Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 395
befanden sich die Konradiner, von denen Konrad I. den Königsthron bestieg (911).
Später waren unter den Dynastengeschlechtern des Landes die Gisonen, Grafen
von Gudensberg, die angesehensten. Als Landgraf Ludwig I. von Thüringen
(1099—1127) die Erbtochter des letzten derselben geheiratet hatte, wurde er
von den hessischen Großen als Landesherr anerkannt. Nach dem Aussterben
des thüringischen Mannesstammes (1247) wnrde der Tochterssohn des letzten
Landgrafen, Heinrich I. (von Brabant) Erbe von Hessen und Begründer des
hessischen Fürstenhauses. Beim Tode Philipps des Großmütigen, der die
Reformation einführte (1526), trat eine Teilung ein und es bildeten sich die
Linien Hessen-Kassel (Stammvater Wilhelm) und Hessen-Darmstadt (Begründer
Georg); erstere wurde 1866 entthront, letztere besteht noch im Großherzogtum.
Nassau wurde in früher Zeit von Alemannen bewohnt, welche den Franken
unterlagen. Nach dem Verfall des fränkischen Reiches traten unter den
dortigen Dynasten die Grasen von Lanrenbnrg hervor, später (nach einer ihrer
Burgen) Grafen von Naffan genannt. Durch Teilung entstanden (1255) die
Walramsche und die Ottonische Linie, die sich weiter spalteten Die letztere nahm
von dem Fürstentum Orange (in der Danphinee) den Titel der „Prinzen von
Nassan-Oranien" an und erhielt uach der napoleonischen Zeit die Herrschaft
über Holland; die erstere bestand zu Ausang nnsers Jahrhunderts noch in den
Linien Usingen und Weilbnrg, die in der napoleonischen Zeit zur Herzogs-
würde erhobeu wurden. Im Jahre 1816 vereinigte die weilburgische Linie
das ganze Gebiet, verlor dasselbe jedoch durch den Krieg von 1866 an Preußen.
Das Christentum predigte in den hessischen Gauen Bonifatius (seit 722); er
errichtete Kirchen zu Amöneburg, Fritzlar und Fulda. — Der Tochtersohn der heiligen
Elisabeth, Heinrich I., konnte nur nach schweren Kämpfen sich im Besitze Hessens
behaupten. — In der Reformationszeit war Hessen wiederholt der Schauplatz sehr
wichtiger Ereignisse (vgl. den Schmalkaldischen Bund der evangelischen Fürsten, das
Religionsgespräch zu Marburg zwischen Luther und Zwingli); als Stützpunkt für
die Reformation stiftete Philipp der Großmütige die Universität Marburg. Seine
vier Söhne teilten das Land, doch entstanden, da zwei derselben kinderlos starben,
nur die Wilhelmsche und Georgsche Linie. Die erstere, welche in Hessen-Kassel
regierte, vergrößerte ihr Gebiet im Laufe der Zeit durch die hennebergische Herr-
schast Schmalkalden (1583), die halbe Grafschaft Schaumburg (Rinteln, 1647), das
Fürstentum Hersfeld (1648), das Fürstentum Hanau (1736), das Fürstentum Fritzlar
mit Amöneburg, die Reichsstadt Gelnhausen (1803, gleichzeitig wurde die Kurwürde
erworben) und (durch Tausch) das Fürstentum Fulda (1815). Seit 1806 war Kur-
Hessen sieben Jahre lang der Hauptbestandteil des Königreichs Westfalen (Haupt-
stadt Kassel)'/ dann kehrte der Kurfürst zurück. Nachdem der letzte derselben im Kriege
mit Preußen sein Land verloren hatte, wurde (1867) aus diesem ein kommunal-
ständischer Verband gebildet, welcher den ehemaligen Staatsschatz als Dotation für
gemeinsame Bedürfnisse erhielt. — Die Ottonische Linie des Hauses Nassau hatte
sich uicht nur in Deutschland, sondern namentlich auch in den Niederlanden außer-
ordentlich bereichert und bei der Losreißung der letzteren von Spanien die Erb-
statthalterwürde der nunmehrigen Republik erworben. Die Prinzen von Oranien-
Nassau verloren, weil sie nicht dem Rheinbunde beitraten und überhaupt nicht
Freunde Frankreichs waren, ihren deutschen Besitz, während gerade die beiden Zweige
der Walramschen Linie damals von Napoleons Gnaden sich bedeutend an Land-
besitz bereicherten. Im Jahre 1813 bekamen die Oranier ihre deutschen Gebiete
wieder zurück, traten dieselben aber 1815 an Preußen ab, welches sie wiederum
gegen andre Landesteile Nassaus austauschte. Nachdem der Usingische Zweig der
Walramschen Linie (1816) ausgestorben war, bildete Nassau unter dem Weilburgischen
bis 1866 ein abgerundetes, reiches und blühendes Land, das eine willkommene Er-
Werbung Preußens bildete. Zu dem 1866 entstandenen Bezirke Kassel sind die
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Ludwig_I._von_Thüringen Ludwig_I. Heinrich_I. Philipps Wilhelm Georg) Heinrich_I. Heinrich_I. Zwingli Philipp Philipp Napoleons
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Johann von Capistrano. 17
versammelt gewesen, daß alles, was dieses Konzilium festgesetzt, entschieden und
beschlossen habe, gerecht und heilig, was es verdammt, fluchwürdig sei; daß die
Kommunion unter beiden Gestalten gottlos und verdammt, daß Johann Huß
rechtmäßig verbrannt worden sei. Da Krasa diese Artikel nicht als richtig an-
erkannte, sondern als irrig und gottentehrend verwarf, so wurde er zum Tode
verurteilt, mit Pserdeu über den Markt durch die Stadt geschleift, von dem
Scharfrichter auf den Holzstoß gesetzt, der da errichtet war, wo heute die große
Wage ist, und unter Verspottungen verbrannt.
