140
B. Länderkunde. — I. Asien.
und bedeutendenmänner; der Ahnenkultus bildet auch die „Grundlage des Familien-
lebeus, in dem sich große Hochachtung vor den Eltern und vor dem Alter zu erkennen
gibt". Im allgemeinen sind die Chinesen religiös gleichgültig und in groben Aber-
glauben versunken. Jm>V wohnen viele Mohammedaner; die Zahl der Christen
wird auf 1,15 Mill. angegeben.
Bis vor kurzem wurde das chinesische Riesenreich, zwanzigmal so groß wie das
Deutsche Reich, von einem Kaiser, der sich „Sohn des Himmels" nannte, beherrscht.
Der jüngste Aufstand des Volkes veranlaßte den Herrscher abzudanken und führte
zur Umwandlung der Monarchie in eine Republik.
79. Chinesische Gerichtsverhandlung.
Auch in ihren Gesetzen und in ihrer Rechtspflege zeigen die Chinesen viel Eigenart. Der höchste Gerichtshof
in Peking heißt Strasamt. Dieser hat auch die Entscheidung über Todesstrafen. Die verhängten Strafen
sind streng, oft grausam.
(1) Besiedlung. China ist das Land der großen Städte. Namentlich Fluß-
straßen und Meeresbuchten erscheinen als Siedluugslagen bevorzugt.
Jm X: Peking (1600), „Nordresidenz", bildet ohne die Vorstädte ein Rechteck von
32qkm Fläche mit 5 m dicker und 6 m hoher Umfassungsmauer, die durch 16 Tore
Einlaß gewährt. Die Maudschustadt, in der viele Tempel, Moscheen, der Kaiser-
palast und die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften liegen, ist von der
äußerst belebten, aber ungepstasterten und unsauberen Chinefenstadt-durch eine
Mauer getrennt. Pekings Seehafen ist Tientfin (800), der Hauptstapelplatz für
den Handel Nordchinas und der Mongolei.
In der Mitte, in den tee- und seidenreichsten Provinzen: Schänghai (700),
Mittelpunkt des Tee-, Seiden- und Baumwollhandels, wurde der bedeutendste Ver-
tragshasen Chinas mit regelmäßigen Dampferverbindungen nach Europa und
Amerika; es ist der Sitz zahlreicher deutscher Handelshäuser. Hanköu-Wu-
tschang (1500) amjäntsekiäng, der hier 3£km breit ist, entwickelte sich zum Stapel-
platz für den europäischen, meist britischen Handel und zum Endpunkt der europäischen,
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Deutsche_Reich Peking China Peking Pekings Mongolei Chinas Europa Amerika
Die vorliegende „Erdkunde für Seminare" enthält als Abschnitt D
die Mathematische Erdkunde von Seminarlehrer Johannes Ziesemer,
gänzlich neubearbeitet von Seminarlehrer Heuer in Havelberg.
Wiederholt vorgekommene, das Maß des Erlaubten überschreitende Benutzung
von Text, Abbildungen und Karten der E. von Seydlitzschen Geographie veranlassen
mich zu der Erklärung, das? ich künftighin gegen jede derartige Verletzung meiner
Rechte auf Grund der Gesetze betreffend das Urheberrecht an Werken und Bildern
vom 19. Juni 1901 und vom 9. Januar 1907 vorgehen werde. Das Recht der
Übersetzung wird vorbehalten.
Breslau, im Sommer 1912. Ferdinand Hirt.
Preis gebunden 5,75 Mk.
/19 ( A
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Johannes_Ziesemer Ferdinand_Hirt Ferdinand
219
L Das Königreich Persien (26,450 Q.-M., 5 Mill. E.)
liegt zwischen dem Kaspi-See und dem persischen Meerbusen, und hat, mit
Ausnahme des südlichen Küstenstrichs und der Wüste, ein mildes, aber
trocknes Klima. Die Perser, von vermischter Herkunft, sind Muhamedaner,
(Schiiten) und Hauptfeinde der Türken (Sunniten); im Aeußern erscheinen
sie als ein schöner, kräftiger,, gewandter und ausdauernder Menschenschlag.
