483
„en. Er übertrug das Gericht zwei Richtern (Questores parricidii),
und von diesen wurde Horatius zum Tode verurtheilt. Er appellirte
aber an die Volksversammlung, und diese milderte aus Rücksicht auf
seine dem Vaterlande geleisteten Dienste und auf Fürbitten seines
Vaters den Spruch. Zwei Pfähle wurden in die Erde eingesenkt
und durch einen Querbalken verbunden. Unter diesem Joche mußte
Horatius wie ein besiegter Feind hindurchgehen. Der Mord wurde
durch Qpfer gesühnt, der Juno Sororia und dem Janus Curiatius
zwei Altare errichtet und dem horatiscken Geschlechte auferlegt, auf
diesen jährliche Sühnopfer darzubringen.
Nach dem glücklich beendigten albanischen Kriege wandte sich
Tullus Hostilius gegen die Fidenaten und Vejenter, und der alba-
nische Diktator Mettus Fuffetius leistete ihm dabei als Unterthan
die Heeresfvlge, verband sich aber insgeheim mit den Feinden. Beim
Beginne der Schlacht zog sich Fuffetius auf eine Anhohe zurück, um
sich nach dem Ausgange des Kampfes für die eine oder andere Par-
tei zu entscheiden. Tie dadurch erschreckten Römer beruhigte der
Zuruf des Tullus Hostilius, daß der Rückzug der Albaner auf seinen
Befehl geschehe, um die Feinde zu umgehen. Als sich der Sieg für
die Römer entschied, griff auch Mettus Fuffetius die stichenden Feinde
an. Am folgenden Tage rief Tullus Hostilius beide Heere unbewaff-
net zusammen, angeblich um die Belohnungen auszutheilen. Die
Albaner wurden von den Römern, welche ihre Schwerter unter den
Kleidern versteckt hatten, umstellt, und dann verkündete ihnen der
König, daß Alba Longa als ein Sitz der Verrätherei dem Boden
gleich gemacht, Mettus Fuffetius, weil er treulos zwischen den Rö-
mern und deren Feinden geschwankt, von Pferden zerrissen, alle Al-
baner aber nach Rom versetzt werden sollten. Alba Longa wurde zer-
stört, die Bewohner nach Rom verpstanzt und ihnen dort der cölischehügel
als Wohnsitz angewiesen. Die folgende Negierungszeit des Tullus
Hostilius erfüllen glückliche Kriege gegen die Fidenaten, Vejenter
und Sabiner. Zuletzt aber wandten die Götter wegen Vernachläs-
sigung ihres Dienstes ihre Gunst von ihm; Steinregen, Seuchen
und eine schwere Krankheit des Königs zeigten den göttlichen Zorn.
Als sich Tullus Hostilius nun mit ängstlicher Sorgfalt den versäum-
ten religiösen Pstichten zuwandte und eines Tages Jupiter durch
geheimnißvolle Ceremonien beschwören wollte, dabei aber ein Ver-
sehen beging, wurde er mit Weib und Kindern von dem erzürnten
Gotte durch einen Blitzstrahl getödet (642 v. Chr.).
Nun wurde Ancus Marcius, ein Tochtersohn des Numa Pom-
pilius, zum König erwählt. Er brachte den vernachlässigten Dienst
der Götter zu neuem Ansehen, führte aber auch glückliche Kriege,
hauptsächlich mit den Latinern. Er besiegte die Latiner, eroberte
einige ihrer Städte und siedelte die Bewohner auf dem aventinischen
Hügel an. Auch Fidenä wurde von ihm erobert; Veji erlitt eine
Niederlage und mußte das Land um die Mündung der Tiber den
Römern abtreten. Ancus Marcius legte daselbst Ostia, den Hafen
von Rom an. Auch faßten die Römer auf der rechten Seile der
Tiber festen Fuß; Ancus befestigte den daselbst gelegenen Hügel
Janiculum und verband ihn durch eine hölzerne Brücke mit der
Stadt. Ancus zeigte eine große Sorge für die bürgerlichen Ver-
31 *
Ancus Mar-
cius und
Tnrquinius
Pciscus.
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493
gewünschten Unterwerfung; es wurde bestimmt, daß das Oberhaupt
des römischen Volkes bei dem jährlichen Bundesfeste auf dem alba-
nischen Berge das Opfer darbringen sollte, und dadurch wurde Rom
als Haupt des latinischen Bundes anerkannt und die Verbindung
durch die Religion geweiht. Siebenundvierzig Städte beschickten
das Fest, welches den Namen der latinischen Feiertage (feriae lati-
nae) erhielt. Auch wurden die römischen Legionen seitdem nicht
nur aus den Römern, sondern auch aus den Bundestruppen der
Latiner zusammengesetzt.
