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1. Für Seminare - S. 140

1912 - Breslau : Hirt
140 B. Länderkunde. — I. Asien. und bedeutendenmänner; der Ahnenkultus bildet auch die „Grundlage des Familien- lebeus, in dem sich große Hochachtung vor den Eltern und vor dem Alter zu erkennen gibt". Im allgemeinen sind die Chinesen religiös gleichgültig und in groben Aber- glauben versunken. Jm>V wohnen viele Mohammedaner; die Zahl der Christen wird auf 1,15 Mill. angegeben. Bis vor kurzem wurde das chinesische Riesenreich, zwanzigmal so groß wie das Deutsche Reich, von einem Kaiser, der sich „Sohn des Himmels" nannte, beherrscht. Der jüngste Aufstand des Volkes veranlaßte den Herrscher abzudanken und führte zur Umwandlung der Monarchie in eine Republik. 79. Chinesische Gerichtsverhandlung. Auch in ihren Gesetzen und in ihrer Rechtspflege zeigen die Chinesen viel Eigenart. Der höchste Gerichtshof in Peking heißt Strasamt. Dieser hat auch die Entscheidung über Todesstrafen. Die verhängten Strafen sind streng, oft grausam. (1) Besiedlung. China ist das Land der großen Städte. Namentlich Fluß- straßen und Meeresbuchten erscheinen als Siedluugslagen bevorzugt. Jm X: Peking (1600), „Nordresidenz", bildet ohne die Vorstädte ein Rechteck von 32qkm Fläche mit 5 m dicker und 6 m hoher Umfassungsmauer, die durch 16 Tore Einlaß gewährt. Die Maudschustadt, in der viele Tempel, Moscheen, der Kaiser- palast und die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften liegen, ist von der äußerst belebten, aber ungepstasterten und unsauberen Chinefenstadt-durch eine Mauer getrennt. Pekings Seehafen ist Tientfin (800), der Hauptstapelplatz für den Handel Nordchinas und der Mongolei. In der Mitte, in den tee- und seidenreichsten Provinzen: Schänghai (700), Mittelpunkt des Tee-, Seiden- und Baumwollhandels, wurde der bedeutendste Ver- tragshasen Chinas mit regelmäßigen Dampferverbindungen nach Europa und Amerika; es ist der Sitz zahlreicher deutscher Handelshäuser. Hanköu-Wu- tschang (1500) amjäntsekiäng, der hier 3£km breit ist, entwickelte sich zum Stapel- platz für den europäischen, meist britischen Handel und zum Endpunkt der europäischen,

2. Für Seminare - S. 2

1912 - Breslau : Hirt
Die vorliegende „Erdkunde für Seminare" enthält als Abschnitt D die Mathematische Erdkunde von Seminarlehrer Johannes Ziesemer, gänzlich neubearbeitet von Seminarlehrer Heuer in Havelberg. Wiederholt vorgekommene, das Maß des Erlaubten überschreitende Benutzung von Text, Abbildungen und Karten der E. von Seydlitzschen Geographie veranlassen mich zu der Erklärung, das? ich künftighin gegen jede derartige Verletzung meiner Rechte auf Grund der Gesetze betreffend das Urheberrecht an Werken und Bildern vom 19. Juni 1901 und vom 9. Januar 1907 vorgehen werde. Das Recht der Übersetzung wird vorbehalten. Breslau, im Sommer 1912. Ferdinand Hirt. Preis gebunden 5,75 Mk. /19 ( A

3. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 219

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
219 L Das Königreich Persien (26,450 Q.-M., 5 Mill. E.) liegt zwischen dem Kaspi-See und dem persischen Meerbusen, und hat, mit Ausnahme des südlichen Küstenstrichs und der Wüste, ein mildes, aber trocknes Klima. Die Perser, von vermischter Herkunft, sind Muhamedaner, (Schiiten) und Hauptfeinde der Türken (Sunniten); im Aeußern erscheinen sie als ein schöner, kräftiger,, gewandter und ausdauernder Menschenschlag. Sie zeichnen sich durch Geist, Verstand (das Schachspiel ist in Persien erfunden), poetischen Sinn, Milde, Tapferkeit, Mäßigkeit und Höflichkeit aus. Aber diesen Tugenden kommen folgende Hauptfehler gleich: Falschheit, Verstellung, Geiz und Eifersucht. Kein noch so feierlicher Eidschwur vermag ihre Habsucht oder ihren Ehrgeiz zu mäßigen. Araber und Türken sprechen mit der größten Verachtung von den vielen Complimenter: und den schönen Worten der Perser. Viele Stämme sind noch Nomaden (Ihlasis); die Angesessenen nennt man Tadschiks. Sie verfertigen vorzügliche Teppiche, Shawls, Säbel, Leder-, Gold- und Silberwaaren. Obwohl in Persien der Islam die herrschende Religion ist, so werden doch auch die Religionen der Parsen, Juden, Christen re. geduldet. In Persien und Beludschistan sollen noch 100,000 Anhänger von Zoroasters Lehre sein; die Moslemin nennen die Feueranbeter in der Regel Guebern, d. i. Ungläubige. — Der Boden, welcher auf künstlichem Wege bewässert wird, liefert neben unsern europäischen Getreidearten viel Obst, guten Wein, prächtige Rosen (Rosenöl) und reichliche Weiden für die Pferde- und Kameelzucht. Auch der Seiden- bau ist ein nicht unbedeutender Erwerbszweig in Persien, welcher noch ergie- biger wäre, wenn die Handelsverbindungen des Landes nach Außen sich günstiger gestalteten und die Sicherheit der Landstraßen von wegelagernden Räubern nicht gefährdet würde. Der Handelsstand ist sonst in Persien sehr geachtet; Geistliche und hohe Beamte verschmähen es nicht, Geschäfte zu machen. Die Perser werden von einem despotischen Herrscher, „Schach", regiert; die Söhne desselben, Mizars genannt, verwalten die Provinzen, wenn sie mündig sind. Alle Unterthanen haben gleiche Rechte und werden nach dem Koran gerichtet. Vor Gericht sollen große Bestechlichkeiten vorkommen und gräßliche Strafen verhängt werden, z. B. Bastonade, Schinden, Spießen, Augenausstechen rc. Die bedeutendsten Städte sind: Teheran, 80,000 E. Schiras, 30,000 E. (Gräber der persischen Dichter Saadi und Hasiz.) Jspahlu, 60,000 E. Tauris am Urmiasee, 100,000 E. Balfrusch nahe am Kaspi-See, 250,000 Einw. Herat, früher ein selbständiger Staat, ist 1851 von den Persern erobert worden. 2. Afghanistan (Kabul) mit Herat (12,160 O.-M., 4 Mill. Cinw.) wird von den nomadisirenden Afghanen bewohnt, welche aus den Hindukuh- bergen gekommen sind, in mehrere Stämme zerfallen und in immerwähren- dem Kriege mit einander leben. Auch hier bauen die Tadschiks" das Land, treiben Gewerbe oder nehmen Theil an dem Handel, welcher durch Kabuls Lage, wo die Waaren von West- und Ostasien aufgestapelt werden und Karawanen von allen Richtungen anlangen oder abgehen, begünstigt wird. Kabul wird vou einem Schach regiert, welcher in Kabul residirt. Kandahar, 80,000 E. Herat, 100,000 E., Fabriken, Mittelpunkt eines ausgebreiteten Handels.

4. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 301

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
301 daß die Bewohner dieser Länder auf einer gar niedern Stufe der Bildung stehen geblieben sind. Selbst die christlichen Indianer sollen häufig noch heidnische Feste in verborgenen Gebirgsschluchten feiern und heimlich Kiuder- opser anstellen. An diesem unerfreulichen Zustand der Länder spanischer Nationalität tragen endlich noch die staatlichen Verwirrungen große Schuld, welche seit Jahrzehnten in ekelhaftester Weise in allen Staaten, Chile aus- genommen, die Bewohner nie zur Ruhe kommen ließen, sondern eine ewige Unruhe, furchtbare Kämpfe, Gefahr und Verbannung brachten. Auch die Sitten der großen Mehrheit befinden sich in einen: gar verwahrlosten Zu- stande, und von der Sicherheit des Eigenthnms und der Person zeugen am besten die Worte eines mexikanischen Ministers, welche er in der National- Versammlung äußerte: „Die Räuber cirkuliren frei, noch mit der Beute in den Händen, noch mit dem blutigen Dolch; man kennt sie, man nennt sie; sie wandeln frecher Stirn unter uns, und man kann sie nicht anklagen, weil Jeder sich scheut, gegen sie zu zeugen." Die Gerichtsbarkeit steht in sehr üblem Rufe; Bestechlichkeit vermag dort Alles; öffentliche Veruntreuungen kommen in Mexiko und andern Staaten fast täglich vor. Die Justiz wird in den Zeitungen und auf der Straße vom Volke für wenige Silberstücke auf das Gröbste verletzt und verhöhnt. Ortsbeschreibung. 1. Mexiko (40,000 Q.-M., 8 Mill. E.), ist gegenwärtig ein Kaiserthum; der Kaiser, ein Habsburger, findet jedoch viel Widerstand. Es liegt südwestlich von den Vereinigten Staaten und hat im N. den Gila, im No. den Rio del Norte als Grenze. Hauptst. ist Mexiko, 200,000 E., mit Universität; die schönste Stadt Amerikas. Sie liegt auf der Stelle des alten Tennochtitlan über 7000' hoch in großartiger Um- gebung zwischen zwei Seen. Akapulko am stillen Meer. Guanaxuato, 50,000 E. Veracruz und Tambiko sind die wichtigsten Seehandelsplätze. Welches sind die bedeutendsten Silbergruben? Puebla de los Angelos, 80,000 Gr., Hauptsitz der mexik. Industrie. Merida in Pucatan, hat 40,000 Gr. 2. Guatemala (3060 Q.-M., l Mill. E.) wird vorzugsweise (9/io) von Indianern (Ladinos) bewohnt, welche sich durch geistige Regsamkeit, Fleiß und Vorliebe für europ. Colonisten auszeichnen. Der Boden dieses tropischen Landes ist namentlich an der Ostküste sehr er- giebig und gestattet reichliche Ausfuhr an Getreide, Mais, welcher hundert- fältigen Ertrag liefert, Kakao, Zucker, Vanille rc. Die Verfassung'ist der nordamerik. nachgebildet. Hauptstadt ist Guatemala la nueva, 60,000 E. Anmerkung. Im Bezirk St. Thomas hat eine belgische Gesellschaft 1842 eine Colonie angelegt, welche aber in Folge des Klimas wenig Erfolg verspricht. 3. San Salvador (400 Q.-M., */* Mill, E.), der bestbevölkerte Staat in Mittel-Amerika (1200 Seelen auf 1 Q.-M.) treibt vorzüglich Handel mit Balsam und Indigo, Terpentin und Colonial- waaren, welchen die englischen Colonisten von Balize (Honduras) geschaffen

5. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 314

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
314 feit und Leben, Fleiß und Streben, Freude und Liebe. Man rechnet, daß von 150 Missionären an 6 — 700,000 Seelen dem Christenthum zugewandt worden sind. Wo aber die beglückende Iesu-Religion noch keinen Eingang gefunden, da sind alle Laster im Schwung; auf diesen Inseln ist die Be- völkerung im Abnehmen, auf den christlichen Inseln im Zunehmen begriffen. Was nun zunächst die staatlichen Einrichtungen in Australien betrifft, so kann davon bei den Negritos kaum die Rede sein, weil sie in einzelnen klei- nen Horden abgesondert von einander leben und nur für ihre augenblicklichen Nahrungsbedürfnisse Sorge tragen. Auf dem Continente haben wir daher nur die englischen Kolonieen zu betrachten; sie zerfallen in 6 Gouvernements: Neu-Südwales, Van-Diemens-Land, Süd-, West-, Nordaustralien und Neu- Seeland. Australien hat seine Colonisation englischen Verbrechern zu verdanken, welche die Regierung zuerst 1787 nach Botany Bay deportiren ließ. Da die günstigen Fortschritte der Verbrecher-Kolonie in England bald allgemein bekannt wurden, so wanderten auch viele freie, unbescholtene Colonisten ein, welchen in den letzten Jahren, wo man bedeutende Goldlager, Kupfer- und Bleigruben aufgefunden hat, zahlreiche Auswanderer gefolgt sind. Einen dritten Theil der Colonisten bilden die Emancipationirten, d. h. solche, welche deportirt worden sind, aber durch gute Aufführung und sichtbare Besserung ihre Freiheit erworben haben. Vor dem Gesetze sind die Freien und Eman- cipationirten zwar völlig gleich, allein im gewöhnlichen Verkehr herrscht doch einige Spannung, da die Freigewordenen von den Freien nicht ganz für voll angesehen werden. Die Deportirten, auch Regierungsleute genannt, bilden in Neu-Südwalcs und Van-Diemens-Land oder Tasmania h'3 der gesammten Bevölkerung; in Süd-, Nord-, Westaustralien und auf Neu-Seeland werden keine Verbrecher aufgenommen. Früher beschäftigte die Regierung selbst die Verbrecher; jetzt aber überläßt man sie freien Colonisten, und behält sich die ärztliche und polizeiliche Aufsicht vor. Dadurch ist den Deportirten der Weg zur Besserung und zu einem spätern Erwerb leicht geöffnet; sie erhalten von den Coloni- sten nur Nahrung und Kleidung; zur Aufmunterung vielleicht einige Ge- schenke in Naturalien, aber kein Geld. Solche Deporrirte, welche sich durch Fleiß, Gehorsam und gute Aufführung auszeichnen, werden beurlaubt, d. h. sie dürfen über ihre Person und Zeit frei bestimmen. Bei dem geringsten Fehltritt kommen sie wieder unter polizeiliche Aufsicht. Die Emancipation gibt ihnen die vollständige Freiheit und sogar die Erlaubniß, die Colonie zu verlassen. Bei größern oder kleinern Vergehen verurtheilt man die De- portirten zum Straßenbau oder zu den sogenannten Penalstationen. Diese sind sehr gefürchtet, weil es besondere, im Innern und auf der Insel Norfolk gelegne Niederlassungen sind, wo die Sträflinge unter militärischer Aufsicht zum Ackerbau :c. angehalten werden. Uebrigens soll in den australischen Colonieen eine arge Sittenlostgkeit herrschen; Trunksucht, Liederlichkeit, Dieb- stahl, Mord und Betrug sollen ziemlich gewöhnliche Erscheinungen sein. Die Colonisten treiben vorzugsweise Landwirthschaft und Handel. Das Klima ist dem Ackerbau und der Viehzucht, namentlich der Schafzucht sebr günstig, welche in Neu-Südwales und Van-Diemens-Land so bedeutend ist, daß bereits über llxo des gesammten Wollenbedarfs in den englischen Fabri-

6. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. IV

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
Iv allfällige Erweiterung oder Beschränkung desselben dem Ermessen des Lehrers je nach dem Bedürfnisse der Klasse. Jede Seite enthält Winke für ausführlichere Charakterbilder. Die eingestreuten „Fragen zur Wiederholung" sollen 1) Dinge zusammenstellen, welche sonst mehrfach hätten aufgeführt werden müssen; 2) den Schüler zum Gebrauch der Karte streng anhalten, und 3) seine ganze Thätigkeit zu Hause wohlmeinend überwachen. Darum wurden auch in der ersten Abtheilung nur solche Fragen ge- stellt, zu deren Beantwortung ein gesundes Auge oft allein ausreicht, den spätern aber diejenigen aufbewahrt, für welche ein strengeres Nachdenken oder reiferes Urtheil in Anspruch genommen wird. Indem ich schließlich noch bemerke, daß bei Abfassung dieses Lehrbuchs die besten Hülfsmittel benutzt wurden, und beim Gebrauch desselben Liechtenstern's neuester Schulatlas vortreffliche Dienste leisten wird, übergebe ich es mit dem Wunsche, es möge auch in weitern Kreisen sich einer geneigten Beachtung würdig erweisen, dem Urtheilsspruch gerechter Richter und dem Wohlwollen der studiren- den Jugend. Chur, am 29. März 1854. vr. Cassian, Prof, am Gymnasium und an der Realschule. Vorrede zur zweiten Auflage. Ist auch der Verfaffer dieses geographischen Lehrbuchs im All- gemeinen den Grundsätzen treu geblieben, welche ihn bei der Aus- arbeitung der ersten Auflage leiteten, so mußten doch bei dieser zweiten nothwendige Verbesserungen vorgenommen, wünschenswerthe Erwei- terungen gemacht und mancherlei Veränderungen angebracht werden. Zunächst glaubte der Verfasser dem ethnographischen Elemente noch mehr Rechnung tragen zu sollen, als in der ersten Austage geschehen war. Dann überzeugte er sich, daß die gegebenen Fragen zur Wieder- holung besser ans Ende der einzelnen Abtheilungen gesetzt würden. Er hat diese Aufgaben vermehren zu sollen für angemeffen gefunden, weil ihn die Erfahrung lehrte, daß durch dieselben nicht nur die Vollständigkeit und Gründlichkeit des Wissens gefördert, sondern auch

7. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 224

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
224 2. Kaukasien (7939 Q.-M. und 4,160,000 Einwohner) umfaßt die Landstriche nördlich und südlich vom Kaukasus, wo die Lesghier, Osseten, Mingrelier, Georgier, Tscherkessen und Tschetschenzen wohnen. Die Bewohner des Gebirges sind meist Muhamedaner und widerstanden mit Glück und Ausdauer den russischen Heeren, welche seit einer Reihe von Jahren eifrigst bemüht waren, die Freiheit der tapferen Bergbewohner zu brechen. Als die tapfersten und widerstandsfähigsten Stämme galten die Tscherkessen und Tschetschenzen. 1859 fiel ihr Anführer Schamyl den Russen in die Hände, wodurch die Tscherkessen theils den Russen sich zu unter- werfen, theils auszuwandern veranlaßt wurden. Der Name Tscherkesse soll Wegelagerer bedeuten. Die Bergvölker des Kaukasus treiben vorzugsweise Viehzucht, sind gastlich und verachten die Bewohner der Ebene. Die Tscherkessen zerfallen in mehrere Stämme, welche sich aus einzel- nen Familien entwickelt haben und allmählich zu förmlichen Staaten heran- gewachsen sind. Sie regeln ihre Angelegenheiten nach althergebrachter Sitte, kennen keine geschriebenen Gesetze (die Kunst des Schreibens verstehen nur sehr wenige unter ihnen) und bekennen sich zum Islam. Jeder Tscherkesse hat sein eigenes Haus mit einem Nebenbau, wo der Fremde, sobald man ihn für keinen russischen Spion hält, allezeit die beste Aufnahme findet. Diese Gastfreundschaft üben alle Völker des Kaukasus. Die waffentragen- den Männer sind frei und überlassen den Sklaven oder Leibeigenen, die meist Kriegsgefangene sind, die Bestellung des Ackerbaues, die Hut der Heer- den und die Besorgung der häuslichen Arbeiten. Die Mädchen gehen un- verschleiert und genießen viele Freiheiten; die Frau nimmt den Schleier, ist Eigenthum des Mannes und darf das Haus nicht verlassen. Sie kann den Mann verklagen und sich von ihm trennen, wenn er ihre im Koran ver- zeichneten Rechte antastet. Während die Mädchen zu Hause erzogen werden, kommen die Knaben schon in frühester Jugend zu einem Pflegevater (Ata- lik), damit sie nicht verzärtelt und verzogen werden. Bei diesem lernen sie die Pferde satteln und Waffen führen, begleiten ihn auf allen seinen Zügen, und werden erst durch ihre Verheirathung selbständig. Jeder Stamm ist verantwortlich für seine Angehörigen. Ist ein Tscherkesse von einem Ange- hörigen eines andern Stammes erschlagen worden, so muß der letztere für den Mörder einstehen und die Missethat sühnen. Für den Todtschlag eines Mannes hat er 200, für den Mord einer Frau 100 Ochsen zu ent- richten. Das Urtheil spricht ein Schwurgericht von 12 Personen, wozu die sechs ältesten unbescholtenen Männer aus jedem Stamme gewählt wer- den. Das Urtheil der Geschwornen wird heilig gehalten, und sie haben Gewalt über Leben und Tod, wenn ihr Spruch einstimmig ist. Der vor- sätzliche Mord wird, ohne daß die vom Stamme zu leistende Sühne auf- gehoben wird, mit dem Tode bestraft. Man hängt dem Mörder in solchem Falle einen Stein um den Hals und wirft ihn in's Meer. Tie meisten Vergehen werden durch Strafen gesühnt, welche in Ablieferung von Vieh bestehen. Furcht vor Diebstahl kennt man da nicht, und darum stehen Häuser und Ställe überall offen. Die Tscherkessen sind tapfer und mäßig. Während sie zu Hause Gemüse und Schweinefleisch verpönen und Spieß-