Sie zeichnen sich durch Geist, Verstand (das Schachspiel ist in Persien
erfunden), poetischen Sinn, Milde, Tapferkeit, Mäßigkeit und Höflichkeit
aus. Aber diesen Tugenden kommen folgende Hauptfehler gleich: Falschheit,
Verstellung, Geiz und Eifersucht. Kein noch so feierlicher Eidschwur vermag
ihre Habsucht oder ihren Ehrgeiz zu mäßigen. Araber und Türken sprechen
mit der größten Verachtung von den vielen Complimenter: und den schönen
Worten der Perser. Viele Stämme sind noch Nomaden (Ihlasis); die
Angesessenen nennt man Tadschiks. Sie verfertigen vorzügliche Teppiche,
Shawls, Säbel, Leder-, Gold- und Silberwaaren. Obwohl in Persien der
Islam die herrschende Religion ist, so werden doch auch die Religionen
der Parsen, Juden, Christen re. geduldet. In Persien und Beludschistan
sollen noch 100,000 Anhänger von Zoroasters Lehre sein; die Moslemin
nennen die Feueranbeter in der Regel Guebern, d. i. Ungläubige. — Der
Boden, welcher auf künstlichem Wege bewässert wird, liefert neben unsern
europäischen Getreidearten viel Obst, guten Wein, prächtige Rosen (Rosenöl)
und reichliche Weiden für die Pferde- und Kameelzucht. Auch der Seiden-
bau ist ein nicht unbedeutender Erwerbszweig in Persien, welcher noch ergie-
biger wäre, wenn die Handelsverbindungen des Landes nach Außen sich
günstiger gestalteten und die Sicherheit der Landstraßen von wegelagernden
Räubern nicht gefährdet würde. Der Handelsstand ist sonst in Persien sehr
geachtet; Geistliche und hohe Beamte verschmähen es nicht, Geschäfte zu machen.
Die Perser werden von einem despotischen Herrscher, „Schach", regiert;
die Söhne desselben, Mizars genannt, verwalten die Provinzen, wenn sie
mündig sind. Alle Unterthanen haben gleiche Rechte und werden nach dem
Koran gerichtet. Vor Gericht sollen große Bestechlichkeiten vorkommen und
gräßliche Strafen verhängt werden, z. B. Bastonade, Schinden, Spießen,
Augenausstechen rc. Die bedeutendsten Städte sind: Teheran, 80,000 E.
Schiras, 30,000 E. (Gräber der persischen Dichter Saadi und Hasiz.)
Jspahlu, 60,000 E. Tauris am Urmiasee, 100,000 E. Balfrusch nahe
am Kaspi-See, 250,000 Einw. Herat, früher ein selbständiger Staat, ist
1851 von den Persern erobert worden.
2. Afghanistan (Kabul) mit Herat (12,160 O.-M., 4 Mill. Cinw.)
wird von den nomadisirenden Afghanen bewohnt, welche aus den Hindukuh-
bergen gekommen sind, in mehrere Stämme zerfallen und in immerwähren-
dem Kriege mit einander leben. Auch hier bauen die Tadschiks" das Land,
treiben Gewerbe oder nehmen Theil an dem Handel, welcher durch
Kabuls Lage, wo die Waaren von West- und Ostasien aufgestapelt werden
und Karawanen von allen Richtungen anlangen oder abgehen, begünstigt
wird. Kabul wird vou einem Schach regiert, welcher in Kabul residirt.
