86 §. 89. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung.
Der betrübende Anblick des in die Kirche immer mehr eindringenden
Verderbens führte viele fromme Gemüther schon damals dem Mönch-
thum oder Klosterleben zu.
Das Einsiedler- und Klosterleben verdankt seine Entstehung dem Anto-
nius, dem Sohne angesehener und reicher Eltern in Aegypten, der sich in
eine Einöde zurückzog., nachdem er sein Vermögen unter die Armen vertheilt
hatte. Viele folgten dem Beispiel dieses als Heiligen verehrten Mannes und
widmeten sich aus seinen Antrieb dem Gebet und der Handarbeit, so daß sich
bei seinem Tode (656) gegen 3000 Einsiedler in den Einöden Aegyptens
befanden. Die berühmteste Vereinigung solcher Einsiedler war die, welche
Pachomius auf der Nilinsel bei Thebals stiftete. Man nannte eine solche
Vereinigung Cönobium oder Monasterium; Pachomius selbst hatte
den Titel Abbas (Vater, Abt). Die Glieder einer solchen Vereinigung
waren nach gewissen Ordnungen eingestellt, und trieben ihre Geschäfte und
Andachtsübungen nach bestimmten Regeln. Dies war der Anfang des Klo-
sterlcbens oder des Mönchthums, das zuerst nur im Morgenland sich ver-
breitete, im nüchterneren Abendland aber erst später auskam und dort we-
sentliche Verbesserungen erhielt, so daß die Klöster jener Zeit wohltbätige
Pflegestätten für die leidende Menschheit wurden; doch verband sich mit
ihnen auch bald eine gewisse Werkheiligkeit, die dem geistlichen Leben
nachthcilig wurde.
4. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung.
§.89. Der Kaiser Theodosins theilte vor seinem Tode das Reich
393 förmlich unter seine beiden unmündigen Söhne, und von da an wurde
n.cl'rhie Trennung des östlichen und westlichen Theils eine bleibende. Das
oströmische Reich mit der Hauptstadt Constantinopel wurde von Ar
cadrus, das weströmische mit dem Regierungssitz Ravenna von
Honorius und seinem Reichsverweser Stilicho, einem Vandalen, be-
herrscht. Dieser hielt die germanischen Völker mit starker Hand noch
von der Gränze zurück; aber nach seinem Sturz und Tod überflutheten
die Westgothen unter ihrem König A l a r i ch Italien, erstürmten und
plünderten die Stadt Rom im Jahre 410. Nach Alarichs gewaltsamem
Tod zogen sie unter seinem Nachfolger Athaulf nach Gallien und
von dort nach Spanien, wo sie das westgt'thische Neich gründeten,
419das nachher von der Garonne bis Lusitanien reichte und Tolosa
(Toulouse) zur Hauptstadt bekam.
Zuvor schon hatten sich andere germanische Stämme, Sueven, Ala-
nen, Vandalen, nach Spanien gewendet und dort sich niedergelassen.
Die Vandalen wurden von dem Statthalter Bonifacius in Afrika gegen
die Kaiserin Placidia zu Hilfe gerufen, zogen unter ihrem König Gei-
ser ich in wilden Schaaren nach Afrika hinüber, setzten sich im Lande
429 fest und gründeten das vnndalische Neich.
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TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Theodosins Honorius Honorius Stilicho Alarichs Bonifacius Placidia
Extrahierte Ortsnamen: Morgenland Constantinopel Ravenna Italien Rom Gallien Spanien Toulouse Spanien Afrika Afrika
90 §. 93. Das Frankenreich und. d. Merovingern. §. 94. Muhammed.
Garibald von Bayern, 'und deren zweitem Gemahl Agilulf vom
Arianismus zum katholischem Christenthum über.
4. Das Frankenreich unter den Merovingern.
§. 93. Das von Chlodwig gegründete Frankenreich, das sich nach sei-
nem Tode in Neustrien und Anstrasien d. i. in Westfranken und
Ostfranken theilte, erfuhr in der' Folge noch mehrmalige Theilungen,
und wurde besonders durch den Haß zweier Königsweiber, Fredegunde
und Brunhilde, in schreckliche Bruder- und Bürgerkriege gestürzt.
Bei der zunehmenden Schwäche der Könige .bekam an jedem der
fränkischen Höfe der Majordomus (Hausmayer), d. h. der Auf-
seher über die Krongüter, allmählig. die Leitung des Staats in die
Hand. Anfangs lebten diese Hausmay'er vielfach mit einander im
Kampf, bis Pipin von Heristall, der Majordomus von Anstrasien
sich unter dem Titel „Herzog und Fürst der Franken" zum alleini-
687 gen Hausmayer des ganzen Frankenlandes machte.
