1100-1517.
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fromme Aberglaube des Zeitalters hielt dafür, daß Gott sich zu
Gunsten des Unschuldigen unmittelbar in den Kampf mische.
Gleich zu Anfänge des Zweikampfes zersplitterte Gottfrieds
Schwert an dem Schilde feines Feindes; allein, obwohl der
anwesende Kaiser um dieses Unglückes willen den Kampf beendet
wissen wollte, verlangte Gottfried, im Vertrauen auf feine ge-
rechte Sache, ihn zu vollenden und traf darauf mit feiner zer-
brochenen Waffe feinen Gegner so heftig an der Stirne, daß er
für todt aus den Schranken getragen wurde. Diesen feinen
großen Ruhm als Ritter vermehrte er noch durch Frömmigkeit,
Freigebigkeit und einfache Sitten; feine Gestalt war hoch, stark
und geschmeidig, fein Haar blond, sein Gesicht schön.
Dieser Mann. der die größte Heeresabtheilung in seinem
Gefolge hatte, kann als der Anführer der Kreuzfahrer betrachtet
werden, und an ihn schloß sich eine Schaar vornehmer Kriegs-
leute, deren jeder verdient hätte, ein Heer anzuführen: Robert
von der Normandie, ein Sohn des normannischen Eroberers
Englands, Hugos von Vermandois, Bruders Philipps
I. Königs von Frankreich; Bohemund von Tarent, ein Sohn
Robert Guiseards. des normannischen Herzogs von Neapel
(denn der Vater war bereits gestorben); Gottfrieds Bruder,
Balduin, und viele andere für den Kampf und den Glauben
begeisterte Männer.
Im Frühlinge 1096 wimmelten Städte und Dörfer von
bewaffneten Pilgern, die Felder waren mit Zelten bedeckt und
überall ertönten Lieder zum Preise des Erlösers; viele Familien
hatten all ihr irdisches Hab und Gut verkauft, und schlossen
sich, Groß und Klein, dem Zuge an; ein zweirädriger mit
Ochsen bespannter Wagen trug die Kinder, die Lebensmittel und
nothwendigsten Bedürfnisse. Auch Weiber folgten dem Zuge,
bewaffnet und in Männerkleidung, der Länge des Weges und
der Größe des Unternehmens unkundig, fragten manche bei jeder
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Extrahierte Personennamen: Gottfrieds Gottfried Robert Hugos_von_Vermandois Philipps
I. Robert_Guiseards Gottfrieds Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreich Tarent Neapel
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichte des Herzogthums Lauenburg.
8 r.
Erster Zeitraum, bis zur Erhebung dieses Ländchens
zu eiuer Grafschaft, Grafschaft Raheburg 1142.
Aeltester Name dieser Provinz und des hier woh-
nenden Volkes, nebst Lebensart, Sitten und Ge-
bräuchen desselben.
Der älteste Name dieser Provinz ist Polabenland, und
die Einwohner dieses Ländchens wurden Polaben genannt.
Es begreift den größten Theil des heutigen Amtes Ratze-
burg und die Gegenden um Wittenburg, Gadebusch und
Rhena. Die Beschäftigung der Einwohner von Polabin-
gien (Lauenburg) bestand hauptsächlich in den ältesten Zei-
ten in Jagd und Fischerei; auch betrieben sie einigen Acker-
bau. Ihre Wohnungen bestanden in geflochtenen Hütten,
die gegen Regen und stürmische Witterung Schutz gaben.
Wei einem Kriege wurde das vorrathige Korn und alle
Sachen von einigem Werthe in der Erde verborgen. Die
Weiber und Kinder wurden in Wälder und Schlupfwin-
kel geschickt, so daß dem Feinde nur die nackten Hütten zur
Deute blieben. — Gebrach cs ihnen an dem Nothwen»
digsten, so schützten sie sich gegen Mangel durch Straßen-
raub. Unverbrüchlich war ihnen dagegen das Recht der
Gastfreundschaft. Wer dagegen handelte, wurde von allen
mit der größten Verachtung behandelt. — Ihre Tobten
wurden verbrannt. — Da, wo jetzt Ratzeburg liegt, soll
in einem dichten Haine §mt, die Göltinn der Polaben
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Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
Männer hingerafft habe, daß sich kerne mehr gefunden
hätten den Acker zu bestellen. Die Felder lagen öde, und
allgemein in der Grafschaft verwünschten die Einwohner den
Grafen Adolf als Urheber ihres Unglücks. Dennoch un-
ternahm dieser abermals einen mühevollen und verwüsten-
den Kriegszug gegen Dithmarschen, in Verbindung mit
seinem Vetter Adolf Iii., welcher in der Zeit mit vielen
unruhigen Holsteinern zu kämpfen hatte. — Jetzt brach
auch ein starkes Heer von Dännemaak, unter Waldemar,
gegen Holstein auf, welches bis vor Hamburg vordrang.