In den Hussitenkriegen hielten die Schlesier zu Sigismund, denn sie waren
den hussitischen Grundsätzen abgeneigt; aber weil sie den Böhmen benachbart
waren, brachten ihnen die Kriege viel Unheil, denn die Hufsiteu fochten wie Wilde
und der Kaiser konnte nicht immer sofort helfen. Damals wurde Landeshut
verbrannt, im Kloster Grüssau wurde gemordet und geplündert. Der Hussiten-
führer Prokop zündete Bunzlau au und plünderte die Stadt; dem Pfarrer ließ
er einen Nagel durch den Kopf schlagen, den Bürgermeister über einer Wagen-
deichsel enthaupten. In Goldberg wütete er mit derselben Grausamkeit; auch
die Gegenden um Frankenstein. Reichenbach, Strehlen und Neiße wurden ver-
wüstet; Brieg ging in Flammen auf. So litt Schlesien in dem unseligen Kriege,
der fast fünfzehn Jahre bis 1435 tobte; und beim Friedensschluß lagen viele
kleinere Städte in Asche; Kloster und Kirchengüter waren arg mitgenommen.
Als Sigismund im Jahre 1437 starb, war das Ansehen der Böhmen in
Schlesien gesunken.
Johann von Capistrano (1453). Während der kurzen Regierungszeit
Albrechts Ii. und der vormundschaftlichen Regierung für seinen Sohn Ladislaus
verhielten sich die Schlesien abwartend; sie standen unter keinem Fürsten und
befanden sich in ihrer Unabhängigkeit sehr wohl. Als dann dem herangewachsenen
Ladislaus 1453 zu Prag gehuldigt wurde, waren die schleichen Fürsten zu-
gegen; nur der Bischof und die Stadt Breslau blieben aus, weil sie verlangten,
der König solle sich in Breslau huldigen laffen; in Wahrheit aber wünschten
sie die Unabhängigkeit, die sie sich während der herrenlosen Zeit erworben
hatten, erhalten zu sehen. Al^L^orwand für ihr Ausbleiben gaben die Bres-
lauer an, Ladislaus sei in Piflu in den Händen der Hussiten, und unter diesen
sei der Statthalter Georg Podiebrad der schlimmste, den Hussiten aber könnten
sie kein Wohlwollen entgegentragen. Den Haß gegen die Hussiten nährte die
Geistlichkeit und vor allem der Bernhardinermönch Johann von Capistrano, der
in vielen Orten, auch in Schlesien, predigte.
Johann von Capistrano, gewöhnlich Capistran genannt, wurde im Jahre
1336 zu Capistrano in den Abruzzen geboren. Er wurde Rechtsgelehrter und
hatte einst einem Verbrecher durch die Strenge seines Urteils den Tod zu-
gesprochen, dem dieser sonst entgangen fein würde. Dies erweckte in ihm Ge-
wiffensbiffe, und er beschloß in seinem dreißigsten Lebensjahre, sein Richteramt
aufzugeben und in den Orden des heiligen Bernhardin zu treten, um durch
Bußwerke und Selbstverleugnung in klösterlicher Zucht und Strenge die etwa
durch die Härte seines Spruches auf sich geladene Verschuldung abzubüßen.
Capistran wurde bald einer der bedeutendsten Mönche seines Ordens; denn
er entfaltete eine bewundernswürdige Beredsamkeit, hatte ein ausgezeichnetes
Deutsches Land und Volk. Viii. 2
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Capistrano Johann Johann_Huß Johann Krasa Prokop Sigismund Johann_von_Capistrano Johann Albrechts Albrechts Ladislaus Ladislaus Ladislaus Georg_Podiebrad Johann_von_Capistrano Johann Johann_von_Capistrano Johann Capistran Capistran
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Goldberg. Die Wallensteiner in der Stadt. 87
zu machen, daß die Edelfrau vielleicht doch unschuldig sei; aber seine Be-
mühungen waren lange vergeblich. Erst als er, während wieder ein schreck-
liches Unwetter getobt hatte, Elsridens Sündenbekenntnis vorlas und sich zu
erkennen gab, wurde der Ritter andrer Gesinnung. Der Pater Jsidorus warf
nämlich die Kutte ab und stand vor dem Herrn von Waldeichen als Ritter
Borwitz in seiner R'itterkleidnng; er erzählte, daß er an den Wunden, die ihm
Waldeichen in der Kapelle beigebracht habe, nicht gestorben sei, daß ihn der
Burgvogt gerettet und erhalten habe, und daß er, sobald er gesund geworden,
in das Kloster gegangen sei. Der Burgherr staunte; zugleich erschien Elsridens
verkörperter Geist und erklärte, daß das Bekenntnis wahr sei und dem Vater
und andern Frevlerinnen zur Warnung dienen solle.