Targuinius erweiterte seine Macht durch glückliche Kriege; er
besiegte die Volsker, legte in deren Lande einige Kolonien an und
führte viele Gefangene und unermeßliche Beute nach Rom. Auch
die Sabiner mußten sich dem römischen Könige unterwerfen und
wurden ihm zinsbar. Dann wandte sich Targuinius gegen die la-
tinische Stadt Gabii, weil diese sich weigerte die römische Ober-
herrschaft anzuerkennen. Mehrere Jahre leistete die gut befestigte
Stadt erfolgreichen Widerstand, bis sie durch eine schändliche Hin-
terlist in die Gewalt des Targuinius fiel. Mit blutigem Rücken erschien
Sertus Targuinius, der Sohn des Königs, vor dem Thore von
Gabii und bat um Aufnahme, indem er vorgab, sein Vater habe
ihn wegen eines geringen Vergehens mißhandeln lassen. Tie Ga-
biner schenkten ihm Glauben und stellten ihn an die Spitze kleiner
Schaaren. Durch glückliche Ausfälle, bei welchen er nach getroffener
Verabredung mit seinem Vater die römischen Truppen besiegte, stieg
er immer höher und wurde endlich zum Oberbefehlshaber ernannt.
Jetzt frug er durch einen Boten seinen Vater, was er weiter thun
solle. Targuinius führte den Boten in den Garten, schlug vor sei-
nen Augen die höchsten Mohnküpfe ab und entließ ihn dann ohne
Antwort. - Sextus verstand den Wink seines Vaters; er verdächtigte
und beseitigte die angesehensten Bürger. Es entstand Mißtrauen
und Spaltung in der Stadt, und Gabii fiel durch einen nächtlichen
Ueberfall in die Gewalt der Römer.
Wie schon der ältere Targuinius, so hat auch Targuinius Su-
perbus nicht nur durch Kriege und Eroberungen, sondern auch durch
bedeutende Bauten seinen Namen groß gemacht. Das großartigste
seiner Bauwerke war der kapitolinische Tempel, dessen Bau bereits
der ältere Targuinius begonnen und Servius Tullius wahrscheinlich
fortgesetzt hatte. Auf einem hohen Unterbau von 800 Fuß im Um-
fang war der Tempel im etruskischen Stile aufgeführt. An der
Vorderseite, die gegen Mittag gerichtet war, erhob sich eine drei-
fache, und an jeder der beiden Seiten eine doppelte Reihe von
Säulen. Der mittlere Raum enthielt drei Heiligthumer, das mitt-
lere war für den Jupiter, das zur Linken für die Inno, das zur
Rechten für die Minerva bestimmt, alle drei unter derselben Dachung.
Indem der König den Bau zu Ehren des höchsten Gottes mit Ernst
und Eifer betrieb, beschwichtigte er für den Augenblick die Stimme
seines Gewipens. Eine seltsame Begebenheit bestärkte ihn in dem
Glauben, daß die Götter seiner Herrschaft ihre Huld zugewendet
hätten. Eines Tages erschien im Palaste des Königs ein fremdes
Weib, welche neun Bücherrollen für einen sehr hohen Preis zum
Verkauf anbot. Mit ihrer ungemessenen Forderung abgewiesen,
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Extrahierte Personennamen: Sertus_Targuinius Servius_Tullius Ernst
512
aufgeführt, früher von Travertin, später von Marmor, und mit
Statuen, kostbaren Fußböden u. s. w. geschmückt. Seit den Krie-
gen in Macedonieu und Griechenland wurden die Basiliken sehr be-
liebt. Diese Gebäude, deren viele später in christliche Kirchen um-
gewandelt worden sind, bestanden aus mehreren parallel laufenden
Säulenhallen (Portikus). Der in der Mitte liegende Hauptraum
war mit einem überragenden Dache überdeckt. Die Basiliken wur-
den zu allerlei Privat- und Staatsgeschäften benutzt, welche man
sonst im Freien abgemacht hatte, zu Handelsgeschäften, Gerichts-
sitzungen, zu Berathungen u. s. w. Es wurde ein dritter Circus
und mehrere Theater, von Pompejus das erste steinerne, sowie meh-
rere Triumphbögen erbaut. Der Verschönerung Noms war das
Ausplünderungssystem, welches die Römer in den eroberten Ländern -
in Anwendung brachten, in hohem Grade förderlich. Sulla trieb
die Plünderung in's Große und machte in der Geschichte der Stadt
gewissermaßen Epoche. Seit Sulla wurde der Marmor als Bau-
material gewöhnlich. Besonders stieg in dessen Zeit der Luxus und
die Pracht der Privatgebäude mit unglaublicher Schnelligkeit. C.
Jul. Caesar überbot an Aufwand für öffentliche Bauten alle Frü-
heren. Er erweiterte den Circus Maximus upd verwendete 100
Million Sesterzien nur auf den Ankauf der Häuser, welche abgebro-
chen werden mußten, um für die Anlage seines Forum Platz zu ge-
winnen. An der Ausführung eines noch größereu Planes wurde er
durch seinen Tod gehindert.