Kandahar, 80,000 E. Herat, 100,000 E., Fabriken, Mittelpunkt eines
ausgebreiteten Handels.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: B._Bastonade Schiras
Extrahierte Ortsnamen: Persien Kaspi-See Persien Persien Persien Persien Persien Teheran Urmiasee Kaspi-See Herat Afghanistan Kabul Herat Kabuls Ostasien Kabul Kabul Kandahar Herat
301
daß die Bewohner dieser Länder auf einer gar niedern Stufe der Bildung
stehen geblieben sind. Selbst die christlichen Indianer sollen häufig noch
heidnische Feste in verborgenen Gebirgsschluchten feiern und heimlich Kiuder-
opser anstellen. An diesem unerfreulichen Zustand der Länder spanischer
Nationalität tragen endlich noch die staatlichen Verwirrungen große Schuld,
welche seit Jahrzehnten in ekelhaftester Weise in allen Staaten, Chile aus-
genommen, die Bewohner nie zur Ruhe kommen ließen, sondern eine ewige
Unruhe, furchtbare Kämpfe, Gefahr und Verbannung brachten. Auch die
Sitten der großen Mehrheit befinden sich in einen: gar verwahrlosten Zu-
stande, und von der Sicherheit des Eigenthnms und der Person zeugen am
besten die Worte eines mexikanischen Ministers, welche er in der National-
Versammlung äußerte: „Die Räuber cirkuliren frei, noch mit der Beute in
den Händen, noch mit dem blutigen Dolch; man kennt sie, man nennt sie;
sie wandeln frecher Stirn unter uns, und man kann sie nicht anklagen, weil
Jeder sich scheut, gegen sie zu zeugen." Die Gerichtsbarkeit steht in sehr üblem
Rufe; Bestechlichkeit vermag dort Alles; öffentliche Veruntreuungen kommen
in Mexiko und andern Staaten fast täglich vor. Die Justiz wird in den
Zeitungen und auf der Straße vom Volke für wenige Silberstücke auf das
Gröbste verletzt und verhöhnt.
Ortsbeschreibung.
1. Mexiko (40,000 Q.-M., 8 Mill. E.),
ist gegenwärtig ein Kaiserthum; der Kaiser, ein Habsburger, findet jedoch
viel Widerstand. Es liegt südwestlich von den Vereinigten Staaten und hat
im N. den Gila, im No. den Rio del Norte als Grenze. Hauptst. ist
Mexiko, 200,000 E., mit Universität; die schönste Stadt Amerikas. Sie liegt
auf der Stelle des alten Tennochtitlan über 7000' hoch in großartiger Um-
gebung zwischen zwei Seen. Akapulko am stillen Meer. Guanaxuato, 50,000
E. Veracruz und Tambiko sind die wichtigsten Seehandelsplätze. Welches
sind die bedeutendsten Silbergruben? Puebla de los Angelos, 80,000 Gr.,
Hauptsitz der mexik. Industrie. Merida in Pucatan, hat 40,000 Gr.
2. Guatemala (3060 Q.-M., l Mill. E.)
wird vorzugsweise (9/io) von Indianern (Ladinos) bewohnt, welche sich durch
geistige Regsamkeit, Fleiß und Vorliebe für europ. Colonisten auszeichnen.
Der Boden dieses tropischen Landes ist namentlich an der Ostküste sehr er-
giebig und gestattet reichliche Ausfuhr an Getreide, Mais, welcher hundert-
fältigen Ertrag liefert, Kakao, Zucker, Vanille rc. Die Verfassung'ist der
nordamerik. nachgebildet. Hauptstadt ist Guatemala la nueva, 60,000 E.
Anmerkung. Im Bezirk St. Thomas hat eine belgische Gesellschaft
1842 eine Colonie angelegt, welche aber in Folge des Klimas wenig
Erfolg verspricht.
3. San Salvador (400 Q.-M., */* Mill, E.),
der bestbevölkerte Staat in Mittel-Amerika (1200 Seelen auf 1 Q.-M.)
treibt vorzüglich Handel mit Balsam und Indigo, Terpentin und Colonial-
waaren, welchen die englischen Colonisten von Balize (Honduras) geschaffen
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
314
feit und Leben, Fleiß und Streben, Freude und Liebe. Man rechnet, daß
von 150 Missionären an 6 — 700,000 Seelen dem Christenthum zugewandt
worden sind. Wo aber die beglückende Iesu-Religion noch keinen Eingang
gefunden, da sind alle Laster im Schwung; auf diesen Inseln ist die Be-
völkerung im Abnehmen, auf den christlichen Inseln im Zunehmen begriffen.