Dabei war es aber mit dem Christenthum unter den Franken sehr
schlimm bestellt; ja dasselbe wäre wohl ganz in Verfall gerathen, wenn
nicht eifrige Glaubensboten von Irland und England nach Fran-
ken und Deutschland gekommen wären, um den Samen des Evange-
liums aufs Neue auszustreuen.
Die wichtigsten dieser treuen, unermüdeten Missionare waren Columbai»
(590—615) in Allcmannien, dessen Schüler Gallus das Kloster St. Gal-
len stiftete, Kilian in Franken, Emmeran in Bayern, Willibrord mit
cilf Gehilfen bei den Friesen.
2. Das Morgenland unter dem Einfluß des Islam.
Dtttmar'ö htstor. Atlas. Taf. Ix. vergl. mit V. u. Vf. b.
1. Muhammed und die drei ersten Chalifen.
§.94. Aaum war das oströniische Reich unter dem Kaiser Heraklius
durch die Schlacht bei Ninive (627) der Noth und Gefahr ent-
gangen, welche ihm die Neuperser unter Kosru 1!. bereitet hatten, als
ein neuer noch schwererer Sturm über dasselbe hereinbrach. Die christ-
liche Kirche des Morgenlandes war nämlich so ausgeartet, daß der Herr
derselben in seinem Nathe beschloß, den Leuchter des Evangeliums da-
selbst umzustoßen. Dies geschah durch die von Muhammed gestif-
tete neue muhammedanische Religion.
Muhammed wurde im Jahr 571 zu Mecca geboren und widmete sich
dem Kausmannöstande. Er machte mehrere Handelsreisen und führte zuletzt
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Extrahierte Personennamen: Muhammed Garibald_von_Bayern Chlodwig Brunhilde Gallus Kilian Kilian Emmeran Willibrord Muhammed Muhammed Muhammed Muhammed Muhammed
Extrahierte Ortsnamen: Neustrien Westfranken Irland England Fran- Deutschland Allcmannien Bayern Ninive Mecca
97
^ §. 101. Das Kaiserthum und das Papstthum.
großmüthig, hielt die Vasallen mit gewaltiger Hand im Zaum, schlug
die Slaven und Danen, brachte Böhmen und Polen unter deutsche
Oberhoheit und brach die Macht der Magyaren durch die entscheidende
Schlacht auf dem Lechfelde für immer. 955
Bon Adelhaid, der Wittwe des italischen Königs Lothar, gegen den
Markgrafen Berengar von Jvrea zu Hilfe gerufen, zog Otto nach
Italien, erhielt mit Adelheids Hand die lombardische Krone und ließ
sich darauf zu Rom zum römisch-deutschen Kaiser krönen, 962
welche Würde er zu großer Macht und Bedeutung erhob. Sie blieb
von ihm an stets bei den deutschen Königen.
Seine drei nächsten Nachfolger aber Otto ll. (973—983), Ottoiii.
(983—1002) und Heinrich ll. der Heilige (1002—1024) waren
ihrer Aufgabe nicht gewachsen, so daß die großen Vasallen wieder mehr
und mehr das Haupt erhoben und die Königsmacht schwächten.
Die Verbindung mit Italien gab zwar unter Otto 1. der Kaisermacht
großes Gewicht, diente aber unter seinen Nachfolgern nur dazu, die
Papstmacht zu heben. Dagegen hatte jene Verbindung einen günstigen
Einfluß auf die gelehrte Bildung Deutschlands.
Diese war nach Karl dem Großen wieder in Verfall gerathen, wurde
jedoch von den wissenschaftlich gebildeten Ottonen eifrig gepflegt, zu welchem
Zwecke sie zu den vorhandenen Klosterschulen auch Dom - und Stiftöschulen
anlegten, (z. B. in Corvey, Trier, Cö l n , H i l 0 es h ei m, Pader-
born, Bremen), in denen die alten Klassiker gelesen wurden.
Von den deutschen Gelehrten jener Zeit nennen wir Rhabanus Mau
rus, Abt zu Fulda, den „Vater und Pfleger der Schulen"; den Geschicht-
schreiber Ditmar von Merseburg und den Mönch Lambert von Aschaf-
fenburg. Um die deutsche Sprache machten sich besonders verdient Otfried.
Vorsteher der Klosterschule in Weissenburg, durch seine gereimte Evangelien-
harmonie und der Abt Notker von St. Gallen durch seine Psalmenüber-
setzung.
Das Christenthum breitete sich im 10. und 11. Jahrhundert unter
den Böhmen und Pommern aus, nahm aber innerlich großen Schaden
durch den Fchdcgeist der Fürsten und Ritter, durch den in den Klöstern
sich aufhäufenden Reichthum, durch die Unwissenheit des hohen und nie-
dern Klerus und durch den Verfall der Klosterzucht.
3. Die Uebermacht der pcipftlichen Herrschaft.
Dtttmar's hlstor. Atlas. Tas. X.