Waldeichen rief, als Pater Jsidorus wieder seine Kutte angelegt hatte,
mehrere Knappen herbei und eilte mit ihnen und dem Pater in den Kerker
seiner Gemahlin, um sie zu befreien. Die unschuldige Edelfrau lag schlafend
auf ihrem Strohlager und betete, nachdem sie erwacht war; sie konnte sich kaum
fassen, als sie hörte, daß ihre Unschuld zu Tage gekommen sei und sie befreit
werden sollte, und war überrascht, als sie in dem Pater den Ritter von Borwitz
wieder erkannte. Als sie alle den Kerker verließen, in welchem die Frau fast
vier Jahre geschmachtet hatte, hörten sie hinter sich die Worte: „Hier soll keine
Unschuld mehr schmachten." Erschrocken sah sich Waldeichen um und mußte
sehen, wie das Gewölbe krachend zusammenstürzte. Viel Zeit war nötig, bis
die Edelfrau wieder zu Kräften kam; als sie völlig genesen war, fand eine
Festfeier im Schlosse statt, und der Mönch Jsidorus segnete das Paar von
neuem ein. Nun hatte auch Rosilde keine Veranlassung mehr, in ihrem Versteck
zu bleiben. Schwarz verschleiert stellte sie sich ihren Eltern vor und erzählte
von ihren Leiden. Das Glück der Edelleute wurde voll, als auch der Ritter
von Blumen sich einfand; denn der Blitz hatte ihn zwar getroffen, aber nicht
getötet. Auch dieses Paar segnete der Pater noch einmal ein, und so war
durch Elsridens Bekenntnis und Tod das Glück auf dem Gröditzberge wieder
hergestellt. Die entweihte Kapelle ließ Waldeichen niederreißen und an ihrer
Stelle ein Kirchlein errichten zu Ehren des heiligen Georg; aber er erlebte die
Einweihung nicht mehr, denn er und Ritter von Blumen starben, ehe zum
erstenmal im Kirchlein gebetet wurde. Bald folgte ihnen die Burgherrin, die
durch die Kerkerhaft sehr angegriffen war, und Rosilde, ihre Tochter. Aber
noch lange irrte ruhelos Elsridens schwarze Gestalt durch die öden Gemächer
der verwaisten Gröditzbnrg.
Goldberg. Die Wallensteiner in der Stadt (1633). Trotzendorf. Östlich
von Löwenberg liegt am rechten Ufer der wütenden Katzbach am Eingange eines
fchönen Thales die kleine, von noch nicht 6500 Einwohnern bewohnte Stadt
Goldberg, die, jetzt nur noch ein ganz unbedeutender Ort, öfter in der Geschichte
eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Die Stadt, welche ihren Namen und ihre Entstehung dem Bergbau auf
Gold verdankt, der hier schon im 10. Jahrhundert von deutschen Bergleuten
betrieben worden sein soll, war einst eine große Stadt; denn im Jahre 1241
stellte sie dem Herzog Heinrich von Liegnitz zum Kampfe gegen die Tataren
bei Wahlstatt 600 Bergknappen, die fast alle> im Kampfe das Leben verloren.
5
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Extrahierte Personennamen: Elsridens_Sündenbekenntnis Jsidorus Ritter
Borwitz Jsidorus Mönch_Jsidorus Georg Heinrich_von_Liegnitz Heinrich
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Böhmische Seite des Riesengebirges. 109
kann; man muß also neben ihr hingehen und sich dabei den Weg selbst suchen,
aber vorsichtig sein.
Lohnend ist ein Spaziergang von Spindelmühl am Ufer der Elbe entlang
zwischen hohen Bergen bis zu den Krausebauden und zu der fast zwei Stunden
langen, Hoheuelbe genannten Häuserreihe, die zum Teil ansehnliche Häuser und
viele Fabriken hat. Östlich von den Elbgegenden gelangen wir in die Thäler
der Anpa, die an einzelnen Stellen sehr eng sind und deshalb manche land-
schaftliche Reize bieten. Wer dem Laufe der Aupa entgegengeht, wird bald auf
den Kamm gelangen und die Schneekoppe vor sich haben.
Der Mönch und die Nonne. In dem Städtchen Hohenelbe in Böhmen
lebte einst, so erzählt die Sage, ein reicher Mann, der eine schöne Tochter hatte,
die man im ganzen Lande unter dem Namen der fchönen Antonie kannte. Dieses
Mädchens Eltern hatten, als das Kind geboren wurde, bestimmt und Gott ge-
lobt, Antonie solle ins Kloster gehen und Nonne werden, denn sie waren sehr
fromm. Kaum war Antonie 17 Jahre alt, da teilten ihr die Eltern den nn-
abänderlichen Entschluß mit und bestimmten zugleich den Tag, an welchem sie
ins Kloster gehen sollte. Antonie hatte bis zu jener Zeit noch nie von dem
Plane ihrer Eltern gehört und war nun sehr erstaunt und bestürzt, da sie schon
heimlich sich mit dem Sohne des Nachbars, dem Gespielen ihrer Jugend, dem
Florentin, verlobt hatte. Floreutin und Antonie hatten sich gegenseitig das
Eheversprechen gegeben; sie hofften glücklich miteinander zu werden und der-
suchten durch alle nur mögliche Mittel Antoniens Eltern dahin zu bringen, daß
sie ihren Entschluß änderten; aber nichts half. Sie hatten einmal ihre Tochter
für das Kloster bestimmt und wollten nicht nachgeben. Vergeblich bemühten
sie sich, von ihrer Tochter die Einwilligung zum Eintritt ins Kloster zu erlangen.
