihr oft so bittere Wahrheiten, daß sie in Thränen ausbrach. Und doch mußte sie den heftigen Mann schonen und ihm gute Worte geben, weil er bei dem Volke im größten Ansehen stand. Um nicht so allein zu stehen, wählte sie sich endlich einen Gemahl. Es war der Graf Heinrich Darn- ley (Därnli), ein schöner Mann von erst 20 Jahren. Aber sein Aeußeres hatte sie getäuscht. Sie fand bald, daß er von rohen Sitten wäre, und daß ihm alle die Tugenden abgingen, welche sie glücklich machen konnten. Dazu war das Volk mit der Heirath unzufrieden. Der Pöbel rottete sich zusammen,

8. Theil 2 - S. 242

1827 - Leipzig : Fleischer
242 511 fen (unter dem kleinen Belt). Hier hat er 20 Jahrelang Zeit gehabt, über seine Vergehungen nachzudenken. Erst Chri- stian 3., Friedrichs Nachfolger, ließ ihn los, erlaubte ihm, in Kallundborg, einem Städtchen auf Seeland, zu wohnen, und that alles, dem nun zum Greise gealterten Manne seine langen Trübsale vergessen zu machen. Noch lebte er hier 8 Jahre; dann starb er, 78 Jahre alt. 77. Ferdinand 1. 1556 — 64. — Maximilian 2. 1564 — 76. — Rudolph 2. 1576 — 1612. — Matthias 1612—1619. Ferdinand 1., Kaiser Karls Bruder, hatte sich schon als römischer König als einen gemäßigten, milddenkenden Mann gezeigt, und so war er auch als Kaiser. Weder in seinen Erb- ländern, namentlich in Schlesien, wo die evangelische Lehre im- mer mehr Freunde fand, noch im übrigen Deutschlande, ver- fuhr er gewaltthätig gegen die Evangelischen, so innig und fest er selbst auch an dem katholischen Glauben hing, und nur durch Milde suchte er die sich anfeindenden Partheien auszusöhnen. So innig sich auch jeder Menschenfreund hatte freuen müssen, als Luther die Mißbräuche der katholischen Kirche an- gegriffen, und die Christen zu der einfachen Lehre Jesu, wie die Evangelisten selbst sie uns mittheilen, zurückgeführt hatte, so zeigte es sich doch auch hier bald, wie unvollkommen alles menschliche Beginnen ist, und wie der Mensch durch seine Lei- denschaft auch das Edelste verdirbt und verunstaltet. Zunächst war ein bittrer Haß zwischen Lutheranern und Reformirten entstanden, obgleich beide sich so leicht hätten einigen können. Selbst in der lutherischen Kirche zerfiel man in zwei Partheien. Die gemäßigtere folgte dem sanften Melanchthon, während die heftigere sich genau an Luthers Worte hielt, der doch auch nur ein irrender Mensch, und in manchen Vorurtheilen, die er in seiner Jugend eingesogen hatte, befangen gewesen war. Ueber- haupt waren es mehr die Worte, um welche man stritt, als der Geist der Religion. Statt durch Gründe den Andersden- kenden zu belehren, schimpfte man lieblos auf ihn, und jede Parthei versiuchte die andere, ein sicheres Zeichen, daß keine