1. Das Kaiserthum und das Papftthum zur Zeit der fränkischen Kaiser.
§. 101. Den wesentlichsten Einfluß auf die Zustände im Mittelalter-
Leitfaden der Weltgeschichte. 7
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Extrahierte Personennamen: Bon_Adelhaid Lothar Berengar_von_Jvrea Otto Otto Heinrich_ll Heinrich Otto Karl_dem_Großen Karl Otfried Notker_von_St
§. 126. Fortgang d. Reformation b. z. Protestation v. Speyer. 127
seine glaubensmuthige Rede mit den Worten: „Hier stehe ich; ich kann
nicht anders, Gott helfe mir! Amen."
In Folge dieser Weigerung wurde Luther nun vom Papst förmlich
in den Bann und vom Kaiser in die Reichsacht erklärt, auf Veranstal-
tung seines Kurfürsten aber heimlich auf die Wartburg gebracht, wo
er ein Jahr lang verborgen lebte, und sich besonders mit der Ueber-
setzung des Neuen Testaments beschäftigte, während zwar das Werk der
Reformation immer mehr Theilnehmer fand, jedoch auch durch unbeson-
nenen Eifer von verschiedenen Seiten gefährdet wurde.
Als Dr. Karlstadt und einige Zwickauer Schwärmer in Wittenberg
das Volk aufregten und eine fanatische Bilderstürmerei in den Kirchen
veranlaßten, verließ Luther trotz Bann und Acht die Wartburg, erschien
in Wittenberg und stellte durch seine Predigten die Ruhe wieder her,
worauf Karlstadt mit seinem Anhang sich entfernte. Luther aber setzte
mit seinem gelehrteren, milden Freunde Philipp Melanchrhon das
Werk der Reformation durch Lehre und Schrift mit aller Kraft fort.
Indessen wurde die neugewonnene „evangelische Freiheit" vielfach miß-
verstanden und von den schwergedrückten Bauern im südlichen Deutschland
und am Rhein aus weltliche Freiheit von Abgaben und Lasten gedeutet.
Als man ihnen ihre znni Theil gegründeten, mehrfach aber übermäßigen
Forderungen nicht gewährte, erhoben sie sich gegen ihre Obrigkeiten
und es entbrannte in Schwaben, Franken und am Rhein 1524—1525
der schreckliche Bauernkrieg und der damit zusammenhängende
durch den Schwärmer Thomas Münzer veranlaßte Aufstand in Thü-
ringen, welcher nur durch die vereinte Kraft des schwäbischen Städte-
bundes und der-betheiligten Fürsten bewältiget wurde.
In dem Bauernkriege wurden eine Menge Schlöffer und Klöster geplün-
dert und verbrannt, Mönche und Adelige ermordet, und die ärgsten Greuel
verübt. Selbst Götz v. Berlichingen, welchen die schwäbischen Bauern
zwangen, ihr Hauptmann zu seyn, konnte denselben nicht Einhalt thun, weß-
halb er seine Stelle schon nach 8 Tagen wieder nicderlegte. Am meisten wirkten
zur Unterdrückung des Aufstandes der Graf Truchseß von Waldburg, Georg
von Frundsberg und der Landgras Philipp von Hessen.
Thomas Münzer suchte in Mühlhausen in Thüringen eine auf Gü-
tergemeinschaft gegründete Theokratie aufzurichten, und wiegelte sowohl die
Bürger in den Städten, als das Landvolk gegen ihre Obrigkeit auf. Er
wurde in Frankenhausen gefangen und enthauptet.
Nach der Dämpfung des Ausstandes aber bedrückten die meisten Herren
ihre Bauern nur noch härter; nur der Pfalzgraf Ludwig und der Erzherzog
Ferdinand machten darin eine Ausnahme. Kursachsen und Bayern blieben
von dem Aufstand verschont.
Die Reformation niachte aber trotzdem bedeutende Fortschritte, be-
sonders da der Kaiser fast immer abwesend und sein Bruder Ferdi-
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Extrahierte Personennamen: Karlstadt Philipp_Melanchrhon Philipp Thomas_Münzer Graf_Truchseß_von_Waldburg Georg
von_Frundsberg Philipp_von_Hessen Philipp Thomas_Münzer Ludwig Ludwig Ferdinand Ferdinand
§. 128. Fortschritte der Reformation in der Schweiz u. in Deutschland. 129
Da nun aber der Kaiser nichts destoweniger durch das Reichskam-
mergericht gegen die Protestanten vorschreiten wollte, so schloßen die
meisten Stände zur Vertheidigung ihrer Rechte und ihres Glaubens 1531
den s ch m a l k a l d i s ch e n Bund. Der Kaiser aber sah sich der
drohenden Türkengefahr wegen genöthigt, mit den Protestanten 1532
den Nürnberger Religio ns frieden zu schließen, welcher ihnen
jedoch keine völlige Sicherheit gab, weil die Zustimmung der Mehrheit
der katholischen Stände fehlte.