Adolf Hi. hatte Nordalbingien verlassen, und die Einwoh-
ner gingen Waldemar entgegen; Volk und Geistlichkeit
empfingen Waldemar mit Ehrenbezeugungen. Als auch
Waldemar mit seinem Heere gegen Ratzeburg zog, verließ
Adolf seine Grafschaft gänzlich, aus Furcht vor Waldemars
Kriegsruhm und Mißtrauen in die Treue seiner Untertha-
nen, auf deren Liebe er sich keines Einspruchs bewußt war.—
Adolf verschwindet nun aus der Geschichte Lauenburgs,
und es findet sich selbst keine gewisse Spur über die fer-
neren Ereignisse und das Ende seines Lebens. Die Grä-
sinn Adelheid von Ratzeburg, welche ihrem Gemahl in die
Verbannung gefolgt, und durch ihn Mutter einer Tochter
Adelheid geworden war, starb als Wittwe 1244.
§. 8.
Grafschaft Raßeburg unter Dänischer Oberherrschaft.
Albrecht von Orlamünde.
Nachdem Graf Adolf Ratzeburg verlassen hatte, hiel-
ten die Natzeburger Rath, und suchten einem kriegerischen
Angriffe durch freiwillige Unterwerfung zuvor zu kommen.
Waldemar war unverzüglich am andern Tage aufgebrochen
und hatte über Bergestorp in zwei Tagen Lauenburg er-
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Waldemar Adolf Waldemar Adolf Adolf Adelheid Albrecht_von_Orlamünde Albrecht Adolf
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
46
dieses Königs Zeiten traten auch zwei Landplagen ein.
Im Jahre 1350 wüthete eine schreckliche Pest, welche un-
ter dem Namen des schwarzen Todes bekannt ist, den
vierten Theil von Dännemarks Einwohnern wegraffte und
die vielen unbebauten Haiden veranlaßt haben soll. Zwölf
Jahre nachher, im Jahre 1362 wüthete um Lätare an der
Westküste von Schleswig eine ungemein große Fluth, ge-
meiniglich die Menschenversäufung genannt, welche
den Marschländern großen Schaden brachte: denn die Deiche
rissen ein, das Wasser spülte mehr als 30 Kirchen weg
und über 600 Menschen kamen in der Fluth um. — Zu
Waldemars Zeit ward auch daß Schießpulver erfunden.
Diese Erfindung führte auf die Verfertigung von Kano-
nen, Büchsen, Musketen, Fsiinten und Pistolen.
Ein Nürnberger erfand das Flintenschloß. Durch den
Gebrauch der Schießgewehre entstand der Soldatenstand,
welcher sich einzig und allein dem Kriege widmete. — Wal-
demar der Dritte starb im Jahre 1375. Mit Tapferkeit,
Thätigkeit und Gerechtigkeitsliebe verband er Munterkeit
und Witz. Von dem Schlosse zu Wordingborg, wo er
sich gewöhnlich aufzuhalten pflegte, soll er gesagt haben:
„Wollte Gott mir dieses Schloß auf ewig vergönnen,
würde ich ihn um den Himmel nicht beneiden.^ Einem
gewissen Ritter, Kalf hatte er das Schloß zu Ripen über-
lassen. Derselbe fiel aber nachher vom Könige ab und
übergab sich mit dem Schlosse an den Grafen von Hol-
stein, worüber dieser so vergnügt wurde, daß er ihn mit
noch zwei Schlössern belehnte. Später bereuete Kalf seine
That und ging nun wieder zum Könige mit allen drei
Schlössern über. Da sagte der König: dieser Kalf ist
werth, daß man ihn zuziehe; er ging als Kalb weg, und
kam als Kuh mit zwei Kälbern zurück." Waldemar hatte
zwei Töchter: Jngeborg und Margaretha. Erstere
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Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
132
Sieger und die übrigen suchten Rettung in der Flucht.