Was nun zunächst die staatlichen Einrichtungen in Australien betrifft, so
kann davon bei den Negritos kaum die Rede sein, weil sie in einzelnen klei-
nen Horden abgesondert von einander leben und nur für ihre augenblicklichen
Nahrungsbedürfnisse Sorge tragen. Auf dem Continente haben wir daher
nur die englischen Kolonieen zu betrachten; sie zerfallen in 6 Gouvernements:
Neu-Südwales, Van-Diemens-Land, Süd-, West-, Nordaustralien und Neu-
Seeland.
Australien hat seine Colonisation englischen Verbrechern zu verdanken,
welche die Regierung zuerst 1787 nach Botany Bay deportiren ließ. Da
die günstigen Fortschritte der Verbrecher-Kolonie in England bald allgemein
bekannt wurden, so wanderten auch viele freie, unbescholtene Colonisten ein,
welchen in den letzten Jahren, wo man bedeutende Goldlager, Kupfer- und
Bleigruben aufgefunden hat, zahlreiche Auswanderer gefolgt sind. Einen
dritten Theil der Colonisten bilden die Emancipationirten, d. h. solche, welche
deportirt worden sind, aber durch gute Aufführung und sichtbare Besserung
ihre Freiheit erworben haben. Vor dem Gesetze sind die Freien und Eman-
cipationirten zwar völlig gleich, allein im gewöhnlichen Verkehr herrscht doch
einige Spannung, da die Freigewordenen von den Freien nicht ganz für voll
angesehen werden.
Die Deportirten, auch Regierungsleute genannt, bilden in Neu-Südwalcs
und Van-Diemens-Land oder Tasmania h'3 der gesammten Bevölkerung; in
Süd-, Nord-, Westaustralien und auf Neu-Seeland werden keine Verbrecher
aufgenommen. Früher beschäftigte die Regierung selbst die Verbrecher; jetzt
aber überläßt man sie freien Colonisten, und behält sich die ärztliche und
polizeiliche Aufsicht vor. Dadurch ist den Deportirten der Weg zur Besserung
und zu einem spätern Erwerb leicht geöffnet; sie erhalten von den Coloni-
sten nur Nahrung und Kleidung; zur Aufmunterung vielleicht einige Ge-
schenke in Naturalien, aber kein Geld. Solche Deporrirte, welche sich durch
Fleiß, Gehorsam und gute Aufführung auszeichnen, werden beurlaubt, d. h.
sie dürfen über ihre Person und Zeit frei bestimmen. Bei dem geringsten
Fehltritt kommen sie wieder unter polizeiliche Aufsicht. Die Emancipation
gibt ihnen die vollständige Freiheit und sogar die Erlaubniß, die Colonie
zu verlassen. Bei größern oder kleinern Vergehen verurtheilt man die De-
portirten zum Straßenbau oder zu den sogenannten Penalstationen. Diese
sind sehr gefürchtet, weil es besondere, im Innern und auf der Insel Norfolk
gelegne Niederlassungen sind, wo die Sträflinge unter militärischer Aufsicht
zum Ackerbau :c. angehalten werden. Uebrigens soll in den australischen
Colonieen eine arge Sittenlostgkeit herrschen; Trunksucht, Liederlichkeit, Dieb-
stahl, Mord und Betrug sollen ziemlich gewöhnliche Erscheinungen sein.
Die Colonisten treiben vorzugsweise Landwirthschaft und Handel. Das
Klima ist dem Ackerbau und der Viehzucht, namentlich der Schafzucht sebr
günstig, welche in Neu-Südwales und Van-Diemens-Land so bedeutend ist,
daß bereits über llxo des gesammten Wollenbedarfs in den englischen Fabri-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Iv
allfällige Erweiterung oder Beschränkung desselben dem Ermessen des
Lehrers je nach dem Bedürfnisse der Klasse. Jede Seite enthält
Winke für ausführlichere Charakterbilder.
Die eingestreuten „Fragen zur Wiederholung" sollen 1) Dinge
zusammenstellen, welche sonst mehrfach hätten aufgeführt werden
müssen; 2) den Schüler zum Gebrauch der Karte streng anhalten,
und 3) seine ganze Thätigkeit zu Hause wohlmeinend überwachen.