Da wandten sie sich an Florentin und baten ihn bei Antoniens Seligkeit, er
möge sie bewegen, daß sie zur Erfüllung des elterlichen Gelübdes in das Kloster
ginge. Er versprach es, aber er konnte sein Versprechen nicht halten. In seiner
Verzweiflung stürzte er wild durch die Gegend, ging gegen Abend in fein Schlaf-
gemach und weinte bitterlich. Um Mitternacht wurde sein Schmerz stiller, denn
er war zu einem bestimmten Entschluß gekommen. Er setzte sich hin und schrieb
nur wenige Zeilen, ein Lebewohl an feine Eltern und an seine geliebte Antonie.
Dann ergriff er seinen Stab, verließ das elterliche Haus, blickte hin nach dem
Hause seiner Geliebten und eilte davon. Gegen die Pforte des nächsten Klosters
klopfte er und bat um Einlaß mit dem Bemerken, er wolle Mönch werden.
In wenigen Tagen trug er eine Kutte.
Als Antonie die Abschiedsworte Florentins gelesen hatte, konnte sie sich
lange vor tiefer Betrübnis nicht fasfen. Sobald sie sich von ihrem Schrecken
erholt hatte, sagte sie zu ihren Eltern: „Führet auch mich in mein Kloster."
Die Eltern beeilten sich, dem Wunsche ihrer Tochter nachzukommen, bevor sie
ihren Entschluß änderte. Mit gebrochenem Herzen ging Antonie ins Kloster
und erwarb sich unter den Nonnen durch ihr liebevolles und freundliches Wesen
viele Freundinnen. Da hatte sie in einer Nacht einen merkwürdigen Traum.
Es war ihr die heilige Maria erschienen; sie führte ihr ihren Geliebten an der
Hand zu, legte seine Hände in die ihrigen und segnete sie beide, und während
dieser heiligen Handlung entfielen beiden die klösterlichen Gewänder, und sie
standen in bürgerlichen Kleidern vor der himmlischen Erscheinung. Nach wenigen
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Extrahierte Personennamen: Antonie Antonie Antonie Antonie Antonie Antonie Maria
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kloster Grüssau, das schlesische Eskorial. 147
Lasten, Steuern. Zöllen und Hebungen, welchen Namen sie immer haben mögen. ^
Alle Dörfer, welche in jener Gegend bereits angelegt sind oder vom Stifte noch l.
angelegt werden, sollen unter die Gerichtsbarkeit des Stiftes gehören. Zu den
zuerst geschenkten Dörfern treten bald noch andre hinzu; einzelne andre Ort-
schasten werden der neuen Stiftung zinspslichtig. Bolko wurde nicht müde^
dem Stifte immer größere Wohlthaten zu erweisen.
Kloster Grüssau. Nach einer Zeichnung von Gustav Täubert.
Der massive Bau des Klosters scheint im Jahre 1293 noch nicht vollendet
gewesen zu sein; denn in diesem Jahre schenkte Bolko dem Stifte 30 Mark aus
den Zöllen von Löwenberg, Buuzlau, Schweidnitz, Reichenbach und Franken-
stein zum Fortbau des Klosters (ad structuram monasterii sui) als einen jähr-
lichen Zins unter der Bedingung, daß die Mönche um so eifriger für ihn zu
Gott beten sollten. Im Jahre 1303 starb Bolko, der beste Wohlthäter der
schleichen Kirche. Sein Leichnam wurde nach Grüssau gebracht und in der
von ihm erbauten Stiftskirche beigesetzt. Seine Nachfolger bestätigten nicht nur
die Schenkungen und Stiftungen ihrer Vorgänger, sondern fügten den alten neue
Schenkungen hinzu. So gehörte Grüssau im 14. Jahrhundert zu den vor-
^ehmsten Klöstern Schlesiens und behauptete mit Rücksicht auf seine fürstliche
Gründung und reiche Ausstattung stets einen vorzüglichen Rang.
Es war um die Mitte des Monats Juli 1426,.als rauchende Trümmer
eingeäscherter, vorher blühender Ortschaften in Grüssau die Schreckenskunde
verbreiteten, daß ein Schwärm Hussiten im Anzüge sei. Unter der Anführung
10*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Bolko Gustav_Täubert Gustav Bolko
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kaiser Wilhelm in Breslau im Jahre 1882. 321
Polen, Böhmen und Deutschen unmöglich waren, verlautet lange wenig. Noch
im Jahre 1075 klagte der Papst Gregor Vii. über die wirren kirchlichen Ver-
Haltnisse in Polen, zu welchem Schlesien tatsächlich noch bis in unser Jahr-
hundert hinein gerechnet wurde; denn obgleich sich die Zugehörigkeit Breslaus
zu dem Erzbistum Gnesen im Laufe der Jahrhunderte immer mehr lockerte,
war doch erst E. von Schimonsky (1824—1832) der erste rechtlich nicht mehr
unter Gnesen stehende Bischof von Breslau.
Im 12. Jahrhundert befestigte sich das Christentum immer mehr, uameut-
lich durch die von Fürsten und Laien ausgegangene Berufung von Mönchen.