9. Theil 2 - S. 281

1827 - Leipzig : Fleischer
» 281 Er hatte so gern noch leben wollen; aber sein Nuf um Erbar- mung war ungehört verhallt! Als Elisabeth so weit wieder zu sich kam, daß sie Worte finden konnte, schüttelte sie die sterbende Gräfin im Bette, und schrie r „Gott verzeihe euch! Ich kann es nicht!" So flog sie aus dem Zimmer. Ihr innerer Gram nagte nun an ihrer letzten Lebenskraft. Sie verwarf allen Trost, alle Arzcnci, und weigerte sich, Nah- rung zu sich zu nehmen. Zehn Tage und zehn Nächte lag sie sprachlos auf ihrem Teppich, der Kopf auf Polstern ruhend, und kein Arzt konnte sie bewegen, ^, sich ins Bette zu begeben. So starb sie 1603 nach einer 45jährigen glorreichen Negierung. Ihr Nachfolger war der Sohn Maria Stuarts, Jakob 6. Als König von England hieß er Jakob 1. Er vereinigte also England und Schottland mit einander, doch so, daß jedes noch hundert Jahre lang sein eigenes Parlament behielt. 81. Die Niederländer und Philipp 2. von Spanien. Philipp 2. hatte von seinem Vater, Kaiser Karl 5., alle dessen Länder, Oesterreich allein ausgenommen, geerbt. Obgleich damals erst 29 Jahre alt, hatte er die finstere Miene eines Greises. Unter allen Menschen liebte er nur einen ein- zigen: sich selbst. Alle Andern betrachtete er als blinde Werk- zeuge seines Willens, und nichts konnte ihn daher so empören, als wenn Jemand sich merken ließ, daß er auch einen Willen habe. Fröhlichkeit kam weder in sein Herz noch in sein Ge- sicht. Ernst und finster schaute er um sich her, und verlangte von Allen, die sich ihm zeigten, tiefe Ehrerbietung und blinden Gehorsam. Daher brachte es ihn bis zur Wuth auf, wenn einige seiner Unterthanen einen andern Glauben haben wollten, als er selbst hatte. Von Jugend auf in der katholischen Reli- gion von Jesuiten erzogen, war er ihrer Lehre blindlings erge- den, und fest entschlossen, in seinen Staaten keinen andern Glauben zu dulden. Alle Andersdenkende wurden durch die Inquisition ohne Nachsicht verfolgt. Philipps größte Lust war ein Autodafe d. i. eine Verbrennung vieler sogenannter Ketzer auf einem großen Scheiterhaufen. Ueberaü ließ er Schciter- \

10. Theil 2 - S. 309

1827 - Leipzig : Fleischer
309 dazu die Gesprächsform zwischen drei Männern, von denen der eine das copernicanische, der andere, den er Simplicius nannte, das ptolemäische System vcrtheidigte, und der dritte die Ent- scheidung übernahm. Er ahnte nicht, welche Verdrießlichkeiten ihm dies Werk zuziehen würde. Während der Arbeit setzte er seine Beobachtungen und Versuche fort. Unter andern erfand er das Mikroscop. Voll Freude über die dadurch gemachten Entdeckungen in der Natur, schrieb er an einen Freund: „mit welcher Bewunderung betrachte ich hier nicht die kleinsten Thiere! Wie abscheulich erscheint hier nicht der Floh, wie schön die Mücke und der Kcllerwurm? Kurz, man hat hier Gelegen- heit, die Größe der Natur, und wie fein und unaussprechlich fleißig sie arbeite, zu betrachten." Fm Fahre 1630 ließ er nun jenes Werk mit Erlaubnis des Papstes drucken. Aber kaum war es gedruckt erschienen, so- erhoben sich seine Feinde gegen ihn, und flüsterten dem Papste ein, Galilei verstehe unter dem Simplicius ihn, den er verspotten wolle, weil er so leichtgläubig gewesen sey, seine Erlaubniß zu der Bekanntmachung des Buchs zu geben. So- gleich befahl der aufgebrachte Papst, daß Galilei vor das Fn- quisitionsgericht gezogen werde. Er mußte 1633 nach Nom, und sich verhören lasten. Die Untersuchung dauerte fast ein halbes Fahr; eine Zeitlang setzte man ihn sogar ins Gefäng- niß, und endlich erfolgte das Urtheil: er solle vor den Räthen der Fnquisition kniend die verfluchte Lehre von der Bewegung, der Erde abschwören, eine unbestimmte Zeit in den Kerkern der Fnquisition gefangen sitzen, und drei Fahre hindurch einmal in der Woche die sieben Bußspalmcn beten. Als er die Abschwö- rungsformel harte aussprechen müssen, brummte er im Aufstc- hcn vor sich hin: „und doch bewegt sie sich!" Das Gefängniß wurde ihm bald erlassen, und er aus ein Landgut verwiesen, wo seine Freunde und Gönner durch Be- weise der innigsten Verehrung ihm das Andenken an die erlit- tene Schmach zu verwischen suchten. Wirklich bedurfte er die- ser Aufmunterungen sehr; denn er litt auch körperlich. Schon vor seiner Untersuchung in Nom hatte er das Gehör fast gänz- lich verloren, und nach derselben wurde er auch seines Gesichts
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