Nach diesem Treffen diente das Slavenland Heinrich und
zahlte Tribut. — Heinrich hielt nun die Slaven an, ihre
Felder ordentlich zu bebauen, und bemühte sich das räu-
berische Gesindel auszurotten, so daß die Nordalbingier
auch wieder richtig ihre Aecker bestellen konnten. — Zu
Alt-Lübeck, wo Heinrich Hof hielt, war jetzt noch die ein-
zige Kirche im Lande. — Ueber Sachsen kam ein neuer
Herzog Adolf l. Mit diesem verbündete sich Heinrich aufs
innigste, und mit seiner Hülfe besiegte er auch die wilden
Ranen, auch ein Slavischer Völkerstamm. Heinrich regierte
nun über die Ranen, Wagrier, Polaben, Obotriten, Kis-
siner, Circipaner, Lutizier und Pommern; ja bis an die
Gränze Polens erstreckte sich sein Reich. Als Heinrich
überall, auch mit Knud, Herzog von Südjütland oder
Schleswig, Frieden geschlossen hatte, glaubte er den Ver-
such machen zu können, die Wiederherstellung des Chri-
stenthums in seinem Reiche zu bewerkstelligen. Zu diesem
Zwecke zog er auch eine Anzahl christlicher Kaufleute nach
Lübeck; allein der Tod übereilte ihn in seinen Unterneh-
mungen. Er starb den 17. Febr. 1126. Seine beiden
Söhne Zwentepolk und Knud, kamen auch bald ums Le-
den, und so war Heinrichs Nachkommenschaft bald erlo-
schen; denn ein hinterlassener Sohn von Zwentepolk —.
Zwinike — der letzte Erbe von Heinrich, verlor fein Leben
1129 zu Erteneburg an der Elbe.
8 5.
Abermaliger Abfall vom Christenthum und Errichr
rung der Grafschaft Raßeburg. Knud, Pribiölaus,
Niclor. Heinrich von Badewide.
Knud, Herzog von Schleswig (Südjütland) erhielt
nun vom Kaiser Lothar gegen eine bedeutende Summe
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_Hof Heinrich Adolf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Knud Knud Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich_von_Badewide Heinrich Lothar
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
136
hard, und dieß wohl nicht so sehr aus Mangel an Lands
bedauern, als vielmehr der bessern Cultur wegen und um
den Slavenstamm allmäblig zu verdrängen. Diese Ein-
gewanderten verbreiteten sich immer mehr, und die allen
Einwohner verloren sich nach und nach, oder vermengten
sich mit den Neueingewanderten. — Wenig Land war
hier im 12ten Jahrhundert unbebaut, und wir finden fast
jedes jetzt vorhandene Dorf in den Urkunden jener Zeit. —
Der Ackerbau wurde nun von den Neueingewanderten weit
zweckmäßiger betrieben. Diese bedienten sich schon zur
Bearbeitung des Bodens eines Pfluges, so wie die alten
Slaven sich der Hacken bedienten. — Die herrschendwer-
dende christliche Religion milderte auch den wilden Sinn
der Slaven, und strenge Ahndung früher stets geführter
Räubereien brachte sie endlich davon zurück. —
§. 7.
Graf Bernhard I. und seine nächsten Nachfolger.
Bernhard I. hatte mit seiner Gemahlinn Margretha
3 Söhne, Volrad, Heinrich und Bernhard, von welchen
die beiden ersteren frühzeitig den Kriegsdienst wählten,
der jüngste aber sich dem geistlichen Stande widmete und
Domherr zu Magdeburg wurde. Graf Bernhard benutzte
nun ganz zum Wohle seines Landes die acht Jahre der
Ruhe, welche den darauf folgenden 40jahrigen Unruhen
vorhergingen. — Das Land hatte sich in der Zeit so recht
gehoben, und gewissermaßen einwohlstand unter den Ein-
wohnern sich begründet. Auch in Hinsicht der Bildung
hatten die Einwohner bedeutende Fortschritte gemacht, so
daß dieses Ländchen jetzt fast ein glückliches Land zu nem
nen war; leider war dieser glückliche Zustand nicht von
langer Dauer. —
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_I. Margretha Heinrich Heinrich Bernhard Bernhard