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in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Huttenpfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe und Moor wo Kaufleute nicht des Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bisweilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten und Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet waren, und das Felblager war eine große Wäsche.
Von den Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen über das Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. Der weiße, wollenbe Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwanbstücken her, die der Witib dann und wann hoch aufblähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließe, an den Hügelräuberu bis in den Walb hinein. Überall war Orbnung und das waltenbe Auge der Hausfrau sichtbar. Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließe, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, die zwischen den Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften die Klammern ; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, und baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt.
Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."
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Man trennte sich, und als die Ritter zu ihren Pferden gingen, die in der St. Georgenstraße an der Rathausbrücke standen, waren sie erstaunt, Hunderte von Fackeln ihrer warten zu sehen. Der Bürgermeister und der Rat hatten ihre Gäste die ganze Treppe hinunter begleitet, und weit entfernt, schon jetzt von ihnen Abschied zu nehmen, schickten sie sich vielmehr an, sie bis zu den Toren der Stadt zu geleiten. Ihnen schloß sich eine große Zahl von Bürgern an. Langsam ritten die Gäste auf ihren schweren mecklenburgischen Rossen in der Mitte des Gewühls, während Dietrich von Quitzow die sechzig Schock böhmischer Groschen in einem ledernen Sack vorn auf dem Sattelknopfe liegen hatte.
Der ganze lärmende und singende Zug glich einer fröhlichen Wallfahrt. Die Zinsen spielten vergnügliche Weisen, die Bürger sangen luftige Spottlieder, da sie im Herzen froh waren, den gefährlichen Nachbar und seine Sippschaft auf längere Zeit loszuwerden. Vor dem Tor angekommen, wollten die vornehmen Bürger, und unter ihnen Mitglieder des Rates, Abschied nehmen, als Dietrich von Quitzow meinte: „Ei, ihr Herren, der Mond leuchtet so feierlich herab; geht noch ein Weilchen mit, es wird uns schwer, schon jetzt von unsern lieben Wirten zu scheiden." Der Rat und ein Teil der Bürger begleitete die Ritter noch weiter, die übrigen kehrten mit ihren Frauen nach der Stadt zurück. Trauliches Gespräch wurde nun zwischen den Rittern und Ratsherren gepflogen, während der Zug im tiefen Sande sich dem Walde näherte. Rechts und links auf den Wiesen und Brachfeldern lagen die zahlreichen Viehherden der Berliner Bürger und waren außer von den Hirten nur von wenigen Stadtknechten bewacht; denn das neue Freundschaftsbündnis mit dem Adel der Umgegend ließ ja nichts Böses mehr befürchten.
„Was denkt Ihr denn zu tun, Herr Bürgermeister, wenn der Nürnberger Burggraf es sich doch nun einfallen ließe, nach den Marken zu kommen? Seid Ihr gesonnen, ihm den Huldigungseid zu leisten, wie er es durch seine Abgesandten verlangt hat?" — „Da der Kaiser ihm unser Land rechtmäßig verpfändet hat, so sehe ich nicht wohl ein, wie wir ihm den Huldigungseid versagen können, zumal Brandenburg ihn geleistet hat, das doch die erste Stimme hat in allen märkischen Händeln." — „Tut, was Ihr wollt", antwortete der Ritter; „aber seht wohl zu, daß ihr nicht wider den Adel handelt! Ihr möchtet übel dabei fahren.
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Noch während von dem Fußvolk der Bürgerschaft dieser letzte Abschluß des Kampfes erzielt wurde, trabte deren Reiterei nach Tempelhof und bemächtigte sich mit leichter Mühe des dortigen Schlosses, wo die Ritter, um zu der beabsichtigten Überrumpelung alle ihre Kräfte zusammenzufassen, nur einige kriegs-untüchtige Knechte zurückgelassen hatten. Einer Besatzung, die dort zurückblieb, wurde am folgenden Tage von Berlin und Cölln reichlicher Proviant und mehrere Wagenlasten Bier zugeführt.
So groß die Siegesfreude auch sein mochte, so war der Sieg selbst den Städten doch sehr teuer zu stehen gekommen. Außer einer beträchtlichen Anzahl Kleinbürger und Gewerksgenossen zählten auch viele Angehörige der in beiden Städten ansässigen Geschlechter und Patrizier zu den Toten und Verwundeten.