8. Zweiter oder höherer Kursus - S. 875

1850 - Weilburg : Lanz
Ii. Í5i¿ Berberei. 87¿ Scheik's stehen. Neger leben in diesem Lande als freie Leute; zahlreich sind die Juden. Die herrschende Religion ist der Islam; Christen dürfen sich nur in den Seestädten häuslich niederlassen. Volksschulen finden sich in bedeutender Anzahl; Lesen, Schreiben und der Koran werden in denselben gelehrt. Auch einige höhere Lehranstalten sind vorhanden, und Fe; besitzt eine Universität, genannt „das Hans der Weisheit", von der sogar akademische Würden ertheilt werden. Die Vuchdruckcrkunst ist noch unbekannt; die Schönschrcibekunst aber wird in hohen Ehren gehalten. — Land bau, Viehzucht, Jagd und Fischerei ernährt hauptsächlich die Bewohner; der Gewcrbfleiß liefert grobes Wollcntuch, seidene Zeuge, Teppiche, vortreffliches Leder, Töpfer-, Eisen- und Stahlwaaren. Die besten Handwerker sind die Juden. Der Handel wird sowohl zu Lande, als zur See getrieben. Die Ausfuhr besteht vor- nehmlich in Wolle, Häuten, Wachs, Elfenbein, Strausfedern, Gummi, Mandeln, Datteln und Getreide. Die Oiegierung ist völlig despotisch; der Sultan, in Europa gewöhnlich Kaiser genannt, führt den Titel „Beherrscher der Gläubigen" und ist zugleich das Oberhaupt der Religion. Viermal wöchentlich hält er öffentliche Sitzung, worin er Klagen und Bittschriften annimmt und Recht spricht; aber Niemand wird ohne Geschenke zu diesen Audienzen zugelassen. Die Provinzen werden durch Khalifa's (Pascha's) verwaltet. Die Strafen für Ver- brecher werden nach Willkühr bestimmt und sind äußerst grausam; eine strenge Polizei herrscht sowohl in den Städten, als auch auf dem Lande. — Die Einkünfte sollen über 6 Mill., die Ausgaben aber nur %l/2 Mill. Gulden betragen. Die Heeresmacht ist gering und besteht nur aus etwa 80,000 Mann; im Kriege aber können leicht 100,000 Mann in's Feld gestellt werden. Auch wird eine kleine Flotte unterhalten. §. 1036. Das ganze Kaiscrthum besteht aus den zwei Reichen Marokko und Fez, zu denen noch Besitzungen in Biledulgcrid kommen. — i. Das Reich Marokko begreift die Mitte des Landes. — Marokko (Marraksch), die mit Mauern umgebene Hauptstadt des ganzen Kaifcrthuws 57*