Im Jahre 1108 wurde das erste Kloster des Landes in Gorkau am
Zobten gegründet und mit flandrischen Mönchen besetzt. Bald darauf begann
die bedeutende Thätigkeit des Grafen Peter Wlast für kirchliche Stiftungen (S. 6).
Boleslaw der Lange berief die ersten deutschen Mönche im Jahre 1175 in das
Land, und zwar nach Leubus. Das erste Nonnenkloster entstand im Jahre
1202 in Trebnitz. Zwanzig Jahre später wurde Heinrichau gegründet. So
entfaltete sich das kirchliche Leben immer mehr nach allen Richtungen hin; die
Schenkungen wurden so gehäuft, daß in Trebnitz 1000 Personen Unterhalt
fanden, daß das Sandstift in Breslau im Jahre 1250 gegen 40 Ortschaften
mit Markt- und Zehntrechten und 52 Kirchen mit ihren Zehnten besaß.
Bis zum 13. Jahrhundert hatten fast alle wichtigeren Mönchsorden und
geistlichen Ritterschaften in Schlesien Fuß gefaßt, und die Klöster wußten es
durchzusetzen, daß sie wie Staaten im Staate fast von jeglicher Unterordnung
und Verpflichtung gegen das Land befreit wurden. Dabei darf nicht vergessen
werden, daß die immer herrlicher sich entfaltende Blüte des Landes zum großen
Teil auf den Schultern der Mönche ruhte. So gewann das Bistum, welches
das ganze kirchliche Leben umfaßte, schnell an Macht und wurde sehr eiufluß-
reich. Der Bischof Nanker trat kühn dem König Johann im Jahre 1339 ent-
gegen (S. 11); vor seinem Nachfolger Pogarell mußten sich Breslaus Bürger
demütigen, und der Bischof Wenzel belegte wiederum im Jahre 1381 die Bres-
lauer mit dem Banne (S. 15). Das sind Thatsachen, die uns deutlich die
Macht des Bischofs beweisen, wie auch die reichen Einkünfte dem Bistum den
Namen des goldenen verliehen.
Die Deformation in Breslau. Johann Heß. Als Luther im Jahre 1517
feinen Kampf mit Tetzel begann, der die Spaltung der Christenheit in Deutsch-
land hervorrief, saß in Schlesien Johann Thurso, ein Mann von ebenso vor-
trefflichem Charakter als großer Einsicht und Gelehrsamkeit, auf dem bischöflichen
Stuhle. Ihm folgte, als der Streit größere Ausdehnung annahm, Jakob von
Salza, der nicht duldete, daß die Ablaßprediger in seinem Bezirke herumzogen.
Aber seit den ältesten Zeiten war der Magistrat zu Breslau der Gegner des
Bischofs und Kapitels: bei Streitigkeiten griff dann der Bischof zum Bann, die
Stadt zu den Waffen; oft hatte gemeinschaftliches Interesse auf Jahre Frieden
und Bündnis gestiftet, aber nie war der Groll ganz erloschen. So kam es, daß
die Lehre Luthers, die dem Bischöfe nicht lieb war, bei den Bürgern Beifall fand.
Als Luther am 20. Dezember 1520 dem Papste den Gehorsam aufsagte,
entschieden sich viele Bürger Breslaus offen für ihn. Damals war die Pfarre
Deutsches Land und Volk. Viii. 21
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Gregor_Vii Gregor Breslaus Schimonsky Peter_Wlast Boleslaw Nanker Johann Breslaus Wenzel Johann_Heß Johann Johann_Thurso Johann Jakob_von
Salza
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
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Geschlecht (WdK): koedukativ
336 Der schlesische, Schlachtenfluß, die Katzbach.
Die Klöster Leubus, Trebnitz, Heinrichau. Nicht weit von der Stelle,
wo die Katzbach in die Oder fließt, liegt auf der rechten Seite des Stromes
Lenbns, das bis 1810 Cistercienserabtei und Schlesiens schönstes und größtes
Kloster war. Es ist wohl in das Gebiet der Sage die Nachricht zu verweisen,
daß Kasimir I. von Polen (gest. 1058) das Kloster Lenbns an der Oder ge-
stiftet und in dasselbe die Benediktiner gesetzt habe. Verbürgt ist die Angabe,
daß Boleslaus der Lange, der Großvater des bei Wahlstadt gefallenen Heinrich,
die Cistercienser nach Leubus berief. Im Jahre 1175 stiftete er das Kloster,
wie es in der Urkunde heißt, aus Liebe zu dem Heilande Jesus Christus und
zur Ehre der allerseligsten Jungfrau, um für das Heil seiner Seele sowie der
Seelen seiner Eltern und Anverwandten zu sorgen, und widmet es den Cister-
densern, die durch strenge Klosterzucht, Frömmigkeit und Gelehrsamkeit sich vor
andern auszeichnen. Deshalb nimmt er alles, was dem Stifte Leubus gehört,
in seinen besondern Schutz und empfiehlt dasselbe auch dem Schutze seiner
Nachfolger im Hinblick auf den himmlischen Lohn. Das ganze Besitztum des
Stiftes soll einzig und allein dem Abte und den Brüdern gehören, die der
Herzog nicht als Landwirte oder Anbauer, sondern als Gelehrte, als Pfleger
des Gottesdienstes und als Männer aufgenommen habe, die ihr Leben der Be-
trachtung himmlischer Dinge weihen. Deshalb schenkt der Herzog dem Stifte
mehrere Dörfer und erteilt ihm eine Menge von Privilegien. Herzog Heinrich I.