Die bedeutende Vergrößerung der Stadt und das Wachsthum der
Bevölkerung machte unter Augustus>zur bequemeren Handhabung der
polizeilichen Ordnung eine neue Eintheilung der Stadt nöthig, be-
sonders auch, um gegen die bis dahin häufigen und meist bedeuten-
den Feuersbrünste wirksame Maßregeln ergreifen zu können. Au-
gustus theilte die Stadt in 14 Regionen und jede dieser Regionen
enthielt unter Vespasian durchschnittlich 49, später 22 Straßenquar-
tiere (Viel), welche an den Straßenecken ihre besonderen Kapellen
hatten. Ein Vicus enthielt gegen 230 Wohnhäuser. In Verbin-
dung mit M. Vipsanius Agrippa erwarb sich Augustus um die Stadt
Rom die größten Verdienste, indem er auf eigene Kosten eine Menge
der bedeutendsten Bauten theils zum Nutzen, theils zur Verschönerung
der Stadt aufführen ließ. Seinem Beispiele folgten mehrere vornehme
Römer. So wurde besonders das Marsfeld, wohin man diese öffentlichen
Gebäude verlegte, gleichsam eine neue Stadt, die aus einer zusammen-
hängenden Masse der prachtvollsten Tempel, Theater, von Gebäuden
für die Volksversammlung und Säulenhallen bestand. Tiberius legte
vor dem collinischen und viminalischen Thore das verschanzte Lager
der Prätorianer an und machte damit den Anfang zu einer neuen
Befestigungslinie. Der unsinnige Nero wollte die alten häßlichen
Stadttheile, die eigentliche Siebenhügelstadt in eine neue prächtige
Stadt verwandeln und zündete einen Brand an, der in sechs Tagen
und sieben Nächten die alten und neuen Stadttheile dergestalt ver-
wüstete, daß von vierzehn Regionen nur vier ganz verschont blieben.
Damit ging der größte Theil der Denkmäler des republikanischen
Rom zu Grunde. Nero aber gewann Raum, um sowohl viele an-
dere, mit der unsinnigsten Verschwendung ausgeschmückte Gebäude
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Extrahierte Personennamen: Sulla Sulla M._Vipsanius_Agrippa Augustus Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Macedonieu Griechenland Rom Rom
516
Verhältnisse
der Patricier
und Plebejer.
indem nicht nur viele aus der Niederlage vor Aricia entkommene
Etrusker nach Rom flüchteten und daselbst blieben, sondern auch ein
sabinischer Patricier. Attins Clausus mit seinen 5000 Klienten nach
Rom auswanderte. Er wurde unter die römischen Patricier aufge-
nommen, änderte seinen Namen in Appius Claudius um und wurde
der Stammvater eines berühmten Geschlechtes, welches sich stets durch
seinen Adelstolz ausgezeichnet hat.
Tarquinius erhielt, nachdem ihn Porsenna aufgegeben hatte,
von der latinischen Stadt Tusculum, wo sein Schwiegersohn Octa-
vius Mamilius Herrscher war, und von den übrigen Staaten des
latinischen Bundes Unterstützung. Doch war es den Latinern weni-
ger darum zu thun, den vertriebenen König wieder nach Rom zu-
rückzuführen, als die Hegemonie Rom's über den latinischen Bund
streitig zu machen. In der entscheidenden Schlacht am See Regillus
blieben die Römer Sieger (496 v. Chr.), schlossen aber einige Jahre
nachher (493 v. Chr.) einen Frieden, in welchem die Abhängigkeit
der Latiner in ein Verhältniß der Gleichheit zwischen ihnen und
dem römischen Staate umgewandelt wurde. Beide Theile gelobten
einander, sich weder gegenseitig zu bekriegen, noch auch einer des
anderen Feinde durch sein Gebiet ziehen zu lassen. Sie vereinigten
sich, gemeinschaftliche Kriege unter wechselndem Oberbefehle zuführen
und die Beute zu gleichen Loosen zu vertheilen. Der von den La-
tinern aufgegebene König Tarquinius zog sich nach der griechischen
Kolonie Kumae in Kampanien zurück, wo er 496 v. Chr. starb.
In der nach der Vertreibung des Tarquinius wieder hergestell-
ten Verfassung des Servius Tullius bestand eine Vereinigung der
Patricier und Plebejer nur in den Centuriatcomitien, deren Be-
schlüsse jedoch die Bestätigung der Curien bedurften, und in denen
überdies die -Patricier durch ihre zahlreichen Klienten das Ueberge-
wicht hatten. Außerdem waren beide Stände noch scharf von ein-
ander geschieden, und es fand zwischen ihnen noch kein Connubium
statt. Zu allen obrigkeitlichen Stellen waren nur Patricier wählbar.