Der Ehre war Genüge geschehen, indem beide Teile ihre Kräfte gemessen hatten. Auf jeder Seite waren schwere Verluste entstanden, und so erklärt es sich denn auch, daß nunmehr die Parteien zu Friedensverhandlungen sehr geneigt erschienen. Die Städte aber wünschten dringend, die gefährliche Nachbarschaft für immer los zu werden. Hierzu bot sich indes kein anderer Ausweg, als die Besitzungen des Ordens anzukaufen. Die Johanniter erklärten sich auch zur Veräußerung bereit, und schon am Freitag, dem 25. September 1435, wurde der Kaufvertrag abgeschlossen, nach welchem der Rat der Städte Berlin und Cölln das Dorf Tempelhof mit dem Rittersitze und allem Zubehör, das Dorf Rixdorf mit der Heide, dem Bruche und den dabei telegenen Wiesen, das Dorf Marienfelde mit der Windmühle und Mariendorf mit dem Hegesee bei Teltow gegen Zahlung von 2439 Schock 40 Groschen (nach heutigem Gelde rund 40 260 M.) mit der Verpflichtung erwarb, die genannten Güter vorn Johanniterorden als Sehen zu empfangen. Drei Tage später quittierte der Ordensmeister Balthasar von Schlieben über den Empfang des Geldes und erteilte gleichzeitig die Belehnung.
So kamen die Ordensdörfer Tempelhof, Rixdorf, Mariendorf und Marienfelde in den Besitz der Städte Berlin und Cölln.
Dr. E. Brecht (Hie gut Brandenburg alleweg).
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was sie sonst noch anstreiften konnten, herbeiholen zu lassen. Die Anzahl der Berliner war über 1500 Mann, die Spandower dagegen waren höchstens 800.
Der Gottfried Schönicke wurde demnach in aller Stille beordert, ein Pferd zu nehmen und damit nach Staaken zu reiten, um dort die Bauern und Knechte, soviel wie anwesend waren und einen guten Knüppel führen könnten, zusammen zu nehmen, solche quer übers Feld nach der Gegend der Valentinsinsel und von dort auf Kähnen nach dem Saatwinkel zu führen. Dann sollte Schönicke während des Gefechts unter Begünstigung der vielen Gebüsche durch die Haselhorst den Berlinern in den Rücken fallen.
Der Schönicke führte feine Sache so gut aus, daß er sich schon nachmittags um 3 Uhr an Ort und Stelle befand, ohne daß die Berliner etwas davon ahnten. Nachmittags um 2 Uhr begann man sich zur Feldschlacht zu ordnen. Es wurden zwei Schlachtordnungen gebildet: die erste hatte auf ihrem rechten Flügel die Bürger von Berlin, auf dem linken Flügel standen die Cöll-nischen, zum Hinterhalt waren die übrigen Berliner aufgestellt. In der Mitte hielt der Kurfürst mit einem kleinen Teile seiner Trabanten; auf der einen Seite hatten sie die Festung und den Graben, auf dem linken Flügel die Spree, hinter sich aber den Wald.
Die Berlin-Cöllner nun, die so gut postiert waren, glaubten schon den Sieg in den Händen zu haben, triumphierten laut und forderten dabei immer die Spandower auf, herauszukommen. Die Spandower hingegen erkannten ihre Schwäche und das Unvorteilhafte ihrer Lage; doch munterten sie sich einander auf und erwarteten nur die Zeit, da ihr angeordneter Hinterhalt angekommen sein konnte. Sie zogen nun getrost, in kleinere Haufen geteilt, dem Feinde entgegen, und der Streit begann. Man hielt sich wacker hüben und drüben. Der Sieg schien nicht zu wissen, wohin er sich neigen sollte. Dennoch würden die Spandower schließlich überwunden worden sein, wenn nicht Gottfried Schönicke mit seinen leichten Truppen angekommen wäre. Dieser fiel plötzlich von der Haselhorst den Berlinern in den Rücken; der Hinterhalt war bald in die Flucht geschlagen, und nun ging es über die Hauptarmee los. Diese sah ihre Gefahr und hielt sich mit Erbitterung noch eine Weile; aber die „(Staakenschen“ unter Gottfried Schönicke gaben auch hier den Ausschlag und trieben endlich die vereinigte Berlin-Cöllnische Armee in die Flucht.