Darum wurden auch in der ersten Abtheilung nur solche Fragen ge-
stellt, zu deren Beantwortung ein gesundes Auge oft allein ausreicht,
den spätern aber diejenigen aufbewahrt, für welche ein strengeres
Nachdenken oder reiferes Urtheil in Anspruch genommen wird.
Indem ich schließlich noch bemerke, daß bei Abfassung dieses
Lehrbuchs die besten Hülfsmittel benutzt wurden, und beim Gebrauch
desselben Liechtenstern's neuester Schulatlas vortreffliche Dienste
leisten wird, übergebe ich es mit dem Wunsche, es möge auch in
weitern Kreisen sich einer geneigten Beachtung würdig erweisen, dem
Urtheilsspruch gerechter Richter und dem Wohlwollen der studiren-
den Jugend.
Chur, am 29. März 1854.
vr. Cassian,
Prof, am Gymnasium und an der Realschule.
Vorrede zur zweiten Auflage.
Ist auch der Verfaffer dieses geographischen Lehrbuchs im All-
gemeinen den Grundsätzen treu geblieben, welche ihn bei der Aus-
arbeitung der ersten Auflage leiteten, so mußten doch bei dieser zweiten
nothwendige Verbesserungen vorgenommen, wünschenswerthe Erwei-
terungen gemacht und mancherlei Veränderungen angebracht werden.
Zunächst glaubte der Verfasser dem ethnographischen Elemente noch
mehr Rechnung tragen zu sollen, als in der ersten Austage geschehen
war. Dann überzeugte er sich, daß die gegebenen Fragen zur Wieder-
holung besser ans Ende der einzelnen Abtheilungen gesetzt würden.
Er hat diese Aufgaben vermehren zu sollen für angemeffen gefunden,
weil ihn die Erfahrung lehrte, daß durch dieselben nicht nur die
Vollständigkeit und Gründlichkeit des Wissens gefördert, sondern auch
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
224
2. Kaukasien
(7939 Q.-M. und 4,160,000 Einwohner)
umfaßt die Landstriche nördlich und südlich vom Kaukasus, wo die Lesghier,
Osseten, Mingrelier, Georgier, Tscherkessen und Tschetschenzen wohnen. Die
Bewohner des Gebirges sind meist Muhamedaner und widerstanden mit
Glück und Ausdauer den russischen Heeren, welche seit einer Reihe von
Jahren eifrigst bemüht waren, die Freiheit der tapferen Bergbewohner zu
brechen. Als die tapfersten und widerstandsfähigsten Stämme galten die
Tscherkessen und Tschetschenzen. 1859 fiel ihr Anführer Schamyl den Russen
in die Hände, wodurch die Tscherkessen theils den Russen sich zu unter-
werfen, theils auszuwandern veranlaßt wurden. Der Name Tscherkesse soll
Wegelagerer bedeuten. Die Bergvölker des Kaukasus treiben vorzugsweise
Viehzucht, sind gastlich und verachten die Bewohner der Ebene.
Die Tscherkessen zerfallen in mehrere Stämme, welche sich aus einzel-
nen Familien entwickelt haben und allmählich zu förmlichen Staaten heran-
gewachsen sind. Sie regeln ihre Angelegenheiten nach althergebrachter Sitte,
kennen keine geschriebenen Gesetze (die Kunst des Schreibens verstehen nur
sehr wenige unter ihnen) und bekennen sich zum Islam. Jeder Tscherkesse
hat sein eigenes Haus mit einem Nebenbau, wo der Fremde, sobald man
ihn für keinen russischen Spion hält, allezeit die beste Aufnahme findet.