4. Fortschritte der Reformation in der Schweiz und in Deutschland bis 1536.
§. 128. In der Schweiz aber war der Haß der beiden Religions-
parteien in offenen Krieg ausgebrochen. Die fünf kleinen katholischen
Cantone (Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern und Zug) schloßen ein
Bündniß mit Oesterreich, ja Unterwalden fiel mit den Waffen ins Ber-
nische ein. Daher drang Zwingli auf Krieg gegen sie. Bern schlug da-
gegen vor, den fünf katholischen Kantonen die Zufuhr abznschneiden.
Darüber erbittert, sielen sie nun ins Züricher Gebiet ein und besiegten
die Züricher bei Kappel 1531, wobei auch Zwingli, der als Feldprediger
mit ausgezogen war, erschlagen wurde. Doch konnte sein Werk nicht
überwältigt werden. Denn dasselbe wurde von Johann Calvin auf-.'
genommen, tiefer begründet und in Genf unter Beihilfe Farel's, Beza's
und Viret's zur calv inifch-reform irten Co nf ess ion ausgebildet. 1536
Calvin (eigentlich Jean Cauloin) wurde 1509 in der Picardie geboren,
studirtc zu Paris und widmete sich später der Rechtswissenschaft. Als er
schon Doctor der Rechte war, fiel ihm eine Bibel in die Hand, deren Erforsckung
ihn sehr anzog, so daß er das Griechische und Hebräische lernte, aber, von
der französischen Regierung verfolgt, nach Basel fliehen mußte. Nach einem
längeren Aufenthalt daselbst kam er nach Genf, wo er als Prediger und
Professor der Theologie angestellt, aber von den sittenlosen Libertinern wegen
seiner strengen Sittenzucht wieder vertrieben wurde. Doch schon nach drei Jah-
ren wurde er zurückgerufen, und stellte in Kirche und Staat eine solche
Ordnung in Gens her, daß diese Stadt die Mutterstadt des refor-
mirten Glaubens wurde.
Da sich Calvin in der Abendmahlslehre mehr der lutherischen Auffaffung
näherte, so spalteten sich die Reformirten in zwei Parteien, Zwingli an er
und Calvinisten, von welchen die letzteren allmälig die ersteren ganz über-
wogen.
In Deutschland hatte sich unterdessen der schmalkaldifche Bund
erweitert und gestärkt, daß der Landgraf Philipp von Hessen es wagen
konnte, den vom schwäbischen Bunde vertriebenen Herzog Ulrich von
Leitfaden der Weltgeschichte. 9
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Kappel Zwingli Johann Calvin_( Jean_Cauloin Calvin Philipp_von_Hessen Philipp Ulrich
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Deutschland Deutschland Schwyz Unterwalden Luzern Oesterreich Genf Paris Basel Genf Deutschland
— 49 —
'der ursprünglich nur der Anführer des königlichen Gefolges gewesen war. Pippin von Heristal (Schloß an der Maas) machte diese Würde in seiner Familie erblich. Sein Sohn, der tapfere Karl Marte ll (d. i. Hammer), überwand in heldenmütigem Kampfe die Muhammedaner zwischen Tours und Poitiers und unterwarf später die Friesen. Des Hammers Sohn, Pippin der Kurze, schickte mit Zustimmung des Papstes Zacha- tm rias und des Volkes den König Childerich ins Kloster und bestieg selber den Thron. Dem Papste dankte er dadurch, daß er zweimal gegen den König der Langobarden zog: auch soll er den Küstenstrich zwischen Ravenna und Ancona dem römischen Bischof zum Geschenk gemacht haben (Anfang des Kirchenstaates). — Die Krönung Pippins verrichtete der Apostel der Deutschen: b. Winfried Bonifacius. Um das Jahr 600 hatten irische 755 Sendboten das Christentum in Süddeutschland neu gepflanzt. Der Engländer Willibrord ging 100 Jahre später zu den Friesen, wo er jedoch wenig Erfolg hatte (Herzog Radbod). Diesem folgte der englische Mönch Winfried. Von Friesland reiste er nach Rom, den Rat und Segen des Papstes zu empfangen, und begab sich dann zu den Bayern und Hessen.
Bei seinem zweiten Aufenthalt in Rom weihte ihn der Papst zum>Bischof und gab ihm den Namen Bonifacius, d. i. Wohlthäter. Mit Feuereifer predigte er nun in Ostfranken (am Main), in Thüringen und Hessen (Donarseiche b. Geismar). Im Aufträge des Papstes setzte er in den Ländern rechts und links vom Rhein Bischöfe ein und gründete unermüdlich neue Kirchen und Klöster; er selber wurde 745 zum Erzbischof von Mainz ernannt. Im hohen Alter zog er noch einmal zu den Friesen, ward aber von ihnen im Jahre 755 erschlagen. Seine Schüler bestatteten ihn in dem von ihm gestifteten Kloster Fulda.