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eine fast wüste Stätte gewesen, da zeigten sich jetzt freundliche Häuser in Menge.
In dem Teile der Stadt, der Neu-Cölln genannt wurde, hatte des Kurfürsten Befehl und seine Unterstützung eine Ansiedlung geschaffen. Der Spreefluß war eingedämmt; wo feine Wasser einen Sumpf erzeugt hatten, da war alles trocken gelegt und Pfahlwerk eingerammt, auf dessen Grunde die neuen Gebäude sicher ruhten. Auf dem Mühlendamm erhob sich zu beiden Seiten eine stattliche Häuserreihe mit Bogengängen. „Ich freue mich dieses Wachsens und Gedeihens", rief der Kurfürst. „Diese Stadt hab' ich wahrlich neu gegründet. Wenn ich zurückdenke an die Tage meines Regierungsantritts — damals lag alles öde; die Häuser waren ohne Dächer, die Straßen glichen Sümpfen, und die Menschen schlichen matt und hohläugig umher. Das machte der unheilvolle Krieg, der dreißig Jahre lang getobt hat."
Der Jubel des Volkes begleitete ihn, als er durch das Georgentor (bei dem heutigen Bahnhof Alexanderplatz) fuhr. Hier herrschte ein reges Treiben an den Befestigungsarbeiten; die Tortürme stiegen empor, und überall schafften rüstige Arbeiter, des Kurfürsten Plan auszuführen.
3. Die Fahrt ging nun durch das Spandauer Tor zu der Meierei Dorotheas. Die Anlagen dehnten sich weit aus, bis an den heutigen Schiffbauerdamm. Dort angekommen, fuhr man in die neue, ebenfalls von der Kurfürstin angelegte Dorotheenstadt. Zwischen den saubern und wohnlichen Häusern zogen sich gut gehaltene Gärten hin; dort grünte und blühte es luftig, und arbeitsame Leute tummelten sich dazwischen herum zu des Kurfürsten größter Freude. Bis an den Tiergarten und die heutige Behrenstraße zog sich diese neue Vorstadt.
Der Wagen bog nun rechts ab in die breite, mit einer vierfachen Reihe von Lindenbäumen eingefaßte Straße, die heute „Unter den Linden" heißt. Die kräftigen Bäume waren dicht belaubt, und unter ihrem Schatten bewegte sich die Menge der Spaziergänger, das kurfürstliche Paar begrüßend. „Dort ist der erste Baum, der in diesen Boden gefetzt wurde," sagte Dorothea, „und ich pflanzte ihn mit eigener Hand". Der Kurfürst blickte gerührt auf die Linde, die ein kleines Holzgitter umgab. Dann gab er Befehl, schnell zu fahren, und bald hielt das Fuhrwerk wieder im Schloßhofe.
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Hoden zutage lag. Enge und krumme Wege schlängelten sich mühsam durch die Waldung, und die Roggen- und Haferfelder, die in der Lichtung der Forst lagen, schienen dem Auge im Verhältnis zu dem Walde so klein, daß es zweifeln konnte, ob, die m der Burg wohnten, wirklich davon leben konnten. Und doch stieß auf der einen Seite noch ein kleines Dorf daran, dessen elende Lehmhütten sich aus der Mederuug in den Wald verloren.