Diese Gastfreundschaft üben alle Völker des Kaukasus. Die waffentragen-
den Männer sind frei und überlassen den Sklaven oder Leibeigenen, die
meist Kriegsgefangene sind, die Bestellung des Ackerbaues, die Hut der Heer-
den und die Besorgung der häuslichen Arbeiten. Die Mädchen gehen un-
verschleiert und genießen viele Freiheiten; die Frau nimmt den Schleier, ist
Eigenthum des Mannes und darf das Haus nicht verlassen. Sie kann den
Mann verklagen und sich von ihm trennen, wenn er ihre im Koran ver-
zeichneten Rechte antastet. Während die Mädchen zu Hause erzogen werden,
kommen die Knaben schon in frühester Jugend zu einem Pflegevater (Ata-
lik), damit sie nicht verzärtelt und verzogen werden. Bei diesem lernen sie
die Pferde satteln und Waffen führen, begleiten ihn auf allen seinen Zügen,
und werden erst durch ihre Verheirathung selbständig. Jeder Stamm ist
verantwortlich für seine Angehörigen. Ist ein Tscherkesse von einem Ange-
hörigen eines andern Stammes erschlagen worden, so muß der letztere für
den Mörder einstehen und die Missethat sühnen. Für den Todtschlag eines
Mannes hat er 200, für den Mord einer Frau 100 Ochsen zu ent-
richten. Das Urtheil spricht ein Schwurgericht von 12 Personen, wozu
die sechs ältesten unbescholtenen Männer aus jedem Stamme gewählt wer-
den. Das Urtheil der Geschwornen wird heilig gehalten, und sie haben
Gewalt über Leben und Tod, wenn ihr Spruch einstimmig ist. Der vor-
sätzliche Mord wird, ohne daß die vom Stamme zu leistende Sühne auf-
gehoben wird, mit dem Tode bestraft. Man hängt dem Mörder in solchem
Falle einen Stein um den Hals und wirft ihn in's Meer. Tie meisten
Vergehen werden durch Strafen gesühnt, welche in Ablieferung von Vieh
bestehen. Furcht vor Diebstahl kennt man da nicht, und darum stehen
Häuser und Ställe überall offen. Die Tscherkessen sind tapfer und mäßig.
Während sie zu Hause Gemüse und Schweinefleisch verpönen und Spieß-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Ii. Í5i¿ Berberei. 87¿
Scheik's stehen. Neger leben in diesem Lande als freie Leute;
zahlreich sind die Juden. Die herrschende Religion ist der
Islam; Christen dürfen sich nur in den Seestädten häuslich
niederlassen. Volksschulen finden sich in bedeutender Anzahl;
Lesen, Schreiben und der Koran werden in denselben gelehrt.
Auch einige höhere Lehranstalten sind vorhanden, und Fe;
besitzt eine Universität, genannt „das Hans der Weisheit",
von der sogar akademische Würden ertheilt werden. Die
Vuchdruckcrkunst ist noch unbekannt; die Schönschrcibekunst
aber wird in hohen Ehren gehalten. — Land bau, Viehzucht,
Jagd und Fischerei ernährt hauptsächlich die Bewohner; der
Gewcrbfleiß liefert grobes Wollcntuch, seidene Zeuge, Teppiche,
vortreffliches Leder, Töpfer-, Eisen- und Stahlwaaren. Die
besten Handwerker sind die Juden. Der Handel wird sowohl
zu Lande, als zur See getrieben. Die Ausfuhr besteht vor-
nehmlich in Wolle, Häuten, Wachs, Elfenbein, Strausfedern,
Gummi, Mandeln, Datteln und Getreide. Die Oiegierung
ist völlig despotisch; der Sultan, in Europa gewöhnlich
Kaiser genannt, führt den Titel „Beherrscher der Gläubigen"
und ist zugleich das Oberhaupt der Religion. Viermal wöchentlich
hält er öffentliche Sitzung, worin er Klagen und Bittschriften
annimmt und Recht spricht; aber Niemand wird ohne Geschenke
zu diesen Audienzen zugelassen. Die Provinzen werden durch
Khalifa's (Pascha's) verwaltet. Die Strafen für Ver-
brecher werden nach Willkühr bestimmt und sind äußerst
grausam; eine strenge Polizei herrscht sowohl in den Städten,
als auch auf dem Lande. — Die Einkünfte sollen über 6
Mill., die Ausgaben aber nur %l/2 Mill. Gulden betragen.