Durch das Gesetz des Valerius war den Einzelnen zwar die Be-
rufung auf die Gemeinde gegen Strafurtheile der Consuln gewährt:
allein die Provocation des armen Plebejers scheint häufig nicht be-
achtet worden zu sein. Noch -härter aber als die verweigerte Theil-
nahme an der Negierung des Staates waren andere Verhältnisse,
welche namentlich die ärmeren Plebejer trafen. Gewerbe und Han-
del waren in Rom gering, Ackerbau hingegen hoch geachtet. Daher
galten auch bei der Besiegung eines Volkes die Ländereien desselben
als der Preis des Sieges, und regelmäßig wurde ein Theil dersel-
den, gewöhnlich der dritte, dem besiegten Volke entrissen. Diese
eroberten Ländereien wurden zum Theil den armen Plebejern nach
angestellter Vermessung und genauer Eintheilung als Eigenthum an-
gewiesen, zum Theil den Patriciern als blvßex Besitz, welchen der
Staat zurücknehmen konnte, gegen Entrichtung einer geringen Ab-
gabe in größeren Strecken überlassen. So hätte es wenigstens dem
Rechte nach sein sollen: allein die Patricier, welche die Macht in
Händen hatten, brachten es öfters dahin, daß die Vertheilungen der
eroberten Ländereien lange Zeit unterblieben und die Aecker, von
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Extrahierte Personennamen: Claudius Porsenna Servius_Tullius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Clausus Rom Rom Kampanien Rom
519
bett aus 28 Schlachten und auf dem Rücken die Spuren der Nu-
thenhiebe. Das Mitgefühl, die Wuth verbreitete Tumult durch die
ganze Stadt; Verpfändete und Ledige liefen zusammen, und alle
verlangten Abhülfe der allgemeinen Noth. Der Senat war rathlos;
das Volk tobte und konnte kaum noch durch das Ansehen der Con-
suln in Schranken gehalten werden. Da kamen Boten von den
Latinern und meldeten, daß das Heer der Volsker gegen Rom im
Anzuge sei. Laut jubelten die Plebejer und schrieen: die rächenden
Götter nahten; niemand solle sich zum Kriegsdienst einschreiben lasten;
sie wollten lieber alle mit einander, als einzeln untergehen. Zwang
war unmöglich; dem freundlichen Zureden des Servilius gelang es
endlich das Volk zu beruhigen, als er bekannt machen ließ: kein
Gläubiger solle einen Schuldner in Haft halten und daran verhin-
dern, sich zum Kriegsdienst zu melden; die Kinder der Schuldner
dürfe, so lange die Väter im Felde stünden, niemand in ihrer Frei-
heit und im Besitz des väterlichen Vermögens antasten. Nun leiste-
ten alle Verpfändeten den Kriegseid, und ein bedeutendes Heer
wurde aufgebracht. Mit diesem rückte Servilius ins Feld, besiegte
die Volsker und machte reiche Beute, die er unter die Soldaten ver-
theilte. Das siegreiche Heer kehrte nach Rom zurück; aber die Hoff-
nungen der Schuldner, daß der Druck gemindert werde, wurden
bitter getäuscht. Appius Claudius, welcher von Anfange der Un-
ruhen an jeder weisen Schonung widersprochen hatte, sandte die
aus dem Felde heimgekehrten Schuldknechte in ihre Kerker zurück
und sprach die Verpfändeten ohne Erbarmen den Schuldherrn zu.
Aber diese Sprüche konnten nicht vollstrecke werden, denn die Ple-
bejer waren in offenem Aufstande; sie beschützten jeden Verurtheilten,
und Gläubiger, welche die verhassten Urtheile erwirkt hatten, junge
Patricier, die in ihrem Eifer den Schergen hülfreiche Hand leiste-
ten, retteten sich kaum vor der Wuth der Plebejer. So verging
unter inneren Unruhen das Jahr.
Als im folgenden Jahre (494 v. Chr.) die Kriegszeit eintrat,
war es den Consuln, A. Virginius und T. Vetusius, unmöglich
Legionen zu bilden. Die Gemeinde, bei Nacht und heimlich sich in
den von ihr bewohnten Bezirken versammelnd, weigerte sich uner-
schütterlich Kriegsdienst zu thun; und statt der anfänglichen Bitten
um Schonung wurde nun der Anspruch auf Tilgung der Schulden
laut. Die Gährung war so gewaltig, daß die milder gesinnten
Patricier riethen, den Frieden selbst um diesen Preis zu erkaufen.
Appius hingegen drang auf Strenge und empfahl die Ernennung
eines Dictators. Seine Anhänger stimmten ihm bei; aber die zur
Versöhnung geneigte Partei setzte es wenigstens durch, daß der mild-
gesinnte Marcus Valerius zum Dictator ernannt wurde. Eine Be-
kanntmachung des Dictators beruhigte die Gemüther, und willig
stellten sich die Plebejer zur Aushebung. Zehn Legionen wurden
gebildet und drei Heere, gegen die Sabiner, die Aequer und die
Volsker, ausgesandt. Allenthalben entschied sich der Sieg für Rom;
im Triumphe zog der Dictator in die Stadt ein, und ungewöhnliche
Ehren wurden ihm zu Theil, aber die Befreiung der Schuldknechte,
welche er forderte, vermochte er nicht durchzusetzen. Da legte er
unwillig seine Würde nieder. Auch erkannten die Plebejer, daß die
\ '
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522
Evriolan.