Aber ein sicheres Nest mußte es in den alten Tagen gewesen sein, ein rechtes Versteck für Verfolgte. Der Hügel, auf den das'schloß gebaut war, war nicht Sand, sondern festgestampfte Erde, mit kurzem, dichtem Rasen bekleidet; bei genauerer Betrachtung sah man's ihm an, daß er, wenigstens in seinen oberen Teilen, nicht das Werk der Natur, sondern von Menschenhand war, ein Bollwerk, ein alter Burg wall der Wenden, das Kastell des älteren Dorfes, auf dem erst später die deutsche Kultur mit Steinen gemauert hatte. Aber ein Schloß, wie sie im Frankenlande, in Schwaben, auch drüben in Sachsen auf den Bergen und Hügeln mit den roten Ziegeldächern in der Sonne flimmerten, war es doch nicht geworden. Die dicken Mauern und Türme, die über und hinter den Erdwällen sich erhoben, waren nicht in dem Verhältnis ausgebaut, als sie augelegt schienen. Den Herren mochten die Mittel oder die Lust ausgegangen sein, mit so schwerem Gerät ein Haus aufzubauen. Sie waren zu dem Stoff und zum Teil zur Sitte ihrer Väter zurückgekehrt, und wo der Stein aufhörte, war mit Holz gezimmert, und wo die gebrannten Steine ausgingen, selbst der Lehm nicht verschmäht, um das Fachwerk auszufüllen. Selbst die Umfassungsmauer schien nicht auf allen Seiten fertig geworden, und wo sie Lücken bot, waren diese durch eingerammte Stämme mit Klammern, Gegenbalken und eisenbeschlagenen Spiken ausgefüllt. Das Tor war noch ein großer steinerner Bogen, freilich nicht größer als in manchem Bauernhof der sächsischen Lande. Aber der achteckige Turm darüber war schon ans Holz ineinander gefugt, das mit rotem Ziegelstein ausgemauert war, und wo der Ziegelstein ausgefallen, hatte man in späteren Zeiten sich mit Mörtel und Lehm genügen lassen. Bunt genug und nicht immer sehr rechtwinklig sah es von draußen aus. Wenn Markgraf Friedrich I. mit feiner faulen Grete vor der Burg sich gelagert hätte, so wäre es schneller zu Ende gegangen mit den Mauern von Hohen-Ziatz als mit denen
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dann fand sich doch in jedem guten Haus eine Halle, ein Flur, eine Diele, wo die Genossenschaft am Feuer sitzen und durch Scherz und Gespräch die Ungunst des Wetters vertreiben konnte. Es tut nicht gut, daß der Mensch allein sei mit seinen Gedanken. Und die Halle fehlte auch nicht in Burg Hohen-Ziatz.
Die Pferde hatten ihren Stall im Hof, die Huude ihre Hütten am Tor, die Schweine ihre Koben daneben. Auch Kühe und Stiere wurden unterweilen bei schlimmer Zeit in den Zwinger getrieben: wie sie mit den Rossen sich vertrugen, war ihre Sorge. Der Storch nistete auf der Dachfirst vom Herrenhause, die Schwalben an den hölzernen Galerien, die um den Hof liefen, die Tauben beim Türmer, die Eulen in den alten Mauerblenden, die Schwaben in den Ritzen, der Wurm im Holze, die Mäuse in Keller und Flur, und die Menschen jeder in seiner Kammer; und war dem Knecht keine zugewiesen, da stand doch eine Bank auf den Gängen, und lag schon ein anderer darauf, so jagte er die Hunde sort, die unterm Bordach im Hofe schliefen. Item es fand sich und ging; wer schlafen wollte, der sand immer einen Platz, wer fror, ein Feuer, sich daran zu wärmen, wen hungerte, Brot und Brei. Die Speisekammer war nie leer, dafür sorgte die gute Hausfrau, die nie den Schlüssel aus der Hand ließ; und wer bangte, fand auch ein freundliches Wort und gute Zusprach. Die Frau Bredow duldete alles in ihrem Haus, nur nicht Faulenzer und Duckmäuser. Zur Essenszeit dampften die Kessel über dem prasselnden Feuer, und die Schinken brodelten und schwitzten am Spieß. In den Keller stieg die Burgfrau und zapfte an Fässern, und die Knechte trugen schwere, volle Kannen in den Flur. Denn nach der Arbeit ziemt den Leuten Ruhe und auch etwas mehr, dachte die Hausfrau; nur sich selbst gönnte sie's nicht, denn während die andern um den großen Tisch saßen, stieg sie noch treppauf, treppab, und ihr Schlüsselbund klirrte durch den Becherklang.