Die Heeresmacht ist gering und besteht nur aus etwa 80,000
Mann; im Kriege aber können leicht 100,000 Mann in's
Feld gestellt werden. Auch wird eine kleine Flotte unterhalten.
§. 1036. Das ganze Kaiscrthum besteht aus den zwei
Reichen Marokko und Fez, zu denen noch Besitzungen in
Biledulgcrid kommen. — i. Das Reich Marokko begreift
die Mitte des Landes. — Marokko (Marraksch), die
mit Mauern umgebene Hauptstadt des ganzen Kaifcrthuws
57*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Hans_der_Weisheit"
Extrahierte Ortsnamen: Europa Marokko Biledulgcrid Marokko
218 Allgemeine Erdkunde.
waltung der Staaten herrscht so viel Regelmäßigkeit als mit dem
Despotismus nur immer vereinbar ist. — In Japan war der
Da tri oder geistliche Kaiser ursprünglich Herrscher; der Oberbe-
fehlshaber seines Heeres, Kubo oder Seogun genannt, riß jedoch
im Jahre 1585 alle Macht an sich, und das Reich ist seitdem keine
Lheokratie mehr, obwohl der geistliche Kaiser noch vorhanden ist
und vom weltlichen hochgeehrt wird, sondern eine absolute Monar-
chie. Es giebt im Lande eine Menge Damios oder erblicher Für-
sten, große Lehensherren, die aber vom Seogun sehr abhängig sind.
8. 931. In Amerika waltet in allen Staaten, mit Ausnahme
des Kaiserthums Brasilien und des Diktatorats Paraguay, die
republikanische Regierungsform vor; die gesetzgebende
Gewalt gehört den im Eongresse versammelten Abgeordneten der
Würger, die vollziehende dem Präsidenten. In der politischen Geo-
graphie werden die Grundzüge der einzelnen Verfassungen berührt
werden.
§. 932. Der Charakter der absoluten Monarchie Euro-
pa's ist ein mehr oder weniger milder, je nach der Kulturstufe, welche
das beherrschte Volk einnimmt. In der eingeschränkten hat
der Fürst die vollziehende Gewalt und ernennt die Richter. Die
gesetzgebende Gewalt ist zwischen ihm und den Abgeordneten des
Volkes, oder in manchen Staaten gewisser Körperschaften, getheilt.
Ehe ein Gesetz in Kraft treten kann, müssen beide ihre Zustimmung
zu demselben gegeben haben. Außer den Abgeordneten des Volkes
giebt es in vielen Staaten noch eine zweite Versammlung, die mit
jenen gleiche Rechte hat, und wie in England und Frankreich in
manchen Fällen, z. B. Hochverrath, oberster Gerichtshof ist, auch
in den meisten Staaten über angeklagte Minister Recht zu sprechen
hat. Diese Körperschaft ist entweder erblich, wie in England das
Oberhaus oder Haus der Lords, oder der König ernennt, wie
in Frankreich, die Pairs auf Lebenszeit, oder es sitzen vom Für-
sten ernannte Mitglieder sowohl, als erbliche in der Versammlung,
wie in einigen deutschen Staaten, oder endlich die Mitglieder wer-
den aus gewissen Kategorien vom Volke gewählt, wie die Senato-
ren in Belgien. Diese das Volk oder gewisse Klassen desselben
vertretenden Körperschaften heißen in England Parlament, in
Spanien und Portugal Cortes, in Nordniederland General-
staaten, in Belgien und Amerika Kongreß, in Frankreich Kam-
mern, in Schweden Reichsstände, in Norwegen Storthing,
in Deutschland Landstände.
Religionen.
§. 933. Sämmtliche Religionen auf Erden zerfallen in zwei
große Abtheilungen, in solche nämlich, welche nur einen Gott, den
Schöpfer aller Dinge, annehmen, monotheistische Religionen,
wie das Judenthum, Christenthum und der Mohammedanismus,
oder sie sind polytheistische, d. h. sie nehmen mehr als einen
Gott an, wie das gesammte Heidenthum.