9. Lehrbuch der allgemeinen Erdkunde - S. 218

1836 - Leipzig : Schumann
218 Allgemeine Erdkunde. waltung der Staaten herrscht so viel Regelmäßigkeit als mit dem Despotismus nur immer vereinbar ist. — In Japan war der Da tri oder geistliche Kaiser ursprünglich Herrscher; der Oberbe- fehlshaber seines Heeres, Kubo oder Seogun genannt, riß jedoch im Jahre 1585 alle Macht an sich, und das Reich ist seitdem keine Lheokratie mehr, obwohl der geistliche Kaiser noch vorhanden ist und vom weltlichen hochgeehrt wird, sondern eine absolute Monar- chie. Es giebt im Lande eine Menge Damios oder erblicher Für- sten, große Lehensherren, die aber vom Seogun sehr abhängig sind. 8. 931. In Amerika waltet in allen Staaten, mit Ausnahme des Kaiserthums Brasilien und des Diktatorats Paraguay, die republikanische Regierungsform vor; die gesetzgebende Gewalt gehört den im Eongresse versammelten Abgeordneten der Würger, die vollziehende dem Präsidenten. In der politischen Geo- graphie werden die Grundzüge der einzelnen Verfassungen berührt werden. §. 932. Der Charakter der absoluten Monarchie Euro- pa's ist ein mehr oder weniger milder, je nach der Kulturstufe, welche das beherrschte Volk einnimmt. In der eingeschränkten hat der Fürst die vollziehende Gewalt und ernennt die Richter. Die gesetzgebende Gewalt ist zwischen ihm und den Abgeordneten des Volkes, oder in manchen Staaten gewisser Körperschaften, getheilt. Ehe ein Gesetz in Kraft treten kann, müssen beide ihre Zustimmung zu demselben gegeben haben. Außer den Abgeordneten des Volkes giebt es in vielen Staaten noch eine zweite Versammlung, die mit jenen gleiche Rechte hat, und wie in England und Frankreich in manchen Fällen, z. B. Hochverrath, oberster Gerichtshof ist, auch in den meisten Staaten über angeklagte Minister Recht zu sprechen hat. Diese Körperschaft ist entweder erblich, wie in England das Oberhaus oder Haus der Lords, oder der König ernennt, wie in Frankreich, die Pairs auf Lebenszeit, oder es sitzen vom Für- sten ernannte Mitglieder sowohl, als erbliche in der Versammlung, wie in einigen deutschen Staaten, oder endlich die Mitglieder wer- den aus gewissen Kategorien vom Volke gewählt, wie die Senato- ren in Belgien. Diese das Volk oder gewisse Klassen desselben vertretenden Körperschaften heißen in England Parlament, in Spanien und Portugal Cortes, in Nordniederland General- staaten, in Belgien und Amerika Kongreß, in Frankreich Kam- mern, in Schweden Reichsstände, in Norwegen Storthing, in Deutschland Landstände. Religionen. §. 933. Sämmtliche Religionen auf Erden zerfallen in zwei große Abtheilungen, in solche nämlich, welche nur einen Gott, den Schöpfer aller Dinge, annehmen, monotheistische Religionen, wie das Judenthum, Christenthum und der Mohammedanismus, oder sie sind polytheistische, d. h. sie nehmen mehr als einen Gott an, wie das gesammte Heidenthum. §. 934. Es giebt gegenwärtig auf Erden noch mehr als 400,000,000 Menschen, die sich zum Hcidenthume bekennen. Unter