Hoch war die Halle gerade nicht und auch uicht gewölbt. Die Balken, angerußt vom Rauch, wenn er aus dem Kamin zurückschlug, drückten wie braune Rippen über den Köpfen, und was von Schnitzwerk ehemals daran gewesen, davon war nicht mehr viel zu sehen; und wo die Schnörkel und Spitzen noch hielten, hatte man sie benutzt, wie man mit Wandnägeln tut. Da hing ein Schild, ein Harnisch, ein Helm, auch wohl ein Kessel oder gar ein Schinken daran. Der Boden war festgestampfter Lehm
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Drei Geschlechter hindurch hielt sich nach diesen: großen Siege die Macht der Wenden unerschüttert; Kämpfe fanden statt, sie rüttelten an der wiedererstandenen Wendenmacht, aber sie brachen sie nicht. Erst mit dem Eintritt des 12. Jahrhunderts gingen die Dinge einer Wandlung entgegen. Die Wendenstämme, untereinander in Eifersüchteleien sich aufreibend, zum Teil auch uneins durch die rastlos weiterwirkende Macht des Christentums, waren endlich wie ein nnterhöhlter Bau, der bei dem ersten ernsteren Sturme fallen mußte. Die Spree- und Havellandschaften waren, so scheint es, die letzten Zufluchtsstätten des alten Wendentums. Nachdem rund umher immer weiteres Land verloren gegangen, war Brennabor mehr und mehr der Punkt geworden, an dessen Besitz sich die Frage knüpfte, wer Herrscher sein solle im Lande, Sachse oder Wende, Christentum oder Heidentum. Das Jahr 1157 entschied über diese Frage. Albrecht der Bär erstürmte Brennabor; die letzten Aufstände der Brizaner und Stodoraner wurden niedergeworfen, und mit der Unterwerfung des Spree-und Havellaudes empfing das Wendenland zwischen Elbe und Oder überhaupt den Todesstoß. Rhetra war schon vorher gefallen, wenigstens seiner höchsten Macht entkleidet worden. Nur der Swautewittempel auf Arkoua hielt sich um zwanzig Jahre länger, bis der Dänenkönig „Waldemar der Sieger" auch diesen zerstörte.
Ii.
Die Wenden hausten keineswegs in verpalifadierten Erdhöhlen, um sich gleichzeitig gegen Wetter und Wölfe zu schützen; sie hatten vielmehr Bauten mannigfacher Art, die durchaus wirklichen Häusern entsprachen. Daß von ihren Gebäuden, öffentlichen und privaten, kein einziges bestimmt nachweisbar auf uns gekommen ist, könnte dafür sprechen, daß diese Bauten von einer minderwertigen Beschaffenheit gewesen wären. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß die siegreichen Deutschen natürlich alle hervorragenden Gebäude, die sämtlich Tempel oder Festen waren, sei es aus Rache oder zu eigner Sicherheit, zerstörten, während die schlichten Häuser und Hütten im Laufe der Jahrhunderte sich natürlich ebensowenig erhalten konnten wie deutsche Häuser und Hütten aus jener Zeit.
Die Wenden, soviel steht fest, hatten verhältnismäßig wohl-
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war eben ein Arbeiterort schon damals. Wenn aber unser größter Dichter in seinem größten Werk als das Ideal der Menschheit einen Mann hinstellt, der in stiller Arbeit, im Kampf allein mit der Natur dem Meere eine Provinz entreißt, so ist bereits die Arbeit des Fischerdorfs Berlin nicht klein zu nennen. Wenn nicht dem Meere, so war doch dem Sumpfe das Land zu entreißen. Keine Weide, kein Acker wurde unsern Vorfahren von der Natur geschenkt. Schritt vor Schritt mußten sie sich alles das erobern, und das gab den Menschen dieses Landes eine Tradition, deren Früchte wir jetzt genießen können.
Das Bild der altslawischen Siedeluug steht uns noch heute vor Augen im Wendendorfe der Mark. Man muß solch ein Dorf zur Winterszeit betrachten, wenn das Land umher verschneit liegt und die Hütteu mit ihren steilen Zeltdächern den Boden zu berühren scheinen. Eine wunderbare historische Stimmung geht von solchem Bilde aus. Man meint ein Zeltlager zu sehen, das Winterquartier irgendeines Heldenstammes, der nur den Frühling erwartet, um weiter zu ziehen ins geheimnisvolle Land der Sonne. Und tatsächlich mögen es bloß vorläufige Quartiere gewesen sein, von denen die Geschichte der Städte ausging, verlorne Posten, die den Hauptzug weiterziehen ließen.