bestätigte nicht nur die Stiftung seines Baters, sondern fügte viele neue Schen-
hingen hinzu, so daß sich Leubus zu bedeutender Höhe emporschwang. Auch
seine Nachfolger bedachten das Stift mit fürstlichen Spenden. In den Anfang
des 14. Jahrhunderts fällt die Stiftung der Fürstenkapelle an der Stiftskirche
zu Leubus, eins der schönsten Denkmäler mittelalterlicher Baukunst, das noch
heute die Blicke aller auf sich lenkt, welche diese majestätische Kirche besuchen
und den reichen Schatz von Monumenten mit Aufmerksamkeit betrachten, die
das Innere der Kirche in sich bewahrt. In dieser Kapelle fand seine Ruhe-
statte Boleslaus Iii., Herzog von Brieg, ein Fürst, der seine Regententugenden
durch grenzenlose Verschwendungssucht befleckte. Die von ihm gestiftete Fürsten-
kapelle steht mit der Stiftskirche zu Leubus in Verbindung und ist eins der
schönsten in Kreuzesform und im reinsten gotischen Stil aufgeführten Gebäude.
Die Kapelle ist im Rohbau aufgeführt und mit einem Türmchen, das ein
Glöckchen trägt, geschmückt; das Innere ist mit weißen und blauen Marmor-
quaderu gepflastert; das aus rotem Steiu gefertigte, aber angestrichene Grabmal
des Herzogs erhebt sich mitten im Kreuze der Kapelle über dem Fußboden.
Der Herzog ruht auf diesem Grabmale ^dessen obere Platte an den vier Ecken
von vier schlesischen Adlern getragen wird, in voller Rüstung, in der Rechten
ein Kirchengebäude haltend, mit der Linken das Schwert fassend und mit den
Füßen auf einen Löwen tretend; die Fürstenkrone hat er auf dem Haupte und
mit dem Fürstenmantel ist er bekleidet.
In Frieden lebten die Mönche in Leubus und erfreuten sich ihres reichen
Besitzes, bis im Juni 1432 die Hufsiteu unter Prokop das Kloster ausplün-
derten, die Stiftsgebäude in Brand steckten und die friedlichen Bewohner des
Stiftes auf die unmenschlichste Weise mißhandelten. Der damalige Abt Martin
mußte mit seinen grausam gepeinigten Ordensbrüdern die Flucht ergreifen, auf
welcher mehrere das Leben einbüßten. Das Stift wurde in die traurige Lage
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Extrahierte Personennamen: Kasimir_I._von_Polen Heinrich Heinrich Jesus_Christus Heinrich_I. Leubus Prokop Martin
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Klöster Leubus, Trebnitz, Heiurichau. - 337
versetzt, mehrere Güter an benachbarte Gutsbesitzer veräußern zu müssen, damit
die Mönche dem augenblicklich eingetretenen Geldmangel einigermaßen abhalfen.
Allmählich wurde die Lage des Klosters wieder eine bessere; es wurde im Jahre
1310 aufgelöst. Die Abtei ist jetzt eine Jrrenheilanstalt; in den ehemaligen
Ökonomiegebäuden befindet sich ein königliches Landgestüt.
Die bedeutendste Stiftung Herzog Heinrichs I. und seiner Gemahlin, der
heiligen Hedwig, ist unstreitig die des Klosters Trebnitz. In einem fruchtbaren
Thale im östlichen Schlesien liegt das freundliche Städtchen (4733 Einw.) lang
hingestreckt am Quellbache der Schätzka mit dem imposanten Stistsgebände und der
majestätischen Kirche. Sanft aufsteigende Hügel, größtenteils mit Buchen, Birken
und Lärcheubäumen bewachsen, umgürten fast in einem Halbkreise auf der
Morgenseite das Kloster, so daß es den Reisenden, die von Militsch kommen,
erst sichtbar wird, wenn sie die Nähe der Stadt erreicht haben. Mit großem
Eifer betrieb das Fürstenpaar den Bau des Klosters, so daß schon ein Jahr,
nachdem Heinrich I. die Regierung angetreten hatte, das Gebände unter Dach
gebracht war. In demselben Jahre (1203) zogen geistliche Jungfrauen in das
Kloster ein, obgleich die feierliche Einweihung erst 1219 erfolgte. Hundert
Nonnen bewohnten das Kloster, denen als erste Äbtissin Petrussa, die Er-
zieherin der heiligen Hedwig im Kloster Kitzingen, vorgesetzt wurde. Das
Kloster war gegründet worden, damit die Nonnen an heiliger Stätte Tag und
Nacht das Lob Gottes mit Gebet und Chorgesang verkündeten und zu ewigen
Zeiten für das Seelenheil des fürstlichen Stifters und seiner Verwandten beteten,
damit die Nonnen durch Werke der Barmherzigkeit und der christlichen Liebe
den Bedrängten hilfreich beistehen und den Druck schweren Knmmers den Be-
lasteten erleichtern möchten; damit das schwache Geschlecht daselbst eine Zusluchts-
stätte des Trostes zur Sühnung seiner Sünden durch die Erbarmungen und
Gnade Gottes finden möge.
