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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 134

1882 - Kiel : Homann
134 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. gleichen Webereien anzulegen. Lucca, Florenz, Mailand, Bologna, Ve- nedig u. a. wurden darin vorzüglich thätig. Erst im 17. Jahrhundert wurden Seidenfabriken in Frankreich angelegt und von da nach Deutsch- land und andern Ländern verpflanzt. d) Die Färbereien der Morgenländer übertreffen noch jetzt zum Teil die unsrigen. Durch die Kreuzzüge wurde eine bessere Art zu färben im Abendlande bekannt und Safran, Indigo und Alaun wurden erst durch die Kreuzfahrer hierher gebracht. e) Noch wichtiger war die Verpflanzung des Zuckerrohrs aus Asien nach dem Abendlande. Früher kannte man es in Europa nicht; bei Tripolis lernten es die Kreuzfahrer zuerst kennen, und ehe noch die ersten 50 Jahre nach der Eroberung Jerusalems vergangen waren, hatten es die Sizilianer schon in Menge angebaut. Von Sizilien kam es später hin nach Madeira und nach der Entdeckung von Amerika nach Brasilien und Westindien, von wo Europa mit Rohrzucker versorgt wurde, bis dieser in neuerer Zeit durch den Rübenzucker ersetzt worden ist. 5. Die Wissenschaften gewannen durch die Kreuzzüge. Zwar sind viele der herrlichsten Bibliotheken des Altertums durch Feuers- brünste unwiederbringlich zerstört worden; aber dieser Schade wurde einiger- maßen dadurch ersetzt, daß die Geistlichen, welche die Kreuzfahrer begleite- ten die übrig gebliebenen Werke kennen lernten und ihre Kenntnis weiter verbreiteten. Auch die Künste, die Architektur und Plastik, die Malerei und Musik empfingen die mannigfaltigste Anregung, wodurch sie zu neuen Entwickelungsstufen aufstiegen. Der wissenschaftliche Gesichtskreis wurde durch neue Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiete der Erd- und Völkerkunde, der Naturwissenschaften und Medizin erweitert und bereichert. Seit dieser Zeit reisten europäische Kaufleute durch alle Länder Asiens. Keiner dieser Reisenden ist weiter gekommen und berühmter geworden als Marco Polo aus Venedig, der 1270 nach Asien ging und hier 26 Jahre lang umher reiste. Er war der erste, der nach China kam und die da- hinter liegenden Inseln (Zipango — Japan) kennen lernte. Auch fing man erst nach den Kreuzzügen an Landkarten zu zeichnen, um die neuen geo- graphischen Entdeckungen anschaulich zu machen. — Die romantischen Aben- teuer und Waffenthaten gaben der Geschichtschreibung neuen Stoff zur Darstellung und befruchteten die Phantasie; der alte Sagenschatz wurde erweitert, umgebildet und mit dem Morgenlande in Beziehung gesetzt. Neue Lebensinteressen regten zu neuem Schassen und Erfinden an und die Einbildungskraft bewegte sich in neuen dichterischen Sphären. Weber und Nösselt. 64. Die Bauhütte im Mittelalter. In der ersten Hälfte des Mittelalters während der Herrschaft des romanischen Stiles war die Baukunst ganz oder fast ganz in den Händen der Geistlichkeit und der Mönche. In den Klöstern wurde neben andern Lehren auch die Architektur behandelt, aus ihnen gingen die Meister

2. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 282

1882 - Kiel : Homann
282 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. großer Seereisen mit ausschließlicher Anwendung der Dampfkraft bewiesen war, ging man daher sofort an die Einrichtung von Postdampferfahrten und zwar schloß die englische Regierung mit Samuel Cunard in Halifax einen Kontrakt, wonach dieser gegen eine jährliche Subvention von 65000 Pf. St. sich verpflichtete, zweimal mo- natlich ein Dampfschiff von Liverpool nach Halifax, Quebeck, Boston und zurück gehen zu lassen. So begann die „Britannia" von Liverpool aus die Fahrten der seitdem so berühmt gewordenen Cnnardlinie, die 1867 eine Flotte von 38 Dampfern zählte. 2. Um dieselbe Zeit wurde die Dampfschifsverbindnng mit Indien ins Werk gesetzt. Die gewaltige Landmasse von Afrika, die bis zum 35. Grad S. B. hinab- reicht, nöügt die von Europa nach Indien besümmten Schiffe zu einem weiten Um- weg; dagegen kommen das mittelländische und rote Meer sich bis auf 120 km nahe und bilden den kürzesten und natürlichsten Weg nach den Ländern des Ostens. Der Seeweg von England um das Kap der guten Hoffnung nach Melbourne ist 12700 und die Route über den Isthmus von Suez nur 10870 Seemeilen lang; der Seeweg von England nach Kalkutta beträgt 13600, die Route über Suez nur 7960 Seemeilen. Man mußte daher bald die Vorteile der Route über Suez einsehen und schon 1837 ging die englische Post diesen Weg, indem sie auf Segelschiffen von Falmouth über Gibraltar nach Alexandria befördert, zu Land über Kairo nach Suez und dann wieder zu Schiff von der ostindischen Kompanie nach Bombay gebracht wurde. Die Post legte den ganzen Weg in 50—60 Tagen zurück. Bald wurden die Segelschiffe durch Dampfschiffe ersetzt, die den Weg nach Gibraltar in 5 Tagen zurücklegten, wozu erstere bisweilen 3 Wochen gebraucht hatten. Seit 1840 ließ die „Peninsular-Steam-Company" zwei große Dampfer direkt von Liverpool nach Alexan- drien gehen und 1845 übernahm dieselbe Gesellschaft den Postdienst im roten Meer und indischen Ozean, wo sie ihre Linien allmählich bis China und Australien aus- dehnte. Es konnte nicht ausbleiben, daß diese bis vor wenigen Jahren einzige Postver- bindung mit dem Osten rasch zu einem großartigen Institut heranwuchs. Ein Land wie Indien, das jährlich ftir 120 Millionen Pf. St Waren aus- und einführt, und durch die Regierung wie durch den Handel so eng mit Großbritannien verbunden ist, muß natürlich einen sehr lebhaften Verkehr mit Europa unterhalten; dazu kam der rasch wachsende Handel Chinas, der schon den Wert von 80 Millionen £ erreicht hat, die Eröffnung der Handelsverbindungen mit Japan und Siam, der wunderbare Fortschritt Australiens nach der Goldentdeckung daselbst, die Ermäßigung der Fahr- preise und des Portos, sowie die Verkürzung der Fahrzeit durch den Bau der Eisen- bahn durch Ägypten und seit 1869 durch Eröffnung des Suez-Kanals. Einen ungefähren Begriff von der Bedeutung des Verkehrs kann uns die That- sache geben, daß jede in Southampton an Bord genommene Post durchschnittlich 1000 Ctr. wog. Dieses enorme Gewicht besteht allerdings nicht bloß aus Briefen, sondern auch aus Zeitungen, Büchern und Warenmustern. Ehe diese Post im äußersten Hafen ihrer Bestimmung anlangt, müssen in 18 verschiedenen Häfen Felleisen und Passagiere gelandet und eingeschifft und fünfmal die Dampfer gewechselt werden. Die Verbindungsdampfer von Kalkutta, Shanghai und Sydney müssen so regelmäßig expediert und so genau geführt werden, daß sie in Point Galle auf Ceylon, dem Sammelplatz der orientalischen Post eiuweffen und da es sich um Entfernungen von 8—14000 Seemeilen handelt, so muß man wohl die Schnelligkeit und Pünktlichkeit des durch diese Dampfschiffahrtsgesellschaft vermittelten Postdienstes bewundern. Außer den Postfelleisen befördert die Kompanie auch Passagiere übcr Marseille und Suez oder mit dem Umwege über Gibraltar. Während des Krimkrieges brachten die Dampfer, ohne den Postdienst zu unterbrechen noch 1800 Offiziere, 60000 Sol- daten und 15 000 Pferde aus Indien. Aber abgesehen von den Soldaten hat die Gesellschaft schon in den 60er Jahren durchschnittlich 20 000 eigentliche Passagiere be- fördert und es ist gewiß keine Ruhmredigkeit, wenn der Bericht behauptet, daß es unter der Gentry des vereinigten Königreichs keine Familie gebe, deren Namen nicht in den Passagierlisten der P. a. 0. (so wird die Gesellschaft gewöhnlich geschrieben) verzeichnet stehe.' Die Gesellschaft hat täglich an Bord ihrer Dampfer durchschnittlich 10000 Personen zu speisen. Sie besitzt in Ägypten ein eigenes Landgut „Gosen",

3. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 287

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 287 Hauses weit genug gelaugt war; ähnlich wie die Zähmung des Pferdes einen Fort- schritt über die Tragfähigkeit menschlicher Beine hinaus zu machen gestattete. An die Stelle der Pferde tritt nun die Lokomotive, an die Stelle des in die Segel drückenden Windes der das Rad oder die «schraube umdrehende Dampf. Der Hauptgrund, welcher die Ersetzung des einen Bewegungsmittels durch das andere schließlich herbeigeführt hat, ist nicht so sehr die höhere Geschwindigkeit der Dampfbeförderung als vielmehr ihre größere Sicherheit und Berechenbar- keit. Als über den atlantischen Ozean noch lediglich Segelschiffe fuhren, kamen wochenlange Verspätungen bei den wichtigsten Sendungen vor. Während der Geschäfts- krisis von 1837 fallierten in London einige amerikanische Häuser, weil anhaltender Ostwind die Schiffe zu landen hinderte, die ihnen von drüben Geldsendungen bringen sollten, groß genug, um allen Verbindlichkeiten nachzukommen, nun aber zu spät ein- trafen. Nicht selten mußte ein Schiff damals ganz wieder umkehren, nachdem es der Küste Amerikas bereits vielleicht bis ans 100 Seemeilen nahe gekommen war. Schiffe, die an demselben Tage von einem europäischen Hafen nach dem gleichen jenseitigen Bestimmungsorte abgesegelt waren, trafen dort um ganze Tage verschieden ein, nicht bloß wegen des Unterschiedes der Bauart, sondern auch, nachdem das eine etwas südlicher, das andere etwas nördlicher gegangen war. Der Wind ist eben eine sehr selbständige unabhängige Hülfskraft, und war vor dem Dampfzeitalter auch noch weit weniger erkannt in den Gesetzen, welche ihn beherrschen und regeln. Noch hatte kein Maury seine Segelanweisungen herausgegeben, noch war Dove's Wissen- schaft für die Schiffahrt nicht nutzbar gemacht worden, und keine Seewarten regulierten Schiffinstrumente, abstrahierten Regeln aus Mengen zusammengesetzter Kapitänstage- bücher und brachten allmählich durch ihre geduldige Arbeit Licht in das ttübe wilde Chaos des Luftmeerwogenschwalls. Allein auch mit diesen Vorzügen heutiger Segelschiffahrt vor der alten ist sie dem Wettlauf der Dampfschiffahrt nicht gewachsen; denn auch damit hört nicht ganz der Nachteil auf, daß man bei ihr die bewegende Kraft nicht vollständig in seiner Gewalt hat. Eine Weile konnte dieser Unterschied in seiner entscheidenden Bedeutung noch dadurch aufgehalten werden, daß der Wind wenigstens, wenn er weht und in der rechten Richtung weht, eine kostenfreie Kraft ist, während man die dampferzeugenden Feuerungsmittel bezahlen muß. Aber die Zunahme des Verkehrs, das wachsende Gewicht, welches der Weltmarkt auf rasche und pünktliche Ablieferung seiner Waren legen muß, hat diesen Vorteil der Segelkraft in den Hintergrund gedrängt. Gerade aus den letzten Jahren eingeschränkten und schlecht lohnenden Verkehrs hat sich das bemerkenswerte Resultat ergeben, daß Dampffrachtfahrt im ganzen immer noch besser lohnte als Segelfrachtfahrt. Die Engländer, noch wie vor an der Spitze alles nauttschen Fortschritts, haben dies Ergebnis, so zu sagen, fast schon vorweggenommen durch umfassenden Übergang zum Gebrauch des Dampfes auf ihrer Kauffahrteiflotte. Wir Deutschen hinken hinterdrein, aber das Bewußtsein von der Notwendigkeit dieses Übergangs ist doch nachgerade in unsern Rhederkreisen allenthalben erwacht. Die ersten Dampfer, welche Deutschland in regelmäßiger Verbindung setzten mit einem transatlantischen Lande, waren amerikanische: der „Washington" und der „Hermann", deren Erscheinen auf der Weser in den ersten fünfziger Jahren Aufsehen genug erregte. Aber bald holte hansischer Unternehmungsgeist diesen Borsprung ein. In Bremen entstand der Norddeutsche Lloyd, in Hamburg die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft, deren Leistungen die englischen sehr bald hinter sich zurückließen und mit denselben gemeinschaftlich die amerikanische Rhederei ganz aus den atlantischen Linien verdrängten. Ihnen gereichte die starke und ziemlich konstante Auswanderung nach den Verewigten Staaten zum Hauptvorteil, indem sie an ihr eine lohnende Hinfracht halten, um diesseits begehrte amerikanische Rohstoffe, wie Tabak, Baumwwolle, Kaffee, Reis u. s. w. zurückzuholen. Sowohl diese Rückfrachten wie jene Hinfracht entrissen sie den Seglern immer vollständiger. Welch eine schöne Fahrt bestand früher zwischen Rio de Janetto! Die herr- lichsten Klipperschiffe „Cid," „Mary Roß," Dutchman" und eine ganze Reihe anderer hatten damals zweimal oft dreimal im Jahre ihre Stückgutladung hinaus und ihre Kaffeeladung zurück. Kapitän Heuert machte einmal mit der „Bielefeld" die Tour

4. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 291

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 291 Mauritius gelangen, wir verfolgen aber unsern Weg weitere 11 Tage nach Point de Galle an der Südküste von Ceylon. Bis jetzt sind wir 25 Tage unterwegs. Von diesem wichtigen Knotenpunkt aus hätten wir nun die schönste Gelegenheit, einen Abstecher über Madras nach Kalkutta (7 Tage) zu machen, oder über Singapora nach Hongkong zu fahren, was nicht mehr als 15 Tage beansprucht, ja wir könnten von Hongkong in weiteren 5 Tagen nach Shanghai und von dort aus entweder mit der „China and Japan Steam Shipping Company“ nach Tietfin zu gehen und das nahe Peking zu besuchen oder unseren Dampfern der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company treu bleiben in 5 Tagen die Hauptstadt von Japan zu erreichen; aber wir lassen uns nicht irre machen, durchschneiden von Point de Galle in gerader Linie gegen Südost den indischen Ozean, befinden uns nach 21 Tagen in Melbourne und nach 3 weiteren Tagen in Sydney, Nochmals 7 Tage auf dem Wasser und wir wiegen uns zu Wellington auf Neuseeland in dem Bewußtsein, unser Vaterland auf dem entgegengesetzten Punkte der Erde zu haben. Die Hälfte des Erdumfangs wurde also in 56 Tagen überwunden. Noch in der ersten Hälfte des Jahres 1866 hätten wir uns ge- nötigt gesehen, die Reise mit einem Segelschiff mindestens bis Callao fortzusetzen und bis zur Ankunft in England noch 2—2x/2 Monate schwimmen zu müssen; seit dem Juni 1866 aber unterhalten 4 große Dampfer der „Panama, New-Zealand and Australian Royal Mail Company“ zweimal monatlich den Verkehr zwischen Neuseeland und Panama und wir sind daher so glücklich, auch die Südsee geradlinig zu durchschneiden ohne mehr als eine oder zwei ihrer Inseln zu Gesicht zu bekommen und nach 28 Tagen in Panama zu landen. In 4 -Stunden bringt uns die Eisenbahn vom Gestade des großen Ozeans zu dem des atlantischen Meeres; am nächsten Tage reisen wir von Colon (Aspin- wall) ab, kommen über Jamaika und Haiti in 5 Tagen nach St. Thomas und betreten nach 14 weiteren Tagen in Southampton den englischen Boden, den wir vor 104 Tagen oder vor 3 Monaten und 2 Wochen verließen. Hätten wir den Weg über Hongkong und Shanghai nach Jokohama bei Jeddo eingeschlagen, so könnten wir von dort aus die Dampfer der amerikanischen „Pacific Mail Steam Ship Company“ nach San Francisko benutzen, da diese Gesellschaft seit dem Januar diese nördliche Linie durch den großen Ozean eingerichtet hat. Wir würden 20 Tage nach Sau Fancisko gebrauchen und jetzt mit der Pacificbahn in 7 Tagen New-Pork erreichen und nach abermals 12 Tagen in Southampton anlangend, eben- falls unsere Reise beendigt haben und zwar noch circa 14 Tage früher als mit dem Postdampfer. Eine solche Eilfahrt, die beiläufig 1740—1850 Mark Fahrgeld kostet, würde unserm Geschmack wenig zusagen, die Möglichkeit aber in 13 bis 15 Wochen den Erdball mit Dampf zu umkreisen, kann gewiß ein Triumph unseres Jahrhunderts genannt werden. E. Beym. 19*

5. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 297

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 297 Eine Gesellschaft, die sich früher hierzu gebildet hatte, endete 18-53 mit einem Bankerott, nachdem das Unternehmen kaum zur Hälfte vollendet war. Da nahm der Kaufmann Cyrus Field den Ahnen Gedanken einer transatlantischen Telepraphenver- bindung zwischen Europa und Amerika auf. Ihm gebührt der Ruhm, der eigentliche Gründer eines Unternehmens zu sein, das an Thätigkeit, Energie, an Geld und Zeit nicht bloß ganz außerordentliche Opfer in Anspruch nahm, sondern auch einen festen Glaubm und ein tiefes Vertrauen zu den Fortschritten unserer Zeit erforderte, wie dies nur in großen Geistern lebt. Im Sommer 1855 wurde zunächst die Legung eines Kabels zwischen Newfound- land und Amerika versucht. Dies mißlang indessen, weil ein Smrm das für die Last des Kabels zu kleine Segelschiff erfaßte und die Mannschaft nötigte, das Kabel abzuschneiden, um das Schiff zu erhalten. Jedoch im nächsten Jahre gelang es, das Kabel hier zu legen, womit diese Einleitungsaufgabe gelöst war. Im Jahre 1856 gründete Field die „^.Hantle Telöaraptt Company“ mit einem Kapital von über 6 Millionen Mark und nahm die Vorbereitungen der Legung nun sofort in Angriff. Die Anfertigung des Kabels wurde zwei englischen Fabrikanten übergeben. An- fangs Juni 1857 waren die beiden Hälften vollendet, deren Trmisport und Aufwicklung auf die von der englischen und amerikanischen Regierung zur Verfügung gestellten Schiffe „Niagara" und „Agamemnon" fast zwei Monate in Anspruch nahm. Der „Niagara" sollte nun von der irischen Küste aus seine Hälfte bis in die Mitte des Ozeans legen. Dort wollte man dann eine Verbindung der Kabelenden vornehmen und dem „Aga- memnon" die Legung bis Newfoundland überlassen. Anfangs ging alles gut. Am 6. August 1857 begann die Legung von der Bucht der kleinen irischen Insel Valentta aus. Als mau jedoch etwa 600 Irin gelegt hatte, trat am 11. August eine Störung sehr bedenklicher Art ein und das Kabel riß entzwei. Über dies Mißglücken des ersten Unternehmens wußte man sich zu trösten. Man ging sofort auf eiuen im nächsten Jahre neu zu unternehmenden Versuch ein, bestellte die nöüge Anzahl Kilometer Kabel und benutzte die gemachten Erfahrungen zur Ver- besserung des Apparats, der das Kabel ins Meer versenken sollte. Am 10. Juni 1858 steuerten die beiden Schiffe ins Meer. Eine Modifikation der Legung fand darin statt, daß man diesmal in der Mitte des Ozeans die Ver- bindung der Kabelhälften vornahm und dann von hier aus den „Agamemnon" bis Irland, den „Niagara" bis nach Newfoundland legen ließ. Nach einer dreimaligen Störung und Ünterbrechung mußten die Schiffe unverrichteter Sache nach Irland zu- rückkehren. Aber schon im Laufe des nächsten Monats begann man mit dem alten Kabel einen neuen Versuch, der ohne wesentliche Störung auch richüg vollendet wurde. In cirka 8 Tagen waren beide Enden von der Mitte des Ozeans aus glücklich auf New- foundland und Irland angelangt und am 16. August empfing der damalige Präsi- dent der Bereinigten Staaten, James Buchanan, die erste englische unterseeische Depesche, den Glückwunsch der Königin Viktoria zu dem herrlich vollendeten Werke. Leider sollte dieser Triumph nur von kurzer Dauer sein. Es stellte sich bald heraus, daß die Umhüllung durch die vielen Strapazen, denen es beim Transport, bei der Verladung und Legung ausgesetzt war, lädiert sein müsse, da es sehr unregel- mäßig arbeitete und nur ganz schwache Zeichen gab. Nach kurzer Zeit hörten auch diese schwachen Zeichen auf und mit diesem Verstummen schien auch jede Hoffnung aus einen neuen glücklichen Versuch zu schwinden. Die englische Regierung verlor den Akut, ein Unternehmen von so zweifelhaftem Erfolge durch Zinsgarantie zu unter- stützen. In Nordamerika brach der Bürgerkrieg aus, der den Bestand der Vereinigten Staaten in Frage stellte. Die Kapitalisten weigerten sich, ihr Geld wiederum aufs Spiel zu setzen und die ideellen Verehrer des Unternehmens waren dem Gespötte derer ausgesetzt, die beim Gelingen den Ruhm ihres Zeitalters auch für sich in An- spruch zu nehmen pflegen. Nur einen Mann gab's, den Thatkraft, Opfermut und moralischer Willen nimmer verließ, dies war Cyrus Field, der Ünermüdliche. Im Jahre 1863, noch mitten im Kriegsjahre Nordamerikas nahm Field wiederum

6. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 392

1882 - Kiel : Homann
392 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Diesen Vorteil verdanken sie besonders ihrem Haß gegen das Rosten, ihrer Neigung zu selbständiger Erscheinung oder auch der leichten Ge- winnung. F. v. Kabelt. 167. Gold! Gold! Gott gab dem Magneten die Kraft, Eisen an sich zu ziehen, dem Golde aber gab er magnetische Gewalt, den Menschen zu ködern. Wider Willen wird man hingezogen in die Minen, zu den Bächen, auf deren Grund man das reine Gold im Sande schimmern sieht. Die Goldregion war auch unser nächstes Reiseziel. Colorado ist eines der reichsten Länder der Welt in Bezug auf Edel- metalle. In Nordamerika wird es in der Produktion von Gold und Silber nur von den Staaten Californien und Nevada übertroffen, aber das Ver- hältnis ändert sich von Jahr zu Jahr zu Gunsten Colorados. Ist es ja doch erst zwanzig Jahre her, daß das Land, und neunzehn, daß das Gold darin entdeckt wurde! Die Geschichte dieser Entdeckungen, die Entstehung der ersten Goldminen ist kurz, aber sie bildet eines der traurigsten, wildesten Kapitel in der Geschichte der vereinigten Staaten. Die ersten Goldfunde in dem von Denver nur etwa zwanzig Meilen entfernten „Clear Creek" veranlaßten die Pioniere der Goldsucher im Jahre 1859 weiter in die Schluchten vorzudringen, um vielleicht da auf größere Schätze zu stoßen. Einer von ihnen, Namens Gregory, war der erste, der in der Nähe der gegenwärtigen berühmten Minenstadt Black Hawk auf eine goldreiche Ader stieß und sie auszubeuten begann. Diese Mine ist noch heute die einträglichste und reichste von ganz Colorado, aber ihr Entdecker und früherer Eigentümer ist gegenwärtig ein bedauerns- werter Bettler! Die Trunksucht hat ihn von Stufe zu Stufe abwärts geführt. Nicht lange nach seiner Entdeckung waren die Bergabhänge zu den Seiten des Clear Creek mit einer rührigen, golddurstigen aus allen Teilen der Erde herbeigeströmten Bevölkerung gefüllt. Tagtäglich kamen halb ver- hungerte und ermattete Goldsucher, herbei gelockt von den wunderbaren Berichten. Nichts als ihren Namen nannten sie ihr Eigen. Holz war wohl hier, um sich Hütten zu bauen, Zeit hatten sie genug, sich Kräfte zu sammeln für das Minieren. Aber was ist Wohnstätte und Rast für den vom Golddurst Befallenen, für den, der die glitzernden Schätze unter seinen Füßen sieht, und sich nur zu bücken braucht, um sie sein zu nennen. Fieberhaft stürzten sie herbei. Kaum gekommen, ohne Werkzeug, ohne alles, gruben sie mit den blutenden, zerkratzten Händen nach Gold, und gruben Tag und Nacht und schmelzten und stampften, bis sie ermattet, apathisch zu Boden sanken. Aber selbst dann legten sie sich auf ihre Minenlöcher und verteidigten das Stückchen Erde mit ihrem eigenen Körper! Denn wehe, wer seinen Posten, seine Mine verließ! Neue Ankömmlinge, — Räuber, entlassene Sträflinge und der Auswurf der großen Städte — kamen hierher, um reich zu werden. Das „Wie" war hier nicht die Frage.

7. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 420

1882 - Kiel : Homann
420 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Das Produkt wird vorzüglich in Brasilien, Guiana, Kolumbien, Mexiko, Ostindien, Madagaskar und in einigen Bezirken Afrikas gewonnen. Obenan stehen Brasilien und Ostindien. Das Sammeln der Milch findet niemals zur Blütezeit der Bäume statt; in Brasilien von Juni bis Dezember, am Orinoko und Rio negro von Februar bis Oktober. Zu dem Zweck wird um den Stamm an dem unteren Ende ein horizontaler Kreisschnitt gemacht, darüber ein nach oben gehender senkrechter Schnitt, von dem noch mehrere Schnitte siederartig ausgehen. Unter dem horizontalen Kreisschnitt wird eine Ausflußröhre von Thon angeklebt und unter diese ein becherartig zugeschnittenes Stück Bambusrohr gebunden. Häufig macht es sich der Kautschuksammler leichter, indem er einfach mit einem kleinen Beile den Stamm bis auf den Splint durchschlägt. Der ausgeflossene Saft wird in eine Kalebasse gegossen und zu Hause in eine Schildkrötenschale entleert. Mit dieser Milch werden nun thönerne oder hölzerne Formen bestrichen und über einem Feuer ge- räuchert. Ist die erste Schicht trocken, wird eine zweite darüber gestrichen, und dies wird ungefähr zehnmal wiederholt, bis der Überzug 2—5 cm dick ist. Hiermit ist die plancka fertig. Die thönerne Form wird nun zerbrochen und mit Wasser herausgespült, so daß eine flaschenartige Blase übrig bleibt (das ist das Flaschenkautschuk, die beste Sorte), oder der Überzug wird (bei den hölzernen Formen) aufgeschnitten. Das Platten- kautschuk wird so hergestellt, daß man die Milch auf Bretter streicht, die erste Schicht räuchert und so fortfährt, bis die nötige Dicke erreicht ist. Nachher werden die Platten abgelöst. Ein tüchtiger Arbeiter kann in einer Stunde 2 Vs — 3 kg Kautschuk bereiten. Der Wert desselben liegt in seiner Dichtigkeit; je freier von Blasen und Hohlräumen, desto wertvoller ist es. Der Milchsaft der brasilianischen Gummibäume enthält gegen 30 % Kautschuk. Die brasilia- nischen Wälder gehen übrigens einer langsamen Ausrottung entgegen, denn die trägen Indianer sammeln ununterbrochen; durch das fortwährende Ab- zapfen stirbt der Baum ab, und nachgepflanzt wird nicht. Nächst Brasilien liefert Centralamerika das meiste Kautschuk. Hier sind es besonders der Ulöbaum und die Lobelia cautschuc, die bis Peru hinunter in dichten und warmen Waldungen wachsen. Der Saft wird in Gefäßen gesammelt, deren Inhalt in zinnernen Kannen von 20 1 aus- gegossen wird. Ein Baum von 1,25 m Durchmesser und 6 — 7 m Stammhöhe bis zur Verzweigung giebt 70 1 Milch, die über 20 kg Gummi ausscheiden. Ein fleißiger Arbeiter kann täglich gegen 100 I Milch sammeln. Die gesammelte Milch wird zuerst durch ein Drahtsieb und dann in ein größeres Gefäß gegossen. Auf 5 1 Milchsaft nimmt man V2 1 von dem in Wasser ausgelaugten Saft der Achuca, einer Schlingpflanze, und vermischt beides. Aus der braunen Flüssigkeit scheidet sich das geronnene Gummi ab, welches mit den Händen zusammenge- drückt und mit einem walzenförmigen Stück Holz auf einem Brette aus- gerollt wird. So bildet es einen weißen, runden, flachen von 3 V2 kg schweren Kuchen von 50 cm Durchmesser und 1 cm Dicke, der noch

8. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 421

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 421 14 Tage an der Luft trocknen muß, wobei er sich dunkel färbt und noch 21/2 kg von feinem Gewicht verliert. Auch Kugeln werden in den Handel gebracht. — In der Umgegend von Panama, wo gegen 2000 Leute Kaut- schuk sammeln, schlägt man einfach die Bäume um. In Kolumbien sam- melt man 5—6 Monate während der trocknen Jahreszeit. Mit dem Not- dürftigsten versehen, mit der Axt und mit dem Rodemesser sich Bahn brechend, ziehen die Sammler in größeren Scharen in den Wald und lassen sich dort nieder, wo sie eine hinreichende Anzahl Bäume und Wasser in der Nähe finden. Für gewöhnlich logieren sie unter freiem Himmel, sonst bauen sie sich auch Hütren von Palmblättern. Durch Einschnitte in die Bäume wird die Milch gewonnen. Dann wird das Kautschuk ent- weder auf brasilianische Weise gewonnen, oder man läßt den Milchsaft in den Gefäßen eintrocknen und räuchert nachträglich die Ballen. Diese Sorte kommt unter dem Namen Karthagena-Kautschuk in den Handel in der Form von 2 em dicken Platten, kleineren Kuchen und größeren bis 50 kg schweren Blöcken. Es gehört zu den besseren Sorten. In Ostindien, wo das Kautschuk india rubber genannt wird, läßt man es in flachen Gefäßen eintrocknen und räuchert nicht, weshalb seine Farbe bedeutend heller ist, als die des amerikanischen. Gummiplatten, die inwendig noch Feuchtigkeit enthalten, heißen Speckgummi. Exporthäfen sind Singapur, Malacca und Manilla. Das meiste kommt aus Java. Es ist wohlfeiler als das südamerikanische und geht fast ausschließlich nach Amerika; es läßt sich auch leichter auf Maschinen verarbeiten. — Das Madagaskar-Kautschuk gehört zu den besten Sorten. In der Farbe weicht das Kautschuk, wie sich aus den verschiedenen Arten der Gewinnung ergiebt, sehr von einander ab. Die südamerikani- schen Sorten sind bräunlich, schwärzlich-grau oder oft schwarz. Das aus Madagaskar, Nubien und Angola ist bläulich; das indische ist weiß, gelblich oder bräunlich. Die geräucherten Sorten sind auf der Schnittsiäche fett- glänzend, die ungeräucherten matt. Der Geruch ist eigentümlich, aber nicht näher zu kennzeichnen. Ge- schmack ist nicht vorhanden. Erst unter 0 Grad verliert es seine Elasticität. Durch Reiben wird es elektrisch, ist selbst aber ein Nichtleiter der Elektri- cität. In Wasser und Alkohol ist es unlöslich, quillt aber in letzterem auf. Auch Terpentinöl, Äther, Benzin sind keine eigentlichen Lösungs- mittel. Leicht löst es sich in Kautschuköl, am besten in Schwefelkohlenstoff, welches rasch verdunstet und das Kautschuk in fester Form wieder absetzt. Auf diese Weise werden viele Gegenstände dargestellt. Bis über 100° erhitzt, schmilzt es, wird klebrig und dickflüssig und behält diesen Zustand. Frische Schnittflächen haften ziemlich fest an einander. Es brennt mit leuchtender, rußender Flamme. Von den meisten Säuren wird Kautschuk nicht angegriffen, nur Salpetersäure zersetzt es nach längerer Einwirkung. Die ersten Ansiedler Brasiliens, welche mit den Indianern in Be- rührung kamen, fanden bei ihnen schon das Kautschuk in Form von Röhren, Gefäßen, Schuhen, Fackeln. Auch in Ostindien scheint der Ge- brauch schon alt zu sein, man machte Fackeln und Körbe daraus. La

9. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 257

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 257 Niederlande, Österreich u. s. w. bis Türkei und Griechenland am Ende der Skala stehen. Die zweite Vergleichung mit räumlicher Ausdehnung des Landes ergiebt für England 9,3 km Eisenbahnen auf 100 qkm, in Belgien 13,5, in den Nieder- landen 5,8, in Frankreich 4,6, in der Schweiz 6,6 in Deutschland 5,8, in Rußland 0,38, in der Türkei 0,46, und in Griechenland nur 0,02 auf 100 qkm. Bettachten wir eine Erdkarte, auf welcher die Eisenbahnen eingezeichnet erscheinen, so finden wir sie namentlich über die nördliche Erdhälfte ausgebreitet, während auf der südlichen Hemisphäre Australien und Südamerika erst allmählich sich mit einem Netze von Schienen zu bedecken beginnen. Wir haben jetzt Eisenbahnen über schmale Meeres- arme und durch sandige Wüsten, wie jene zwischen Alexandrien und Suez; sie durch- schueiden die Lagunen von Venedig, überklimmen eisige Alpengipfel und rollen durch die weite Prärie oder durch den ttopischen Urwald. In Europa können wir un- unterbrochen bereits von Madrid bis an die Wolga in Rußland oder in die Türkei gelangen und von Brindisi in Süditalien nach Jütland. Rußland arbeitet daran, sein Schienennetz von der Wolga weiter nach Östeu über den Ural bis nach Tjumen in Sibirien fortzusetzen. Die Pyrenäen, der Brenner und Semmering sind bereits überschient; der Mont-Cenis-Tunnel durchbricht die Westalpen in einer Länge von 12236 m und die Durchbohrung' des St. Gotthard ist in diesem Jahre vollendet worden. Der Gotthard-Tunnel hat eine Länge von 14 800 m. Schon diese europäischen Bahnen erweisen sich als die wichsigsten Beförderer und Abkürzer des Weltverkehrs. Das englische Postfelleisen nach Alexandrien nimmt seit der Eröffnung der Mont-Cenisbahn seinen Weg durch Frankreich und Italien via Brindisi. Dadurch wird der Verkehr mit Ostindien um ein Bedeutendes verkürzt. Noch mehr hat der Welthandel durch die großen Eisenbahnen Nord-Amerikas ge- wonnen. Seitdem die letzte Schiene der Pacificbahn mit goldenem Nagel auf einer Schwelle von Cedernholz befestigt wurde, ist die Union erst recht zu eiuem Lande ge- worden; seitdem sind Ost und West sich bis auf wenige Tage einander nahe gerückt und ein Kulturband, das über 48 Längengrade reicht, verknüpft den atlantischen mit dem füllen Ozean. Es ist ein Werk, dem an Kühnheit der Ausführung wenige andere nahe stehen und das in Bezug auf Bedeutung für den Weltverkehr höchstens am Suezkanal einen Rivaleu findet. Aber mit einer Bahn ist dem riesig anwachsenden nordamerikanischen Konttnente nicht gedient. Die Verbindungen zwischen Ost und West werden von Tag zu Tag inniger und aus diesem Grunde sind seit 1873 noch zwei neue Linien :m Bau be- griffen. Die südliche Linie die „Atlantic- und Pacificbahn" geht im Osten von St. Louis aus und reicht in das Territorium der Indianer; sie soll fortgesetzt werden durch das nördliche Texas nach Neu-Mexico bis nach San-Diego am stillen Ozean im südlichen Kalifornien. Sie wird von Schnee kaum zu leiden haben, da sie unter dem 35 o n. B. verläuft. Die nördliche Route, die Northern-Pacific Rail Road nimmt ihren Ausgangspunkt am westlichen Ende des oberen Seees bei Duluth. Von hier wird sie in gerader westlicher Linie durch Minnesota, Dacotah, Montana über das telsengebirge nach dem Pugetsunde im Washington-Territorium zum stillen Ozean führen. ie hat eine Länge von 2475 km. Ihr Endpunkt ist darum von hoher Bedeutung, weil von hier aus die Fahrt nach Asien eine kürzere ist, als von San-Francisco. Die Bedeutung der Pacificbahn für den Welthandel tritt schon mehr und mehr hervor. China, Japan, Indien und Australien mit ihren reichen Hülssquellen sind in einem großarügen Aufschwung begriffen und der Handel mit Europa nimmt schon jetzt teilweise seinen Weg über die Pacificbahn. Der Handel mit Thee und Seide via San-Francisco nahm schon seit 1871 solche Dimensionen an, daß die Dampfer- linie nach Japan-China schnell die Zahl ihrer Fahrten verdoppeln mußte. Daß Japan nach San-Francisco neige, war voraus zu sehen; dasselbe ist bei Neuseeland der Fall. Für die südchinesischen Häfen schien die Sache fraglich. Da hat sich nun gezeigt, daß die Postdampfer von Hongkong über Shanghai nach San-Francisco im Durchschnitt 34 Tage gebrauchen; während die Route von England durch den Suezkanal bis Hongkong 51 Tage Zeit erfordert. Ein Brief aus England nach Hongkong durch die Vereinigten Staaten wttd also seinen Bestimmungsort allemal schneller erreichen, wenn der Abgang des Postdampfers von San-Francisco — wohin Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 17

10. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 271

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 271 die Geschichte genommen haben würde, wenn die griechischen Inseln, Si- cilien, Großbritannien Europa gefehlt hätten. Wären die arischen Völker dieser Burgen beraubt gewesen, in die sie sich zurückziehen konnten, um ihre geistigen und moralischen Schätze in Sicherheit zu bringen, so würden sie sicher nicht jene Fortschritte gemacht haben, auf denen die moderne Civilisation beruht. Als freilich die Schiffahrt noch nicht alle Punkte der Erdoberfläche einander nahe gebracht hatte, konnten auch die Inseln nur dann von hervor- ragender Bedeutung für die Geschichte der Menschheit sein, wenn sie in unmittelbarer Nähe eines Landes gelegen waren und sich gleichsam auf ein Land mit reichen Ebenen und zahlreicher Bevölkerung stützten. Die wie verloren weit ab im Meere gelegenen Inseln sind für ihre Bewohner Gefängnisse oder Verbannungsplätze. Der Mangel eines natürlichen Mittel- punktes hält sie in Vereinsamung und Barbarei. Wie bei jenen niederen Organismen, denen der Kopf fehlt, verbreitet sich das Leben gleichmäßig über den ganzen Körper; aber es ist nirgends konzentriert und unfähig großer Kraftentwickelung. Trotz ihrer Zahl, trotz ihrer Schönheit, ihres fruchtbaren Bodens und ihres glücklichen Klimas sind die Inseln Ozeaniens von der Civilisation ausgeschlossen geblieben. Diejenigen Gegenden, welche gegenwärtig die günstigsten Bedingungen für die Entwickelung der Menschheit darbieten, sind daher die großen kontinentalen Ebenen, die über das Meer auf nahe Inseln oder Insel- gruppen Hinausschauen. Hier entwickelt sich der Ackerbau auf den ebenen Fluren, hier winken Häfen dem Handel zur Einkehr, hier werden Er- zeugnisse getauscht, lernen die Menschen sich einander kennen, begegnen und mischen sich die Jdeeen. Fast alle großen Städte sind an der Be- rührungsgrenze zwischen dem Küstenlande und den Ackerbauregionen errichtet; dort sammeln sich die Menschen, weil sich die Interessen der Menschheit dort zusammenfinden. Die Ackerbaubevölkerungen, die allerseßhaftesten und vermöge ihrer streng geregelten Lebensweise vorzugsweise Gewohnheits- menschen, treten hier in unmittelbare Berührung mit den Küstenbewohnern, den beweglichsten, thatkräftigsten, reise- und abenteuerlustigsten. Dies Zu- sammentreffen von Menschen von so verschiedenen Sitten ist eins der wich- tigsten Momente in der Geschichte des menschlichen Fortschritts. Es giebt Küstenvölker, deren Leben eine beständige Wanderung ist und die den Ozean gleichsam zu ihrer zweiten Heimat gemacht haben. So zogen die Normannen, die sich „Könige der See" nannten, von einer Küste zur andern, Furcht und Schrecken verbreitend, hier und da endlich sich feste Wohnplätze suchend. Und ist es anders mit den Söhnen Albions? Verbringen nicht auch sie die größere Hälfte des Lebens an Bord von Schiffen, auf wogender See, wo sie nur Wolken und Himmelsblau schauen? Und nicht ebenso die Bewohner der Westseeküsten und Inseln? Solche Küstenbevölkerungen sind furchtlos; sie trotzen dem Tode unter tausend Gestalten, sie sind viel zu vertraut mit den entsetzlichsten Kämpfen und Gefahren, als daß sie vor Menschen noch zittern könnten. Sie sind kalt- blütig ausdauernd, weil der Kampf mit den Elementen sie jeden Augenblick
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