und er mußte in die Verbannung gehen. Durch diesen Prozeß er-
hielten die Tributcomitien zuerst eine politische und zwar eine rich-
terliche Bedeutung. In den Centurien hatten die Patricier durch
ihre und ihrer Klienten Stimmen das Uebergewicht, in einer Ver-
sammlung nach Tribus hingegen, wo jeder Bürger dem andern
gleichstand, war die Macht bei der Plebs. Die Tribus enthielten
Patricier und Plebejer, und die Patricier waren daher ebenfalls
zur Theilnahme an den Tributcomitien berechtigt, sie machten aber
wahrscheinlich von ihrem Rechte keinen Gebrauch, weil ihre Zahl
geringer war, als die der Plebejer, und ihre Stimmen ihnen des-
halb nichts halfen. In den Tributcomitien erschien das Volk nach
den örtlichen Tribus geordnet. In jeder Tribus entschied die Mehr-
zahl der einzelnen Stimmen über die Gesammtstimme der Tribus,
und die Mehrzahl dieser Gesammtstimmen entschied die ganze Ange-
legenheit. Die Tributcomitien wurden an den Nundinen, wo die
Landleute zum Markte nach Rom kamen, gehalten. Die Verhand-
lungen über einen Gegenstand mußten an einem Tage vor Sonnen-
untergang zu Ende gebracht werden, damit die Lanbleute nach Hause
zurückkehren konnten; gelang dieses nicht, so konnte darüber erst an
dem dritten Markttage, nachdem der Antrag in der Zwischenzeit wie
ein neuer bekannt gemacht worden war, verhandelt werden. Der
gewöhnliche Ort dieser Versammlungen war das Forum; doch wur-
den sie auch an anderen Orten gehalten. Den Vorsitz hatten die
Volkstribunen, und zwar entweder ein durch das Loos erwählter,
oder derjenige, welcher das Volk versammlet hatte. Auch die Aedi-
len konnten wahrscheinlich die Tributcomitien halten.
Coriolan begab sich Rache brütend nach Antium zu seinem Gast-
freunde Attius Tullius, welcher in großem Ansehn stand und gegen
die Römer höchst feindselig gesinnt war. Beide Männer regten die
Volsker zum Kriege gegen Rom auf. Coriolan erschien an der
Spitze eines volskischen Heeres im Felde und unterwarf alle mit
Rom verbündeten latinischen Städte. Er schlug nahe bei Rom sein
Lager auf und verwüstete die Ländereien der Plebejer, während er
die der Patricier verschonte- Mißtrauen und Zwietracht herrschten
in der Stadt; es war unmöglich ein Heer zu bilden; die Plebejer
schrieen laut, man wolle sie nur dem Feinde überliefern. Coriolans
Verbannung ward durch einen Beschluß der Curien und der Tribus
widerrufen, und fünf Consularen begaben sich in das feindliche La-
ger, um Coriolan zur Versöhnung und zur Rückkehr einzuladen.
Doch Coriolan forderte für die Volsker Zurückgabe der ihnen ent-
rissenen Städte und gestattete den Römern eine Bedenkzeit von
33 Tagen. Die Frist verlief, ohne daß man sich zur Annahme der
Bedingung entschließen konnte; eine zweite Gesandtschaft wurde von
Coriolan schnöde zurückgewiesen, und selbst die Priester der Stadt,
welche in ihrem Ornat vor ihm erschienen, vermochten ihn nicht zu
erweichen. Rom schien verloren; da begaben sich die edelsten Ma-
tronen, von Coriolan's Mutter Veturia, seiner Gemahlin Volumnia
und seinen Kindern begleitet, in das feindliche Lager. Als Corio-
lan's Mutter dessen Umarmung zurückwies, bis sie wisse, ob sie
einen Feind des Vaterlandes oder ihren Sohn umarme; als sich
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536
ren so unbesonnen, am Kampfe Theil zu nehmen; einer derselben
erschlug sogar einen gallischen Anführer. Brennus forderte hierauf
die Auslieferung der Gesandten, welche das Völkerrecht so gröblich
verletzt hätten. Der römische Senat überließ die- Entscheidung dem
Volke, und dieses verweigerte nicht allein die verlangte Genugthu-
ung, sondern ernannte auch die drei Fabier zu Militärtribunen mit
eonsularischer Gewalt. Auf diese Nachricht brachen die Gallier so-
gleich nach Nom auf. Die drei Fabier und die übrigen Militär-
tribunen führten den Galliern ein Heer von 40,000 ober wahr-
scheinlich nur von. 24,000 Mann entgegen und lieferten ihnen am
Flusse Allia eine Schlacht (390 v. Chr.). Die Römer erlitten eine
solche Niederlage, daß nur ein kleiner Theil ihres Heeres nach Nom
zurückkehrte, die übrigen nach Veji flüchteten. Der Tag der Schlacht
an der Allia galt seitdem den Römern als ein Unglückstag. Die
Militärtribunen hatten in unbesonnener Eite keine Maßregeln zur
Beschützung der Stadt getroffen. "An eine Vertheidigung Rom's