Die Sage erzählt über die Veranlassung zur Stiftung des Klosters Trebnitz
Folgendes: Herzog Heinrich war ein Freund der Jagd. In den dichten Wal-
düngen um Trebnitz ging er dieser seiner Lieblingsbeschäftigung gern nach. Als
er eines Tages ein Wild eifrig verfolgte, merkte er nicht, wie er sich immer
hastiger von seinem Gefolge entfernte und in die Tiefe eines Snmpfes und da-
durch in die größte Lebensgefahr geriet. Er vermochte es nicht, sich mit seinem
Pferde herauszuarbeiten. Da that er das Gelübde, ein Kloster dort zu gründen,
wo er sich in der großen Lebensgefahr befand, wenn er gerettet würde. Gott
rettete den Herzog und nahm sein Gelübde mit Wohlgefallen an. Diese Sage
ist weit verbreitet, aber nicht geschichtlich wahrscheinlich, weil in der Stiftungs-
Urkunde des Klosters der wunderbaren Rettung des Herzogs nicht gedacht wird.
Ebenso unhaltbar ist die Sage, welche sich an den Namen Trebnitz knüpft. Als
die Äbtissin mit ihren Nonnen in das Kloster eingezogen war, habe man sie
gefragt, ob noch etwas fehle; darauf habe sie „Trzeba nie", d. h. „Es ist weiter
nichts nötig", geantwortet; aus diesem Trzeba nie sei Trebnitz entstanden.
Aber wir wissen, daß der Ort Trebnitz, der höher liegt als das Kloster, schon
bestand, als das Kloster gegründet wurde. Ferner ist nicht anzunehmen, daß
die erste Äbtissin Petrussa aus Kitzingen der polnischen Sprache mächtig war.
In Trebnitz war die Herzogin Hedwig gestorben, und hier wurde auch
ihre Heiligsprechung im Jahre 1263 gefeiert. Statt der alten Kapelle St. Peter
Deutsches Land und Volk. Viii. 22
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Heinrichs_I. Hedwig Heinrich_I. Heinrich_I. Äbtissin_Petrussa Hedwig Heinrich Heinrich Äbtissin_Petrussa Hedwig Peter
Deutsches
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der heilige Adalbert. 449
Mit den Vornehmsten des Volkes empfing Mieszko in Gnesen die Taufe und
hieß fortan Mieczyslaw; auch feine Schwester wurde getauft und erhielt den
Namen Adelheid.
So erfüllte sich die Weissagung, die sich an das Wunder knüpfte, das dem
siebenjährigen Knaben zu teil wurde. Wie der damals leiblich blinde Knabe
sehend wurde, so wurde ihm, als er zum Manne geworden war, das himmlische
Licht der göttlichen Wahrheit erschlossen, und er lebte zum Segen seines Volkes.
Mehrere Tage dauerten die Feste zur Feier der Taufe des Mieczyslaw;
dann kehrten die Gäste reich beschenkt in ihre Heimat zurück. Der getaufte
Fürst war unermüdlich für den Glauben, den er angenommen hat, thätig; er
gründete die Bistümer Guesen und Krakau und noch sieben Bistümer und viele
Kirchen und Klöster und verlieh ihnen reichliche Güter und Einkünfte. Der
Adel folgte dem Beispiel des Fürsten und war für die Ausbreitung des Christen-
tnms eifrig bemüht und suchte nicht nur neue kirchliche Bauten aufzuführen,
sondern auch das Heidentum auszurotten. Die heidnischen Bilder wurden zer-
krochen und die Tempel der Götter verbrannt. Der Herzog selbst begann das
Zerstörungswerk. In Gnesen ließ er das von Lech gegründete Heiligtum zer-
stören, die Bilder der Götter in den nahen See versenken, dagegen eine christ-
liche Kirche bauen, die er dem heiligen Georg weihte.
Mit solcher Strenge wurde das Christentum eingeführt, daß z. B. jedem,
der ertappt wurde, in der Fastenzeit Fleisch gegessen zu haben, die Zähne aus-
gebrochen wurden.
Als im Jahre 992 Mieczyslaw starb, folgte ihm sein Sohn Boleslaw
Chrobry, der seine Herrschaft bis zur Oder ausdehnte und nach Südosten bis
Kiew vordrang, von wo er als Sieger, mit Schätzen reich beladen, heimkehrte.
Kaiser Otto Iii. besuchte ihn in Gnesen und ernannte ihn zum Könige von
Polen. Boleslaw erhob das von seinem Vater gestiftete Bistum Guesen zum
Erzbistume und unterstellte ihm die Bistümer Krakau, Breslau und Kolberg.
Bis zum Ausgange des 14. Jahrhunderts galt Gnesen als die Hauptstadt
Polens, und hier wurden die Könige gekrönt. Als im Jahre 1386 die Jagellonen
auf den Thron gelangten, wurde zwar der Königssitz wieder nach Krakau ver-
legt, aber der Erzbischof von Gnesen galt stets als Primas, d. h. als erster im
Reiche nach dem Könige. Diese hohe Würde haben die Gnesener Erzbischöfe
noch bewahrt, als nach dem Aussterben der Jagellonen im Jahre 1572 Polen
ein Wahlreich wurde, bis endlich mit der Teilung Polens gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts diese Würde verloren ging.
Ver heilige ^Xbrtlbcrt. Das Erzbistum Gnesen war deshalb für die
Polen von hoher Bedeutung, weil die Erzbischöfe als Nachfolger des heiligen
Adalbert galten, dessen Leben von der Legende reichlich ausgeschmückt ist.