10. Lehrbuch der allgemeinen Erdkunde - S. 236

1836 - Leipzig : Schumann
236 Allgemeine Erdkunde. schrecklichsten Unwissenheit. In manchen Grafschaften lernt von 500 Kindern nicht eines lesen und schreiben. In der irischen Mund- art, welche auf dem Lande verbreiteter ist als das Englische, sind nur wenige Bücher, und die Bibel ist darin noch nicht sehr lange vorhanden.^ Auch im schottischen Hochlande und auf den Inseln an den Küsten bekümmert man sich wenig um Unterricht. §. 986. In Frankreich waren bis zum Jahre 1830 auch beinahe zwei Drittel der Gesammtbevölkerung ohne alle Schuler- ziehung; denn zwischen 16 bis 18,000,000 Menschen konnten weder lesen noch schreiben; 1822 erhielten von mehr als 28,000,000 kaum 900,000 Unterricht, und noch im Jahre 1833 weigerten sich einige Gemeinden, Elementarschulen zu gründen, und trieben die von der. Regierung ihnen zugeschickten Lehrer aus dem Dorfe. Seit einigen Jahren jedoch haben sich die Verhältnisse für den Elementarunterricht günstiger herausgestellt. §. 987. Die übrigen europäischen Staaten haben wohl höhere Bildungsanstalten, z. B. Universitäten und dergleichen, bekümmern sich jedoch um den Volksunterricht bei weitem weniger als die Regierungen der oben genannten Länder. Die niederen Klassen stehen daher, weil ihnen das erste Erforderniß zur höhern Bildung, das Lesen, abgeht, auf einer sehr niedrigen Kulturstufe, und sind von den höheren Ständen durch eine weite Kluft geschie- den. Besonders ist dieses, wie schon angemerkt worden ist, der Fall in Rußland, auch zum Theil in den altpolnischen Provinzen, in welchen Ländern der Bauer leibeigen und wenig kultivirter ist als manche Negerstämme. Die Regierung hat allerdings mehrma- lige Befehle zur Errichtung von Dorfschulen ergehen lassen, allein der unendlich degradirte Zustand, die Rohheit und Völlerei der Massen, macht es zweifelhaft, ob dieselben befolgt worden sind. §. 988. Aus der pyrenäischen Halbinsel war in Spa- nien, bis vor einigen Monaten, die Erziehung in keinen guten Hän- den, in denen ungebildeter oder fanatischer Mönche nämlich. In Portugal ist seit der Austreibung Don Miguels der schon im Jahre 1820 theilweise eingeführte wechselseitige Unterricht wiederher- gestellt worden, und wird gute Früchte tragen. Im südlichen Italien ist ein Mensch aus den niederen Ständen, der lesen kann, eine Seltenheit; im Kirchenstaate ist für Elementarunterricht besser, in Toskana und den österreichischen Provinzen gut gesorgt, in den sardinischen Staaten aber geht der Wahnsinn der Regierung so weit, daß Jeder, der sich unterrichten lassen will, erst von den Behörden einen Erlaubnißschein erwirken muß. Die Ertheilung eines solchen hängt ganz von der Willkühr der Beamten ab, und wird häufig, wenn der Nachsuchende nicht ein gewisses Vermögen aufweisen kann, verweigert. Wer lesen oder schreiben kann, meinen sie dort, könne vielleicht ein unruhiger Kopf werden. §. 989. In den von den Spaniern und Portugiesen gegründeten Kolonien, in Süd-Amerika und Mexico nämlich, sind Kenntnisse noch weniger verbreitet als im Mutterlande. Das Volk ist höchst unwissend und oft ist auf viele Meilen weit in_ der Runde gar keine Schule vorhanden. Im Jahre 1834 wollte die Negierung von
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TM Hauptwörter (200)200

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