§ 9. Die Hauptgestalten d. Württembergs Geschichte. — Die Hohenzollernschen Lande. 43
Königs Karl erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Industrie nahm einen
ungeahnten Aufschwung; das Eisenbahnnetz dehnte sich immer weiter aus;
das segensreiche Werk der Albwafserverforgnng wurde durchgeführt, Stutt-
gart durch zahlreiche Bauten und Denkmäler verschönert, das Münster in
Ulm vollendet. Auch auf dem Gebiete des Schulwesens wurde weiter-
gearbeitet, namentlich die Universität Tübingen, welche i. I. 1877 die
400jährige Jubelfeier beging, bedeutend erweitert. Dabei erfreuten sich alle
wohltätigen Anstalten der Fürsorge der edlen Königin Olga, deren Name in
einer Reihe von hochherzigen Stiftungen fortlebt, wie z. B. dem Olgastift,
einer Höheren Mädchenschule, welcher die geistvolle Fürstin besonderes Interesse
zuwandte.
Als König Karl am 6. Oktober 1891 kinderlos starb, folgte ihm sein
Nesse Wilhelm Ii. (geb. am 25. Februar 1848). Bei feinem Regierungs-
antritt erklärte er, daß er Frömmigkeit und Gottesfurcht Pflegen, den Armen
und Schwachen ein Freund und Helfer, dem Recht allezeit ein eifriger Hüter
sein wolle, daß er mit unerschütterlicher Treue an den Verträgen, die unser
großes deutsches Vaterland begründeten, festhalte, und daß er in der Förderung
der Wohlfahrt und des Glückes seines Landes das höchste Ziel seines Lebens
erblicke. Möge es dem Könige beschieden sein, in einer langen und gesegneten
Regierung dieses Ziel zu erreichen, damit auch in Zukunft der alte Wahlspruch
gelte: „Hie gut Württemberg allewege!"
B. Die Hohenzollernschen Lande.
§ 1. Lage und Grenzen.
Die Hohenzollernschen Lande liegen im südlichen Teile des Deutschen
Reiches und grenzen im O. und N. an Württemberg, im W. an Württemberg
und Baden, im S. an Baden (5 Exklaven in Baden, 2 in Württemberg,
1 zwischen Württemberg und Baden; 3 württembergische Enklaven).
§ 2. Größe.
Der Flächeninhalt beträgt 1142 qkm, die Einwohnerzahl 66 780.
§ 3. Bodenkunde und Bewässerung.
Hohenzollern beginnt auf der Oberschwäbischen Hochebene nördlich von der
Ostrach, zieht sich nordwärts über die Schwäbische Alb, dann westwärts über
den Neckar bei Horb bis auf den Oftrand des Schwarzwaldes, nimmt somit
an den vier natürlichen Gruppen Württembergs teil.
Es ist durchflössen im N. vom Neckar und dessen Zuflüssen: Eyach und
Starzel rechts, Glatt liuks; im S. von der Donau und deren Zuflüssen:
Ablach und Ostrach rechts, Schmiecha und Lauchert links.
§ 4. Die Bevölkerung.
Die Bevölkerung ist schwäbischen Stammes, zum größten Teil katholisch,
nur etwa 2800 sind evangelisch und etwa 500 jüdisch. Sie beschäftigt sich meist
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Extrahierte Personennamen: Württembergs Karl Karl Königin_Olga Karl Karl Wilhelm
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§ 5. Die Bevölkerung.
sehr stark bevölkert (244 E. auf 1 qkm). Am wenigsten bevölkert ist die Alb
(das Oberamt Münsingen mit 44 E. auf 1 qkm).
3. Der Religion nach sind stark 2/3 der Bevölkerung (69^) evangelisch,
etwa 1600000, schwach y3 (30^") katholisch, etwa 600000, israelitisch etwa
12 000, die übrige Bevölkerung verteilt sich auf verschiedene Sekten.
Die größeren Städte sind meist paritätisch; auf dem Lande ist im wesentlichen
noch heute die geschichtliche Entwicklung des Landesgebietes maßgebend, vorwiegend
evangelisch sind das altwürttembergifche, die früher reichsstädtischen und die hohen-
loheschen Gebiete, also im wesentlichen das Neckarland und der Schwarzwald, ebenso
vorwiegend katholisch sind das früher österreichische Vberschwaben und die einstigen
geistlichen Gebiete. Die Alb ist konfessionell geteilt, doch mit Übergewicht der Evan-
gelischen.
Die Leitung der evangelischen Landeskirche hat das evangelische Kon-
sistorium, das dem Ministerium des Kirchen- und Schulwesens unterstellt ist,
die Leitung der katholischen Kirche das bischöfliche Ordinariat, dessen Sitz
Rottenburg ist.
4. Nach Abstammung und Mundart sind 2 Volksstämme zu unter-
scheiden: Schwaben und Franken; letztere in der Gegend von Heilbronn und
im N.o., im Hoheloheschen, betragen aber nur */8 der Bevölkerung. Ver-
einzelte Ansiedelungen fremder Stämme wurden durch Glaubensverfolguugeu
veranlaßt, so die der Waldenser im Oberamt Maulbronn und andernorts
Ende des 17. Jahrhunderts, die der aus Österreich vertriebenen Protestanten
in Freudenstadt i. I. 1599.
5. Die Beschäftigung der Bevölkerung ist vor allem der Bodenbau,
und zwar von 45 % der Bevölkerung. Man baut Getreide aller Art; Wein-,
Obst- und Hopfenbau stehen in Blüte.
Nur ein verschwindend kleiner Teil der Bodenfläche ist nicht angebaut, von der
Gesamtfläche des Landes kommen auf Acker- und Gartenbau <*5%, Iviesen 15%,
Zveiden 3%, Weinberge 1%, Ipali) 3j%, im ganzen 95%. Der Rest kommt auf
Gebäude, Straßen, Eisenbahnen usw. Die Zahl der ertragsfähigen (Obstbäume be-
trägt rund 6^ Millionen.
6. Weniger bedeutend ist der Bergbau. Die Steinkohle fehlt; auch
„Berge silberschwer" sind nicht vorhanden. Dagegen birgt das Land einen
großen Reichtum an Salz. An der gesamten Steinsalzproduktion im Deutschen
Reiche beträgt der Anteil Württembergs 35 %. Die wichtigsten Salzwerke
sind: Kochendorf und Friedrichshall bei Jagstfeld, Heilbronn (Steinsalzwerke);
Hall, Sulz, Wilhelmshall bei Rottweil (Siedewerke). Sodann werden Eisen-
erze gewonnen auf der Wafferalsinger Grube und in dem dortigen Hüttenwerk
verarbeitet.
7. Großen Aufschwung hat das Gewerbe genommen. Während es noch
vor 60 Jahren lediglich ans dem einfachen Handwerke beruhte, sind jetzt zahl-
reiche große Fabrikanlagen entstanden, so daß fast sämtliche Zweige der In-
dnstrie in Württemberg vertreten sind.
8. Die Bodenbenutzung und Gewerbtätigkeit ruft einen lebhaften Handel
hervor, welcher durch die Verkehrsmittel zu Wasser und zu Lande gefördert
wird. Die Flößerei nimmt von Jahr zu Jahr ab, dagegen wird die
Schiffahrt lebhaft betrieben auf dem Neckar von Heilbronn abwärts,
namentlich seit Einführung der Ketten-Schleppschiffahrt, und auf dem Boden-
see. Das Straßennetz ist stark ausgebildet, seit ueuester Zeit auch das
Eisenbahnnetz. Die wichtigsten Eisenbahnen s. S. 21 und 22.
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