§. 83. Karl der Große. (768—814.) a. Karl bestieg, 26 Jahr 763 alt, den Thron: eine Heldengestalt, voll Freude an Arbeit und Gefahr; in großen Dingen oft hart, im Leben heiter und milde; voll tiefer Gottesfurcht, ein geborener Herrscher. — Drei Jahre regierte er mit seinem Bruder Karlmann gemeinschaftlich: als dieser starb, floh die Witwe mit ihren Knaben zu dem Langobardenkönig Desiderius in Italien, von dessen Schwester Karl sich geschieden hatte. Karl schritt nun zu der Ausführung seines großen Planes, alle christlichen Völker des Abendlandes in einem Staate zu vereinigen. Seine stärksten Gegner waren die freiheitsstolzen Sachsen. Sie teilten sich in die Westfalen, die Engern, die Ostfalen und die Nord-albinger (im N. der Elbe). Ihre wiederholte Erhebung erbitterte Karl so sehr, daß er bei Verden 4500 Sachsen hinrichten ließ. Als darauf ihr ganzer Heerbann bei Osnabrück an der Hase geschlagen wurde, unterwarf sich der tapfere Herzog Widukind; der letzte Widerstand aber erlosch erst 79.3 . nach 30jährigem Kampfe (772 — 803). — Siegreiche Kriege führte Karl außerdem gegen die Langobarden in Oberitalien, die Mauren in Spanien, die Avaren an der Donau, die Slaven und die Dänen.
b. 772: 1. Sachsenkrieg. Eroberung der Eresburg a. d. Diernel (Hessen); Zerstörung der Jrrninsäule. — 773: 1. Zug gegen die Langobarden. Eroberung Pavias ; Sage vom eisernen Karl; Desiderius ins Kloster gesandt; Landschenkung an den Papst. — 775: 2. Sachsenkrieg gegen Widu-Backhaus, Leitfaden der Geschichte. 5. Aufl. 4
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Extrahierte Personennamen: Pippin Karl_Marte Karl Pippin Childerich Pippins Apostel Winfried_Bonifacius Winfried Willibrord Winfried Winfried Karl Karl Karl Karlmann Karlmann Langobardenkönig_Desiderius Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Sachsenkrieg Sachsenkrieg
Extrahierte Ortsnamen: Maas Poitiers Ravenna Ancona Friesland Rom Hessen Rom Main Thüringen Hessen Donarseiche Rhein Mainz Fulda Italien Sachsen Westfalen Sachsen Oberitalien Spanien Donau Eresburg Hessen
—.-«Diese Züge befestigten die Macht der Päpste; sie hoben den Handel, die Gewerbe und damit die Macht der Städte (1148 kam die Seidenweberei nach Europa, 1160 war die erste Messe in Leipzig); sie beförderten die Wissenschaften (Erdkunde, Magnetnadel u. arabische Ziffern, 1206 zu Paris erste Universität) und die Künste; sie mehrten die Zahl der freien Bauern und gaben dem Rittertum eine höhere Richtung.
§. 104. Das Ritterwesen, a. Die Erziehung: der ritterbürtige Knabe stand bis zum 7. Jahre unter der Aufsicht der Frauen; vom 7. bis 14.1. war er als Edelknabe (Page, Jungherlin) am Hofe eines Adeligen, wartete bei Tische auf, that Botendienste, turnte, lernte die Handhabung der Waffen, auch wohl fremde Sprachen und Saitenspiel; dann diente er seinem Herrn als Knappe, indem er sein Roß führte, ihm Wehr und Waffen trug und in den Kampf folgte; 21 I. alt, erhielt er die „Schwertleite" (Schwert, Sporen, Roß) und den „Ritterschlag". Seine Wehr und Waffen waren: der Ring- oder Schuppenpanzer, der Helm mit dem Visir, der dreieckige Schild, die Lanze und das Schwert; über dem Panzer trug er den Wappenrock. Seine Pflichten waren: Gott lieben, die Frauen ehren, die Schwachen schützen, tapfer kämpfen, dem Herrn treu sein bis in den Tod. Seine Wohnung hieß die Burg. Sie war von Graben, Wall und Mauer umgeben oder lag auf steiler Höhe, zuweilen auch in Sumpf und See; sie enthielt den lindenschattigen Burghof, Räume für Dienerschaft und Rosse, den Saal als Hauptgemach der Männer, die Kemmenaten oder Frauengemächer und den festen Turm. — Der ritterliche Sinn wurde im Frieden besonders durch die Turniere erhalten.
b. Die geistlichen Ritterorden hatten anfänglich die Krankenpflege, nachher aber den Kampf gegen die Ungläubigen zur Hauptpflicht; sie bestanden aus Rittern, Geistlichen und dienenden Brüdern und gehorchten einem selbstgewählten Großmeister. 1) Die Johanniter ober Malteser, 1099; erst in Jerusalem, dann in Cypern, Rhodus, Malta; kenntlich am schwarzen Mantel mit rotem Kreuz. 2) Die Tempelherren, 1118; zuerst beim Tempel zu Jerusalem, dann in Cypent und auf ihren reichen Gütern im Abendlande; weißer Mantel mit rotem Kreuz; meistens Franzosen. 3) Die deutschen Ritter, 1190 von Kaufleuten aus Bremeu und Lübeck vor Ptolomais gestiftet; weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. Sie eroberten das heidnische Preußeu (Hptst. Marienburg) und hatten von 1527 an ihren Hauptsitz in Mergentheim in Württemberg.