Freilich mehr als den allgemeinen Eindruck darf man vom alten Berlin im neuen Wendendorf nicht sucheu. Die letzte Hütte bietet heute eine Einrichtung, die den Bewohnern Köllns verschwenderisch erscheinen mußte. Mögen sie in den Dörfern noch hier und da ihre Mauern mit Stroh bedecken, so sind die Mauern selbst doch solides Fachwerk mit Mörtelfüllung. Auch das war den ältesten Berlinern unbekannt. Ihre Siedlung war ein Dorf aus Holz und Stroh.
* *
*
Fünfhundert Jahre sind vorüber. Und wieder ist es ein andrer Stern, der dort seine Länder und Meere um die Sonne dreht. Die deutschen Urwälder sind gefallen oder doch stark gelichtet. Die mittelalterliche Stadt ist entstanden.
Das Fischerdorf Altkölln hatte an Bedeutung gewonnen als Führ- und Schifferort am Verbindungswege wichtiger slawischer Städte. Zwei weitere Sandhügel der Spree in der Nähe von Kölln (an der Nikolaikirche und am Molkenmarkt) wurden an-
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Nikolaikirche
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Braten eines Brandstifters herrichtete, der Mann war so ohne weiteres nicht zu ersetzen. Er war ehrlos, und niemand mochte mit ihm reden. Aber angesehen und gut besoldet war er darum doch.
Ein Blick auf das landschaftliche Berlin des 14. Jahrhunderts, auf das Werk, dessen die in der Stadt aufgespeicherte Kraft fähig war, und wir sind versöhnt mit allen Unmenschlichkeiten. Auf Meilen hinaus durchziehen den Sumpf und Bruch schon die Wiesen und Felder der Stadt, und immer neue Wiesen und Felder werden dem Boden abgerungen. Es sind kleine Herdenkarawanen, die die Hirten nun zur Weide treiben; die Ernte, die sie im Herbst durch die Tore schaffen, füllt^ große Speicher. Und doch verlangt das unheimliche Tier hinter Wall und Graben noch immer größere Mengen und größere Arbeit.
Willy Pastor (Berlin, wie cs war und wurde).
6. Die Wendenschlacht bei Potsdam (1136).
Nachdem Otto Iii. die wendischen Völkerschaften zwischen der Elbe und Oder wieder besiegt und unter seine Botmäßigkeit gebracht hatte, suchte er auf jede Weise das Christentum unter ihnen zu verbreiten, ließ ihnen aber sonst viele ihrer alten Gerechtsame und Gesetze, wie es auch früher Heinrich der Vogler getan. Er besetzte die Städte, ließ sich bestimmten Tribut zahlen und verfuhr nur strenge bei der Ausrottung des Heidentums. Die fränkischen Kaiser aber, welche auf die sich immer mehr nach Osten hin ausbreitende Macht der Sachsen eifersüchtig waren, ermunterten und unterstützten die Wenden zu neuem Abfall, und es gelang diesen, sich wieder in den Besitz ihrer alten Länder zu setzen. Sie eroberten im Jahre 1030 sogar die Feste Brandenburg wieder, wo Heinrich an Stelle des Triglavtempels auf dem Harlunger Berge die erste christliche Kirche hatte erbauen lassen, die er der Jungfrau Maria weihte.
Als jedoch Lothar aus dem sächsischen Hause Herr von Deutschland wurde, bot dieser alle seine Kräfte auf, um die wendischen Völker wieder unter fein Szepter zu bringen. Wo dies gelang, mußten sie ihren Abfall schwer büßen. Sie verloren alle ihre Rechte und wurden mit großer Strenge als aufrührerische Unter-
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Extrahierte Personennamen: Willy_Pastor Otto Heinrich_der_Vogler Heinrich Heinrich_an Heinrich Maria Maria Lothar
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Potsdam Sachsen Deutschland