war daher nicht zu denken; die Römer flohen nach benachbarten
Orten; doch wurde das Kapitol mit den Wehrhaftesten besetzt und
mit Lebensmitteln versorgt. Auch ein Theil des Senates begab sich
auf das Kapitol, wo man auch den Frauen und Kindern Aufnahme
gestaltete. Ein wehrloser Haufe Volkes hingegen, sowie eine An-
zahl greiser Senatoren blieben in der Stadt zurück.' Die Gallier
fanden die Thore Rom's unbesetzt und die Stadt von Menschen ent-
blößt; dennoch zögerten sie zwei Nächte und einen Tag, ehe sie in
die Stadt eindrangen. Die Stadt wurde geplündert und zum größ-
ten Theil eingeäschert; die Zurückgebliebenen getödet. Gegen das
Kapitol wurde aber vergebens ein Sturm unternommen. Daher
blieb ein Theil der Gallier in Rom, um die Besatzung des Kapitols
durch Hunger zur Uebergabe zu zwingen; während die übrigen in
der Umgegend plündernd umherstreiften. Viele flüchtige Römer
halten sich in dem verlassenen Veji gesammelt und den Römer Cä-
dicius an ihre Spitze gestellt. Auch die Ardeaten machten unter
Eamillus Anführung Angriffe auf die umherstreifenden gallischen
Raubhorden. Cädieius und Eamillus trugen im Kampfe mit den ein-
zelnen umherschweifenden Schaaren stets den Sieg davon und stärk-
ten dadurch das Vertrauen und den Muth der Römer. Die beiden
römischen Schaaren ersuchten den Eamillus als Dictator den Ober-
befehl zu übernehmen und sie gegen die Gallier in Rom zu führen.
Eamillus wollte aber ohne Erlaubniß des Senats die Diktatur
nicht annehmen, und es wurde daher beschlossen die Erlaubniß der
auf dem Kapitol befindlichen Senatoren einzuholen. Ein kühner
Jüngling, Pontius Cvminius, übernahm es, das umlagerte Kapitol
zu ersteigen und von dort einen Senatsbeschluß zu bringen. Er
schwamm über die Tiber, erstieg an der Seite des tarpejischen Fel-
sens den Berg und gelangte mit der gewünschten Erklärung des
Senats glücklich wieder zum Heere zuruck. Am folgenden Morgen
bemerkten Gallier die Spuren des hinaufgekletterten und versuchten
nun an derselben Stelle das Kapitol zu ersteigen. Sie kletterten
des Nachts in tiefer Stille hinan, und bereits hatte einer die Höhe
des Felsens erklommen, als die der Juno geweihtön Gänse wach
wurden und zu schreien begannen. Ihr Geschrei erweckte den Eon-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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537
fuíatett Marcus Manlius; dieser eilt schnell herbei, stürzt den be-
reits emporgeklommenen Gallier zurück, sein Fall wirft die Nach-
steigenden hinab; die Burg war gerettet. Die Gallier, durch Hun-
ger, eine Seuche und die Römer außerhalb der Stadt hart bedrängt
und durch die Nachricht von einem Einfalle der Veneter in ihr Land
beunruhigt, beschlossen von Nom abzuziehen. Die Römer auf dem
Kapitale litten ebenfalls Mangel, und Camillus vermochte nicht
schnell genug den Entsatz zu bewerkstelligen. Es kam nach der Sage
zu Unterhandlungen, und die Gallier versprachen für eine Summe
von tausend Pfund Gold abzuziehen. Diese wurde Brennus von
dem Militärtribunen Sulpicius auf dem Forum zugewogen; die
Gallier gebrauchten aber beim Wiegen falsches Gewicht, und als
Sulpicius sich deshalb beschwerte, warf Brennus noch sein-Schwert
mit dem Wehrgehäng mit den Worten in die Wagschale: „Wehe
den Besiegten"! Während die Römer und Gallier sich stritten, er-
schien Camillus, erklärte als Dictator den ohne seine Zustimmung
geschlossenen Vertrag für ungültig und wies die Gallier mit den
Worten ab, der Römer erkaufe seine Freiheit nicht mit Golde, son-
dern mit dem Schwerte. Nun kam es zu einem Kampfe; die Gal-
lier wurden aus der Stadt getrieben, am folgenden Tage auf der
Flucht eingeholt und in einer blutigen Schlacht fast gänzlich aufge-
rieben. Camillus zog im Triumphe in Nom ein. Nach der Ver-
treibung der Gallier wurde das Verlangen nach Veji überzusiedeln
von neuem angeregt: allein Camillus und die Mehrzahl der Pa-
tricier wußten dieses zu verhindern. Als während der Verhandlung
dieser Angelegenheit ein mit einer Wache an der Curie vorüber-
ziehender Centurio seiner Mannschaft zurief: „Laßt uns hier blei-
den," würde dieses Wort für einen Ausspruch des göttlichen Wil-
lens erklärt, und das Volk gab sich zufrieden. Die Stadt wurde
eilig wieder aufgebaut, so daß bis zu dem großen Brande unter
Nero's Regierung an den vielen engen und krummen Straßen die
Uebereilung sichtbar war.