§. 105. Das Mönchswesen. a. Der Stifter des abendländischen Mönchswesens war Benedikt von Nursia, der 509 zu Monte Casino bei Neapel das erste Benediktiner-Kloster stiftete. Bonden Benediktinern zweigten sich in Frankreich die Clnniazenser und die Cisterzieuser ab. Der berühmte Bernhard v. Clairvaux gehörte dem letztem Orden an. — Der Orden der Franziskaner ober grauen Mönche würde 1210 von Franz v. Assisi bei Neapel, berjenige der Dominikaner ober schwarzen Mönche 1215 zu Toulouse von beut Spanier Domingo (Dominikus) be Guzmau gegriinbet. — Die Augustiner lebten anfangs nach den Lehren des hl. Augustinus als Einsiebler; 1250 traten sie in Klöstern unter besonberu Regeln zusammen.
b. Alle Mönchsorden hatten die Gelübde des Gehorsams, der Armut und Ehelosigkeit gemein; die Franziskaner, Dominikaner und Augustiner waren außerdem zum Betteln verpflichtet. Die Klostergeistlichen oder Mönche erlangten nach und nach das Recht, gleich den Weltgeistlichen Pfarrgeschäfte auszuüben. Jedes Kloster stand unter einem Abte (d. h. Vater), der dem
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia Bernhard_v Clairvaux Franz_v Franz Spanier_Domingo Dominikus) Augustinus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Leipzig Jerusalem Cypern Malta Jerusalem Marienburg Mergentheim Württemberg Neapel Frankreich Neapel
— 75 —
i §. 125. a. Bauernkrieg. Luther wurde durch die Bilderstürmer nach Wittenberg zurückgeführt. Größere Gefahren drohten, als die unterdrückten Bauern kein Gehör für ihre Forderungen fanden und darum zu den Waffen griffen. (Einer ihrer Haufen zwang den Ritter Götz v. B e r -lichingen „mit der eisernen Hand", sie zu führen.) Sie richteten zuerst in Süddeutschland auf den Besitzungen ihrer Gutsherren greuliche Verwüstungen an, wurden aber besiegt und unmenschlich bestraft. — In Thüringen regte Thomas Münzer sie gegen Luther und gegen die Obrigkeit auf. Er predigte, daß alle Stände und alles Vermögen gleich werden und das neue Jerusalem und die wahre Freiheit auf Erden kommen sollten. Bei Frankenhausen wurden die irregeleiteten Haufen niedergeschlagen; Münzer selber endete auf dem Blutgerüst (1525). — b. Wiedertäufer. Später gelangten in Münster die Wiedertäufer zur Herrschaft (Johann Bockold v. Leyden, Johann Matthiesen aus Harlem k.); aber nach kurzer Dauer fand dieselbe durch das Heer des Bischofs ein blutiges Ende (1534).
§. 126. Fortgang der Reformation in Deutschland, a. Rastlos wirkte Luther mit seinen Freunden für die Gründung der evangelischen Kirche. 1523 verfaßte er eine neue Ordnung des Gottesdienstes und das erste evangelische Gesangbuch, für das er selber eine Anzahl trefflicher Lieder dichtete (Ein' feste Burg ist unser Gott re.). Für die Jugend schrieb er den kleinen, für die Prediger und Lehrer den großen Katechismus.
Er legte das Mönchsgewand ab und verheiratete sich mit einer früheren Nonne, Katharina v. Bora; seinem Beispiele folgten viele andere Geistliche. — b. Unter den deutschen Fürsten, die zur Reformation übertraten, sind außer dem Kurfürsten von Sachsen besonders Philipp von Hessen, Ernst der Bekenner v. Celle und Albrecht, der Hochmeister des deutschen Ordens in Preußen, zu nennen. Die evangelischen Fürsten traten in die Rechte und Güter der früheren Bischöfe und richteten evangelische Landeskirchen ein. — e. Als auf dem Reichstage zu Speier der Kaiser den 1629 Beschluß durchsetzte, daß der Verbreitung der neuen Lehre Einhalt gethan werden sollte, da erhoben 19 Reichsstände feierlich Protest (Einsprache); hiervon erhielten die Lutheraner den Namen Protestanten. Auf dem Reichstage zu Augsburg übergaben sie ihr von Melanchthon verfaßtes 1530 Glaubensbekenntnis, die augsburgische Konsession. Die Parteien gingen mit feindseligen Gesinnungen auseinander; die protestantischen Stände schlossen daher zu Schmalkalden in Thüringen ein festes Bündnis. Weil aber Franzosen und Türken den Kaiser mit neuen Kriegen bedrohten, so kam 1532 in Nürnberg der Religionsfriede zu Stande, worin "32 bis zu einem allgemeinen Konzil den Protestanten Freiheit ihres Glaubens zugesichert wurde. Nun breitete sich die evangelische Lehre schnell weiter aus, besonders in Württemberg, Baden, Elsaß und ganz Norddeutschland.