§. 934. Es giebt gegenwärtig auf Erden noch mehr als
400,000,000 Menschen, die sich zum Hcidenthume bekennen. Unter
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TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: B._Hochverrath
Extrahierte Ortsnamen: Japan Amerika Brasilien Paraguay England Frankreich England Frankreich Belgien England Spanien Portugal_Cortes Nordniederland Belgien Amerika Frankreich Schweden_Reichsstände Norwegen Deutschland
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Allgemeine Erdkunde.
schrecklichsten Unwissenheit. In manchen Grafschaften lernt von 500
Kindern nicht eines lesen und schreiben. In der irischen Mund-
art, welche auf dem Lande verbreiteter ist als das Englische, sind
nur wenige Bücher, und die Bibel ist darin noch nicht sehr lange
vorhanden.^ Auch im schottischen Hochlande und auf den Inseln
an den Küsten bekümmert man sich wenig um Unterricht.
§. 986. In Frankreich waren bis zum Jahre 1830 auch
beinahe zwei Drittel der Gesammtbevölkerung ohne alle Schuler-
ziehung; denn zwischen 16 bis 18,000,000 Menschen konnten
weder lesen noch schreiben; 1822 erhielten von mehr als 28,000,000
kaum 900,000 Unterricht, und noch im Jahre 1833 weigerten sich
einige Gemeinden, Elementarschulen zu gründen, und trieben die
von der. Regierung ihnen zugeschickten Lehrer aus dem Dorfe.
Seit einigen Jahren jedoch haben sich die Verhältnisse für den
Elementarunterricht günstiger herausgestellt.
§. 987. Die übrigen europäischen Staaten haben
wohl höhere Bildungsanstalten, z. B. Universitäten und dergleichen,
bekümmern sich jedoch um den Volksunterricht bei weitem weniger
als die Regierungen der oben genannten Länder. Die niederen
Klassen stehen daher, weil ihnen das erste Erforderniß zur höhern
Bildung, das Lesen, abgeht, auf einer sehr niedrigen Kulturstufe,
und sind von den höheren Ständen durch eine weite Kluft geschie-
den. Besonders ist dieses, wie schon angemerkt worden ist, der
Fall in Rußland, auch zum Theil in den altpolnischen Provinzen,
in welchen Ländern der Bauer leibeigen und wenig kultivirter ist
als manche Negerstämme. Die Regierung hat allerdings mehrma-
lige Befehle zur Errichtung von Dorfschulen ergehen lassen, allein
der unendlich degradirte Zustand, die Rohheit und Völlerei der
Massen, macht es zweifelhaft, ob dieselben befolgt worden sind.
§. 988. Aus der pyrenäischen Halbinsel war in Spa-
nien, bis vor einigen Monaten, die Erziehung in keinen guten Hän-
den, in denen ungebildeter oder fanatischer Mönche nämlich. In
Portugal ist seit der Austreibung Don Miguels der schon im
Jahre 1820 theilweise eingeführte wechselseitige Unterricht wiederher-
gestellt worden, und wird gute Früchte tragen. Im südlichen
Italien ist ein Mensch aus den niederen Ständen, der lesen kann,
eine Seltenheit; im Kirchenstaate ist für Elementarunterricht
besser, in Toskana und den österreichischen Provinzen gut
gesorgt, in den sardinischen Staaten aber geht der Wahnsinn
der Regierung so weit, daß Jeder, der sich unterrichten lassen will,
erst von den Behörden einen Erlaubnißschein erwirken muß. Die
Ertheilung eines solchen hängt ganz von der Willkühr der Beamten
ab, und wird häufig, wenn der Nachsuchende nicht ein gewisses
Vermögen aufweisen kann, verweigert. Wer lesen oder schreiben
kann, meinen sie dort, könne vielleicht ein unruhiger Kopf werden.
§. 989. In den von den Spaniern und Portugiesen gegründeten
Kolonien, in Süd-Amerika und Mexico nämlich, sind Kenntnisse
noch weniger verbreitet als im Mutterlande. Das Volk ist höchst
unwissend und oft ist auf viele Meilen weit in_ der Runde gar
keine Schule vorhanden. Im Jahre 1834 wollte die Negierung von
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rußland Portugal Italien Toskana Süd-Amerika