Bald nach der Vertreibung der Gallier versuchten die Latiner,
Volsker und Herniker sich der Abhängigkeit von Rom zu entledi-
gen; sie wurden aber bald wieder unterworfen; der Kampf stärkte
das Selbstvertrauen und den Muth des römischen Volkes, und
Rom stand wieder in verjüngter Kraft da. Auch gegen die Etrusker
führten die Römer siegreiche Kriege. Die Noth, welche in Folge
des gallischen Krieges eingetreten war, veranlaßte innere Zwistig-
keiten. Tie unvermeidliche Erhöhung der Abgaben, die Wiederher-
stellung der zerstörten Wohnungen, die Sorge für die verödeten
Felder und die Anschaffung des eingebüßten Arbeitsgeräthes und Vieh-
" standes hatten den größten Theil des Volkes in Schulden gestürzt;
Wucherer suchten aus dieser Noth Vortheil zu ziehen, und die Schuld-
ner hatten die ganze Strenge der Schuldgesetze zu erdulden. Der
Zustand wurde dadurch noch verschlimmert, daß die alten Steuer-
rollen durch die allgemeine Zerstörung unbrauchbar geworden waren
und die Abfassung neuer verzögert wurde. Während fünfzehn Jah-
ren behalf man sich mit ohngefähren Abschätzungen, wobei es an
Begünstigungen und Bedrückungen nicht fehlen konnte. Endlich
Besiegung
der Latiner,
Bolsker,Hcr-
niker und
Etrusker. M.
Manlius.
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Extrahierte Personennamen: Marcus_Manlius Sulpicius Brennus
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Samniten verbündeten Stadt Paläopolis in Kampanien gaben 326
v. Chr. die Veranlassung zum Ausbruche des zweiten Samniten-
Krieges, welcher bis 304 v. Chr. dauerte. Paläopolis wurde er-
obert und war die erste griechische den Römern unterworfene Stadt-.
Die Samniten schienen den Römern so gefährliche Feinde, daß sie
ihnen ihren erfahrensten Feldherrn, den Lucius Papirius Cursor den
Aelteren, als Dictator entgegenstellten. Dieser gab, als er einstauf
kurze Zeit nach Rom zurückkehren mußte, dem Befehlshaber der
Reiterei Quintus Fabius Marimus Rullianus den Befehl, sich wäh-
rend seiner Abwesenheit in keinen Kaurpf einzulassen. Fabius lie-
ferte aber dennoch ein Treffen und erfocht einen glänzenden Sieg.
Papirius Cursor wollte den Ungehorsam seines Untergebenen nach
der Strenge der römischen Kriegsgesetze bestrafen, wurde aber durch
die Stimmung des Heeres und durch die Bitten des Senates und
Volkes in Rom genöthigt, Gnade für Recht ergehen zu lassen. Pa-
pirius Cursor erfocht hierauf noch einen Sieg, welcher die Samni-
ter zu Friedensanerbietungen bewog. Der römische Dictator war
zu einem billigen Frieden.geneigt, der Senat aber gewährte nur
einen Waffenstillstand auf ein Jahr 324 v. Chr. Nach Ablauf des
Waffenstillstandes wurde der Krieg von Quintus Fabius Maximus,
welcher zum Cónsul erwählt worden war, mit so großem Glücke ge-
führt, daß die Samniten noch einmal um Frieden baten. Aer Se-
nat machte aber zu harte Forderungen und trieb die Samniten zu
einem Kampfe der Verzweifeluixg. An die Spitze des Heeres stell-
ten sie den Sohn des weisen Herennius, Pontius- welcher Klugheit
mit persönlicher Tapferkeit vereinigte. Er täuschte durch ein aus-
gestreutes falsches Gerücht die Consuln, Titus Veturius und Spurius
Postumius, über den Ort, wo sich die Hauptmacht der Samniten
befand, und lockte sie in die caudinischen Pässe, ein enges Thal,
welches an seinem Anfang und Ende Engpässe hatte. Die Römer
sahen sich in demselben plötzlich von der Hauptmacht der'samniten
eingeschlossen, sie konnten sich weder vorwärts noch rückwärts bewe-
gen und wurden von oben herab durch die hervorbrechenden Feinde
bedrängt. Die Consuln mußten sich mit ihrem vierzig bis funfzig-
lausend Mann starken Heere ergeben 321 v. Chr. Herennius soll
seinem Sohn gerathen haben, die gefangenen Römer entweder alle
niederzuhauen oder ungekränkt zu entlassen. Pontius that keines
von Beiden, sondern schloß mit den römischen Consuln einen Ver-
gleich, der von der Noth erpreßt war und nicht gehalten wurde;
er unterwarf das gefangene Heer einem Schimpfe, welcher die Rö-
mer auf das äußerste erbitterte und zur größten Krastanstrengung
trieb. Die Römer verpflichteten sich das samnitische Gebiet zu räu-
lnen,^die in demselben angelegten Kolonien zurückzuziehen und mit
den L-amniten als einem unabhängigen Volke in Frieden zu lebe«.