t §. 127. a. In der Schweiz wurde die Reformation durch Zwingli und Kalvin begründet. Huldreich Zwingli (geb. 1484) wirkte, nachdem er die Hochschule in Wien besucht hatte, zuerst als Lehrer in Basel, dann nacheinander als Prediger in Glarus, in dem Wallfahrtsorte Maria Einsiedeln und in Zürich. Er predigte namentlich gegen die Wallfahrten, den Ablaßhandel (Samson), die Messe und Ohrenbeichte. „Nur die
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Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Thüringen Jerusalem Deutschland Sachsen Thüringen Nürnberg Württemberg Baden Elsaß Norddeutschland Wien Basel Glarus Maria_Einsiedeln Zürich
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und frohe Laune (der Bettler, der Fuhrmann im Hohlwege, die Bäckerfrau in Mainz). In Thüringen allein zerstörte er auf einem Zuge 66 Räuberburgen und ließ 29 Raubritter hinrichten. — b. Eberhard von Württemberg („Gottes Freund, aller Welt Feind") zwang er/die Mauern seiner Hauptstadt Stuttgart niederzureißen; über den stolzen König Ottokar von Böhmen, der auch die österreichischen Erbländer erobert hatte und ihm den Gehorsam versagte, sprach er die Acht aus, und indem er rasch bis Wien vordrang, schreckte er ihn so, daß der in Gold und Purpur strahlende Mann fußfällig Abbitte that und demütig um die Belehnung mit Böhmen und Mähren nachsuchte. Als dann Ottokar wieder zum Schwerte griff, verlor er auf dem Marchfelde gegen Rudolfs kleines Heer Sieg und Leben (1278). Rudolf gab Österreich und Steiermark seinem Sohne Albrecht zu Lehen und begründete dadurch die Macht des habsburgischen Hauses. — e. Er verzichtete gern aus die Krönung in Rom; denn „Italien gleiche der Höhle des Löwen, in welche zwar viele Fußstapsen der Kaiser hinein-, aber wenige herausgingen". Daß die Fürsten sich weigerten, seinem Sohne Albrecht die Krone zu übertragen, kränkte ihn tief; er wurde in Straßburg am Schachbrette krank und eilte nach Speier, starb aber schon auf dem Wege, in Germersheim. Noch lange blieb in Deutschland das Wort: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!"
1291 2) Adolf von Nay au regierte ohne Kraft und Weisheit; er wurde darum
von beu Fürsten des Thrones entsetzt und fiel bet Worms gegen
1298 3) Albrecht I. von Österreich. Er trat zuerst dem Papste Bouifacius
entgegen; nachher suchte er die Fürsten zu bemütigen und beit Papst für sich zu gewinnen, und beshalb behauptete er, jene hätten das Recht der Königswahl vom Papst erhalten. Aber der Papst warb von Philipp dem Schönen von Frankreich gefangen genommen und starb in Raserei; und vergeblich waren Albrechts Anstrengungen, Holland, Thüringen, Böhmen und die Schweiz für fein Haus zu gewinnen. Weil er feinem Neffen Jo haun das väterliche Erbteil vorenthielt, wurde er von diesem au der Reuß (Schweiz) erschlagen.