Der heilige Adalbert, der in der Taufe den Namen Woyciech erhielt,
wurde iu der Mitte des 19. Jahrhunderts als Sohn eines mächtigen böhmischen
Grafen geboren, der sehr mildthätig gegen die Armen, kirchlich nicht streng und
fromm war, während seine Gemahlin ein unübertroffenes Muster von weiblicher
äugend, Frömmigkeit und Reinheit in Wandel und Sitte war. Woyciech sollte
ein wackerer Kriegsmann werden. Als aber der Knabe gefährlich erkrankte und
am Rande des Grabes lag, da gelobten die Eltern, das Kind, wenn es gesund
Deutsches Land und Volk. Viii. 29
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Extrahierte Personennamen: Mieczyslaw Adelheid Mieczyslaw Georg Mieczyslaw Boleslaw
Chrobry Boleslaw Otto Boleslaw Boleslaw
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der heilige Adalbert. 451.
gab den Armen, verwaltete das Bistum mit der größten Sorgfalt. Aber die
Sitten der Böhmen waren noch schauerlich; die Bemühungen des sorgsamen
Hirten blieben erfolglos, so daß der Papst selbst dem Bischof auf seine Frage,
was er thun solle, den Rat erteilte, das schändliche Volk, das nicht folgen wolle,
zu meiden. Adalbert verließ Böhmen und ging nach Rom. Auf der Grenze
Böhmens wandte er sich zu dem Lande der Frevel zurück und sprach: „Wie du
der Lehren des Heiles entbehren willst, so sollst du entbehren des befruchtenden
himmlischen Regens und hinschmachten in verdorrender Trockenheit!"
Zu Anfang des Jahres 934 nahte Adalbert mit wenigen Begleitern der
heiligen Roma, wiederholte dem Papste mündlich die betrübenden Gründe, die
ihn dazu bewogen hatten, Prag zu verlassen, und legte seinen Bischofsstab in
die Hände des heiligen Vaters nieder. Nach wenigen Jahren nahm der fromme
Mann das Mönchsgewand an und lebte fern vom Getriebe der Welt in einem
Kloster Roms auf dem aveutinifchen Berge. Dort verwaltete er die gemeinen
Wochendienste, reinigte die Küche, säuberte die Speisegeräte, holte Wasser vom
Brunnen und bediente die Klosterbrüder bei Tische: kurz, er unterzog sich in
tiefster Demut den niedrigsten Diensten und beschwerlichsten Arbeiten.
Inzwischen trug das Land Böhmen schwer an dem Fluche des von ihm
verkannten und verscheuchten Bischofs; denn seitdem Adalbert das Land ver-
lassen hatte, regnete es in demselben nicht: ehern schien der Himmel und die
Erde hart wie Eisen. Da flehten die Böhmen zu Gott um Regen, sie wall-
sahrteten zu den Gräbern der Heiligen; aber umsonst, der Himmel öffnete sich
nicht. Nun erst wußte der Herzog von Böhmen und sein Volk, daß ihnen ein
Adalbert fehlte. Gesandte gingen im Jahre 993 nach Rom. gelobten dem
Papste für das Volk Reue und Besserung und flehten um Adalberts Rückkehr.
Da der Papst dem Versprechen der Besserung traute, gab er dem frommen
Adalbert Ring und Stab zurück und hieß ihn die stillen Mauern des Klosters
verlassen und die verwaiste Herde in Böhmen leiten.
Als Adalbert das Land Böhmen betrat, fand er der Bewohner Sitten
nicht geändert; Roheiten und Übertretungen der Gebote Gottes mußte er allent-
halben wahrnehmen, aber er bat den Herrn, den Fluch vom Lande zu nehmen.
Von einem hohen Berge in der Nähe des Städtchens Nepomuk schaute er weit
hinein in das Land Böhmen, das zu seinen Füßen ausgebreitet lag, die Wiege
seines Lebens, den Verächter seiner Handlungen, das noch lechzte unter dem
Fluche der Dürre. Eingedenk der Gnadenfülle des Allmächtigen, machte er nun
ein Kreuz nach allen vier Weltgcgenden, löste den Fluch und segnete sein Volk.
Siehe da, alsbald zogen aus den Schluchten und Thälern der Gebirge ringsum
Wolken herauf, wogten wie ein graues Tuch über das ganze Land hin und
fenkten sich als befruchtender, alles erfrischender Regen auf die dürstende Erde
nieder. Alle Fluren. Wälder und Auen atmeten wie neu erschaffen auf. und
Böhmen erkannte, daß sein Bischof zurückgekehrt war.
■ Adalbert zog bald darauf in Prag ein, das Volk jubelte und jauchzte ihm
entgegen; aber des Bischofs Herz wurde wenig erfreut, denn bekannt war ihm
ja des Volkes wandelbare Gesinnung und Hartnäckigkeit in den Sünden. Als
er sein Amt wieder angetreten hatte, kündigte er, wie ehemals, den Lastern und
dem sündhaften Leben des Volkes den Vernichtungskampf, drang auf Beseitigung
der heidnischen Mißbräuche und predigte gegen den zuchtlosen Wandel der
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Nepomuk
Extrahierte Ortsnamen: Rom Roms Rom Adalberts Gottes Prag