Die gefangeneu Truppen wurden entlassen, nachdem sie ihre Waffen
und Pferde abgeliefert hatten und durch das Joch gegangen waren.
Nur sechshundert Ritter blieben als Geiseln des geschlossenen Ver-
trags in samnitischer Gefangenschaft.
Die Nachricht von dem erlittenen Unglück verbreitete in Rom
den größten Schrecken; die ganze Stadt war in Trauer, alle Ge-
schäfte wurden eingestellt, die Consuln mußten ihr Amt niederlegen,
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Die Kämpfe mit den Samniten stählten die Kraft der Römer und
trugen sehr viel zu ihrer kriegerischen Ausbildung bei.
Senfun" Die griechischen Städte in Unteritalien wurden theils von den
^Urrhus.^ syrakusanischen Herrschern, theils von den räuberischen Brnttiern
werfung von und Lukanern beständig beunruhigt Sie lagen immer in Streit
Mittelitalirn. mit einander und waren zu der Zeit, als die Römer Samnium
unterwarfen, von ihrer früheren Blüthe tief herabgesunken. Die
reichste und mächtigste dieser griechischen Städte war damals Tarent.
Bereits mehrmals hatten griechische Städte bei ihren Landsleuten
im eigentlichen Griechenland"hü!fe gesucht; die Stadt Thurium aber
wandte sich, als sie von den Lukanern bedrängt wurde, an die Rö-
mer um Hülfe und erhielt sie. Das war nicht nach dem Sinne
der Tarentiner, welche die ihnen immer näher rückende Macht der
Römer fürchteten und deshalb ein Bündniß gegen Rom zu Stande
zu bringen suchten. Noch standen die Etrusker und Gallier unter
den Waffen; die Samniten erneuerten den Krieg, und Lukaner und
Bruttier belagerten Thurium. Ein römisches Heer entsetzte aber
Thurium und legte eine Besatzung in die Stadt. Die Verbindung
zwischen Rom und Thurium wurde durch eine römische Flotte von
zehn Schiffen unterhalten. Anfangs scheinen die Tarentiner gegen
die Erscheinung römischer Schiffe in ihren Gewässern nichts einge-
wendet zu haben, obgleich die Römer sich in einem früheren Ver-
trag verpflichtet hatten, mit ihren Kriegsschiffen nicht weiter östlich
als bis zu dem Vorgebirge Lacinium oder nicht in den Meerbusen
von Tarent einzulaufen. Aber aufgereizt von einem Demagogen
bemannten sie, als eines Tages die kleine Flotte der Römer in ih-
rem Hafen Anker werfen wollte, ihre Galeeren, überfielen die zehn
römischen Schiffe, eroberten eines derselben, bohrten vier in den
Grund und verjagten die übrigen aus dem tarentinischen Meerbusen.
Dann sandten sie Truppen nach Thurium, vertrieben den Abel und
vertheilten dessen Güter unter das Volk, entließen aber die römische
Besatzung unverletzt. Die Römer schickten eine Gesandtschaft, an
deren Spitze Lucius Postumius stand, und verlangten, daß die Ta-
rentiner die vertriebenen Thurier zurückführen, ihnen das Geraubte
wieder verschaffen und diejenigen ihrer Mitbürger, welche an der
Verletzung des Friedens schuld wären, den Römern ausliefern soll-
ten. -Die römischen Gesandten wurden in der Volksversammlung
der Tarentiner verhöhnt, und ein gemeiner Mensch erlaubte sich
sogar gegen sie eine grobe Unanständigkeit, wobei die Mehrzahl der
Anwesenden durch Händeklatschen und Gelächter ihren Beifall laut
zu erkennen gab. Da schickten die Römer den Konsul Lucius Aemi-
lius Barbula mit einem Heere gegen Tarent (281 v. Ehr.)
Die Sitten der Tarentiner waren damals sehr verdorben, und
der weichliche und feige Pöbel hatte die Oberhand. Trotz aller Vor-
stellungen der Verständigeren wurde daher beschlossen, den König
Pyrrhus von Epirus zu Hülfe zu rufen. Dieser Abenteurer nahm
die Einladung ebenso unbesonnen an, als die Tarentiner sie gemacht
hatten; er glaubte den unverschämtesten Uebertreibungen der taren-
tinischen Gesandten von der Macht und den Verbindungen der Ta-
rentiner, Pyrrhus trieb den Krieg als bloßes Handwerk und ließ
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Lucius_Postumius Lucius Barbula
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Rom Thurium Thurium Epirus