1308 §. 112. Freiheitskämpfe der Schweizer, a. Die östliche Schweiz
gehörte seit dem Vertrage von Verdün, die westliche seit Konrad Ii. zum deutschen Reiche. Die Städte waren meistens reichsunmittelbar: das übrige Land stand unter verschiedenen kleineren Herren, ein Teil war habsbur-gisches Erbgut. Die Rechte des Kaisers (Zölle, Münze, Blutbann) wurden durch Vögte ausgeübt. — Albrecht I. suchte die drei Waldstädte Uri, Schwyz und Unterwalden, die reichsunmittelbar waren, mit seinen Erb- oder Hausbesitzungen zu vereinigen, und als sie dies ablehnten, sandte er ihnen harte Vögte: Geßler von Brun eck baute sich eine Burg in Uri, Beringer von Landenberg wohnte auf der Burg Sarnen in Unterwalden und Wolfenschieß auf Burg Rotzberg in Schwyz. Gegen die Unterdrücker schlossen Werner Stauffacher, Walther Fürst und Arnold von Melchthal mit 30 anderen freiheitsliebenden Männern auf dem Rütli am Vierwaldstädter See einen Bund. Den hochmütigen Geßler traf — der Sage nach — bald nachher Wilhelm Tells Pfeil; Landenberg und Wolfenschieß wurden am Neujahrsmorgen 1308 gefangen genommen und über die Grenze gebracht; die Waldstädte aber erneuerten den alten Bund. — b. Als 7 Jahre später Albrechts Sohn, Herzog Leopold I., an der Spitze
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Extrahierte Personennamen: Fuhrmann Eberhard_von_Württemberg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Ottokar Ottokar Rudolfs Rudolf Albrecht Albrecht Albrecht Rudolfs Adolf_von_Nay Adolf Albrecht_I._von_Österreich Albrecht_I. Philipp Philipp Albrechts Konrad_Ii Konrad Albrecht_I. Beringer_von_Landenberg Werner_Stauffacher Walther Arnold_von_Melchthal Wilhelm Albrechts Leopold_I. Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Thüringen Stuttgart Wien Rudolfs Rom Straßburg Germersheim Deutschland Rudolfs Worms Frankreich Holland Schwyz Unterwalden Burg_Sarnen Unterwalden Burg_Rotzberg Schwyz Landenberg
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Bibel", sagte er, „muß über unsern Glauben und unser Thun entscheiden. Eher wird es nicht besser mit uns, als bis wir zu der Einfachheit der christlichen Kirche in ihren ersten Zeiten zurückkehren." Durch die Wahrheit seiner Predigt, die Milde seines Gemüts und die Lauterkeit seines Wandels gewann er zahlreiche Anhänger. Von Luther wich er besonders in der Lehre vom Abendmahl ab; eine Besprechung zu Marburg brachte keine Einigung. Als seine Glaubensgenossen von den katholischen Kantonen mit Krieg überzogen wurden, nahm er Abschied von Weib und Kindern, um als Feldpre-1531 diger mitzuziehen, und fiel in der Schlacht bei Kappel. — Sein Werk wurde fortgesetzt von Johann Kalvin (geb. 1509 zu Noyon in Frankreich). Er wurde schon im 18. Jahre Pfarrer, gab aber seine Stelle auf, als er mit den Schriften der deutschen Reformatoren bekannt wurde. 1536 floh er nach Genf, war nachher in Straßburg Prediger und Professor und wurde dann nach Genf zurückgerufen, wo er mit Feuereifer, aber auch mit grausamer Härte gegen Andersgläubige bis an seinen Tod wirkte. (Lehre von der Gnadenwahl; Tod des spanischen Arztes Serveda.) Die Anhänger der beiden Schweizer Reformatoren nannten sich Reformierte. Ihre Gemeinden werden nach der Weise der ersten christlichen Zeiten von den Pfarrern und Ältesten geleitet; ihre Kirchen sind schmucklos und ihr Gottesdienst einfach. Sie breiteten sich besonders im westlichen Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Großbritanien aus. — b. In England schrieb König Heinrich Viii. anfangs gegen Luther; als aber der Papst ihn nicht von seiner Gemahlin scheiden wollte, erklärte er sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche. Die Geistlichen mußten ihm Gehorsam schwören, die Klöster wurden eingezogen, feine Gegner hingerichtet. Von seinen 6 Gemahlinnen ließ er zwei enthaupten. Seine Tochter Maria verfolgte die Protestanten; ihre Schwester Elisabeth führte dagegen die Reformation durch, doch wurde die bischöfliche Würde beibehalten. Von dieser bischöflichen oder Hochkirche trennten sich die Puritaner (Presbyterianer), die sich an die Schweizer Reformierten schlossen. — c. In Dänemark, Schweden und Norwegen kamen die Ansichten Luthers zum vollen Siege. Es waren also vorwiegend die germanischen Völker, die sich der evangelischen Lehre zuwandten.
§. 128. Luthers häusliches Leben und Tod. Luthers Haus zeigte das Bild einer christlichen Familie. Er hatte seine Kinder sehr lieb, aber er wollte „lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn haben". Gegen Notleidende war er von Herzen mildthätig; seinen Freunden war er treu bis in den Tod. Das Mittagsmahl würzte er mit sinnreichen Reden; Arbeit und Essen begleitete Gebet; den Abend verschönerte Gesang und Musik. Die letzten Jahre brachten ihm schmerzhafte Körperleiden; dennoch reifte er im Winter nach Eisleben, einen Streit der Grasen von Mansfeld 1546 zu schlichten. Hier ereilte ihn am 18. Febr. 1546 der Tod. Sein letztes Gebet war: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Unter tiefer, allgemeiner Trauer wurde feine Leiche nack Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
t ß. 129. Karl V. (1519—1566.) a. Karl V. war von väterlicher Seite ein Enkel Kaiser Maximilians, von mütterlicher König
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